70 Jahre Repubblica Italiana und immer noch keine nationale Identität?

Eine kulturwissenschaftliche Textanalyse ausgewählter italienischer Zeitungsartikel und Monographien


Bachelorarbeit, 2016

138 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

Teil I: Theoretischer Teil
2 Nationale Identität
2.1 Nation als politischer Begriff
2.2 Der Begriff der Nation in der Kulturwissenschaft
2.3 Kollektive Identität
2.3.1 Kollektivbewusstsein
2.3.2 Nationalbewusstsein und nationale Identität
3 Nationalkultur
3.1 Annäherung an den Kulturbegriff
3.1.1 Hofstedes Kulturdefinition
3.1.2 Hofstedes Kulturdimensionen
3.1.3 Kritik an Hofstedes Kulturdimensionen
3.2 Kulturelle Identitäten und kulturelles Gedächtnis
3.3 Individualismus
3.3.1 Individualität, Individuation und Individualisierung
3.3.2 Individualismus als Kulturdimension und die Relation zur nationalen Identität
4 Nation Italien
4.1 Italien vor 1946
4.2 Geburt der Repubblica Italiana
4.3 Einblick in die aktuelle Situation Italiens
4.3.1 Die italienische(n) Sprache(n)
4.3.2 Spaltung in Geographie, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
4.4 Gli italianiItalianità als Ausdruck der nationalen Identität Italiens?
4.5 Italienische Identität = nationale Identität Italiens?
4.6 Ausprägungen des Individualismus in Italien
5 Zusammenfassung und Hypothesen

Teil II: Praktischer Teil
6 Textanalyse
6.1 Methode – Textkorpus – Systematik
6.2 Text 1: Se cessiamo di essere una nazione
6.3 Text 2: Precocità e ritardo nell’identità italiana
6.4 Text 3: Né Stato né Nazione. Italiani senza meta
6.5 Text 4: Chi siamo? La difficile identità nazionale degli italiani
6.6 Text 5: Prigionieri dell’individualismo
6.7 Text 6: Serve una guida politica al nuovo individualismo fragile ma creativo
6.8 Text 7: Familisti e individualisti: „Ecco l’identikit degli italiani“

Teil III: Schlussteil
7 Nationale Identität, italienische Identität, Nationalcharakter?
7.1 Zusammenfassung
7.2 Fazit
7.3 Prognose
Literaturverzeichnis
Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Zwiebeldiagramm von G. Hofstede

Abb. 2: Nationalflagge Italiens mit Emblem der italienischen Marine

Abb. 3: Emblem der Repubblica Italiana

Abb. 4: Kulturdimensionen Italien

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Hauptunterschiede zwischen kollektivistischen und individualistischen Gesellschaften.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abstract

Nationale Identität ist in Zeiten der Globalisierung nach wie vor eine der wichtigsten Formen der Identifikation. In der folgenden Arbeit wird untersucht, ob und wie sich die Italiener mit dem Kollektiv der italienischen Nation identifizieren. Der untersuchte Zeitraum wurde auf die letzten 70 Jahre seit der Gründung der Italienischen Republik beschränkt. Zielsetzung ist, die These zu bestätigen, dass Italien heute eine nationale Identität besitzt. Dabei wird untersucht, ob sich die Italiener stärker mit anderen Kollektiven oder über ein anderes gemeinsames Kollektiv identifizieren, das sich allerdings nicht in Form der Nation ausdrückt. Zudem wird die Relation zwischen dem italienischen Individualismus und der nationalen Identität untersucht. Als Methode wurde eine qualitative, rein textbasierte Inhaltsanalyse gewählt. Das Korpus setzt sich aus verschiedenen, italienischsprachigen Zeitungsartikeln und Textausschnitten aus Monographien zusammen. Die Analyse ergab, dass der stark ausgeprägte Individualismus die nationale Identität anscheinend nicht schwächt, sondern sich die in Italien auftretenden Formen des Individualismus erst durch die schwache Identifikation mit der Nation ausbilden konnten. Die Untersuchung konnte die These nicht bestätigen, vielmehr deuten die Ergebnisse auf einen einheitlichen Nationalcharakter der Italiener, nicht aber eine nationale Identität Italiens hin.

Schlagwörter: nationale Identität Italiens, italienisches Kollektiv, italienische Identität, Nationalbewusstsein, Nationalkultur, italienische Nation.

Nel contesto della globalizzazione l’identità nazionale è rimasta una delle più importanti forme di identificazione. Nel seguente documento si analizzerà se e come gli italiani si identificano oggi con il collettivo della nazione italiana. Il periodo analizzato è stato limitato agli ultimi 70 anni dalla nascita della Repubblica Italiana. L’obiettivo è di confermare la tesi dell’esistenza di un’identità nazionale degli italiani, valutando anche se gli italiani si identificano più intensamente con altri collettivi o con un altro collettivo comune che non si manifesti tuttavia nella forma di nazione. Si analizzerà inoltre il rapporto tra l’individualismo italiano e l’identità nazionale. Come metodo si è scelta un’analisi qualitativa del contenuto basata puramente su un corpo di testi costituito da vari estratti di testi italiani ricavati da monografie e articoli di giornali. L’analisi ha evidenziato che non è l’individualismo, molto marcato in Italia, che indebolisce l’identità nazionale, bensì sono le varie forme di individualismo che hanno potuto crearsi per la debole identificazione con la nazione. La ricerca non è stata in grado di confermare questa tesi e i risultati dell’analisi indicano piuttosto un uniforme carattere nazionale degli italiani ma non un’identità nazionale.

Parole chiave: identità nazionale degli italiani, collettivo italiano, identità italiana, coscienza nazionale, cultura nazionale, nazione italiana.

In the era of globalization, national identity is still one of the most important types of identification. The following thesis will analyze if and how Italians identify with the collective of the Italian nation. The analyzed time period was limited to the last 70 years since the Italian Republic was founded. The main objective is to confirm the hypothesis that present-day Italy has a national identity. This includes the question whether Italians identify more strongly with other collectives or another common collective that however does not manifest itself in the form of the nation. Furthermore, the relationship between Italian individualism and national identity will be analyzed. To that end, a qualitative, solely text-based content analysis was chosen. The corpus is composed of different Italian text excerpts from monographs and newspaper articles. The analysis showed that strong individualism does not seem to undermine national identity, but that the existing forms of Italian individualism developed as a result of a weak identification with the idea of the nation. The analysis did not confirm the hypothesis, but at the same time, the results indicate that there is a uniform Italian national character that is not equivalent to a national identity.

Key words: Italian national identity, Italian collective, Italian identity, national consciousness, national culture, Italian nation.

1 Einleitung

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Auseinandersetzung mit dem Identitätsbegriff auf beachtliche Weise zu. Brunner sprach schon in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts vom „Inflationsbegriff Nr. 1“ (Brunner zit. nach Eickelpasch/Rademacher 2013: 5). Fünf Jahre später schrieb Zygmunt Bauman (1992: 679): „‘Identity‘ seems to be one of the most universal human needs.”[1] Im 21. Jahrhundert scheint das Thema auf so großes Interesse zu stoßen wie nie zuvor. Eine unüberschaubare Anzahl von Handbüchern im Bereich der Psychologie und des Motivationstrainings geben heute Hilfestellungen zur Identitäts- und Selbstfindung. Bücher, die Fragen beantworten wie: Wer bin ich? Bin ich richtig, so wie ich bin? Wie soll ich leben? erreichen hohe Verkaufszahlen. Doch nicht nur Individuen betreiben Identity Styling. Auch Firmen haben heute eine Corporate Identity, man spricht von regionaler Identität, und nicht zuletzt können auch Nationen eine nationale Identität tragen.

Nun drängt sich einem geradezu die Frage auf, warum man sich heute so ausgiebig mit der Identität beschäftigt. Interessant hierzu ist Mercers Aussage, dass Identität „nur in ihrer Krise zum Problem“ (Mercer zit. nach Hall 2016a: 181) wird. Zygmunt Bauman (zit. nach Eickelpasch/Rademacher 2013: 18) ist ähnlicher Meinung: „Identität kann nur als ein Problem existieren.“ Schuld an dieser Krise sollen Postmoderne und Globalisierung sein, die durch Pluralisierung, Differenzierung und Individualisierung (vgl. Eickelpasch/Rademacher 2013: 6) vertraute Gesellschaftsstrukturen allmählich wegschmelzen lassen und so Individuen und ganze Menschengruppen ins Wanken bringen. Schlimmstenfalls kann diese Suche nach der Identität sogar „Identitätsstress oder Identitätsterror“ (ebd.: 15; Hervorhebungen des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen) zur Folge haben.

Im Gegensatz zur individuellen Identität als „persönliche[s] Projekt“ (ebd.: 55) tauchen heute in der öffentlichen Diskussion verstärkt kollektive Identitäten auf. Dabei wird vor allem darauf eingegangen, inwiefern nationale Identitäten noch von Bedeutung sind und ob es so etwas wie eine gemeinsame europäische Identität gibt. So manche Kosmopoliten[2] gehen sogar davon aus, dass sich in wenigen Jahrzehnten nationale Gesellschaften in einer gemeinsamen Weltgesellschaft auflösen könnten. Globalisierungskritiker dagegen drängen aus Angst vor „Enttraditionalisierung“ (ebd.: 6) und Instabilität auf eine Rückbesinnung auf nationale Kulturen. Gerade in den turbulenten Zeiten der sogenannten Flüchtlingskrise, der ansteigenden Zahl an Terroranschlägen verteilt auf ganz Europa und der noch nicht überwundenen Eurokrise schwand in den letzten Jahren das Vertrauen der europäischen Bürger in die Europäische Union (EU) deutlich. In vielen Mitgliedsländern der EU ist eine Rückbesinnung auf lokale Kulturen zu beobachten, wobei besonders die Nationalkultur und die Identifikation mit der eigenen Nation, aber auch regionale Identifikation an Bedeutung gewinnen. So sagt Wirsching (vgl. 2012: 308f.) treffend, dass Globalisierung, Individualisierung und Institutionen wie die Vereinten Nationen (VN) und die EU die Bedeutung nationaler Identitäten nicht schmälern konnten. Es scheint durch die Vielzahl an Krisen eher das Gegenteil eingetreten zu sein.

Doch es sind nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der EU, die die Aufwertung der nationalen Identitäten zusehends begünstigen. Die Nation ist viel mehr als ein politischer Begriff. „Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip“ (Renan: Was ist eine Nation?[3] ). Nationen können starke Wir-Gefühle erzeugen, sie gehören heute immer noch zu den wichtigsten Kollektiven, mit denen sich Menschen identifizieren. Die Idee, einer Nation anzugehören, eine Nationalität und einen dazugehörigen Pass zu besitzen, erscheint als etwas völlig Natürliches. Die Einteilung der Welt in Nationen ist fest in den Köpfen der Menschen verankert. Praktisch niemand zweifelt politisch und vor allem geographisch gesehen die Existenz von Nationen und ihren Staatsgrenzen an: Die Grenzen sind auf der Landkarte deutlich sichtbar und werden, abgesehen von einigen wenigen Minderheitsgruppen, die sich von ihrer Nation abzuspalten versuchen, so akzeptiert. Es ergibt also wenig Sinn, einen Nationalstaat auf seine physische Existenz hin zu untersuchen, man kann allerdings überprüfen, wie sich ein Individuum oder eine ganze Gruppe von Menschen mit einer Nation identifiziert, wie stark deren Nationalbewusstsein ausgeprägt ist.

Da ich während meines Studiums ein besonderes Interesse für italienische Landeskunde und Kulturwissenschaft entwickelt und ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit der italienischen Gesellschaft, Zeitgeschichte und Kultur im Allgemeinen auseinandergesetzt habe, wuchs in mir immer mehr der Wunsch, die Thematik der nationalen Identität Italiens kulturwissenschaftlich zu beleuchten. Ich werde beruflich als Übersetzerin und Dolmetscherin im direkten Kontakt mit den Menschen stehen, deren Kultur in Form der gemeinsamen nationalen Identität im Folgenden untersucht wird. Deshalb sehe ich das Thema der Arbeit für mich als eine persönliche Bereicherung an. Geert Hofstede, der in dieser Arbeit noch an mehreren Stellen erwähnt wird, schreibt außerdem (Hofstede/Hofstede 2011: 24f.), dass nationale Institutionen wie Regierung, Unternehmen oder Familienstrukturen nur mit Blick auf die Kultur verstanden werden können und Kultur wiederum den Einblick in deren Institutionen voraussetzt. „Erklärungen auf das eine oder andere reduzieren zu wollen, führt zu keinem Ergebnis“ (ebd.: 25). In Anbetracht dieser Tatsache kann die Auseinandersetzung mit der nationalen Identität Italiens in dieser Arbeit also durch die Untersuchung der italienischen nationalen Identität zu einem besseren Verständnis der italienischen Institutionen beitragen. Die Untersuchung soll aber vor allem einen Beitrag zur aktuellen allgemeinen Identitätsforschung im Bereich der Kulturwissenschaft leisten.

Die nationale Identität Italiens bzw. die italienische Identität wurde schon von vielen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen untersucht. Besonders um das Jahr 2011 anlässlich des 150. Geburtstags der italienischen Nation erschien eine Vielzahl von Werken, in denen eine gemeinsame italienische Identität diskutiert, gelobt, aber auch kritisiert und teilweise sogar negiert wurde. Dadurch, dass ich außer an der italienischen Kultur zudem an einem aktuellen Thema interessiert war, entschied ich mich dafür, die nationale Identität Italiens im Rahmen dieser Bachelorarbeit aus einem neuen Blickwinkel heraus zu untersuchen.

