Der Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992/1993. Ursachen und Auswirkungen


Seminararbeit, 2014

26 Seiten, Note: 5.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Wechselkurs
2.1) Wechselkurstheorien
2.1.1) Kaufkraftparitätentheorie
2.1.2) Zinsparitätentheorie
2.2) Wechselkursregime
2.2.1) Flexible Wechselkurse
2.2.2) Fixe Wechselkurse

3) Hypothesen

4) Europäisches Währungssystem
4.1) Gründung des EWS
4.2 Mitglieder des Systems
4.3) Zielsetzung

5) Krise des Europäischen Währungssystem
5.1) Beginn der Krise
5.2) Auslöser der Krise
5.3) Auswirkungen der Krise

6) Fazit

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kaufkraftparität und Wechselkurs, Japan und USA

Abbildung 2: Wechselkursänderungen USD-CHF

Abbildung 3: Fixe (bzw. flexible) Wechselkurse CHF-USD

Abbildung 4: Wechselkurs DM/ Lira und Bandbreiten

Abstract

In dieser Arbeit wird untersucht, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass das Europäische Währungssystem eine schwere Währungskrise erlitt. Dazu wurden drei Hypothesen aufgestellt. Alle drei Hypothesen konnten im Verlauf der Seminararbeit bestätigt werden.

Als erstes wird auf das Thema der Wechselkurse eingegangen und die verschiedenen Wechselkurstheorien erläutert. Zudem wird fundiert auf die Wechselkursregime Bezug genommen. Im zweiten Teil der Arbeit wird das Europäische Währungssystem genauer vorgestellt und spezifische Informationen zur Gründung, den Mitgliedern und den Zielen dieses Systems geliefert. Im dritten Teil steht die Krise des EWS im Fokus. Es wird aufgezeigt, wie das Ganze begonnen hat, welche Faktoren dafür verantwortlich waren und was die Auswirkungen der Krise waren. In einem Fazit werden die relevanten Punkte der Arbeit festgehalten und die Hypothesen mittels Begründung bestätigt.

1) Einleitung

Goldstandard, Bretton-Woods-System und das Europäische Währungssystem, Begriffe welche in den vergangenen Jahren wieder stark an Popularität zugenommen haben. Auch die Frage, welches Wechselkursregime für welche Situation am besten geeignet ist, wurde in der Vergangenheit schon mehrfach gestellt. Festzuhalten ist zudem, dass die Wahl des Wechselkursregimes sicherlich grössere oder kleinere Auswirkungen auf die Volkswirtschaft des jeweiligen Staates hat. Nicht nur wegen der unterschiedlichen Ausrichtung der Wechselkurse oder der Im- bzw. Exporte, sondern auch die Krisen, welche durch ein Regime hervorgerufen werden können, traten immer mehr in den Fokus der Überlegungen.

Beispiel hierfür bietet sicherlich die Eurokrise, welche einen starken Einfluss auch auf die Schweizer Volkswirtschaft und den Schweizer Franken hatte. Am 6. September 2011 richtete die Schweizer Nationalbank eine Kursuntergrenze zur Stabilisierung der Schweizer Volkswirtschaft ein. Der Grund hierfür war die Volatilität der Devisenmärkte aufgrund der Eurokrise, zudem die starke Dollarschwäche und der dadurch resultierende starke Aufwertungsschock auf den Schweizer Franken. Diese Untergrenze beläuft sich gegenüber dem Euro auf 1.20 CHF. Wenn die Schweizer Nationalbank hier nicht interveniert hätte, wäre durch diesen Aufwertungsschock die Zukunft der Schweizer Exportwirtschaft im Markt bedroht gewesen (Baltensperger, 2013). Mit diesem Hinter-grund wird in der vorliegenden Hauptseminararbeit das Thema rund um das Europäische Währungssystem behandelt.

