Gründe, Konsequenzen und Kontroversen in der Scheidungsangelegenheit von Heinrich IV. und Bertha von Turin


Hausarbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Zur Vorgeschichte
2.1Bertha von Turin
2.2Umstände der Vermählung

3.Der Scheidungsantrag
3.1 Heinrichs Anfrage auf der Wormser Synode
3.2 Klärung der Angelegenheit auf der Frankfurter Synode

4.Die Jahre danach: Eine unglückliche Ehe?

5.Vergleich mit anderen zeitgleichen Scheidungsanträgen
5.1Ekbert von Braunschweig
5.2 Rudolf von Schwaben

6.Fazit

7.Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Wissenschaftliche Literatur

1. Einleitung

Bertha von Turin begegnet einem in Quellen und der Geschichtsschreibung meist nur im Zusammenhang mit ihrem Ehemann Heinrich IV. und dessen Plan, sich 1069 von ihr scheiden zu lassen. Die Ehe der beiden war zu diesem Zeitpunkt erst drei Jahre jung.1 Diese Hausarbeit soll deshalb unter anderem der Frage nachgehen, warum Heinrich so schnell auf eine Scheidung bestand.

Dazu wird zunächst etwas über die Vorgeschichte erläutert, indem etwas über die Person der Bertha von Turin erklärt wird und die Umstände der Vermählung aufgeklärt werden. Anschließend wird der Scheidungsantrag mithilfe der vorliegenden Quellen nachvollzo- gen und im selben Zuge die Glaubwürdigkeit dieser Quellen untersucht. Zudem werden an dieser Stelle Beweggründe für die Scheidung erläutert werden. Im Anschluss wird die Ehe in den Jahren nach dem gescheiterten Antrag analysiert und der Frage nachge- gangen werden, ob diese tatsächlich so unglücklich war, wie man nach so einem Vorfall vermuten könnte.

Zuletzt wird die Angelegenheit mit zwei ähnlichen zeitgleichen Vorfällen verglichen: Heinrichs Schwager Rudolf von Schwaben und ein weiterer Verwandter, Ekbert von Braunschweig, wollten sich nämlich ebenfalls von ihren Frauen scheiden lassen. Des- halb wird untersucht werden, inwieweit dies einen eventuellen Einfluss auf Heinrich hatte.

Als wichtigste aktuelle Forschungsliteratur zu diesem Thema werden zu dieser Arbeit unter anderem die Werke von CLAUDIA ZEY2, ELKE GOEZ3 und HANS LORENZ4 hinzugezogen. Generell ist zu der Person der Bertha von Turin aber wenig erforscht.

Außerdem werden drei verschiedene Quellen, die es zu diesem Thema gibt, in diese Ar- beit mit einfließen, nämlich die von Lampert von Hersfeld5, Bruno von Merseburg6 und die Annales Altahenses7. Außerdem existiert noch eine vierte Quelle zu diesem Thema, nämlich einen Brief vom Erzbschof Siegfried von Mainz an den Papst Alexander II., sodass die Quellenlage als recht aufschlussreich bewertet werden kann.

2. Zur Vorgeschichte

2.1 Bertha von Turin

Bertha von Turin, auch „Bertha von Susa“ genannt, ist wahrscheinlich zwischen 1051 und 10548 als die Tochter von Otto von Savoyen und Adelheid von Turin geboren wor- den. Das genaue Geburtsdatum ist unklar; die Neue Deutsche Biographie datiert es aber auf den 21.09.1051.9

Nachdem Heinrich III. sie 1055 von seinem Italienzug mitgebracht hatte, wurde sie noch am Weihnachtsfest im selben Jahr mit dem 4-jährigen Heinrich IV. verlobt.10 An- schließend wurde sie offenbar zusammen mit Heinrich und seinen Schwestern am sali- schen Königshof großgezogen, wovon mehrere gemeinsame öffentliche Auftritte Hein- richs und Berthas vor ihrer Hochzeit zeugen.11 Auch als Heinrich nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1062 von einer Gruppe Fürsten unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Köln entführt wird und diese in seinem Namen regieren12, scheint Bertha am Hof zu bleiben. Von 1066 bis 1068 wird sie oft in Urkunden an Heinrichs Seite erwähnt, danach tritt dies allerdings zurück13, was auf eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen den beiden deuten lässt. Generell ist zu dem Verhältnis zwischen Bertha und Heinrich vor ihrer Hochzeit nichts bekannt.14

