Spiritualität in Psychologie und Persönlichkeitstrainings


Referat (Ausarbeitung), 2003

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Was ist Spiritualität und welchen Sinn hat spirituelle Praxis

2 Zur Beziehung zwischen Arbeit und Spiritualität
2.1 Zum Begriff Arbeit
2.2 Zur Ausgangslage
2.3 Ziele einer Spiritualität der Arbeit

3 Ansätze zur konkreten Verwirklichung
3.1 Meditationsvorschlag
3.2 Fragebogen

4 Schlussbetrachtung

5 Literaturverzeichnis

„Die Möglichkeiten und Herausforderungen im Geschäftsleben der letzten 20 Jahre waren geprägt durch die Anwendung von Informationstechnologie. Die nächsten 20 Jahre werden geprägt sein durch die Anwendung des Bewusstseins.“ (Michael Rennie)

„Die grundlegende Aufgabe von Unternehmensleitern ist es, den menschlichen Geist zu befreien, der Initiative, Kreativität und unternehmerisches Denken erst möglich macht.“ (Christopher A. Bartlett & Sumantra Ghoshal)

„Ich denke, die meisten von uns suchen nach ihrer Berufung, nicht nach einem Job. Die meisten von uns haben einen Job, der viel zu klein ist für ihren Geist. Jobs sind für Menschen nicht groß genug.“ (Studs Terkel)

„Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die Natur.“ (John Locke)

„Gehe in deiner Arbeit auf, nicht unter.“ (Jacques Tati)

„Der Zweck der Spiritualität ist nicht, der Arbeit zu dienen. Es ist vielmehr der Zweck der Arbeit, der Spiritualität zu dienen.“ (Ace Remas)

„Die Herausforderung besteht darin, deinen Job groß genug zu machen, um dir zu geben, was dein Geist braucht.“ (Brian Dumaine)

„Unser Zeitalter hat seine eigene spezielle Mission...die Kreation einer Zivilisation, die auf die spirituelle Natur der Arbeit aufbaut.“ (Simone Weil)

„Der Ideenreichtum des menschlichen Geistes ist absolut unbegrenzt. Alles was Sie zu tun haben, ist, dieses Wissen zu nutzen.“ (Jack Welch)

1 Was ist Spiritualität und welchen Sinn hat spirituelle Praxis ?

Spiritualität lässt sich nicht kennzeichnen als ein fester Begriff, dem bestimmte Merkmale eindeutig zugeordnet werden können, vielmehr meint das Wort eine subjektive Erfahrung und Wirklichkeitsdeutung des Menschen, welche hervorgerufen wird durch eine bewusst vom Glauben getragene geistige Orientierung und Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben. Aufgrund dieses individuellen Charakters kann es zu zahlreichen verschiedenen Definitionen von Spiritualität kommen, was die Ergebnisse einer Befragung von Führungskräften und Managertrainern im Raum des Bildungswesens der Mercedes – Benz AG zu diesem Thema verdeutlichen: Aufgrund des Vorhabens, Spiritualität dort in die berufliche Bildung zu integrieren, wurde die persönliche Auffassung einiger Mitarbeiter zum Thema Spiritualität erfragt. Anhand deren jeweils andersartigen, vielgestaltigen und sogar ansatzweise gegensätzlichen „Deutungsmustern“[1] lässt sich Spiritualität als Gegenstand subjektiver Begegnung erkennen.

So wurde Spiritualität u.a. definiert als:

- „Hingabe an Werte (bzw. Ideen oder Institutionen)“[2], welche „ein ekstatisches, leidenschaftliches Moment und ein Moment der Verleugnung der eigenen Person“[3] beinhaltet
- „Auseinandersetzung mit dem Horizont, vor dem das einzelne, alltäglich Konkrete erst Gestalt gewinnt“[4]
- „Kerndimension des Personalen“[5], die auftaucht, wenn Aspekte wie „,Werte / Einstellungen’, ,Sinn’, ,Vertrauen’, ,Selbstannahme’“[6] berührt werden
- „Auseinandersetzung mit Erfahrungen von Grenzen, von Stärken und Schwächen, von Zulassen und Vertrauenkönnen und von Wachsen“[7]

Bedeutsam erscheint hierbei, dass es sich bei der spirituellen Auseinandersetzung trotz der Verschiedenheit der oben als Beispiele erwähnten Aussagen allgemein betrachtet gewisser-

maßen um einen Gegenpol zu der in modernen Gesellschaften vorherrschenden materia-

listisch – mechanischen Weltsicht handelt.

