Farbsinnstörung beim Menschen

Symptome, Diagnosemöglichkeiten, Ursachen, Häufigkeit und Behandlungsmöglichkeiten


Facharbeit (Schule), 2016

23 Seiten, Note: 14


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung: Zitat von John Dalton

2 Farbsinnstörungen beim Menschen
2.1 Grundlagen zur menschlichen Farbwahrnehmung
2.2 Symptome von Farbsinnstörungen
2.3 Diagnose
2.3.1 Ishihara-Farbtafel
2.3.2 Farnsworth-Test
2.3.3 Anomaloskop
2.4 Arten von Dyschromatopsien
2.4.1 Anomale Trichromasie
2.4.2 Dichromasie
2.4.3 Monochromasie
2.5 Ursachen von Farbsinnstörungen
2.6 Häufigkeiten von Dyschromatopsien
2.7 Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten
2.8 Einschränkungen für Patienten mit Farbsinnstörungen
2.8.1 Probleme im Alltag
2.8.2 Einschränkungen bei der Berufswahl
2.8.3 Einschränkungen im Sport
2.9 Auswertung der Interviews

3 Schluss: Zukunftsperspektiven in der Behandlung von Farbsinnstörungen

Literaturverzeichnis18 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Anhang: Vollständiges Interview mit Herrn Dr. Riedel

Vollständiges Interview mit einem Patienten (anonymisiert)

1 Einleitung: Zitat von John Dalton

„It has been observed, that our ideas of colors, sounds, tastes, &c. excited by the same object may be very different in themselves, without our being aware of it; and that we may nevertheless converse intelligibly concerning such objects, as if we were certain the impressions made by them on our minds were exactly similar.“1 (Ü bersetzung: Es wurde inzwischen beobachtet, dass unsere Eindr ü cke von Farben, T ö nen, Geschm ä ckern etc. von dem selben Objekt an sich sehr unterschiedlich sein k ö nnen, ohne dass es uns be- wusst ist; und dass wir trotzdem in verst ä ndlicher Weise ü ber solche Dinge sprechen k ö nnen, als ob wir uns sicher w ä ren, dass unsere Eindr ü cke dar ü ber ganz ä hnlich sind.)2 Mit diesem Satz von John Dalton3 aus dem Jahr 1794 beginnt einer der ersten Versuche in der Geschichte des Menschen die Unterschiede in der Farbwahrnehmung zu erforschen. Es hat lange Zeit gedauert bis der Mensch verstanden hat, dass nicht jedes Individuum dieselbe Wahrnehmung empfindet.

Die Seminararbeit mit dem Thema „Farbsinnstörungen beim Menschen“ setzt sich mit den nach heutigem Forschungsstand bekannten Informationen über die verschiedenen Arten der Krankheit auseinander und beschäftigt sich ebenfalls gründlich mit den Einschränkungen für Patienten mit Farbsinnstörungen.

2 Farbsinnstörungen beim Menschen

Aufgrund der Komplexität des menschlichen Auges gibt es eine Vielzahl an Arten von Farbsinnstörungen. Im Folgenden werden zunächst die Grundlagen zur menschlichen Farbwahrnehmung erklärt und anschließend die wichtigsten Krankheiten detailliert er- läutert.

2.1 Grundlagen zur menschlichen Farbwahrnehmung

Bei dem Eintritt von Licht in das menschliche Auge wird dieses zunächst mehrfach ge- brochen und fällt anschließend auf die Retina (Netzhaut). Die Retina besteht aus zwei verschiedenen Arten von Photorezeptoren und einem Nervengeflecht. Die Rezeptoren werden in Zapfen und Stäbchen unterteilt.4 Für das Farbensehen sind die 5 - 7 Millionen Zapfen zuständig, die hauptsächlich in der Fovea Centralis 5 konzentriert sind. Die Zapfen lassen sich nach den jeweiligen Wellenlängen, welche sie absorbieren, in drei verschiedene Arten gliedern, weshalb das menschliche Farbensehen auch Trichromasie bzw. trichromatische Farbempfindung genannt wird. L-Zapfen sind für lange Wellenlän- gen empfindlich und absorbieren somit rotes Licht. M-Zapfen besitzen hohe Empfind- lichkeit für mittlere Wellenlängen und absorbieren deshalb grünes Licht. Die sensibelsten Rezeptoren sind schließlich die S-Zapfen, welche für kurze Wellenlängen zuständig sind und blaues Licht absorbieren. Aufgrund der Überlappungen bei den jeweiligen Absorp- tionsspektren ist es für den Menschen möglich, unzählig viele verschiedene Farben erkennen zu können (siehe Abb. 1).6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Schematische Darstellung der Absorptionsspektren (Absorptionsmaxima: S-Zapfen: 445nm; M-Zapfen: 540nm; L-Zapfen: 570nm;)