Insgesamt ist sehr wenig von Bertha überliefert; außer im Zusammenhang mit der Scheidung tritt sie sehr selten auf. Sie weist wenig Eigeninitiative auf, über ihr Gefolge ist nichts bekannt und auch im berühmten Investiturstreit zwischen Heinrich IV. und dem Papst zeigt sie keine Stellung.15 Somit ist sie das komplette Gegenteil zu ihrer Mutter Adelheid, die eine der mächtigsten Persönlichkeiten Oberitaliens darstellte.16 Da sie aber schon in sehr jungen Jahren ihr Elternhaus verließ, konnten die Salier sie am Hofe nach ihren Vorstellungen erziehen und ihre Persönlichkeit formen. Bertha starb am 27.12.1087 im Alter von etwa 36 Jahren.17

2.2 Umstände der Vermählung

Als Heinrich III. Bertha 1055 von seinem Italienzug mitbrachte, war sein Plan klar: Ber- tha sollte seinen Sohn heiraten und so mit ihrer Familie als Gegengewicht zu Beatrix von Canossa und deren Gemahl Gottfried dem Bärtigen aufgebracht werden, mit dem Heinrich verfeindet war.18 Heinrich hatte nämlich zuvor Beatrix und ihr Kind gefangen genommen und Gottfried war untergetaucht, sodass ein Machtvakuum in Oberitalien entstand. Dieses Machtvakuum sollte Berthas Familie füllen, um Oberitalien für das sa- lische Königshaus zu sichern.19

Heinrich hatte schon damals die Hochzeit von Berthas Eltern in die Wege geleitet, so- dass man vermuten kann, dass er schon dort den Plan hegte, die späteren Kinder einmal zu verheiraten. Diese Vermutung wird durch die sehr frühe Verlobung der beiden Kinder verstärkt.20 Auch die Eheschließung von Heinrichs III. beiden Töchtern waren reichspo- litisch geplant worden.21

Noch vor der Hochzeit wurde Bertha im Juni 1066 in Würzburg zur Königin gekrönt und noch im selben Sommer, am 13.7.106622, fand die Hochzeit in Ingelheim und Tribur statt.23 Aufgrund einer schweren Krankheit Heinrichs IV. wurde die Eheschließung wohl beschleunigt.24

3. Der Scheidungsantrag

3.1 Heinrichs Anfrage auf der Wormser Synode

Nur 3 Jahre später, nach Pfingsten im Jahre 1069, stellte der damals 18 jährige Heinrich auf der von ihm einberufenen Wormser Fürstenversammlung den Antrag, sich von seiner Frau scheiden lassen zu dürfen.25

Laut dem Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld26 verhandelte Heinrich, bevor er den Antrag vor den versammelten Fürsten stellte, mit dem anwesenden Erzbischof Sieg- fried von Mainz. Heinrich hätte diesen um Hilfe gebeten und ihm versprochen, sich un- terzuordnen und zu gehorchen; außerdem wollte er die Thüringer zwingen, zukünftig den Zehnt zu entrichten. Der Bischof habe daraufhin Heinrich seine Unterstützung zu- gesagt.27 Ob diese Aussage Lamperts glaubwürdig ist, ist umstritten; in den Annales Al- tahenses28 taucht diese Verhandlung zwischen Siegfried und Heinrich nicht auf und auch in einem Brief von Siegfried an den Papst versichert dieser, dass er Heinrich entschie- den entgegengetreten sei und ihm mit dem Kirchenbann gedroht habe.29 Laut GIESEBRECHT30 ist die Aussage Lamperts glaubwürdig, denn der Erzbischof habe sich wahrscheinlich nicht getraut, sich Heinrich zum Feind zu machen und ihn direkt abzu- weisen. Widersprüchlich hingegen ist, dass Heinrich nichts zur Erfüllung seines Ver- sprechens einleitete, obwohl doch sein momentan größter Wunsch davon abhing.31 Auf-

[...]


