Gesellschaftlicher Wandel in der Volksrepublik China

Perspektiven einer "harmonischen Gesellschaft" vor dem Hintergrund tiefgreifender Umwälzungen der Sozialstruktur


Diplomarbeit, 2014

146 Seiten, Note: "gut"


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einführung

2 Zwei grosse Schichten verändern die Sozialstruktur der VR China
2.1 Die Mittelschicht
2.2 Die Wanderarbeiter

3 Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und sozialer Konflikt in der VR China
3.1 Die wesentlichen soziologischen Theorien und Forschungsergebnisse
3.1.1 Soziale Ungleichheit und soziale Schichtung
3.1.2 Sozialer Konflikt
3.2 Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und Armut in der VR China
3.3 Sozialer Konflikt in der VR China
3.3.1 Beispiele des sozialen Konflikts in der VR China
3.3.2 Das soziale Konfliktpotential in der VR China heute

4 Die Rolle der Partei und des Staates
4.1 Einparteienherrschaft, Kontrolle und Repression
4.2 Soziale Sicherung
4.3 Politische Dissidenz und der Staat
4.3.1 Intellektuelle Wurzeln der Oppositionsbewegung
4.3.2 Offizielle Ideologie im Wandel
4.3.3 Politische Opposition in der VR China seit 1978

5 Die gesellschaftliche Struktur der VR China im Wandel
5.1 Urbanisierung, Schichtung und Wanderarbeiter
5.2 Wang Chunguang und dessen Sicht auf die Problematik

6 Schlussbetrachtungen

7 Literaturverzeichnis

1 Einführung

Chinas Prozess der Reform und Öffnung (gaige kaifang р&М^Щ) seit 1978 ist bis anhin eine bemerkenswerte wirtschaftliche Erfolgsgeschichte gewesen:[1] Während etwa drei Jahrzehnten wurde ein jährliches Wachstum von circa 10 Prozent erreicht und es kam zu einem Anstieg der Einkommensniveaus, ebenso wie dem Zufluss enormer Summen ausländischen Investitionskapitals;[2] die im Zuge dieser Entwicklung in China hergestellten Exportprodukte im verarbeitenden Bereich fanden im Ausland denn auch reissenden Absatz, was wiederum zu einer verstärkten Integration der chinesischen Volkswirtschaft in die Weltwirtschaft führte. Im Laufe dieses bemerkenswerten und historisch wohl einmaligen Aufschwungs fanden in dem Land, welches früher als der „Kranke Mann Asiens“ bekannt war, hunderte von Millionen Bürgern den Weg aus der Armut,[3] während Wolkenkratzer, Autobahnen und riesige Einkaufszentren gebaut wurden und andere Symbole und Begleiterscheinungen einer wirtschaftlich und technisch entwickelten Gesellschaft wie etwa private Automobile auftauchten. Obwohl die entsprechenden offiziellen statistischen Daten aus der Volksrepublik China stets mit Vorbehalt und Verdacht auf Fälschung nach oben zu betrachten sind, ist der volkswirtschaftliche Erfolg Chinas immens, auch und gerade vor dem Hintergrund der Grösse des Landes.[4]

Die Entwicklung der Volksrepublik China (VR China - Zhonghua Renmin Gongheguo ААА^ПД) von einem rückständigen und armen Staat zu einem relativ wohlhabenden, viel beachteten Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft ist dabei beispiellos und lässt sich nach keinem herkömmlichen Entwicklungsparadigma erklären, zumal dabei das Nebeneinander der staatlich gelenkten sozialistischen Wirtschaft einerseits und der privaten, marktwirtschaftlich-kapitalistisch geregelten Wirtschaft andererseits als chinesische Besonderheit aufscheint.[5] Eine weitere sozialpolitisch wünschenswerte, da stabilisierende Begleiterscheinung dieses Wachstums ist die Entstehung einer breiten Mittelschicht mitsamt der damit einhergehenden Verbreitung ihrer Einstellungen und Konsumgewohnheiten.[6] Seit den frühen 1990er Jahren hat eine grosse Zahl chinesischer Bürger genug persönlichen Wohlstand erlangt, um sich die ganze Bandbreite der die Mittelschicht auszeichnenden Konsumprodukten leisten zu können - Wohneigentum, Haushaltsgeräte, Fahrzeuge, gute Kleidung, Informationen und diverse Dienstleistungen.

Die Mittelschicht ist in der Wahrnehmung der Kommunistischen Partei Chinas (KP China - Zhongguo Gongchandang ФШААА) zu einem veritablen Hoffnungsträger geworden, so dass das damalige Zentralkomiteemitglied Zheng Xinli (1945-) im Jahr 2007 den chinesischen Medien mitteilte, dass im Jahr 2020 knapp 55 Prozent der chinesischen Bevölkerung Teil der Mittelschicht sein würden, wobei in den Städten 78 Prozent und auf dem Land 30 Prozent dazugehören würden.[7] Die in diesen als überaus optimistisch zu bezeichnenden Verlautbarungen zum Ausdruck kommende Betonung der Priorität einer stabilen, wenig stratifizierten und damit friedlichen Gesellschaft folgt denn auch den inhaltlichen Prioritäten der „Vierten Führungsgeneration“, welche diese im Rahmen des zehnten Nationalen Volkskongresses (Quanguo Renmin Daibiao Dahui АИАйАААА, kurz: Renda АА) bekannt gab.[8] Dabei schien der Staatspräsident Hu Jintao (1942-) ganz bewusst an bekannte Vorstellungen des Staatsgründers und Politikone Mao Zedong A (1893-1976)[9] anzuknüpfen, als er verlautbarte, dass die KP Chinas wieder in ihre ursprüngliche Rolle als „Dienerin des Volkes“ zurückfinden müsse und „der parteistaatliche Führung unerbittlicher Einsatz und Aufopferungsbereitschaft für das Wohl des Volkes abzuverlangen“ sei.[10] Er berief sich auch auf traditionelle sozialistische Werte wie ausgleichende soziale Gerechtigkeit, die Nähe zu den „Massen“, sowie eine patriarchisch gefärbte basisdemokratische Einbeziehung des Volkes;[11] diese sozialistischen Werte wiederum verband er mit „aufgeklärten“ Vorstellungen moderner Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Der Ministerpräsident Wen Jiabao Μ (1942-) seinerseits pflegte ein gezielt volksnahes Profil, welches stärker persönlich und emotional denn ideologisch daherkam, zumal er sichtlich bemüht war, sich als „Mann des Volkes“ darzustellen, welcher durch die harte Schule des Lebens gegangen sei; letztere Erfahrungen wiederum hätten ihn für die Nöte, Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung empfänglich gemacht. Ungeachtet der Tatsache, dass gerade Wen Jiabao nach seinem Rücktritt aufgrund dubioser Machenschaften ins Kreuzfeuer der Kritik geriet,[12] hatte diese Führungsgeneration gerade im Kontrast zu der ihr vorangegangenen eher wirtschaftsnahen (sie bewerkstelligte z. B. die Restrukturierung des Staatsektors und den WTO-Beitritt Chinas[13] ) „Dritten Führungsgeneration“ unter Jiang Zemin (1926-)[14] soziale Anliegen zu ihrem Thema gemacht. Diese leichte Prioritätenverschiebung war allerdings auch an der Zeit, zumal die Entstehung neuer Kanäle für die Interessensvermittlung und Konfliktbeilegung in der chinesischen Politik aufgrund der zunehmenden gesellschaftlichen Pluralisierungs- und Verwerfungserscheinungen geboten war.[15] Im Wissen um eben dieses sozialpolitische Konfliktpotenzial formulierte die chinesische Führung im Jahr 2005 im Rahmen der Bekanntgabe des elften Fünfjahresprogramms[16] für den Zeitraum zwischen 2006 und 2010 ihre definitiven sozialpolitischen Prioritäten, mit denen sie sich gezielt von ihrer Vorgängergeneration abzuheben versuchte; demnach sollte der Fokus der Politik von da ab auf der konzisen Analyse bestehender Schwächen, Probleme und Risiken gelegt werden, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit der Führung zur Erkenntnis und Lösung selbiger zu stärken.[17]

Die „Vierte Führungsgeneration“ formulierte im Wesentlichen drei parteipolitische Prioritäten:

- „Wissenschaftliches Entwicklungskonzept“ (kexue fazhan guan

Hier reagierte die Regierung auf die langjährige Kritik internationaler Ökonomen an einer rein quantitativen Wachstumsstrategie mit den entsprechenden negativen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Folgen und forderte stattdessen eine „umfassende, koordinierte und nachhaltige Entwicklung“.[18] Darüber hinaus erhebt die KP China mit ihrer Betonung der „Wissenschaftlichkeit“ des Entwicklungskonzepts explizit Anspruch auf ihr ideologisch und historisch geprägtes Wahrheits- bzw. Wissensmonopol.

- „Harmonische sozialistische Gesellschaft“ (shehuizhuyi hexie shehui £)

Dieses Konzept wurde erstmals im Jahr 2002 formuliert und zwei Jahre später näher definiert als „eine Gesellschaft, die auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit,[19] Gerechtigkeit, Vertrauen und Wahrhaftigkeit, Freundschaftlichkeit und Lebendigkeit, Ordnung und Stabilität sowie auf einer harmonischen Beziehung zur natürlichen Umwelt gründet“.[20] „Im Hinblick auf das gesellschaftliche Leben beschreibt die Vision darüber hinaus eine Gesellschaft, ,in der alle Menschen ihr Bestes geben, jedes Individuum seinen Platz hat und alle in Harmonie miteinander leben können.“[21] Das Novum an diesem Konzept besteht darin, dass es ein explizites Eingeständnis der Pluralisierung gesellschaftlicher Interessen und der Verschärfung sozialer Widersprüche[22] und Probleme als Folge des chinesischen Transformationsprozesses enthält.[23] Selbst unter der Voraussetzung der realistischen Einschränkung dieser Vision auf die wohlhabenden und gebildeten städtischen Eliten heben sich diese Versprechungen doch deutlich von dem fürsorglichen, ja paternalistischen Leitbild früherer sozialistischer Staaten ab, „in denen durch materielle Existenzgarantien die soziale Immobilität und politische Loyalität der ,Massen’ erkauft wurde.“[24] Damit näherte man sich dem Sinn nach quasi dem vergleichsweise liberalen Regierungsleitbild westlicher Industriestaaten an, welche ihren Bürgern Chancengleichheit zusichern und ihnen im Gegenzug dafür die Verantwortung für die Übernahme individueller Entscheidungsrisiken übertragen.[25] Konkrete Massnahmen zur Verwirklichung dieses überaus ambitionierten Ziels waren eine proaktive

Beschäftigungspolitik, Schritte zur Schaffung eines funktionsfähigen sozialen Grundsicherungssystems, zur Etablierung eines für alle bezahlbaren öffentlichen Gesundheits- und Bildungswesens sowie der Schaffung eines gerechten Systems der Einkommensverteilung zwecks Umkehrung des Trends wachsender Einkommensdisparitäten.

- „Eigenständige Innovationskraft“ (zizhu chuangxin nengli

Die dritte Vision stellt die Stärkung der „Fähigkeit zur eigenständigen Innovation“ dar, welche das Land vor dem Hintergrund des im gegenwärtigen Zeitalters der „globalen wissenschaftlichen und technologischen Revolution“ verschärften internationalen Wettbewerbs in seiner unabhängigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung voranbringen sollte.[26] Damit sollte vor allen Dingen eine Abkehr vom vorherigen chinesischen wirtschaftlichen Entwicklungsmodell, welches in erster Linie auf die Importierung von ausländischem Know-how ohne gleichzeitigen Aufbau entsprechender eigener Innovationskapazitäten abstellte, bewerkstelligt werden.

