Geschlecht und Gesundheit - Wer ist das kränkere Geschlecht? Mann oder Frau?


Hausarbeit, 2004

47 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Frauen- und Männerforschung im Vergleich
1.1. Einleitung
1.2. Kurzer geschichtlicher Rückblick über die Stellung der Frau im Gesundheits- und Medizinsystem
1.3. Frauengesundheitsforschung
1.4. Männergesundheitsforschung
1.5. Das feministische Frauen Gesundheitszentrum e.v. Berlin ( FFGZ )

2. Frauen und Männer: Gibt es in Wirklichkeit mehr Gemein-
samkeiten als Unterschiede?
Die gesellschaftliche Konstruktion des Geschlechts
Unterschiede zwischen den Begriffen gender und sex
2.1. Biologische Unterschiede und daraus resultierende
Verteilungen
2.2. Biologische Determinierung?
2.3. Haus- und Erwerbsarbeit im Hinblick auf Gesundheit und
Krankheit . 10 Geschlechtsspezifischer Arbeitsmarkt
Krankenschwestern, Putzfrauen,... - Frauen in der Arbeitswelt
Sind Ressourcen und Belastungen in der Hausarbeit
gleich verteilt?
2.4. Einschätzung

3. Inanspruchnahme des Versorgungssystems
3.1. Einleitung
3.2. Auffälligkeiten und Besonderheiten der geschlechtsspezifischen Versorgung
3.2.1. Geschlechtsspezifischer Arzneimittelverbrauch
Arzneimittel und Mengen
Inanspruchnahme von Ärzten und Verteilungsmuster
Arzneimittelkosten
3.2.2. Geschlechtsspezifische Inanspruchnahme
von Prävention und Krankheitsfrüherkennung
Gesundheitsriskantes Verhalten
Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchung
Präventionsmaßnahmen
Ansätze der Prävention im Jugendalter

4. Psychische Störungen bei Männern und Frauen
4.1. Einleitung
4.2. Geschlechterunterschiede in der Diagnose von affektiven
Störungen
4.3. Geschlechtsunterschiede bei AS in schriftlichen Befragungen
4.4. Erklärungsansätze für die Geschlechterunterschiede der
psychischen Störungen
Biologische Erklärungen
Genetik
Hormone
4.5. GU als Auswirkung des sozialen Umfeldes
Gewalterfahrungen
Soziale Lage
Geschlechterrolle
4.6. Diagnosefelder
4.6.1. Ausblicke
Biopsychosozialer Ansatz
Dekonstruktion des Geschlechts
4.7. Komorbidität mit Abhängigkeitsstörungen
4.7.1. Alkoholkonsum
4.8. Körperliche Reaktionen und Folgeschäden des Substanzmittel- missbrauchs

5. FAZIT

6. Literaturverzeichnis.

Frau oder Mann – Wer ist das kränkere Geschlecht?

1. Frauen- und Männerforschung im Vergleich

1.1. Einleitung

Wissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass sich Männer und Frauen in der Ausprägung von Gesundheit und Krankheit unterscheiden. Einfluss darauf hat die biologische Ausstattung, sprich die psychische und physische Konstitution, als auch die Persönlichkeitsstruktur ( Risikobereitschaft, Inanspruchnahme des Versorgungs-systems, Körpergefühl etc. ) im Zusammenspiel mit den gesellschaftlichen Gegeben-heiten der Arbeits- und Lebensbedingungen.

Folglich ist eine Miteinbeziehung des Geschlechts als Variable in der Forschung und Praxis des Gesundheitswesens von großer Wichtigkeit. Dennoch ist die Realität eine andere: Trotz des Wissens, dass das Geschlecht ebenso große Auswirkungen auf den Gesundheitszustand wie andere Variablen (z.B. Alter, soziale Ungleichheit) hat, findet es noch kaum Anwendung in der Praxis.