Detaillierter betrachtet lässt sich Spiritualität auch ausdrücken als die Suche nach einem übergeordneten Sinn des menschlichen Lebens, den jeder Mensch individuell mit sich selbst ausmacht.

„Die Suche entsteht häufig aus einem inneren Verlangen, die ,Schleier’ vor unseren Augen wegzuziehen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt, warum wir wie im Schlaf und ohne Sinn durch das Leben taumeln.“[8]

Der Mensch steht der Schöpfung gegenüber, hat gewissermaßen sein Schicksal zu erfüllen, eine Arbeit zu leisten. Er ist eingebunden in eine bestimmte Gesellschaft, die ihm Rechte, aber auch Regeln und Pflichten zuweist und so zu einem großen Teil sein Menschsein mitbestimmt. Dennoch sind auch grundlegende Fragen eines „spirituellen Ichs“[9] eng mit dem Menschsein verknüpft. Hierbei handelt es sich um Sinnfragen, die Leben und Tod betreffen, und auf die sich in der rein rationalen Umwelt des Menschen keine Antworten finden lassen.

Fragen solcher Art können u.a. sein:

- „Wer bin ich?
- Warum bin ich?
- Welchen Sinn hat mein Dasein?“[10]

Spirituelle Praxis nun meint also eine Begegnung, Anerkennung und Auseinandersetzung des Menschen mit dieser Thematik mit dem Ziel, zu einer letzten Orientierung und zu Einheitserfahrungen des Menschen mit sich selbst und seiner Stellung in der Schöpfung zu gelangen. „Hinter der Erforschung der Wirklichkeit steckt das Suchen des Menschen nach einem Sinn für sein Leben. Es reicht nicht zu sehen, dass wir materialisierte ,Geistwesen’ sind, sondern wir wollen wissen, ob diese Tatsache eine Bedeutung hat, warum wir leben und lieben, kämpfen und leiden.“[11]

Spirituelles Streben ist grundsätzlich eng mit dem menschlichen Leben verknüpft, es ist

„nichts anderes als das Streben nach der Verwirklichung einer potentiellen Anlage im Menschen, die nur erkannt und entwickelt werden muss“[12] ; schon immer haben Menschen nach sich und ihrer „Stellung im Ganzen der Existenz“[13] gefragt. Demnach kann ein Sich-Einlassen auf Spiritualität auch prinzipiell verstanden werden als eine Arbeit des Menschen an, sich selbst’, welche die Absicht verfolgt, „auf ein ,höheres’ Sein vorzu-

bereiten oder dieses zu erschaffen.“[14] Anders ausgedrückt: „Die spirituelle Praxis ist keine Aufwärmübung, sondern ein Selbstzweck, ein Tun, das uns innerlich verändert und auf andere ausstrahlt.“[15]

Das spirituelle Leben des Menschen „umfasst alle Aspekte des Liebes-, Familien- und Berufslebens“[16] ; es bestimmt, wer wir wirklich sind. Manche Menschen haben spirituelle Praktiken als Ausdruck ihrer religiösen Identität in ihr tägliches Leben integriert, somit kann Spiritualität durchaus als „Gestalt der Religiosität des Menschen unter den Bedingungen der Neuzeit“[17] betrachtet werden. Andere jedoch vermeiden spirituelle Praktiken, da für sie hiermit Schuld- und Pflichtgefühle verbunden sind.

Dabei aber zeichnen sich spirituelle Handlungsweisen nicht durch eine automatische Befolgung von Vorschriften aus, vielmehr liegt ihr Sinn in der Entwicklung eines Bewusstseins für das Heilige. Und obwohl viele Praktiken vor einem traditionellen Hintergrund stehen, gibt es dennoch auch zahlreiche solcher, die unabhängig von einer Religionszugehörigkeit u.ä. ausgeübt werden können.[18]

So kommt auch einer spirituellen Praxis am Arbeitsplatz eine immer größere Bedeutung zu, worauf im weiteren Verlauf noch genauer eingegangen werden soll.

