Ludwig II. Der Landgraf von Thüringen und die Sagen über ihn

Über den Wert von Sagen als historische Quelle


Hausarbeit, 2016

14 Seiten, Note: 1,0

Lina Glas (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ludwig II. - eine kurze Biographie

3. Sagen um Ludwig II
1. Sagen als historische Quelle
2. Ludwig und der Schmied von Ruhla
3. Der Edelacker
4. Die Mauer um die Neuenburg
5. Das Landgrafenbegräbnis
6. Die Seele des Landgrafen

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schon lange beschäftigen sich sowohl Historiker, als auch Schriftsteller, Maler und Chronisten mit der Geschichte der Landgrafen von Thüringen und deren Sagen. Der Sagenkreis bildet seit dem letzten Jahrhundert einen festen Bestandteil in der Sagenpublikation Thüringens. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde er in der Schule behandelt.1

Auch heute noch beruft sich das Traditionsbewusstsein Thüringens auf das Landgrafenhaus und die damit verbundenen Sagen und Legenden.2 Einer dieser Landgrafen war Ludwig II., der als dritter seiner Familie dieses Amt inne hatte. Noch unmündig belehnt, setzte er die stauferfreundliche Politik seines Vaters fort und hatte durchweg ein gutes Verhältnis zunächst zu König Konrad und dann zu Kaiser Friedrich Barbarossa.

Aus der Ludowingerfamilie ist er derjenige, über den es die meisten Sagen gibt. Im Folgenden soll deshalb zunächst kurz das Leben Ludwig II. beschrieben werden, bevor auf die Sagen Ludwig II. eingegangen wird. Hierbei wird die Frage zu klären sein, ob eine Sage überhaupt als eine historische Quelle zu werten ist. Danach werden die einzelnen Sagen über Ludwig II. vorgestellt und eventuell deren Bedeutung für die heutige Zeit dargelegt.

2. Ludwig II. - eine kurze Biographie

Über den historischen Landgrafen Ludwig II. ist relativ viel bekannt.3

Er wurde als ältester Sohn von Ludwig I., dem ersten Landgrafen von Thürin- gen, und dessen Frau Hedwig von Gudensberg um 1128 geboren.4 Zu seinen Geschwister zählten Heinrich Raspe II., Ludwig, Cäcilie, Jutta, Adelheid und Mechthild.5 Seine Erziehung erhielt er mit seinem Bruder Heinrich Raspe am Königshof, beim Erzbischof von Mainz und beim Bischof von Merseburg.6

Als ältester Sohn erhielt er am 02. Februar 1140, keine vier Wochen nach dem Tod seines Vaters, im Alter von 12 Jahren mit der Zustimmung der thüringi- schen Fürsten in Worms von König Konrad die Landgrafschaft in Hessen und Thüringen.7 Die Landgrafenwürde sicherte den Ludwingern bereits die unmit- telbare Bindung an den König und stellte sie zudem über die übrigen Grafen und Herren in Thüringen. Nach der Einheirat aber in das staufische Haus, Ludwig II. heiratete um 1150 Jutta, die Nichte Konrad III., bzw. die Halbschwester Fried- rich Barbarossas, erhoben sie sich ihrem eigenen Selbstverständnis nach in den Kreis der clarissimi regni primates.8

Insgesamt trat Ludwig stärker in der Reichspolitik hervor als sein Vater und schaffte sich hiermit eine höhere politische Geltung.9 1142 nahm er erstmals mit seinem Bruder Heinrich an einer Fürstenversammlung teil.10 Bis zum Tod Kon- rads III. 1152 war er häufig bei den Hoftagen des Königs anwesend.11 Ihn kenn- zeichnete ein gutes Verhältnis zu diesem, welches sich später zu Friedrich Bar- barossa fortsetzte.12 Er war nämlich sowohl bei der Wahlversammlung in Frankfurt als auch bei dessen Krönungsfeier in Aachen 1152 anwesend.13 Es herrscht allerdings keine Kenntnis darüber, ob die Ludowinger direkt an der Wahl Barbarossas beteiligt waren.14