„Schon der Blick auf die Lebenserwartung zeigt, dass ein differenzierter Blick auf das Geschlechterverhältnis notwendig ist [ ... ]“1

Aufgrund der Nichtbeachtung des Geschlechts bleiben wichtige Tatsachen, die bei Frauen und Männern unterschiedlich ausfallen, wie z.B. Sozialisation, Rollener-wartungen und Lebensbedingungen, außen vor. „ Jenseits der anatomischen und biologischen Unterschiede hat dies Auswirkung auf

- die Wahrscheinlichkeit, bestimmte Krankheiten zu entwickeln ( z.B. Magersucht häufiger bei Frauen, Alkoholkrankheiten häufiger bei Männern […]

- die Art und Weise, mit gesundheitlichen Beschwerden umzugehen
- die Art und Weise, Symptome zu präsentieren
- die Reaktion des Medizinsystems“2

auf dem Forum Gesundheit des DGB Bayern,17.01.2002, München

„Es ist mittlerweile deutlich geworden, dass sich die Gesundheit von Frauen nicht auf Fragen der Reproduktion und der Geschlechtsorgane beschränkt, sondern, dass eine geschlechtersensible Betrachtung in allen Bereichen eine Rolle spielen muss. […] Dies betrifft vor allem die Ursachen, Verläufe und Therapiemöglichkeiten bei zahlreichen Krankheiten, bei denen bis vor kurzem von einem männlichen Normmodell ausgegangen wurde.“3 Dieser Adrozentrismus hat zur Folge, dass bei unter vierzigjährigen Frauen die Nebenwirkungsrate doppelt so hoch ist wie bei gleichaltrigen Männern.

1.2. Kurzer geschichtlicher Rückblick über die Stellung der Frauen im Gesundheits- und Medizinsystem

Die Dominanz der Männer im Medizinsystem ist ein Produkt der jüngeren Zeitgeschichte.

Bis in das Mittelalter war die medizinische Versorgung das Terrain der Ärztinnen, “weisen Frauen“, Hebammen usw.; besonders im Bereich der Frauenheilkunde und Geburtenhilfe waren ausschließlich Frauen tätig.

Die katholische Kirche stellte sich aber stark gegen diese Frauen; vor allem die Angst vor Hexerei und die Angst vor dem weiblichen Wissen um Empfängnis-verhütung und Abtreibung bestärkte ihr Jahrhunderte langes Bemühen die Frauen Schritt für Schritt aus dem Medizinsystem zu vertreiben, indem sie „die Ausbildung und Durchsetzung eines männlichen Ärztestandes, der in erster Linie die Glaubenssätze der Kirche befolgen und vertreten sollte“4 unterstützten und förderten.

Durch das Verbot im 14. Jahrhundert für Frauen an den Universitäten Medizin zu studieren, brachte den Ausschluss für Frauen aus dem öffentlichen Gesundheitswesen mit sich, da „die Ausübung des Heilberufes nun ein Universitäts-studium voraussetzte“5.

„Der Ausschluss von Frauen aus den heilenden Künsten insgesamt erfolgte bekannt-lich äußerst gewaltsam (vier Jahrhunderte Hexenverfolgung) […]6.

„Die Geburtshilfe und Frauenheilkunde, bisher von den Hebammen durchgeführt, wurde im 15. Jahrhundert unter die Aufsicht der männlichen Stadtärzte gestellt. Die Hebammen wurden zur unselbständigen Helferin des Arztes.“7

Das hierarchische Geschlechterverhältnis in den Gesundheitsberufen ist aufgrund der Jahrhunderte langen gewaltsamen Verdrängungsprozesses bis heute spürbar.

Erst im 20. Jahrhundert durften Frauen gegen große Widerstände des männlichen Ärztestandes wieder ein Medizinstudium an einer Universität aufnehmen.