2 Zur Beziehung zwischen Arbeit und Spiritualität

2.1 Zum Begriff Arbeit

Die ideelle Grundeinstellung eines Menschen zu Arbeit und Beschäftigung prägt die Spiritualität seiner Arbeit. Hierbei spielen einige allgemein an das Phänomen der Arbeit gebundene Aspekte eine Rolle:

a) Arbeitswert

Ein solcher hängt ab von dem persönlichen Stellenwert, den der Mensch einer Arbeit beimisst, wobei sich zahlreiche Möglichkeiten ergeben:

So kann Arbeiten individuell verschieden als Pflicht, Belastung oder gar Ausbeutung, als „unter dem Druck ökonomischer und technischer Rationalität“[19] empfunden werden; gleichsam jedoch kann spezielles Handeln auch zu subjektiver Befriedigung, Selbstverwirklichung sowie zu der Entdeckung eigener Fähigkeiten beitragen. Aus dieser Ambivalenz lässt sich die Unmöglichkeit ableiten, jegliche Art von Arbeit mit jeder anderen vergleichen bzw. aufwiegen zu können.[20]

b) Arbeitskonzepte

Bei diesen lässt sich zwischen einem „engen“[21] und einem „weiten“[22] Arbeitsbegriff differenzieren. Während erster lediglich monotone, „mühselige und unattraktive“[23] Tätigkeiten einschließt, kann ein weiter Arbeitsbegriff jegliche Formen körperlichen, geistigen, künstlerischen und sowohl theoretischen als auch praktischen Wirkens in Beruf und Freizeit meinen.[24]

c) Subjektive und objektive Komponenten

Bei Arbeit lässt sich der Blick sowohl auf subjektive als auch auf objektive Komponenten werfen: Während eine objektive Betrachtung sich primär auf das Arbeitsresultat, -ziel bzw. auf das zu bearbeitende Objekt richtet und demnach als „Behandeln von etwas“[25],

[...]


[1] Götz, K. / Philipp, T.: Berufliche Bildung und Spiritualität (Gedanken über Spiritualität im Raum des Bildungswesens der Mercedes – Benz AG), in: ZS für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 3, 1993, S. 312.

[2] Ebd. S. 314.

[3] Ebd.

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Martin, Bruno: Handbuch der spirituellen Wege, Eine Entdeckungsreise, Sphinx Verlag, Basel 1993. S.40.

[9] Richmond, Lewis: Arbeit und Spiritualität, Ein buddhistischer Weg zu innerem Wachstum und Zufriedenheit im Beruf, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2000. S.31.

[10] Ebd.

[11] Martin, Bruno: Handbuch der spirituellen Wege, Eine Entdeckungsreise, Sphinx Verlag, Basel 1993. S.34.

[12] Martin, Bruno: Handbuch der spirituellen Wege, Eine Entdeckungsreise, Sphinx Verlag, Basel 1993. S. 35.

[13] Götz, K. / Philipp, T.: Berufliche Bildung und Spiritualität (Gedanken über Spiritualität im Raum des Bildungswesens der Mercedes-Benz AG), in: ZS für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 3, 1993. S. 313.

[14] Martin, Bruno: Handbuch der spirituellen Wege, Eine Entdeckungsreise, Sphinx Verlag, Basel 1993. S. 35.

[15] Richmond, Lewis: Arbeit und Spiritualität, Ein buddhistischer Weg zu innerem Wachstum und Zufriedenheit im Beruf, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2000. S. 29.

[16] Ebd. S.31.

[17] Götz, K. / Philipp, T.: Berufliche Bildung und Spiritualität (Gedanken über Spiritualität im Raum des Bildungswesens der Mercedes-Benz AG), in: ZS für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 3, 1993. S. 313.

[18] Vgl. Richmond, Lewis: Arbeit und Spiritualität, Ein buddhistischer Weg zu innerem Wachstum und Zufriedenheit im Beruf, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2000. S. 30.

[19] Isenberg, Reinhard: Spiritualität und Arbeit, in: Institut für Spiritualität Münster (Hg.): Grundkurs Spiritualität, Öffne deine Augen, neige dein Ohr, löse deine Zunge und erschließe dein Herz, Verlag Kath. Bibelwerk, Stuttgart 2000. S. 270.

[20] Vgl. Schütz, Ch. (Hg.): Praktisches Lexikon der Spiritualität, Herder Verlag, Freiburg 1998. S. 53.

[21] Ebd.

[22] Ebd.

[23] Ebd.

[24] Vgl. ebd.

[25] Ebd. S. 54.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Spiritualität in Psychologie und Persönlichkeitstrainings
Hochschule
Universität Münster
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V35752
ISBN (eBook)
9783638355742
Dateigröße
558 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spiritualität, Psychologie, Persönlichkeitstrainings
Arbeit zitieren
Katrin Wolfmeyer (Autor:in), 2003, Spiritualität in Psychologie und Persönlichkeitstrainings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35752

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