Die politische Führung Chinas reagierte mit diesem dreiteiligen Programm relativ innovativ auf erkannte wirtschaftliche und soziale Probleme, um das politische Führungsmonopol der KP China unter neuen, gewissermassen erschwerten sozialpolitischen Bedingungen zu legitimieren und das Land durch die neue, gesellschaftlich zunehmend unangenehmer und riskanter werdende Situation hindurch zu führen.[27] Dabei stand ganz klar das Ziel der Hinführung des Landes zu einer „harmonischen Gesellschaft“[28] im Vordergrund, zumal der beeindruckende und rasante wirtschaftliche Aufschwung das Land im internationalen Vergleich bereits sehr weit nach vorne gebracht hatte und es nun galt, die zahlreichen sozialen Diskrepanzen zu mildern und die damit einhergehenden Unruhepotenziale zu entschärfen;[29] diese Strategie barg allerdings auch durchaus beträchtliche Risiken, zumal sie die politischen Entscheidungsprozesse zunehmend von gesellschaftlichen Erwartungen abhängig machen, welche ihrerseits eine beträchtliche Eigendynamik entwickeln und sich der politischen Steuerung entziehen können. Damit war die schrittweise Abkehr von einem Entwicklungsmodell, welches „zur Generierung möglichst hoher Wachstumsraten sozioökonomische Disparitäten bewusst zuliess und sich - seit 2000 deutlich unter Jiang Zemin - verstärkt an den Interessen der neuen wirtschaftlichen und sozialen Eliten orientierte“[30], abgeschlossen. Mit ihren Visionen verschrieb sich die neue Führungsspitze ganz offiziell einer neuen Politik, welche nachhaltiges Wirtschaftswachstum, den gezielten Abbau sozioökonomischer Disparitäten, soziale Gerechtigkeit[31] und Chancengleichheit zum Ziel hatte - das durch die rasante und ungleiche Wirtschaftsentwicklung erzeugte immense soziale Konfliktpotenzial war erkannt.[32]

Ein vergleichsweise neuer, aber zunehmend an Bedeutung gewinnender Aspekt der gesellschaftlichen Entwicklung Chinas seit den 1970er Jahren stellt die Herausbildung einer grossen neuen gesellschaftlichen Gruppe dar: Die Wanderarbeiter (nongmingong ^^X).[33] Ihre konstruktive und reibungsarme Integration in die Gesamtgesellschaft und dort vorzugsweise in eine wachsende Mittelschicht stellt eine der grossen Herausforderungen der kommenden Jahre dar. Der an der renommierten staatsnahen Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (Chinese Academy of Social Sciences, kurz CASS - Zhongguo Shehui Kexueyuan ФШ?±^^4Х1Х) lehrende chinesische Soziologe Wang Chunguang X#X (1964-)[34] hat sich im Rahmen mehrerer Fachartikel und -bücher bereits sehr vielfältig und intensiv mit der komplexen und umfassenden Thematik der sozialen Kluft zwischen Stadt und Land sowie dem damit verbundenen Phänomen der Wanderarbeiter beschäftigt, weswegen ich mich im der wissenschaftlichen Behandlung der Problematik innerhalb der VR China gewidmeten Teil dieser Arbeit mit seinen Analysen und Ansichten auseinandersetzen werde

Die Fragestellung dieser Arbeit lautet folgendermassen:

An welchem Punkt steht die chinesische Gesellschaft in ihrer Entwicklung hinsichtlich des übergeordneten politischen Ziels der Harmonisierung der wirtschaftlichen Entwicklung mit der Aufrechterhaltung des sozialen Friedens?

Diese Frage steht wiederum im Zusammenhang mit drei anderen Fragen:

1. Wie hat sich die gesellschaftliche Struktur verändert und welche Aufgaben und Herausforderungen verbinden sich damit in Hinblick auf das oben angeprochene übergeordnete Ziel der Politik?

Einzelne Aspekte dieses Themenkreises beinhalten Fragen nach der Beschaffenheit der gesellschaftlichen Schichten, sozialen Ungleichheit, beruflichen und geographischen Mobilität und Urbanisierung sowie dem Zusammenwirken dieser Einzelaspekte.

2. Wie wird sozialer und politischer Konflikt manifest und ausgetragen und wie haben sich diese Austragungsmodi im Laufe des Reformprozesses entwickelt und verändert?[33] [34]

Hier interessieren die Austragungsformen, Streitobjekte und die jeweils beteiligten Gruppen im Rahmen von kollektiven sozialen Konflikten auf der einen Seite, sowie die Formulierung und Ausübung von politischer Dissidenz in- und ausserhalb des Systems andererseits.

3. Wie hat der Staat bzw. die KP China auf die Veränderungen hinsichtlich der vielfältigen und wechselnden sozialen und politischen Herausforderungen reagiert und welche Auswirkungen hat dies jeweils gehabt?

Welche gesellschaftlichen und politischen Massnahmen hat die Regierungspartei ergriffen und wie haben sich diese wiederum auf das sozialpolitische System als Ganzes ausgewirkt? Hat sie sich eher geöffnet oder verschlossen? Hat sie ihre gesellschaftliche Kontrolle eher verstärkt oder gelockert? Inwiefern konnte sie von den neuen sozialen und politischen Entwicklungen lernen und profitieren?

In einem weiteren Sinne stellt sich die Frage, wie die mittel- und langfristige Entwicklung der VR China in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht aussieht:

- Wird der angestrebte Strukturwandel weg von der Exportwirtschaft hin zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft gelingen?
- Sind die ergriffenen Massnahmen im sozialpolitischen und wirtschaftlichen Bereich dazu angetan, das Ziel der Errichtung einer „harmonischen Gesellschaft“ zu erreichen?
- Ist die Kommunistische Partei China angemessen dafür eingerichtet, auf die mannigfachen Herausforderungen ihrer Regierungstätigkeit sinnvoll und konstruktiv zu reagieren oder ist ihr baldiges Ende absehbar?

Die Beantwortung dieser Fragen hängt ganz entscheidend davon ab, wie die weiter oben formulierten Problemstellungen und Herausforderungen angegangen und gelöst werden und sollen in der Schlussbetrachtung im Rahmen eines vorsichtigen Ausblicks auf die zukünftige Entwicklung der VR China entsprechend gewürdigt werden; Fragen nach einer allfälligen Demokratisierung des politischen Systems der VR China mögen dabei ihren Beitrag zur Beantwortung der übergeordneten Frage der gesellschaftlichen Stabilität und Harmonie leisten, stehen aber nicht im Vordergrund.

Das zweite Kapitel dieser Arbeit geht im Sinne einer erweiterten Einführung in die übergeordnete Thematik der Arbeit auf das bedeutendste gesellschaftliche Phänomen in der VR China der letzten Jahrzehnte ein: Die Entstehung der Mittelschicht (2.1) sowie der Schicht bzw. gesellschaftlichen Gruppe der Wanderarbeiter (2.2).

Das dritte Kapitel dieser Arbeit beschäftigt sich mit der sozialen Ungleichheit und dem sozialen Konflikt in der VR China seit 1978.

Zuerst erfolgt dabei eine an soziologischen Theorien zu sozialer Ungleichheit und sozialem Konflikt orientierte Einbettung der besprochenen und analysierten Themen (3.1); anschliessend stelle ich den gegenwärtigen Stand der sozialen Ungleichheit in der VR China dar (3.2); Abschliessend gehe ich auf die Manifestations- und Austragungsformen des sozialen Konflikts der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit in der VR China ein (3.3).

Das vierte Kapitel ist dem Staat, bzw. seiner Rolle in der Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung gewidmet.

Zunächst beschreibe ich die Funktionsweise sowie das politische Wirken der KP China, ebenso die Art und Weise, wie sie sich im Laufe des Reformprozesses verändert und an die wechselnden Bedingungen und Herausforderungen politischer, wirtschaftlicher und sozialer Natur angepasst hat. Themen wie soziale Kontrolle und Repression spielen dabei eine wichtige Rolle (4.1); im nächsten Schritt beschreibe ich die Bemühungen staatlicherseits zur Einrichtung eines umfassenden sozialen Sicherungssystems (4.2). Im folgenden Unterkapitel zeichne ich die Entwicklung der politischen Dissidenz und ihren Interaktionen mit dem chinesischen Staat nach (4.3).

Das fünfte Kapitel hat die zunehmende Urbanisierung der chinesischen Gesellschaft sowie das Phänomen der Wanderarbeiter zum Thema.

Als Erstes beschreibe ich die gegenwärtige Situation der Wanderarbeiter mitsamt den sozialen Herausforderungen, welche diese mit sich bringt (5.1); in einem zweiten Schritt setze ich mich vertieft mit den Publikationen Wang Chunguangs zu diesem Thema auseinander, wobei ich einige seiner Äusserungen zum Thema übersetze, zusammenfasse und kontextualisiere (5.2).

Im sechsten und letzten Kapitel schliesslich fasse ich die Erkenntnisse dieser Arbeit zusammen und versuche, im Sinne einer Schlussbetrachtung ein abschliessendes Fazit zu ziehen sowie einen kurzen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen zu geben.

