Armut in den USA. Wie reagiert die amerikanische Politik auf Armut und erweisen sich diese Mittel als geeignet?


Hausarbeit, 2015

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Armut in den Vereinigten Staaten von Amerika
2.1. Messung von Armut
2.2. Armutsquoten

3. Bekämpfung von Armut

4. Welfare in der Gegenwart

5. Disparitäten innerhalb des Landes

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Spricht man über die Vereinigten Staaten von Amerika kommen schnell viele Leitgedanken und Erinnerungen von Bildern aus den Medien zum Vorschein. Man redet über die starken USA, die wie kein anderer Staat als Grundpfeiler für die westlichen demokratischen Werte stehen. Man denkt an eine starke Bevölkerung, die den amerikanischen Traum leben und sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten können. Mit den USA verbindet man die glitzernden Metropolen New York, Chicago oder Los Angeles mit ihren unverwechselbaren Skylines, die als äußerlicher Indikator für die Zurschaustellung des Reichtums des Landes dienen. Ein Land, das wie kein zweites kulturellen Einfluss auf die Welt ausübt. Sei es durch die verschiedensten Musikrichtungen, TV-Serien oder die Filme aus Hollywood die global exportiert werden und enormen Umsatz generieren. Und in diesem Land soll es Armut geben? Wenn man genauer hinter die Fassade schaut, erkennt man die andere Seite der USA. Die Seite, über die Medien und Politiker ungern berichten, um den Freiheitsgedanken und Traum vom reich werden aufrechtzuerhalten. Wir reden über einen Staat, der mit einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von 16,8 Billionen US-Dollar und einem BIP pro Kopf von 52.000 US-Dollar (WORLD BANK 2013) in der Lage ist ca. 45 Millionen arme Menschen zu generieren, mit dem Trend, dass es in den nächsten Jahren noch mehr werden. Im Lehrbuch für Volkswirtschaftslehre von Samuelsen und Nordhaus wird Armut als Zustand, in dem Menschen ein unzureichendes Einkommen beziehen, definiert (SAMUELSON UND NORDHAUS 1998, S. 427) und auch N. Gregory Mankiw beschreibt in seinem Standardwerk Armut als Stromgröße, also als Einkommensarmut (MANKIW 2004, S. 250). Doch wie geht ein Staat, in dem das Bestreben nach freier Marktwirtschaft extrem hoch ist, mit Armut um? In folgender Arbeit soll als Leitfrage erarbeitet werden, wie die amerikanische Politik auf Armut reagiert, diese zu bekämpfen versucht und ob diese Mittel sich als geeignet erweisen. Hierfür wird zuerst definiert, wie in den USA Armut gemessen wird und wer somit als arm gilt. Dazu werden verschiedene Armutsgruppen und die räumliche Verteilung von Armut untersucht, bevor auf die politische Bekämpfung von Armut eingegangen wird. Hier sollen zwei unterschiedliche Ansätze, die einer demokratischen und einer republikanischen Regierung erläutert werden, um diese Grundlagen auf die heute wichtigen Programmen zu übertragen. Im Anschluss sollen Fallbeispiele aus unterschiedlichen Bereichen der USA (rustbelt und sunbelt sowie Washington D.C.) die Disparitäten zwischen arm und reich besser verdeutlichen, um am Ende im Fazit die Teile kurz zusammenzufassen, zu bewerten sowie um einen Ausblick auf die zukünftige Forschungsthemen zu geben.

2. Armut in den Vereinigten Staaten von Amerika

Die Armut der USA wird jedes Jahr durch das Bureau of Census gemessen und ein dazugehöriger Einkommens- und Armutsbericht erstellt und veröffentlicht. Im folgendem wird auf diese amtlichen Daten zurückgegriffen, um Armut zu definieren und ein Bild darüber aufzubauen, wie die Armutslage in dem Land aussieht.

2.1. Messung von Armut

Um Armut überhaupt messen zu können, ist es notwendig, dass man im Vorwege festlegt ab wann man als arm gilt. Es sind also Schwellenwerte aufzustellen, die als Grenzwerte für arm und nicht arm dienen sollen.

