Die Sorge der Königin Mathilde um die Memoria ihres Mannes Heinrich I.


Seminararbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I. Inhalt

1. Einleitung

2. Herrschaftsantritt Ottos des Großen

3. Königin Mathilde
3. 1. Vita Mathildis antiquior
3. 2. Über das Zerwürfnis zwischen Mathilde und Otto I.
3. 3. VITA MATHILDIS REGINAE – VITA ANTIQUIOR
3. 4. Übersetzung der Vitae Mathildis Reginae (5) (VIII) von Philipp Jaffe

4. Quellenanalyse und Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Zeit der Ottonen – eine Zeit, die geprägt wurde vom Auf – und Abstieg großer Herrscher, von Übergang und Neubeginn, Krisen und Erfolg. Es war eine Epoche, die heute noch eine Vielzahl von Historikern vor ungelösten Fragen und Vermutungen stehen lässt und einen weiten Raum mit Spekulationen und Ideen füllt. So auch im Falle Heinrichs des Ersten, der den Übergang der Königswürde auf die Sachsen verkörperte und Ottos des Großen, Heinrichs Sohn und rebellischer Thronfolger.

Konflikte und Streit begleiteten beide, sowohl den Vater als auch den Sohn.

Während Heinrich den „stabilisierenden Neubeginn“[1] für die damalige Bevölkerung bedeutete und von Widukind von Corvey als „… rerum dominus et regum maximus Europae…“[2] beschrieben wurde, hatte Otto nach dem Tode seines Vaters im Jahre 936 n. Chr. schon viele Feinde gegen sich gerichtet. Nachdem er gemäß der Hausordnung den Thron bestieg, schien die Nachfolge gesichert, dennoch war vieles, wenn nicht sogar Alles in Gefahr. Immer wieder kam es in den ersten Regierungsjahren Ottos zu Erhebungen „der Großen“, was, nach der Ansicht von Hagen Keller und Gerd Althoff „die Konsequenz des Bruches der Kontinuität“[3] des Führungsstils von Heinrich l. darstellt. Der junge Herrscher wird nach Aussagen seiner Zeitgenossen als rigoros und kompromisslos bezeichnet. Mehr als einmal geriet Otto in Streit mit seinen Nächsten, ein „Grundproblem“ seiner Herrschaft, wie Johannes Laudage in seinem Buch Otto der Große schreibt. „… er hatte mit seinen Verwandten die allergrößten Schwierigkeiten. Nur sein Bruder Brun hat anscheinend immer zu ihm gehalten; die meisten anderen fühlten sich irgendwann so brüskiert, dass sie den Weg in die Fehde wählten.“[4]

Doch während der Eine sich fügte, trachtete der Andere nach Ottos Krone.

Nachdem Heinrich der Erste starb trat eine neue Art der Thronfolge in Kraft, die besagte, dass Otto als Nachfolger das Königtum nicht mit seinen ebenbürtigen Brüdern zu teilen hatte und diese somit vom Königtum ausgeschlossen blieben.[5] So war es wenig verwunderlich, dass Heinrich sich als jüngerer Bruder Ottos im Nachteil sah und seinen Konkurrenten vom Thron zu stürzen versuchte, wobei „ die Methode, mit der er dabei zu Werke ging, an Heimtücke und Entschlossenheit nichts zu wünschen übrig ließ.“[6]

Doch auch die weitere Königsverwandtschaft hatte Schwierigkeiten mit Ottos Führungsanspruch und selbst seine Mutter Mathilde musste erdulden, dass ihr der Sohn nach dem Tode ihres Mannes einen Teil ihres Witwengutes nahm; das Servatius – Stift in Quedlinburg wurde noch im Jahre 936 in eine Reichskirche umgewandelt.[7] Die Mathildenviten berichten, dass die Königin von ihrem Sohn Otto gezwungen worden sei, ihr Witwengut zu verlassen, da sie zu ausgiebig königliche Güter an Kirchen und Arme vergeben hätte.[8] Somit kam es zum Streit zwischen Mathilde und ihrem eigenen Sohn, sowie zu einer unübersehbaren Entfremdung zwischen den Beiden. Doch die Historiker sind sehr geteilter Meinung, was die Quellenaussagen zu jener Zeit und ihre Deutungsansätze betrifft.

Bevorzugte Mathilde tatsächlich Ihren zweiten Sohn Heinrich mehr als Otto?

Hätte sie Heinrich lieber auf dem Thron gesehen?

Half sie ihm wirklich bei seinen Versuchen, Otto vom Thron zu stürzen?

Das Zerwürfnis zwischen Mathilde und Otto hinterlässt eine Vielzahl von Fragen und gleichzeitig eine Vielzahl von Antworten, die Forscher und Historiker zu geben versuchen und die in dieser Arbeit aufgeführt werden sollen um den Streit zwischen Otto und Mathilde etwas genauer zu beleuchten.

