Auswirkungen von Globalisierung auf den Wirtschaftsstandort Deutschland


Hausarbeit, 2001

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Globalisierung
2.1 Was bedeutet Globalisierung?
2.2 Ursachen für Globalisierung
2.3 Folgen von Globalisierung

3. Auswirkungen von Globalisierung auf den Wirtschaftsstandort Deutschland
3.1 Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung in Deutschland
3.2 Die Lage des Wirtschaftsstandorts Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts
3.2.1 Zusammenhang von Lohn- und Lohnnebenkosten und Innovationskraft
3.2.2 Die Strukturkrise in Deutschland
3.2.3 Export und Direktinvestitionen im Ausland
3.2.4 Das Verhältnis von Standort und Sozialstaat

4. Schlußbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Göteborg, 15./16. Juni 2001: Über 20.000 Globalisierungsgegner demonstrieren gegen den dort stattfindenden EU-Gipfel und sorgen mit zahlreichen Ausschreitungen für Aufsehen auf der ganzen Welt. Doch diese Ausschreitungen sind durchaus nicht neu. Seit 1996 kam es während internationalen Wirtschaftskongressen immer wieder zu teils gewalttätigen Demonstrationen von Globalisierungsgegern. Sowohl im November 1999 während der Sitzung der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle als auch im Dezember 2000 während des EU-Gipfels in Nizza und im April 2001 während des Wirtschaftsgipfels 34 amerikanischer Staaten in Quebec demonstrierten mehrere Zehntausend, wobei einige Randalierer unter ihnen große Schäden in den einzelnen Städten anrichteten. Das Resultat in Göteborg war eine verwüstete Innenstadt und 77 Verletzte, davon auch 20 Polizisten. Es stellt sich die Frage, was diese Menschen dazu führt, teils unter Anwendung von zerstörerischer Gewalt, Wirtschaftsgipfel oder globale Kongresse verhindern zu wollen.

Globalisierungsgegner verstehen sich als Gegner des „neoliberalen Mythos“ (Emcke / Falksohn / Schlamp / Schreiber / Sontheimer 2001: Seite 127), organisieren sich teilweise über globale Medien, wie das Internet, aber selbst global. Ihr Widerstand richtet sich gegen international operierende Firmen, z.B. markenstarke Multikonzerne, wie Walmart, Nike oder Microsoft. Diese sog. global players werden von den Globalisierungsgegnern für die akute Wirtschaftsschwäche verantwortlich gemacht, wobei sich die Demonstranten auch gegen globale „Steuerungsmechanismen“ (ebenda), wie die Weltbank richten (vgl. ebenda).

Wenn bei den Ausschreitungen in Göteborg von Globalisierungsgegnern die Rede ist, drängt sich die Frage auf, was denn Globalisierung überhaupt bedeutet und warum sich so viele Menschen teilweise unter Anwendung von Gewalt dem Globalisierungsprozeß in den Weg stellen. Aufgrund der recht aktuellen Geschehnisse in Göteborg und aufgrund der in Europa kursierenden Angst vor weiteren Ausschreitungen bei einigen geplanten Wirtschaftsgipfeln, wie in Genua oder Salzburg, werde ich mich auf den folgenden Seiten dem Globalisierungsthema widmen.

Unter Punkt zwei geht es um eine begriffliche Analyse des Globalisierungsbegriffs, wobei auch auf den Kausalzusammenhang von Ursachen und Folgen von Globalisierung eingegangen werden soll. Bei den Ursachen möchte ich die Fragen behandeln, wie und wann der Globalisierungsprozeß begann, wann er aus welchen Gründen besonders starke Schübe bekam und welche Veränderungen diese Schübe bewirkten. Bei den Folgen geht es um die „transnationale Dominanz des Geldes“ (Kaufmann 1998: Seite 7), die in einem globalen Wettbewerb neue Formen angenommen hat, woraus sich erhebliche folgen für Arbeitnehmer, Gewerkschaften und nationale Regierungen ergeben.

