Der Einfluss von Leistungsmotivation auf die Aufgabenwahl in einem Handballwurfspiel bei Kindern


Bachelorarbeit, 2016

48 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Leistungsmotivation
2.1.1 Leistungsmotivation im Kindesalter
2.2 John William Atkinson – Risikowahlmodell
2.3 AMS – Sport
2.4 Forschungsstand AMS – Studie
2.5 Hypothesen

3 Empirischer Teil
3.1 Stichprobe
3.2 Beschreibung der ausgewählten Methode und Messinstrumente
3.2.1 AMS – Sport Fragebogen
3.2.2 Handballwurfspiel
3.3 Die Durchführung
3.4 Die Auswertung

4 Ergebnisse

5 Diskussion

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. Stärke der resultierenden Tendenz sowie der Erfolgs- und Misserfolgstendenz in Abhängigkeit der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit

Abb. 2. Versuchsaufbau des Handballwurfspiels

Abb. 3. Die Komponente der Nettohoffnung der Versuchspersonen des AMS – Sport

Abb. 4. Schwierigkeitswahl der erfolgsmotivierten Versuchspersonen bei der ersten Linienwahl der Testphase

Abb. 5. Schwierigkeitswahl der erfolgsmotivierten Versuchspersonen der gesamten Durchgänge des Handballwurfspiels

Abb. 6. Durschnitt der Schwierigkeitswahl der Versuchsperson aus dem gesamten Testdurchgang

Tabellenverzeichnis

Tab. 1. Stichprobe der durchgeführten Studie

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Leistungsmotivation von Kindern im Sport auseinander. Die Achievement Motives Scale – Sport Studie von Elbe, Wenhold und Müller (2005), welche auf der Theorie des Risikowahlmodells von Atkinson (1957) beruht, zeigt einen Zusammenhang zwischen der Leistungsmotivation und dem Risikowahlverhalten von Erwachsenen auf. Aufgrund der Annahme von Heckhausen (2010), dass Kinder im frühen Alter ein ausgeprägtes Leistungsmotiv aufweisen, soll die vorliegende Untersuchung überprüfen, welchen Einfluss die Leistungsmotivation auf die Aufgabenwahl in einer sportlichen Leistungssituation bei Kindern hat. Aus der Annahme von Heckhausen (2010) lässt sich die Hypothese ableiten, dass Versuchspersonen, die eine erfolgsmotivierte Tendenz aufweisen, eine realistische Aufgabe wählen, entsprechend des mittleren Schwierigkeitsgrades. Als Methode der Datenerhebung wurde auf das Messinstrument Fragebogen zurückgegriffen. Dieser ermittelt die Motivtendenz der Versuchspersonen, die sich in einer erfolgsmotivierten oder misserfolgsmotivierten Tendenz widerspiegeln. In Anlehnung an den Fragebogen von Elbe wurde als Risikowahlaufgabe ein Handballwurfspiel eingesetzt. Ziel des Handballwurfspiels ist es, einen Handball in eine Kiste zu werfen. Dabei haben die Kinder die Möglichkeit von verschiedenen Distanzen einen Treffer zu erzielen. Zuvor wurden die unterschiedlichen Distanzen in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt, indem die Kinder eine subjektive Einschätzung der Aufgabenschwierigkeit angeben. Das Risikowahlverhalten der Kinder kann aufgrund der Distanzwahl ermittelt werden. Der Versuch zeigt, dass erfolgsmotivierte Kinder nicht ausschließlich die mittlere Schwierigkeitsstufe bevorzugen, welche einer realistischen Zielsetzung entspricht (Elbe et al., 2005).

1 Einleitung

Olympische Spiele 2008 in Peking. Die deutsche Schwimmerin Britta Steffen kann es nicht fassen als sie nach einem Herzschlagfinale, in der Disziplin 100 m Freistil, auf die Anzeigentafel schaut. Sie hat es geschafft. Sie hat in einer Weltrekordzeit die Goldmedaille gewonnen. Ein emotionaler Moment für die damals 24 - jährige Schwimmerin, die kurz nach ihrem Sieg in Freudentränen ausbricht. Britta Steffen wächst über sich hinaus und schwimmt auch in dem 50 m Freistil Finale eine Weltrekordzeit. Die deutsche Doppelolympiasiegerin hat es allen bewiesen, doch vor allem sich selbst. Millionen Zuschauer verfolgen die unglaubliche Leistung der deutschen Schwimmerin und feiern ihren Erfolg. In so einem spannenden Finale wird deutlich, dass eine hundertstel Sekunde über einen Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Nach den Olympischen Spielen in Peking kann Britta Steffen noch weitere Erfolge erzielen. Sie gewinnt bei der Weltmeisterschaft 2009 in Rom zwei Goldmedaillen und schwimmt erneut einen Weltrekord. Die mehrfache Welt- und Europameisterin gewinnt in ihrer Karriere, die sie 2013 beendet hat, insgesamt 18 Goldmedaillen, neun Silbermedaillen und acht Bronzemedaillen. Eine sportliche Karriere, von der jeder Sportler träumt.