Der Titel der vorliegenden Arbeit nimmt bereits einige wichtige Informationen über ihren Inhalt vorweg: Untersuchungsgegenstand sind die Italiener als Kollektiv, das auf seine gemeinsame nationale Identität hin abgeklopft wird. Das italienische Kollektiv ist in diesem Zusammenhang als alle Italiener, die gemeinsam Italien bilden zu verstehen (siehe auch Kapitel 4.4). Der Ausdruck italienische Identität ist von der nationalen Identität Italiens zu unterscheiden. Lediglich von italienischer Identität zu sprechen ist wesentlich unspezifischer, da aus der Bezeichnung nicht klar hervorgeht, was genau untersucht wird. Bei nationaler Identität dagegen wird deutlich, dass der Fokus dieser Untersuchung darauf liegt, ob sich das Kollektiv der Italiener mit der Nation Italien identifiziert, also ob die Italiener eine gemeinsame nationale Identität besitzen.

Aus dem Titel der Arbeit geht auch hervor, dass insbesondere der Zeitraum der letzten 70 Jahre in der Untersuchung betrachtet wird, seitdem Italien eine Republik ist, um Aussagen über die heutige Situation der nationalen Identität Italiens zu treffen. Der Untersuchungszeitraum kann allerdings nicht auf eine feste Periode reduziert werden, da sich die Identifikation mit der Nation nicht von einem Jahr auf das andere ändert; es kann nicht ausschließlich der Zeitraum zwischen 1946 und 2016 betrachten werden, da sich evtl. zuvor etwas zugetragen hat, das für die Identitätsbildung wichtig war. Selbstverständlich könnte man bis zur Gründung der Nation Italiens zurückgehen, um die Entwicklung der nationalen Identität in einer ausführlichen Untersuchung zu erarbeiten und um schließlich zu bewerten, wie sich diese Entwicklung auf die heutige Situation ausgewirkt hat. Das würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit sprengen. So wurde die Entscheidung getroffen, im Rahmen des 70. Geburtstags der Repubblica Italiana den Fokus dieser Bachelorarbeit auf die letzten 70 Jahre zu legen, weitere Informationen, die für die Untersuchung wichtig sein können und aus dem Zeitraum vor 1946 stammen, allerdings nicht a priori auszuschließen und den Begriff heute nicht zu eng auf 2016 einzugrenzen, sondern auf die letzten Jahre zu beziehen.

Es ergibt sich schon aus dem Titel der Arbeit die Hauptfragestellung: Besitzt Italien heute eine nationale Identität? Weitere untergeordnete Fragestellungen sind: Gibt es andere soziale Gruppen oder Gemeinschaften, mit denen sich die Italiener stärker identifizieren als mit der Nation? Fühlen sich die Italiener in einem gemeinsamen Kollektiv verbunden, allerdings nicht in Form der Nation? Da Individualisierungsprozesse untrennbar mit der postmodernen Gesellschaft verbunden sind, wird außerdem besonders darauf eingegangen, wie der Individualismus in Italien ausgeprägt ist und wie er sich auf die nationale Identität auswirkt.

Zielsetzung der Arbeit ist es selbstverständlich, Antworten auf die gerade genannten Fragestellungen zu finden. Der Titel der Arbeit impliziert nicht nur den Untersuchungsgegenstand, sondern auch die Annahme, dass Italien bei Gründung der Republik keine nationale Identität hatte und heute immer noch nicht hat. Die vorliegende Untersuchung versucht, diese These zu widerlegen, folglich also zu bestätigen, dass Italien eine nationale Identität besitzt. Außerdem soll eine Prognose über die Entwicklung der nationalen Identität Italiens abgegeben werden.

Als Methode wurde eine systematische inhaltliche Textanalyse gewählt, um verschiedene italienischsprachige Texte zu untersuchen. Die vorliegende Arbeit ist also rein textbasiert. Die ausgewählten Textstellen werden inhaltlich analysiert und schließlich auf ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten hin untersucht; alle analysierten Textstellen sind im Anhang A zu finden, die dazugehörigen Übersetzungen[4] ins Deutsche im Anhang B. Die Methode wird in Kapitel 6.1 genau beschrieben.

Die Arbeit gliedert sich in 3 große Teile mit insgesamt 7 Kapiteln auf.

Als Basis für die Textanalyse werden in Teil I für die Arbeit relevante Begriffe definiert und ein Einblick in die Nation Italien gegeben. Die Überschriften der Kapitel 2 bis 4 repräsentieren die Kernbegriffe der Arbeit. In Teil I wird folglich durch das Hintergrundwissen über Italien und das terminologische Gerüst der Grundstein für die Analyse in Teil II gelegt.

Kapitel 2 definiert den Begriff nationale Identität, ausgehend von seinen beiden Bausteinen Nation und Identität. Zunächst erfolgt eine Annäherung an den Begriff Nation aus politischer und dann aus soziokultureller Sicht. Es folgt eine Definition von Identität mit besonderem Augenmerk auf kollektiver Identität, um die Begriffe schließlich wieder zu verknüpfen und festlegen zu können, wie der Begriff nationale Identität in der Untersuchung verwendet wird. Der Begriff Nationalbewusstsein wird außerdem definiert.

In Kapitel 3 geht es um den Begriff Nationalkultur. Hier werden zuerst Kulturdefinitionen aus dem Bereich der Kulturwissenschaft vorgestellt, mit dem Ziel, Nationalkultur zu definieren und abschließend mit nationaler Identität in Relation zu setzen. Es wird selbstverständlich auf eine zweite Vertiefung des Nationalbegriffs verzichtet. Das Kapitel setzt sich außerdem mit kultureller Identität und kulturellem Gedächtnis auseinander. Danach geht es um den Begriff Individualismus. Er wird gegenüber ähnlichen Begriffen abgegrenzt und seine Bedeutung für die Untersuchung, die Relation zwischen nationaler Identität und Individualismus, wird erläutert. Es wird speziell auf Hofstedes Verwendung des Individualismus als Kulturdimension eingegangen, die mit anderen Theorien zum Individualismus verglichen und kritisch betrachtet wird.

Kapitel 4 befasst sich mit der Nation Italien. Die Geburt der italienischen Nation und der Republik werden ebenso behandelt, wie Einblicke in die aktuelle Situation des Landes gegeben werden, mit der Zielsetzung, eine genauere Vorstellung davon zu bekommen, wie sich der nationale Zusammenhalt Italiens auf politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sprachlicher Ebene ausdrückt. Abschließend sind in diesem Kapitel drei Abschnitte dem Untersuchungsgegenstand, der italienischen Identität und dem italienischen Individualismus gewidmet.

Kapitel 5 schließt den ersten Teil mit einer Zusammenfassung und Hypothesenbildungen ab.

In Teil II, der das komplette Kapitel 6 umfasst, werden zunächst die Methode und das analysierte Textkorpus der Arbeit genau vorgestellt. Es wird auf die Systematik und den Ablauf der Analyse eingegangen. Danach folgt ab Kapitel 6.2 die eigentliche Analyse der einzelnen Textabschnitte. Sie werden einzeln analysiert, jeder Analyse geht ein Abschnitt über die Entstehungssituation des Textes voraus.

Die Bachelorarbeit schließt mit Teil III, Kapitel 7 ab, in dem die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammengetragen werden. Er beinhaltet eine Schlussbetrachtung, die Ergebnisse der einzelnen Textanalysen werden miteinander verglichen und es wird versucht, eine Prognose über die weitere Entwicklung der nationalen Identität Italiens abzugeben.

Teil I: Theoretischer Teil

2 Nationale Identität

Das erste Kapitel des theoretischen Teils ist dem zentralen Begriff der Untersuchung, der nationalen Identität, gewidmet. Um den Begriff zu definieren, spaltet ihn dieses Kapitel zunächst in seine zwei Bausteine auf: In Kapitel 2.1 und 2.2 wird der Begriff der Nation definiert, seine Verwendung, Abgrenzung und Bedeutung für die Arbeit erläutert. In Kapitel 2.3 soll es um den Begriff der Identität und speziell um kollektive Identität gehen. Am Ende des zweiten Kapitels werden die beiden Begriffe Nation und Identität wieder zusammengesetzt, um den Begriff der nationalen Identität zu definieren und seine weitere Verwendung in dieser Arbeit zu bestimmen.

Die moderne Bedeutung des Begriffes der Nation (ital.: nazione) verbreitete sich erst vor ungefähr 200[5] Jahren in der Zeit der Aufklärung (vgl. Anderson 2005: 20). Die Wahrnehmungsformen haben sich seit dem 18. Jahrhundert stark verändert: „Früher [...], als Staaten durch Zentren definiert wurden, waren die Grenzen durchlässig und unklar“ (Anderson 2005: 27). „Noch 1914 stellten Dynastien die Mehrheit der Mitglieder des politischen Weltsystems“ (ebd.: 29). Das Römische Reich sowie das chinesische oder das ägyptische waren keine Nation, genauso wenig wie das Reich Alexanders des Großen (vgl. Renan: Was ist eine Nation?[6] ). Heute dagegen ist die Welt in fast 200 Länder unterteilt, von denen 193[7] dem Verbund der VN angehören; diese 193 Mitgliedsstaaten werden folglich alle als Nationen oder Nationalstaaten angesehen. Auffällig ist, dass in der Charta der VN schon im ersten Satz sowohl von Nationen als auch von Völkern die Rede ist.[8] Man sieht also, dass selbst die VN die Begriffe Nationen, Nationalstaaten, Völker nicht akkurat voneinander unterscheidet. Um begriffliche Klarheit zu schaffen, wird der Begriff der Nation deshalb im Folgenden von zwei Seiten beleuchtet: in seiner Verwendung als politischer Begriff und in seinem Gebrauch in der Kulturwissenschaft. In den Kapiteln 2.1 und 2.2 wird zudem deutlich werden, warum auch der Begriff des Nationalismus eine wichtige Bedeutung für die kulturwissenschaftliche Verwendung des Begriffs der Nation hat.

2.1 Nation als politischer Begriff

Der böhmische Politikwissenschaftler Karl W. Deutsch definierte Nation ganz schmucklos als „ein Volk im Besitz eines Staates“ (zit. nach Jansen/Borggräfe 2007: 83). Deutsch beschäftigte sich u. a. mit der Bildung von Nationen. Laut Deutsch entsteht eine Nation durch sechs verschiedene Prozesse, die zeitgleich ablaufen (vgl. ebd.: 83):

1. Entstehung von Ländern, einer nationalen Wirtschaft und Infrastruktur,
2. Bildung einer offiziellen Nationalsprache,
3. Durchsetzung dieser Sprache durch nationalistische Intellektuelle,
4. Ausweitung des Gemeinschaftsgefühls auf Grundlage der gemeinsamen Kommunikation und der gemeinsamen Erfahrungen,
5. Konstituierung des Volkes basierend auf dem Gemeinschaftsgefühl,
6. politischer Aufbau von Institutionen zur Bildung eines Nationalstaats.

Man kann also zusammenfassend festhalten, dass eine Nation laut Deutsch in einem Land angesiedelt ist, das eine nationale Sprache, Politik und Wirtschaft hat. Interessant ist, wie Deutsch Nationalstaat (ital.: Stato nazione) und Volk (ital.: popolo) in seine sechs Prozesse einordnet: Der Nationalstaat wird durch den Aufbau eines gemeinsamen politischen Systems in Form von Institutionen gebildet. Das Volk ist nicht synonym zum Begriff Nation zu verwenden, sondern wird durch das Gemeinschaftsgefühl gebildet, das wiederum u. a. durch gemeinsame Erfahrungen entsteht. Volk wie Nationalstaat könnte man also als Grundlage der Nation ansehen, beide sind am Prozess der Nationenbildung beteiligt, aber sie selbst wiederum bilden sich erst während des Prozesses. Volk, Nation und Nationalstaat sind bei Deutsch also keineswegs gleichzusetzen, sondern stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander. Man erkennt schon bei den ersten zwei Punkten, dass dieses Modell stark verallgemeinert und nicht auf alle Nationen anwendbar ist. Die Schweiz ist z. B. eine Nation mit vier Nationalsprachen, genauso muss eine Nation nicht unbedingt deckungsgleich mit einem Land sein.

Benedict Anderson definiert die Nation als „eine vorgestellte politische Gemeinschaft – vorgestellt als begrenzt und souverän “ (2005: 15; Hervorhebungen von der Autorin dieser Arbeit eingefügt). Mit „vorgestellt“ meint Anderson, dass sich die Mitglieder der Nation die Gemeinschaft nur vorstellen, da sich die meisten Mitglieder nie begegnen, sich aber trotzdem miteinander als Nation identifizieren. „Begrenzt“ bedeutet, dass man sich die Nation als innerhalb ihrer territorialen Staatsgrenzen liegend vorstellt. Anderson fügt hinzu, dass die heute bekannten und als normal erachteten Grenzen aus dem Imperialismus heraus entstanden und rein willkürlich festgelegt wurden (vgl. ebd.: 116).

Der Begriff Nationalstaat darf nicht verwechselt werden mit dem Nationalitätenstaat[9], der sich aus mehreren Nationen zusammensetzt (vgl. Brockhaus 1991: 363); seine Staatsbürger gehören also verschiedenen Nationalitäten[10] (ital.: nazionalità) an. In einem Nationalstaat lebt im Vergleich zum Nationalitätenstaat ausschließlich eine Nation, deren Bürger einer Nationalität angehören. Anderson machte außerdem darauf aufmerksam, dass die Nationalität erst mit Gründung der Nationalstaaten aufkam:

„Welche Nationalität sollte man den Bourbonen, die in Frankreich und Spanien [...] und den Wittelsbachern, die in Bayern und Griechenland herrschten, zuschreiben?“ (2005: 88)

Die Überlegung ist so einfach wie logisch: Ohne Nation gab es keine Nationalität, es konnte folglich auch keine Identifikation mit der Nation geben. Im Falle Italiens identifizierten sich Menschen, die vor 1861 auf der italienischen Halbinsel lebten, auch nicht mit der italienischen Nation, weil es sie schlichtweg noch nicht gab.