1.3. Frauengesundheitsforschung

Die Frauengesundheitsforschung, entsprungen aus zweierlei Quellen, existiert bereits seit mehr als 20 Jahren. Die eine Quelle ist die Frauengesundheitsbewegung aus den 70er und 80er Jahren. Viele Frauen fühlten sich von den Ärzten nicht ernst genommen, welches die Aktivierung des Selbsthilfepotenzials zur Folge hatte. „Selbstuntersuchungen, die (Wieder-) Aneignung von natürlichen Heilverfahren und der Aufbau alternativer Versorgungsangebote, wie z.B. Frauenhäuser und –notrufe, Frauengesundheitszentren und Geburtshäuser, machte die Schwerpunkte der Arbeit aus.“8

Ein zentrales Thema war die Selbstbestimmung über den eigenen Körper. “In der Parole `Mein Bauch gehört mir!´ kam der Protest gegen das Verbot, eine Schwangerschaft abzubrechen zum Ausdruck.“9

Die zweite Quelle der Frauengesundheitsforschung bildet die sozialwissenschaftliche Frauenforschung, die sich aus feministischer Sicht mit den gesellschaftlich bedingten Ungleichheiteiten zwischen Frauen und Männer und der Rolle von Frauen im Beruf und der Familie auseinandersetzte. Aber auch weitere Themen, wie das sexuelle Selbstbestimmungsrecht und die Medikalisierung des weiblichen Lebenslaufes wurden behandelt.

„Aus diesen beiden Quellen ergaben sich Impulse, die gesellschaftlichen Bedingungen zu untersuchen, unter denen die Gesundheit von Frauen erhalten und Krankheit verhindert werden kann, und die Strukturen zu analysieren, welche Gesundheits- und Krankheitsversorgung Frauen hinsichtlich Prävention, Therapie, Rehabilitation und Pflege benötigen und wie diese Versorgung der besonderen Lebenslage und den spezifischen psychosozialen Lebensbedingungen von Frauen gerecht werden.“10

1.4. Männergesundheitsforschung

Gesundheit ist im Alltag von Männern normalerweise kein Thema. Männer achten weniger stark auf ihren Gesundheitszustand und fühlen sich weniger anfällig gegenüber Krankheiten. Dennoch existiert seit wenigen Jahren eine Männergesundheitsforschung. „Historisch ist sicherlich die Feststellung richtig, dass Männerforschung als Reflex auf die Frauenforschung entstanden ist. Ohne Frauenforschung gäbe es heute wohl kaum eine Männerforschung.“11

Aufgrund der unterschiedlichen Motive zeichnen sich natürlich unterschiedliche Schwerpunkte der Forschung ab. Das Thema Männergesundheit lässt sich grob in drei Richtungen einteilen:

1. Aus den „Ergebnissen der Frauengesundheitsforschung und der hierzulande etwa sechs Jahre kürzeren Lebenserwartung von Männern, eine `wahre Opferrolle´ von Männern“12 abzuleiten. „Aus einem `Frauen leben 7 Jahre länger´ wurde ein `Männer leben 7 Jahre Kürzer´“ (Klotz 1998; Eickenberg/Hurrelmann).

2. Eine Strömung, die stark gekennzeichnet ist durch die Kommerzialisierung des Themas. Erkennbar durch Zeitschriften wie Men´s Health, in denen es vor allem um kosmetische Produkte, Potenz, Sexualität und körperlicher Fitness geht sowie darum pharmakologische Produkte wie Viagra an den Mann zu bringen.

3. Die Richtung, die um eine Neubestimmung der Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bemüht ist. „Thematisiert werden die Auswirkungen männlicher Sozialisation auf Gesundheit und Krankheit. Dabei geht es vor allem um gefährdende gesundheitliche Verhaltensweisen, wie höherer Alkoholkonsum oder größere Beteiligung an Unfällen im Straßenverkehr […] Ebenso wird die Norm des starken Mannes und der Leistungsdruck, dem er sich unterwerfen muss, wenn er gesellschaftlich als echter Mann anerkennt werden will, kritisiert.“13

Von der Frauengesundheitsforschung wird die Männergesundheitsforschung bis heute kritisch beäugt, weil es nicht erkennbar ist, „welchen eigenen theoretischen und empirischen Beitrag die Männergesundheitsforschung zu leisten vermag“14 und wo die wirklichen Motive der Männerforscher liegen. Politische Ansätze wie bei den Frauen waren nie zu erkennen.