Britta Steffen berichtete jüngst in einer Fernsehsendung („Ewige Helden“, VOX) von ihren Höhen und Tiefen ihrer Karriere. Als Tiefpunkt beschreibt sie ihr vorzeitiges Karriereende 2004. Sie konnte dem hohen Druck nicht mehr standhalten. In den Wettkämpfen konnte sie den Erwartungen nicht gerecht werden und befand sich in einem Formtief. Vor allem bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen versagt sie und ist von Enttäuschungen geplagt, daraufhin gibt sie das Schwimmen auf und beginnt ihr Studium. Ausschlaggebend für ihr Verhalten war ihr Trainer Norbert Warnatzsch. Durch sein negatives Feedbacktraining, welches laut, direkt und beleidigend war, hat er Britta Steffen den Mut und die Motivation genommen Weltrekorde zu schwimmen. Sie hatte Angst die Erwartungen ihres Trainers nicht erfüllen zu können, eine Blockade hinderte sie ihre Leistung abzurufen. Mit seinen negativen Äußerungen wollte er seine Athleten[1] zu großen Erfolgen führen, dabei verlangte er Intensives Training, Disziplin und den Willen alles für den Sport aufzubringen. Britta Steffen kämpfte und trainierte sehr intensiv, doch der große Erfolg blieb aus. Ein Jahr nach ihrem vorzeitigen Karriereende beginnt die deutsche Schwimmerin wieder zu trainieren. In Zusammenarbeit mit einer Psychologin findet sie ihre Leidenschaft für das Schwimmen wieder. Durch mentales Training wird sie motiviert und kann ihre Ängste abbauen. Die darauffolgenden Jahre sind von Erfolgen geschmückt und Britta Steffen wird, zusammen mit ihrem alten Trainer und ihrer Psychologin, die schnellste Schwimmerin der Welt. Da stellt sich die Frage, wie eine Leistungssportlerin nach einem Formtief, welches von Versagensängsten und fehlender Motivation gesteuert ist, plötzlich Weltrekorde schwimmt. Welchen Einfluss haben dabei die Leistungsmotivation eines Athleten und das Feedback eines Trainers?

Die Geschichte von Britta Steffen ist kein Einzelfall, viele Sportler erfahren Höhen und Tiefen in ihrer Karriere. Doch nicht nur der Leistungssport, sondern auch der Freizeitsport und der Sportunterricht beinhalten Instruktionen eines Trainers oder einer Lehrperson. Die vorliegende Arbeit behandelt empirisch die Frage, welchen Einfluss die Leistungsmotivation auf die Aufgabenwahl einer sportlichen Leistungssituation bei Kindern hat. Die Aufgabenwahl zeigt auf, welche Ziele die Kinder in Abhängigkeit ihrer Leistungsmotivation versuchen zu realisieren. Außerdem deutet die Aufgabe, die die Kinder wählen darauf hin, welches Risikowahlverhalten ein Kind aufweist, das erfolgsmotivierter als andere ist. Theoretisch im Anschluss an den empirischen Teil, wird die Frage diskutiert, wie man als Trainer oder Lehrperson auf die unterschiedlichen Motivationstypen reagieren soll. Kinder weisen unterschiedliche Verhaltensweisen auf, einige sind motivierter als andere in Leistungssituationen. Deshalb ist es eine interessante und herausfordernde Aufgabe, das Training oder die Unterrichtseinheit so zu gestalten, dass alle Kinder motiviert sind, ihre Leistungen abzurufen. Zudem zu erkennen, welches Verhalten die unterschiedlichen Motivationstypen aufweisen, um die Leistung der Kinder besser analysieren zu können.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in fünf Bereiche. Zunächst wird die Theorie der Leistungsmotivation aufgegriffen, daraufhin folgt der Empirische Teil der Arbeit. Anschließend werden die Ergebnisse aufgeführt und in der folgenden Diskussion erörtert. Zum Schluss wir die Arbeit in einem Fazit zusammengefasst.

2 Theoretischer Hintergrund

Das zweite Kapitel befasst sich mit der Theorie der Leistungsmotivation in Bezug auf das Kindesalter. Zu Beginn wird der der Begriff Leistungsmotivation definiert und anschließend durch die Vertreter der Leistungsmotivationsforschung erläutert. Aufgrund der theoretischen Grundlage und des aktuellen Forschungsstandes können abschließend Hypothesen aufgestellt werden.

2.1 Leistungsmotivation

In der Motivationspsychologie werden viele Themenfelder abgedeckt. Das Themenfeld Leistung wurde bislang, durch zahlreich empirisch überprüfte Theorien, am intensivsten erforscht (Brandstätter, Lozo, Puca & Schüler, 2013). Dies ist darauf zurückzuführen, dass etwas Leisten als eine bedeutsame Komponente im Sport dargestellt wird. Das Leistungsmotiv und sein Einfluss weisen einen hohen Stellenwert im sportlichen Handeln auf. Doch was bedeutet Leistung? Es kann von Leistung gesprochen werden, wenn das Ergebnis erzielbar ist und anhand eines verbindlichen Gütemaßstabs bewertet wird. Die Güte der Leistung kann mit einem sozialen oder individuellen Bezugsmaßstab verglichen werden. Darüber hinaus soll der Gütemaßstab einen Schwierigkeitsgrad entsprechen, welcher als verbindlich für das eigene Handeln betrachtet wird. Zuletzt soll das Handlungsergebnis vom Handelnden selber als eigenständige Leistung empfunden werden (Alfermann & Stoll, 2005).

Im Gegensatz zu der Leistung, handelt es sich bei der Motivation um „die aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewertenden Zielzustand“ (Rheinberg, 2008, S. 18). Des Weiteren beschreibt Motivation die Intensivierung menschlichen Handelns, welche interindividuelle und intraindividuelle Unterschiede aufweisen kann (Alfermann & Stoll, 2005).