Vor und während des Zweiten Weltkriegs war die Messung von Armut von eher geringer Bedeutung. Abgesehen von der Weltwirtschaftskrise 1929 und die Einführung des New Deal- Programmes unter Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933 (GRELL UND LAMMERT 2013, S. 85), begann das Interesse an Armutszahlen erst in den 1950er Jahren. Ab 1963 kam es dabei zu einer grundlegenden Entwicklung bei der Messung von Armut. Die Analystin des Landwirtschaftsministeriums Mollie Orshansky fand in Studien heraus, dass ein durchschnittlicher amerikanischer Haushalt etwa ein Drittel des Nettoeinkommens für Lebensmittel ausgibt. Daraus entwickelte sie einen Warenkorb mit Konsumprodukten, der die grundlegenden Produkte aus den Kategorien Lebensmittel, Wohnen, Transport, Kleidung und Gesundheit beinhaltet haben. Aus diesem Warenkorb, stellte Orshansky Einkommens-Schwellenwerte auf, die definierten wieviel Nettoeinkommen nötig ist, um nicht als arm zu gelten (RAINWATER 1992, S. 197). Diese Orshansky-Methode findet in ihren Grundzügen bis heute bei der Armutsmessung in den Vereinigten Staaten ihre Anwendung.

Allerdings gab es über die Jahre auch einige Anpassungen an der Methodik. Ab 1969 wurden die Grenzwerte jährlich an den Verbraucher-Preis-Index (CPI) angepasst, um auf die Inflation zu reagieren. Auch gab es Änderungen in der Messung von Einkommen. Zwar wurde weiterhin das gesamte Nettoeinkommen eines Haushalts gemessen, aber einige Ausnahmen zu dieser Messung hinzugefügt. So werden nicht monetäre Staatshilfen wie Lebensmittelmarken oder Krankenversorgung, wie auch Gewinne und Verluste aus Kapitalgeschäften nicht in die Messung inkludiert. Außerdem spielen Personen im Alter von unter 15 Jahren sowie Menschen ohne konventionelle Behausungen, wie Obdachlose, Soldaten in den Kasernen, Bewohner von Studentenwohnheimen und Gefangene in der Aufstellung der Schwellenwerte keine Rolle (BISHAW und FONTENOT 2014, S. 3).

Aus dieser Grundlage stellt das US Bureau auf Census in ihren jährlichen Berichten eine Tabelle zur Verfügung, aus der die kritischen Einkommen für jede spezifische Größe von Haushalten entnommen werden können. Für 2013 setzte man so zum Beispiel die Armutsgrenze einer alleinlebenden Person von unter 65 Jahren auf ein Jahres-Nettoeinkommen von 12.119 USDollar. Bei einer alleinerziehenden Person mit einem Kind unter 18 Jahren wären es 16.057 USDollar, während ein Elternpaar mit einem Kind unter 18 Jahren bei unter 18.751 US-Dollar an Einkommen als arm gilt (U.S. CENSUS BUREAU 2014, S. 43).

2.2. Armutsquoten

Folgender Abschnitt soll sich mit der Entwicklung der Armut und den aktuellen Armutszahlen beschäftigen. Das Augenmerkt wird hierbei auf den historischen Verlauf, sowie den Unterschieden zwischen den Ethnien und der räumlichen Verteilung von Armut gelegt.

Schaut man sich den Verlauf der Armutsquote seit Beginn der Messung im Jahr 1959 bis heute an, stellt man einige Schwankungen der Armutszahlen fest. Für die 1960er ist so ein sehr starkes Absinken der Quote von 22,4 % (1959) auf 12,1 % (1969) zu beobachten. Die Anzahl der von Armut betroffenen Personen hat sich also fast halbiert. Dieser positive Trend setzt sich bis an die Anfänge der 1980er Jahre fort, wo die Armutsquote wieder rasch auf bis zu 15,2 % im Jahr 1983 anstieg. Es folgte eine Stabilisierung des Wertes, bis die Clinton-Administration eine Senkung der Armutsquote von 15,1 % (1993) auf 11,3 % (2000) verzeichnen konnte und die Bush-Regierung ihren Platz im Weißen Haus einnahm. In den nächsten Jahren kam es zu einem leichten Anstieg der Quote und schließlich nach Beginn der Subprime-Krise ab 2007 zu einem raschen Anstieg auf 15,1% im Jahr 2010 (U.S. CENSUS BUREAU 2014, S. 44).