Christian Bala spricht dagegen nicht vom Nationalstaat, sondern von Staatsnation, die sich von Deutschs Definition nur unwesentlich unterscheidet: Bala meint, dass ein Staat auf der Basis einer Volksnation oder einer Kulturnation[11] (siehe auch Kapitel 2.2) errichtet werden könne.

In diesem Kapitel wurde bisher ein Modell zur Nationenbildung und der Zusammenhang zwischen Nation, Volk und Nationalstaat bzw. Staatsnation vorgestellt. Außerdem wurde die Annahme dargelegt, dass eine Nation auf einem Volk aufbaue. Im nächsten Abschnitt soll es um den Zusammenhang zwischen Nationalismus und Nation gehen.

Ernest Gellner definiert den Begriff der Nation völlig anders, nämlich über den Nationalismus (ital.: nazionalismo). So schreibt er (zit. nach Jansen/Borggräfe 2007: 89):

„Nationen können nur im Zeitalter des Nationalismus[12] definiert werden. [...] es ist der Nationalismus, der die Nationen hervorbringt, und nicht umgekehrt.“

Es ist seiner Meinung nach also nicht das Volk, das das gemeinsame Bestreben hat, ein Nationalstaat zu werden, sondern es ist laut Gellner der politische Wille, der Nationalismus, der erst Nationen entstehen lässt.[13] An dieser Stelle wird deutlich, warum die politische Definition auch für eine kulturwissenschaftliche Arbeit von Bedeutung sein kann: Laut Gellner ließ erst die Politik in Form des Nationalismus die Idee der Nation und schließlich die Nation selbst entstehen. Den Höhepunkt der Bildung von Nationalstaaten erreichte die Weltpolitik endgültig „[n]ach den Umwälzungen des Zweiten Weltkriegs“ (Anderson 2005: 115). Anderson sagt außerdem, dass sich Nationen als Erfindung mit dem Kapitalismus oder Marxismus gleichsetzen lassen: Sie seien mentale Erfindungen, die sich nicht patentieren ließen. Das Modell der Nation stand „dem geistigen Diebstahl offen“ (ebd.: 156) und konnte sich so als ein Trend der modernen Politik verbreiten.

Zygmunt Bauman zitiert in seinem Aufsatz Soil, blood, identity (1992: 676) Nietzsche, der sagte, dass eine Nation vielmehr eine res facta als eine nata sei. Er meint damit, genauso wie Gellner, dass Nationen erst durch den Trend des Nationalismus zur Nation wurden und nicht vom Volke her entstanden. Bauman meint außerdem, dass es wichtig sei, das Phänomen des Nationalismus zu erklären, wenn es für die Definition von Nation so bedeutend ist: „In the course of modern history, nationalism played the role of the hinge fastening together state and society (represented as, identified with, the nation)”[14] (ebd.: 683). Auch Eickelpasch und Rademacher (2013: 73) beziehen sich auf die Interdependenz zwischen Nationalismus und Staat und schreiben zusammenfassend, dass sich „[s]eit der Moderne[15] Nationalismus ohne Staat als ebenso schwach [erwiesen hat] […] wie Staatenbildung ohne Nationalismus“. Beide Phänomene seien also nur gemeinsam beständig.

Vom Nationalismus abzugrenzen sind die beiden Begriffe Patriotismus (ital.: patriottismo) und Chauvinismus (ital.: sciovinismo). Patriotismus, abgeleitet vom lateinischen Begriff patria, bedeutet Liebe zum Vaterland und auch Gehorsam gegenüber demselben (vgl. duden online/Vocabolario Treccani online[16] ). Im Vocabolario Treccani liest man des Weiteren, dass die Ideologie des Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert unter anderem von einem „patriottismo aggressivo“[17] angeleitet wurde. Chauvinismus wird in der Enciclopedia Treccani als „[n]azionalismo esclusivo, esaltato e spesso fanatico“[18] definiert. Die Liebe zum Vaterland bezeichnet Anderson als „politische[.] Liebe“ (2005: 144), die Verbundenheit mit dem Vaterland beinhalte Heimatgefühle, Verwandtschaftsgefühle. So kommt es dazu, „daß Nation-Sein der Hautfarbe, dem Geschlecht, der Herkunft und der Zeit, in die man geboren wird, nahe steht“ (ebd.). Die Nationalität wird so dargestellt, als sei sie etwas Natürliches.

2.2 Der Begriff der Nation in der Kulturwissenschaft

Im vorangegangenen Kapitel wurde die politische Verwendung des Begriffs der Nation dargelegt. Nun soll es um die kulturwissenschaftliche Verwendung des Begriffs gehen.

Christian Bala hat von seiner politischen Definition der Staatsnation zwei weitere Formen unterschieden, um die es in diesem Kapitel u. a. gehen soll: Er unterteilt die Nation in die drei Begriffe Volks-, Kultur- und Staatsnation (bpb online[19] ). Bala definiert Volksnation als „ethnisch homogene Gruppe“ (ebd.) und Kulturnation als eine soziale Gruppe, die „Verhaltensweisen, Sprache, Literatur, Konventionen, Musik“ (ebd.) teilt. Vor allem die Sprache ist ein „fassbares“ Merkmal der Nation in Form von Nationalsprachen. Doch es ist nicht schon immer selbstverständlich, dass eine Nation eine einheitliche Sprache besitzt. So merkt Anderson richtigerweise an, dass vom Übergang der Dynastien zu Nationen die Herrscher „irgendeine Landessprache als Staatssprache eingeführt hatten“ (2005: 90; Hervorhebung des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen). Die Nationalsprache sollte damals als Amtssprache vorrangig die Verwaltung erleichtern. Erst später wurde dem Schulsystem die Aufgabe zugeteilt, die Nationalsprache der breiten Masse der Bevölkerung zu vermitteln. Entgegen der Meinung, dass die Sprache genauso wie Flaggen, Wappen, Nationalhymnen und nationale Traditionen als Symbol einer Nation behandelt werden kann, sagt Anderson:

„Die weitaus wichtigste Eigenschaft der Sprache ist vielmehr ihre Fähigkeit, vorgestellte Gemeinschaften hervorzubringen, indem sie besondere Solidaritäten herstellt.“ (2005: 133; Hervorhebung des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen)

Balas Definition von Volksnation kommt inhaltlich dem etymologischen Ursprung des Begriffes wohl am nächsten: Nation ist nämlich eine Entlehnung vom lateinischen natio, was so viel bedeutet wie „Geborenwerden, Geburt“ (Kluge 1989: 500). Natio beinhaltet keine Aussagen über eine gemeinsame Geschichte, Kultur oder Sprache.

Ob Volk und Nation synonym verwendbar sind, wurde bereits angerissen. Da die Klärung der beiden Begriffe für diese Arbeit äußerst relevant ist, wird darauf nun noch einmal gesondert eingegangen. Der Duden (2007: 1854) gibt den Begriff Volk (ital.: popolo) als Synonym für Nation an. Sieht man sich diese Definition im Duden genauer an, erkennt man die Übereinstimmung mit dem Begriff der Kulturnation von Bala: Ein Volk zeichnet sich durch eine „gemeinsame Kultur, Geschichte (u. Sprache) verbundene große Gemeinschaft von Menschen aus“. Es wird deutlich, dass nicht nur Nation, sondern auch der Begriff Volk schwierig zu definieren ist, denn die Definition gibt kaum Antworten, sondern wirft viele weitere Fragen auf: Was versteht man unter gemeinsamer Kultur? Was bedeutet es, eine gemeinsame Geschichte zu haben? Kann ein Volk nicht auch mehrere Sprachen sprechen? Muss eine Gemeinschaft, die eine gemeinsame Kultur, Geschichte und Sprache hat, unbedingt ein Volk sein oder könnte es sich nicht auch um eine andere Gemeinschaft handeln?

Betrachtet man die Ethnographie der heutigen europäischen Länder, so wird recht schnell deutlich, dass auch sie für Deutschs Definition spricht, dass ein Volk erst während des Gründungsprozesses einer Nation entsteht (vgl. Kapitel 2.1). So sagt Renan, „Frankreich (sei) keltisch, iberisch, germanisch. Deutschland [...] germanisch, keltisch und slawisch“ (Renan: Was ist eine Nation?[20] ). Keine Nation basiert in Wahrheit auf nur einem Volk. Auch die italienische Nation ist aus vielen Völkern zusammengesetzt (vgl. Kapitel 4.4). Auch Stuart Hall (2016a: 220) macht darauf aufmerksam, dass „neue ethnisch und kulturell einheitliche Nationalstaaten [...] auch in westlichen nationalen Kulturen nie wirklich bestanden.“ Nationen „entlang homogener kultureller Identitäten zu schaffen“ (ebd.) sei nicht möglich, da es keine homogenen Völker gäbe und innerhalb des Staatsterritoriums in jedem Fall Minderheiten lebten. Klaus Hansen meint sogar, dass es einer der größten Fehler der Kulturwissenschaft gewesen und auch heute noch sei, Völker als homogen anzusehen. „Ethnien sind immer Kollektive, die sich aus heterogenen Subkollektiven zusammensetzen“ (Hansen 2010[21] ).

Ein weiterer, dem Volk sehr ähnlicher Begriff ist Bevölkerung[22] (ital.: popolazione). Er kann aber mit Nation selbst im allgemeinen Sprachgebrauch keinesfalls synonym verwendet werden, da es sich hierbei um die „Gesamtheit der Bewohner(innen) eines bestimmten Gebiets“ (Duden 2007: 296) handelt, also auf Nationalstaaten bezogen wären dies alle Bewohner eines Staatsgebiets, eingeschlossen diejenigen, die nicht dort geboren bzw. keine Staatsbürger sind. Bei einer Nation von einer geschlossenen Wir-Gruppe aus (vgl. Bauman Kapitel 2.3.1); der Begriff Bevölkerung bezeichnet vielmehr die Gesellschaft eines Staates, die sich aus verschiedenen Nationalitäten zusammensetzen kann.

Es wurde die Unterscheidung zwischen Nation und Volk deutlich gemacht und die Bedeutung des Nationalismus dargelegt. Um die ersten Kapitel zusammenzufassen, könnte man also sagen, dass die Nation erst durch den Nationalismus entstand, mit dem politischen Ziel, Nationalstaaten zu gründen. Wenn man das Volk als Grundlage einer Nation ansieht, dann ist wichtig, zu beachten, dass westliche Völker generell nicht homogen sind. Außerdem soll noch einmal angemerkt werden, dass weder Nation noch Volk „natürlich“ sind, sondern wie Anderson sagt „vorgestellt“.

Im Folgenden geht es um die Definitionen von Identität und Kollektiv gehen.

2.3 Kollektive Identität

Der im Deutschen verwendete Begriff Identität (ital.: identità) ist eine Lehnübersetzung des spätlateinischen Begriffs identitas (Kluge 1989: 324), was so viel bedeutet wie Gleichheit. Im Universalwörterbuch Duden (2007: 866) liest man u. a., dass Identität „selbst erlebte innere Einheit der Person“ ist. Der Duden als allgemeinsprachliches Nachschlagewerk geht also nur auf die Identität einer einzelnen Person ein. Der Brockhaus nimmt eine Unterscheidung vor und definiert Identität in der Soziologie ganz schlicht als „kulturelle Identität“[23] (Bd. 10 1991: 373) im Gegensatz zur „Ich-Identität“ (ebd.) in der Psychologie. Im Soziologischen Wörterbuch heißt es des Weiteren (Hillmann 2007: 355):

„Soziologisch bezeichnet Identität das mit unterschiedlichen Graden der Bewusstheit und Gefühlsgeladenheit verbundene Selbstverständnis (Selbstgewissheit) von Personen im Hinblick auf die eigene Individualität, Lebenssituation und soziale Zugehörigkeit (kollektive Identität).“

Es wird in den Definitionen also deutlich, dass generell unterschieden wird, ob man von der Identität eines Individuums spricht oder von der gemeinsamen Identität von Gruppen.[24] Auf die sogenannte individuelle Identität[25] wird im Folgenden nur insofern Bezug genommen, als Aussagen über nationale Identität als kollektive Identität daraus abzuleiten sind. Man beachte, dass es erst die Individuen sind, die ein Kollektiv ausmachen, indem sie sich ihm verbunden fühlen oder sich mit ihm über eine kollektive Identität identifizieren.

Der Titel der Arbeit sowie die Hauptfragestellung implizieren bereits, dass sich Identitäten verändern können. Man spricht bei diesem Phänomen von Identitätsbildung (ital.: formazione dell’identità) (Eickelpasch/Rademacher 2013: 27). „Alles in allem ist Identitätsbildung nichts Starres, Abgeschlossenes, sondern ist als ständiger Prozess zu begreifen“ (Laatsch 2002, zit. nach kulturglossar[26] ). Hall (2016a: 196; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit abgeändert) schreibt: „Statt von der Identität als einem abgeschlossenen Ding zu sprechen, sollten wir von Identifikation sprechen und dies als einen andauernden Prozess sehen“. Identifikation (ital.: identificazione) ist im Gegensatz zur Identität „nicht determiniert in dem Sinn, dass sie ‚gewonnen‘ oder ‚verloren‘, festgehalten oder verlassen werden kann“ (Hall 2016b: 169). Die Feststellung, Identität als Prozess anzusehen, ist für den Ausgangsgedanken der Arbeit von großer Bedeutung, denn könnte sich Identität nicht bilden oder verändern, so wäre die Frage, ob es heute eine nationale Identität Italiens gibt, sinnlos. Stuart Hall (2016a: 183) macht darauf aufmerksam, dass der Prozess der Identifikation auch zu einer Belastung werden kann:

„In uns wirken widersprüchliche Identitäten, die in verschiedene Richtungen drängen, so dass unsere Identifikationen beständig wechseln. [...] Die völlig vereinheitlichte, vervollkommnete, sichere und kohärente Identität ist eine Illusion.“

„Eine zentrale Hypothese der sozialpsychologischen Identitätsforschung besagt [außerdem], dass Identitätsbildung nicht nur der Inklusion, sondern immer auch der Exklusion, d. h. der Abgrenzung nach außen, bedarf“ (LMU, CAP-Studie 2005; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit eingefügt)[27]. „George Herbert Mead[s] [...] zentrale These ist, dass sich das Individuum seiner selbst bewusst wird, indem es sich mit den Augen des Anderen betrachtet“ (Abels 2010: 254; Hervorhebung des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen).