Die Leistungsmotivation beinhaltet die Aspekte der Begriffe Leisten und Motivation, welche in der Definition aufgegriffen und kombiniert werden. Alfermann und Stoll (2005) definieren Leistungsmotivation als „das Bestreben, eine Aufgabe zu meistern und dabei einen Gütemaßstab zu erreichen oder zu übertreffen, Hindernisse zu überwinden, Ausdauer auch bei Misserfolg zu zeigen und sich selbst für das Ergebnis verantwortlich zu fühlen“ (Alfermann & Stoll, 2005, S. 118).

Infolgedessen zielt leistungsmotiviertes Verhalten auf die Erreichung eines Gütestandards hin, dabei wird die eigene Tüchtigkeit bewertet. Die Menschen werden in unterschiedlichen Lebensbereichen herausgefordert, sich Aufgaben zu stellen, bei denen sie Erfolg aufweisen oder scheitern (McClelland, Atkinson, Clark & Lowell, 1953).

2.1.1 Leistungsmotivation im Kindesalter

In der Definition von Leistungsmotivation wird das Alter der Menschen unbeachtet gelassen.

Die Fähigkeit zu einem bestimmten Verhalten entwickelt sich ständig, doch wo befinden sich die Anfänge des leistungsmotivierten Verhaltens. Ab wann erleben Kinder ihr Handeln, welches sich als Gelingen oder Misslingen ausdrückt, als Erfolg oder Misserfolg und reagieren in ihrem Ausdrucksverhalten mit der dafür charakteristischen Betroffenheit? Um leistungsmotiviertes Verhalten zu erzielen, setzt sich der Mensch mit einem Tüchtigkeitsstandard auseinander (Heckhausen, 1974). Bereits im ersten Lebensjahr kann das Kind unterscheiden, ob eine bestimmte Aktion von einer anderen Person oder von einem selber hervorgerufen wird. Im zweiten Lebensjahr möchte das Kind Handlungen selber ausführen. Dabei empfindet das Kind Freude und Stolz über das eigene Handeln, wobei es sich selber als Urheber der Handlungsergebnisse sieht. Insgesamt erfährt das Kind einen persönlichen Erfolg oder Misserfolg. Darüber hinaus wird das Leistungsmotiv als ein Selbstbewertungssystem verstanden, da eigene Leistungen die Entwicklung des Selbstkonzeptes des Kindes bedingen. Im Alter von dreieinhalb Jahren reagieren die Kinder mit Freude und Stolz auf erfolgreiche Handlungen und mit Enttäuschung und Betroffenheit auf das Scheitern einer Tätigkeit (Heckhausen, 2010; Schlag, 2013). Daher lassen sich erste Anzeichen, für leistungsmotiviertes Verhalten, im Ausdrucksverhalten von Kindern im Alter von circa dreieinhalb Jahren aufzeigen. Heckhausen & Heckhausen (2010) haben Kinder in einer spielenden Wetteifer Situation beobachtet. In dieser Untersuchung haben die Kinder mit Selbstbewertungsemotionen, wie zum Beispiel Stolz und Beschämung, reagiert. Dieser Ausdruck lässt darauf hinweisen, dass das Kind nicht ausschließlich das eigene Handeln, sondern zudem die eigene Tüchtigkeit bewertet. Im Alter von vier Jahren kann das Kind unterschiedliche Ziele und Aufgaben wählen, da sich bereits ein Ansatz des Leistungsvermögens entwickelt hat. Dadurch werden die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit und das individuelle Anspruchsniveau durch den bisher erzielten Erfolg beeinflusst. Zudem soll das Kind zwischen Aufgabenschwierigkeit und Tüchtigkeit unterscheiden, um einen eigenen Leistungsmaßstab entwickeln zu können. Die Bildung des persönlichen Anspruchsniveaus ist ein entscheidender Regulator des Leistungshandelns. Die Entwicklung des Anspruchsniveaus ist ein andauernder Entwicklungsprozess, welcher bis zum zehnten Lebensjahr stattfindet. Erik H. Erikson (1959) benennt die Grundschulzeit als positive Voraussetzung zur Förderung der Leistungsbereitschaft von Kindern. Die eigene Fähigkeit als Erklärung für Leistung anzusehen, ist nur indirekt zu erfassen. Kinder im Alter von zehn bis elf Jahren nutzen diese Erklärung und verbinden sie ausgleichend mit Anstrengung. Das bedeutet, dass sie beispielsweise geringe Fähigkeit mit hoher Anstrengung ausgleichen können. Diese Attribution der Fähigkeit wird als weitere entscheidende Komponente der Leistungsmotivation bezeichnet (Heckhausen, 2010; Schlag, 2013). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Mensch im frühen Kindesalter die Fähigkeit besitzt leistungsmotiviert zu handeln. Des Weiteren haben sich die Komponenten der Leistungsmotivation im elften Lebensjahr soweit entwickelt, dass das Verhalten des Kindes auf das Leistungsmotiv zurückzuführen ist.

2.2 John William Atkinson – Risikowahlmodell

Die Sportpsychologie verfügt über verschiedene Theorien der Leistungsmotivation. Eine besondere Beachtung hat das Risikowahlmodell von John W. Atkinson (1957) gefunden. Das anerkannte Modell zur Erklärung von leistungsmotiviertem Handeln im Sport, bereichert seit den 1960er Jahren die Leistungsmotivationsforschung.

