Die Grundvorraussetzungen des Shubert-Monopols


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Die Grundpfeiler ihres Imperiums
2.1. Die Einwanderung
2.2. Die Kindheit
2.3. Der Eintritt ins Theatergeschäft
2.4. Das Expansionsbestreben der Brüder

3. Industrialisierung - Der Bauplatz ihres Imperiums
3.1. Innerstädtische Folgen für das Theater
3.2. Außerstädtische Folgen für das Theater

4. Das Syndikat – Das Fundament des Imperiums
4.1. Die Entstehung des Syndikats
4.2. Das Verhältnis zu den Shuberts
4.3. Auswirkungen auf die Macht der Shuberts

5. Resümee

6. Quellen

1. Einleitung

Erzählt man die Geschichte des größten und langwierigsten Monopols in der Geschichte des Broadways und versucht eine detaillierte Chronologie der Organisationserfolge aufzuzeigen, mündet dies unweigerlich in einer blanken Aufzählung beinahe aller klangvollen Theater, Schauspieler und Produzenten des letzten Jahrhunderts. Die 1900 gegründete „Shubert Organisation“ arbeitete unter der Federführung von Sam (1905 tödlich verunglückt), Lee und Jacob Shubert mit allen Größen des amerikanischen Theaters zusammen oder konkurrierte zumindest mit ihnen. Vor allem in ihrer Blütezeit diktierte die Organisation beinahe den kompletten Markt und machte ihn damit zu einem gigantischen Theaterhaus, dessen Grundriss von New York bis San Francisco und von Seattle bis Houston führte.

Wie aber konnte eine doch eigentlich von kreativen Köpfen geprägte Branche in solch enge Mauern gepresst werden? Welche Hintergründe ermöglichten den phänomenalen Siegeszug der Shuberts? Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Vorgeschichte des Monopols zu beleuchten und damit die notwenigen Stützen des späteren Monopols offen zu legen. Außerdem wird das Augenmerk auf wirtschaftliche Faktoren gelenkt, die diese Machtzentralisierung fundamentierten.

2. Die Grundpfeiler ihres Imperiums

Da die Shuberts weder eine familiäre Bindung zum Theatermarkt aufwiesen noch einem finanziell gesegneten Milieu entstammten, wurden doch gerade in den zwanzig Jahren vor und den zehn Jahren nach der Firmengründung die Grundpfeiler ihres Monopols gelegt – teils durch eigenes Kalkül, teils aber auch durch günstige wirtschaftliche Zu- und glückliche Umstände.

2.1. Die Einwanderung

Die jüdische Familie Szemanski, so der ursprüngliche Familienname, stammt eigentlich aus einer polnischen Stadt im Grenzgebiet zu Deutschland, weit ab der New Yorker Glitzerwelt. Als die Familie im Jahre 1881 in die USA auswanderte, war dies für die damalige Zeit etwas absolut bezeichnendes. Die jüdische Bevölkerung Osteuropas verließ exodusartig ihre Heimatländer – vor allem in Rumänien, Russland und eben Polen fand diese Welle, die zwischen 1880 und 1914 zwei Millionen Emigranten in die Staaten spülte, ihren Ursprung. Anlaufpunkt der vor Arbeitslosigkeit und katastrophalen Lebensbedingungen fliehenden Emigranten war primär New York. Dort angekommen zogen die Emigranten das Stadtleben einem Leben auf abgelegenem Farmland vor, weil sie durch die einsetzende Industrialisierung hier bessere Beschäftigungsmöglichkeiten hatten. Auch gestalteten sich in Ballungsräumen soziale Kontakte zu Glaubens- und Volksgenossen leichter. Die Tatsche, dass folglich auch der Vater der kommenden Theatergiganten New York zu ihrer neuen Heimat machte, ist mitentscheidend für die weiteren Entwicklungen – schließlich hätte ein Leben in Wisconsin etwa die Karriere der Brüder schwerlich ermöglicht.

Ich möchte also die Auswanderungswelle und die einsetzende Urbanisierung als ersten Grundpfeiler ihres Imperiums benennen.

2.2. Die Kindheit

Im Falle der drei Brüder ist wohl gerade das Verhältnis zum Vater, David Shubert, von immenser Bedeutung für ihre beeindruckende Biographie. David war Alkoholiker und Verfechter harter, bisweilen brutaler, Erziehungsmethoden. Zweifelsohne ein Grund für den emotionsarmen und robusten Charakter, der es den Shuberts später erlaubte, das amerikanische Theater zu erobern. Als der Vater seine Söhne von der Schule nahm, damit sie ihn bei seiner Arbeit als Hausierer unterstützen konnten, förderte dies früh den logistischen Scharf- und kalkulierenden Geschäftssinn der drei Geschwister..

Prägnantestes Einwirken durch den Vater war aber ironischerweise sein Verlassen der Familie, das aufgrund fehlender Quellen nicht genau datiert werden kann. Dadurch wuchsen die Söhne unter keinem Tyrannen auf, der ihre weitere Entwicklung beschränkt hätte, sondern hatten früh Verantwortung für sich und ihre Familie zu übernehmen. Durch das bisherige Verhalten ihres Vaters nahmen sie Machtvergrößerung und Pflichten also nicht als etwas Bedrückendes sondern als etwas Befreiendes wahr, eine Auffassung, die all ihre weiteren Entscheidungen im Geschäftleben beeinflussen würde.