Im Punkt drei stellt sich die Frage nach der Situation der Bundesrepublik Deutschland im globalen Wettbewerb. Der Kern, um den meine Hausarbeit aufgebaut ist, befaßt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die voranschreitende Globalisierung auf den Wirtschaftsstandort Deutschland hat. Bei der Beantwortung dieser Frage geht es mir um neue Anforderungen des Arbeitsmarkts und um die Frage, ob deutsche Unternehmer Teile ihrer Produktion wirklich nur aus Gründen der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten in andere Ländern verlagern oder ob es dafür noch andere Ursachen gibt. Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Emigration deutscher Unternehmen für den Arbeitsmarkt? Neben der damit im Zusammenhang stehenden Einkommensverteilung und Beschäftigungsentwicklung ist die Lage des Wirtschaftsstandorts Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts zu untersuchen. Dabei geht es mir als erstes um den Zusammenhang von Lohn- und Lohnnebenkosten bzw. Produktivität und der Innovationskraft. Im nächsten Schritt geht es um die Strukturkrise des Standorts Deutschland und dessen Ursachen. Drittens möchte ich einen Blick auf den deutschen Export und die deutschen Direktinvestitionen im Ausland werfen, die ein Indiz für eine eventuelle Standortschwäche darstellen. Viertens wende ich mich dem Sozialstaat zu, für dessen Finanzierung sich in einer globalisierten Welt zunehmend Schwierigkeiten ergeben.

Im Schlußteil möchte ich neben einem kurzen Resümee die Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Deutschland aufzeigen, die sich in einer globalisierten Welt bieten.

2. Globalisierung

2.1 Was bedeutet Globalisierung?

Globalisierung bedeutet „die Überwindung der Grenzen nationalstaatlicher Gesellschaften“ (Kaufmann 1998: Seite 6), wobei Globalisierung einen Prozeß beschreibt, der die Welt über telekommunikative Strukturen vernetzt und somit die Zeitunterschiede zwischen den Ländern aufhebt. Da sich Globalisierung auf unterschiedlichen Ebenen vollzieht, unterscheidet Kaufmann zwischen den Prozessen der Internationalisierung, der Globalisierung und der Transnationalisierung (vgl. ebenda).

Der Prozeß der Internationalisierung bezieht sich auf die Weltwirtschaft, in der die Importe und Exporte zwischen immer mehr Ländern und Unternehmen stattfinden. Der Anstieg der Direktinvestitionen im Ausland seit Mitte der achtziger Jahre weist auf eine steigende Mobilität des Kapitals hin und gilt in Deutschland als Indiz für den Export von Arbeitsplätzen. Eine internationale Vernetzung wirtschaftlicher Aktivitäten hat zur Folge, daß Entwicklungen in einem Land immer stärker von Entwicklungen in anderen Ländern abhängig werden. Darüber hinaus findet eine Internationalisierung der Bevölkerung statt, da aufgrund der steigenden Migration in nahe zu allen Ländern der Ausländeranteil zunimmt, was auch in starkem Maße auch auf Deutschland aufgrund seiner geographischen Lage zutrifft. Auch die Wissenschaft agiert international. Es gibt nicht mehr die amerikanische oder die deutsche Physik, sondern ein gemeines internationales Forschungsinteresse.

Der Begriff der Globalisierung bezieht sich auf ein weltweites Kommunikationsnetz, das eine Intensivierung des globalen Austauschs zur Folge hat. Die telekommunikative Vernetzung der ganzen Welt führt durch technische Fortschritte, internationale Abkommen und durch eine politische Liberalisierung zu einer drastischen Verringerung von räumlichen Distanzen, von Übertragungszeiten und bewirkt eine gewisse Aufhebung der Zeitunterschiede. Ein Beispiel hierfür ist das Internet: Dauerte die Übermittlung eines Briefes oder Telegramms z.B. von Europa nach Australien vor Jahren noch mehrere Tage, so ist es heute möglich, eine Email innerhalb von Sekunden über Distanzen von mehreren tausend Kilometern zu verschicken. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung, so daß unter Globalisierung „die weltweite Vernetzung ökonomischer Aktivitäten“ (Friedrichs 1997: Seite 3) verstanden wird, was z.B. eine weltweite Arbeitsteilung ermöglicht. Neben dem Internet ermöglichen auch die Fernseh- und Rundfunkmedien mittels der Satellitenübertragung es, Ereignisse ohne jegliche Zeitverzögerung an alle Orten der Welt zu transportieren. Weltereignisse, wie z.B. die Olympischen Spiele, konnten vor Jahren nur von den Zuschauern in den Stadien oder mit Rundfunkgeräten in unmittelbarer Nähe verfolgt werden, während es heute eine Selbstverständlichkeit ist, daß solche Veranstaltungen mittels einer weltweiten multimedialen Vernetzung fast allen Menschen zugänglich gemacht werden.

