Familienkrisen und ihre Folgen für die Situation der Kinder - Zur bedeutung von Kindesmisshandlung im Kontext der Krise der Familie


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Klärung der Begrifflichkeiten
2.1. Definition Kindesmisshandlung
2.2. Schwierigkeiten der Begriffsbestimmung und Abgrenzung

3. Erklärungsansätze für Gewalt gegen Kinder
3.1. Individualpathologischer Ansatz
3.2. Multifaktorieller Ansatz
3.2.1. Individuelle Faktoren
3.2.2. Familiäre / beziehungsdynamische Faktoren
3.2.3. Sozioökonomische Faktoren
3.2.4. Gesellschaftliche Faktoren
3.3. Gewalt gegen Kinder als abweichendes Verhalten?

4. Lösungsansätze
4.1. Präventive Maßnahmen
4.2. Reaktive Maßnahmen

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Gewalt ist vor allem dort wahrscheinlich, wo enge psychische Räume und große Verhaltensunsicherheiten bestehen.“ So lautet ein zentraler Satz im Fachlexikon der sozialen Arbeit unter dem Stichwort „Gewalt“. Ich möchte mich in dieser Hausarbeit mit der Gewalt in einem dieser „engen psychischen Räume“, nämlich der Familie auseinandersetzen. Hierbei werde ich mich auf die Gewalt an Kindern, ausgeübt von ihren Eltern, konzentrieren und jegliche andere Formen familiärer Gewalt, wie die zwischen (Ehe-)Partnern, aus Platzgründen außer acht lassen, aber darauf hinweisen, dass in vielen Fällen ein enger Zusammenhang zwischen der Gewalt an Kindern und sonstiger familiärer Gewalt besteht.

Die zentrale Fragestellung bei der Bearbeitung dieses Themas besteht für mich darin, unter welchen Umständen es zur Misshandlung von Kindern kommen kann. Nachdem ich einige Begrifflichkeiten erläutert habe, werde ich kurz den klinischen (individualpathologischen) Ansatz beschreiben, mich aber bei den Erklärungsversuchen auf den soziokulturellen (multifaktoriellen) Ansatz konzentrieren. Entgegen dem Titel der Hausarbeit möchte ich mich nicht so sehr allein auf die Krise der Familie konzentrieren, da dies meiner Meinung nach eine zu einseitige Betrachtungsweise darstellt.

Da sich die Hausarbeit im Rahmen der Lehrveranstaltung zur Soziologie abweichenden Verhaltens bewegt, werde ich weiterhin versuchen zu klären, ob man Gewalt gegen Kinder anlässlich ihrer häufig zitierten Normalität überhaupt als abweichendes Verhalten deuten kann.

Am Schluss werde ich einige der mir relevant erscheinenden Lösungsansätze sowohl in Form von präventiven als auch reaktiven Maßnahmen beschreiben.

2. Klärung der Begrifflichkeiten

2.1. Definition von Kindesmisshandlung

Als Kindesmisshandlung wird die psychische und/oder physische Gewaltanwendung eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten auf ihr Kind bezeichnet. Diese Gewaltanwendung kann die unterschiedlichsten Formen haben und reicht von Beschimpfungen über die Ohrfeige bis hin zu schwersten körperlichen Verletzungen. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 30000 erfasste Fälle von Kindesmisshandlung, wobei geschätzt wird, dass die Dunkelziffer das 8-15fache beträgt.

2.2. Schwierigkeiten der Begriffsbestimmung und Abgrenzung

Die Zahlen der aufgetreten Fälle schwanken um ein vielfaches, was hauptsächlich auf die Schwierigkeit der genauen Begriffsbestimmung zurückzuführen ist.

