Religiöse Bewegung und Armut im Mittelalter


Zwischenprüfungsarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Armutssituation im Mittelalter

3. Neuansätze im 12. Jahrhundert Praktische Formen und Auswirkungen der Armenfürsorge
3.1. Theoretische Vorraussetzungen der Armenfürsorge

4. Zusammenhang zwischen Franziskus von Assisi und der und der Armutsbewegung im Mittelalter
4.1. Grundsätze für den Franziskanerorden

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit werde ich versuchen die Sichtweise der Armut zwischen Ende des 11.Jahrhunderts bis zum Beginn des 13.Jahrhunderts und die daraus resultierende Armutsbewegung zu erläutern.

Dabei werden die Ansichten Franziskus von Assisi und seine Armenfürsorge in dieser Zeit miteinbezogen.

Die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen im 12.Jahrhundert waren so groß, dass sich die Umstände unter denen die Armen im Mittelalter lebten radikal änderten. In einer Zeit in der die Gesellschaft durch die Kreuzzüge, Hungersnöte und Krankheiten ständig neu aufgerüttelt wurden, verloren viele Menschen ihren sozialen Halt. Dazu kam ein stetig wachsendes Bevölkerungswachstum, die Einführung der Geldwirtschaft, die Entwicklung des Städtewesens. Ein bisher patriarchalisches Gesellschaftsgefüge wurde nach und nach zerstört und entwickelte sich horizontal. Unter den Armen der Bevölkerung entstand eine Hoffnungslosigkeit, die neuer Lösungen und Konzepte bedurfte. Vor allem im religiösen Bereich traten Veränderungen auf, bei denen unter anderem Franziskus von Assisi wesentliche Denkanstöße gegeben hatte.

2. Armutssituation im Mittelalter

Die Gründe für die Pauperisierung (Verarmung) großer Teile der Bevölkerung des 12. Jahrhunderts waren vielfältiger Natur.

Das Bevölkerungswachstum bescherte der Gesellschaft eine relative Überbevölkerung, die von der Agrargesellschaft nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt werden konnte. Die Mönche in den Klöstern, die bisher oftmals die notwendigste Fürsorge für Hungerleidende boten, konnten diese besorgniserregende Entwicklung nur registrieren. Darüber hinaus führte eine Häufung von Naturkatastrophen (Überschwemmungen, die zur Erkrankung des Saatgetreides führten und Wurmplagen) zu einer Verteuerung des Getreides, so dass es von Armen nicht mehr gekauft werden konnte.

In dieser Zeit entstand die Geldwirtschaft und neue Handelsstädte , die menschliche Schwächen (z.B. Habgier) hervorriefen, indem mit überteuerten Preisen und damit auch mit dem Hunger der Armen spekuliert wurde. Mit der Geldwirtschaft wurden Kredite nicht mehr durch Klöster gewährt, sondern von Geldwechslern, Münzmeistern, Agenten der Grundherren, Juden und Lombarden übernommen. In Notzeiten kamen zweierlei Schwierigkeiten auf die Schuldner zu: Rückzahlung der Kredite und Preisanstieg bzw. Spekulation. Ein sozialer Abstieg konnte so schnell zum Randgruppendasein führen. Neben der Armut der Landbevölkerung also, die in das Sozialgefüge über lange Zeit integriert war, entstand auch eine anonyme Armut der städtischen Unterschicht.[1]

Bis zum Beginn der verheerenden Hungersnöte und ihren Begleitum- ständen galt die Armut als normale Komponente menschlichen Lebens, die das Sozialgefüge nicht wesentlich veränderte. Weitere Hungersnöte (1142, 1161/62,1186) bewiesen, dass praktisch jede Generation eine Hungersnot zu durchleiden hatte. Im Zuge der Hungersnöte, die im 12.Jahrhundert auftraten, entwickelte sich aber auch die Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander.

Weitere Probleme traten auf als sich die Krankheiten häuften. So hingen z. B. Brandseuchen und Lepra eng mit der Armut zusammen. Unterschiedliche Aspekte, die Armut hervorgerufen haben konnten, wie Unglück, Krankheit oder Not, wurde von der Gesellschaft als negativ bewertet. Auch wenn sich jemand aus der Armut befreien konnte und gesellschaftlich aufstieg, wurde ihm gegenüber keine Akzeptanz gewährt.

Die Verachtung, die teilweise den Armen im 12.Jahrhundert gegenüber empfunden wurde, schlug mancherorts in Hass ihrerseits um.[2] Wenn jemand materiell half, tat er es nicht nur der Hilfe wegen, sondern auch als Ablass seiner Sünden. Für den Reichen sollte es hauptsächlich nützlich sein, Arme zu unterstützen.

Theologisch gesehen wurde Armut im altem Testament als Sünde bewertet, während man im neuen Testament Armut als Zeichen der Auserwählung betrachtete.[3] Sünde der Armen konnte hingegen sein, das Neid den Reichen gegenüber und Auflehnung entstand und ihr Seelenheil beeinflusste.[4]

Gegen Ende des 11.Jahrhunderts bezog man die reinigende Kraft des Leidens mit ein und so waren es Eremiten, die den Armen diese Botschaft brachten, ihnen Mut machten und das Leid als Prüfung zum ewigen Heil ansahen.[5]

Das Eremitendasein, das auch Franziskus von Assisi zunächst wählte und Bestandteile davon in seine Ordensregeln aufnahm, sollte wie folgt aussehen: Eine karge Wohnstelle mit einem Garten, in dem er sein vegetarisches Essen pflanzen konnte. Er lebte von seiner Hände Arbeit und bewegte sich wie ein armer Mensch fort, das heißt zu Fuß oder mit einem Esel. Sein Äußeres entsprach ebenfalls dem eines ärmlichen Menschen.