Auch macht die Männergesundheitsforschung kaum mit Publikationen auf sich aufmerksam. Wenn in entsprechenden Fachzeitschriften ein Beitrag zur Männergesundheit geleistet wird dann allenfalls im Vorwort oder in Kurzbeiträgen.

„Dieses Defizit wird keineswegs etwa dadurch ausgeglichen, dass die bisherige Gesundheitsforschung implizit männerlastig war und das biologische und soziale Geschlecht als bedeutsamen Faktor in der Untersuchung von Bedingungen des Gesundheits-verhaltens und Strukturen der Gesundheitsversorgung ignoriert hat.

Durch den impliziten Androzentrismus, also die Annahme einer männlichen Sichtweise als Standard für Studienergebnisse, methodische Anlage und Interpre-tation, entsteht noch keine Männergesundheitsforschung, die die spezifischen Ge-sundheitsprobleme von Männern sensibel und profiliert herausarbeitet.“15

1.5. Das feministische Frauen Gesundheitszentrum e.V. Berlin (FFGZ)

Das FFGZ in Berlin ist das Erste seiner Art und feierte dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen.

Mit Informationen zur Frauengesundheit vielfältiger Art, Beratung und Kursen steht es allen Frauen zur Verfügung.

Neben reinen informativen Veranstaltungen zu Themen wie z.B. Wechseljahre, Brustgesundheit, Verhütung, Schmerz, Schlafstörungen, Osteoporose etc., finden

auch Kurse und Workshops statt, in denen die Frauen spezielle Fertigkeiten erlernen, wie z.B. das Einführen einer Portiokappe, Brust-Selbstuntersuchungen etc.

Das FFGZ stellt selber keine Diagnosen und behandelt auch nicht; vielmehr wird kompetent und ergebnisoffen über gesundheitliche Fragen, über schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlungsweisen informiert. Bei den Beratungen soll die Lebenssituation der Frauen mit einbezogen werden und die Frauen werden darin unterstützt Bewältigungsstrategien in Konfliktsituationen zu entwickeln, Selbsthilfe-potenziale zu erkennen und für sich zu nutzen. Zusätzlich verfügt das FFGZ über eine umfassende Adresskartei, so dass ratsuchende Frauen auch weiter vermittelt werden können.

Auch bietet das FFGZ Zeit und Raum für Fragen und Erfahrungsaustausch mit anderen Frauen. Zweimal im Jahr bringt das FFGZ die Zeitschrift „Clio“ zum Thema Frauengesundheit heraus.

Die Nachfrage von Frauen ist sehr hoch, so dass das FFGZ am Rande seiner Kapazität arbeitet.16

Neben der Arbeit mit dem Klientel beteiligt sich das FFGZ auch an dem Netzwerk Frauengesundheit Berlin; mit den Zielen „Defizite im Bereich Frauengesundheit öffentlich zu machen und auf eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Frauen hinzuwirken17“ und „den Geschlechteraspekt in allen Bereichen des Gesundheitswesens und der Forschung zu verankern“18.

Zur Männergesundheitsforschung gibt es keinerlei Kontakte, da es keine Über-lappungen gibt. Die vorherrschende Meinung ist allerdings, dass die Männer endlich mal „aus den Puschen“ kommen sollten. Den Männerforschern wird es sehr schwer gemacht, weil die Männer zu den Themen Gesundheit, Prävention etc. kaum zu-gänglich sind.19

2. Frauen und Männer: Gibt es in Wirklichkeit mehr Gemeinsam- keiten als Unterschiede?

Im Folgenden möchte ich auf Grundbegriffe und Grundthesen eingehen, die mit der gesellschaftlichen Konstruktion des Geschlechts in Zusammenhang stehen. Inwieweit beeinflusst und beschränkt die Tatsache, mit welcher Chromosomen-Kombination - xx oder xy - wir zur Welt kommen unser Leben?

Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf möchte ich einen Blick auf den geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt und seine Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen und Männern werfen.

¬ Die gesellschaftliche Konstruktion des Geschlechts

Vom Augenblick der Geburt an wird ein Kind aufgrund seiner physischen Merkmale als Mädchen oder Junge klassifiziert.

Die Unterscheidung zwischen „männlich und weiblich“ beruht dabei auf biologischen Unterschieden.

Viel schwieriger ist die Frage zu beantworten: Wie soll man sich verhalten, wenn die Biologie der gesellschaftlichen Konstruktion großen Spielraum lässt?

Die Gesellschaft stellt ein Ensemble kultureller Erwartungen für jedes Geschlecht bereit. Schon wenn Eltern Jungen in hellblau oder Mädchen in Rosa kleiden, beginnt die Konstruktion einer gesellschaftlichen Identität des Kindes.1

¬ Unterschiede zwischen den Begriffen gender und sex

Unter dem Begriff Gender verstehen Soziologen die nichtbiologischen, gesellschaftlich konstruierten, Distinktionen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit

In soziologischer Fachsprache steht der Begriff sex für die fortpflanzungsrelevanten und biologischen Unterschiede.2

2.1. Biologische Unterschiede und daraus resultierende

Verteilungen

Biologische Unterschiede sind das Produkt von Vererbung und Biologie.

Unterschiede der Geschlechterrollen resultieren aus der Sozialisation.

In nahezu allen Gesellschaften, von den primitivsten bis zu den fortgeschrittensten, werden die Geschlechterrollen als Organisationsprinzip verwendet, welches Last und Lust des sozialen Lebens auf die Rollen von Frauen und Männern verteilt.

Kein Aspekt des sozialen Lebens, weder das Sammeln von Früchten, der religiöse Kult, die festliche Abendgesellschaft oder die Organisation eines Staates – das Denken in binären Geschlechterstrukturen ist allgegenwärtig.

Insbesondere in frühen Zeiten aber auch heute noch werden Frauen und Männer nicht einfach nur als verschieden, sondern als ungleich angesehen. Fast immer und überall galten weibliche Arbeit, Freizeitbeschäftigungen und die Frauen zugeschriebenen Tugenden weniger erstrebenswert als die der Männer. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es nur wenige berühmte oder mächtige Frauen gab. Männer hingegen hatten oft größeren Reichtum, größere Macht und höheres Prestige als Frauen.

2.2. Biologische Determinierung?

Wenn sich die Gelehrten streiten, unterstellen beide Seiten oft, dass es klare Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt und machen sich dann auf die Suche nach deren Ursachen. Empirisch verifiziert sind diese Unterschiede nicht und tatsächlich gibt es ein hohes Maß an Ähnlichkeit zwischen Männern und Frauen. Maccoby/Jacklin (1974) zogen nach Durchsicht von mehr als 2.000 Büchern und Artikeln zum Thema Geschlechterdifferenz das Fazit, dass Frauen und Männer sich in Bezug auf Geselligkeit, Beeinflussbarkeit.

Selbstachtung, Leistungsmotivation, analytische Fähigkeiten sowie Reaktionen auf akustische und visuelle Stimulation nicht wesentlich unterscheiden.3

2.3. Haus- und Erwerbsarbeit im Hinblick auf Gesundheit und Krankheit

Dass es einen Zusammenhang zwischen Haus- und Erwerbsarbeit und Gesundheit gibt ist unbestritten. Auch über die Tatsache, dass negative wie positive Auswir-kungen zu berücksichtigen sind.

Jedoch gibt es bisher wenig konkrete Ergebnisse zu diesem Thema, da Ansätze und Studien häufig systematische Lücken aufweisen insofern, als dass sie z.B. selten Beruf und Familie als Arbeitsbereich fassen und im Hinblick auf gesundheitliche Fragestellungen überprüfen.