2 Zwei grosse Schichten verändern die Sozialstruktur der VR China

2.1 Die Mittelschicht

Da die VR China bezüglich des Bruttsozialprodukts pro Einwohner nach wie vor nicht zu den hundert reichsten Länder der Welt gehört, ist es im Hinblick auf die fortdauernde sozialpolitische Stabilität des Landes von grosser Bedeutung, dass die Möglichkeiten zum Aufstieg in die Mittelschicht weiter ausgedehnt werden, damit die immer noch zahlreichen armen Gesellschaftsmitglieder für sich und ihre Kinder an eine Perspektive zur Verbesserung ihrer Lebensumstände glauben können.[35] Mithin ist die chinesische Mittelschicht noch in ihrem Anfangsstadium, entsprechend unausgereift und eher schwach verwurzelt: Sie existiert erst seit etwa zwei Jahrzehnten und setzt sich aus vielen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammen, deren sozialpolitischen Interessen und Präferenzen mitnichten kongruent sein dürften: Selbstständige Unternehmer, Angestellte von Unternehmen mit ausländischen Investoren, Staatsbeamte, mittlere Manager von staatlichen Betrieben, sowie zunehmend auch Mitglieder der intellektuellen und kulturellen Elite Chinas wie etwa Lehrpersonal oder Beschäftigte in der Unterhaltungs- oder Kunstbranche.[36] Daraus folgt, dass wesentliche Bestandteile der Mittelschicht in den entwickelten und wohlhabenden Ländern des Westens, wie insbesondere nichtstaatliche Organisationen (NGOs[37] ), bestimmte gesellschaftliche und ethische Werte und ein beharrliches Festhalten an eben diesem Wertesystem, in der VR China noch wenig bis gar keinen Niederschlag gefunden haben. Folglich dürfte es im Hinblick auf die weitere Entwicklung des ganzen chinesischen Gesellschaftssystems von grossem Interesse sein, zu beobachten, wie sich ihre Mittelschicht im Bezug auf eben diese Elemente einer funktionierenden und solidarischen Zivilgesellschaft entwickeln wird. Diese zunehmend an Bedeutung und Einfluss gewinnende gesellschaftliche Gruppe ist denn auch ein potentiell destabilisierender Faktor in der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung des Reichs der Mitte, zumal etwaige Hindernisse in der raschen Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft ihre Errungenschaften bedrohen könnten.[38] Insgesamt lässt sich zwar schwerlich präzise abschätzen, inwieweit die chinesische Mittelschicht die sozioökonomische und sozialpolitische Zukunft der VR China beeinflussen wird, dennoch dürfte aber ihr Einfluss angesichts ihres schieren bevölkerungsmässigen Ausmasses[39] und ihrer beträchtlichen materiellen und finanziellen Ansprüche ein gewichtiger Faktor in der weiteren Entwicklung der chinesischen Gesellschaft darstellen. In der Geschichte der Menschheit haben noch nie so viele Menschen im Rahmen von bloss einer oder zwei Generationen einen derart grossen wirtschaftlichen Fortschritt bewerkstelligt wie in der VR China;[40] einerseits darf davon ausgegangen werden, dass besonders die Mittelschicht diese Entwicklung durch ihre Anstrengungen vorantreiben will, andererseits dürfte sie auch ein nicht zu vernachlässigendes gesellschaftliches Unruhepotential entwickeln, falls diese Entwicklung aus irgend einem Grunde zum Erliegen kommen oder auch nur verlangsamt werden sollte. Obgleich die Mitglieder der Mittelschicht generell als wenig risikofreudig und gesellschaftspolitisch konservativ eingeschätzt werden, weisen jüngere Forschungsergebnisse aus der VR China darauf hin, dass sie zunehmend Ressentiments gegenüber der Beamtenkorruption und dem Staatsmonopol in den wichtigsten Wirtschaftsbranchen entwickeln.[41] Zudem wird es für eine steigende Zahl Universitätsabgänger aus der Mittelschicht schwieriger, nach ihrem Abschluss eine Stelle zu finden.[42] Sollte es in dieser Situation zu einem plötzlichen und scharfen volkswirtschaftlichen Einbruch kommen, käme es wohl zu einem unmittelbar folgenden rapiden Verfall der Immobilien[43] - und Aktienpreise, welche bis anhin die Grundlage und Garant des Wohlstands der Mittelschicht gebildet hatten; die Folgen dieser verheerenden volkswirtschaftlichen Kettenreaktion sind aus heutiger Sicht unabsehbar, dürften aber sicherlich nicht auf eine kleine Wachstumsdelle in der chinesischen Wirtschaft beschränkt bleiben. Ausserdem würde dadurch die Umsetzung der momentanen chinesischen Strategie der Wirtschaftsentwicklung durchkreuzt, welche auf wachsendem Konsum basiert und damit entscheidend vom Wohlergehen und Gedeihen der eigenen Mittelschicht abhängt.[44]

Da die Zusammensetzung der chinesischen Mittelschicht wie oben bereits angesprochen überaus komplex ist, sind die Einschätzungen allfälliger Konsequenzen einer aus ihr entstehenden gesellschaftlichen Bewegung äusserst schwierig. Darüber hinaus gilt zu beachten, dass ihre Beziehung zum autoritären chinesischen Staat mitnichten als eine einseitige Kooptation durch letzteren verstanden werden sollte: In ihr finden sich sowohl abhängig beschäftigte und protegierte Berufsleute, als auch selbstständige Geschäftsleute, welche sich ihren Reichtum und ihren Einfluss auf eigene Faust erarbeitet haben. Aus diesem Grund stellt die Mittelschicht für die chinesischen Behörden ein überaus ambivalentes sozialpolitisches Phänomen dar, zumal die Mittelschichten anderer Schwellenländer wie etwa Südkorea, Indonesien oder auch Brasilien u.a. Forderungen nach mehr demokratischer Mitbestimmung und -gestaltung gestellt und teilweise auch umgesetzt haben. Die Entstehung einer breiten Mittelschicht hat auch den gesellschaftlichen Blick auf Chinas Rolle in der Welt verändert, zumal sie den Staat als Ganzes in eine neuartige Situation gebracht hat; als Folge dieser Veränderung sind zwei fundamental verschiedene Entwicklungswege der VR China in die öffentliche Debatte eingeführt worden: Im ersten Szenario steigt China zur globalen Supermacht auf und strebt unter dem Einfluss einer immer zahl- und einflussreicher werdenden Mittelschicht mit entsprechenden Konsumbedürfnissen und -ansprüchen nach immer mehr aussenpolitischem Einfluss und Macht, zumal die weltweit verfügbaren natürlichen Ressourcen verständlicherweise immer knapper werden. Vor diesem immer wettbewerbsintensiver werdenden Hintergrund erstarken nationalistische und chauvinistische Demagogen auf der politischer Ebene und schaffen es, im Angesicht der Demütigungen der Vergangenheit, [45] das Volk für die Verfolgung eines expansiven und kriegerischen aussenpolitischen Kurs zu gewinnen.[46] Im zweiten Szenario nimmt die chinesische Mittelschicht vor dem Hintergrund einer wachsenden Verflechtung mit der westlichen Welt zunehmend kosmopolitische Werte und Ansichten an und verschreibt sich vermehrt einer Idee der internationalen Kooperation und des gegenseitigen kulturellen Verständnisses und fordert von der eigenen Regierung auf dem internationalen politischen Parkett verantwortungsbewusstes Verhalten. [47] Diese Haltung impliziert die Erwartung einer insgesamt friedlichen und konstruktiven Entwicklung der neuen Weltmacht in Richtung Öffnung und weltpolitischer Integration und allenfalls gar Demokratisierung der chinesischen Gesellschaft. In der chinesischen Forschung zum Thema sind für die Benennung der Mittelschicht („middle class“) viele Begriffe verwendet worden:[48] zhongjianceng ([Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten] - „mittlere Schicht“), zhongjian shouru jieceng ([Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten] - „Schicht mit mittlerem Einkommen“), zhongjian shouru qunti ( [Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten] - „Gruppen mit mittlerem Einkommen“) und schliesslich das umfassende und aktuell gebräuchliche zhongchan jieji ([Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten] - „Mittelschicht“); die Entwicklung der Begrifflichkeit dieses Phänomens folgt dabei den jeweiligen Fortschritten der gesellschaftlichen Entwicklung sowie derjenigen der chinesischen Soziologie,[49] welche einerseits nach 1978 wieder neu aufgebaut werden musste und sich andererseits diesem Phänomen ganz allgemein zum ersten Mal in der Geschichte des Landes gegenübersah.[50] Angesichts dieser starken Entwicklung der chinesischen Mittelschicht erscheint es denn auch wenig erstaunlich, dass die chinesische Regierung unter Jiang Zemin im Jahr 2000 einen bedeutenden und tiefgreifenden ideologischen Kurswechsel hin zur Inklusion von Mittelschichtsmitgliedern wie Unternehmern, Intellektuellen und Technokraten in die KP China vollzog.[51] Zwei Jahre später sprach sich die chinesische Führung denn auch für eine „Vergrösserung der Mittelschicht“ aus[52] - damit war die Förderung und das Wachstum der Mittelschicht zum offiziellen politischen Ziel erhoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bei der chinesischen politischen Führung bereits die Ansicht durchgesetzt, wonach die Mittelschicht anders als früher als Wert an und für sich sowie als politischer Verbündeter der Partei anzusehen war; stattdessen erschien die Aussicht auf eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich als grösste Bedrohung der gesellschaftlichen Stabilität und damit der Herrschaft der KP China.[53]

2.2 Die Wanderarbeiter

Zu Beginn der Reformen war die VR China noch ein überwiegend agrarwirtschaftlich geprägtes Land, wobei bloss circa 18 Prozent der Bevölkerung in den Städten lebte. Im Jahr 2006, nach knapp dreissig Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung und Urbanisierung des Landes, waren es bereits mindestens 40 Prozent. Der Grund für die schwierige Schätz- oder Bestimmbarkeit der städtischen Bevölkerung liegt in dem Umstand, dass die Wanderarbeiter einmal der Stadt, ein anderes Mal dem Land zugerechnet werden, zumal sie sich zwischen Stadt und Land hin und her bewegen. Ihre Zahl wurde noch vor fünf Jahren auf etwa 120 Millionen Personen[54] geschätzt. Diese Personen haben ihren Wohnort zwar auf dem Land, sind aber aus finanziellen Gründen dazu gezwungen, ihren Lebensunterhalt in den schnell expandierenden und entsprechend billige Arbeitskräfte nachfragenden Städten zu suchen; das führt mitunter dazu, dass die auf dem Land zurückgebliebenen Familienmitglieder verstärkt von den Rücküberweisungen dieser Wanderarbeiter abhängig werden.[55] Wie viele dieser Wanderarbeiter wieder aufs Land zurückkehren werden, ist unklar; ein Hindernis für ihre Integration in die Städte ist das System der Haushaltsregistrierung (huji zhidu [Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten]), welches die Wanderarbeiter vom Land administrativ an ihren Heimat- und Ursprungsort bindet und ihnen die formelle Ansiedlung in der Stadt erschwert.[56] Bereits wird in politischen Kreisen intensiv und kontrovers debattiert, ob dieses restriktive System, welches den Wanderarbeitern den Zugang zur städtischen Infrastruktur verwehrt, im Lichte und zugunsten der voranschreitenden Urbanisierung der VR Chinas nicht ganz abgeschafft werden soll: Es diskriminiert die Landbevölkerung hinsichtlich ihrer Niederlassungsfreiheit und kann als Hindernis auf dem Weg zur weiteren Modernisierung und Urbanisierung des Landes angesehen werden.[57] Auf der anderen Seite stehen Befürchtungen, wonach eine unbegrenzte Zuwanderung vom Land her in den Städten zur Belastung der Infrastruktur und der sozialen Dienste, sowie zu einem Anstieg der Kriminalität und sozialen Unruhen führen könnte, wie es während des Reformprozesses schon einige Male zu beobachten war. Dieses System der Haushaltsregistrierung wurde im Jahr 1958 von der KP China zur strengen Kontrolle der internen Migration eingeführt und später auch für die Kontrolle der Einhaltung der Ein-Kind- Politik (jihua shengyu i+;£iJ^W) verwendet und baut auf eine jahrhundertealte Tradition der sozialen Kontrolle der Behörden im konfuzianisch geprägten kaiserlichen China auf: „Taiwan, Japan and the two Koreas also have similar systems and this has led some observers to suggest that an East Asian or a Confucian attitude towards social control is in operation.“[58] Die Registrierung in der Stadt ermöglicht den Zugang zu Unterkunft, Bildung und Sozialversicherung auf relativ hohem Niveau. Damit verschärfte dieses System die bereits existierende grosse soziale Kluft zwischen Stadt und Land und verstärkte auch die traditionellen Vorurteile der chinesischen Städter gegenüber der auf dem Land wohnhaften Bevölkerung, indem es letztere dazu zwang, in ihrem angestammten Wohn- und Heimatort zu bleiben, wo die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse ungleich ungünstiger waren und weiterhin sind.[59] Als anfangs der 1980er Jahre die ländlichen Kommunen aufgelöst wurden und somit eine grosse Zahl ungelernter Arbeitskräfte freigesetzt wurde, zogen diese auf der Suche nach Arbeit vermehrt in die aufstrebenden Städte, wo sie allerlei behördlichen Schikanen ausgesetzt waren und die unangenehmsten, gefährlichsten und am schlechtesten bezahlten Aufgaben zugeteilt bekamen.[60] Ihre Haushaltsregistrierung entschied dabei über die Zuteilung zu den verschiedenen Gruppen der Arbeitnehmenden, wobei sie auch dazu gezwungen waren, höhere Preise zu zahlen für ihre Unterkunft, Ausbildung sowie andere Dienste; darüber hinaus führte ihr nachteiliger juristischer bzw. sozialer Status dazu, dass sie teilweise nicht einmal korrekt gemäss Abmachung bezahlt wurden.[61] Als diese Missstände schliesslich unübersehbar wurden, führten die Behörden ab 1998 Lockerungen der Bestimmungen ein, so dass es Zugezogenen nun beispielsweise möglich war, den Status eines Städters zu erlangen und diesen auch an ihre Kinder weiterzuvererben. Seither wurden die staatlichen Quoten abgeschafft und die Verantwortung für die Überwachung des Systems auf die lokalen Ebenen übertragen, was zu einer unübersichtlichen, ja chaotischen Situation geführt hat: Im boomenden Südosten des Landes wurde die Abschaffung des Systems angeregt, während die Grossstädte Beijing [Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten] und Shanghai [Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten], traditionelle Magnete für die Armen aus den umliegenden Gebieten, sich diesen Reformbemühungen aus Angst vor Migrationsdruck und der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit weiterhin standhaft verweigern; eine weitere Sorge ist dabei auch die Möglichkeit der Entwicklung von grossen Slums in den Grossstädten. Die hohe Zahl der Wanderarbeiter weist allerdings darauf hin, dass der Migrationsdruck im Rahmen der Arbeitssuche einen Weg an den strengen Regulativen vorbei findet.[62] Auch aus diesem Grund wurden die Regeln vielerorts, auch in Beijing, gelockert; damit sank auch der Grad der Diskriminierung und Einschüchterung der betroffenen Wanderarbeiter, wobei hinsichtlich der weiteren Entwicklung dieser Situation weiterhin Ungewissheit besteht, was nicht zuletzt auch durch das rigorose Vorgehen der lokalen beijinger Behörden gegenüber Obdachlosen und Wanderarbeitern im Vorfeld der Olympischen Spiele im Jahr 2008 bestätigt wurde.[63] Die Wanderarbeiter vom Land sind definitiv zu einer Art Unterschicht in den chinesischen Grossstädten geworden.[64] [65] Sie leben ohne Sicherheiten und sind von den meisten Vorteilen und Annehmlichkeiten des Stadtlebens ausgeschlossen. Damit sind sie der Ausbeutung, Gewalt und den periodischen Ausschaffungsbemühungen der städtischen Polizei schutzlos ausgeliefert. Desweitern sind sie gefährdet, in die städtische organisierte Kriminalität hineingezogen zu werden. Somit stellt dieses Phänomen ein beträchtliches Risiko für die Stabilität der chinesischen Gesellschaft dar, weswegen die städtischen Behörden ein grosses Interesse daran haben sollten, Wege zur Integration der Wanderarbeiter in die städtischen Strukturen zu finden. Eine Abschaffung der Restriktionen des Haushaltsregistrierungssystems wäre dazu allenfalls ein erster Schritt, würde die damit verbundenen sozialen Probleme aber mitnichten lösen, sondern bloss auf eine andere Ebene verschieben; aus diesem Grund wiederum werden weitere gesellschaftliche Reformen nötig, um vor dem Hintergrund des damit verbundenen gesellschaftlichen Konfliktpotenzials die anhaltenden strukturellen Diskriminierungen gegenüber den Wanderarbeitern abzuschwächen. [65] In ihrem grossen Bericht zur Situation und den Lebensumständen der Wanderarbeiter aus dem Jahr 2002 sprach die Menschenrechtsorganisation Human Rights in China HRIC („Menschenrechte in China“ - Zhongguo Renquan ΨΗΑΙΧ) sinngemäss von „institutionalisierter Exklusion“, der den Wanderarbeitern einen Status zuordnet, welcher demjenigen der Gastarbeiter und illegalen Einwanderern in anderen Ländern gleicht.[66]