John W. Atkinson ist ein Psychologe der Leistungsmotivationsforschung und wurde 1915 in den USA geboren. Seine wissenschaftliche Karriere verläuft an der Universität in Michigan. Ein einflussreicher Motivationsforscher wird Atkinson, da er sich mit zwei Forschungsschwerpunkten auseinandersetzt. In Zusammenarbeit mit David McClelland hat Atkinson versucht, das Leistungsmotiv als überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal messbar zu machen. Dazu hat er ein standardisiertes Testverfahren verwendet. Des Weiteren hat Atkinson, auf der Grundlage von Lewin, die Theorie der resultierenden Valenz weiterentwickelt (Rudolph, 2009). Die Leistungsmotivtheorie von McClelland et al. (1953) gilt als Grundlage für das Risikowahlmodell von Atkinson. Sowohl McClelland als auch Atkinson beruhen auf den Arbeiten von Henry Murray, welcher sich mit Persönlichkeiten und individuellen Unterschieden zwischen Personen beschäftigt. Murray (1938) verfolgte zwei Ziele, zum einen die Entwicklung eines Klassifikationsschemas grundlegender menschlicher Bedürfnisse, welche das Verhalten organisieren. Zum anderen die Messung von Motiven und Bedürfnissen von Personenmerkmalen. McClelland beschäftigte sich, in seinem Konstrukt zur Erforschung der Leistungsmotivation, mit den Motiven menschlichen Handelns (McClelland, 1953).

Unter Motiv ist eine hic et nunc auffindbare Disposition zu verstehen, die sich biographisch gebildet hat, d. h. aufgrund je lebenslanger Erfahrungen in bestimmten Situationen entstanden ist, welche Erfahrungen dann analog zur Ursprungssituation ihrer Entstehung auf andere Situationen übertragen werden (Herber, 1976, S. 65).

Demzufolge wird ein Motiv als vorgegebene Größe angesehen, welches einer bestimmten Situation entspricht. Das Leistungsmotiv beschreibt McClelland als Persönlichkeitsvariable, welches sich in zwei Motivdispositionen unterscheidet, Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg. Aus dem Ansatz der Leistungsmotivtheorie hat Atkinson die interaktionistische Motivationstheorie entwickelt, indem er den Grundgedanken des Leistungsmotivs von McClelland übernahm und ausführlich ausarbeitete. Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung von einem Motiv zur Motivation. Atkinson stellt einen Zusammenhang der Begriffe her, indem er sagt, dass Motivation als Ergebnis von Motiven betrachtet werden kann, welche jeweils eine annähernde und meidende Tendenz aufweisen können (Alfermann & Stoll, 2005). Die folgende Definition lässt darauf hinweisen, dass Motivation entsteht, wenn sich ein Motiv mit situativen Faktoren bindet. Dieser Grundgedanke spiegelt sich in dem Risikowahlmodell von Atkinson wider, welches von interaktionistischer Sichtweise geprägt ist (Herber, 1976). „Motivation bedeutet dann die Aktualisierung eines Motivs in einer bestimmten Situation, d. h. in einer bestimmten Reizkonstellation (=Situation) wird ein bestimmtes Motiv (als eine Art vorgegebener Bereitschaft) angesprochen und kommt zur Wirkung“ (Herber, 1976, S. 65).

Im Folgenden wird das Risikowahlmodell von Atkinson (1964) näher erläutert und aufgezeigt, inwiefern sich die Leistungsmotivation in dem Modell widerspiegelt. Das Risikowahlmodell handelt von Wahlentscheidungen, die von unterschiedlicher Schwierigkeit geprägt sind. Atkinson erforschte, welche Aufgabe eine Person wählt, sofern die Aufgaben unterschiedliche Schwierigkeiten aufweisen. Um zu bestimmen, wovon die Aufgabenwahl einer Person abhängig ist, nutzt Atkinson drei theoretische Konstrukte: Er unterscheidet zwischen dem individuellen Leistungsmotiv, der subjektiven Erwartung der Aufgabenbewältigung und dem Anreiz der Aufgabe.

Das individuelle Leistungsmotiv wird als Motivkonstrukt dargestellt. Atkinson (1964) differenziert das Leistungsmotiv in zwei Motivkomponenten. Einerseits das Erfolgsmotiv, das als Annäherungskomponente definiert wird und andererseits das Misserfolgsmotiv, welches durch die Vermeidung von Misserfolg ausgedrückt wird. Atkinson definiert das Leistungsmotiv als eine emotionale Disposition. Das Erfolgsmotiv beinhaltet die Fähigkeit, Stolz nach einem Erfolg zu erfahren oder zu antizipieren. Das Misserfolgsmotiv hingegen charakterisiert die Fähigkeit, mit Scham und Betroffenheit auf Misserfolg zu reagieren, sofern das Ergebnis der Handlung als Misserfolg dargestellt wird. Um dieses Konstrukt zu messen, hat Atkinson unterschiedliche Messverfahren herangezogen. Das TAT und TAQ Verfahren erfassen unabhängig voneinander die Tendenzen der Leistungsmotivation. Der TAT ist ein thematischer Apperzeptionstest von Murray (1938), welcher die Grundidee besitzt, dass Fantasien genutzt werden können, um Bedürfnisse bzw. Motive zu ermitteln. Aufgrund von mehrdeutigen Bildern, sollten die Probanden Fantasiegeschichten formulieren. Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwändig und kompliziert auszuwerten. Das TAQ Verfahren misst, anhand eines Ängstlichkeitsfragebogen, den Wert des Misserfolgs (Brandstätter et al., 2013). Beispielweise kann ein hoher TAT – Wert und ein niedriger TAQ – Wert darauf hindeuten, dass die Leistungsmotivation einer Person als hoch eingestuft wird. Das bedeutet, dass das Erfolgsmotiv (Me) gegenüber dem Misserfolgsmotiv (Mm) überwiegt. (Me >Mm). Hinzuzufügen ist, dass neben diesen Verfahren noch weitere Testverfahren eingesetzt werden können. Aufgrund der oben genannten Kritik wurden weitere Testverfahren entwickelt. Um die Auswertung zu erleichtern, haben Forscher der Leistungsmotivation die Initiative genutzt, mit einem Fragebogeninstrument zu erarbeiten (Weiner, 1988).