Für das Individuum ist Identitätsbildung in der von Differenzierung und Individualisierung geprägten Postmoderne [28] (ital.: postmodernità) in erster Linie zum „‘persönlichen Projekt‘“ geworden (Eickelpasch/Rademacher 2013: 55). Die kollektiven Bezugsgrößen wie Nation, Rasse, Kultur, Ethnie, die bis zum Aufkommen der Postmoderne Halt gaben, verlieren in der Globalisierung immer mehr an Bedeutung (vgl. ebd.). Moderne[29] Identitäten sind laut Hall (2016a: 180) außerdem „‚dezentriert‘, ‚zerstreut‘ und fragmentiert“. Identität ist in ständiger Bewegung und kann daher keine „stabile[.] Selbstwahrnehmung“ (ebd.: 181) mehr garantieren.

Im nächsten Abschnitt soll es also um die Begriffserklärung von Kollektiv gehen, um kollektive Identität, Kollektivbewusstsein, um schließlich Nationalbewusstsein und nationale Identität definieren zu können.

Der Begriff Kollektiv (ital.: collettivo) stammt vom Lateinischen collectivus ab und bedeutet, allgemein betrachtet, „Gemeinschaft, Gruppe“ (Hillmann 2007: 430).

„Das Individuum definiert sich selbst nicht nur als ‚Ich‘, sondern auch über ein ‚Wir‘ und damit über jene subjektiven Vorstellungen, die es mit diesem ‚Wir‘ verbindet.“ (Elias zit. nach Klein 2014: 21)

„Die Nation ist dabei nur eine aus einer Vielzahl von möglichen Bezugsgruppen, denen sich die Menschen selbst zuordnen bzw. denen sie von ihren Mitmenschen zugeordnet werden.“ (Hettlage zit. nach Klein 2014: 22)

Diese Definition des „Wir“ ist die Identifikation mit einem Kollektiv, also die kollektive Identität (ital.: identità collettiva). Der Begriff Kollektiv sagt zunächst nichts über den Zusammenhalt, sondern nur etwas über die äußere Form des Zusammenlebens aus, erst die kollektive Identität und das Kollektivbewusstsein geben Auskunft über den Zusammenhalt.

Wegen der Identifikation mit verschiedenen Kollektiven sollte man laut Fuchs (zit. nach Eickelpasch/Rademacher 2013: 18) eher von einem Dividuum [30] sprechen. Simmel verwendet den Ausdruck der sozialen Kreise[31], in die „das Individuum eingebunden ist“ (Abels 2010: 162). Diese sozialen Kreise sind typische, dauerhafte soziale Beziehungen, in denen die Individuen in der Gesellschaft organisiert sind (vgl. Abels 2010: 162). Als Einzelner mehreren Kollektiven anzugehören ist in der Postmoderne tendenziell steigend, da das Leben in Zeiten der Globalisierung generell von Pluralität geprägt ist. So sagte auch Welsch 1990, dass das Leben „nur noch plural möglich“ sei (zit. nach Eickelpasch/Rademacher 2013: 10). Stuart Hall (2012: 11) spricht von einer „Konstruktion von Identitäten durch Differenz[32] “. Die Anzahl an Kollektiven, mit denen sich ein Individuum unterschiedlich stark identifiziert, ist prinzipiell unbegrenzt. Wichtige Kollektive sind Familie[33], Dorfgemeinschaft (vgl. Eickelpasch/Rademacher 2013: 17) oder auch „Gemeinde, Volk“ (Hillmann 2007: 271).

Émile Durkheim unterscheidet zwischen traditionalen und modernen Gesellschaften. Er stellt die Verbindung zwischen den Gesellschaften und deren Kollektivbewusstsein folgendermaßen dar: „[T]raditionalen Gesellschaften spricht er ein starkes Kollektivbewusstsein […] zu, welches für das Individuum handlungsbestimmend ist. Das Individuum erscheint als abhängige Größe einer Kollektivität“ (Junge 2002: 40). Moderne Gesellschaften haben dagegen ein schwächer ausgeprägtes Kollektivbewusstsein und „individuelle Autonomie, Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit werden freigesetzt“ (ebd.). Die italienische Nation könnte man nach Durkheims allgemein gehaltener Auffassung also als eine moderne Gesellschaft mit schwachem Kollektivbewusstsein fassen.

Bauman ist der Meinung, dass postmoderne[34] Gemeinschaften vorrangig in Neostämmen organisiert seien. Damit sind nicht etwa Stämme von Naturvölkern gemeint, sondern neue „Wahlgemeinschaften“ (Eickelpasch/Rademacher 2013: 50), die Volk, Nation, Klasse ablösen. Bei Nationen muss beachtet werden, dass sie vom Menschen künstlich konstruiert wurden und daher keine natürliche Legitimation haben, was zumindest rein theoretisch bedeutet, dass sie jederzeit durch andere Kollektive ersetzt werden könnten (vgl. ebd. 70). Neostämme sind freie Gemeinschaften, in die das Individuum jederzeit ein- und auch wieder austreten und dadurch eine Alternative zu den traditionellen Kollektiven bieten kann. Sie kommen z. B. in Form von Subkulturen oder Lebensstilgemeinschaften vor. „Die Postmoderne […] ist das Zeitalter der Gemeinschaft: der Lust auf Gemeinschaft, der Suche nach Gemeinschaft, der Gemeinschaftsphantasien“ (Bauman zit. nach Eickelpasch/Rademacher 2013: 52).

Damit eine kollektive Identität entstehen kann, müssen sich mehrere Individuen mit demselben Kollektiv identifizieren. Hillmann (vgl. 2007: 431) setzt kollektive Identität mit sozialer, kultureller und Wir-Identität[35] gleich. Amartya Sen (2015: 8) benutzt den Begriff soziale Identität und beschreibt diese als die Identität, die ein Individuum mit einer bestimmten Gruppe teilt. Da das Individuum also vielen verschiedenen Kollektiven angehört, fällt es „ständig Entscheidungen über die Prioritäten, die [es seinen] verschiedenen Zugehörigkeiten und Mitgliedschaften bei[misst]“ (ebd.: 21). Es gibt Kollektive, die sich ein Individuum aussuchen kann, und Kollektive, wie die Nation, denen es von Geburt an angehört und die es nur mühsam oder gar nicht verlassen kann. Welche Bedeutung ein Individuum seinen einzelnen „Mitgliedschaften“ in einem Kollektiv beimisst, ist subjektiv. Wichtig ist dabei auch, dass die „Wichtigkeit einer Identität nicht die Wichtigkeit anderer zunichte machen muß“ (ebd.: 34). Sen unterscheidet zwischen kontrastierenden und nicht kontrastierenden Identitäten (vgl. ebd.: 42). Abgesehen von den Regelungen doppelter Staatsbürgerschaften ist die Nationalität generell eine exklusive „Mitgliedschaft“ in Gruppen. Ein Italiener kann nicht gleichzeitig auch Chinese[36], allerdings durchaus neben seiner Nationalität auch Veganer, Baseballspieler und Agnostiker sein. Sen sagt, dass man seine Identität entweder „entdecken“ könne oder sich für sie „entscheiden“ (vgl. ebd.: 51ff.) müsse, je nachdem, ob das Individuum bei der Identität Wahlfreiheit hat oder nicht. Die eigene Nationalität muss das Individuum also „entdecken“.

Hansen (2010[37] ) macht zudem darauf aufmerksam, dass es ein Kollektiv ersten Grades und eines zweiten Grades gibt: „Kollektive ersten Grades bestehen aus Individuen, die zweiten Grades aus Kollektiven.“ Hansen sagt, dass Nationen die kompliziertesten Kollektive seien, da sie sehr pluralistisch sind, sich also aus vielen verschiedenen Kollektiven zusammensetzen. Durch die Pluralität seien Kollektive zweiten Grades immer heterogen.

Nach Tajfel (zit. nach Klein 2013: 26f.) hat die soziale Identität drei Dimensionen: eine kognitive, eine emotionale und eine bewertende. Die kognitive Dimension besagt, dass die Menschen wissen müssen, dass sie Mitglied einer Gruppe sind. Die Menschen fühlen sich dieser Gruppe (emotionale Dimension) entweder verbunden oder verspüren ihr gegenüber eine Abneigung. Außerdem bewerten die Menschen die Mitgliedschaft in der Gruppe, der sie angehören, entweder positiv oder negativ (bewertende Dimension).

2.3.1 Kollektivbewusstsein

Die emotionale Dimension sozialer Identität lässt sich durch das Kollektivbewusstsein (ital.: coscienza collettiva) ausdrücken. Hillmann (2007: 431) schreibt zur kollektiven Identität: „[G]efühlsgeladenes Empfinden oder Bewusstsein von Individuen, gemeinsam einer bestimmten kollektiven Einheit oder sozialen Lebensgemeinschaft [...] anzugehören.“ Durkheim definiert Kollektivbewusstsein als „Summe der Überzeugungen und Verhaltensmuster in einer Gesellschaft“ (Abels 2010: 189).

„Während in traditionalen Gesellschaften[38] die Mitglieder durch ein einheitliches Kollektivbewusstsein vor allem über Werte zusammengehalten wurden, fühlen sie sich in der modernen arbeitsteiligen Gesellschaft vor allem über funktionale Regeln verbunden. [...] Die Moral besteht in dem Bewusstsein, dass jedes Individuum von jedem anderen abhängig und für jedes funktional wichtig ist.“ (ebd.: 193; Hervorhebungen des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen)

Durkheim macht sich zudem Gedanken darüber, dass ein Staat nicht aus „einer Unmasse von unorganisierten Individuen zusammengesetzt“ sei (zit. nach Abels 2010: 196). Er sieht die Verbindungen innerhalb einer Nation so:

„Eine Nation kann sich nur dann erhalten, wenn sich zwischen dem Staat und den Bürgern eine ganze Reihe von sekundären Gruppen schiebt, die den Individuen nahe genug sind, um sie in ihren Wirkungsradius einzufangen und damit im allgemeinen Strom des sozialen Lebens mitzureißen.“ (ebd.)

Abels erklärt, dass mit diesen „sekundären Gruppen“ Berufsgruppen gemeint seien. Setzt man Durkheims Aussage mit Baumans Neostämmen zusammen, so könnte eine These sein, dass in der Postmoderne Neostämme die Stabilität geben, die in der Moderne noch von den Berufsgruppen vermittelt wurden.

Was man unter Nationalbewusstsein versteht und wie es mit nationaler Identität zusammenhängt, wird im Folgenden, letzten Unterkapitel des zweiten Kapitels behandelt.

2.3.2 Nationalbewusstsein und nationale Identität

Zunächst einmal lässt sich sagen, dass Nationalbewusstsein (ital.: coscienza nazionale) das Kollektivbewusstsein einer Nation ist. Im 19. Jahrhundert stieg die „Wertschätzung des Nationalgedankens in ganz Europa“ (Anderson 2005: 90) und das „ Gefühl nationalen Zugehörigkeit“ (ebd.; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit eingefügt) entwickelte sich geradewegs zu einer Art Mode.

Nationalbewusstsein ist eine Art „ gefühlsmäßige [.] Verbundenheit [...], die Völker gegenüber den Produkten ihrer Vorstellungskraft verspüren“ (ebd.: 142). Mit Produkten ist die Nation oder der Nationalstaat gemeint. „Nationen können Liebe hervorrufen, nicht selten tiefe, selbstaufopfernde Liebe“ (ebd.). Nationen können Individuen verbinden oder voneinander abgrenzen. „Nach innen“ kann eine Nation durch gemeinsame Identifikation von Individuen durch Nationalbewusstsein ein Gemeinschaftsgefühl oder auch ein sogenanntes Wir-Gefühl erzeugen. Anderson (ebd.: 17) schreibt:

„Schließlich wird die Nation als Gemeinschaft vorgestellt, weil sie, unabhängig von realer Ungleichheit und Ausbeutung, als ‚kameradschaftlicher‘ Verbund von Gleichen verstanden wird.“

Moebius schreibt (2010: 72; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit eingefügt), dass man „immer zu unterschiedlichen Gruppen, die jeweils eine , Erinnerungsgemeinschaft ‘ bilden“ gehört. Solche Gruppen können Familie, Religionsgemeinschaft oder eben auch Nationen sein, die eine gemeinsame Vergangenheit haben. Maurice Halbwachs spricht außerdem von „conscience collective“, dem „ kollektiven Gedächtnis“ (vgl. Moebius 2010: 71): „Das kollektive Gedächtnis ist der verbindende Rahmen aller individuellen Gedächtnisse“ (Hillmann 2007: 263). Da man als Mensch immer mehreren Kollektiven angehört, teilt man mit anderen Individuen und Kollektiven immer verschiedene „kollektive Gedächtnisse“.

