Natur- und Phantasieschilderungen in der Biedermeier-Epoche. Eine Analyse von Annette von Droste-Hülshoffs "Der Knabe im Moor"


Hausarbeit, 2016

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Über Annette von Droste-Hülshoff

3. Einordnung der Ballade „Der Knabe im Moor“ in die „Heidebilder“

4. Gedichtanalyse

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schon seit Generationen von Jahren, zieht uns die Literatur in ihren Bann. Losgelöst von allem Zeitlichen, birgt sie einen Ort des Rückzugs und der Erholung in einer Gesellschaft, in dem der Alltag immer schnelllebiger wird. Heute wie damals, schafft die Lyrik einen Raum, in dem sich der Geist frei entfalten kann und der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind.

Annette von Droste-Hülshoff, zu Lebzeiten eine noch fast unbekannte Persönlichkeit, gilt heute als die größte deutsche Dichterin aller Zeiten. Das Seminar „Annette von Droste-Hülshoff – Dichtung und Erzählkunst zwischen Romantik und Realismus“, zu dem diese Seminararbeit angefertigt wurde, beschäftigte sich in erster Linie mit dem Leben und den Werken der Dichterin. Darüber hinaus wurden aber auch epochale Aspekte, wie die Biedermeierzeit thematisiert und auf gesellschaftliche, sowie politische Besonderheiten dieser Zeit eingegangen.

Die vorliegende Arbeit soll die Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff thematisieren. Hierbei soll das Augenmerk insbesondere auf den Natur- und Phantasieschilderungen des Gedichtes liegen. Zudem soll versucht werden die Frage zu beantworten, inwieweit ein kindlicher Schauer durch die Ballade vermittelt wird und wie dieser gegebenenfalls im Zusammenhang mit dem Leben der Annette von Droste-Hülshoff steht.

Um eine grobe Orientierung zu ermöglichen, werde ich zunächst auf Grundlage einiger ausgewählter Biographien, auf das Leben der Dichterin eingehen, um das künstlerische Genie der Person angemessen zu beleuchten. Anschließend werde ich eine Einordnung der Ballade in die „ Heidebilder “ vornehmen, um einen fließenden Einstieg in die Gedichtanalyse zu ermöglichen. Darauf aufbauend, werde ich mich mit der konkreten Analyse der Ballade beschäftigen, in der auf den Aspekt des kindlichen Schauers näher eingegangen werden soll, um zuletzt einen zusammenfassenden Überblick über die Thematik zu geben.

2. Über Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff wurde am 10. (12.) Januar 1797, als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff, auf dem Wasserschloss Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei Münster geboren. Sie wuchs wohlbehütet in der Abgeschiedenheit der westfälischen Adelswelt auf, hatte aber schon in jungen Jahren, bedingt durch ihre frühe Geburt, mit zahlreichen Krankheiten zu kämpfen. Insgesamt war Annettes Kindheit und ihr späteres Leben vor allem von dem westfälischen Regionalismus, dem Katholizismus und dem Traditionalismus des Landadels geprägt (vgl. Freund 2011, S. 7 ff.).

Schon sehr früh begann Droste erste Gelegenheitsgedichte zu schreiben, sodass man bereits im Jahre 1809 über ihre Begabung in Münster sprach (vgl. Droste-Portal). Als einer ihrer ersten Förderer wird Anton Mathias Sprickmann genannt, der sich schon früh für ihre Werke interessierte. Im Alter von 19 Jahren, legte sie dem älteren Dichter und Jurist ihr erstes großes Gedicht mit dem Titel „Unruhe“ vor, das einen von Drostes Grundkonflikten zum Thema hatte, nämlich ihr Ringen zwischen Anpassung und Selbstbehauptung (vgl. Freund 2011, S. 20 f.). Ihre weitere Jugendzeit war von den engen Grenzen des Elternhauses geprägt, denen sie nur selten entfliehen konnte. Abwechslung erhielt Annette von Droste-Hülshoff nur durch kleinere Ausflüge in die Umgebung oder die Besuche auf Schloss Bökerhof, dem Wohnsitz ihrer Verwandtschaft (vgl. Beuys 2009, S. 9 ff.).

Im Jahre 1826 starb plötzlich und unerwartet Drostes Vater, woraufhin ihr Bruder Werner den Familienbesitz übernahm. Annette zog zusammen mit ihrer Schwester Jenny und ihrer Mutter auf den neuen Wohnsitz Haus Rüschhaus bei Nienberge, in der Nähe von Münster. Hier lebte sie ein eher abgeschiedenes Leben und widmete sich in dieser Zeit auch verstärkt ihrem zweiten Talent, der Musik. Ab den 30er Jahren unternahm Annette vermehrt Reisen an den Rhein, schloss neue Freundschaften und nahm ausgiebig am gesellschaftlichen Leben teil. 1838 schließt sich ihre erste große Schaffensphase mit der Veröffentlichung einiger biedermeierlicher Texte im Aschendorff-Verlag.