Schon vor Regierungsantritt Barbarossas bestand ein enges Verhältnis zwischen diesem und Ludwig, welches sich durch etliche Briefe nachweisen lässt.15 Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Landgraf häufig an Hoftagen und Reichsheerfahrten teilnahm. Nicht zuletzt förderte die enge Verwandtschaft zum Kaiser Macht und Einfluss der Ludowinger. Dieser konnte im Gegenzug dazu auf die treue Anhängerschaft und die Unterstützung dessen bei Wahrung der Reichsinteressen zählen.16

So waren Ludwig als auch sein Bruder Heinrich beim Polenfeldzug 1157 betei- ligt.17 Ebenso war er an der Belagerung Mailands 1158 anwesend.18 1161 schickte er 500 Ritter zum kaiserlichen Heer von Pavia, nahm aber selbst seit Anfang der 1160er Jahre an keiner Heerfahrt über die Alpen mehr teil.19 Im Jah- re 1172 nahm er erneut am Polenfeldzug teil, diesmal mit seinem Sohn, dem späteren Ludwig III.20 Nach diesem Feldzug starb Ludwig II. am 14. Oktober 1172 auf der Neuenburg.21 Wie sein Vater wurde er im Hauskloster Reinhards- brunn begraben.22 Sein ältester Sohn Ludwig erhielt als Erbe die Landgrafschaft Thüringen.23

Innerhalb des deutschen Reiches musste er sich sowohl mit Heinrich dem Lö- wen auseinandersetzen, als auch mit dem Mainzer Erzbistum.24 Einige Palastgroßbauten wie die Wartburg, die Neuenburg sowie die Burg Wei- ßensee, welche einen großen Repräsentationsanspruch zeigen, wurden unter Ludwig II. begonnen.25 Auch die Creuzburg wurde während seiner Regierungs- zeit von den Ludowingern erworben.26 Durch das Burgennetz wurde deren Landbesitz sehr stark abgesichert, welches später mit einem Menschen vergli- chen wurde.27

Um 1140/50 setzte die erste eigene kontinuierliche Münzprägung in Eisenach ein. Kurz darauf folgte eine in Gotha. Man prägte dort Hohlpfennige und Brakteaten.28 Das Münzbild zeigte den gewappneten Landgrafen hoch zu Ross mit Schild und Fahne. Oft wurde dieses Bild durch architektonische Zeichen wie Burgen und Türme zur Unterscheidung der verschiedenen Stempel ergänzt. Die Umschriften lauteten sowohl unter Ludwig II., als auch unter seinem Sohn Ludwig III. „Provincialis Comes“.29

Vor der Regierungszeit Ludwig II. gab es nur sporadisch schriftliche Rechtszeugnisse, was ich dann änderte.30

Obwohl Ludwig II. nur 32 Jahre den Landgrafentitel trug, ranken sich um keinen anderen aus dem ludowingischen Hause so viele Sagen wie um ihn.31 Neben seinem Nachfolger Ludwig III. hatte er mit seiner Frau noch vier weitere Kinder: Friedrich, Heinrich Raspe III., Hermann I. und Jutta.32 Bemerkenswert ist, dass er in einem Brief an seinen Bruder das Selbstverständ- nis der Ludowinger beschreibt. Hierbei weißt er darauf hin, dass ihr Geschlecht durch Glück, Mannheit und Gottes Hilfe emporgestiegen ist und ermahnt seinen Bruder sich statt dem nutzlosen Waffenspiels den Staatsgeschäften des Reiches zu widmen.33

3. Sagen um Ludwig II.

Im Folgenden soll es um die Sagen um Ludwig II. gehen. Zunächst wird dabei geklärt, inwieweit eine Sage als historische Quelle dienen kann und was dabei zu beachten ist.

Daraufhin werden fünf verschieden Sagen über Ludwig II., nämlich die Sage über Ludwig II. und den Schmied von Ruhla, der Edelacker, die Mauer um die Neuenburg, das Landgrafenbegräbnis und die Seele des Landgrafen, zuerst beschrieben und danach wird geklärt, wo sie erstmals zu finden sind und inwieweit diese Sagen noch heute Bedeutung haben.

[...]


1 Braune, Gudrun, Reinhold, Frank, Thüringer Sagen. Vom eisernen Landgrafen, Die Vertreibung des Bauern Emanius, in: Schriften der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen, Heft 7, Erfurt 2011, S. 13.

