Kreatives Schreiben im Rahmen Interkulturellen Lernens


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Interkulturelles Lernen
2.1 Was ist Kultur?
2.2 Was versteht man unter „Interkulturellem Lernen“?
2.3 Interkulturelles Lernen in der Schule

3 Das Konzept des kreativen Schreibens
3.1 Versuch einer Begriffsbestimmung
3.2 Was kann kreatives Schreiben in der Schule bewirken?
3.3 Techniken des kreativen Schreibens
3.3.1 Cluster
3.3.2 Weitere Mittel des kreativen Schreibens

4 Kreatives Schreiben im interkulturellen Sprachunterricht
4.1 Unterrichtsideen

5 Schluss

6 Literatur- und Quellenverzeichnis
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Internetadressen

1 Einleitung

Ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt stellt kein seltenes Phänomen mehr in deutschen Schulen dar, vielmehr gehört sie zum alltäglichen Bild. Auch deshalb haben Schulklassen eine sehr heterogene Zusammensetzung. Ein Versuch, dieser Vielfältigkeit auf pädagogischer Ebene Rechnung zu tragen, wird mit „Interkulturellem Lernen“ unternommen. Darauf möchte ich nach einer kurzen Klärung des Begriffes „Kultur“ näher eingehen und erläutern, warum interkulturelles Lernen für die heutige Schule notwendig ist. Aber ich möchte mich dabei nicht auf theoretische Vorschläge und Notwendigkeiten beschränken, sondern auch einen möglichen Weg aufzeigen, wie interkulturelles Lernen in den Unterricht aufgenommen werden kann. Ein besonders gutes Mittel scheint mir das „Kreative Schreiben“ zu sein. Auch diesen Begriff werde ich zunächst zu definieren versuchen und die Chancen eines kreativen Schreibunterrichts darstellen, um dann im 4. Kapitel Anregungen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie interkulturelles Lernen durch kreatives Schreiben entstehen kann.

2 Interkulturelles Lernen

2.1 Was ist Kultur?

Kultur umfasst das gesamte Leben des Menschen. Sie prägt den Menschen in der Gesamtheit seiner Möglichkeiten, vor allem in seinem Denken und seiner Deutung von Situationen und Begriffen. Die Kultur in der wir leben, prägt unser Wertesystem und bestimmt auch unsere Haltung gegenüber anderen Werten und Lebensformen (vgl. Böhm 1999; S. 30).

Nach Borrelli kennzeichnen drei Merkmale den Begriff der Kultur (vgl. Borrelli 1986; S. 9):

- Kultur ist nicht begrenzt. Kultur muss demnach universal verstanden werden.
- Kultur ist eine „historisch-gesellschaftliche“ Erfahrung, Sie ist ein veränderlicher Prozess, der eine ständige Weiterentwicklung beinhaltet.
- Kultur ist eine Denkerfahrung, da der Mensch durch sein Denken definiert und Kultur immer im Zusammenhang mit menschlicher Erfahrung verstanden werden muss.

2.2 Was versteht man unter „Interkulturellem Lernen“?

Interkulturelles Lernen wird als Prozess verstanden, der durch Reflexion und Interaktion mit Anderen die Gelegenheit bietet, das Bewusstwerden des spezifischen Orientierungs­systems der eigenen Wahrnehmung, womit das eigene Denken, Handeln und Werten gemeint ist, zu fördern und ein kritisches Reflektieren ermöglicht, wodurch eine Modifikation des eigenen Denkens und Handelns im fremdkulturellen Handlungsfeld erfolgen kann (vgl. Auernheimer 1996; S. 169).

Der Begriff der „Interkulturellen Erziehung“ tauchte erstmals Mitte der 70er Jahre auf und wird heute noch oft mit dem Konzept der „Ausländerpädagogik“ gleichgesetzt. Doch es handelt sich um zwei unterschiedliche Erziehungskonzepte (vgl. Götze/Pommerin 1986, S. 110). Ein entscheidender Unterschied zwischen diesen beiden Konzepten liegt darin, dass die Ausländerpädagogik Integrationshilfen für Ausländer entwickelt und somit eher eine Form von „Sonderpädagogik“ darstellt. Erziehungswissenschaftler kritisieren am Konzept der Ausländerpädagogik, dass Kinder anderer Nationalitäten ausschließlich als förderbedürftige Bevölkerungsgruppe charakterisiert werden. Diese Haltung stellt die Basis für eine Denkweise dar, die davon ausgeht, dass Ausländer Menschen sind, die aufgrund ihrer Andersartigkeit anders zu bewerten sind und einer besonderen Hilfe bedürfen (vgl. Götze/Pommerin 1986, S. 110). Die Ausländerpädagogik fordert eine maximale Anpassung der Ausländer und beachtet nicht, dass die eigene Kultur, Sprache, Herkunft nicht einfach aufgegeben werden kann.