Ein Teil seiner ihm selbst auferlegten Aufgaben bestand in dem Bemühen die Würde der Ausgestoßenen wieder herzustellen und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Sie waren nicht reich und mächtig, konnten aber die Sorgen und Nöte der Mehrzahl der Bevölkerung nachempfinden und so eine Nähe zu ihnen herstellen. Armut und moralische Integrität waren für einen Eremiten gleichgesetzt. Sie stellten ein Bindeglied zu armen Menschen dar. Bei der Hilfe für Arme konnten sie Glaubwürdigkeit nur erreichen, wenn sie ihre Armut teilten.

3. Neuansätze im 12. Jahrhundert

- Praktische Formen und Auswirkungen der Armenfürsorge

Herkömmliche Armenfürsorge wurde unter großen finanziellen Auf- wand von den Klöstern betrieben. Dabei bestand eine Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach Armenfürsorge und den Möglichkeiten durch die Klöster. Denn die Ausmaße der Armut, hervorgerufen durch die Veränderungen im sozialem Bereich, machte es unmöglich, aus- reichende Versorgung für die Armen der Gesellschaft zu schaffen. Bisher fand Armenfürsorge in unmittelbarer Nähe von Benediktinerklöstern statt.[6]

Im 12.Jahrhundert begannen dann aber auch Eremiten und Wanderprediger auf die Armen zuzugehen und Hilfe zu spenden. Und nicht nur bei ihnen fand eine Wandlung statt. In allen gesellschaftlichen Schichten wurde Wohltätigkeit wieder gepflegt.[7]

Zugrunde liegend der Cartular von Le Mas - d´Azil waren die Pflichten der Christen: Nächstenliebe, das Friedensgebot sowie Armen- und Krankenfürsorge.[8] Diese Forderungen wurden im Zuge der Städteentwicklung von einigen Klerikern zu aktiver Nächstenliebe und einer klösterlichen Lebensweise verbunden.[9] Dies führte zu einer neuen ernsthafteren Lebensform (mos nova) für Menschen, die den strengeren Anforderungen des Klerus nachkommen wollten.

Bei den Kanonikern bestanden Parallelen zu der Sichtweise von Franziskus von Assisi. Ihr Armutsideal schloss Barmherzigkeit, persönliche Armut und einheitliche Kleidung mit ein. Ihre Bewegung sollte traditionelle Formen der Wohltätigkeit neu entwickeln.[10] Kanonikerstifte sollten innerhalb von Städten karitativ wirken. Medizinische Hilfe wurde durch sie gefördert und zahlreiche Hospize eingerichtet.

Vor allem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts kamen Neuerungen in der Armenfürsorge zum Tragen. Aus Laieninitiativen in den Städten erwuchsen Bruderschaften. Laien wandten sich direkt an die Armen und stellten einen neuen Zweig neben Klerikern und Mönchen dar.[11] Auch wurde im Umgang mit den Armen eine persönliche Beziehung gefördert, der wohl eine tiefere Reflexion über Armut, ihren Umständen und Gründen zugrunde lag.

Der Adel engagierte sich zum Teil auch für Wohltätigkeit, so dass Stiftungen entstanden und Leprosenhäuser unterstützt wurden. Diese Entwicklung könnte man auch als Wachablösung des Mönchtums ansehen.[12]

[...]


[1] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C.H. Beck Verl. München 1984, S. 60

[2] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittealter, C. H. Beck Verl. München 1984, S. 81

[3] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C.H. Beck Verl. München 1984, S.71

[4] Ebenda

[5] Ebenda

[6] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C.H. Beck Verl., München 1984, S. 82

[7] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C.H. Beck Verl., München 1984, S. 83

[8] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C.H. Beck Verl., München 1984, S. 83

[9] Ebenda

[10] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C. H. Beck Verl., München 1984 , S 85

[11] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C. H. Beck Verl., München 1984, S. 89

[12] Vgl. Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter, C. H. Beck Verl., München 1984, S.92

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Religiöse Bewegung und Armut im Mittelalter
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1-
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V34820
ISBN (eBook)
9783638349338
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Religiöse, Bewegung, Armut, Mittelalter
Arbeit zitieren
Alexander von Fenner (Autor:in), 2002, Religiöse Bewegung und Armut im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34820

Kommentare

  • Frank Beroleit am 13.4.2016

    Keine Ahnung, wer auf diese Hausarbeit eine 1- gab....die gesamte Arbeit stützt sich auf nur ein Buch, die Sprache ist nicht sehr gut (besteht zum größten Teil nur aus Hauptsätzen). Inhaltlich gibts aber nichts zu meckern, jedoch bekomme ich für dasselbe Geld schon das Buch, welches diese Hausarbeit im Prinzip nur zusammenfasst.

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Titel: Religiöse Bewegung und Armut im Mittelalter



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