Die HEISS-Studie - Generalität oder Spezifität der Sprachentwicklungsstörungen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

18 Seiten, Note: gut


Leseprobe


1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der HEISS – Studie (Heidelberger Untersuchungen zur spezifischen Sprachentwicklungsstörung). Um ihr auf dem richtigen Pfad[1] folgen und sie einordnen zu können, liefert eine Definition der Spezifischen Sprachentwicklungsstörung im ersten Kapitel einen Grundbaustein zur Problematik. Anschließend werden Merkmale der spezifischen Sprachentwicklungsstörungen skizziert. Das Thema des zweiten Kapitels ist die Untersuchung selbst und ihr Design mit Zielfragestellungen, Probanden und der Vorgehensweise werden kurz dargestellt. Eine der drei Zielfragestellungen der Untersuchung soll meine Arbeit weiter leiten. Und somit beschäftigt sich das dritte Kapitel mit der Frage, ob spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSESen) sprachspezifisch auftreten oder ob es sich um ein generelles Phänomen handelt. Die Ergebnisse der HEISS – Studie sollen Anhaltspunkte liefern.

2. Definition der spezifischen Sprachentwicklungsstörung1 (SSES)

FROMM, SCHÖLER und SCHERER sprechen bei SSES vom verspäteten Sprechbeginn, verzögerten, inkonsistenten und desynchronisierten Verlauf bei durchschnittlicher nonverbaler Intelligenz und von Beeinträchtigungen beim sprachlich-strukturellen Können.[2] GRIMM[3] und auch andere Autoren versuchen sich an einer Definition durch Negierung. Sie erklären SSES durch alles, was es nicht bedeutet, durch Ausschlusskriterien.

Das bedeutet, dass SSES nicht auf erkennbare Primärbeeinträchtigungen, z.B. manifeste neurologische Schäden (Aphasien), sensorische (Hörschäden oder Blindheit), pervasive (geistige Behinderungen, Autismus) und emotionale Beeinträchtigungen zurückzuführen sind.

Die teilweise erhebliche Verzögerung des Spracherwerbs gilt nach FROMM, SCHÖLER und SCHERER als ein dominierendes Merkmal.[4] Ein besonderes Augenmerk ist in der Forschung auf eben diesen Aspekt gelegt worden. Eine kontrovers diskutierte Frage war, ob SSES Ausdruck nur einer zeitlichen Verzögerung oder Symptom eines qualitativ andersartigen gestörten Spracherwerbs sei. FROMM, SCHÖLER und SCHERER nach ist SSES auf den letzteren Punkt zurückzuführen. GRIMM[5] fasst Merkmale der SSES in der folgenden Tabelle zusammen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus der Tabelle geht hervor, dass sich die Aussagen GRIMMS und FROMMS, SCHÖLERS und SCHERERS decken.

Zusammengefasst heißt es, dass die Vielzahl der Bezeichnungen für SSES nicht die Differenziertheit der Klassifikation widerspiegelt, sondern die Notwendigkeit, das Forschungsfeld genauer zu untersuchen, um Klassifikationssysteme mit diagnostischen Kriterien, wie LEONARD[7] es sagt, zu finden. Auffällig ist, dass diese Klassifizierungen erschwert werden, weil verschiedene Disziplinen, wie Psycholinguistik, Sprachheilpädagogik und Medizin gleichzeitig Klassifikationen erarbeiten, ohne voneinander Kenntnis zu nehmen. AMOROSA[8] hat schon 1984 Einwände gegen bestehende Klassifikationen der SSES zusammengefasst.

Die Forschung orientiert sich prinzipiell an der prototypischen Definition, wie sie GRIMM in der Tabelle zusammengestellt hat.

FROMM, SCHÖLER und SCHERER bringen den aktuellen Kenntnisstand auf den Punkt:

„ (…) (Es) ist davon auszugehen, dass sich hinter den verschiedenen Bezeichnungen und den teilweise sich widersprechenden Forschungsergebnissen unterschiedliche Phänomene verbergen.“[9]

Die Definitions- und Klassifikationsproblematik besteht weiterhin und reduziert die Vergleichbarkeit der erschienenen Forschungsuntersuchungen.