2 Ebd., S. 13.

3 Ebd., S. 8.

4 Diemar, Hermann, Stammreihe des Thüringischen Landgrafenhauses und des Hessisches Landgrafenhauses bis auf Philipp den Grossmütigen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (37), Kassel 1903, S. 5; Schwarz, Hilmar, Die Ludowinger. Aufstieg und Fall des ersten thüringischen Landgrafengeschlechts, Eisenach 1993, S. 27.

5 Diemar, 1903, S. 5.

6 Schwarz, 1993, S. 30.

7 Braune, 2011, S. 8; Diemar, 1903, S. 5; Klett, Bernhard, Aus der Geschichte Thüringens. Erster Band, Mühlhausen 1924, S. 101; Mägdefrau, Werner, Die Landgrafschaft Thüringen 1130-1247, Erfurt 1996, S. 5; Patze, Hans, Politische Geschichte im hohen und späten Mittelalter. Das Land während der Vorherrschaft der Landgrafen aus dem Hause der Ludowinger, ca. 1030-1247, in: ders., Schlesinger, Walter (Hrsg.), Geschichte Thüringens, Bd. 2, Teil 1, Hohes und spätes Mittelalter, Köln, Wien 1974, S. 20; Schwarz, 1993, S. 27.

8 Diemar, 1903, S. 5; Knochenhauer, Theodor, Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Land- grafengeschlechtes (1039-1247), Gotha 1871, S. 143; Mägdefrau, 1996, S. 5; Petersohn, Jürgen, Die Ludowinger - Selbstverständnis und Memoria eines hochmittelalterlichen Reichsfürstenge- schlechts, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte (129), Koblenz 2003, S. 4; Werner, Matthias, Ludowinger, in: Paravicini, Werner (Hrsg.), Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Teilband 1: Dynastien und Höfe, Ostfildern 2003, S. 150f; Schwarz, 1993, S. 30.

9 Klett, 1924, S. 104; Patze, 1974, S. 20.

10 Knochenhauer, 1871, S. 130.

11 Schwarz, 1993, S. 30.

12 Braune, 2011, S. 8.

13 Knochenhauer, 1871, S. 144.

14 Patze, 1974, S. 21.

15 Knochenhauer, 1871, S. 143.

16 Patze, 1974, S. 20f.

17 Braune, 2011, S. 8; Knochenhauer, 1871, S. 152; Patze, 1974, S. 21; Schwarz, 1993, S. 30.

18 Braune, 2011, S. 8; Klett, 1924, S. 101; Knochenhauer, 1871, S. 153; Patze, 1974, S. 22; Schwarz, 1993, S. 30.

19 Braune, 2011, S. 8; Knochenhauer, 1871, S. 158; Schwarz, 1993, S. 30.

20 Patze, 1974, S. 23; Schwarz, 1993, S. 30.

21 Braune, 2011, S. 8; Diemar, 1903, S. 5; Patze, 1974, S. 23.

22 Braune, 2011, S. 8; Diemar, 1903, S. 5.

23 Klett, 1924, S. 104.

24 Braune, 2011, S. 8; Klett, 1924, S. 102f; Patze, 1974, S. 22ff; Schwarz, 1993, S. 31.

25 Schwarz, 1993, S. 31; Werner, 2003, S. 151.

26 Schwarz, 1993, S. 33.

27 Ebd., S. 33f.

28 Schwarz, 1993, S. 31,34; Werner, 2003, S. 151.

29 Mägdefrau, 1996, S. 20.

30 Schwarz, 1993, S. 34.

31 Patze, 1974, S. 23.

32 Diemar, 1903, S. 6ff.

33 Knochenhauer, 1871, S. 129; Patze, 1974, S. 23; Petersohn, 2003, S. 17f. 4

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Ludwig II. Der Landgraf von Thüringen und die Sagen über ihn
Untertitel
Über den Wert von Sagen als historische Quelle
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Quellen zur Geschichte der Ludowinger
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V352319
ISBN (eBook)
9783668386921
ISBN (Buch)
9783668386938
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
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Schlagworte
ludwig, landgraf, thüringen, sagen, über, wert, quelle
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Lina Glas (Autor:in), 2016, Ludwig II. Der Landgraf von Thüringen und die Sagen über ihn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352319

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