Das zweite Konstrukt beinhaltet die Erwartung, welche als subjektive Wahrscheinlichkeit betitelt werden kann. Atkinson (1964) verwendet die Begriffe Erwartung und subjektive Wahrscheinlichkeit synonym. Die subjektive Wahrscheinlichkeit gibt an, inwieweit die Aufgabe für eine Person erfolgreich zu bewältigen ist. Die Erfolgswahrscheinlichkeit befasst sich mit einer instrumentellen Handlung um die kognitiv repräsentierte Zielerwartung und Antizipation zu erreichen. Dabei kann die Erwartung auf subjektiven Erfahrungen mit ähnlichen Situationen bzw. Aufgaben zurückgeführt werden. Darüber hinaus kann die subjektive Wahrscheinlichkeit durch das dispositionelle Selbstkonzept eigener Begabung erfasst werden. Dies geschieht durch normative Informationen oder Probedurchgänge, welche durch eine einfache bzw. schwere Aufgabe markiert sind (Brandstätter et al., 2013).

Das dritte Konstrukt, welches Atkinson (1964) aufführt, beinhaltet den Anreiz einer Aufgabe. Ist die Aufgabe als sehr leicht einzustufen, bringt der Erfolg der Aufgabe nicht den angestrebten Stolz über die eigene Leistungsfähigkeit. Das bedeutet, dass je schwieriger die Aufgabe ist, desto höher die Freude über eine erfolgreiche Lösung. Der Anreizwert von Erfolg nimmt zu, sobald die Erfolgswahrscheinlichkeit sinkt. Daraus folgt, dass die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit (We) mit dem Erfolgsanreiz (Ae) der Aufgabe eng verknüpft ist. Die Komponenten bedingen sich gegenseitig. Der invers – lineare Zusammenhang drückt sich mathematisch wie folgt aus: Ae = 1 – We. Wenn die Misserfolgswahrscheinlichkeit bestimmt werden soll, dann wird die Formel: (Wm = 1 – We) verwendet. Dies beruht auf der Annahme, dass Erfolg und Misserfolg komplementär gesehen werden (We + Wm = 1.00). Der Misserfolgsanreiz wird ebenfalls aus der Erfolgswahrscheinlichkeit errechnet, das bedeutet, dass der Misserfolg stark ausgeprägt ist, wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit hoch ausfällt. Doch ist die Erfolgswahrscheinlichkeit sehr gering, dann zeigt sich die Beschämung nach Misserfolg ebenfalls gering. In einer mathematischen Formel wird der Misserfolgsanreiz: (Am = - We) errechnet. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass eine resultierende Motivtendenz bedeutsam für Atkinsons Modell ist, da in einer Leistungssituation zwei Tendenzen angeregt werden. Eine Person strebt den Erfolg an und versucht gleichzeitig den Misserfolg zu vermeiden. Die Motivtendenz (T) kann errechnet werden, indem das Motiv (M), die Wahrscheinlichkeit (W) und der Anreiz der Aufgabe (A) multipliziert werden. Dementsprechend wird die mathematische Formulierung der Motivtendenzen Erfolg und Misserfolg in Leistungssituationen wie folgt zusammengestellt (Atkinson, 1958):

Erfolgstendenz: Te = Me x We x Ae

Misserfolgstendenz: Tm = Mm x Wm x Am

Die resultierende Motivationstendenz wird aus der Summe der Erfolgstendenz und der Misserfolgstendenz errechnet (Tr = Te + Tm). Die Bestimmungsstücke für die Verhaltensformel von Atkinson sind vorhanden, um eine Gleichung aufzustellen:

Tr = (Me – Mm) (We x (1 We)].

Die Gleichung zeigt auf, dass ausschließlich das Erfolgsmotiv und Misserfolgsmotiv sowie die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit, der zu bewältigen Aufgabe, gemessen werden müssen. Die anderen Werte können anhand der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit rechnerisch erfasst werden. Des Weiteren gibt der Wert an, ob eine Person erfolgsmotiviert oder misserfolgsmotiviert ist. In der ersten Abbildung wird die resultierende Motivtendenz sowie die Erfolg- und Misserfolgstendenz dargestellt. Entspricht die resultierende Motivtendenz einem positiven Wert, überwiegt das Erfolgsmotiv gegenüber dem Misserfolgsmotiv. Infolgedessen wird von einer erfolgsmotivierten Person gesprochen. Dies wird in dem linken Diagramm (a) der Abbildung aufgezeigt. Das rechte Diagramm (b) deutet auf eine misserfolgsmotivierte Person hin, diese wird charakterisiert, wenn das Misserfolgsmotiv stärker als das Erfolgsmotiv ausgeprägt ist. Demzufolge weist die Motivtendenz einen negativen Wert auf (Brandstätter et al., 2013).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1. Stärke der resultierenden Tendenz sowie der Erfolgs- und Misserfolgstendenz in Abhängigkeit der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit. Dabei stellt (a) eine Erfolgsmotivtendenz dar und (b) eine Misserfolgstendenz (Brandstätter, 2013, S.33).