Die Nation wird dadurch charakterisiert, dass die Personen, die der Nation angehören, eine gemeinsame Geschichte haben, gemeinsame Erinnerungen, auf denen ihr Handeln in der Gegenwart und der Zukunft basiert (vgl. bpb: kollektive Identität[39] ). Doch nicht nur das Erinnern, sondern auch

„[d]as Vergessen – ich möchte fast sagen: der historische Irrtum – spielt bei der Erschaffung einer Nation eine wesentliche Rolle, und daher ist der Fortschritt der historischen Studien oft eine Gefahr für die Nation.“ (Renan: Was ist eine Nation?[40] ; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit eingefügt)

Renan meint damit, dass Nationen auf brutale Weise gegründet wurden. Er führt als Beispiel die Vereinigung Nord- und Südfrankreichs an, die „das Ergebnis von fast einem Jahrhundert Ausrottung und Terror [waren]“ (ebd.). „Es macht […] das Wesen einer Nation aus, daß alle Individuen etwas miteinander gemein haben, auch, daß sie viele Dinge vergessen haben“ (ebd.). An dieser Stelle wird noch einmal daran erinnert, dass ebenfalls bei den heutigen Nationen in Vergessenheit geraten sein muss, dass ihre vermeintlich homogene Nation, wie in Kapitel 2.2 dargelegt, eben gerade nicht auf einem einheitlichen Volk basiert.

Eickelpasch und Rademacher (2013: 70f.) verwenden den Begriff Ursprungsmythos oder auch Gründungsmythos: Dieser Mythos entspricht den vermeintlichen Erinnerungen, die ein Volk hinsichtlich seiner Nationenbildung hat. Diese Mythen dienen der Machtsicherung der Herrschenden und enthalten generell positive Erinnerungen an die Nationengründung. Es wird dabei bewusst vergessen, wie blutig die meisten Nationengründungen waren[41], die Geburt der Nation wird mystifiziert und positiv dargestellt, um deren Legitimation zu gewährleisten. Durch die

„Erzählung der Nation, die in Nationalgeschichten, in der Literatur, in den Medien und der Alltagskultur immer wieder vorgetragen wird [...] [wird ein] Zusammenhang von Geschichten, Vorstellungen, Landschaften, Szenarien, geschichtlichen Ereignissen, nationalen Symbolen und Ritualen ‚hergestellt‘, die einer Nation Bedeutung verleihen.“ (Hall 2016a: 202)

Abschließend soll nochmals Renan zitiert werden, der treffend zusammenfasst, wie man das eigentliche Wesen einer Nation auf mentaler und emotionaler Ebene definieren kann:

„Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip. Zwei Dinge, die in Wahrheit nur eins sind, machen diese Seele, dieses geistige Prinzip aus. Eines davon gehört der Vergangenheit an, das andere der Gegenwart. Das eine ist der gemeinsame Besitz eines reichen Erbes an Erinnerungen, das andere ist das gegenwärtige Einvernehmen, der Wunsch zusammenzuleben, der Wille, das Erbe hochzuhalten, welches man ungeteilt empfangen hat.“ (Renan: Was ist eine Nation?[42] ; Hervorhebungen von der Autorin dieser Arbeit eingefügt)

Stuart Hall (2016a: 200) schrieb zur nationalen Identität (ital.: identità nazionale): „In der Tat werden wir nicht mit nationalen Identitäten geboren.“ Da weder Nation noch Identität real oder natürlich sind, ist auch die nationale Identität nur ein gedankliches Phänomen. Sie wird nur real, weil sie von den Individuen als kollektive Identität akzeptiert wird (vgl. Eickelpasch/Rademacher 2013: 68). „Nationen konstruieren ein fiktives, imaginäres Wir“ (ebd.). Dieses Wir-Gefühl kann bei Nationen sehr stark ausgeprägt sein, kann aber auch bei rein politisch konstruierten Nationalstaaten komplett fehlen. Tajfel und Turner definieren nationale Identität folgendermaßen:

„Dass sich Menschen mit ihrer Nation identifizieren ist also das Ergebnis von Prozessen sozialer Selbst- und Fremdkategorisierung. Indem sie selbst ihre Zugehörigkeit zu der sozialen Kategorie der Nation erkennen und dies auch von außen bestätigt wird, geht die Nationalität als eine soziale Identität in ihre Selbstbeschreibung ein.“ (Tajfel und Turner zit. nach Klein 2014: 25)

Wie in den vorangegangenen Kapiteln ausführlich dargelegt, kann man sich also mit seiner nationalen Identität unterschiedlich intensiv identifizieren. Die eigene Nationalität kann man sich bei Geburt nicht aussuchen, weshalb einer Nation immer Personen angehören, die sich stärker und schwächer mit ihr identifizieren, je nachdem wie stark das Nationalbewusstsein bzw. dieses Gefühl der Verbundenheit mit der Nation ist. In dieser Arbeit wird nicht die kognitive Dimension der nationalen Identität Italiens untersucht. Es wird vorausgesetzt, dass die Italiener über ihre Nationalität Bescheid wissen. Es werden vielmehr die anderen beiden Dimensionen sozialer Identität in Form von Nationalbewusstsein untersucht: wie stark oder schwach sich die Italiener mit ihrer Nation verbunden fühlen und wie sie ihre Zugehörigkeit zur Nation bewerten.

Nationale Identität kann aber nicht nur als kollektive oder soziale Identität, sondern auch als kulturelle Identität definiert werden. So schreibt Hall (vgl. 2016a: 200), dass nationale Identität eine besondere kulturelle Identität sei. Eine weitere Verbindung zwischen Kultur und Identität schaffen Eickelpasch und Rademacher (2013: 68): „In der modernen Welt gehört die Zugehörigkeit zu einer Nationalkultur, in die man hineingeboren wird, sicher zu den machtvollsten Quellen kollektiver Identität.“

3 Nationalkultur

Wie im vorangegangenen Kapitel angedeutet, wird nun der Begriff der Nationalkultur definiert.[43] Da der Begriff der Nation schon erklärt wurde, liegt der Fokus im Folgenden auf dem schwer zu definierenden Begriff der Kultur. Im nächsten Kapitel soll es zunächst um den allgemeinen Kulturbegriff gehen, seine Verwendung im Deutschen und Italienischen, und kulturwissenschaftliche Definitionen werden vorgestellt, um schließlich zu einer Definition der Nationalkultur als kulturelle Identität und der Relation zwischen Nationalkultur und nationaler Identität vorzudringen. Danach geht Kapitel 3.3 auf den Begriff Individualismus ein.

3.1 Annäherung an den Kulturbegriff

„Eine Analyse des Kulturbegriffs ist deshalb nötig, weil je nach Festlegung des Kulturbegriffs der Gegenstandsbereich kultursoziologischen Denkens definiert wird. Denn kein Kulturbegriff ist vollständig geeignet, um alles, was als Kultur gelten kann, zu erfassen.“ (Junge 2009: 14)

Man kann den Begriff eng oder weit fassen. Im Duden (2007: 1028) steht als erste Definition für das Stichwort Kultur folgende Definition: „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung.“ Um diese Art von Kultur soll es in dieser Arbeit nicht gehen. Kultur im Sinne von Kunst ist ebenfalls nicht gemeint. Genauso wenig soll es um Begriffe aus Ökonomie und Politik, wie Managementkultur, Organisationskultur oder Leitkultur gehen.

Kultur (ital.: cultura) ist ein Lehnwort vom gleichbedeutenden lateinischen Begriff cultura und vom lateinischen Wort colere (bebauen, pflegen) (vgl. Kluge 1989: 418). Im Italienischen gibt es den gleichlautenden Begriff cultura, der sich begrifflich einerseits mit der genannten Definition aus dem Duden deckt, im Gegensatz zum Deutschen aber ebenfalls die Bedeutung des deutschen Begriffs „Bildung“[44] trägt. Kultur kann ins Italienische aber auch mit dem Begriff civiltà im Sinne von Hochkultur übersetzt werden.

In der Kulturwissenschaft gibt es unzählige verschiedene Ansätze und Versuche, den Begriff der Kultur zu definieren.[45] Die erste wissenschaftliche Definition von Kultur wird dem britischen Anthropologen E. B. Tylor aus dem Jahr 1871 zugeschrieben (vgl. Heidemann 2011: 19):

„Culture or civilization, taken in its wide ethnographic sense, is that complex whole which includes knowledge, belief, art, morals, law, custom, and any other capabilities and habits acquired by man as a member of society[46].“ (zit. nach Moebius 2013: 17f.; Hervorhebungen von der Autorin dieser Arbeit eingefügt)

Vor allem die von Tylor genannten Merkmale des Wissens, der Fähigkeiten und Gewohnheiten tauchen auch in aktuellen Kulturdefinitionen immer wieder in ähnlicher Form auf. So schreibt z. B. auch Hansen (2010[47] ): „Kultur umfasst die Gewohnheiten eines Kollektivs.“ Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass umgekehrt nicht alle gemeinsamen Gewohnheiten eines Kollektivs automatisch zu einer gemeinsamen Kultur führen (vgl. ebd).

Eine weitere sehr bekannte Definition stammt von W. Goodenough, die ungefähr 100 Jahre nach Tylors Primitive Culture erschienen ist:

„Culture, being what people have to learn as distinct from their biological heritage, must consist of the end product of learning. [...] [C]ulture is not a material phenomenon; it does not consist of things, people, behaviour, or emotions. It is rather an organisation of these things. It is the form of things that people have in mind, their models for perceiving, relating, and otherwise interpreting them.” [48] (Hervorhebungen des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit abgeändert)

In dieser Definition sind zwei wichtige Erkenntnisse ganz besonders hervorzuheben: Kultur ist laut Goodenough also ein immaterielles, nicht fassbares, gedankliches Phänomen und außerdem ein Endprodukt des Lernens. Wenn man davon ausgeht, dass ein Mensch lebenslang lernt und Kultur ein Endprodukt des Lernens ist, dann ist Kultur ein nie endender dynamischer[49] Prozess. Kultur kann sich also verändern und ist nicht statisch, genauso wie Identität[50]. Heymann und Mullor-Heymann (2009: 16) stellen eine weitere Verbindung fest: „Die Unschärfe von Kultur ist die Voraussetzung ihrer Dynamik.“

Dass in der Kulturwissenschaft eine allgemeine Tendenz zur Kategorisierung des Kulturbegriffs in Form von Dimensionen, Standards oder Ebenen zu beobachten ist, wird in den nächsten beiden Kapiteln dargestellt. Dabei wird vor allem auf Hofstedes Kulturdefinition und auf seine berühmten Kulturdimensionen eingegangen.

3.1.1 Hofstedes Kulturdefinition

„Jeder Mensch trägt in seinem Innern Muster des Denkens, Fühlens und potentiellen Handelns, die er ein Leben lang erlernt hat“ (Hofstede/Hofstede 2011: 3). Diese inneren Muster nennt der niederländische Kulturwissenschaftler Gerard Hendrik[51] Hofstede Software of the mind. Im Deutschen wird der Begriff mit mentale Programme [52] übersetzt. Obwohl Hofstede eine Terminologie aus der Programmiersprache verwendet, weist er darauf hin, dass Menschen nicht wie Computer programmiert seien (ebd.). Der Mensch hat dadurch die Möglichkeit, von seinem mentalen Programm abzuweichen, neue Dinge zu lernen oder sich anders zu verhalten. „Ein gängiger Begriff für eine solche mentale Software ist Kultur “ (ebd.: 4; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit abgeändert). Weiter schreibt Hofstede (Hofstede/Hofstede 2011: 4):

„Kultur ist immer ein kollektives Phänomen, da man sie zumindest teilweise mit Menschen teilt, die im selben sozialen Umfeld leben oder lebten, d. h. dort, wo diese Kultur erlernt wurde. Kultur besteht aus den ungeschriebenen Regeln des sozialen Spiels. Sie ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet. [...] Kultur ist erlernbar und nicht angeboren.“

Die Manifestation von Kultur stellt Hofstede im sogenannten Zwiebeldiagramm [53] (Abb. 1) dar. Symbole sind hierbei die äußerste und veränderlichste Ebene, Werte hingegen die tiefste Ebene. Die Werte bleiben in einer Kultur über lange Zeit unveränderlich und werden schon im Kindesalter erlernt. Durch sogenannte Praktiken vollzieht sich in den äußeren Schichten der Ebenen Kulturwandel (vgl. Hofstede/Hofstede 2011: 15).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Zwiebeldiagramm von G. Hofstede

(Quelle: http://www.ams-forschungsnetzwerk.at/downloadmhb/401_Zwiebelmodell%20der% 20Kultur.pdf [30.08.2016]).

- Symbole „sind Worte, Gesten, Bilder oder Objekte [...] wie Kleidung, Haartracht, Flaggen und Statussymbole“ (Hofstede/Hofstede 2011: 8ff.),
- Helden „sind Personen, tot oder lebend, echt oder fiktiv, die Eigenschaften besitzen, welche in der Kultur hoch angesehen sind“ (ebd.),
- Rituale „sind kollektive Tätigkeiten, die für das Erreichen der angestrebten Ziele eigentlich überflüssig sind, innerhalb einer Kultur aber als sozial notwendig gelten“ (ebd.),
- Werte sind „die allgemeine Neigung, bestimmte Umstände anderen vorzuziehen. Werte sind Gefühle mit einer Orientierung zum Plus- oder zum Minuspol hin“ (ebd.).

Wie in Kapitel 2.3 ausführlich dargelegt, gehört ein Individuum immer mehreren Kollektiven an. Hofstede sagt, dass man „zwangsläufig mehrere Schichten mentaler Programmierung in sich“ (Hofstede/Hofstede: 13) trage. Er nennt diese Schichten Kulturebenen. Analog zur Zugehörigkeit zu verschiedenen kollektiven Gemeinschaften sind nach Hofstede verschiedene Kulturebenen von Bedeutung (vgl. ebd.); darunter sind vor allem die nationale, regionale und/oder ethnische und/oder religiöse und/oder sprachliche Ebene und die Ebene des Geschlechts zu nennen.

