Otto von Bismarck als Ministerpräsident. Eine Zusammenfassung seiner Amtszeit von 1892-1866


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

18 Seiten


Leseprobe


1. Einleitung

Das preußische Staatsministerium, welches im Jahr 1814 eingerichtet wurde, hat seine ersten Vorläufer während der Regierungszeit des Großen Kurfürsten von 1640 – 1688 mit dem sogenannten Staatsrat. Unter den einzelnen Staatsministern herrschte schon damals ein heftiger Machtkampf und es brachen etliche Krisen innerhalb der Ministerien aus. Dies war so auch unter der Regierung des preußischen Königs Wilhelm I. vor allem wegen der Auseinandersetzung zwischen den Konservativen und Liberalen während der Neuen Ära der Fall, bis Otto von Bismarck am 23. September 1862 in das Amt des Staatsministeriums eintrat.[1]

Otto von Bismarck, der am 1. April 1815 in Schönhausen bei Magdeburg das Licht der Welt erblickte,[2] verstand es von Anfang an, sein Amt derartig zu festigen, dass er die führende Person wurde, sodass die anderen Minister ihm zu gehorchen hatten. Deshalb erreichte Bismarck als Ministerpräsident eine gewisse interne Einheitlichkeit im Staatsministerium.

Bismarck war mehr als 27 Jahre im Staatsministerium tätig. Diese Jahre lassen sich in mehrere Zeitabschnitte unterteilen.[3]

In dieser Arbeit wird die Ministerpräsidentenzeit Bismarcks von 1862 bis 1866 dargestellt, welche zweifellos zu den wichtigsten Abschnitten seiner Regierungszeit gehört. Zunächst wird der Weg Bismarck zur Macht als Ministerpräsident beschrieben. Anschließend wird der Heeres- und Verfassungskonflikt erklärt, welcher eine wichtige Rolle hinsichtlich der Ernennung Bismarcks zum Ministerpräsidenten spielt und sich durch die gesamte Phase der in dieser Arbeit betrachtenden Zeit hindurchzieht.

Das nächste Kapitel soll die Politik beziehungsweise die Kriege Bismarcks detailliert erläutern. Dabei wird das Kapitel in zwei Unterpunkte gegliedert: Zum einen den Deutsch-Dänischen Krieg und zum anderen den Deutschen Krieg. Das letzte Kapitel soll das Ende des Verfassungskonflikts, dessen Anfang in Kapitel 2. erklärt wurde, erläutern.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den folgenden Fragen: Welche Verdienste hat sich Bismarck als Ministerpräsident in der Zeit von 1862 bis 1866 erworben? Wie handelte Bismarck, dass er so besonders wahrgenommen wird?

2. Bismarcks Weg zur Macht

Es ist vor allem dem Kriegsminister Albrecht Graf von Roon, der ab dem 5. November 1859 als amtierenden Kriegsminister tätig war und als ein recht konservativer und Monarchie treuer Politiker bekannt war, zu verdanken, dass es überhaupt zu den wichtigen Handlungen in Bezug auf die Berufung Bismarcks zum Ministerpräsidenten gekommen ist.[4]

Roon wurde 1859 auf Wunsch des preußischen Königs Wilhelm I. berufen.[5] Denn Roon hatte beim König eine sehr hochgeachtete Stellung inne. Der Grund dafür war, dass Roon trotz der liberalen Gegenwehr zu den entscheidenden Repräsentanten im Hinblick auf die Durchsetzung der Heeresreform in Preußen galt. Zudem hatte Roon bei der Abberufung Bismarcks aus Paris, wo er als Gesandter Preußens tätig war, eine wichtige Vermittlerrolle inne. Graf von Roon war sich nämlich bereits vor dem König sicher, dass Bismarck als Einziger dazu fähig sei, das Amt des preußischen Ministerpräsidenten zu übernehmen.[6]

Je größer sich die Gegenwehr der Liberalen bezüglich der Einwilligung der finanziellen Mittel für die Heeresreform gestaltete, desto weniger war König Wilhelm I. dazu bereit, einen Kompromiss einzugehen. Im März 1862 kommt es dann zur Auflösung des Abgeordnetenhauses und der König ernannte ein neues, konservatives Ministerium. Diese Auflösung führte zum Ende der „Neues Ära“. Zwei Monate später kam es zu Neuwahlen, bei denen die Liberalen mehr Stimmen erhielten als die Konservativen. Die Situation spitzte sich nun zu.[7] Die Entscheidung Roons und des Königs bezüglich der Wahl Bismarcks zum Ministerpräsidenten stand deshalb schon Ende Mai 1962 fest. Doch das genaue Datum war noch nicht terminiert, da der König Bismarck zuerst nach Paris schickte, damit Bismarck sich einen Eindruck von der politischen Situation verschaffen und zudem einen Kontakt zu Kaiser Napoleon III. herstellen konnte. Denn König Wilhelm I. wünschte sich, in Bismarck eine große Stütze zu finden, da Bismarck in Sachen, sich Eindruck zu verschaffen, geübt war und Erfahrungen gesammelt hatte.