Das optische Signal wird nach einer Vorverarbeitung und komplexer Verschaltung in der Retina zu einem elektrischen Impuls umgewandelt und über den Sehnerv an das visuelle Zentrum im Großhirn weitergeleitet. Die verschiedenen Reize der Rezeptoren werden dann zusammen im Gehirn verarbeitetet und ergeben schließlich ein farbiges Bild.7

2.2 Symptome von Farbsinnstörungen

Farbsinnstörungen äußern sich bei den Patienten grundsätzlich „als herabgesetzte Empfindlichkeit für bestimmte Farben […] oder, seltener, als komplette Nicht- wahrnehmung einzelner Farben.“8 Dies führt dazu, dass die Unterscheidung von ver- schiedenen Farben nur schwer bis gar nicht möglich ist. Zudem hängt die Farb- wahrnehmung stark von den Lichtverhältnissen der Umgebung ab. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist eine Farbunterscheidung schwieriger als bei hellem Licht.9 Es kann im alltäglichen Leben schnell zu Problemen führen, welche in Kapitel 2.8 näher erläutert werden. Da Farbsinnstörungen meistens angeboren sind, kann es passieren, dass dem Patienten erst im jugendlichen oder späteren Alter seine Krankheit bewusst wird.10 Vor allem bei leichter Ausprägung liegt das daran, dass „[…] die eigene ‚verfälschte‘ Farb- wahrnehmung als die ‚Richtige‘ gehalten wird“.11 So schrieb bereits 1777 Joseph Hud- dart12 in einem Brief von einem Jungen, welcher beim Kirschen pflücken die Kirschen nur von den Blättern durch die unterschiedlichen Formen und Größen unterscheiden konnte, während „andre Kinder [dies] durch einen angeblichen Farben-Unterschied zu erkennen vermochten.“13

2.3 Diagnose

„Die eingehende Untersuchung des Farbensehens dient nicht nur der Auffindung von Farbsinnstörungen, sondern auch deren Klassifizierung nach Schweregrad und Typ.“14 Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten den Farbsinn zu testen. Im Folgenden werden deshalb nur die Gebräuchlichsten beschrieben.

2.3.1 Ishihara-Farbtafel

Im Jahr 1917 entwickelte der japanische Ophthalmologe Shinobu Ishihara einen nach ihm benannten Farbsehtest, der bis heute zu einem der zuverlässigsten Mitteln gehört, um Farbsinnstörungen festzustellen.15 Der Test wird mit Hilfe von Farbtafeln durchge-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Ishihara-Farbtafel 11 (gesundes Auge erkennt hier die Zahl 6)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Ishihara-Farbtafel 23 (gesundes Auge erkennt hier die Zahl 42)

führt, welche aus kleinen farbigen Punkten bestehen und meist eine Zahl oder einen Buchstaben zeigen (siehe Abb. 2 und 3). Ein Test besteht aus mehreren sogenannten pseudoisochromatischen Tafeln. Anhand der Tafeln, welche falsch oder gar nicht benannt wurden, können Anzeichen für die Art und Ausprägung der Farbsinnstörung erkannt werden, „jedoch ist eine sichere Einstufung nicht möglich“.16