Zuerst wird im Kapitel 2 ein Einstieg zum Thema Wechselkurs gemacht. Hier wird zuerst auf die Wechselkurstheorien, genauer gesagt auf die Kaufkraftparitätentheorie (Kapitel 2.1.1) und die Zinsparitätentheorie (Kapitel 2.1.2) eingegangen. Im Kapitel 2.2 werden die beiden Wechselkursregime (flexible bzw. fixe Wechselkurse) näher erläutert. Die zu untersuchenden Hypothesen werden im Kapitel 3 präsentiert. Im Kapitel 4 wird das Thema rund um das Europäische Währungssystem, kurz EWS, aufgegriffen. Zuerst wird die Gründung näher beschrieben (Kapitel 4.1), danach wird im Kapitel 4.2 auf die Mitglieder des EWS eingegangen und zum Schluss im Kapitel 4.3 die Ziele des Systems analysiert. Das Kapitel 5 dreht sich um die Krise des EWS, welche im Jahr 1992-1993 von Statten ging. Im Kapitel 5.1 wird der Beginn der Krise genauer beschrieben. Darauf folgt im Kapitel 5.2 eine Analyse der Faktoren, welche zu dieser Krise geführt haben. Die Auswirkungen, welche die EWS-Krise hatte, werden im Kapitel 5.3 aufgezeigt.

Zum Schluss folgt im Kapitel 6 ein kurzes Fazit.

2) Wechselkurs

Der Wechselkurs ist ein Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen. Es ist somit der Preis einer Währung, ausgedrückt in einer anderen Währung. Hier kann man zwei verschiedene Arten der Darstellung wählen. Zum einen gibt es den Preiswechselkurs. Dieser gibt den Preis einer Einheit ausländischer Währung, zum Beispiel Dollar, in der inländischen Währung, zum Beispiel CHF, an (Schnabl, 2009). Im Moment bekommt man für 1 US$ ungefähr 0.88 CHF (Wechselkurs Dollar-CHF). Wenn dieser Preiswechselkurs des Schweizer Franken gegenüber dem Dollar steigt, muss man mehr Schweizer Franken für einen Dollar bezahlen. Der Schweizer Franken wird somit billiger und wertet ge-genüber dem Dollar ab. Der US Dollar wird teurer und wertet somit auf.

Die zweite Art der Darstellung ist der Mengenwechselkurs. Dieser ist der Kehrwert des Preiswechselkurses. Anhand der Darstellung wird ausgedrückt, welche Menge an ausländischer Zahlungsmittel nötig ist, um eine Einheit an inländischer Währung zu erhalten. Für 1 Schweizer Franken benötigt man im Moment 1.14 US Dollar (Wechselkurs CHF-Dollar). Es kann festgehalten werden, dass ein ausländischer Preiswechselkurs identisch mit einem inländischen Mengenwechselkurs ist (Schnabl, 2009).

Der Wechselkurs ist zudem volkswirtschaftlich sehr bedeutsam, da die Wettbewerbs-fähigkeit eines Währungsraumes stark durch diesen beeinflusst werden kann. Das Beispiel mit dem Schweizer Franken und der Eurokrise in der Einleitung zeigt, dass ein volatiler Wechselkurs starke Auswirkungen auf den Import und Export von Gütern in einer Volkswirtschaft hat. Diese Auswirkungen kommen dadurch zustande, dass der Wechsel-kurs Auswirkungen auf die relativen Preise der Güter im Ausland, aber auch im Inland hat. Aber was genau beeinflusst den Wechselkurs? Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach und wie so oft in der Ökonomie lautet sie: Angebot und Nachfrage. Und zwar das Angebot und die Nachfrage nach Devisen auf dem Devisenmarkt. Diese Frage kann aber noch genauer beantwortet werden, da es spezifische Determinanten gibt, welche den Wechselkurs beeinflussen können.

Hier ist als erstes der Aussenhandel zu erwähnen. In einem Modell, in welchem nur zwei Länder mit zwei verschiedenen Währungen vorkommen, erhöht der Import verschiedener Güter die Nachfrage nach ausländischer Währung und der Export von Gütern erhöht ceteris paribus die Nachfrage nach inländischer Währung.