Doch Bismarck hatte aus Paris eher wenige Details mitzuteilen, weshalb er mit seiner Aufgabe in Paris unzufrieden war, was er sich aber nicht anmerken ließ.

Denn hinter seiner angeblich gelassenen Art versteckte sich sein besonders starker Ehrgeiz, in das Amt des Ministerpräsidenten zu gelangen.[8]

Währenddessen unterrichtete Roon Bismarck regelmäßig über die aktuelle Situation in Berlin und beschwerte sich dabei auch über die Führung des damals amtierenden Ministerpräsidenten Hohenlohe. In Bezug auf die Möglichkeit, dass Bismarck als Nachfolger Hohenlohes infrage kommen würde, herrschte in Berlin weder eine große Begeisterung noch eine starke Abneigung. Deswegen ermutigte Roon Bismarck in einem Brief, in welchem er schrieb:[9]

„Ich werde mich daher sehr freuen, wenn Sie nächstens zum Minister-Präsidenten ernannt werden. […] Wir brauchen einen thatkräftigen Premier- Minister, einen Mann, der selbst handeln und andere dazu fortreißen kann. […] zum 11. d. M. ist Hohenlohe´s Urlaub um.

Er wird nicht wiederkommen, sondern nur sein Entlassungsgesuch. Und dann, ja dann hoffe ich, wird der Telegraph Sie herrufen.“[10]

Aufgrund der Auseinandersetzung um die Heeresreorganisation zwischen dem König und dem Abgeordnetenhaus, welche monatelang andauerte, verschlimmerte sich die Situation für den König und Roon. Aufgrund der hartnäckigen Versuche Roons, den Konflikt zu schlichten und eine Einigung über die Finanzierung der Heeresreform zu erzielen, eskalierte zu der Zeit die entflammte Ministerkrise in Berlin. Aufgrund dieser zugespitzten Situation berechtigte der König am 16. September 1862 den damaligen Außenminister Bernstorff, Bismarck nach Berlin zu holen. Doch das Telegramm, welches Bernstorff verschickte, kam bei Bismarck nicht an.[11] „Erst auf Roons bekannte Depesche vom 18. September: „Periculum in mora. Dépêches- vous.[...]“ reagierte er“.[12] Der Text dieses Telegramms lautet übersetzt: „Verzug bringt Gefahr. Beeilen Sie sich.“[13]

Nach dem Ende der Wartezeit, das Bismarck lang ersehnt hatte, war die Zeit für ihn gekommen. Diese Situation nutzte Bismarck dazu, den König, der kurz vor seiner Abdankung stand, durch seine Vorhaben zu beeinflussen. Bismarck war es in erster Linie wichtig, dass er vor allem zu einer Zeitpunkt kam, in der er für den König Wilhelm I. unentbehrlich wurde. Aufgrund dessen konnte Bismarck nämlich eine Situation schaffen, in der er seine Bedingungen so stellen konnte, wie er es wollte, sodass der König bereit war, vieles zu akzeptieren, weil er ihn unbedingt zum Ministerpräsidenten machen wollte.

Somit konnte Bismarck nämlich ab 1862 im Blick auf die Zukunft ungehindert vorgehen. Am 22. September 1862 kommt es schließlich zum Zusammentreffen zwischen Bismarck und dem König, welches für die weitere politische Entwicklung in Preußen ausschlaggebend war.[14]

Im Gespräch zwischen Bismarck und dem König am 22. September 1862 im Schloss Babelsberg trat Bismarck als ein entschlossener und furchtloser Verteidiger der Rechte der Krone auf.[15] Bismarcks sichere Haltung und sein Argument, immer auf der Seite des Königs zu stehen und zur Not auch ohne Budget zu amtieren, die Heeresreorganisation trotz der Mehrheit im Landtag und trotz deren Beschlüsse fortzuführen und durchzusetzen, beeindruckten den König, der kurz vor seiner Abdankung auf Grundlage seiner Abdankungsurkunde stand.[16] Zudem unterstützte Bismarck den König mit seiner Aussage, dass die Auseinandersetzung mit der liberalen Opposition eine Prinzipienfrage sei, weil es sich[17] dabei „um königliches Regiment oder Parlamentsherrschaft handle und daß die letztere notwendig und auch durch eine Periode der Diktatur abzuwenden sei.“[18] Das sichere Auftreten Bismarcks vor dem König ermutigte ihn und der König verzichtete daraufhin auf seine Abdankung und betrachtete es als eine Art Pflicht, nicht aufzugeben und mit Bismarck gemeinsam weiterzukämpfen.[19]