Aus dieser Kritik entstand das Kon­zept des interkulturellen Lernens, das genau diese Probleme aufgreifen möchte. Das interkul­turelle Lernen wendet sich an alle, nicht nur an Ausländer. Der Grund dafür liegt in der Ab­sicht dieses Konzepts, auf das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft vorzubereiten (vgl. Böhm 1999; S. 16). Dies bedeutet natürlich nicht, dass Ausländer nun keinerlei Förder­maßnahmen mehr benötigen. Interkulturelles Lernen oder interkulturelle Pädagogik sind kein zusätzlicher Bereich der Pädagogik, sondern ein durchgängiges Lernprinzip. Die Fähigkeiten, wie Empathie und Toleranz, die durch interkulturelles Lernen gefördert werden sollen, werden durch lebenslanges Lernen auf ganz verschiedene und vielfältige Art und Weise er­worben (vgl. Böhm 1999; S. 35).

Ziel des interkulturellen Lernens ist es Unvertrautem mit Neugierde zu begegnen, Verständnis füreinander zu entwickeln, zu erfahren, dass die eigene Lebensweise eine unter vielen ist und das Fremde als Bereicherung und Teil des Alltags zu begreifen (vgl. Böhm 1999; S. 35-36). Interkulturelles Lernen bedeutet demnach, sich Neuem und Unbekannten zu öffnen und das Fremde als Teil der alltäglichen Realität zu akzeptieren.

2.3 Interkulturelles Lernen in der Schule

Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer hat 1996 die Empfehlung "Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule" einstimmig beschlossen, in der folgende Grundsatz­aussage getroffen wurde:

"In der Auseinandersetzung zwischen Fremdem und Vertrautem ist der Perspektivwechsel, der die eigene Wahrnehmung erweitert und den Blickwinkel der anderen einzunehmen ver­sucht, ein Schlüssel zu Selbstvertrauen und reflektierter Fremdwahrnehmung. Die durch Per­spektivwechsel erlangte Wahrnehmung der Differenz im Spiegel des anderen fördert die Heraus­bildung einer stabilen Ich-Identität und trägt zur gesellschaftlichen Integration bei. Eine auf dieser Grundlage gewonnene Toleranz akzeptiert auch lebensweltliche Orientierungen, die mit den eigenen unvereinbar erscheinen, sofern sie Menschenwürde und -rechte sowie demokratische Grundregeln achten." (Empfehlung der Kultusministerkonferenz 1996)

Damit beschreibt die Kultusministerkonferenz die Ziele des interkulturellen Lernens in der Schule und deren Notwendigkeit in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft (vgl. Essinger 1984; S. 9). Schließlich haben ca. 10% der Schüler[1] eine andere Staatsbürger­schaft und in den meisten Fällen damit auch einen anderen kulturellen Hintergrund (vgl. Burk 1995; S. 30). Dies birgt Probleme für den Unterricht. Mit dem interkulturellen Lernen können diese Probleme nicht gleich gelöst werden, aber es wird ein Weg der gegenseitigen Verständigung, Achtung und Toleranz beschritten, der ein Lernen von- und miteinander erst möglich macht. Sprachliche und soziokulturelle Differenzen werden als Chance, als Bereicherung verstanden (vgl. Burk 1995; S. 30). Gerade diese positive Haltung verbessert den Zusammenhalt und das Arbeiten in multikulturellen Schulklassen. Auch im Lehrplan wird festgehalten, dass es die Aufgabe der Schule ist, zur Achtung der Würde des Menschen, zur Achtung der Natur und Kultur und zur Toleranz der Überzeugungen anderer zu erziehen (vgl. Kultusministerium Rheinland-Pfalz 1984; S. 5). Ebenso gehört es zu den Aufgaben der Schule, Kenntnisse über andere Kulturen zu vermitteln und „die Schüler sowohl mit der eigenen Kultur vertraut zu machen als auch an fremde Kulturen heranzuführen“ (Burk 1995; S. 31). Dabei muss beachtet werden, dass unter Kulturbegegnung nicht reines Buchwissen verstanden wird. Persönliche Begegnun­gen mit Menschen aus anderen Ländern sind wichtig und wertvoll (vgl. Burk 1995; S. 31).