3 Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und sozialer Konflikt in der VR China

Der überaus komplexe und vielschichtige Themen- und Problemkreis im Zusammenhang mit der sozialen Ungleichheit und dem sozialen Konflikt rechtfertigt im Rahmen einer Untersuchung eine kurze Einführung der theoretischen Grundlagen aus der soziologischen Forschung und Lehre.

3.1 Die wesentlichen soziologischen Theorien und Forschungsergebnisse

3.1.1 Soziale Ungleichheit und soziale Schichtung

Der Problemkreis „Soziale Ungleichheit“ nimmt unter den in der Soziologie behandelten Themen und Problemen einen besonderen Platz ein.[67] Der Untersuchung der Ungleichheit zwischen den Menschen haben die Soziologen verschiedener Zeiten insgesamt wohl am meisten Zeit und Energien gewidmet; dieser Eindruck entsteht zumindest aus der schieren Fülle der Überlegungen zu diesem Gegenstand. Die Soziologie, welche u.a. die Machtverteilung und Herrschaftsstruktur von Gesellschaften thematisiert und erforscht, wird ganz zwangsläufig und automatisch mit der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Machtverteilung und sozialer Ungleichheit konfrontiert, wobei er besonders dann als problematisch erfahren wird, wenn sich beschleunigter sozialer Wandel vollzieht, was dann wiederum Probleme moralischer und politischer Natur nach sich zieht. Da solche Situationen zu Versuchen veranlassen können, die Verschärfung der gesellschaftlichen Konflikte durch neue Theorien zu erklären, wird die Soziologie mitunter auch als „Krisenwissenschaft“ bezeichnet, welche ihre Entstehung der industriellen Revolution verdankt.[68] Zu guter Letzt tritt neben die oben geschilderten Problemlagen der Ergründung, Legitimation oder Kritik eines sozialpolitischen Zustands als Grund für die Beschäftigung mit dem Phänomen der sozialen Ungleichheit die aristotelische Annahme, wonach mit „Gesellschaft“ ein Gebilde gemeint ist, „das aus einer grossen Anzahl menschlicher Individuen besteht, von anderen Gesellschaften unterscheidbar ist und in dessen Rahmen die Individuen verschieden bewertete Positionen einnehmen (...).“[69] Damit wird verständlich, dass mit dem Begriff der „Gesellschaft“ also immer schon ein gewisses Mass an Arbeitsteilung und sozialer Schichtung mitgedacht ist.[70] Die Stellung eines Individuums in einer Gesellschaft lässt sich nach verschiedenen Kriterien bestimmen: Ausbildung, Einkommen, Besitz, Rassen- oder Religionszugehörigkeit bieten sich hier etwa zuallererst als Schichtungsmerkmale an und bestimmen auch zu einem gewichtigen Teil das Mass an sozialer Wertschätzung, welches den einzelnen Gesellschaftmitgliedern zukommt.

Nach Massgabe ihrer Schichtung erscheint jede Gesellschaft als vertikales Kontinuum, wobei die Übergänge zwischen den Schichten meist fliessend bleiben.[71] In den entwickelten Industriegesellschaften ist hierbei der wichtigste Faktor für die Teilhabe am Wohlstand der Beruf oder die relative Stellung des eigenen Berufs in der Gesamthierarchie aller Berufe. Innerhalb dieser Hierarchie wiederum wird für gewöhnlich zwischen Land- und Stadtberufen sowie zwischen körperlicher und nicht-körperlicher, d.h. intellektueller Arbeit unterschieden; mit der Entwicklung der Industriegesellschaft ist der Anteil der Stadtberufe und damit einhergehend auch derjenige der entsprechenden intellektuellen Berufe kontinuierlich gestiegen. Als Reaktion auf diese Entwicklung kam es zu weitreichenden Folgen für die Umstrukturierung der Gesellschaft, zumal eine breite Landflucht einsetzte, welche wiederum zur zunehmenden Urbanisierung und Industrialisierung führte. Der damit einhergehende Prozess der Veränderung der beruflichen Qualifikationsmerkmale machte einen Ausbau des öffentlichen Bildungswesens erforderlich, was wiederum dazu führte, dass die Besetzung begehrter Berufspositionen immer stärker vom Erwerb von entsprechenden Ausbildungsdiplomen abhängig gemacht wurde, was seinerseits ein vielfältiges System der Ausbildung und privilegierten Zulassung nach sich zog. Hiermit wird klar, dass die

Schichtszugehörigkeit ganz entscheidend für die Verfügbarkeit materieller Güter, die Teilnahme an den durch Ausbildungs- und anderen Institutionen vermittelten kulturellen Inhalten, die Kommunikationsfähigkeit des Individuum et cetera ist.

Die funktionalistische Schichtungstheorie beschäftigt sich mit der Erklärung der Schichtung.[72] Ihr Hauptinteresse gilt dabei nicht der Abgrenzung von Schichten in Schichthierarchien oder der Suche nach der Ursache von sozialen Konflikten in Klassengegensätzen. Die funktionalistischen Schichtungstheoretiker gehen davon aus, dass alle Gesellschaften soziale Schichtung aufweisen. Dabei ist eine Reihe von verschiedenen Hypothesen formuliert und kritisiert worden, welche ihrerseits zu unterschiedlichen Versionen einer funktionalistischen Theorie kombiniert worden sind. Desweitern gilt es bei diesem theoretischen Ansatz zu beachten, dass er seinen Ursprung in Elementen der organologischen Sozialtheorien sowie der britischen Kulturanthropologie hat. Unter der grundsätzlichen Annahme, wonach alle menschlichen Gesellschaften als gemeinsames Merkmal die soziale Schichtung haben, lässt sich sagen, dass es danach in allen Gesellschaften der Vergangenheit und der Gegenwart, ob industrialisiert oder primitiv, soziale Ungleichheit gibt.[73] Allerdings hat sich diese Ungleichheit im Laufe der Geschichte und weltweit in verschiedenen Formen wie etwa auch den Kasten oder den Ständen manifestiert. Der funktionalistische Ansatz klammert dabei deren partikulären und variablen Merkmale aus und konzentriert sich auf die Untersuchung ihrer universalen Eigenschaften. Er geht dabei davon aus, dass die Schichtung der Gesellschaften durch die funktionelle Notwendigkeit von Arbeitssteilung verursacht wird und dass die verschiedenen Positionen einer Gesellschaft in jeweils unterschiedlicher Weise einen Beitrag zum Überleben einer Gesellschaft leisten, wobei einige Rollen generell als wertvoller als andere angesehen werden, weswegen sie entsprechend hoch in einer Hierarchie der sozialen Bewertung von Positionen rangieren und mit attraktiven Belohnungen versehen werden; dahinter steht darüber hinaus die Annahme, dass die durch Talent bzw. Ausbildung am besten qualifizierten Individuen in die wichtigsten Positionen und Ämter der Gesellschaft kommen, zumal Talent und Ausbildung knapp und damit für sich genommen wertvoll seien. Nach dieser Vorstellung ist die soziale Schichtung für die Gesellschaft überlebenswichtig, da nur sie sicherstellen kann, dass jedes Gesellschaftsmitglied an dem für sie am besten geeignete Platz ist. Weiter kann die Entscheidung darüber, welche Qualitäten der Individuen in welchen Positionen wie belohnt werden sollen, nur dann getroffen werden, sofern sie über ein Minimum an Gemeinsamkeit verfügt.[74] Das bedeutet mithin, dass ein von der Gesellschaft akzeptiertes Bündel von Werten und normativen Ideen zu den verschiedensten Situationen, Problemen und Aufgaben vorhanden sein muss, zumal erst dann einigermassen sichergestellt werden kann, dass das Handeln der Gesellschaftsmitglieder durch den gemeinsamen Wertbezug ein ausreichendes Mass an Vorhersehbarkeit für alle gewinnt. Erst dieses gemeinsame, von allen Gesellschaftsmitgliedern geteilte Wertesystem integriert die Individuen in eine spezifische Gesellschaft, denn der Wertekonsens geht der Vergesellschaftung gedanklich voraus und wirkt als Grundlage des Schichtungssystems, da in ihm die Kriterien für die Definition und Besetzung von Positionen formuliert sind.