Je nach Autor gibt es sehr unterschiedliche Definitionen des Begriffes „Misshandlung“ bzw. verschiedene Begriffe für ein und denselben Tatbestand. Schneider z.B. begrenzt seine Ausführungen in seinem Aufsatz „Gewalt in der Familie“ auf körperliche Angriffe, macht aber keine Unterscheidung zwischen Bestrafung zu erzieherischen Zwecken und Misshandlung. Andere wiederum halten das elterliche Züchtigungsrecht in Teilen noch immer für legitim und trennen deshalb körperliche Gewalt zu Erziehungszwecken von „grundloser“ Gewalt. Auch das im September 2000 in Kraft getreten „Gesetz zur Ächtung der Gewalt“ ist noch relativ offen formuliert. §1631 II BGB lautet: „Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“. Dieses „Recht auf gewaltfreie Erziehung“ ist keinesfalls ein einklagbarer Rechtsanspruch, sondern lediglich eine Aufforderung an die Eltern, die auf deren Bewusstseinsänderung hinwirken soll. Von Garbarino wurde der Grundbegriff des „child maltreatment“ verwendet, „damit wird [...] die Vernachlässigung von Kindern, ihre nicht kindgemäße, nicht genügend förderliche Behandlung zum Oberbegriff, Mißhandlung zu einer Variante“ (Honig, S.81). Brinkmann ist einer der Autoren, der den Begriff „Gewalt gegen Kinder“ benutzt und dies damit erklärt, dass so der individuelle Aspekt der Kindesmisshandlung und der soziale Aspekt der Kinderfeindlichkeit vereint werden.

Ich möchte mich der Variante von Garbarino anschließen und sie um die Begriffsbestimmung von Brinkmann erweitern und verwende im folgenden den umfassenden Begriff der „Gewalt gegen Kinder“.

3. Erklärungsansätze für Gewalt gegen Kinder

3.1. Individualpathologischer Ansatz

Der individualpathologische Ansatz läuft, wie der Name schon sagt, darauf hinaus, dass der Täter pathologisiert wird, und dass, je nach der fachlichen Disziplin des Forschers, bestimmte Faktoren für sein Verhalten verantwortlich gemacht werden.

Wenn man die Risikofaktoren, die im Laufe der Zeit von den verschiedensten Forschern gefunden wurden, zusammenstellt, erhält man eine schier endlos erscheinende Liste von Persönlichkeitsmerkmalen, die nach Honig „eigenartig beliebige Ergebnisse ohne theoretisches Konzept“ (S. 59) enthält. Es sind zwar unter den Tätern vielfältige charakterliche Auffälligkeiten gefunden worden, aber DER spezifische Misshandlungscharakter existiert nicht.

Dadurch, dass der Begriff der Gewalt aus seinem Zusammenhang gerissen wird, nur noch das weinende, verletzte Kind und der/die böse, prügelnde Vater/Mutter gesehen wird, gerät er zu einem Mythos (R. Barthes: „Mythos Gewalt“), der die Schuldzuschreibung in den Vordergrund stellt und Eindeutigkeit herstellen soll.

„In diesem Sinne ist „Gewalt“ eine Dramatisierungsmetapher, die nichts erklärt und nichts versteht, sondern Empörung verkörpert.“ (Honig, S. 42)

Um diesem „Mythos Gewalt“ entgegenzuwirken und um der möglichen Willkürlichkeit der Pathologisierung und Kriminalisierung beim Auffinden von Risikofaktoren bei potentiellen Tätern Einhalt zu gebieten, wird der multifaktorielle Ansatz bevorzugt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Familienkrisen und ihre Folgen für die Situation der Kinder - Zur bedeutung von Kindesmisshandlung im Kontext der Krise der Familie
Hochschule
Hochschule Darmstadt
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V35045
ISBN (eBook)
9783638350914
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familienkrisen, Folgen, Situation, Kinder, Kindesmisshandlung, Kontext, Krise, Familie
Arbeit zitieren
Stefanie Schmidt (Autor:in), 2003, Familienkrisen und ihre Folgen für die Situation der Kinder - Zur bedeutung von Kindesmisshandlung im Kontext der Krise der Familie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35045

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