Dies kann mit dem interkulturellen Lernen verwirklicht werden, denn in der interkulturellen Er­ziehung geht es gerade darum, die Heterogenität auch hinsicht­lich der Herkunft und Kultur als gegenseitige Lernchance zu nutzen und den Kindern und Jugendlichen dabei die Chance zu geben einander offen und neugierig zu begegnen (vgl. Pommerin2 1995; S. 11).

Interkulturelles Erziehen heißt, die Kinder befähigen, mit verschiedenen Traditionen und Wertvorstellungen in einer Gemeinschaft zu leben und zwar miteinander und nicht gegen­ein­ander, Eigenheiten zu akzeptieren und Verständnis dafür zu entwickeln, dass auslän­dische Kinder mehr leisten als deutsche, weil sie alles gleich zweisprachig machen müssen. Dabei ist für die Lehrerin oder den Lehrer die Berücksichtigung des jeweiligen Er­fah­rungshintergrundes bei jedem Kind ebenso notwendig, wie die Anwendung handlungs­orientierter Formen des Lernens und die Öffnung des Unterrichts nach außen (vgl. Pommerin2 1995; S. 11-12). Die Möglichkeiten interkulturellen Lernens sind überaus viel­fältig, da es sich um ein durchgängiges Prinzip handelt, das in fast jedem Fach und auch fächerübergreifend durchgeführt werden kann. Im Religionsunterricht können dabei die Unterschiede und Ge­meinsamkeiten der Weltreligionen ein Thema sein, im Geschichts­unterricht können Ereig­nisse aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden und vieles mehr. Aber nicht nur auf den gesellschaftlichen Lernbereich ist interkulturelles Lernen zu beschränken. Im Deutsch­unterricht gibt es vielfältige Möglichkeiten durch die Wahl ge­eigneter Literatur, das Erzählen von Geschichten aus aller Welt oder das Sprechen über Erlebtes, Erfahrungen und Wünsche. Natürlich wird auch im Fremdsprachenunterricht durch die Begegnung mit anderen Kulturen interkulturelles Lernen praktiziert. Darüber hinaus kann die in vielen Klassen vorzufindende Mehrsprachigkeit zur bewussten pädago­gischen Gestaltung des Unterrichts ebenso genutzt werden wie Klassenfahrten und Schul­partnerschaften (vgl. Empfehlungen der Kultusminister­konferenz).

Ein weiterer Grund für das interkulturelle Lernen in der Schule ist die immer wichtiger werdende europäische Dimension im Unterricht. In Europa gibt es viele Initiativen und Emp­fehlungen, die der bildungspolitischen Zusammenarbeit in Europa dienen (vgl. Burk; S. 32). So sollen durch Bildung und Ausbildung die wirtschaftlichen und sozialen Be­ziehungen zwischen den europäischen Ländern unterstützt werden. Aus diesem Grund werden beispielsweise der Fremdsprachenunterricht und Schüler- oder Lehreraustausch­programme gefördert (vgl. Burk 1997; S. 31). Mit dem interkulturellen Lernen wird somit auch die Forderung nach Zu­sammenarbeit im Bildungsbereich in Europa und damit die Respektierung und Förderung der kulturellen Vielfalt Europas berücksichtigt.

[...]


[1] Wegen der besseren Lesbarkeit benutze ich vorwiegend die männlichen Formen, schließe aber selbstverständlich die weiblichen mit ein.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kreatives Schreiben im Rahmen Interkulturellen Lernens
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V35032
ISBN (eBook)
9783638350815
Dateigröße
668 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreatives, Schreiben, Rahmen, Interkulturellen, Lernens
Arbeit zitieren
Christna Blau (Autor:in), 2004, Kreatives Schreiben im Rahmen Interkulturellen Lernens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35032

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