Die zentralen Grundannahmen der Jugendstudie 'Die skeptische Generation' von Helmut Schelsky


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

1. Um wen geht es in Schelskys Jugendstudie?

2. Schelskys Grundhypothese: Jugend ist Übergang

3. Das Verhalten der Jugendlichen wird durch drei verschiedene Faktorengruppen bestimmt

4. Die epochale Sozialstruktur – in den ersten 50 Jahren
des 20. Jahrhunderts auch ein Übergang. Oder: DasGrundproblem an der Türe zur Moderne

5. Das Grundbedürfnis der Jugend ist Verhaltenssicherheit.
Drei zeitgeschichtliche Lösungsversuche des Sicherheitsproblems

6. Zur Kritik an Schelskys Jugendstudie

7. Literatur

Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit mit dem Thema „Die zentralen Grundannahmen der Jugendstudie „Die skeptische Generation“ von Helmut Schelsky“ ohne fremde Hilfe erstellt habe. Alle verwendeten Quellen wurden angegeben. Ich versichere, dass ich bisher keine Hausarbeit oder Prüfungsarbeit mit gleichen o.ä. Thema an der Fernuniversität oder einer anderen Hochschule eingereicht habe.

Bamberg, 11.03.2002

Heike Kellner-Rauch

In meinem Referat zur ILSO-Präsenzveranstaltung gab ich einen einführenden Überblick zu den Grundannahmen der Jugendstudie „Die skeptische Generation“ geben. Grundlage dafür waren die ersten Kapitel in Schelskys „Skeptischer Generation“ (1957). Diese Hausarbeit ist die Ausarbeitung dieses Referates, in der ich insbesondere auf die Kritik an Schelskys Studie durch Wolfgang Fischer eingehe.

1. Um wen geht es in Schelskys Jugendstudie?

Schelsky verwertete die empirischen Jugendstudien seiner Zeit, die er im Vorwort der „Skeptischen Generation“ benennt (S. 6f.). Ihn leitete die Frage nach einem Gesamtbild der deutschen Jugend, soweit sie dem Soziologen zugänglich sei und überhaupt als Einheit vorhanden. Er verfolgt einen dezidiert jugendsoziologischen und keinen pädagogischen Ansatz. Dies scheint mir einer der Gründe für das spätere Kreuzfeuer der Kritik zu sein, in das Schelsky mit dieser Studie geriet.

Schelsky kritisiert die Vormachtstellung der Oberschüler als darstellungsleitendes Modell von Jugend in vielen Jugendstudien und stellt in seiner Studie eine „Analyse der berufstätigen Jugend zwischen 14 und 25 Jahren“ dagegen, „und zwar nicht nur aus dem Grunde, daß die repräsentativen sozialwissenschaftlichen Erhebungen die Masse des Durchschnitts der Generation stärker zur Geltung bringen, sondern weil (... ihm) der junge Arbeiter und Angestellte, und nicht der Oberschüler und Hochschüler, die strukturleitende und verhaltensprägende Figur dieser Jugendgeneration darzustellen scheint.“ (Schelsky 1958, S. 8)

Gegenstand der Studie sind diejenigen, die zwischen 1945 und 1955 in Deutschland jung gewesen sind, ungefähr also die Geburtsjahrgänge 1920 und 1940. Schelsky folgt damit zunächst einer qualitativ-jahrganghaften Abgrenzung des Jugendalters: Zur Jugend zählen junge Menschen zwischen 15 und ca. 25 Jahren. Dieser jahrganghaften Abgrenzung liegt jedoch eine deutliche soziologische Definition zu Grunde: Jugend, das sind die jungen Menschen die die Schulpflicht erfüllt haben und somit NICHT MEHR KIND sind, die aber auch NOCH NICHT ERWACHSEN sind, im Sinne, dass sie noch nicht die vollgültigen und vollverantwortlichen Träger der Gesellschaft sind (vgl. Schelsky 1958, S. 16).

2. Schelskys Grundhypothese: Jugend ist Übergang

Zwischen den beiden NICHT stehen die jungen Menschen. Deren soziale Rolle, also die von der Gesellschaft als normal und selbstverständlich angesehenen Verhaltensweisen, wird von diesen beiden Polen her definiert: von der sozialen Rolle des Kindes, der sie entwachsen sind und von der Rolle der Erwachsenen her, in deren Verhaltenssystem sie hinein wachsen. Damit ist die Jugend eine Übergangsphase zwischen zwei sozialen Rollen. Eine eigenständige Jugendphase gibt es dieser Definition folgend also nicht in einem sozialen Sinn. Zweifellos ist die Jugendphase im anthropologischen Sinn eine eigenständige Lebensphase, ausgestattet mit der Aufgabe der körperlichen und seelischen Reifung. Im soziologischen Sinn ist jedoch das wesentliche Kennzeichen dieser Lebensphase ihre Unselbständigkeit, eben die Definition ihrer Aufgabe als „Übergang“ Die Sozialstruktur der Moderne erwartet von „der Jugend“ also nicht dass ihre körperlich-seelische Entwicklung einem Selbstzweck folgt, der in einem eigenständigen Jugendreich ausgelebt werden kann, vielmehr erwartet die moderne Gesellschaft von der Jugend, dass sie erwachsen wird. Schelsky nimmt wohl das Verlangen einiger Älterer nach einem gemeinschaftlich gelebten Jungsein in einem eigenständigen Jugendreich, das als Schutz- und Schonraum verstanden wird (z.B. Schelsky 1958, S. 96ff.) und andere eigenständige Jugendverhaltensweisen wahr, wehrt dieses Ansinnen aber deutlich ab und qualifiziert es als „zeitlich nachhinkendes soziales Bewußtsein“ (Schelsky 1958, S. 19), das sich in einer Art geschichtlichem Restbestand außerhalb des von Schelsky geprägten soziologischen Begriffs der Jugend befindet.