Die mentalen Programme dieser Ebenen können genauso wie kollektive Zugehörigkeiten miteinander im Konflikt stehen. In dieser Arbeit ist in Bezug auf die nationale Identität Italiens besonders der Konflikt zwischen nationaler und regionaler Kulturebene interessant.

3.1.2 Hofstedes Kulturdimensionen

Die verschiedenen Definitionen von Kultur dienten als Grundlage, ab ungefähr den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts Kultur in sogenannte Kulturstandards oder Kulturdimensionen zu kategorisieren. Interessant ist dabei, dass vor allem nationale Kulturen untersucht wurden und immer noch werden.

„Das Konzept der Kulturdimensionen basiert auf der grundlegenden Theorie, dass es universelle Kategorien oder Themen gibt, mit denen sich alle Kulturen dieser Welt auseinandersetzen.“ (Genkova/Ringeisen/Leong 2013: 42)

Hofstedes Einteilung der Nationalkultur in Kulturdimensionen darf nicht mit den in Kapitel 3.1.1 genannten Kulturebenen verwechselt werden. Dimension definiert er als „messbare[n] Aspekt eines Phänomens“ (Hofstede/Hofstede 2011: 514). Bei seinen Kulturdimensionen handelt es sich um eines der bekanntesten Kulturdimensionenmodelle. Sein Modell ist in sechs[54] Dimensionen mit länderspezifischen Indizes von Null bis 100 unterteilt, die miteinander kombiniert Aussagen über nationale Kulturen treffen (vgl. ebd.). Sie entstanden aus Hofstedes Studie National Influences, die er von 1967 bis 1973[55] mit ca. 116.000 IBM-Mitarbeitern in über 50 Ländern (Heymann/Mullor-Heymann 2009: 16) durchgeführt hat. Hofstedes Kulturdimensionen sind folgende:

- Machtdistanz – Power Distance Index[56] (PDI),
- Individualismus – Kollektivismus – Individualism – Collectivism (IDV),
- Maskulinität – Feminität – Masculinity – Femininity (MAS),
- Ungewissheitsvermeidung – Uncertainty Avoidance Index (UAI),
- lang- oder kurzfristige Ausrichtung – Long-Term Orientation (LTO),
- Nachgiebigkeit und Beherrschung – Indulgence – Restraint (IVR).

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird ausschließlich auf die zweite Dimension IDV eingegangen, da Italien u. a. auf Individualismus – Kollektivismus hin untersucht werden soll. Das Kulturdimensionenmodell von Hofstede wurde also erwähnt, um seine Individualismus­dimension, auf die Bezug genommen wird, in sein Modell einordnen zu können und um eine mögliche Kategorisierung von nationaler Kultur vorzustellen.

3.1.3 Kritik an Hofstedes Kulturdimensionen

Das Kulturdimensionenmodell Hofstedes gehört sicherlich zu den meist zitierten Kulturmodellen, allerdings auch zu den am stärksten kritisierten. So schreibt z. B. Hansen (2010[57] ): „Wenn [...] Geert Hofstede von der Existenz vergleichbarer nationaler Unterschiede ausgeht, findet er sie natürlich. Dafür sorgt der Mythos der Homogenität.“ Hauptkritikpunkte sind, dass eine Studie, die mit IBM-Mitarbeitern durchgeführt wurde, nicht auf nationale Kulturen übertragbar sei, sondern vielmehr die Unternehmenskultur von IBM widerspiegle. Da sich Kultur außerdem wandle, seien die Dimensionen nicht zeitlos. Allgemein ist bei Kulturdimensionen zu bemängeln, dass kulturelle Unterschiede auf die Einteilung in bipolare Dimensionen reduziert werden (vgl. Genkova/Ringeisen/Leong 2013: 47). Ein weiterer Aspekt ist, dass Kulturdimensionen zwar die Unterschiede von Kulturen angeben, allerdings liefern sie keine Informationen darüber, wie sich diese Unterschiede ausdrücken (vgl. ebd.). Bei Genkova, Ringeisen und Leong (ebd.: 44) liest man außerdem:

„der Großteil des Datenmaterials [stützt] sich auf mehr als 40 Jahre alte Untersuchungen […]. Außerdem bildet Hofstede mit der Fokussierung auf Mitarbeiter eines multinational agierenden Computerunternehmens eine Firmenkultur ab, die eine Generalisierung auf alle Berufs- und Lebensbereiche, wie von Hofstede praktiziert, nicht automatisch zulässt.“

Ein weiterer Kritikpunkt sind die Heterogenität und Hybridität von Kultur, speziell bei Nationalkultur: Hofstede geht bei seinem Ländervergleich weder auf innernationale noch auf regionale Unterschiede ein. Da sich Kulturen immer mehr vermischen, stellt sich außerdem die Frage, ob es in Zeiten der Globalisierung noch sinnvoll ist, in nationalen Kulturen zu „denken“, oder ob kleinere Einheiten oder andere Arten von Kollektiven untersucht werden sollten.

Auf den am häufigsten genannten Kritikpunkt, dass Hofstede seine Kulturdimensionen ausschließlich an IBM-Mitarbeitern erforscht hat, entgegnete er, dass diese Mitarbeiter eine fast perfekte Stichprobe ergaben, da sie sich durch ihre Arbeit bei IBM ähnelten und dadurch ihre unterschiedlichen Antworten in den Fragebögen ihre Unterschiede in der Staatsangehörigkeit gut reflektierten (vgl. Hofstede 2011: 29). Es wurden außerdem einige Wiederholungsstudien durchgeführt (vgl. ebd. 32f. und 102ff.), die die Werte der Kulturdimensionen der einzelnen Länder bestätigten. Speziell die IDV-Dimension wurde von verschiedenen Forschern überprüft und weiterverarbeitet; so auch von Hofstedes Schüler Alfons „Fons“ Trompenaars, der Kultur in sieben Kulturdimensionen aufteilt. Eine seiner Kulturdimensionen heißt ebenfalls Individualismus – Kollektivismus und ist mit Hofstedes Dimension gleichzusetzen.

Im folgenden Unterkapitel des dritten Kapitels werden nun kulturelle Identität und kulturelles Gedächtnis definiert.

3.2 Kulturelle Identitäten und kulturelles Gedächtnis

„Im 19. Jahrhundert wurde suggeriert, man könne Kulturen ,national fassen. So sollte den neugeborenen Territorialgesellschaften ein Sinn für ihre Einheit gegeben werden“ (Baecker 2012: 14). Hofstede definiert Nationalkultur als „[d]ie kollektive Programmierung des Geistes[58], die durch das Aufwachsen in einem bestimmten Land erworben wird“ (Hofstede/Hofstede 2011: 518). Für seine Untersuchungen setzt Hofstede also Nation mit Land gleich.

In Kapitel 2.2 wurde bereits erläutert, dass Völker zumindest in Europa ethnographisch gesehen nicht homogen sind. Das gilt auch für die Kultur. Hall (2016a: 208) schreibt bezüglich nationaler Kultur: „West-Europa hat keine Nation, die nur aus einem Volk, einer Kultur [...] besteht. Alle modernen Nationen sind kulturell hybrid.“

Die postmoderne Kultur heute ist eine „Kultur der Vielfalt und der Differenz“ (Eickelpasch/Rademacher 2013: 43; Hervorhebungen der Verfasser von der Autorin dieser Arbeit nicht übernommen). Eng mit der Postmoderne verbunden ist der Begriff der Globalisierung, die nationale Kulturen beeinflusst. Anthony Giddens definiert Globalisierung als „Handeln über Entfernungen hinweg“ (ebd.: 57). Es ist offensichtlich, dass die Grenzen zwischen Eigenem, Fremdem, Lokalem und Globalem verschwimmen. Ritzer sprach 1996 von einer McDonaldisierung der Welt als Anspielung auf die Durchdringung der restlichen Welt mit der amerikanischen Kultur (vgl. ebd.: 60). Ob die nationale Kultur aber tatsächlich an Bedeutung verliert und die Kulturen die neue Form einer Weltkultur annehmen, wurde mit der Theorie der Glokalisierung (Robertson 1998) abgedämpft, die besagt, dass es in Zeiten der Globalisierung eine Rückbesinnung auf lokale Kulturen gebe – eine „Globalisierung des Lokalen und Lokalisierung des Globalen“ (Eickelpasch/Rademacher 2013: 61). Dies zeigt, wie stark nationale Kulturen immer noch in den Menschen verankert sind. Nederveen Pieterse spricht 1998 von globaler Melange (ebd) und Dürrschmidt beschreibt die Welt 2002 als eine „Dynamik der Gleichzeitigkeit und gegenseitigen Durchdringung von Globalem und Lokalem“ (ebd.), die dem Prinzip der Glokalisierung nahekommt und außerdem beinhaltet, dass nicht nur die USA andere Nationen kulturell beeinflussen, sondern auch vice versa. Es wird in der vorliegenden Arbeit also davon ausgegangen, dass sich Kulturen gegenseitig speisen und sich Einflüsse fremder Kulturen in nationale Kulturen viel mehr durch Glokalisierung als durch Globalisierung erklären lassen. So verhält es sich auch mit der italienischen Nationalkultur, die andere Kulturen beeinflusst und wiederum von ihnen beeinflusst wird, wodurch die italienische Nationalkultur heterogen und hybride ist und sich in ständigem Wandel befindet.

Eine Nation kann als Nationalkultur eine kulturelle Identität (ital.: identità culturale) tragen. Diese wird im soziologischen Wörterbuch (Hillmann 2007: 431) als eine Form der kollektiven Identität angegeben:

„Kulturelle Identität bezieht sich auf die jeweils spezifischen Kulturelemente, insbesondere Sprache, weltanschauliche Orientierungen, Werte, Symbole, Lebensstile und kulturelle Objektivationen.“

Sen sagt, dass die kulturelle Identität wichtig, allerdings nicht von anderen Einflüssen losgelöst sei (2015: 122). „Der Einfluß der Kultur auf das Leben und Handeln der Menschen ist unbestritten“ (ebd.), allerdings müssten Einschränkungen gemacht werden. Er (ebd.: 9) kritisiert die Aufteilung der Welt auf „ein einziges, angeblich dominierendes Klassifikationsschema“, wie Religion, Nation, Kultur oder Zivilisation stark. Dadurch werde, so Sen, unser gemeinsames Menschsein infrage gestellt.

Globalisierungs- bzw. Glokalisierungsprozesse können diese kulturellen Identitäten schwächen (vgl. Hall 2016a: 212). So können auch die globalen Migrationsbewegungen „zu Entwurzelung, Diasporabildung, Auflösung tradierter Lebensformen und zur Destabilisierung von individueller und kulturellen Identitäten führen“ (Eickelpasch/Rademacher 2013: 9). Hall sagt, dass einige Theoretiker vermuten, „lokale, regionale und gemeinschaftliche Identitäten [würden] bedeutender“ (Hall 2016a: 212).

„Die Stärkung lokaler Identitäten kann als heftige Verteidigungsreaktion der Mitglieder einer herrschenden ethnischen Gruppe angesehen werden, die sich durch die Präsenz anderer Kulturen angegriffen fühlen.“ (ebd.: 217; Hervorhebung von der Autorin dieser Arbeit eingefügt)

Was lokale oder regionale Identitäten für die nationale Identität Italiens bedeutet, wird in Kapitel 4.3.2 genauer behandelt.

Verglichen mit dem kollektiven Gedächtnis und der sogenannten Erinnerungsgemeinschaft (siehe Kapitel 2.3.2) kann auch eine Kultur ein gemeinsames Gedächtnis haben. Jan Assmann macht in seinem Buch deutlich, wie Identität aus Kultur durch das sogenannte kulturelle Gedächtnis entsteht, also wie sich durch die Erinnerung innerhalb einer Kultur Identität herausbilden kann. Des Weiteren zeigt Assmann auf, dass der Schritt von einer individuellen zu einer kollektiven Identität[59] auf einem kulturellen Kontext beruht, sich in einem „,Wir‘ zusammenzufinden, das auf einer gemeinsamen Erzählung, einem gemeinsamen Hervorbringen von Kultur wie von Identitäten beruht“ (Vejmelka 2011: 1).

„Jede Kultur bildet etwas aus, das man ihre konnektive Struktur nennen könnte. Sie wirkt verknüpfend und verbindend und zwar in zwei Dimensionen: der Sozialdimension und der Zeitdimension.“ (Assmann 2007: 16)

„Bei der Erinnerungskultur[60] [...] handelt es sich um die Einhaltung einer sozialen Verpflichtung. [...] Dort, wo die [Frage: ‚Was dürfen wir nicht vergessen?‘] zentral ist und Identität und Selbstverständnis der Gruppe bestimmt, dürfen wir von Gedächtnisgemeinschaften […] sprechen.“ (ebd.: 30; Hervorhebungen des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit abgeändert)

Da, wie in Kapitel 2.3.2 dargelegt, das Erinnern und Vergessen für die Entstehung und Stabilität einer Nation essenziell ist, kann auch bei Nationen von einer Erinnerungskultur bzw. Gedächtnisgemeinschaft gesprochen werden. So spricht Halbwachs vom „Gedächtnis der Nation“ (zit. nach. Assmann 2007: 36). Lotman spricht bei Kultur ebenfalls von einem „ Gedächtnis, das die Vergangenheit beobachtet, kontingent setzt und mit anderen Möglichkeiten ihrer selbst konfrontiert“ (zit. nach Baecker 2012: 157).