Die drei Brüder erkundeten verschiedenste Geschäftsfelder, bevor es sie das erste Mal in ein Theater verschlug. Lee erledigte Botengänge für einen Zigarrenhändler, der gleichzeitig als Buchmacher fungierte. Bei dieser Arbeit knüpfte er bereits früh gute Kontakte zu Geschäftsmännern in der Heimatstadt Syracuse. Jacob verdiente sich sein Geld hauptsächlich als Zeitungsjunge, ein gegenüber heute ungleich schwererer Job, weil man sich damals in teils handfesten Auseinandersetzungen gegenüber den Verkäufern der Konkurrenzblätter behaupten musste. Sam arbeitete als Dreher in einer Zigarrenfabrik. Wichtig wurde diese Beschäftigung wegen einem dortigen Arbeitskollegen, der Sam später mit der reichsten aus Deutschland kommenden Familie in Syracuse vertraut machen sollte.

Unbestreitbar bildet damit ihre Jugendzeit abseits des Theaters also einen weiteren Grundpfeiler ihres Unternehmens. Das Leben der Brüder wird schnell von Begriffen wie Verantwortung, Arbeit, Geld und Macht geprägt – eine langfristige Verschiebung ihrer persönlichen Prioritäten inbegriffen.

2.3. Der Eintritt ins Theatergeschäft

Mit den bisherigen Erkenntnissen lässt sich also eine durch den Wohnort begünstigte und charakterliche Eignung der Shuberts für eine erfolgreiche Karriere attestieren, doch bleibt bisher im Verborgenen, wieso gerade das Theater in den Fokus ihrer Geschäftsbemühungen geraten sollte.

Seine ersten Kontakte mit dem Theater hatte Sam Shubert durch Zufälle. Im Jahre 1885 suchte David Belasco junge Laiendarsteller für das Stück „May Blossoms“ und vergab eine der Rollen an Sam, der ihm vor einer Schule in Syracuse auffiel.[1] Sam entzückte dieser kurze und einmalige Ausflug auf die Theaterbühne sehr und David Belasco wurde ihm charakterlich, wie äußerlich ein Vorbild – allesamt wichtige Gründe für seinen späteren Werdegang. Erst ein weiterer Zufall aber setzte die Entwicklung dann endgültig in Gang: Als er vor dem Grand Opera House in Syracuse in einer Nebentätigkeit an einem kalten Wintertag Schuhe putzte, bot ihm der Manager des Hauses einen Sitz hinten im Theater an, um sich aufzuwärmen. Sam, von der dortigen Atmosphäre und von seinem Zusammentreffen mit Belasco beeindruckt, bewarb sich um einen Job als Programmverteiler, den er prompt erhielt. So verdiente er sein erstes Geld am Theater bereits im Jahre 1887, gerade einmal 1,50$ pro Woche.[2] Wahrscheinlich wäre dies nur eine weitere Nebentätigkeit geblieben, doch Sam erkannte, dass das Grand Opera House seinen im Vorkapitel beschriebene Durst nach Verantwortung ansatzweise befriedigen konnte. Nach gerade einmal achtzehn Monaten wurde er zum Kartenverkäufer befördert, wenige Wochen später war er gar stellvertretender Schatzmeister des Grands.

Die Shuberts waren sehr redegewandt und sie wussten andere Menschen von sich zu überzeugen – gerade dieser Charakterzug war zu Beginn ihr größtes Kapital. So schaffte es Sam durch gute Kontakte und ein selbstsicheres Auftreten eine Stelle im Wieting, dem größten Theater in Syracuse, angeboten zu bekommen. Bereits im Jahre 1891 machte man ihn dann zum Manager des Theaters. Fünf Jahre später begann er dann sogar zu produzieren.[3] Er kaufte Charles Hoyt die Rechte für dessen Stück „The Texas Steer“ ab und zeigte damit seinen starken Geschäftssinn. Den Kaufpreis von 5000$ übernahmen jüdische Geschäftsleute aus Syracuse, deren Vertrauen Sam schnell innehatte. Er erzielte mit dem Stück einen kommerziellen Erfolg, der es ihm zum einen ermöglichte in der folgenden Saison zwei weitere Stücke von Hoyt („A contented Woman“ / „Stranger in New York“) zu produzieren, zum anderen waren ihm künftige Finanzspritzen seiner zufrieden gestellten Geldgeber gewiss.[4] Um seinen Einfluss erneut zu vergrößern, übernahm Sam am 14.Dezember 1897 das Bastable Theater in Syracuse für eine Jahresmiete von 7000 Dollar, nachdem er sich aufgrund seiner guten Kontakte gegen etliche andere Bieter durchsetzte.

[...]


[1] Hirsch, Foster. The Boys from Syracuse. New York: Cooper, 2000, S. 19.

[2] Hirsch (16)

[3] Hirsch (17)

[4] Hirsch (18-19)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Grundvorraussetzungen des Shubert-Monopols
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
American Theater in Transistion
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V35319
ISBN (eBook)
9783638352734
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundvorraussetzungen, Shubert-Monopols, American, Theater, Transistion
Arbeit zitieren
Andreas Cirikovic (Autor:in), 2004, Die Grundvorraussetzungen des Shubert-Monopols, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35319

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