Subkulturen und abweichendes Verhalten


Seminararbeit, 2012

15 Seiten, Note: 1,5

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1. Einführung

2.Kultur und Subkultur

3. Subkulturkonzepte

4. Abweichendes Verhalten
4.1. Devianz und die Einordnung abweichenden Verhaltens
4.2. Die Anomietheorie als Erklärungsansatz von abweichendem Verhalten

5. Der „Motorcycle Club“ als Beispiel für Subkulturen und abweichendes Verhalten

6. Schlussbemerkung

7. Bibliografie

1. Einführung

Kultur ist etwas besonders, wenngleich sie auch grundverschieden sein kann, bietet sie allen Individuen enorme Möglichkeiten der Entfaltung. Täglich ist man von verschiedensten Eindrücken überflutet, die kulturell nur schwer einzuordnen sind – die Übergänge sind zuweilen fließend. Für die Soziologie ist dieses große Konstrukt von Vielfältigkeit von besonderem Interesse und lässt viel offenen Raum für Fragen und Antworten.

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf eine spezielle Form der Kultur: die Subkultur. Anfänglich gilt es daher zu klären, welche begrifflichen Dimensionen sich hinter diesen Wörtern verstecken, die zum alltäglichen Umgangston gehören. Es gibt diverse Ansätze und Ansichten zu diesem Themenbereich der Soziologie, weshalb es schier unmöglich wäre, alle mit einzubeziehen. Denkt man an Subkulturen, liegt der Gedanke an Jugendgangs nahe und damit einhergehend wohlmöglich auch Kriminalität. Es stellt sich die Frage, inwieweit Subkulturen tatsächlich mit abweichendem Verhalten zusammenhängen und für einen praktischen Einblick soll am Ende dieser Arbeit das Beispiel der Motorradgangs mit angeführt werden.

2.Kultur und Subkultur

Die Begegnung mit dem Begriff „Kultur“ liefert in Sekunden eine unzählbare Fülle an Assoziationen und die schwerste Aufgabe dieser Konfrontation ist sicherlich das Finden der eigenen Definition des Wortes. Von der Mode und Kleidungsstile, Essen und geschmackliche Vorlieben, Kunst, Musik, besondere Inneneinrichtungen, aber auch Bräuche oder Lebensweisen – der Fantasie ist an diesem Punkt keine Grenzen gesetzt; salopp ließe sich sagen, Kultur sei alles.

Der Ursprung von „Kultur“ liegt in der Antike. Dort bezeichnete colere (dt.: pflegen und anbauen) die Sicherung des Lebens durch Agrarwirtschaft, sprich Ackerbau. Die Philosophie cultura animi von Cicero definiert den Terminus Individuums beozgen: die Kultivierung der eigenen Person und der Formen des menschlichen Zusammenlebens. Bewirtschaftung, Bearbeitung und technisches Vorgehen sorgt für eine Umformung der Natur und steht somit als Gegenbegriff zur unbearbeiteten Natur. Eine andere begriffliche Definition entstand durch Sigmund Freud. Er betitelte Kultur als die „Summe der Leistungen und Einrichtungen […], in denen sich unser Leben von den tierischen Ahnen entfernt“[1]. Auf staatlicher Ebene existiert das „Kultusministerium“ seit 1848 als Instanz für Schulen - „Kultur“ wird mit einem Erziehungsaspekt assoziiert. Der Theologe und Arzt Albert Schweitzer spricht davon, dass Kultur auf eine geistige Vollendung des Einzelnen und seiner Gesinnung abzielt[2]. Weber hingegen definiert Kultur als alles - die „Kulturerscheinung ist die Prostitution so gut wie die Religion oder das Geld“[3]. Dies sind nur einige Auslegungen verschiedenster Art. Die Vielzahl an definitorischen Dimensionen lässt es unmöglich erscheinen, Kultur als eine Art Gesamtheit von Sprache, Normen, Werten, Weltbildern etc. zu definieren. Der Begriff würde zu homogen aufgefasst werden, gar statisch. Kultur ist weder eine statisches noch eine eindeutiges Muster. Vielmehr ist es eine Sammlung von Spielräumen, Ideen und Möglichkeiten, welche permanent und aktiv gestaltet und umgestaltet werden können. Gerade in der heutigen postmodernen Zeit ist nicht mehr davon auszugehen, Kultur beschränke sich auf andere Gewohnheiten und eine andere Sprache, verschiedene Bräuche oder einen anderen Glauben. Auch in vermeidlich intrakulturellen Räumen gibt es in diesem Sinne keine Uniformität. Unsere Zeit ist unter anderem von dem Streben nach Exklusivität und Individualität geprägt, demnach definiert jeder für sich selbst, was er alles mit dem Begriff Kultur in Verbindung bringt. Und obwohl es verschiedenste Auslegungen und persönliche Assoziationen diesbezüglich gibt, ist es ein so gebräuchlicher Terminus, dass jeder genau weiß, was sein Gegenüber damit meint[4]. Ein anthropologischer Kulturbegriff in der Soziologie wurde vor allem durch Arnold Gehlen mitgeprägt. Nach seiner These sind Menschen den Tieren in folgendem Punkt unterlegen bzw. benachteiligt: durch Instinktarmut des Menschen sind diese weniger instinktgesichert ist. Vorteilhafter Weise heißt dies im Umkehrschluss aber, dass sie ebenso weniger auf eben diese fixiert sind, als es bei Tieren der Fall ist. Die unendlichen Möglichkeiten der Ausgestaltung des Lebens durch individuelles Verhalten sorgen für permanenten situativen Entscheidungsdruck. Um diesen Einheit zu gebieten sind Regelsysteme von Nöten – Institutionen, Rollen oder Verhaltensweisen. Dieses Gesamtsystem einschließlich der Normen und Werte bezeichnet man als „Kultur“. Das Individuum ist dazu in der Lage, die Kultur vorangegangener Generationen zu übernehmen, gleichzeitig aber die aktuelle Kultur etwaiger Altersgenossen mitzugestalten. Somit ist Kultur erlern-, aber auch lehrbar[5].