2.3.2 Farnsworth-Test

Der Farnsworth-Test - auch „Farbfleck-Legetest“17 genannt - ist ebenfalls eine zuverläs- sige Methode, um Farbsinnstörungen zu diagnostizieren. Ziel des Tests ist es ver- schiedene Farbplättchen so zu sortieren, dass jeweils der ähnlichste Farbton an den vorherigen gereiht wird (siehe Abb. 4). Auf der Rückseite der Plättchen befinden sich Zahlen, welche anschließend auf einer Vorlage dementsprechend verbunden werden. Anhand des entstandenen Musters kann dann die Art der Farbsinnstörung abgelesen werden (siehe Abb. 5 und 6, Seite 7). Die zwei gebräuchlichsten Varianten sind der „Panel-D-15-Test“, welcher mit einem blauen Farbton startet und mit 15 Plättchen ausgeführt wird, und der etwas umfangreichere „Farnsworth-Munsell-100- Hue-Test“, welcher aus 85 Plättchen 18 19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Schachtel mit Farbplättchen für besteht.

Farnsworth-Test (bereits richtig angeordnet)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Schema bei Auswertung des Test bei einem Normalsichtigen. Farbige Pfeile zeigen die Winkel, die bei Patienten mit der jeweiligen Farbsinnstörung entstehen. 2.3.3 Anomaloskop

Abb. 6: Schema bei Auswertung des Test bei einem Patienten mit Protanopie.

(erkennbar anhand der Winkel)

Das Anomaloskop ist ein „Spektralfarbenmischapparat“20, welcher häufig für Gutachten über den Farbsinn - z.B. bei einer Tauglichkeitsprüfung eines Piloten - eingesetzt wird. Bei dem Blick in ein Anomaloskop (siehe Abb. 7) sieht man einen Kreis, welcher horizon- tal geteilt ist. Die untere Hälfte ist natriumgelb und kann in der Helligkeit verstellt werden. Die oberer Hälfte besteht aus einer Mischung aus rot und grün. Bei einer Untersuchung soll die Testperson mithilfe von Mischschrauben denselben Farbton erreichen, welchen die untere Hälfte fest eingestellt hat. Anhand des verwendeten Mischverhältnisses kann dann ein Anomaliequotient (AQ) errechnet werden, welcher eine Aussage über die Art und Ausprä- gung der Farbsinnstörung gibt. Jedoch kann mit diesem Gerät keine Tritanopie bzw. Tritano- malie21 erkannt werden.22 23

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Anomaloskop mit Mis- chschrauben, welche vom Patienten benutzt werden (rot eingekreist)

2.4 Arten von Dyschromatopsien (Farbsinnstörungen)

Die trichromatischen Farbempfindung24 des Menschen ermöglicht eine Vielzahl an Farb- sinnstörungen. Man unterscheidet zwischen Anomaler Trichromasie, Dichromasie und Monochromasie (siehe Abb. 8). Im folgenden Abschnitt werden sämtliche Dyschro- matopsien, welche nach heutigem Forschungsstand entdeckt sind, grundlegend er- läutert. 25 26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: schematische Darstellung der unterschiedlichen Farbsinnstörungen

2.4.1 Anomale Trichromasie

Bei einer anomalen Trichromasie handelt es sich um eine Farbsehschwäche, welche sich in Deuteranomalie (Grünschwäche), Protanomalie (Rotschwäche) und Tritanomalie (Blauschwäche) gliedert. Dies sind die einzigen Farbsinnstörungen, welche sowohl angeboren, als auch erworben werden können. Bei dieser Krankheit sind die Absorp- tionsmaxima der jeweiligen Zapfen verschoben, so dass sich die Differenz zu dem nächstliegenden Absorptionsmaxima verkleinert (siehe Abb. 9, Seite 9). Somit kann eine anomale Trichromasie sowohl sehr schwach und kaum bemerkbar, als auch stark bis nahezu einer Dichromasie 27 ausgeprägt sein. 28 29

[...]