Nach der oben vorgestellten Auffassung erscheint soziale Ungleichheit oder Schichtung also als Nebenprodukt desselben Selektionsmechanismus, welcher die „richtigen“ Individuen in die richtigen Positionen gelangen lässt;[75] und durch die funktionale Notwendigkeit der Differenzierung der Gesellschaft in Positionen und deren je spezifisches Prestige werden die Individuen sozial ungleich, indem sie eben jene unterschiedlichen Positionen einnehmen. „Soziale Schichtung entsteht schliesslich durch die Zusammenfassung von Gruppen von Positionen und ihre gemeinsame Bewertung als gleich oder verschieden.“[76] Kritik an diesem Modell richtet sich gegen den weitgehend vagen Inhalt der Begriffe „funktional“ und „Überleben der Gesellschaft“, zumal gemäss der funktionalistischen Theorie schlicht jede Form sozialer Schichtung als bestmögliche erscheint, da die Belohnungsmuster den jeweiligen funktionalen Notwendigkeiten entsprechen.[77] Damit führt die Ableitung von funktionalen Bedeutungen aus blossen gesellschaftlichen Funktionen zu bedeutungslosen Tautologien. Selbst die Prämisse der Bedingung des Mangels an seltenen Gütern, wie Talent et cetera für die Entstehung von Schichtung als universales Phänomen der Verteilung von knappen Gütern, ist mit dem Hinweis auf Statuszuweisung über die Familie zurückgewiesen bzw. teilweise widerlegt worden. Vor dem Hintergrund dieser gewichtigen Vorbehalte erscheint die in der funktionalistischen Theorie enthaltene Implikation des freien Wettbewerbs auf der Basis eines Marktmodells als unzureichend und legt folgenden Schluss nahe: „Gesellschaften sind heterogene, nach den unterschiedlichsten Merkmalen differenzierte Gebilde, in denen einige wenige Mitglieder mehr Einfluss auf die Definition der funktionalen Erfordernisse nehmen als die vielen.“[78]

Die ohnehin recht unübersichtliche Thematik der sozialen Ungleichheit wird durch ihre Zweiteilung in die Differenzierung von Menschen nach Kriterien sozialer Ungleichheit und die Differenzierung von Ordnungen oder Teilsystemen nach bestimmten Leitkriterien noch weiter verkompliziert, zumal diese beiden makrosoziologischen Konzepte nicht isoliert voneinander zufriedenstellend entwickelt oder auch nur betrachtet werden können: Einerseits sind die Ungleichheitsverhältnisse in das Arrangement der differenzierten Institutionen eingebettet und andererseits wird das Differenzierungsmuster der Institutionen durch die sozialstrukturellen Verhältnisse mitbestimmt.[79] Die Differenzierungstheorie[80] bietet demgegenüber ein vergleichsweise umfassenderes Verständnis der Moderne als die Ungleichheitstheorie, zumal letztere stark in der ökonomischen Theorie des Kapitalismus eingebettet ist.[81] Sie hat nicht Schritt gehalten mit den vielfältigen und eben differenzierten gesellschaftlichen Entwicklungen, welche insgesamt in Richtung horizontaler statt wie bis anhin vertikaler Disparitäten gehen.

Ob solche theoretischen Ansätze bei der Untersuchung der chinesischen Gesellschaft hilfreich sind oder nicht, könnte vorderhand noch relativ zweifelhaft sein, zumal ihr Differenzierungsgrad wohl kaum an denjenigen der entwickelten westlichen Gesellschaften heranreicht. Demgegenüber steht eine zunehmende Individualisierung der chinesischen Gesellschaft.[82] Klar scheint hingegen, dass eine zu hohe Ungleichheit nicht bloss im Fall der entwickelten westlichen Gesellschaften[83] zunehmend zu einem Problem geworden ist und dementsprechend im Hinblick auf soziale Verwerfungen und Unruhen in der VR China thematisiert und beobachtet werden sollte.

3.1.2 Sozialer Konflikt

Die Theorie des sozialen Konflikts beinhaltet die Annahme, wonach „sowohl der Zustand des Krieges und der Anarchie, in dem keine sozialen Regeln und Normen mehr gelten, wie auch der Zustand des vollkommenen Konsenses und der perfekten Integration aller Gesellschaftsmitglieder als gegensätzliche Extrempunkte und Prozesse äusserst selten erreicht werden.“[84] Und weiter:

Der Fall des anarchischen Krieges bedeutet den Zerfall jeder Form sozialen Handelns und sozialer Ordnung, der Fall des idealen Konsenses und der perfekten Integration hingegen hat den Stillstand aller sozialen Prozesse und jedes strukturellen Wandels zur Folge: Wenn alle derselben Auffassung sind, hört das Gespräch auf.[85]

Daraus lässt sich schliessen, dass der Bereich der sozialen Konflikte den Bereich des tatsächlichen sozialen Handelns zwischen den beiden Polen des Kriegs und der Anarchie auf der einen Seite und des Konsenses der perfekten Integration auf der anderen Seite darstellt.

Grundsätzlich lassen sich soziale Konflikte in drei zentrale Faktoren unterteilen:[86]

1. Konfliktakteure
2. Konfliktmittel
3. Konfliktziele

- Konfliktakteure

Für diese Rolle kommen Individuen, Organisationen oder soziale Gemeinschaften in Frage.[87] [88] Da individuelle Personen unterschiedliche Interessen haben und über unterschiedliche Machtmittel verfügen, tragen sie mitunter untereinander ungleiche Konflikte aus; das selbe gilt für Organisationen[88], welche aus Sicht der Konflikttheorie als Gruppen von Individuen verstanden werden, die sich bewusst zusammen schliessen und einen Teil ihrer individuellen Mittel und Ressourcen einer gemeinsamen Zentrale unterstellen, um so Macht zur besseren Durchsetzung gemeinsamer Interessen zu gewinnen.[89] Gemeinsame Interessenlagen kommen auch bei sozialen Gemeinschaften zum Tragen. Im Unterschied zu Organisationen sind diese gemeinsamen Interessen aber nicht zwangsläufig jedem Mitglied bewusst; desweitern fehlt den sozialen Gemeinschaften der organisatorische Zusammenschluss von Ressourcen und die zentrale Verfügung über sie; weil ihre einzelnen Mitglieder darüber hinaus auch bloss in der Gleichheit der sozialen Lage und dem daraus erwachsenden Gefühl einer wechselseitigen Verpflichtung und Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen miteinander verbunden sind, sind sie in sozialen Konflikten weitaus weniger effektiv als Organisationen. Allerdings sind Organisationen ebenfalls auf das konkrete Handeln von Individuen angewiesen.

- Konfliktmittel

Soziale Konflikte werden als soziale und mithin normativ geregelte Beziehungen definiert, weswegen auch die Wahl der Konfliktmittel, mit denen die beteiligten Akteure sich gegenüber ihren Gegnern durchzusetzen versuchen, bestimmten regelhaften Beschränkungen unterliegen, zumal ein Konflikt, in dem jedes Konfliktmittel erlaubt wäre, in den Bereich des totalen Kriegszustands einzuordnen wäre und dementsprechend nicht mehr als sozialer Konflikt (s. obige Definition) bezeichnet werden könnte.[90] Im Unterschied etwa zu Wettkampfspielen und Debatten sind bei den hier gemeinten sozialen Kämpfen ausser der Anwendung von physischer Gewalt keine Machtmittel ausgeschlossen. „Beispiele für soziale Kämpfe sind tiefgreifende politische Auseinandersetzungen oder Klassenkonflikte. Im Rahmen des Gewaltverzichts wird die Wahl der Mittel hier allein von strategischen Überlegungen bestimmt.“[91]

Konfliktziele

Güter und Mittel zur Bedürfnisbefriedigung sind grundsätzlich knapp.[92] Dementsprechend entstehen Verteilungskonflikte aus unterschiedlichen Auffassungen über die angemessene Verteilung von knappen Gütern auf verschiedene Konfliktgruppen. Gesellschaften und soziale Organisationen wiederum können als Zusammenschluss von Individuen verstanden werden, die glauben, dadurch ihre Ziele besser verfolgen und ihre Bedürfnisse eher erfüllen zu können, als dies einem einzelnen Menschen ausserhalb der Gesellschaft möglich wäre. Die so entstehenden Verteilungskonflikte manifestieren sich beispielsweise in Tarifkonflikten zwischen Gewerkschaften und Unternehmern oder Machtkämpfen zwischen politischen Parteien. Vor dem Hintergrund der Angst der chinesischen Führung vor einem brüsken und steilen Einbruch der wirtschaftlichen Wachstumszahlen und der damit verbundenen Bemühungen, die Transformation von einer Nation von Produzenten und Sparern zu einer Konsumgesellschaft zu bewerkstelligen, sind konjunkturelle Lösungen des Problems wie etwa durch eine gesteigerte Güterproduktion sowie die daraus folgende höhere Verfügbarkeit der Güter denkbar.

Bestandteil der Theorie und Forschung zum sozialen Konflikt ist desweitern noch der Bereich der Kriminalität.[93] Schliesslich existieren darüber hinaus auch noch Instrumente der Konfliktlösung über Verhandlung und Vermittlung.[94] Das Ideal der symmetrischen Kommunikation und Kommunikationsverhältnisse in demokratischen Lebensverhältnissen dürfte gerade im Fall der stark hierarchisierten und ungleichen chinesischen Gesellschaft schlecht auf die Analyse der entsprechenden Formen Konfliktaustragung anwendbar sein, ist aber dennoch eine kurze Erwähnung wert.

3.2 Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und Armut in der VR China

Die kommunistische Revolution Chinas im Jahr 1949 markierte den Anfang eines neuen politischen Systems.[95] Um das Jahr 1956 war die Verstaatlichung seiner Organisationen abgeschlossen, wobei eine Zweiteilung in einen die wesentlichen Industriezweige und Firmen kontrollierenden, dominanten staatlichen Wirtschaftssektor auf der einen Seite, und einen aus Kollektiven und kleinen Geschäften bestehenden abhängigen Sektor auf der anderen Seite resultierte. Dabei wurden beide Sektoren jeweils von den zentralen oder lokalen Regierungsbehörden betrieben, in denen Kader der Kommunistischen Partei die Leitung übernahmen und Parteistrukturen in die Betriebe einführten. Das führte dazu, dass diese Arbeitsorganisationen sowohl über alle wirtschaftlichen Ressourcen, Besitztümer und Produkte verfügten, als auch die Arbeits- und Leistungsanreize bestimmen konnten. Somit wird klar, dass schon im China vor der Reformära ab den 1980er Jahren Strukturen der „Organisierten Ungleichheit“ bestanden.[96] Da nach wie vor ein grosser Anteil der Volkswirtschaft durch die Aktivitäten der Staatsunternehmen[97] [98] unterhalten wird, spielt ihre Funktion der Zuteilung von knappen Ressourcen noch immer eine bedeutende Rolle, weswegen die Rede war von einer „durch Unternehmen geführte Gesellschaft“ (qiye ban shehui ). [98]Nun ist der bis in die 1990er Jahre dominante Einfluss der