Auch Zinsveränderungen haben Einfluss auf die Wechselkurse, da bei unte-schiedlichen Zinssätzen im In-und Ausland die Kapitalanleger ihre Finanzanlagen an den internationalen Zinsunterschieden orientieren. Als nächste Determinante ist die Inflation aufzuführen. Die Inflation beeinträchtigt den Wechselkurs durch die Wertaufbewahr-ungsfunktion des Geldes. Die Anleger werden ihr Geld im Ausland anlegen, wenn die Inflation im Inland höher ist und umgekehrt. Auch die Erwartungen der Anleger sowie psychologische Faktoren haben einen starken Einfluss auf den Wechselkurs (Gärtner, 2009). Um diese An- und Verkäufe der Devisen aber festhalten und nachvollziehen zu können, braucht es ein spezielles Instrument. Dies ist die Zahlungsbilanz oder auch „Balance of Payments“ genannt, welche sämtliche internationale Transaktionen aufzeigt. Hier ist festzuhalten, dass die Summe der nachgefragten Devisen gleich der Summe der angebotenen Devisen ist. Das Gleichgewicht der Zahlungsbilanz ist also ein Spiegelbild für das Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt.

Die Zahlungsbilanz besteht aus drei verschiedenen Komponenten. Die erste Komponente ist der „Current Account“. Er bezeichnet die grenzüberschreitenden Transaktionen von Gütern und Dienstleistungen. Die zweite Komponente ist der „Capital Account“, welcher die privaten Finanztransaktionen beschreibt. Die letzte Komponente ist der „Official Reserves Account“ und bezeichnet die Veränderung der Devisenreserven der Zentral-bank. Diese drei Bestandteile aufaddiert, müssen immer ein Resultat von Null ergeben, da, wie oben bereits erwähnt, die Summe der nachgefragten Devisen gleich der Summe der angebotenen Devisen entspricht (Sutter, 2013). Nach dieser kurzen Einleitung zum Thema Wechselkurse im Allgemeinen wird nun im Kapitel 2.1 näher auf die ver-schiedenen Wechselkurstheorien wie die Kaufkraftparitäten-theorie und die offene Zinsparität eingegangen. Im Kapitel 2.2 werden die verschiedenen Wechselkursregime genauer betrachtet. Hierzu zählen die flexiblen Wechselkurse und die fixen Wechsel-kurse.

2.1) Wechselkurstheorien

Im Kapitel 2 wurde auf die verschiedenen Darstellungsarten des Wechselkurses eingegangen sowie die Determinanten, welche den Wechselkurs verändern können näher beschrieben. Im Gegensatz zu diesen Darstellungsarten und Determinanten werden auch unterschiedliche Wechselkurstheorien angewandt. Hier zu erwähnen sind die Kaufkraftparitäten- sowie die Zinsparitätentheorie. Diese Theorien erklären ver-schiedene Wechselkursentwicklungen systematisch auf Basis von sogenannten Fun-damentaldaten. Damit sind Preise und Zinsen gemeint (Schnabl, 2009).

2.1.1) Kaufkraftparitätentheorie

Die Theorie der Kaufkraftparitätentheorie besagt, dass der Wechselkurs zweier Währungen durch verschiedene Preisniveaus in zwei unterschiedlichen Ländern bestimmt wird. Der Grundgedanke hier ist, dass sich durch Arbitragebewegungen in zwei unter-schiedlichen Ländern die Güterpreise angleichen. Voraussetzung ist aber, dass es sich um wettbewerbsorientierte Märkte ohne Transportkosten und Handelsbarrieren handelt (Holmes, 1967).

Für den Preis p eines Gutes im In- und Ausland gilt dann beispielsweise:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit p Sfr als inländischer Preis, wk Sfr/$ für den Wechselkurs der beiden Währungen und p $ für den ausländischen Preis.

Der Preis eines Gutes wäre dann unter der Berücksichtigung des Schweizer Franken-Dollar-Wechselkurses in beiden Ländern gleich (Sutter, 2013). Wenn dieses Gesetz für alle Güter eines Landes gilt und sind die Warenkörbe zur Ermittlung der Preisindizes in beiden Ländern gleich gewichtet, gleicht sich das inländische dem ausländischen gesamt-wirtschaftlichen Preisniveau über den Wechselkurs an. Diese Warenkörbe werden in jedem Land zusammengestellt, um das jeweilige Preisniveau des Landes bestimmen zu können (Sarno & Taylor, 2002). Dies kann durch die sogenannte absolute Kaufkraftparität wiedergegeben werden, da sich der Wechselkurs aus dem Quotient der Preisniveaus die beiden Länder ergibt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die oben aufgeführte Gleichung widerspiegelt die Theorie (Sutter, 2013). Die Praxis weicht jedoch meistens von der Theorie ab. Denn in der Realität weicht der tatsächliche Wechselkurs meistens von der auf Konsumentenpreisen basierenden Kaufkraftparität ab. Zu erklären ist dies durch statistische Gründe, weil die Konsumentengewohnheiten und