In der Folgezeit lernte Droste den 17 Jahre jüngeren Levin Schücking kennen, der sie an die Literatur der Zeit heranführte und mit dessen Hilfe auch ihre Novelle „Die Judenbuche“ im Jahre 1842 veröffentlicht wurde. Im selben Jahr unternahm Annette von Droste-Hülshoff zusammen mit Levin Schücking ihre zweite Reise auf die Burg Meersburg am Bodensee, auf der inzwischen ihre Schwester Jenny lebte. In dieser Zeit erfuhr sie eine Phase höchster Inspiration, in deren Verlauf fast jeden Tag ein neues Gedicht entstand, sodass innerhalb kürzester Zeit der Stoff für einen Gedichtband zur Verfügung stand (vgl. Droste-Portal). Obwohl einige Gedichttitel eindeutig auf Annette von Droste-Hülshoffs Zeit am Bodensee verweisen, entstanden bei ihren Besuchen auf der Meersburg die meisten Gedichte über ihre Heimat, wie zum Beispiel „Die Heidebilder“ oder „Die westfälischen Schilderungen“. Mit dem Honorar für ihren Gedichtband, ersteigerte Annette von Droste-Hülshoff im Jahre 1843 das „Fürstenhäusle“ am Bodensee. Im Folgejahr kehrte sie ein letztes Mal in ihre Heimat zurück und verfasste in der Rüschhauser Abgeschiedenheit weitere literarische Texte. 1846 reiste sie ein letztes Mal nach Meersburg, wo sie am Nachmittag des 24. Mai auf der Meersburg verstarb.

„Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.“ (Annette von Droste-Hülshoff)

3.Einordnung der Ballade „Der Knabe im Moor“ in die „Heidebilder“

Die „Heidebilder“, die Annette von Droste-Hülshoff von Oktober 1841 bis Juli 1842 bei ihrem ersten Aufenthalt in Meersburg verfasste, umfassen insgesamt 12 Gedichte. Sie bezieht sich mit dieser Gedichtreihe auf den Landschaftsbegriff der Heide, ein locker bewachsenes Gelände, das zugleich auch als Weideland dienen konnte und charakteristisch für ihre Heimat, das Münsterland, ist. Insgesamt sind die „Heidebilder“ sehr offen gestaltet, so reicht die Spannweite von detailgenauen Landschaftsbeschreibungen wie „Die Jagd“ über idyllische Szenen („Das Haus in der Heide“) bis zu balladenartigen Schauerstücken, wie „Der Knabe im Moor“.

Auch im Hinblick auf den Strophenbau, Versmaß und das Reimschema ist die Varianz der Gestaltungsprinzipien sehr hoch. Nichtsdestotrotz zeigt aber auch die wohldurchdachte Anordnung der Gedichte, dass es noch andere Kriterien gab, auf die Annette von Droste-Hülshoff sehr viel Wert legte. So steht zum Anfang der Reihe ein Morgengedicht und ein Nachtgedicht zum Schluss. Die ungetrübte freundliche Stimmung zu Beginn der „Heidebilder“ verdüstert sich zum Ende hin zunehmend und erreicht mit dem „Knaben im Moor“ den schaurigen Höhepunkt.

Aus einem ihrer früheren Briefe geht hervor, „daß ihr die Heidebilder als Gruppe am besten gelungen seien“ (vgl. Heselhaus 1959, S.145). Mit dem Bezug zur heimischen Landschaft folgt Annette zwar einem Trend ihrer Zeit, sie bricht ihn gleichzeitig aber auch wieder auf, da sie mit ihrem lyrischen Realismus die biedermeierlichen und restaurativen Tendenzen widerlegt (vgl. Heselhaus 1971, S. 253-255). Sie hat mit den „Heidebildern“ versucht, die Elemente der westfälischen Landschaft mit ihrer Kritik am Menschen und der Gesellschaft im Allgemeinen zu verbinden, um die Sinne des Lesers dahingehend zu sensibilisieren, hinter einer realistischen Beschreibung mehr als nur das Abgebildete zu sehen.

„Der Knabe im Moor“ ist das letzte und zugleich düsterste Gedicht der „Heidebilder“. Interessant ist hierbei, dass es zunächst gar nicht für die Gruppe der „Heidebilder“ vorgesehen war und erst im Inhaltsverzeichnis für die Ausgabe von 1844 auftaucht (vgl. Heselhaus 1971, S. 253). Aus den Meersburger Konzeptblättern geht jedoch hervor, dass Annette von Droste-Hülshoff den „Knaben im Moor“ bereits im September 1841, bei ihrem ersten Besuch auf Schloss Meersburg, als eines der ersten Gedichte der Reise verfasst haben muss (vgl. Heselhaus 1959, S. 147).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Natur- und Phantasieschilderungen in der Biedermeier-Epoche. Eine Analyse von Annette von Droste-Hülshoffs "Der Knabe im Moor"
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V355673
ISBN (eBook)
9783668414068
ISBN (Buch)
9783668414075
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Annette von Droste-Hülshoff, Biedermeier, Der Knabe im Moor, Naturmotiv
Arbeit zitieren
Dominik Hey (Autor:in), 2016, Natur- und Phantasieschilderungen in der Biedermeier-Epoche. Eine Analyse von Annette von Droste-Hülshoffs "Der Knabe im Moor", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355673

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