1 Nicholson, George: „Memoirs of the Literary and Philosophical Society of Manchester“ (Band 5, 1798) S. 28

2 Übersetzung durch Autor

3 Dalton, John: englischer Naturforscher und Lehrer, 1766 - 1844

4 Vgl. Priese, Lutz: Computer Vision. Einf ü hrung in die Verarbeitung und Analyse digitaler Bilder. Koblenz, 2015. S.21

5 Fovea Centralis: Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut Vgl. Hasche, Eberhard / Ingwer, Patrick: Game of Colors: Moderne Bewegtbildproduktion.

6 Berlin,2016. S. 2f.

7 Vgl. Wagner, Patrick: Farbwahrnehmung, in: http://www.filmscanner.info/Farbwahrnehmung.html aufgerufen am 23.08.2016

8 Lang, Gerhard K.: Augenheilkunde. 4.Auflage. Stuttgart, 2008. S. 306

9 Vgl. Frey, René Georg: Auge und Verkehr. Stuttgart, 1977. S. 26

10 siehe Kapitel 2.5 Ursachen von Farbsinnst ö rungen

11 Interview mit Herr Dr. Riedel, Frage 8

12 Huddart, Joseph: gelehrter, englischer Schiffskapitän, 1741 - 1816

13 Hirschberg, Julius: Geschichte der Augenheilkunde, Band 6. Hildesheim, 1977. S. 33f.

14 Dietze, Holger: Die optometrische Untersuchung. 2.Auflage. Stuttgart, 2015. S. 50

15 Vgl. Krämer, Günther: Kleines Lexikon der Epilepotologie. Stuttgart, 2005. S.148

16 Vgl. Dietze, (wie Anm. 14) S. 53

17 Lachenmayr, Bernhard: Auge - Brille - Refraktion. 4. Auflage. Stuttgart, 2006. S. 185

18 Vgl. Lachenmayr, (wie Anm. 17) S. 185

19 Vgl. Burk, Annelie: Checkliste Augenheilkunde. 5.Auflage. Stuttgart, 2014. S. 63

20 Burk, (wie Anm. 19) S. 65

21 Tritanopie bzw. Tritanomalie: siehe Kapitel 2.4 Arten von Dyschromatopsien

22 Vgl. Lang, (wie Anm. 8) S. 307

23 Vgl. Burk, (wie Anm. 19) S. 65f.

24 trichromatische Farbempfindung: siehe Kapitel 2.1 menschliche Farbwahrnehmung

25 Vgl. Kampik, Anselm /Grehn, Franz: Augen ä rztliche Differenzialdiagnose. 2. Auflage. Stuttgart, 2008. S. 25f.

26 Vgl. Dietze (wie Anm. 14) S. 51f.

27 Dichromasie: siehe Kapitel 2.4.2 Dichromasie

28 Vgl. Dietze (wie Anm. 14) S. 52

29 Vgl. Wissinger, Bernd/Kohl, Susanne: Genetische Ursachen der Farbenblindheit, in: http:// www.biospektrum.de/blatt/d_bs_pdf&_id=934459, aufgerufen am 25.08.2016

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Farbsinnstörung beim Menschen
Untertitel
Symptome, Diagnosemöglichkeiten, Ursachen, Häufigkeit und Behandlungsmöglichkeiten
Note
14
Autor
Jahr
2016
Seiten
23
Katalognummer
V345469
ISBN (eBook)
9783668362147
ISBN (Buch)
9783668362154
Dateigröße
6580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Biologie, Farbensehen, Auge, Farbsinnstörung, Farbsinnstörungen, Dyschromatopsie, Dyschromatopsien, Anomale, Trichromasie, Sehen, Farben, Farbsehschwäche, Sehstörung, Augenkrankheit, genetisch, Genetik, Mensch, Krankheit, Ishihara, Farbtafel, Anomaloskop, Farnsworth, Probleme im ALLTAG, Zapfen, Absorptionsspektrum, Licht, Apsortionsmaxima, Retina, x-chromosom, Dichromasie, Monochromasie, Tri, Tritanomalie, Tritanopie, Deuteranomalie, Deuteranopie, Protanomalie, Protanopie, Farbenblindheit
Arbeit zitieren
Noah Brauneis (Autor:in), 2016, Farbsinnstörung beim Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345469

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