Atkinson (1964) macht den Unterschied zwischen erfolgsmotivierten und misserfolgsmotivierten Personen deutlich, indem er aufzeigt, dass erfolgsmotivierte Personen optimistisch an Leistungsaufgaben herangehen. Zudem zeigen sie Offenheit gegenüber einer Aufgabe und sind zuversichtlich eine Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Im Gegensatz zu misserfolgsmotivierten Personen, welche Angst und Befürchtungen vor einer Leistungsaufgabe ausstrahlen, sie zweifeln an der erfolgreichen Bewältigung einer Aufgabe.

Ringwurfspiel

Als Methode, um die Aufgabenwahl in einer Leistungssituation zu überprüfen, hat Atkinson (1964) ein Ringwurfspiel eingesetzt. Das Ringwurfspiel verfolgt das Ziel, aus unterschiedlichen Distanzen, einen Ring auf einen Stab zu werfen. Dabei konnten die Probanden die Distanz frei wählen, welche in 15 verschiedenen Stufen eingeteilt sind. Eine große Distanz weist auf eine geringe Erfolgserwartung hin. Daraus erschließt sich, dass eine geringe Distanz eine hohe Erfolgserwartung aufzeigt. Mit der Erfassung der Erfolgserwartung wird auch der verbundene Erfolgsanreiz ermittelt. Denn je schwieriger die Aufgabe, desto höher der Erfolgsanreiz. Das Experiment weist eine unabhängige und eine abhängige Variable auf. Die unabhängige Variable spiegelt sich in dem Erfolgsmotiv und Misserfolgsmotiv wider, welche mit dem TAT bzw. TAQ erfasst werden konnten. Mit diesem Verfahren werden zwei Motivkonstellationen demonstriert. Personen mit einem hohem Erfolgsmotiv und geringem Misserfolgsmotiv, außerdem Personen mit einem geringem Erfolgsmotiv und hohem Misserfolgsmotiv. Die abhängige Variable stellt die Distanz dar, welche die Probanden frei wählen. Anhand dieser wird eine Schwierigkeitsstufe ermittelt. Daraufhin werden die Ergebnisse mit der mathematischen Formel errechnet und ausgewertet. Die Werte werden verglichen und auf Zusammenhänge überprüft.

Atkinson (1964) hat vorausgesagt, dass erfolgsmotivierte Personen, Aufgaben mittlerer Schwierigkeit bevorzugen, da die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit und die subjektive Aufgabenschwierigkeit individuell ausbalanciert sind. Die Aufgabe kann als eine Situation bewertet werden, in der die Bewältigung gleichermaßen gelingen oder misslingen kann. Demzufolge weist die Chance, die Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 50 % auf. Eine sehr leichte Aufgabe unterfordert die erfolgsmotivierte Person und eine sehr schwierige Aufgabe wird als eine Überforderung angesehen. Deshalb gilt die mittlere Schwierigkeitsstufe als realistisch die Aufgabe zu bewältigen. Grundsätzlich vermeiden misserfolgsmotivierte Personen leistungsbezogene Situationen, doch wenn sie die Möglichkeit haben eine Schwierigkeitsstufe auszuwählen, dann tendieren sie zu sehr leichten oder sehr schwierigen Aufgaben. In ihrer Aufgabenwahl versuchen sie das Gefühl von Misserfolg zu vermeiden, indem sie Leistungsaufgaben mit einem vorhersehbaren Ausgang bzw. Ergebnis auswählen. Sofern sie zu einer leichten Aufgabe tendieren, ist es sicher die Aufgabe erfolgreich bewältigen zu können. Bei der Aufgabenwahl einer sehr schwierigen Aufgabe, ist das Versagen der Aufgabe zu erwarten und demzufolge kaum als Misserfolg zu bewerten (Atkinson 1964; Brand, 2010).

In dem Experiment des Ringwurfspiels wird die Annahme, dass erfolgsmotivierte Personen Aufgaben mittlerer Schwierigkeit bevorzugen, bestätigt. Diese Annahme ist empirisch gut unterstützt. Im Gegensatz zu den misserfolgsmotivierten Probanden, welche nicht vorwiegend die leichte oder schwierige Aufgabenwahl bevorzugt haben. Diese tendierten auch zu der mittleren Aufgabe, dennoch in deutlich geringerem Maß. Das bedeutet, dass die Aufgabe mittlerer Schwierigkeit von Personen mit überwiegender Erfolgsmotivation gegenüber misserfolgsmotivierten Personen, stärker bevorzugt wird. Dementsprechend bevorzugen misserfolgsmotivierte ebenfalls Aufgaben mittleren Schwierigkeitsgrades, dennoch tendieren sie, häufiger als erfolgsmotivierte Personen, zu leichten oder schwierigen Aufgaben (Rudolph, 2009).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Risikowahlmodell (1964) die unterschiedlichen Präferenzen einer Aufgabenwahl in Leistungssituationen erklärt. Des Weiteren weist das Modell die unterschiedlichen Verhaltensweisen von erfolgsmotivierten und misserfolgsmotivierten Personen auf. Ausschlaggebend für die Erfassung der Ergebnisse sind drei Konstrukte, die Atkinson in seinem Modell verdeutlicht hat. Das Leistungsmotiv interagiert mit zwei situativen Variablen, welche Atkinson als subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit und die subjektive Aufgabenschwierigkeit bezeichnet. Diese sind bedeutsam um die Leistungsmotivation einer Person, sich einer Leistungsaufgabe zu widmen oder diese zu vermeiden, zu erklären. Darüber hinaus gilt das Risikowahlmodell von Atkinson (1964) als Grundlage weiterer Ansätze und Modelle in der Leistungsmotivationsforschung.

