Marktorientierte Konzepte zur Kalkulation von Eigenkapitalkosten in Banken - Eine vergleichende Analyse


Hausarbeit, 2000

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1 Einleitung

2 Shareholder Value in Banken
2.1 Besondere Bedeutung des Eigenkapitals
2.2 Bankeigenkapitalbegriffe
2.4 Besondere Rolle der Eigenkapitalkosten

3 Kapitalmarkttheoretische Modelle zur Eigenkapitalkostenermittlung
3.1 Modellauswahl
3.2.1 Modellvorstellung
3.2.2 CAPM bei nicht-börsenotierten Banken
3.2.3 Kritik
3.3 Optionspreismodell
3.3.1 Modellvorstellung
3.3.2 Kritik
3.4 Marktzinsmethode
3.4.1 Grundmodell
3.4.1.1 Modellvorstellung
3.4.1.2 Kritik
3.4.2 Erweitertes Modell
3.4.2.1 Modellvorstellung
3.4.2.2 Kritik

4 Vergleich der vorgestellten Modelle
4.1 Zielsetzungen der Modelle
4.2 Vergleich der getroffenen Annahmen
4.3 Praxistauglichkeit
4.4 Kosten/Nutzen-Vergleich

5 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das Capital Asset Pricing Modell

Abbildung 2: Das Optionspreismodell

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Der seit den achtziger Jahren sich vollziehende Strukturwechsel im internationalen Bankgeschäft hat deutliche Auswirkungen auf den Bankensektor. Nie zuvor waren die Kreditinstitute so sehr gezwungen, sich an den Bedürfnissen ihrer Kapitalgeber und Kunden auszurichten wie heute. War es früher noch üblich, die Geschäftsausweitung als primäres Ziel einer Bank anzusehen, wird heute zunehmend die Ertragsorientierung, unter besonderer Berücksichtigung des Risikos, in den Vordergrund gestellt. Der sich verstärkende Wettbewerb, sowohl auf der Kapital- als auch auf der Kundenseite, ist deutlich sichtbar und auf eine Vielzahl von Gründen zurückzuführen. Die Wichtigsten sind dabei die Globalisierung und die Deregulierung der Finanzmärkte in den letzten Jahren. Die immer noch zunehmende Verbindung der nationalen Märkte zu einem weltumspannenden Verbund von Handelsplätzen wurde vor allem durch die fortgeschrittene Technologie der jüngsten Zeit möglich. Der Abbau behördlicher Beschränkungen führte ebenfalls zu einem wahren ,,Kampf" um das Kapital. Dies aber nicht nur unter den inländischen Instituten, sondern auch mit den nun zunehmend in den Markt drängenden ausländischen Banken, sowie neuartigen Finanzintermediären, wie z. B. Direktbanken, oder Onlinebrokern. Nicht zuletzt hat auch im Sparkassen- und Genossenschaftssektor, durch die in den letzten Jahren beobachtbaren Fusionswellen eine Sensibilisierung für den Instititutswert stattgefunden. Die in der Vergangenheit meist unzufriedenstellende Rentabilität der Banken mit gleichzeitig zunehmendem Wettbewerb um das Kapital führt dazu, dass sich die Kreditinstitute mit den Forderungen, die durch ihre Anteilseigener gestellt werden, auseinandersetzen müssen.[1]

Daraus resultiert eine zunehmende Fokussierung der Geschäftstätigkeit auf eine Steigerung des Shareholder Value, welcher sich spätestens seit den neunziger Jahren als Managementvorgabe durchgesetzt hat. Da sich der dabei betrachtete Unternehmenswert vor allem am Kapitalmarkt mit anderen Instituten messen muss, ist es sinnvoll, zur Bestimmung des Shareholder Value auf kapitalmarkttheoretische Ansätze zurückzugreifen. Dabei wird vornehmlich untersucht, ob die von einer Bank getätigten Maßnahmen in der Lage sind, ihre jeweiligen Kapital- bzw. Opportunitätskosten zu verdienen.

Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die Eigenkapitalkosten der Banken, welche bei der Bestimmung des Unternehmenswertes eine wesentliche Rolle spielen, unter kapitalmarkttheoretischen Überlegungen zu untersuchen und die unterschiedlichen Verfahren zu deren Ermittlung, sowohl für die Gesamtbanksteuerung, als auch für das jeweilige Einzelengagement, miteinander zu vergleichen und die Unterschiede zwischen den vorgestellten Modellen aufzuzeigen. Dazu wird zu Beginn die besondere Situation der Banken im Hinblick auf den Shareholder Value aufgezeigt, bevor im dritten Kapitel die verschiedenen Modelle vorgestellt werden. Den Abschluss bildet ein kritischer Vergleich der vorgestellten Verfahren.