somit auch die Zusammensetzung der verschiedenen Warenkörbe in den Ländern unter-

schiedlich sind. Zudem sind auch die Annahmen zu vollkommener Information, fehlender Transportkosten und vollkommenen Märkten in der Realität nicht haltbar (Dornbusch, 1985). Durch die oben aufgeführten Abweichungen wird die relative Kaufkraftparität eingeführt, welche durch das Differenzieren der absoluten Kaufkraftparität nach der Zeit definiert ist:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die relative Kaufkraftparität besagt, dass eine Abwertung bzw. Aufwertung der Währung desjenigen Landes erwartet wird, das eine höhere bzw. tiefere Inflationsrate aufweist.

Diese Aussage lässt sich in Abbildung 1 erkennen. In Abbildung 1 wird die relative Kaufkraftparität für Japan und USA sowie die Veränderung des Yen-Dollar-Wechsel-kurses aufgezeigt. Es lässt sich, auch wenn nicht immer zu 100 Prozent, ein langfristiger Zusammenhang dieser Kurven ausmachen. Weil Japan ab den 1980er Jahren immer eine tiefere Inflationsrate aufwies als die USA, wertete der Yen kontinuierliche gegenüber dem Dollar auf (Schnabl, 2009).

2.1.2) Zinsparitätentheorie

Während bei den Wechselkursen das Hauptaugenmerk bei den Gütermärkten angesetzt ist, ist dies bei der Zinsparität anders. Hier liegt der Fokus auf den Kapitalmärkten. Die Zinsparitätentheorie analysiert den langfristigen Zusammenhang unterschiedlicher Zinsniveaus bezogen auf den Wechselkurs. Die Zinsparität wird in zwei Untergruppen aufgeteilt. Zum einen ist die ungedeckte Zinsparität zu erwähnen. Sie besagt, dass unter Berücksichtigung der Entwicklung der Wechselkurse die erwartete Rendite einer Kapital-

Abbildung 1 : Kaufkraftparität und Wechselkurs, Japan und USA

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Schnabl (2008:8)

anlage dieselbe ist, auch wenn unterschiedliche Zinssätze im In- und Ausland herrschen. Ein Kapitalanleger sieht sich vor folgendem Problem: Er vergleicht die Rendite einer Anlage von Schweizer Franken im Inland mit der Rendite im Ausland (Spahn, 2001). Wenn er nun eine Einheit Schweizer Franken im Inland anlegt, erzielt er einen Zinssatz von iSfr pro Jahr. Die Einnahmen aus dieser Anlage am Ende der Periode wären dann 1+iSfr. Wenn er nun eine Einheit Sfr im Ausland anlegt, muss er dies zuerst zu einem Wechselkurs wkt eintauschen und erhält dadurch 1/ wkt US-Dollar. Die Einnahmen daraus am Ende der Periode während dann (1+iUS) 1/wkt. Dieser Betrag muss jedoch wieder in Sfr umgetauscht werden. Dies wird zum Zeitpunkt t+1 zum Wechselkurs wkt+1 gemacht. Die Einnahmen der ausländischen Anlage ergeben dann (1+iUS) wkt+1/ wkt. Die ungedeckte Zinsparität besagt jetzt, dass diese beiden Gleichungen dasselbe Resultat ergeben müssen, es folgt also daraus:

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992/1993. Ursachen und Auswirkungen
Note
5.0
Autor
Jahr
2014
Seiten
26
Katalognummer
V353525
ISBN (eBook)
9783668396654
ISBN (Buch)
9783668396661
Dateigröße
687 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Europäische Währungsunion, Europäisches Währungssystem, Zusammenbruch, Wechselkurs, Wechselkursregimes
Arbeit zitieren
Jan Imhof (Autor:in), 2014, Der Zusammenbruch des europäischen Währungssystems 1992/1993. Ursachen und Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353525

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