2.3 AMS – Sport

Der Achievement Motives Scale – Sport[2] (Elbe et al., 2005) ist ein Instrument der Motivationsforschung und weist einen standardisierten Fragebogen auf, welcher das sportartspezifische Leistungsmotiv bestimmt. Anne Marie Elbe hat sich mit der Achievement Motives Scale[3] – Studie beschäftigt, indem sie die deutsche Fassung der AMS von Göttert und Kuhl aufgegriffen und weiterentwickelt hat. Eine sportspezifische Entwicklung wurde vollzogen, indem die Items des Fragebogens bezüglich Sportsituationen umformuliert wurden (Elbe et al., 2005). Das Instrument basiert auf den Aussagen der interaktionistischen Motivtheorie von Atkinson und wird häufig in der Motivationsforschung eingesetzt. Das sportspezifische Leistungsmotiv wird untersucht, indem die Leistungsmotivkomponenten Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg (FM) unabhängig voneinander erfasst werden. Die jeweiligen Motivdispositionen spiegeln das Leistungsmotiv in Sportsituationen wider. Die Langversion des AMS – Sport umfasst insgesamt 30 Fragen, davon werden die beiden Leistungskomponenten mit jeweils 15 Fragen ermittelt. Die Kurzversion beinhaltet insgesamt zehn Fragen, hierbei werden die Leistungsmotivkomponenten mit jeweils fünf Fragen erfasst (Wenhold, Meier, Elbe & Beckmann, 2009).

Durch die Erfassung der aufgeführten Leistungsmotivkomponenten kann die Leistungsmotivtendenz einer Person errechnet werden, indem die Summe der Leistungsmotivkomponente FM von der Summe der Leistungsmotivkomponente HE subtrahiert wird. Die Leistungsmotivtendenz wird als Nettohoffnung (NH) bezeichnet und weist darauf hin, ob die Versuchsperson erfolgsmotiviert oder misserfolgsängstlich ist. Demzufolge ist der Wert der Nettohoffnung, für die Überprüfung der Hypothese, von besonderer Bedeutung. Außerdem können die Werte der Leistungsmotivkomponenten gleich stark ausgeprägt sein, in diesem Fall ist der Wert der Nettohoffnung entscheidend. Um das Gesamtleistungsmotiv (GLM) zu errechnen, werden die beiden Leistungsmotivkomponenten addiert. Dieser Wert spiegelt die Stärke des Leistungsmotivs einer Person wider (Wenhold et al., 2009). Beckmann & Elbe (2011) sagen aus, dass ein hoher Wert der Leistungskomponente HE Personen darstellt, die sich gerne sportlichen Herausforderungen stellen und sich dabei realistische Ziele setzen. Personen, die einen hohen Wert der Leistungskomponente FM aufweisen, meiden sportliche Herausforderungen und eine realistische Zielsetzung. Sie agieren eher ängstlich. Eine positive sportspezifische Leistungsmotivtendenz zeigt auf, dass es sich um eine erfolgsmotivierte Person handelt, welche sich in dem Risikowahlmodell für eine Aufgabe mittlerer Schwierigkeit entscheidet. Die mittlere Schwierigkeitsstufe wird als realistisch betitelt und weist eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 50 % auf. Misserfolgsmotivierte wählen Aufgaben, die weit entfernt von der 50 % Erfolgswahrscheinlichkeit liegen. Dementsprechend verfolgen sie das Ziel den Misserfolg zu meiden, indem sie leichte Aufgaben mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit wählen. Oder sich für schwierige Aufgaben entscheiden, welche eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit aufweisen.

In der AMS – Sport Studie werden die sportspezifischen Verhaltenskriterien anhand eines Handballwurfspiel (oder eines Golfspiels) ermittelt. Diese Risikowahlverfahren sollen das sportspezifische Leistungsmotiv anregen, um dieses in Leistungssituationen zu überprüfen. Hinzuzufügen ist, dass die Verfahren, um das Risikowahlverhalten zu bestimmen auf der Grundlage des bekannten Ringwurfspiels von Atkinson entwickelt wurden (Elbe et al., 2005). Doch im Gegensatz zu Atkinsons Messung bei dem Ringwurfspiel, tendieren misserfolgsmotivierte Personen in der AMS – Studie grundsätzlich zu leichten oder schwierigen Aufgaben. Sie meiden Aufgaben mittlerer Schwierigkeit (Wenhold et al., 2009).

Die Gültigkeit des Instruments AMS – Sport wurde von Elbe et al. (2005) überprüft. Diese Untersuchung zeigt auf, dass die AMS – Sport ein geeignetes Instrument darstellt, um das sportspezifische Leistungsmotiv zu bestimmen. Darüber hinaus ist das Instrument der AMS – Sport der AMS überlegen, denn ausschließlich der AMS – Sport kann einen Zusammenhang zwischen dem sportspezifischen Verhalten und dem Handballwurfspiel herstellen. Dementsprechend weist der AMS – Sport Vorteile auf, um sportliches Verhalten zu diagnostizieren. Zudem zeigt sich das Instrument als äußerst valide, da die Vorhersage des leistungsmotivierten Verhalten, sich in der Risikowahlaufgabe widerspiegelt. Die Aussage, dass erfolgsmotivierte Personen eine Aufgabe mittlerer Schwierigkeit wählen, welche eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 50 % aufweisen und misserfolgsmotivierte diesen Bereich eher meiden, konnte in den Risikowahlaufgaben des Handballwurfspiels und des Golfspiels, bestätigt werden. Dieser Zusammenhang spiegelt die Ergebnisse des Risikowahlmodells von Atkinson (1957) wider. Ein weiterer Hinweis, welcher für die Gültigkeit des Instruments der AMS – Sport spricht, ist der Wert der Leistungskomponente Hoffnung auf Erfolg. Denn dieser Wert ist bei Leistungssportlern stärker ausgeprägt, als bei Nichtleistungssportlern (Elbe, Beckmann & Szymanski, 2003).