1 GOEZ, Elke, Bertha von Turin, in: Die Kaiserinnen des Mittelalters, hg. von Amalie Fößel, Regensburg 2011, S. 149.

2 ZEY, Claudia, Frauen und Töchter der salischen Herrscher. Zum Wandel salischer Heiratspolitik in der Krise, in: Die Salier, das Reich und der Niederrhein, hg. von Tilman Struve, Köln 2008, S. 47-98 und ZEY, Claudia, „Scheidung“ zu Recht? Die Trennungsabsicht Heinrichs IV. im Jahr 1069, in: Von Sachsen nach Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. Festschrift für Wolfgang Giese zum 65. Geburtstag, hg. von Hubertus Seibert und Gertrud Thoma, München 2004, S. 163-183.

3 Siehe Fußnote 1.

4 LORENZ, Hans, Bertha und Praxedis. Die beiden Gemahlinnen Heinrichs IV., Halle-Wittenberg 1911.

5 Lampert von Hersfeld, Annales, ed. Oswald Holder-Egger (Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 38), Hannover 1894, S. 1-304.

6 Brunonis de bello Saxonico liber, ed. Wilhelm Wattenbach (Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 15), Hannover 1880.

7 Annales Altahenses Maiores, ed. Edmund von Oefele (Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 4), Hannover 1891.

8 Vgl.: GOEZ, Bertha, S. 147.

9 Vgl.: NITSCHKE, August, Art. „Bertha von Turin (von Susa), Gemahlin Heinrichs IV.“, in: Neue Deutsche Biographie Bd.2, Berlin 1953, S. 150.

10 GOEZ, Bertha, S. 147.

11 ZEY, Frauen und Töchter, S. 74.

12 KÜHNLE, Nina, Heinrich IV. (1056-1106) und Bertha von Turin (†1087). Kampf an allen Fronten, in: Des Kaisers letzte Kleider. Neue Forschungen zu den organischen Funden aus den Herrschergräbern im Dom zu Speyer, hg. von Melanie Herget, München 2011, S. 178.

13 LORENZ, Bertha, S. 25-26.

14 ZEY, Frauen und Töchter, S. 72.

15 Vgl.: GOEZ, Bertha, S. 155.

16 ZEY, Frauen und Töchter, S. 74.

17 NITSCHKE, Bertha, S. 150.

18 GOEZ, Bertha, S. 147.

19 Ebd., S. 148.

20 LORENZ, Bertha, S. 9.

21 ZEY, Frauen und Töchter, S. 66.

22 NITSCHKE, Bertha, S. 150.

23 GOEZ, Bertha, S. 149.

24 LORENZ, Bertha, S. 13.

25 ZEY, Scheidung, S. 163.

26 Lampert, Annales, S. 105-107.

27 Ebd.

28 Vgl.: Annales Altahenses, S. 77-78.

29 ALTHOFF, Gerd, Heinrich IV. Gestalten des Mittelalters und der Renaissance, Darmstadt 2006, S. 73.

30 LORENZ, Bertha, S. 30.

31 Ebd., S. 32.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gründe, Konsequenzen und Kontroversen in der Scheidungsangelegenheit von Heinrich IV. und Bertha von Turin
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,3
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V356630
ISBN (eBook)
9783668424708
ISBN (Buch)
9783668424715
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gründe, konsequenzen, kontroversen, scheidungsangelegenheit, heinrich, bertha, turin
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Gründe, Konsequenzen und Kontroversen in der Scheidungsangelegenheit von Heinrich IV. und Bertha von Turin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356630

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