2 Shareholder Value in Banken

Der Grundgedanke des Shareholder Value Ansatzes, die Maximierung des Aktionärsvermögens, geht einher mit der Forderung nach der Erfüllung der Interessen der Unternehmenseigentümer.[2] Vor allem im Bankenbereich hat dieser Ansatz zunehmend an Bedeutung gewonnen. Nach Amely (1997) sind die Gründe hierfür:

- Bessere Beurteilung und Steuerung des Geschäftes, als mit traditionellen Rechnungsgrößen
- Verschärfter Wettbewerb zwischen den Instituten, aufgrund der erhöhten Mobilität des Kapitals
- Performancedruck, auch bei den institutionellen Anlegern
- Besser informierte und anspruchsvollere Kleinanleger
- Schutz vor feindlichen Übernahmen
- Geeignetes System zur Leistungsvergütung des Management, bzw. um Interessenskonflikte zwischen Management und Eigentümern zu vermeiden

Die Kreditinstitute müssen sich dabei in einem speziellen Umfeld zurechtfinden, das sich von anderen Unternehmen vor allem durch besondere exogene Faktoren, sowie speziellen gesetzlichen Bestimmungen und geschäftspolitischen Besonderheiten unterscheidet.[3]

2.1 Besondere Bedeutung des Eigenkapitals

Die besondere Situation der Banken, bei der das Management finanzieller Risiken grundlegend für die Geschäftstätigkeit ist, führt dazu, dass dem Eigenkapital, welches in erster Linie diese Risiken tragen muss, eine besondere Bedeutung zukommt. Es wird den Banken auf zweierlei Arten zur Verfügung gestellt. Zum einen durch außenstehende Eigenkapitalgeber und zum anderen durch Einbehaltung selbst erwirtschafteter Gewinne. Hierbei gilt es zu erwähnen, dass im Bankgewerbe ein geringe Eigenkapitalquote von nur ca. 5% typisch ist. Es erfüllt im wesentlichen die Aufgaben Finanzierung, Verlustausgleich und Haftung.[4] Vor allem die aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalunterlegungsanforderungen, wie sie im § 10 des Kreditwesengesetzes gefordert werden, können die Entwicklung eines Kreditinstituts wesentlich beeinflussen.

Zur Bestimmung des Unternehmenswertes ist die Kenntnis des Eigenkapitals unbedingt notwendig, da dadurch die Eigenkapitalskosten sowie die zukünftigen Cash Flows beeinflusst werden.[5]

2.2 Bankeigenkapitalbegriffe

Durch unterschiedliche Anwendungsbereiche des Eigenkapitals haben sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Definition für diesen so häufig verwendeten Begriff herausgebildet.

Zur Berechnung der Eigenkapitalkosten unter einer marktwirtschaftlichen Betrachtungsweise ist vor allem das marktbezogene Bankeigenkapital von Bedeutung. Dabei steht die Berechnung des Reinvermögens im Vordergrund, ohne die aus dem HGB/IAS herauszulesenden Bewertungsvorschriften anzuwenden. Es erfolgt eine Bewertung des Institutsvermögens zu derzeit gültigen Marktpreisen. Stille Reserven werden hierbei offengelegt. Eine Berücksichtigung des Good-Will erfolgt nicht.[6]

Besondere Bedeutung hat bei deutschen Kreditinstituten auch das aufsichtsrechtlich haftende Bankeigenkapital nach § 10 Kreditwesengesetz. Darin ist im Absatz 1 Satz 1 vorgeschrieben, dass Kreditinstitute ,,im Interesse der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern, insbesondere zur Sicherheit der ihnen anvertrauten Vermögenswerte, angemessene Eigenmittel haben"[7] müssen.

Die genaue Zusammensetzung der hierfür geltenden Eigenmittel, vor allem die Berechnung des angemessenen haftenden Eigenkapitals, wird im Grundsatz I des BAKred. geregelt.

Weitere Eigenkapitalbegriffe sind das bilanzielle, sowie das liquiditätsbezogene Eigenkapital. Beide werden im Rahmen dieser Arbeit nicht benötigt und werden deshalb hier nicht näher erläutert.

2.3 Eigenkapital der verschiedenen Bankengruppen

Die in Deutschland vorzufindende Bankenstruktur basiert im wesentlichen auf den großen Publikumsbanken. Dies sind die Kreditbanken, die öffentlich-rechtlichen Banken und die Kreditgenossenschaften. Die Kreditbanken treten als Privatbanken, als GmbH-Banken und Aktienbanken am Markt auf. Von den öffentlich-rechtliche Banken sind die Sparkassen und Landesbanken die wichtigsten. Im Genossenschaftssektor zählen vor allem die Raiffeisen- und Volksbanken, sowie die DG Bank zu den nennenswertesten. Die derzeit stark wachsenden Direktbanken und Onlinebroker sind zum Hauptteil Tochterinstitute der genannten Bankengruppen und werden hier nicht näher erläutert. Die Unterschiede zwischen den genannten Instituten liegen im wesentlichen bei der Zusammensetzung des Eigenkapitals, der Haftung und der Geschäftsführung bzw. Vertretung.