Transnationalisierung bezieht sich auf Institutionen, die multilateral organisiert sind und über den Rechtsnormen der Nationalstaaten stehen. Hierzu gehören völkerrechtliche Verträge, wie z.B. die Genfer Flüchtlingskonvention, aber auch multilaterale Bündnisse, wie die NATO oder die Europäische Union. Solche multilaterale Bündnisse und Verträge bedeuten gleichzeitig immer auch einen gewissen Verlust der Souveränität der beteiligten Nationalstaaten. Auf der anderen Seite agieren und organisieren sich Großunternehmen zunehmend global, so daß man von sog. global players spricht. Der globale Spielraum der Großunternehmen führt dazu, daß sie von nationalen Standorten immer unabhängiger werden und sich für ihre Produktion den günstigsten Standort aussuchen können. In extremen Fällen führt die dazu, daß ein global player im Land A produziert, im Land B seine Produkte verkauft und im Land C – wenn überhaupt - seine Steuern zahlt. Vor allem Banken und Versicherungen haben sich zu transnational organisierten Unternehmen gewandelt und agieren auf den internationalen Finanzmärkten weltweit (vgl. Kaufmann 1998: Seite 6).

2.2 Ursachen für Globalisierung

Die Geburtsstunde der Globalisierung war am 15. November 1975, als die erste Weltwirtschaftskonferenz in Rambouillet bei Paris stattfand (vgl. Prinz / Beck 1999: Seite 11). Seit diesem Tag hat sich das Bild der Dreiteilung der Weltwirtschaft völlig gewandelt. Die ehemaligen Zentralverwaltungswirtschaften in den sozialistischen Ländern haben sich Anfang der neunziger Jahre hin zu marktwirtschaftlichen Modellen nach westlichem Vorbild gewandt. Hinzu kommen der stetige Erweiterungsprozeß der Europäischen Union, sowie die wachsende Bedeutung der Wirtschaftsräume in Lateinamerika und in Südostasien, wo einige Länder auf dem Sprung von sog. Schwellenländern zu Industriestaaten stehen. So konnten einige Staaten, insbesondere in Osteuropa, zu den westlichen Industriestaaten teilweise aufschließen, während vor allem die Wirtschaftsräume in Lateinamerika und Südostasien versuchen, auf dem Weltmarkt gewisse Wettbewerbsvorteile zu erzielen, um allmählich zu den Industrieländern, insbesondere im Einkommensbereich, aufschließen zu können. Den Schwellenländern gelang es in den letzten beiden Dekaden, ihre Anteile am Welthandel zu verdoppeln.

In Europa gab es in den neunziger Jahren Bemühungen zur Schaffung eines Europäischen Binnenmarktes. Im Vertrag von Maastricht wurde eine politische, wirtschaftliche, und währungspolitische Integration festgelegt, die in der Einführung einer gemeinsamen Währung 1999 seinen Höhepunkt fand, wobei nicht alle EU-Mitglieder der Europäischen Währungsunion beitraten. (vgl. Ragnitz 1995: Seiten 197-200).

Die politische Liberalisierung Anfang der neunziger Jahre und die wachsende Bedeutung der Wirtschaftsräume in Südostasien und in Lateinamerika sind aber nicht die einzigen Ursachen für den Globalisierungsprozeß. Zwar bekam der Prozeß Anfang der neunziger Jahre durch den Fall des Eisernen Vorhangs einen sehr starken Schub, da sich in Osteuropa völlig neue Märkte boten, allerdings spielte neben den politischen Faktoren auch die technische Entwicklung eine sehr große Rolle. Wie bereits angedeutet, stellten die Möglichkeit der Satellitenübertragung und das Internet zwei der bedeutendsten technischen Errungenschaften dar, ohne die Globalisierung in der heutigen Form undenkbar wäre. Physischer Transport via Telefax oder heute gar ohne Papier via Intra- oder Internet erlauben es, Dienstleistungen zu verlagern und sogar Zeitunterschiede zu überwinden. Darüber hinaus ermöglicht der technische Fortschritt einen stetigen Rückgang von Transportkosten, so daß Lohngefälle zwischen Industrieländern und Ländern der Dritten Welt zu Verlagerungen der Produktion in Niedrigiglohnländer führen. Vor allem Uhren, Textilien und HiFi-geräte werden in erster Linie in Ländern im asiatischen Raum produziert, da dort Löhne und Lohnnebenkosten deutlich geringer sind, als in den meisten Industriestaaten (vgl. Friedrichs 1997: Seiten 5-6).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen von Globalisierung auf den Wirtschaftsstandort Deutschland
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V34796
ISBN (eBook)
9783638349178
Dateigröße
918 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auswirkungen, Globalisierung, Wirtschaftsstandort, Deutschland
Arbeit zitieren
Marc Philipp (Autor:in), 2001, Auswirkungen von Globalisierung auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34796

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