Die Einführung des Tonfilms


Hausarbeit, 2000

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Erste Experimente
1.1. Das Nadeltonverfahren
1.2. Das Lichttonverfahren
1.3. Wirtschaftlicher Einfluss auf technische Entwicklungen bis 1900
1.4. Übernahme der Tonfilmarbeit durch die Filmindustrie zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts

2. Realisierung des Tonfilms
2.1. Filmindustrie und Elektrokonzerne
2.2. Ökonomische Probleme der Filmwirtschaft bei der Umstellung des Stummfilms auf den Tonfilm
2.3. Wirtschaftliche Folgen
2.4. Soziale Folgen

3. Vorgeschichte zur Ästhetik im Tonfilm
3.1. Ästhetik des Tonfilms
3.2. Die internationalen Reaktionen auf den Tonfilm

Literaturverzeichnis:

0. Einleitung

In den in dieser Arbeit geschilderten Beziehungen technischer, ökonomischer und ästhetischer Aspekte, die zu der Umstellung vom Stummfilm auf den Tonfilm führten, steht der technische Teil in seiner Relevanz hinsichtlich der Verdeutlichung der Vorbedingungen für die Umstellung im Vordergrund. Dass der Ton wichtiger Bestandteil in der Filmvorführung ist, wusste man bereits zu Zeiten des Stummfilms und allein technische wie auch finanzielle Hemmnisse waren von Anfang an der Grund, weswegen der Tonfilm erst verspätet vom Publikum als Unterhaltungsform akzeptiert und von den Filmschaffenden als Kunstform und wirtschaftliches Produkt angesehen wurde.[1] Die Erkenntnis, dass auch der frühe Film niemals stumm gezeigt, sondern immer mit Tönen verbunden wurde, steht am Anfang der neueren populären Rezeptionsgeschichte von Stummfilmen. Die Arbeit soll die Anfangsbedingungen für die Einführung des Tonfilms veranschaulichen und durch die Darstellung der Umstellung vom Stummfilm auf den Tonfilm der Beschreibung eines Medienumbruches dienen, der erstmalig das völlige Verschwinden eines Mediums zur Folge hatte und formalästhetische wie auch stoffliche Einflüsse auf unser Rezeptionsverhalten bis heute prägt. Als Basisliteratur dient die Arbeit von Harald Jossé, Die Entstehung des Tonfilms: Beitrag zu einer faktenorientierten Mediengeschichtsschreibung.

1. Erste Experimente

Seit den Anfängen der kommerziellen Filmvorführung versuchten Forscher den Phonographen von Edison mit dem Kinematographen der Gebrüder Lumieres zu koppeln, um eine möglichst realistische Wirkung in der synchronen Wiedergabe von Bildern und Tönen zu erzielen. Es entstanden die Tonbilder, Nadeltonbildversuche, die darauf basierten, Phonograph oder Grammophon mit dem Kinematographen synchron ablaufen zu lassen. Keine der Anordnungen war jedoch technisch ausgereift bzw. in ihrer Konstruktionsweise an die technischen Voraussetzungen des Unterhaltungsgewerbes angepasst. Der Wandel vom Wanderkino zum festen Kino vollzog sich erst in den zehner und zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts und die Wanderaussteller standen noch in der "Tradition des mittelalterlichen Gauklerwesens"[2]. Komplizierte und aufwendige Vorführtechniken waren mit entsprechenden finanziellen Aufwendungen verbunden und die synchrone Vorführung von Bild und Ton allein dem Geschick des Operateurs überlassen, sodass die einzelnen Tonfilminitiativen bestehend aus Wissenschaftlern und Forschern größte Mühe hatten, Sponsoren für ihre Projekte zu werben. Die Vielzahl der Tonfilminitiativen und die enorme Anzahl unterschiedlicher Patente auf Synchronvorrichtungen bedeuteten ein hohes Risiko für die Investoren, zumal der Stummfilm gleichzeitig auf großes Interesse beim Publikum stieß und demzufolge auch für die Wirtschaft attraktiver war.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und nach Beendigung der Pariser Weltausstellung, auf der sich die Tonbilder als technische Attraktion präsentieren ließen, wurde das Wanderkino allmählich durch Ladenkinos in Europa und "penny arcades" und "Nickelodeons" in America verdrängt.