3. Die HEISS – Studie (Heidelberger Untersuchung zur SSES)

3.1. Fragestellungen

Fragestellungen der Studie waren hinsichtlich des Erscheinungsbildes und der Ursachen der SSES anzusiedeln. Die Antworten aus den erstgenannten Fragestellungen sollen den Grundbaustein für Möglichkeiten zur Förderung liefern.

Genauer betrachtet sind zentrale Fragen im Hinblick auf SSESen:

1. Zeitlich verzögerter oder andersartiger Erwerbsverlauf ?
2. Gestörter Sprachrezeptions- und/oder gestörter Sprachproduktionsprozess ? und
3. die Frage nach der Spezifität oder der Generalität der Störung, d.h. ob die SSES eine sprachspezifische oder eine allgemeine Störung ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2. Probanden

Bei dieser Studie wurden 100 sprachentwicklungsauffällige Erst- bis Neuntklässler an Schulen für Sprachbehinderte vier Mal im Abstand von jeweils einem halben Jahr untersucht.

Als Vergleichsgruppe galten 77 sprachunauffällige Kinder aus der Regelschule und demselben Einzugsbereich, Nordbaden und Baden-Württemberg.[11]

3.3. Untersuchungsverfahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[12]

[...]


[1] In der Forschungsliteratur fällt eine Vielfalt der Benennungen auf dem Gebiet der spezifischen Sprachentwicklungsstörungen auf - SSES, international als specific language impairment - SLI abgekürzt. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass das Forschungsfeld noch untersuchungswürdig ist. In der deutschen Literatur tauchen Begriffe wie Sprachentwicklungsverzögerung, Sprachentwicklungsbehinderung oder Dysgrammatismus, Enticklungsdysphasie, in der englischen specific disorder of language development, developmental dysphasia, language retardation, specific language impairment. Diese Vielfalt der Benennungen spricht für einen Variationsbereich, der besonders ausgeprägt ist, z.B. dysphasische Kinder, bei denen Sprachproduktion und –rezeption defizitär ist, aber auch welche, bei denen der produktive Sprachbereich sehr viel gestörter ist u.ä. In der vorliegenden Arbeit soll gemäß der Autoren der HEISS – Studie der Begriff er spezifischen Sprachentwicklungsstörung im Folgenden als SSES benutzt werden.

[2] Schöler, H.: Fromm, W., Kany, W. (Hrsg.) (1998): Spezifische Sprachentwicklungsstörung und Sprachlernen. Heidelberg. S. 21-22

[3] Grimm, H.: Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen 1999. S. 101

[4] Schöler, H.: Fromm, W., Kany, W. (Hrsg.) (1998): Spezifische Sprachentwicklungsstörung und Sprachlernen. Heidelberg. S. 22

[5] Grimm, H.: Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen 1999. S. 102

[6] Ebd. S. 102

[7] Ebd. S. 24

[8] Schöler, H.: Fromm, W., Kany, W. (Hrsg.) (1998): Spezifische Sprachentwicklungsstörung und Sprachlernen. Heidelberg. S.25

[9] Ebd. S. 24

[10] Schölwe, H., Fromm, W., Kany, W. (Hrsg) (1998): Spezifische Sprachentwicklungsstörung und Sprachlernen. Heidelberg. S.77

[11] Schöler, H.: Fromm, W., Kany, W. (Hrsg.) (1998): Spezifische Sprachentwicklungsstörung und Sprachlernen. Heidelberg. S. 77

[12] Ebd. S. 82

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die HEISS-Studie - Generalität oder Spezifität der Sprachentwicklungsstörungen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V35170
ISBN (eBook)
9783638351737
Dateigröße
949 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
HEISS-Studie, Generalität, Spezifität, Sprachentwicklungsstörungen
Arbeit zitieren
Kamila Urbaniak (Autor:in), 2005, Die HEISS-Studie - Generalität oder Spezifität der Sprachentwicklungsstörungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35170

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