Warum Identität nicht nur einer der Grundbegriffe der Soziologie ist (vgl. Hillmann 2007: 315), sondern auch große Bedeutung für die Kulturwissenschaft hat, wird deutlich, wenn man sich noch einmal der Interdependenz der Begriffe Kultur und Identität bewusstwird:

„Identität und Kultur [sind] eng miteinander verflochten: Beide bedingen einander wechselseitig, indem Kultur einerseits Identitäten entstehen lässt und gestaltet, indem insbesondere kollektive Identität andererseits Kulturen sowie kulturelle Zugehörigkeiten erschaffet.“ (Vejmelka 2011: 1)

Stuart Hall (2016a: 204) sagt, dass der „Diskurs der Nationalkultur“ Identitäten schaffe, „die mehrdeutig zwischen Vergangenheit und Zukunft verortet werden“[61]. Er definiert nationale Kulturen als „Hauptquellen kultureller Identität“ (ebd.: 200). Er (ebd.: 206) fasst die Relation zwischen nationaler Identität und Kultur wie folgt zusammen:

„Nationale Identitäten repräsentieren das Ergebnis der Verbindung dieser beiden Seiten der nationalen Gleichung, indem sie beides, die Mitgliedschaft im politischen Nationalstaat und die Identifikation mit der Nationalkultur zusammenfügen.“

Die ersten Kapitel zusammenfassend könnte man also sagen: Nation kann als kollektive oder als kulturelle Identität aufgefasst werden. Kultur und Nation sind Grundlagen für eine nationale Identität, wobei sich Identität und Kultur gegenseitig erschaffen und verändern können. Die Individuen, die eine Nation bilden, können in Form eines Nationalbewusstseins eine stärker oder schwächer ausgeprägte gemeinsame nationale Identität haben. Da die nationale Identität Italiens auch auf die Kulturdimension des Individualismus hin untersucht werden soll, folgt nun ein Kapitel, in dem es um die Begriffsabgrenzung des Individualismus geht. Außerdem wird erklärt, wie Individualismus, Gesellschaft und Nation zusammenhängen, und es wird auf Hofstedes Kulturdimension des Individualismus genauer eingegangen.

3.3 Individualismus

Stuart Hall (2016a: 188) schreibt zum gesellschaftlichen Phänomen des Individualismus:

„Heute ist es ein Gemeinplatz, dass die Moderne eine neue Form des entschiedenen Individualismus entstehen ließ, in dessen Zentrum eine neue Vorstellung des individuellen Subjekts und seiner Identität steht.“

Individualismus (ital.: individualismo) lässt sich ganz allgemein folgendermaßen definieren:

„Ausdruck eines Kulturwertes, in dem die Hochschätzung des Individuums zum Ausdruck kommt. Auf den Individualismus beruft sich, wer die Wertschätzung für die Freiheit und Autonomie des Individuums zum Ausdruck bringen will. Dabei kann die kulturelle Ausprägung des Individualismus sowohl eine utilitaristische Orientierung an der Maximierung eigenen Nutzens wie auch eine Orientierung am Gemeinwohl sein.“ (Junge 2002: 139)

Dabei ist zu beachten, dass der Begriff Individualismus von Egoismus (ital.: egoismo) abzugrenzen ist. Egoismus bezieht sich auf Individuen, die sich selbst und ihre eigenen Wünsche in den Mittelpunkt stellen (duden online[62] ). Individualismus ist im Gegensatz zum Egoismus eine Art der Vergesellschaftung. Norbert Elias stellt den Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft wie folgt dar: Individuum und Gesellschaft beziehen sich nicht „auf zwei getrennt existierende Objekte, sondern auf verschiedene, aber untrennbare Aspekte der gleichen Menschen “ (zit. nach Moebius 2010: 43). Über den Zusammenhang zwischen Egoismus und Individualismus schreibt Durkheim bereits 1898 (zit. nach Junge 2002: 91):

„Der [...] Individualismus ist definitiv die Glorifizierung nicht des Ichs, sondern des Individuums im allgemeinen (sic!). Seine Triebfeder ist nicht der Egoismus, sondern die Sympathie für alles, was der Mensch ist, ein größeres Mitleid für alle Schmerzen, für alle menschlichen Tragödien, ein heftigeres Verlangen, sie zu bekämpfen und sie zu mildern, ein größerer Durst nach Gerechtigkeit.“

Dennoch wird viel geklagt „über den Verfall gesellschaftlicher Solidarität und [einer] Zunahme egoistischer Orientierungen. ‚Schuldiger‘ […] soll der Individualismus sein“ (ebd.: 80). Die beiden Autoren Miegel und Wahl entwickelten sogar die These, dass der Individualismus die „Wurzel allen Übels moderner Gesellschaften“ sei (ebd.: 81). Durkheim erkannte also schon vor über 100 Jahren, dass es bereits damals eine Tendenz zum „utilitaristisch-egozentrischen Individualismus“ (Moebius 2010: 22) gegeben habe, meint aber auch: Mehr Individualisierung müsse nicht notwendigerweise mit weniger Solidarität (ital.: solidarietà) einhergehen. Das Gegenteil erscheint Durkheim richtig: Individualisierung[63] und Solidarität können gemeinsam zunehmen. (vgl. Junge 2002: 84). Der Meinung ist auch Joas (vgl. ebd.): Wenn sich die Individuen bewusstwerden, dass sie voneinander abhängen, dann entsteht so wechselseitige Solidarität. Und Luhmann meint sogar, dass „gesellschaftlicher Zusammenhang auch ohne Solidarität möglich ist“ (ebd.: 85f.), weshalb das Problem der Solidarität für ihn ein Scheinproblem ist.

Bauman (1992: 685) sagt zum Thema Solidarität: „What unites certain human creatures [...] is not solidarity – something they can forge or disavow at will, but affinity – liens they have not chosen and are not at liberty to trade off.”[64] Er drückt damit auch aus, wie wichtig der Zusammenhalt der Gruppe, das Kollektivbewusstsein, ist und dass Solidarität und Individualismus in einer Gesellschaft nicht im Gegensatz zueinander stehen müssen. Elias (zit. nach Drüke 2012: 19) meint in Bezug auf Nationen, dass ein schwach ausgeprägtes Nationalbewusstsein eine „Gesellschaft von Individuen“ hervorbringe. Nach ihm ist es also nicht der Individualismus, der die Gemeinschaft schwächt, sondern die schwache Gemeinschaft stärke erst den Individualismus. Es wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, dass Individualismus und Solidarität nicht im Zusammenhang stehen müssen und es wird in Teil II untersucht werden, wie Italiens Individualismus und Nationalbewusstsein in Relation stehen.

In Kapitel 2.3 war bereits die Rede von sozialen Kreisen, die bei Simmel die sozialen Beziehungen in einer Gesellschaft darstellen. „Die objektive Individualität besteht in der einzigartigen Konstellation des Individuums im Schnittpunkt sozialer Kreise“ (Abels 2010: 162).

„Je zahlreicher die sozialen Kreise sind, umso mehr sinkt aber die Bedeutung jedes einzelnen Kreises für die subjektive Individualität, denn der Einzelne wird von keinem Kreis ganz bestimmt. Individualität ist die subjektive Bewertung der Erwartungen der wesentlichen Kreise und des Verhaltens ihnen gegenüber. “ (ebd. 163; Hervorhebungen des Verfassers von der Autorin dieser Arbeit abgeändert)

Nach Simmel wäre in einem Nationalstaat der Individualismus folglich immer ausgeprägter als z. B. in einer Dorfgemeinschaft. „Kleine Kreise tendieren zu einer Homogenisierung nach innen und einer Differenzierung nach außen. Bei großen ist es umgekehrt“ (ebd.). Außerdem bedeutete das, dass in supranationalen, noch größeren Gemeinschaften, die sich heute in der Globalisierung bilden können, die Tendenz des Individualismus noch stärker ausgeprägt ist als bei einer Nation. Simmel äußert sich ebenfalls zum Gruppenzusammenhalt in einer Gemeinschaft, die individualisiert ist: „Das Individuum ist Produkt und Produzent seiner individuellen Vergesellschaftung“ (ebd.: 165). Simmel geht auch auf die Verbindung zwischen Individualität und kollektivem Bewusstsein ein, wobei er von „Bewusstsein, Gesellschaft zu bilden“ spricht:

„Das Bewusstsein, Gesellschaft zu bilden, ist zwar nicht in abstracto in dem Einzelnen gegenwärtig, aber immerhin weiß jeder den andern als mit ihm verbunden. [...] Die Frage nach dem Individuum in der Gesellschaft und damit nach seiner Individualität und der der Anderen ist für Simmel eine Frage des Bewusstseins.“ (ebd.: 167)

3.3.1 Individualität, Individuation und Individualisierung

In diesem Kapitel soll es um die Begriffsklärungen von Individualität, Individuation und vor allem Individualisierung gehen, um die drei Begriffe vom Individualismus abzugrenzen.

„Individualität meint einerseits das Bewusstsein des Menschen von seiner Besonderheit und das Bedürfnis, diese Einzigartigkeit auch zum Ausdruck zu bringen, und andererseits die von ihm selbst und den Anderen objektiv festgestellte Besonderheit und Einzigartigkeit.“ (Abels 2010: 43)

Individualität (ital.: individualità) bezieht sich also rein auf das Individuum, das im „Bewusstsein der Differenz“ (ebd.) lebt und nach „individueller Freiheit“ (ebd.) strebt, nicht aber auf eine Gesellschaftsform. „Der Drang nach Individualität [...] stellt eines der wesentlichen Merkmale der neuen Gesellschaft dar“ (Shils zit. nach Abels 2010: 153). Junge sagt, Individualität sei wie ein „sozialer Fingerabdruck“ (2002: 30). Schimank definiert Individualität als „ selbstbestimmte Einzigartigkeit “ (zit. nach Abels 2010: 153).

Individuation (ital.: individuazione) meint bei Hillmann (2007: 365) „[d]ie betont eigenverantwortliche, kreative und selbstproduktive Stellung des Individuums gegenüber den gesellschaftlichen Gruppen und deren Werten und Normen.“

Individualisierung [dagegen] meint die eigene Vorstellung des Individuums von sich selbst und von der sozialen Bedeutung und Relevanz der gesellschaftlichen Verhältnisse[65]. [...] Der Mensch […] nimmt sich als ein besonderes Individuum an seinem spezifischen Ort in der Gesellschaft und in seiner besonderen Funktion wahr. Individualisierung bedeutet in diesem Sinne, gegen die Dominanz der Gesellschaft den Anspruch des Individuums auf eigenes Denken und Handeln zu erheben.“ (Abels 2010: 45; Hervorhebungen von der Autorin dieser Arbeit abgeändert)

Das Individuum wird zum „Gestalter seiner sozialen Welt“ (Junge 2002: 9). Man sieht an den Definitionen, dass der Begriff der Individualisierung näher am Begriff des Individualismus liegt als Individualität. Individuation und Individualismus dagegen bezeichnen zwei völlig unterschiedliche Phänomene. Um dem feinen Unterschied zwischen Individualisierung und Individualismus auf den Grund zu gehen, wird die Individualisierung etwas genauer betrachtet.

Individualisierungsprozesse (ital.: processi di individualizzazione) fanden bereits vom Übergang der Ständegesellschaft zur Industriegesellschaft statt (vgl. Eickelpasch/Rademacher 2013: 20). Ulrich Beck sagt, dass in Zeiten der Postmoderne das, „was früher Wenigen zugemutet wurde – ein eigenes Leben zu führen –, nun mehr und mehr Menschen, im Grenzfall allen abverlangt wird“ (Beck/Beck-Gernsheim 2015: 21). In Becks Definition wird die Unterscheidung zwischen Individualismus und Individualisierung deutlich:

„Individualismus [ist] ein beständiges, kritisch beäugtes Entwicklungsmoment moderner Gesellschaften [...]. Von Individualismus als einer kulturellen Figur ist hier die Rede, nicht mehr hingegen von Individualisierung.“ (Junge 2002: 90f.)

„Bestimmte kulturelle Orientierungen, die ihm Routinen gestatten könnten, sind fraglich geworden, weil sie sich überlebt haben oder keiner mehr so richtig an sie glaubt“ (Abels 2010: 185). Diese Orientierungen können kollektive Identitäten wie Nation, Klasse oder Geschlecht sein. Im letzten Unterkapitel des dritten Kapitels wird auf Individualismus als Kulturdimension eingegangen, wobei Bezug auf Hofstedes Kulturdimensionenmodell genommen wird, das schon in Kapitel 3.1.2 vorgestellt wurde.

3.3.2 Individualismus als Kulturdimension und die Relation zur nationalen Identität

Individualismus wird bei Hofstede zunächst einmal als eine Kulturdimension und somit als Gegenpol zum Kollektivismus verstanden. Individualismus und Kollektivismus bilden zusammen „eine Dimension nationaler Kulturen“ (Hofstede/Hofstede 2011: 515).

„Individualismus beschreibt Gesellschaften, in denen die Bindungen zwischen den Individuen locker sind; man erwartet von jedem, dass er für sich selbst und für seine unmittelbare Familie sorgt. Sein Gegenstück, der Kollektivismus, beschreibt Gesellschaften, in denen der Mensch von Geburt an in starke, geschlossene Wir-Gruppen integriert ist, die ihn ein Leben lang schützen und dafür bedingungslose Loyalität verlangen.“ (ebd.: 97)

Die Mehrheit der Gesellschaften sind kollektivistisch organisiert, nur eine Minderheit weist einen hohen Individualismusindex auf.

Als Kulturdimension wird Individualismus als Index angegeben (Individualismusindex IDV). Es ist wichtig, zu betonen, dass es bei der Individualismusdimension nicht einzelne Individuen, sondern nationale Kulturen miteinander vergleichen werden. „Individualismus – Kollektivismus ist die unstrittigste der fünf Dimensionen“ (ebd.: 42). Bei 19 kleinen Wiederholungsstudien des Forschers Mikael Sondergaards wurden Hofstedes Kulturdimensionen bestätigt, davon am stärksten die Dimension des Individualismus (vgl. ebd.: 33). Bei der Frage nach Individualismus beantworteten die IBM-Mitarbeiter bei Hofstedes Untersuchungen 14 Kategorien, wobei sie angeben mussten, was ihnen bei ihrer Arbeit wichtig wäre (vgl. ebd. 2011: 98).