Am selben Tag wurde Bismarck zum vorläufigen Staatsminister und zum Vorsitzenden des Staatsministeriums berufen.[20] Die Berufung Bismarcks zum Ministerpräsidenten wurde vor allem von den Liberalen nicht akzeptiert. Er wurde von ihnen als „wahrer aristokratisch-feudaler Unhold“ und „serviler Landjunker“ genannt. Keiner von ihnen glaubte daran, dass er eine lange Zeit als Minister tätig sein werde. Anders als sie dachte jedoch Bismarck.[21]

Neben Bismarck als Ministerpräsidenten und zugleich Außenmister waren unter seiner Führung sieben Minister tätig. Von diesen sieben Ministern waren drei neu mit dabei, die von September bis Dezember 1862 dazugekommen sind. Die restlichen vier Minister waren schon vor der Ernennung Bismarcks zum Ministerpräsidenten als Minister tätig.[22]

Bismarcks Interesse war seit Antritt seines Postens als Ministerpräsident darauf ausgerichtet, dass das Staatsministerium sich nicht ausschließlich aus kompetenten und beharrlichen Ministern zusammensetzte. Er wollte ebenfalls nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die große politische Fähigkeiten und geistige Kapazitäten besaßen. Dementsprechend setzte sich das Ministerium, so wie es Bismarck auch wollte, eher aus Regierungsvertretern der dritten Klasse zusammen. Zudem ging er mit den Ministern wie mit Schülern um, die an seine Weisungen gebunden sind. Er war außerdem nicht kritikfähig und nahm nicht gerne Ratschläge von den Ministern an. Er lobte sehr selten und bei manchen Ereignissen neigte Bismarck sogar zu Wutausbrüchen Bismarcks, ohne dabei aber die Beherrschung zu verlieren. Diese Situation machte Bismarcks Kollegen zu schaffen. Nur einer der sieben Ministern bildete eine Ausnahme, für den diese Gedanken Bismarcks nicht galten: Kriegsminister Albrecht Graf von Roon, denn auf Roon konnte Bismarck nicht verzichten. Denn dieser hat schließlich Bismarck den Zugang zum Staatsministerium ermöglicht.

Die Ursache für diese Einstellung Bismarcks war darin begründet, dass er selbst die volle Machtfülle in seiner Position konzentrieren wollte. Damit wollte er gleichzeitig auch verhindern, dass er vor allem beim König nicht in den Hintergrund geriet.[23]

[...]


[1] Vgl. Brunck, Helma: Bismarck und das preußische Staatsministerium 1862- 1890, Band 25, Berlin 2004, S. 312.

[2] Vgl. Gall, Lothar: Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt am Main; Berlin; Wien 1980, S. 27.

[3] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 312.

[4] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 53.

[5] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 66.

[6] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 53f.

[7] Vgl. Ullrich, Volker: Otto von Bismarck, Reinbek bei Hamburg 1998, S.59.

[8] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 53f.

[9] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 56.

[10] Roon, Waldemar Graf von (Hrsg.): Denkwürdigkeiten aus dem Leben des General- Feldmarschalls Kriegsministers Grafen von Roon. Sammlung von Briefen, Schriftstücken und Erinnerungen, 3. Bde., 4. Aufl., Breslau 1897, S. 95.

[11] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 58.

[12] Brunck: Bismarck, S. 58.

[13] Kolb, Eberhard: Bismarck, München 2009, S. 53.

[14] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 59-60.

[15] Vgl. Ullrich: Bismarck, S. 60.

[16] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 58- 60.

[17] Vgl. Ullrich: Bismarck, S. 60.

[18] Bismarck, Otto von: Die gesammelten Werke( Friedrichsruher Ausgabe), 15 in 19 Bdn., Berlin 1924-1935, S.179.

[19] Vgl. Ullrich: Bismarck, S. 60.

[20] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 60.

[21] Vgl. Kolb: Bismarck, S.55.

[22] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 70.

[23] Vgl. Brunck: Bismarck, S. 89-90.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Otto von Bismarck als Ministerpräsident. Eine Zusammenfassung seiner Amtszeit von 1892-1866
Autor
Jahr
2016
Seiten
18
Katalognummer
V351771
ISBN (eBook)
9783668384187
ISBN (Buch)
9783668384194
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bismarck, Ministerpräsidentenzeit, 1862, Deutsch-Dänischer Krieg, Deutscher Krieg
Arbeit zitieren
Tülin Öneri (Autor:in), 2016, Otto von Bismarck als Ministerpräsident. Eine Zusammenfassung seiner Amtszeit von 1892-1866, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351771

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