Staatsunternehmen durch die Zerschlagung der „Eisernen Reisschüssel“ (tie fanwan ШШ.Ш), d.h. die tief greifende Umstrukturierung der staatlichen Industriebetriebe zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und den Abbau von als überflüssig erachteten Arbeitsstellen,[99] etwas geschwächt worden, wirkt aber dennoch als bedeutender Faktor in der Erzeugung und Aufrechterhaltung von sozialer Ungleichheit in der VR China weiter.[100] Da soziale Ungleichheit in der VR China zu Maos Zeiten zwar existierte, aber später als für einen echten wirtschaftlichen Aufschwung zu gering eingeschätzt wurde,[101] formulierte der neue Staatschef Deng Xiaoping das offizielle Kredo, wonach man einigen erlauben solle, zuerst reich zu werden.[102] Als Resultat der am Kapitalismus orientierten Wirtschaftsreformen während den letzten 30 Jahren ist die Ungleichheit gemessen am Gini-Koeffizient stark gestiegen:[103] Im Jahr 1978 hatte dieser in den Städten noch 0,16 und auf dem Land 0,24 betragen, wuchs aber als Gesamtwert bis 1981 auf 0,228 und drei Jahre später auf 0,297 an; zwischen 1988 und 1995 sprang er geradezu von 0,338 auf 0,444, wobei ein Wert von 0,4 noch als erträgliches Höchstmass betrachtet wird. Im Jahr 2001 betrug dieser Wert 0,45.[104] Der starke Anstieg der sozialen Ungleichheit während den 1990er Jahren war in erster Linie auf die relativen Wohlstandszugewinne von Guangdong ^^, Shanghai und Beijing sowie den damit zusammenhängenden Zugewinnen in den Bereichen Transport, Grundversorgung und Bankenwesen zurückzuführen.[105] Im Jahr 2012 betrug Chinas Gini-Koeffizient schliesslich 0,474, womit es hinsichtlich seiner Ungleichheit in der Einkommensverteilung bloss hinter 30 Ländern zurückblieb und alle entwickelten Länder hinter sich liess, wobei einzig die USA mit einem Wert von 0,466 relativ nahe kam.[106] Die Erhöhung der sozialen Ungleichheit wird als beträchtliche Bedrohung der gesellschaftlichen Stabilität angesehen, zumal sie tendenziell zu einer Zunahme der sozialen Konflikte und einer Unterhöhlung der wirtschaftlichen Wachstumsdynamik führt.[107] Von den 35 Ländern mit einer noch ungleicheren Einkommensverteilung verzeichneten 2003 13 Staaten ein Negativwachstum, was einem Grossteil der damals 23 Länder mit einer Schrumpfung der Wirtschaft entsprach.

Im weiteren Sinne kann man also behaupten, dass das rasante Wachstum in China die soziale Ungleichheit angehoben hat, wobei man davon ausgeht, dass Wirtschaftswachstum auf lange Sicht die soziale Ungleichheit eher verringert.[108] Daraus folgt, dass die chinesische Führung vor der Wahl steht, entweder unter Inkaufnahme von kurz- und mittelfristigen Wachstumsreduktionen die soziale Ungleichheit zu verringern, um später ein höheres Wachstum zu generieren, oder die soziale Ungleichheit für den Moment aufrecht zu erhalten, um kurz- und mittelfristige Wachstumsreduktionen zu verhindern und langfristig auf eine Reduktion der sozialen Ungleichheit durch ununterbrochen hohes Wachstum zu hoffen;[109] ihre Bemühungen zur Ankurbelung des inländischen Konsums unter Senkung der hohen Sparquote zwecks Befreiung von der hohen Exportabhängigkeit der chinesischen Wirtschaft deutet auf einen Mittelweg zwischen diesen beiden Optionen hin, wobei die parallel laufenden Massnahmen zur Förderung von bis anhin wirtschaftlich benachteiligten Regionen eher zur ersten Option neigen.[110]

Die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 hat der VR China einen zweifachen Schlag versetzt:[111] Einerseits hat sie die vor allen Dingen an den südöstlichen Küstengebieten des Landes angesiedelte Exportwirtschaft getroffen, andererseits hat sie die Preise der Hochpreisimmobilien in den Metropolen Shanghai und Beijing stark reduziert. Der komplexe Zusammenhang zwischen Handel, Kapitalfluss nach und innerhalb von China seit den frühen 1990er Jahren, dem parallel verlaufenden Anstieg der Einkünfte aus dem Export und der Immobilienpreise auf der einen Seite, sowie dem Anstieg der sozialen Ungleichheit auf der anderen Seite rechtfertigt eine vertiefte Auseinandersetzung. Der Anstieg der sozialen Ungleichheit in der VR China seit 2000 hängt besonders in Beijing stärker mit den spekulativen Aktivitäten im chinesischen Immobilien- und Aktienmarkt zusammen, denn mit allfälligen Wachstum in der Beschäftigung in Manufakturen infolge eines massiven Exportanstiegs nach Chinas Aufnahme in der Welthandelsorganisation WTO im Jahr 2001. Zwar hat sich der Anstieg der sozialen Ungleichheit in der VR China in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts leicht verlangsamt, doch blieb ein ganz wesentlicher Faktor in ihrer Erzeugung, Aufrechterhaltung und Ausweitung in Form der Spekulation in verschiedenen Vermögenswerten bis kurz vor den Olympischen Spielen im Jahr 2008 erfolgreich bestehen.[112] Das anschliessende Platzen der so entstandenen Spekulationsblase im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise im selben Jahr führte zu einer beträchtlichen Störung des Entwicklungsprozesses des Landes, dessen soziale Stabilität nach wie vor auf eher tönernen Füssen steht;[113] die Auswirkungen auf die Problematik der ausufernden sozialen Ungleichheit und den damit verbundenen Phänomenen der entwicklungstechnischen Ungleichgewichten und Anreizen zur inneren Migration sind ebenso ernst zu nehmen.

Der Herausforderungen im Bereich der sozialen Ungleichheit in der VR China sind also viele, wobei sich die Probleme aus verschiedenen Quellen speisen. Das Risiko der Verarmung scheint dabei parallel zu den Möglichkeiten des Reichtumserwerbs zu steigen. Kommt hinzu, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit Armut im Allgemeinen und derjenigen Chinas im Besonderen, sich zu aller erst mit ihrer Reduktion beschäftigt, wobei sie ihre Ursachen weitgehend ausklammert.[114] Die aus der zwangsweisen Umsiedlung infolge grösserer Infrastrukturprojekte resultierenden sozialen Härten eines Teils der ländlichen Bevölkerung stellen dabei einen weiteren Faktor dar: Diese mitnichten auf Freiwilligkeit beruhenden Umsiedlungsprozesse haben ihrerseits zur Verarmung vieler Menschen geführt, womit sie zu einer weiteren Problemquelle für den übergeordneten gesellschaftlichen Prozess der Entwicklung, Modernisierung und Stabilität geworden sind. Dabei hatte die chinesische Regierung noch anfangs des 21. Jahrhunderts ein Zehnjahresprogramm zur Reduktion der ländlichen Armut lanciert.[115] Armut wird dabei nach wie vor hauptsächlich als ländliches Problem betrachtet. Als sie im Jahr 2003 zum ersten Mal in 20 Jahren wieder anstieg, führte die Regierung dies noch auf die Auswirkungen von Naturkatastrophen zurück und allgemein ging man noch davon aus, dass die Armut als soziales Problem im Laufe des weiteren sozioökonomischen Entwicklungsprozesses schrittweise beseitigt werden könne.

Eine detaillierte Betrachtung der Zusammensetzung der von Armut betroffenen Bevölkerung in der VR China ergibt ein komplexes Bild:[116] Landlose Bauern, ehemalige Bewohner der Staudammgebiete oder andere Opfer von grösseren Entwicklungsprojekten, Wanderarbeiter, arbeitslose und entlassene Arbeiter, arme Senioren sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, mittellose Hochschulstudenten, Strassenkinder et cetera erscheinen dabei im Blickfeld. Das Konzept der unfreiwilligen Umsiedelung (fei ziyuan yimin ist ebenfalls äusserst komplex und erfordert den Einbezug von verschiedensten Perspektiven und Dimensionen: Gesellschaft, Politik, Kultur, Religion, Umweltschutz und Technik.

Seit den späten 1990er Jahren ist es im Zuge der wirtschaftlichen Expansion der VR China zu mehreren grossen Infrastrukturprojekten in den Bereichen Transport, Stromerzeugung, Telekommunikation und Wasserversorgung gekommen.[117] Einige dieser Grossprojekte stehen im politischen Zusammenhang mit der Mehrung des nationalen Prestiges, wobei deren ökonomische Grössenordnung den bisherigen Rahmen in vielen Fällen sprengt und erhebliche technische, umweltliche und gesellschaftliche Herausforderungen und Risiken mit sich bringt, was wiederum für beträchtliche Kritik gesorgt hat. Das bekannteste dieser Projekte ist der Drei-Schluchten-Staudamm („Drei-Schluchten-Talsperre“ - Sanxia Daba [Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten]) am Yangzi-Fluss (Changjiang ^Y);[118] darüber hinaus haben weitere Mammutprojekte in den Bereichen Wasserenergie, Transport und Bewässerung für Probleme und Kritik gesorgt, doch von einem nötigen Umdenken scheinen die Behörden noch sehr weit entfernt zu sein, zumal viele infrastrukturelle Projekte nach wie vor als von ihrer unmittelbaren gesellschaftlichen Umgebung losgelöster Selbstzweck betrachtet werden. Die umweltlichen und gesellschaftlichen Nebeneffekte dieser Investitionsprojekte (sowohl den bestehenden als auch den zukünftigen) sind dabei bloss die sichtbare Spitze der „Verlagerung der Folgen der Entwicklung“,[119] das heisst die Verlagerung der Kosten der wirtschaftlichen Entwicklung und Modernisierung der Vergangenheit und in der Zukunft.[120] Es finden weiterhin in grossem Ausmass zwangsweise Umsiedlungen sowie Landerwerb statt. Offiziellen Schätzungen zufolge sollten infolge des Baus des Drei-Schluchten-Damms bis 2009 circa 1,13 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Eine unfreiwillige Umsiedlung kann als grosse Krise und Umbruch im Leben der Betroffenen bezeichnet werden, zumal damit häufig grosse Verluste jedweder Art verbunden sind. Verarmung ist dabei mittlerweile als meist verbreitete Folge dieser Umsiedlungsprozesse allgemein anerkannt. Damit einhergehend ist es auch zu einer markanten Zunahme von Petitionen und Beschwerden (shangfang und xinfang fs[Abbildung in dieser eseprobe nicht enthalten])[121] gekommen. Hierbei haben sich denn auch Probleme infolge des zwangsweisen Landerwerbs

durch die Behörden als wesentlicher Faktor herausgestellt, welche bloss von der Korruption[122] als Ursache von Beschwerden in den Schatten gestellt werden.