2. Herrschaftsantritt Ottos des Großen

„Unsäglich und nicht ohne Tränen zu erzählen, ist jene Zwietracht, in der der Vater

dem Sohn Fallen stellt, der Sohn dem Vater, der Bruder dem Bruder…; alle Ordnung

und jede Verwandtschaft wird verachtet.“[9]

Schon einige Jahre vor Heinrichs Tod wurde eine Hausordnung verfasst, in der Heinrich genau festlegte auf wen seine Besitztümer übergehen würden und wer seine Nachfolge antreten wird. Nach Aussagen von Köpke und Dümmler hinterließ Heinrich ein dreifaches Erbe; das Eigengut seines Hauses, das Herzogtum seines Volksstammes und die Herrschaft des Reiches, wobei alle drei Erbanteile „ eine bedeutende Stellung behaupteten.“[10] Doch die Bedeutendste fiel dem Erben des Reiches zu, und das konnte kein Anderer sein, „als der Erstgeborene Otto, das Haupt des Geschlechts, dem Heinrich die anderen Söhne ausdrücklich untergeordnet hatte.“[11] Im Jahr 936 trat Otto dann, nach Heinrichs Tod, die Herrschaft an und die Nachfolge schien gesichert, selbst Widukind von Corvey beschreibt den Thronwechsel als völlig reibungslos: „regni coronam…cum regno capessit.“[12]

Jedoch unterscheidet sich hier eindeutig der „Antritt“ von der „Sicherung“ des erworbenen Königreiches und exakt an diesem Punkt entstanden die Konflikte.

Der Gewährman Flodoard von Reims war zu jener Zeit der Einzige, der den auflodernden Streit in Annalen festhielt und schrieb: “Als König Heinrich damals starb, entbrannte unter seinen Söhnen der Streit um die Königswürde.“[13] Für die Thronfolge kam alleine der damals etwa 17- jährige Otto in Frage, der jüngste Sohn Brun hingegen wurde schon mit 5 Jahren für den geistlichen Stand bestimmt, womit zum ersten Mal einem ursprünglich legitim geborenen Königssohn keine weltliche Karriere mehr offen stand. Es galt sogar als Strafe bei den Karolingern, wenn sie ihre Söhne ins Kloster schickten. Heinrich I. übergab seinen Sohn Brun dem Bischof Balderich von Utrecht zur Erziehung, und Brun fand sich damit ab. Utrecht war damals von den Normanneneinfällen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und somit bekundete die Gegenwart des Königssohnes Hilfe beim Wiederaufbau.[14]

Der mittlere Sohn Heinrich durfte im weltlichen Stand bleiben und stellte damit eine Art „königliche Personalreserve[15] dar.

Damit wurde Otto selbst zum Hoffnungsträger für die Gegner seines Bruders, der laut Büsing von Mathilde immer etwas stärker begünstigt worden ist. Auch Köpke und Dümmler sprechen von einer Bevorzugung, in der Mathilde selbst „ für Ihren Lieblingssohn Partei ergriffen hätte, und es unternommen, ihm die Nachfolge zuzuwenden.“[16] Es bleibt unklar, ob tatsächlich Mathilde selbst hinter dem 16- jährigen mündigen Heinrich stand, und was dieser genau wollte.

„In der Nachfolgeregelung Heinrichs I. war die Frage der Ausstattung der nachgeborenen Söhne, die nach traditionellen Rechtsvorstellungen einen Anspruch auf Herrschaft geltend machen konnten, ungelöst geblieben.“[17]

Vor allem aber strebten Ottos Feinde nach Macht und Krone, die Nähe zum Thron und den dadurch ermöglichten Einfluss. Und somit entbrannte ein handfester Streit in dessen Verlauf Heinrich und seine Anhänger nach derselben Krone verlangten, die Otto trug.

[...]


[1] Althoff, Gerd; Keller, Hagen: Heinrich der Erste und Otto der Große. Göttingen/Zürich 1985, S. 42.

[2] Ed. Hirsch- Lohmann, MGH SS. Rer. Germ., S. 59f. u. 137; Widukind von Corvey, Sachsengeschichte

[3] Althoff, Gerd; Keller, Hagen: S. 135.

[4] Laudage, Johannes: S. 110.

[5] Schmid, Karl: Die Thronfolge Ottos des Großen, in: Zeitschrift der Savigny – Stiftung für Rechtsgeschichte,

Germ. Abt. 81, 1964, S. 80 – 163.

[6] Laudage, Johannes: S. 119.

[7] ebenda, S. 110.

[8] Schmid, Karl: Neue Quellen zum Verständnis des Adels im 10. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte

Oberrheins 108, 1960.

[9] Laudage, Johannes: Otto der Große, Eine Biographie, IV. Kapitel: Am Rande des Abgrunds; Wilhelm von

Mainz über die Situation 953- 955. Regensburg 2001.

[10] Köpke, Dümmler: S. 18, 2. Abschnitt.

[11] ebenda, S. 18, 2. Abschnitt

[12] Schütte, Bernd: Die Lebensbeschreibung der Königin Mathilde, Hannover 1994. S. 119, Z. 3 – 6.

[13] Köpke, Dümmler: S. 480

[14] Fried, Johannes; Groh, Dieter (Hrsg.) : Der Weg in die Geschichte; Proyläen Geschichte Deutschlands, Berlin 1994. S. 476

[15] ebenda, S. 477

[16] Köpke, Dümmler: S. 24, 2. Abschnitt.

[17] Boshof, Egon; Gall, Lothar(Hrsg. ) : Enzyklopädie deutscher Geschichte. Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert. Band 27, München 1997.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Sorge der Königin Mathilde um die Memoria ihres Mannes Heinrich I.
Hochschule
Universität Rostock  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in das Mittelalter
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V3502
ISBN (eBook)
9783638121545
Dateigröße
584 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
153 KB
Schlagworte
Sorge, Königin, Mathilde, Memoria, Mannes, Heinrich, Proseminar, Einführung, Mittelalter
Arbeit zitieren
Ulrike Banek (Autor:in), 2002, Die Sorge der Königin Mathilde um die Memoria ihres Mannes Heinrich I., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3502

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