Weshalb seine Kulturdimensionen auch über Jahrzehnte hinweg Gültigkeit haben, erklärt Hofstede durch sein Zwiebeldiagramm: Kulturwandel findet nur an den äußeren Schichten des Diagramms statt, kulturelle Werte verändern sich nur äußerst langsam. „Während es an der Oberfläche zu Veränderungen kommt, bleiben die tieferen Schichten nahezu unberührt, und die Kultur steigt wie Phönix aus der Asche“ (ebd.: 47). Diese tiefen Schichten sind im Bewusstsein der Individuen, die die gemeinsame Kultur bilden, verankert. Hauptunter­schiede individualistischer und kollektivistischer Gesellschaften lassen sich gut in einer Tabelle (Tab. 1) gegenüberstellen. Die acht Hauptunterschiede hat Hofstede folgendermaßen zusammengefasst:

Tab. 1: Hauptunterschiede zwischen kollektivistischen und individualistischen Gesellschaften.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[66]

(Quelle: Hofstede 2011: 118f.)

Es wurde also dargelegt, wie präsent Individualismus und Individualisierung in der heutigen Gesellschaft sind. Individualismus kann Aussagen über die Nationalkultur und daher auch über die kulturelle Identität einer Nation treffen. Wie sich der italienische Individualismus in Hofstedes Daten ausdrückt und welche Formen der Individualismus in Italien annimmt, wird in Kapitel 4.6 noch einmal behandelt.

4 Nation Italien

Das fünfte und letzte Kapitel des ersten Teils dieser Arbeit beschäftigt sich noch einmal mit der Nation Italien. Dieses Kapitel enthält wichtige Ausgangsinformationen zum Verständnis des praktischen Teils II, geht auf die Gründung der italienischen Nation und der Republik ein und setzt sich in den letzten drei Unterkapiteln noch einmal speziell mit dem Untersuchungsgegenstand, der italienischen Identität und dem italienischen Individualismus auseinander.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Nationalflagge Italiens mit Emblem der italienischen Marine

(Quelle: Richard Stroh).

Die drei wohl wichtigsten Symbole der italienischen Nation sind die bekannte grün-weiß-rote Nationalflagge (Abb. 2), die italienische Nationalhymne Fratelli d‘Italia, die auch unter dem Namen Inno di Mameli oder Canto degli Italiani bekannt ist, und das Emblem der Republik (Abb. 3), in dessen Zentrum ein Stern und ein Zahnrad stehen (vgl.: Quirinale[67] ).

[...]


[1] Dt.: „Identität“ scheint eines der wichtigsten universellen menschlichen Bedürfnisse zu sein.

[2] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der kompletten Arbeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Formen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen sind als geschlechtsneutral zu betrachten.

[3] http://www.zeit.de/reden/die_historische_rede/200109_historisch_renan/komplettansicht [28.08.2016].

[4] Sämtliche Übersetzungen dieser Bachelorarbeit wurden, wenn nicht anders vermerkt, von der Autorin selbst angefertigt.

[5] Im deutschen Sprachgebrauch taucht der Begriff der Nation bereits im 14. Jahrhundert auf (Kluge 1989: 500). In seiner heutigen Bedeutung verwendet man den Begriff allerdings erst seit ungefähr 200 Jahren.

[6] http://www.zeit.de/reden/die_historische_rede/200109_historisch_renan/komplettansicht [28.08.2016].

[7] http://www.un.org/depts/dhl/unms/whatisms.shtml#states [28.08.2016].

[8] http://www.unric.org/de/charta [28.08.2016].

[9] Synonyme: Vielvölkerstaat, Mehrvölkerstaat (vgl. Duden 2007: 1195).

[10] Die ähnlichen Begriffe Staatsbürgerschaft oder Staatsangehörigkeit sind politische bzw. rechtliche Begriffe, die sich auf den Begriff des Staates beziehen und daher in dieser Arbeit nicht verwendet werden. Es wird deshalb im Folgenden Nationalität verwendet.

[11] Die Verbindung zwischen Kultur und Nation taucht bei Deutsch nicht auf.

[12] Um Gellners Definition besser verstehen zu können, ist wichtig, zu betonen, dass es beim Nationalismus zunächst um das „Bestreben (des 19. und 20. Jahrhunderts), einen eigenen Staat zu bilden“ (http://www.duden.de/rechtschreibung/Nationalismus [29.08.2016]) geht und die Bedeutung des Nationalismus als übersteigertes Nationalbewusstsein, wie der Begriff gegenwärtig meist verwendet wird, erst viel später entstand.

[13] Vgl. hierzu auch: Jansen/Borggräfe 2007: 89.

[14] Dt.: Im Laufe der modernen Geschichte spielten Nationalismen die Rolle des Angelpunkts, der Staat und Gesellschaft zusammenhielt (repräsentiert als, identifiziert mit der Nation).

[15] Moderne wird in dieser Arbeit als der Zeitraum vor der Postmoderne angesehen.

[16] http://www.duden.de/rechtschreibung/Patriotismus [29.08.2016]; http://www.treccani.it/vocabolario/patriottismo/ [29.08.2016].

[17] http://www.treccani.it/vocabolario/nazionalismo/ [29.08.2016]; dt.: aggressiver Patriotismus.

[18] http://www.treccani.it/enciclopedia/sciovinismo/ [29.08.2016]; dt.: ausschließender, übersteigernder und meist fanatischer Nationalismus.

[19] Vgl. http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202074/nation?p=0 [29.08.2016]; vgl. auch: http://www.treccani.it/enciclopedia/nazione/ [29.08.2016].

[20] http://www.zeit.de/reden/die_historische_rede/200109_historisch_renan/komplettansicht [28.08.2016].

[21] http://www.klaus-p-hansen.de/fileadmin/downloads/kulturtheorie%20heute.pdf [29.08.2016].

[22] Da sich Bevölkerung vielmehr auf die gesamte Gesellschaft eines Staates bezieht als auf das Volk oder die Nation, wird auch dieser Begriff (genauso wie Ethnie) nicht weiter in der Arbeit verwendet und dient lediglich zur Abgrenzung der Begriffe Volk und Nation.

[23] Siehe auch Kapitel 3.2

[24] Es wird im Folgenden außerdem von Wir-Gruppe und Kollektiv die Rede sein, die synonym zu Gruppe benutzt werden.

[25] Auch: Ich-Identität. Es wird im Folgenden von Individuen und individueller Identität gesprochen.

[26] http://www.kulturglossar.de/html/i-begriffe.html#identitaet [29.08.2016].

[27] http://www.cap-lmu.de/download/CAP-Studie-2005-01.pdf [28.08.2016].

[28] Die Postmoderne wird in dieser Arbeit als Zeitraum nach der Moderne angesehen, der, wie Z. Bauman definiert, in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts beginnt.

[29] Hall spricht hier nicht von postmoderner Identität, da er den Begriff der Spätmoderne anstatt der Postmoderne verwendet. Seine Spätmoderne und Baumans Postmoderne sind aber ungefähr dem gleichen Zeitraum zuzuordnen.

[30] Vgl. dazu auch N. Luhmann 1994: „Das In-dividuum ist durch Teilbarkeit definiert“ (zit. nach: Eickelpasch/Rademacher 2013: 18).

[31] Vgl. auch Kapitel 3.3.

[32] Vgl. Abels 2010: 14: Identität als Differenzbegriff.

[33] Die Familie ist die „bedeutsamste und verbreitetste Form der sozialen Gruppe“ (Hillmann 2007: 215).

[34] Nach Bauman sieht die Postmoderne folgendermaßen aus: Abbau des Sozialstaats, Konsumkapitalismus, Leben in Vielfalt, Pluralismus von Werten, Ideologien und Traditionen, Spiel mit Identitäten, wechselnde Selbstentwürfe, Suche nach Genuss, Gegenwartsorientierung (vgl. Eickelpasch/Rademacher 2013: 40).

[35] Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Begriffe kollektive und soziale Identität in dieser Arbeit synonym verwendet werden. Auf kulturelle Identität wird in Kapitel 3.2 eingegangen.

[36] China hat die ausschließliche Staatsangehörigkeit. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/laenderprofile/187130/staatsbuergerschaft [29.08.2016].

[37] http://www.klaus-p-hansen.de/fileadmin/downloads/kulturtheorie%20heute.pdf [29.08.2016].

[38] Siehe auch Kapitel 2.3 zu traditionalen und modernen Gesellschaften.

[39] http://www.bpb.de/apuz/156774/kollektive-identitaet?p=all [30.08.2016].

[40] http://www.zeit.de/reden/die_historische_rede/200109_historisch_renan/komplettansicht [28.08.2016].

[41] Vgl. dazu auch Mona Singer (1997: 91).

[42] http://www.zeit.de/reden/die_historische_rede/200109_historisch_renan/komplettansicht [28.08.2016].

[43] In dieser Arbeit werden nationale Kultur und Nationalkultur synonym verwendet.

[44] Vgl. Treccani Vocabolario online: http://www.treccani.it/vocabolario/cultura/ [30.08.2016].

[45] Vgl. dazu: Kroeber und Kluckhohn, die in ihrem Werk Culture: A Critical Review of Concepts and Definitions über 100 verschiedene Kulturdefinitionen gesammelt haben.

[46] Dt.: Cultur oder Civilisation im weitesten ethnographischen Sinne ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat (Übersetzung aus Heidemann 2011: 20).

[47] http://www.klaus-p-hansen.de/fileadmin/downloads/kulturtheorie%20heute.pdf [29.08.2016].

[48] Dt.: Kultur, was man in Unterscheidung zum biologischen Erbe erlernen muss, das Endprodukt des Lernens. [...] Kultur ist kein materielles Phänomen. Sie besteht nicht aus Gegenständen, Menschen, Verhaltensweisen oder Gefühlen. Sie bedeutet viel mehr als ein Zusammenspiel all dieser Dinge. Sie ist eine Art, wie Menschen denken, die Modelle, wie Menschen Dinge wahrnehmen, wie sie diese Dinge zueinander in Beziehung setzen und wie sie diese Dinge interpretieren.

[49] Vgl. dazu auch Moebius 2010: 31.

[50] Auch Simmel und Weber gingen bereits davon aus, dass Kultur ein offener Prozess ist (vgl. Moebius 2010: 25).

[51] Besser bekannt unter dem Namen: Geert Hofstede.

[52] Der Begriff wird auch übersetzt mit: mentale Programmierung, mentale Software (Hofstede/Hofstede 2011: 3).

[53] Bei diesem Modell ist wichtig, zu beachten, dass es sich um die Veranschaulichung der Manifestation von Kultur handelt, nicht aber um eine Definition von Kultur.

[54] Ursprünglich waren es nur vier Dimensionen. Die zwei zuletzt genannten Dimensionen wurden erst später ergänzt.

[55] https://geert-hofstede.com/national-culture.html [30.08.2016].

[56] Englische Übersetzungen der Dimensionen: https://geert-hofstede.com/national-culture.html [30.08.2016].

[57] http://www.klaus-p-hansen.de/fileadmin/downloads/kulturtheorie%20heute.pdf [29.08.2016].

[58] Vgl. Hofstedes Definition von Kultur in Kapitel 3.1.1.

[59] Assmann spricht sowohl von kollektivem als auch von kulturellem Gedächtnis.

[60] Auch Luhmann untersucht die Kultur als Gedächtnis der Gesellschaft (vgl. Baecker 2012: 57).

[61] Vgl. auch Eickelpasch/Rademacher 2013: 69.

[62] http://www.duden.de/rechtschreibung/Egoismus [30.08.2016].

[63] Man erkennt, dass Durkheim sowohl Individualismus, Individualität als auch Individualisierung nicht differenziert verwendet. Auf die Begriffsabgrenzung wird in Kapitel 3.3.1 genauer eingegangen.

[64] Dt.: Was bestimmte menschliche Wesen eint […] ist nicht Solidarität – etwas, das sie nach Belieben erfinden oder verleugnen können, sondern Affinität – Verbindungen, die sie nicht gewählt haben und die keinen Spielraum zu Kompromissen lassen.

[65] Vgl. auch: „Im Zuge der jüngeren Untersuchungen von z. B. Ulrich Beck wird die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft umgedreht. […] Die Gesellschaft ist das Resultat des Handelns von Individuen“ (Junge 2002: 39).

[66] Auch: kontextgebundene und kontextungebundene Kulturen. E. T. Hall (vgl. Heymann/Mullor-Heymann 2009: 19) definiert kontextgebundene Kulturen (High Context): Hier ist die Kommunikation stark implizit und die nonverbalen Elemente spielen in der Kommunikation eine große Rolle. In kontextungebundenen Kulturen (Low Context) ist die Kommunikation expliziter und auf Inhalte ausgerichtet.

[67] http://www.quirinale.it/qrnw/simboli/simboli.html [30.08.2016].

Ende der Leseprobe aus 138 Seiten

Details

Titel
70 Jahre Repubblica Italiana und immer noch keine nationale Identität?
Untertitel
Eine kulturwissenschaftliche Textanalyse ausgewählter italienischer Zeitungsartikel und Monographien
Hochschule
Sprachen & Dolmetscher Institut München  (Fachhochschule für Angewandte Sprachen)
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
138
Katalognummer
V349762
ISBN (eBook)
9783668363397
ISBN (Buch)
9783668363403
Dateigröße
1145 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nationale Identität, Nationalkultur, Individualismus, italienische Identität, italienisches Kollektiv, nationale Identität Italiens, italienische Nation, Nationalbewusstsein, regionale Identität, Italien heute, Italien
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Cynthia Stroh (Autor:in), 2016, 70 Jahre Repubblica Italiana und immer noch keine nationale Identität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/349762

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