2.4 Besondere Rolle der Eigenkapitalkosten

Die Bewertung einer Bank nach dem Shareholder Value Ansatz erfolgt nach der Equity Methode, da ,,Banken im Zinsdifferenzgeschäft tätig sind und die Fremdkapitalzinsen bereits bei der Berechnung des Zinsertrages berücksichtigt werden".[8] Der dabei verwendete Netto-Ansatz diskontiert die direkt an die Eigenkapitalgeber fließenden Free Cash Flows mit den Eigenkapitalkosten ab.[9] Für eine effektive Wertsteuerung ist die Kenntnis der Eigenkapitalkosten somit von zentraler Bedeutung.[10] ,,Die Kenntnis der Eigenkapitalkosten einer Bank ist daher für die Umsetzung des Shareholder-Value Managements auf Gesamtbankebene unabdingbar."[11] Bei der Ermittlung der Eigenkapitalkosten ist vor allem darauf zu achten, dass die von den Eignern geforderte Rendite konsequent bei der Planung und Beurteilung der erbrachten Dienstleistungen miteinbezogen wird.[12] Ansonsten kann es zu Verfälschungen und Fehlsteuerungen kommen.

Die dabei zur Verfügung stehenden Verfahren sollen im nun folgenden Kapitel erläutert werden.

3 Kapitalmarkttheoretische Modelle zur Eigenkapitalkostenermittlung

Im Mittelpunkt der kapitalmarkttheoretischen Modelle zur Ermittlung der Eigenkapitalkosten steht der Vergleich der erwarteten Rendite mit dem eingegangenen Risiko.[13] Zentrale Bedeutung hat dabei der Geld- und Kapitalmarkt, dem sich das Institut gegenübersieht.

3.1 Modellauswahl

Für die Bestimmung der Eigenkapitalkosten sind eine Reihe von Modellen in Theorie und Praxis entwickelt worden. Die verbreitesten und wichtigsten sind dabei die Dividendenrendite, das Gordon Growth Modell, das Gewinn/Kurs-Verhältnis, das Capital Asset Pricing Modell (CAPM), die Arbitrage Pricing Theory (APT), das Optionspreismodell (OPM) und die in den letzten Jahren immer bedeutenderer werdende Marktzinsmethode (MZM).[14] Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf das CAPM, welches ,,auch heute noch das wichtigste Gleichgewichtsmodell für den Kapitalmarkt"[15] darstellt, das OPM und die MZM, da diese die grundlegenden, in der Literatur und Praxis am häufigsten diskutierten Modelle sind.

3.2 Capital Asset Pricing Modell

3.2.1 Modellvorstellung

Das Capital Asset Pricing Modell beruht auf den Arbeiten von Sharpe, Lintner und Mossin.[16] Grundaussage des CAPM ist, dass die erwartete Rendite eines Wertpapiers eine Funktion seiner Kovarianz mit dem Marktportfolio ist.[17]

Das CAPM baut auf der Portfoliotheorie von Markowitz[18] auf und ist in seiner Grundform eine Einperiodenmodell. Es beruht auf folgenden Annahmen bzgl. der Anleger:

- Die Anleger sind risikoscheu und wollen ihr Vermögen am Ende der Planungsperiode maximieren
- Sie sind Preisnehmer und haben homogene Erwartungen bzgl. der erwarteten Wertpapierrenditen
- Es existiert ein risikoloses Wertpapier, zu dessen Zinssatz die Anleger unbeschränkt Geld anlegen und aufnehmen können

[...]


1 Vgl. Behm (1994), S. 1 f.; Hömann (1998), S. 1 f.

2 Vgl. Amely (1997), S. 277

3 Vgl. Höhmann (1998), S. 11

4 Vgl. Grill/Perczynski (1993), S. 188 f.; Höhmann (1998), S. 14; Schierenbeck (1987), S. 279

5 Vgl. Behm (1994), S. 65

Vgl. Hörter (1998), S. 63

7 Deutsche Bundesbank (1999), S. 48

Behm (1994), S. 101

9 Vgl. Behm (1994), S. 101; Vettiger (1996), S. 136

10 Vgl. Behm (1994), S. 102

11 Behm (1994), S. 104

Vgl. Vettiger (1996), S. 139

13 Vgl. Vettiger (1996), S. 139; Perridon/Steiner (1991), S. 21

14 Vgl. Behm (1994), S. 104 f.

15 Reichling (1995), S. 96

Vgl. Sharpe (1964), S. 425 ff.; Lintner (1965), S. 13 ff.; Mossin (1966), S. 768 ff.

17 Vgl. Copeland/Weston (1992), S. 193

18 Markowitz (1952), S. 77 ff.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Marktorientierte Konzepte zur Kalkulation von Eigenkapitalkosten in Banken - Eine vergleichende Analyse
Hochschule
Universität Augsburg  (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre)
Veranstaltung
Finanzen
Note
1,7
Autor
Jahr
2000
Seiten
25
Katalognummer
V3486
ISBN (eBook)
9783638121453
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marktorientierte, Konzepte, Kalkulation, Eigenkapitalkosten, Banken, Eine, Analyse, Finanzen
Arbeit zitieren
Jürgen Hummel (Autor:in), 2000, Marktorientierte Konzepte zur Kalkulation von Eigenkapitalkosten in Banken - Eine vergleichende Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3486

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