„Subkultur“ bezeichnet die Lebensform eines bestimmten Bevölkerungsteiles oder Personenkreises, welche eigene Auffassungen, Normen, Werte, soziale Strukturen und Verhaltensweisen, die von jenen der Mehrheitskultur (oder dominanten Kultur) abweichen – unter Umständen auch in konfliktträchtiger Weise. Subkulturen entstehen durch bestimmte gemeinsame Merkmale von Personen, wie z.B. die ethnische Herkunft, Geschlecht, Alter, Beruf oder auch soziale Schicht und Weltanschauung. Im Sprachgebrauch bezeichnet Subkultur nicht nur die soziale Dimension, sondern die betreffende Gruppierung der Individuen selbst. Durch Pluralisierung und hochdifferenzierte Gesellschaftstypen wird die Entstehung erleichtert, wobei die Subkulturen selbst dabei zur weiterführenden Pluralisierung der Gesellschaft beitragen. Möglicherweise entstehen durch jene neue Konfliktherde, Desintegration oder vermehrtes abweichendes Verhalten. Subkulturen gehen gezielter auf die sozialen Rahmenbedingungen und Gegebenheiten ein, wodurch sie dem einzelnen Individuum ein höheres Maß an Identifikationsmöglichkeiten darbieten. Die verstärkte Solidarität in der Gruppe liefert gleichzeitig höheres Potenzial für Konflikte zwischen Gruppen. David Downes unterscheidet folgende Typen von Subkulturen: a) die Subkulturen, welche der vorherrschenden Kultur vorangehen oder außerhalb von ihr gebildet wurden (z.B. Einwanderung) und b) solche, die von dominanten Kultur herausgebildet wurden, entweder als positive Reaktion auf Forderungen von sozialen Strukturen (z.B. Berufe) oder als negative Reaktionen (z.B. Verbrecher, Extremisten)[6].

3. Subkulturkonzepte

Anfang der 1920er Jahre wurden in den USA verschiedene Forschungen und Untersuchungen zu kriminellen Gruppierungen durchgeführt, die zum Ergebnis das Subkulturkonzept hatten. Angeführt von Autoren wie Thrasher und Whyte wurde ein Blick auf das von Normen abweichende Verhalten geworfen: kriminelles Verhalten ist entgegen einer möglichen Alltagsauffassung in keinster Weise form- und ziellos. Ebenso wie gesellschaftskonformes Handeln unterliegen auch kriminelle Akte verschiedenen Regeln und Gesetzmäßigkeiten, wenngleich diese Regeln starken Abweichungen der vorherrschenden Kultur aufweisen können.

[...]


[1] Freud, Sigmund (1930): Das Unbehagen in der Kultur. Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag. 46 f.

[2] Vgl. Schweitzer, Albert (1990): Kultur und Ethik. München: Beck. 35.

[3] Weber, Max (1904): Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis. in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Stuttgart (1988): UTB. 180 f.

[4] vgl. Müller, Robert (2011): Inwieweit lässt sich der Begriff „Kultur“ als Plastikwort nach Pörksen einstufen? Eine Überlegung zur historischen Begriffsentwicklung und heutiger Anwendung in der deutschen Sprache. Technische Universität Dresden. 3 f. Auf Anfrage verfügbar.

[5] Gehlen, Arnold (1986): Urmensch und Spätkultur. 5. Aufl., Wiesbaden: AULA-Verlag.

[6] Vgl. Hillmann, Karl-Heinz (2007): Wörterbuch der Soziologie. 5. Aufl., Stuttgart: Kröner. 871 f.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Subkulturen und abweichendes Verhalten
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,5
Jahr
2012
Seiten
15
Katalognummer
V352659
ISBN (eBook)
9783668387904
ISBN (Buch)
9783668387911
Dateigröße
691 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Subkultur, Devianz, Rockerbanden, MC, Motorcycle Clubs, Hells Angels
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Subkulturen und abweichendes Verhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352659

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