Der aktuellste Einkommens- und Armutsbericht für das Jahr 2013 gibt eine amtliche bundesweite Armutsquote von 14,5 % aus. Somit liegen im Moment die Einkommen von ca. 45,3 Millionen Einwohnern der USA unterhalb der aufgestellten Armutsgrenzen (U.S. CENSUS BUREAU 2014, S. 13). Schaut man sich bestimmte Teilgruppen der amerikanischen Gesellschaft an, werden Problembereiche der fortschreitenden Armut offengelegt. So sind Personen, die in einer Familie mit Ehepartner und eventuellen Kindern leben nur zu 12,4 % von Armut betroffen, während Einwohner in sogenannten „unrelated subfamilies“, also Beziehungsverhältnissen ohne Ehe oder Alleinerziehende zu 43 % von Armut betroffen und die Quote bei Kindern in dieser Kategorie gar bei 47,7 % liegt. Auch Single-Haushalte weisen mit 23,3 % Armutsquote einen wesentlich höheren Wert auf, als der Durchschnitt. Es spricht also vieles dafür, dass es als Einzelperson oder Alleinerziehendes Elternteil diffiziler ist die Menge an Einkommen zu generieren, um nicht offiziell als arm zu gelten. Vor allem für alleinerziehende Mütter ist die Gefahr relativ groß in die Armut abzugleiten. Ein Phänomen welches in den USA bereits seit Beginn der Messungen im Jahre 1959 erfasst wurde (U.S. CENSUS BUREAU 2014, S. 44). Damals lag die Armutsquote dieser Gruppe bei 49,4 % und ist bis ins Jahr 2013 nur auf 33,2 % abgesunken.

Große Unterschiede findet man auch in den Armutsquoten der Ethnien. Das Büro des amerikanischen Zensus unterscheidet in dieser Kategorie zwischen Weiß, Schwarz, Hispanic und Asiatisch (U.S. CENSUS BUREAU 2014, S. 5). Am wenigsten von Armut betroffen ist die Gruppe der Asiaten. Hier liegt die Armutsquote im Jahr 2013 bei nur 10,5 %, was mit dem hohen Medianeinkommen dieser Gruppe von 67.065 US-Dollar zu erklären wäre. Dicht folgend liegt die weiße Bevölkerung mit 12,3 % von Armut betroffener Personen. Danach gibt es einen großen Sprung zu den anderen beiden erfassten Bevölkerungsgruppen. Hispanics mit 23,5 % und Personen mit schwarzer Hautfarbe mit 27,2 % sind essentiell mehr von Armut betroffen. Dieses zeigt sich auch am durchschnittlichen Medianeinkommen der Haushalte, wo das Einkommen der schwarzen Einwohner mit 34.598 US-Dollar etwa halb so hoch ist, wie das der Asiaten und auch im Vergleich zur weißen Bevölkerung (58.270 US-Dollar) als sehr niedrig zu bewerten ist. Dieses Verhältnis ist bereits seit den Anfängen der Messungen von Armutszahlen zu beobachten. Während sich die Quoten der weißen Einwohner immer zwischen 10 % und 14 % bewegten, bewegten sich bei den Hispanischen und schwarzen Personen die Zahlen in Bereichen von 24 % bis 35 %. Auch wenn sich in den 1990er Jahren eine sehr positive Entwicklung dieser Gruppen abzeichnete sind in den letzten 10 Jahren wieder stark steigende Armutszahlen zu verzeichnen.

Armut in den USA lässt sich auch räumlich gut untersuchen. Der Zensus misst in den Statusberichten nicht nur die Gesamtzahlen, sondern auch wie die Lage in den jeweiligen Bundesstaaten aussieht. Beim Betrachten dieser Bundesstaaten wird vor allem deutlich, dass es große Unterschiede gibt. Es gibt Bundesstaaten wie Maryland, Wyoming oder North Dakota, die unter dem US-Durchschnitt liegen sowie Staaten wie Mississippi, Louisiana oder New Mexico, die weit über dem Durchschnitt liegen. Im Falle Mississippi wären es mit 24,0 % Armutsquote für 2013 fast 10% mehr als im Gesamtdurchschnitt (BISHAW UND FONTENOT 2014, S. 4). Insgesamt lässt sich aus diesen Daten erschließen, dass Armut zwar ein Problem in ganz Amerika ist, aber die Konzentration der selbigen in den Südstaaten extrem hoch ist. Fasst man die Anzahl der von Armut betroffenen Personen aus dem Bericht des Zensus zusammen ergibt sich die Aufteilung, dass 41,6 % der armen Bevölkerung in den Südstaaten lebt.