Abschließend kann gesagt werden, dass der AMS – Sport als geeignetes Instrument in der Leistungsmotivationsforschung gekennzeichnet werden kann. Zukünftig kann der Fragebogen erweitert und normiert werden und anschließend in der sportpsychologischen Betreuung, Talentdiagnostik oder Forschungsprojekten, welche eine motivationale Fragestellung aufweisen, eingesetzt werden (Elbe et al., 2005).

2.4 Forschungsstand AMS – Studie

Der standardisierte Fragebogen in Anlehnung an das Handballwurfspiel wurde bisher nicht mit Kindern evaluiert. In einer schriftlichen Korrespondenz im Dezember 2015 teilte Frau Elbe mit, dass sie den Versuch mit Probanden ausschließlich im Erwachsenenalter durchgeführt hat. Der Fragebogen und das Handballwurfspiel wurden für diese Altersklasse konzipiert. Eine modifizierte Durchführung des Handballwurfspiels und Fragebogens liegt für Kinder nicht vor. Dementsprechend ist nicht empirisch überprüft, ob der durch das Risikowahlmodell von Atkinson (1957) und die AMS – Studie von Elbe et al. (2005) prognostizierte Zusammenhang zwischen der Leistungsmotivation und der Aufgabenwahl ebenfalls bei Kindern zu beobachten ist. Dennoch kann festgehalten werden, dass Sportler grundsätzlich erfolgsmotiviert sind (Wenhold et al., 2009; Beckmann, 2011).

2.5 Hypothesen

Die Untersuchung der Motivtendenz ist bedeutsam um das Leistungsmotiv zu ermitteln. Aufgrund des aktuellen Forschungsstandes, dass Sportler grundsätzlich erfolgsmotiviert sind, kann die Annahme geäußert werden, dass die Kinder eine erfolgsmotivierte Motivtendenz aufweisen. Das bedeutet, dass ihr HE Wert höher als ihr FM Wert getestet wird. Die Alternativhypothese zu dieser Annahme kann aussagen, dass die Kinder eine misserfolgsmotivierte Motivtendenz aufweisen (Wenhold et al., 2009).

Das Risikowahlmodell der interaktionistischen Motivtheorie von Atkinson (1957) und der AMS – Sport von Elbe et al. (2005) verdeutlichen die Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen dem Leistungsmotiv und dem Risikowahlverhalten besteht. Demzufolge resultiert die Annahme, dass erfolgsmotivierte Personen realistische Aufgaben wählen, welche von mittlerer Schwierigkeit geprägt sind. Doch kann diese Annahme dem Risikowahlverhalten von Kindern zugeordnet werden? Der aktuelle Forschungsstand der AMS– Sport von Elbe beruht auf den Ergebnissen von Erwachsenen, welche empirisch überprüft und bestätigt worden sind. Aufgrund der Annahme von Heckhausen, dass das Leistungsmotiv im Kindesalter ausgeprägt ist, kann die Hypothese aufgestellt werden, dass erfolgsmotivierte Kinder bei einer Risikowahlaufgabe Aufgaben mittlerer Schwierigkeit wählen. Die hierzu alternative Hypothese würde besagen, dass erfolgsmotivierte Kinder keine spezifische Präferenz für Aufgaben mittleren Schwierigkeitsniveaus aufzeigen.

Die Annahme, dass misserfolgsmotivierende Personen zu leichte oder zu schwere Aufgaben wählen, um einen Misserfolg zu vermeiden, kann nicht definiert werden. Da Atkinson (1957) und Elbe et al. (2005) unterschiedliche Sichtweisen und Ergebnisse aufweisen, wird diese Hypothese in dieser Forschungsarbeit nicht berücksichtigt.

3 Empirischer Teil

Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit befasst sich mit der Studie. Zu Beginn wird die die Stichprobe der Studie erläutert. Daraufhin wird das Messinstrument sowie der Versuchsaufbau und Versuchsablauf der motorischen Aufgabe beschrieben. Abschließend wird die Durchführung und Auswertung der vorliegenden Studie erklärt.

[...]


[1] Im Folgenden wird aufgrund der besseren Lesbarkeit, auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

[2] im Folgenden mit AMS – Sport abgekürzt

[3] im Folgenden mit AMS abgekürzt

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Leistungsmotivation auf die Aufgabenwahl in einem Handballwurfspiel bei Kindern
Hochschule
Universität Paderborn
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
48
Katalognummer
V352675
ISBN (eBook)
9783668388758
ISBN (Buch)
9783668388765
Dateigröße
1180 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, leistungsmotivation, aufgabenwahl, handballwurfspiel, kindern
Arbeit zitieren
Tabea Heitkamp (Autor:in), 2016, Der Einfluss von Leistungsmotivation auf die Aufgabenwahl in einem Handballwurfspiel bei Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352675

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