¬ Geschlechtsspezifischer Arbeitsmarkt

In dem Buch „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ (Hrsg. Klaus Hurrelmann/Petra Kolip) beschreibt Marianne Resch, dass der Arbeitsmarkt auch heute noch weitestgehend nach Geschlechtern – zu Ungunsten der Frauen- getrennt ist.

So arbeiten laut Resch 52% aller Frauen in nur fünf Berufsgruppen (Büro, -Verkaufs, Gesundheits-, Schönheits-, und Reinigungsbereich). Ebenso hat sich wenig daran geändert, dass Frauen überwiegend in niedrigeren beruflichen Positionen, die häufig unterhalb ihrer Qualifikation sind. Dort gibt es selten Weiterbildungs- und Aufstiegs-chancen, dafür aber höhere Beschäftigungsrisiken als bei Männern.

Weiterhin gehört zur geschlechtlichen Teilung der Arbeit, dass die typisch weiblichen Tätigkeitsfelder schlechter bezahlt und sozial nicht so wertgeschätzt werden wie die der Männer. Vor allen Dingen aber tragen Frauen noch immer die Hauptlast, wenn es um Hausarbeit geht. Selbst wenn sie berufstätig sind, ist es in der Regel so, dass Frauen sich zusätzlich noch um die im privaten Bereich anfallenden Aufgaben und Pflichten kümmern.

[...]


1 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002,S.18

2 David Klemperer: „Kritische Bewertung der gesundheitlichen Versorgung für Frauen“ vom Vortrag

3 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002,S.14

4 Ebenda, S.42

5 www.frauenwissen.at/frauen_verdaengung.php, 09.11.2004

6 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002,S.42

7 http://www.frauenwissen.at/frauen_verdraengung.php.09.11.2004

8 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002, S.13

9 Bettina Boekle / Michael Rug (Hrsg.): “Eine Frage des Geschlechts“,1.Aufl.,Juli 2004

10 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002, S.13

11 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002,S.55

12 Bettina Boekle / Michael Rug (Hrsg.): “Eine Frage des Geschlechts“,1.Aufl.,Juli 2004,S.109

13 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002, S.110

14 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002, S.16

15 Klaus Hurrelmann / Petra Kolip ( Hrsg. ): „Geschlecht, Gesundheit und Krankheit“ 2002, S.16

16 Quelle: Gespräch vom 11.11.2004 mit Cornelia Burgert,Sozialpädagogin im FFGZ

17 Quelle:Flyer,“Netzwerk Frauengesundheit Berlin,Wir über uns“

18 Ebenda

19 Quelle: Gespräch vom 11.11.2004 mit Cornelia Burgert, Sozialpädagogin im FFGZ

1 Vgl.:Joas.2001,Campus Verlag, Autorin: G. Nunner-Winkler, S.267

2 Ebenda

Ende der Leseprobe aus 47 Seiten

Details

Titel
Geschlecht und Gesundheit - Wer ist das kränkere Geschlecht? Mann oder Frau?
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Sozialmedizin
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
47
Katalognummer
V35408
ISBN (eBook)
9783638353281
Dateigröße
650 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass sich Männer und Frauen in der Ausprägung von Gesundheit und Krankheit unterscheiden. Einfluss darauf hat die biologische Ausstattung, sprich die psychische und physische Konstitution, als auch die Persönlichkeitsstruktur (Risikobereitschaft, Inanspruchnahme des Versorgungssystems, Körpergefühl etc.) im Zusammenspiel mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten der Arbeits- und Lebensbedingungen.
Schlagworte
Geschlecht, Gesundheit, Geschlecht, Mann, Frau, Sozialmedizin
Arbeit zitieren
Birgit Plan (Autor:in), 2004, Geschlecht und Gesundheit - Wer ist das kränkere Geschlecht? Mann oder Frau?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35408

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