Das Nadeltonverfahren erlebte während dieser Zeit zahlreiche Entwicklungsstufen, die sich in erster Linie in der Art der Synchronisation von Bild und Ton voneinander unterschieden. Die Vielzahl an Nadelton-Systemen entstand durch die Kombinationen einzelner bewährter Komponenten mehrerer Forscher- bzw. Tonfilminitiativen. Dominierendes Problem in allen bisherigen Versuchsanordungen, welche seit der Entwicklung des Phonographen auch von Wissenschaftlern anderer Nationen vorgenommen wurden, bis hin zur Durchsetzung des Tonfilms Ende der zwanziger Jahre, war also die Synchronisation von Bild und Ton.

Das komplizierte an der Tonfilmumstellung war jedoch nicht nur die Technik,

"[...] sondern die Vielzahl der Akteure, die erst zusammen die Rahmenbedingungen, die Anwendungen und damit den Nutzen des neuen Mediums schafften."[3]

Technische als auch ökonomische Entwicklungen werden in den folgenden Kapitel deshalb in Abhängigkeit voneinander betrachtet, nachdem die für die Umstellung auf den Tonfilm relevanten Systeme vorgestellt wurden: Das Nadeltonbildverfahren und das Lichttonbildverfahren.

Hierbei werden beide Verfahren in stark geraffter Form kurz beschrieben und später in ihren technischen Details anhand ökonomischer und ästhetischer Gesichtspunkte ergänzt.

1.1. Das Nadeltonverfahren

Phonograph und Kinematograph, sowie deren zahlreiche Weiterentwicklungen dienten den Forschern als Basiselemente in ihren technischen Versuchsreihen.[4] Das Nadeltonfilmverfahren entwickelte sich seit seiner Erfindung durch Edisons Phonographen im Jahre 1877 bis hin zur Durchsetzung des Tonfilms, zu dem Verfahren, das erste annähernd synchrone Vorführungen von Bildern und Tönen ermöglichte. Schallschwingungen wurden durch einen mit einer Membran verbundenen Stichel auf eine weiche, als Schallträger dienende Schicht aufgetragen. Von der Aufnahme wurde ein gehärteter Druck hergestellt, der wiederum zur Reproduktion der Töne mit einem Stichel abgetastet wurde. Dieses mechanische Prinzip der Tonaufnahme wurde weltweit aufgegriffen und zu unterschiedlichen Apparaturen entwickelt, die aber das gemeinsame Problem hatten, dass eine hundertprozentige Synchronisation von Bild und Ton oft nur unbefriedigend gelang. Synchronvorrichtungen zur Verbindung der Aufnahme- und Wiedergabeapparate von Bildern und Tönen waren Forschungsschwerpunkt der einzelnen Erfindergruppen. Mit neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Elektrotechnik schufen in den USA die Techniker der beiden Firmen Western Electric Co. und Bell Telephone Co. mit dem Vitaphon genannten Nadeltonfilmsystem die Grundlage für die allgemeine Durchsetzung des Tonfilms in den zwanziger Jahren.

[...]


[1] Vgl. James Monaco, Film verstehen, S. 122

[2] Harald Jossé, Die Entstehung des Tonfilms, S. 30.

[3] Wolfgang Mühl-Benninghaus, Das Ringen um den Tonfilm, S. 43.

[4] Auf dem Gebiet des Nadeltonfilms vollzog sich eine vierstufige Entwicklung in den Kombinationen des Phonographen mit optischen Einheiten von der Einzelphotographie (Scientific American 1877) über Reihenbilder (Donisthorpe 1887, Muybridge 1888) und Mikrophotographien auf einer Zylinderwalze (Edison 1887, Dickson 1889), bis zu dem auf Leinwand projizierten Film (Friese-Green 1889).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Einführung des Tonfilms
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Theater- und Filmwissenschaften)
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
18
Katalognummer
V3467
ISBN (eBook)
9783638121323
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einführung, Tonfilms
Arbeit zitieren
Stefan Thiel (Autor:in), 2000, Die Einführung des Tonfilms, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3467

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