Seit der Gründung der VR China sind aufgrund des Baus von Grossprojekten insgesamt etwa 45 Millionen Menschen, darunter 12 Millionen Bauern, zwangsweise umgesiedelt worden.[123] Seit den 1990er Jahren ist es zu immer mehr solchen Grossprojekten gekommen, wobei teilweise auch dicht bevölkerte städtische Gebiete verschoben wurden und es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der von der Umsiedlung betroffenen Menschen höher ist, zumal zwischen 1986 und 2006 allein für Staudämme und Wasserreservoirprojekte 22 Millionen Personen umgesiedelt wurden. Entsprechende Schätzungen nennen Zahlen zwischen 40 und 60 Millionen umgesiedelten Bauern, wobei die Zahl der landlosen Bauern (shidi nongmin ^й^й) auf etwa 40 Millionen Personen geschätzt wird.[124] Anderen Quellen zufolge haben alleine zwischen 1987 und 2001 35 Millionen Bauern ihr Land teilweise oder ganz verloren, wobei 23,9 Millionen mu ^[125] Ackerland für nichtlandwirtschaftliche Zwecke requiriert wurden. Bei diesen Schätzungen wurde der illegale Landerwerb gar nicht berücksichtigt, welcher normalerweise auf etwa 20 bis 30 Prozent, manchmal auf auch auf bis zu 80 Prozent der legalen Landtransfers geschätzt wird; es gibt auch noch pessimistischere Schätzungen, welche darüber hinaus auch noch die Grauziffer der nicht registrierten Bauern berücksichtigen.[126] Bauern, welche ihr Land teilweise oder ganz verlieren, sind in der Folge dazu gezwungen, mit vielfältigen sozialen Konsequenzen und Herausforderungen fertig zu werden, zumal sie mit ihrem Land auch Einkommensmöglichkeiten verlieren.[127] In einem weiteren Schritt müssen sie dann folglich neue Fertigkeiten zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts erlernen, was wiederum eine Ausbildung erforderlich macht. Diese Erschwernisse gelten besonders für die Fälle, wo die Entfernung zwischen dem alten und dem neuen Wohnort besonders gross ist; darüber hinaus zerfallen durch die Umsiedlung in vielen Fällen auch die sozialen Netzwerke, welche den Familien bis anhin bei der Lebensbewältigung geholfen haben.

[...]


[1] Die folgenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf: Whyte 2010 (I): 1. Zu den ideologischen Problemen der Umstellung vom äusserst krisenanfälligen maoistischen Kommunismus auf einen pragmatischeren „Sozialismus mit chinesischen Charakteristiken“ vgl. Sun 1995, Zhang 1996, Kluver 1996 und Misra 1998.

[2] Davis 2009: 3.

[3] Ungefähr 300 Millionen Personen. Vgl. Li 2010 (I): 6. Die deutsche Sinologin und Soziologin Bettina Gransow geht von 393 Millionen Menschen zwischen 1981 und 2001 aus. Vgl. Gransow 2007: 41. Als absolut arm werden laut Definition der Weltbank Personen eingestuft, die pro Tag von einem Einkommen von weniger als einem US Dollar leben müssen. Vgl. Davis 2009: 9. Danach lebten im Jahr 1980 noch 76 Prozent der ländlichen Bevölkerung in Armut, 1988 dann noch 23 Prozent und schliesslich im Jahr 2003 lediglich 9 Prozent.

[4] Vgl. Negt 2006 zum gesellschaftlichen Aspekt, Goldman 1999 zum sozialpolitischen Aspekt sowie Hebel 2006 über die Veränderungen im Beschäftigungsregime. Vgl. Stockmann 2000: 3f.. und Naughton 2009 sowie Whyte 1996, 2002, 2003, 2004, 2009 (I) und 2014 (I) zu den mannigfaltigen gesellschaftlichen Umwälzungen China. Im Sammelband von Tang 2007 finden sich verschiedene Beispiele des gesellschaftlichen Wandels in der VR China im institutionellen Bereich.

[5] Davis 2009: 4. Vgl. Cho 2005. McNally 2013 (I) beschreibt den jüngsten Trend zur Stärkung des Staatskapitalismus.

[6] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Lieberthal 2010: xi-xii.

[7] Li 2010 (I): 11.

[8] Holbig 2003: 322.

[9] Dessen Ideologie hat angesichts der Auswüchse der sozioökonomischen Disparitäten in jüngerer Vergangenheit eine kleine Renaissance erlebt. Vgl. Lam 2012.

[10] Die folgenden Ausführungen beruhen auf. Ebd., S.322f..

[11] Vgl. Balla 2013.

[12] Vgl. HRIC 2014 und Telegraph 2014.

[13] Vgl. Chan 2002.

[14] Vgl. Heilmann 2003 bzw. Dickson 2007 und 2014, der die Ausweitung der Mitgliederbasis der KP China bespricht und Gottwald 2001, der die damalige politische Unbeweglichkeit thematisiert.

[15] Heilmann 2003: 7. Vgl. Whyte 2000.

[16] Erstmals wurde der Plan als „Programm“ (guihua statt jihua iFÄJ) bezeichnet, um den erfolgreichen

Übergang von der leninistischen Plan- zu einer modernen Marktwirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Holbig 2005: 13f..

[17] Holbig 2005: 14. Vgl. Rothman 2007.

[18] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S.16.

[19] Vgl. Choukroune 2007.

[20] Holbig 2005: 14. Vgl. Holbig 2006 und 2010, welche die damit verbundenen ideologischen Veränderungen bespricht.

[21] Holbig 2005, S. 17.

[22] Vgl. Holbig 2002.

[23] Ebd., S. 17.

[24] Ebd..

[25] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd..

[26] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd.. Vgl. Wielander 2011 zur religiösen Dimension dieser Entwicklung.

[27] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Holbig 2005: 18.

[28] Vgl. Veg 2007 zu der Kunstzensur, die eine Orientierung an einem harmonischen Bild der Gesellschaft nach sich zieht. Vgl. Kramer 2006 über das chinesische Fernsehpublikum.

[29] Vgl. Cabestan 2003.

[30] Holbig 2005: 19.

[31] Vgl. Lam 2007.

[32] Dieser Kurs wurde anlässlich des 17. Parteitags der KP China offiziell bestätigt. Schucher 2007; dabei war der Prozess der Etablierung des offiziellen Diskurses der „Aufrechterhaltung der Stabilität“ (weiwen ШШ) zentral. Trevaskes 2013; das damit verbundene Konzept des „sozialen Managements“ hat weltweit Beachtung gefunden. Schucher 2011 (I); problematischere Aspekte und Auswüchse dieser Strategie bei autoritären Regimes wie in der VR China finden sich bei Cai 2008, Köllner 2008 (I), Barg 2013 und Xie 2013; Feng 2013 (II) und Kelly 2013 besprechen den so heraufbeschworenen Konflikt zwischen universalen und relativen Werten. Zu den nach wie vor immensen Kosten der Aufrechterhaltung der Stabilität vgl. He 2012. Vgl. Holbig 2009 zu der Neuformulierung der Ideologie zwischen 2002 und 2009 und die vermehrte Hinwendung zum Nationalismus; der Staat bedient sich auch zunehmend der Mikroblogs zur Verbreitung von Informationen. Noesselt 2012. Vgl. He 2009 zum Zusammenhang zwischen den Rechten der Bauern und der sozialen Stabilität Chinas. Vgl. Minzner 2006 und Fewsmith 2011 (I) und (II).

[33] Vgl. Wang 2006 (I).

[34] Vgl. Ma 2010 zu Wangs Lebenslauf.

[35] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Li 2010 (I), xii-xiii.

[36] Allerdings bestehen Zweifel daran, ob gerade die wohlhabenden Unternehmer zur Mittelschicht zu zählen sind. Vgl. Heberer 2003 und Goodman 2008.

[37] Non-governmental Organisations. Während des letzten Jahrzehnts hat die KP China „eigene“ NGOs gegründet, um diesen Bereich besser kontrollieren zu können. Vgl. Thornton 2013. Eine ähnlich inklusive Strategie verfolgt sie hinsichtlich der Kanalisierung und Lokalisierung von Protestaktionen. Vgl. Schücher 2009. Das Misstrauen gegenüber zivilen Organisationen seitens des chinesischen Staates bleibt davon allerdings relativ unberührt und äussert sich beispielsweise darin, dass sein Gesetzgebungsmodell aufgrund seines „Top-down- Models“ weiterhin markante Schwächen aufweist. Vgl. Clarke 2007. Vgl. Francheschini 2014 zu den vielfältigen Problemen und Schwierigkeiten der NGOs in der VR China und Kuhn 2008 sowie Hildebrandt 2011 zur Registrierungspraxis der NGOs; vgl. Huang 2006. Die NGOs sind auch in der Interessenvertretung der Wanderarbeiter aktiv. Vgl. Froissart 2011. Nach dem Erdbeben in Sichuan ИЛ1 im Jahr 2008 waren sie besonders gefordert. Vgl. Sausmikat 2002 , Ling 2007 und Shieh 2011.

[38] Ebd., xiii.. Die Ökonomin Margot Schüller beschrieb im Jahr 2009 die nach der globalen Finanzkrise auftretenden Strukturprobleme der VR China: „Ob das staatliche Krisenpaket wie gewünscht wirken wird, hängt einerseits davon ab, ob der Ausfall der ausländischen Nachfrage durch eine stärker binnenorientierte Entwicklung aufgefangen werden kann, die die private und staatliche Nachfrage ansteigen lässt. Andererseits sieht sich China schwerwiegenden Strukturproblemen in der Wirtschaft gegenüber, die eine schnelle Krisenbewältigung in Frage stellen. “ Schüller 2009: 1.

[39] Die genaue Anzahl chinesischer Mittelschichtsglieder lässt sich schwer abschätzen; da aber bei Li 2010 (I): 6 von 300 Millionen aus der Armut befreiten Personen die Rede war, lege ich mich aus pragmatischen Gründen auf diese Zahl fest.

[40] Li 2010 (I): 3. Vgl. Li 2003.

[41] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Li 2010 (I): 4f..

[42] Die Politologin und Sinologin Katrin Willmann veröffentlichte zu diesem Thema einen Beitrag unter dem vielsagenden Titel „Strategiewechsel in der chinesischen Hochschulpolitik: Qualität statt Quantität.“ Willmann 2006. Diese Entwicklung läuft nun schon seit geraumer Zeit: „In einer Phase, in der die Rate der Analphabeten und Semianalphabeten noch hoch ist, trat bereits das Phänomen des ,Akademikerüberschusses’ auf. Seit 1997 ist es für Hochschulabsolventen immer schwerer, eine Beschäftigung zu finden.“ He 2006: 476.

[43] Die Wohneigentümer in Beijing aus der Mittelschicht etwa erweisen sich zunehmend als selbstbewusst auftretende Gruppe mit politischen Forderungen. Vgl. Wang 2013.

[44] Vgl. Ten Brink 2013.

[45] Vgl. Schmidt-Glintzer 2001: 15. „Das 19. Jahrhundert war eine Zeit zunehmender Fremdbestimmung. Die innerlich durch wirtschaftliche Schwierigkeiten und Aufstände und durch die infolge der Reichsausdehnung zersplitterten Kräfte geschwächte Dynastie litt seit etwa 1820 an einem insbesondere durch den Opiumhandel verursachten stark defizitären Aussenhandel. Als demütigend wurden später vor allem die Verträge mit den imperialistischen Mächten hingestellt, obwohl manche Gruppen in China solche Verflechtung mit den westlichen Nationen begrüssten.“

[46] Einen Vorgeschmack für die Auswirkungen einer allfälligen nationalistischen Bewegung gaben die gewalttätigen antijapanischen Demonstrationen in mehreren chinesischen Metropolen im April 2005 als Antwort auf die Herausgabe neuer revisionistischer Geschichtsbücher in Japan. Vgl. Giese 2005 und Stockmann 2010. Shirk 2007 weist darüber hinaus auf die aussenpolitischen Gefahren der chinesischen Sozialpolitik hin und Nabers 2008 thematisiert die geostrategische Rivalität zwischen China und Japan.

[47] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Li 2010 (I): 6.

[48] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S.8.