3. Bekämpfung von Armut

Armut ist nach wie vor ein schwieriges Thema in den USA. Man sieht die Zahlen und die Bekämpfung der Armut ist immer wieder ein politisches Streitthema in Wahlkämpfen. Zum einen gibt es die Gruppe, die sich für mehr Staatshilfen ausspricht und Reformen anschieben möchte und zum anderen die Gruppierung, die an den amerikanischen Traum glaubt, wo der Freiheitsgedanke über allem steht und Befürworter von Staatseingriffen schnell als sozialistisch oder gar kommunistisch beschimpft werden. Im Folgenden soll untersucht werden, wie der Akteur Politik die Armut zu bekämpfen versucht. Dafür wurden zwei unterschiedliche Ansätze der beiden Parteien betrachtet, die in der Vergangenheit den Kampf gegen Armut wesentlich geprägt haben.

Spricht man von Bekämpfung von Armut und die Gewährung von Wohlfahrt, sollte man untersuchen mit welchem Grundverständnis Maßnahmen beschlossen und durchgesetzt werden. Reformen von Sozialpolitik werden beispielsweise in Deutschland oder Dänemark anders betrachtet als in den angelsächsischen Ländern USA und Großbritannien. Britta Grell und Christian Lammert unterscheiden hierbei zwischen drei unterschiedlichen Wohlfahrtsregimen (GRELL UND LAMMERT 2013, S. 21). Während man in Skandinavien das sozialdemokratische Wohlfahrtsregime mit höheren Umverteilungstendenzen vorherrscht, spricht man in Deutschland vom konservativen Wohlfahrtsregime, was mit einer Gewährung von sozialer Sicherheit und der Erhaltung von sozialer Statusunterschiede einhergeht. Die USA wird dem liberalen Wohlfahrtsregime zugeordnet, welches auf dem Grundsatz der liberalen Ethik beruht. Dadurch gibt es einen hohen Anteil von bedürftigkeitsgeprüften Leistungen und nur wenige universelle Leistungen und Versicherungen. Innerhalb dieses Regimes hat der Staat nicht die Aufgabe den Einzelnen mit Leistungen zu fördern, sondern den Markt zu stärken, damit dieser für höhere Löhne und Arbeitsplätze sorgt.

Auf politischer Ebene gab es bereits nach der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren eine große Sozialreform. Unter Franklin D. Roosevelt wurde der „New Deal“ verabschiedet, der die Armut innerhalb des Landes bekämpfen sollte. So sollte durch Investitionen des Staates der Bau von Infrastruktur gefördert und die hohe Anzahl von Arbeitslosen verkleinert werden. Ein ähnlich großes Programm wollte der 36. Präsident der USA, Lyndon B. Johnson in den 1960er Jahren durchsetzen. Unter dem Namen „Great Society“ sollten Bürgerrechte und die Gleichberechtigung gestärkt werden. Ein Teil dieses Programmes war der „War on Poverty“. Johnsons Ziel war es, mit diesem Krieg den „totalen Sieg“ über die Armut zu erringen (GEBHARDT 1998, S. 101). Die Grundlegenden Neuerungen waren, die Aufweichung von Beschränkungen, um Leistungen aus dem AFDC zu erhalten (Aid to Families with Dependent Children). Diese Art der Sozialhilfe wurde eigentlich 1935 im Zuge des „New Deal“ eingeführt und sollte Müttern helfen, die ihre Kinder alleine erziehen mussten. Seit dem „War on Poverty“ konnten nun auch andere Gruppen aus diesem Programm Hilfe beziehen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllten. Desweitern kam es

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Details

Titel
Armut in den USA. Wie reagiert die amerikanische Politik auf Armut und erweisen sich diese Mittel als geeignet?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar Stadt- und Regionalmanagement
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V344913
ISBN (eBook)
9783668346086
ISBN (Buch)
9783668346093
Dateigröße
622 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
armut, politik, mittel
Arbeit zitieren
Benjamin Kahle (Autor:in), 2015, Armut in den USA. Wie reagiert die amerikanische Politik auf Armut und erweisen sich diese Mittel als geeignet?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344913

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