Ich halte es für wichtig diese spezifische Definition Schelskys wahrzunehmen: die Jugend über die er spricht ist exakt beschrieben: Es ist ein neuer Typus Jugendlicher, der in der Moderne – und in Deutschland unter nicht zu übersehenden gesellschaftlichen Einbrüchen - entstanden ist. Dennoch existieren „die anderen“ ebenfalls. Diese verkörpern jedoch nicht das Typische der gegenwärtigen Gesellschaft. Diese „Anderen“ sind sowohl Überbleibsel der Vergangenheit, meiner Auffassung nach aber immer auch Teile der folgenden Generation. Diese „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ zu akzeptieren, fällt schwer, beinhaltet sie doch das Paradoxon über DIE Jugend zu sprechen, die es so an sich nicht gibt. Der real existierende Jugendliche ist anders als der von Schelsky extrahierte Jugendtyp der westdeutschen Nachkriegszeit. Dennoch sind solche Extraktionen wichtig, um über eine bestimmte Jugendgeneration sprechen zu können – für sie zu planen und mit ihnen zu rechnen.

3. Das Verhalten der Jugendlichen wird durch drei verschiedene Faktorengruppen bestimmt

Schelsky folgt einem jugendsoziologischen Ansatz. Er fragt nicht nach der Bedeutung der Jugend für die Gesellschaft oder nach pädagogischen Konsequenzen der Situation von Jugendlichen. Schelsky nimmt die Verhaltensformen der Jugendlichen in den Blick und forscht nach den determinierenden Faktoren des Jugendverhaltens. Er fragt danach, wie sich diese Jugend angesichts der unterschiedlichen Anforderungen von Reifung und Erwachsenwerden verhält und was darin ihr Verhalten bestimmt.

Er unterscheidet zur Beantwortung dieser Frage drei Faktorengruppen. Zum einen die relativ zeitlosen Faktoren der sozialen Grundgebilde bzw. Grundstrukturen. Damit meint Schelsky im Bezug auf Jugend den Umstand, dass sich zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften junge Menschen im Verlauf ihrer körperlichen und seelischen Reifung aus dem Schutzraum der Familie heraus begeben haben um sich individuell in die Erwachsenenwelt einzupassen. Jugendliche aller Zeiten und aller Orten geben die Geborgenheit und Versorgtheit auf um selbständig zu werden. Die ebenso zeitlose Aufgabe der Älteren ist dabei die Jugend in die Erwachsenenwelt einzuführen.

Eine andere Faktorengruppe ist jedoch die der „epochalen Sozialstrukturen“, die die konkrete Ausgestaltung dieser Grundaufgabe bestimmen. Schelsky begreift die Gesellschafts- und Produktionsverfassung einer Gesellschaft als eine relativ stabile, sich aber doch verändernde Sozialstruktur, die das gesamte Leben des Menschen prägt, jeden Menschen vor zu bewältigende Aufgaben stellt und damit auch relevant für die Betrachtung der Lebensphase Jugend und so für die Frage nach dem jugendlichen Verhalten wird. Die Epoche wird zum Rahmen für das Verhalten der Menschen und zugleich zur Leinwand für alle zeitgeschichtlichen Ereignisse.

Die epochale Verfassung ist ein Stück weit nur in der Retrospektive zu fassen – in der Gegenwart auffälliger sind die zeitgeschichtlichen und politischen Ereignisse, die später zu historischen Ereignissen werden. So formuliert Schelsky eine dritte Faktorengruppe die das Verhalten junger Menschen bestimmt, die zeitgeschichtlich-politische Situation.

Die historischen Ereignisse konstruieren eine Situation, die die Menschen allgemein und damit natürlich auch junge Menschen, Jugendliche vor bestimmte Aufgaben stellen. Die jeweilige zeitgeschichtliche Situation bildet die Generationsgestalten heraus, von denen in dieser Studie die Rede ist: Die Nachkriegszeit mit ihren Ansprüchen und Erfordernissen kreiert die von Schelsky als „skeptisch“ typisierte Generation der Nachkriegsjugend, die Zeit um die Jahrhundertwende formte jedoch die Jugendbewegung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die zentralen Grundannahmen der Jugendstudie 'Die skeptische Generation' von Helmut Schelsky
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V35199
ISBN (eBook)
9783638351935
ISBN (Buch)
9783640442201
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundannahmen, Jugendstudie, Generation
Arbeit zitieren
Heike Kellner-Rauch (Autor:in), 2002, Die zentralen Grundannahmen der Jugendstudie 'Die skeptische Generation' von Helmut Schelsky, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35199

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