[49] Vgl. dazu Schirmer 2005: 9, welche auf die vielfältigen Veränderungen dieses Fachgebietes in der VR China hinweist und sie in ihrer Breite bespricht. Im Jahre 1986 konstatierte die deutsche Sinologin und Soziologin Bettina Gransow, dass die chinesische Soziologie ihre Aufgabe damals hauptsächlich darin gesehen habe, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen, wobei sie sich noch häufig dem auch politisch motivierten Vorwurf ausgesetzt gesehen habe, „antisozialistische Schwarzseherei“ zu betreiben. Dabei hätte sie sich zur Aufgabe gemacht, die sozialistischen Ideen mit dem Standpunkt des Volkes und den Erfordernissen der Modernisierung zu verbinden und eine Integration mit der konkreten chinesischen Praxis anzustreben. Vgl. Gransow 1986: 146; 149f.. Damit folgte sie im Wesentlichen den entwicklungspolitischen Vorgaben der damaligen „zweiten Führungsgeneration“ um Deng Xiaoping (1904-1997). Vgl. Merle 2004.

[50] Li 2010 (I): 8 und Holbig 2014: 15.

[51] Li 2010 (I): 10. Vgl. Li 2009.

[52] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Li 2010 (I): 10f..

[53] Ebd., S.11.

[54] Heilmann 2004: 228, der sich auf Erhebungen aus dem Jahr 2001 bezieht. Zeitweise kursierten Schätzungen von zwischen 40 und 200 Millionen Menschen. HRIC 2002: 1. Eine genaue Quantifizierung der Wanderarbeiter gestaltet sich aufgrund der intransparenten Überlappung ähnlich schwierig wie im Falle der Stadtbewohner. Ebd., iii. Offizielle Schätzungen aus dem Jahr 2010 sprachen von 230 Millionen Personen, wobei 145 Millionen oder knapp 63 Prozent davon ausserhalb der eigenen Heimatgemeinde arbeiten, während ein kleinerer Teil von 85 Millionen in ihrer angestammten Gemeinde bleiben. Vgl Démurger 2010: 2.

[55] Dillon 2009: 62.

[56] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 63. Damit im Zusammenhang steht der unsichere rechtliche Status der Landnutzungsrechte auf dem Land. Vgl. De la Rupelle 2012.

[57] In Shanghai sind bereits einige Reformbemühungen zur Integration der Kinder von Wanderarbeitern im Gange. Lan 2014. Andere Reformbemühungen werden bei Froissart 2003 und Davies 2008 besprochen. Vgl. Chan 2008.

[58] Dillon 2009: 62.

[59] Ebd..

[60] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 64.

[61] Vgl. Wong 2011.

[62] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Dillon 2009: 65.

[63] Vor dem Hintergrund der Schaffung eines präsentablen Erscheinungsbilds Beijings für die weltweite Öffentlichkeit während den Olympischen Spielen wurden viele Wanderarbeiter dazu „ermutigt“, die Stadt zu verlassen. HRIC 2008 (I): 71. Vgl. Latham 2009. Die Olympischen Spiele waren vor dem Eintreten der Weltwirtschaftskrise im folgenden Jahr der vorläufige Höhepunkt der ebenso beeindruckenden wie kontroversen sozioökonomischen Entwicklung der VR China und boten auch vor dem Hintergrund ihrer Funktion als Machtdemonstration des Reichs der Mitte Diskussionsstoff sowie Angriffsfläche. Vgl. He 2007, Fu 2007, Chen Marthoz 2007, Zhang 2007, Ling 2007, Wei 2007, Liu 2007 (I), HRIC 2007 (I), HRIC 2007 (II), Liu 2007 (II), Fan 2007, HRIC 2007 (III), Teng 2007, Sausmikat 2008, Zan 2008, HRIC 2008 (II), De Kloet 2008, Smith Edney 2008 und Holbig 2008. Vgl. Lampton 2008 zur neuen Machtstellung Chinas in der Welt sowie Naisbitt 2010 mit überaus ambitionierten und optimistischen Prognosen zu Chinas zukünftiger sozioökonomischen Entwicklung.

[64] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Dillon 2009: 65.

[65] Ebd.. Vgl. Fewsmith 2009 (I).

[66] HRIC 2002: i. Vgl. Sun 2010, der die Umsetzung der Situation vieler weiblicher Wanderarbeiter als Bedienstete in städtischen Haushalten in der Unterhaltungsindustrie thematisiert und Wong 2010, welche die neue Generation der Wanderarbeiter analysiert. Li 2010 (II) beschreibt die Arbeitssituation sowie die gesellschaftliche Einstellung der Wanderarbeiter, sein Namensvetter (Li 2010 (III)) wiederum thematisiert ihre wirtschafltiche Situation. Vgl. Bornschier 2005 zur institutionell verankerten Ungleichheit.

[67] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Meyer 1991: 54. Eine umfassendere Sammlung und Darstellung von soziologischen Ungleichheitstheorien findet sich bei Burzan 2011.

[68] Unger 2009: 55.

[69] Ebd..

[70] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 55f..

[71] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 56.

[72] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 69.

[73] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 70.

[74] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 71f..

[75] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 72f..

[76] Ebd., S. 73.

[77] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd..

[78] Ebd..

[79] Schwinn 2007: 6. Eine weitere Perspektive auf die soziale Ungleichheit und ihre machttheoretischen Implikationen liefert Barlösius 2004. Im spezifischen Fall der Wanderarbeiter, welche wie in der Einleitung angedeutet verschiedenen Formen der Diskriminierung und Exklusion ausgesetzt sind, bietet sich die Bezugnahme auf Stichweh 2009 an. Vgl. Rössel 2009 zur Sozialstrukturanalyse.

[80] Vgl. Reinhold 2000: 118f.. „Differenzierung, soziale: 1. Prozess gesellschaftlicher Teilung und daraus resultierender Entwicklung von komplexen Strukturen, wie z.B. von spezifischen sozialen Rollen und Verhaltensweisen, in denen Arbeitsteilung und Spezialisierung wirksam und als Verhaltenserwartungen institutionalisiert werden (horizontale s.D.); 2. s. D. als Teilung in Stadt- und Landkultur (regionale D.); 3. s. D. als Herausbildung komplexer Gruppenstrukturen (mikrosoziologische D.); 4. s. D. als Motor der sozialen Evolution, etwa durch die Entstehung von Teilkulturen und in deren Folge von gesellschaftlichem Pluralismus (makrosoziologische D.).“

[81] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Schwinn 2007: 7f..

[82] Vgl. Yan 2009.

[83] Vgl. Stiglitz 2012, der argumentiert, dass wachsende Ungleichheit sowohl für Arm als auch für Reich problematisch ist, zumal sie das Wachstum behindert, die Chancengerechtigkeit einschränkt und die Justiz und die Politik korrumpiert.

[84] Giesen 1991: 209.

[85] Ebd..

[86] Ebd., S. 210.

[87] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 210.

[88] Vgl. hierzu Lengfeld 2007.

[89] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Giesen 1991: 210f..

[90] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 211f..

[91] Ebd., S. 212.

[92] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 213f..

[93] Bornschier 2007: 3. Der Zürcher Soziologe thematisiert in seinem Buch Kriminalität, Devianz, Selbstschädigung und politischen Konflikt als verschiedene Manifestationen von sozialem Konflikt in ihren Zusammenhangen, welche ansonsten in Teilgebieten behandelt werden.

[94] Reichenbach 2012: 129f..

[95] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Bian 1994: 1.

[96] Weitere Hinweise auf die Fragwürdigkeit des Anspruches der KP Chinas auf die Einebnung der sozialen Ungleichheit finden sich bei Wortzel 1987. Beispiele für organisierte Ungleichheit um die Jahrtausendwende herum finden sich bei Xie 2008.

[97] Vgl. Heilmann (I) 2011.

[98] Bian 1994, S. 1f..

[99] Wen 2006: 34. Vgl. Li 2004, Unger 2007, Lee 2007 (I) und (II) sowie Solinger 2008.

[100] Davis 2009: 4.

[101] „Die soziale Ungleichheit hat (...) eine Art Doppelnatur.“ Esser 2000: 21. Sie ist einerseits repressiv, da sie zur Herrschaftsausübung genutzt wird. Andererseits ist sie eine notwendige Bedingung für die Erzeugung von Surplus, da diese die Voraussetzung, unter denen die Menschen sinnvoll und konstruktiv miteinander kooperieren können, schafft. Damit ist sie „in hohem Masse für wenigstens den materiellen Wohlstand der Menschen funktional.“ Ebd..

[102] Wan 2008: 8.

[103] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Giroir 2007: 84.

[104] Wan 2008: 18.

[105] Galbraith 2009: 4.

[106] Wikipedia 2014. „Die Einkommensunterschiede haben nach Angaben der OECD von Mitte der 1980er Jahre bis zur Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts deutlich zugenommen. Vor allem von Mitte der 1980er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre war eine deutliche Erhöhung zu beobachten. Seitdem hat sich die Ungleichheit erneut, wenngleich nur leicht erhöht.“

[107] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Wan 2008: 18. Vgl. Fincher 2014, welche ein Wiederauftauchen der Geschlechterungleichheit in der VR China beobachtet. Vgl. Whyte 2012 und 2014 (I).

[108] Wan 2008: 1.

[109] Ebd., S. 2.

[110] Ebd., S. 8.

[111] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Galbraith 2009: 4. Vgl. Schmidt 2009 und Pearson 2010.

[112] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Galbraith 2009, 24f..

[113] Im Sammelband von Tubilewycz 2006 werden die die soziale Stabilität gefährdenden Faktoren ausführlich besprochen. Vgl. Fewsmith 2012 zum „social management“ als Strategie im Umgang mit sozialen Spannungen.

[114] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Gransow 2007: 39.

[115] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 41f.. Vgl. Whyte 2010 (II) zur ungleichen Entwicklung in den Städten und den Land.

[116] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Gransow 2007: 43.

[117] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 44.

[118] Vgl. Neumann 2009.

[119] „externalities of development“.

[120] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Gransow 2007: 44f..

[121] Vgl. Ying 2002, der eine Geschichte zu den Umständen dieser Prozesse verfasst hat; bei Zhang 2014 findet sich eine Besprechung der chinesischen Umweltprotestbewegung aus der Perspektive der „Risikogesellschaft“. Vgl. Schröder 2011, Ho 2014, Curren 2014 und Lee 2014.

[122] Vgl. Mulvenon 2006 und 2013 zur Korruption im Militär und Lewis 2009, welche die möglicherweise positiven Folgen von Chinas Teilnahme an internationalen Projekten zur Eindämmung der Korruption bespricht sowie Ko 2012, der strukturelle Veränderungen bei der Korruption feststellt.

[123] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Gransow 2007: 45.

[124] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 46.

[125] Flächeneinheit, welche einem Fünfzehntel eines Hektars entspricht.

[126] Ebd..

[127] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Ebd., S. 47f..

Ende der Leseprobe aus 146 Seiten

Details

Titel
Gesellschaftlicher Wandel in der Volksrepublik China
Untertitel
Perspektiven einer "harmonischen Gesellschaft" vor dem Hintergrund tiefgreifender Umwälzungen der Sozialstruktur
Hochschule
Universität Zürich
Note
"gut"
Autor
Jahr
2014
Seiten
146
Katalognummer
V355012
ISBN (eBook)
9783668410381
ISBN (Buch)
9783668410398
Dateigröße
1429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gesellschaftlicher, wandel, volksrepublik, china, perspektiven, gesellschaft, hintergrund, umwälzungen, sozialstruktur
Arbeit zitieren
Fortunat Reiser (Autor:in), 2014, Gesellschaftlicher Wandel in der Volksrepublik China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355012

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