Fernsehen als Massenmedium in Deutschland und Frankreich


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtliche Hintergründe
2.1. Entwicklung des Fernsehens: 1883 – 1953
2.2. Fernsehen als Massenmedium: 1954 – 2004

3. Massenkommunikation und Massenmedien
3.1. Masse
3.2. Massenkommunikation
3.3. Massenmedien

4. Massenkommunikationsprozesse und ihre Wirkungsweisen

5. Sprache im Fernsehen am Beispiel der Nachrichten

6. Nachrichtenformate in Deutschland und Frankreich

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Im Verlauf dieser Hausarbeit zum Thema „Fernsehen als Massenmedium in Deutschland und Frankreich“ versuche ich auf die vier Eckpfeiler unseres Seminars - Sprache, Kommunikation, Medien und Geschichte - einzugehen. Beginnen möchte ich mit der technischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung dieses Mediums, um den Punkt Geschichte abzudecken. Ich habe bewusst nicht die zeitlichen Einteilungen übernommen, die Knut Hickethier in seinem Aufsatz „Phasenbildung in der Fernsehgeschichte. Ein Diskussionsvorschlag“[1] anbringt. In Anbetracht der Analyse des Fernsehens als Massenmedium erscheint mir beispielsweise das Konkurrenzphasenmodell nicht übertragbar. Deshalb habe ich mich entschlossen, in meiner Einteilung zwei Zeitfenster zu bilden: einmal die Entwicklung von 1883 – 1953 - zu dieser Zeit ist das Fernsehen noch kein Massenmedium – und zum Zweiten die Entwicklung ab dem Jahr 1954, mit dem ich den Beginn des Massenmediums Fernsehen datiere.

Nach diesem geschichtlichen Überblick versuche ich anhand theoretischer Überlegungen die Begriffe Masse, Massenkommunikation und Massenmedium zu klären, um dem Punkt Medien gerecht zu werden. Eng verbunden mit diesem Aspekt ist natürlich die Kommunikation, der ich mich im Anschluss widme. Dabei versuche ich, die Kommunikationsprozesse und Wirkungsweisen der Massenmedien zu durchleuchten.

Danach werde ich wieder konkret auf das Medium Fernsehen zurückkommen und auf die Verwendung der Sprache im Medium Fernsehen – am Beispiel der Fernsehnachrichten – eingehen. Weiterführend vergleiche ich die französische Nachrichtensendung „Le Journal“ mit der „Tagesschau“ und erläutere formale, inhaltliche und inszenatorische Unterschiede.

2. Geschichtliche Hintergründe

2.1. Entwicklung des Fernsehens: 1883 – 1953

Die Grundidee des Fernsehens, also das Übertragen von Bildern von einem Ort zum anderen, entwickelte Paul Nipkow in seiner Patentschrift für das „Elektrische Teleskop“ 1883. Ein Jahr später wurde ihm dieses Patent zuerkannt, doch Anwendung fand es zu dieser Zeit noch keine, Interesse rief es nur in Fachkreisen hervor[2].

Erst 40 Jahre später fand diese Grundidee in einer Fernsehübertragung an der Leipziger Universität ihre wirkliche Realisierung. Spätestens nach dieser eindrucksvollen Demonstration (48 Zeilen mit 10 Bildwechseln) von August Karolus[3], zeigten erstmals auch große Elektrohersteller wie AEG, Siemens und Telefunken Interesse. Sie förderten die weiteren Forschungen und auch die Post, die damals noch das Alleinrecht auf alle telegraphischen oder drahtlosen Übertragungen hatte, wollte bei der Einführung des Fernsehens aktiv dabei sein. Diese künftige Zusammenarbeit der Industrie mit der Post wurde 1929 mit der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Fernsehvereins“ besiegelt[4].

Nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933, wurde das gesamte Rundfunksystem zentralistisch organisiert. Ab April 1934 lief ein regelmäßiger Fernsehversuchsbetrieb, der der Industrie weitere Forschungen ermöglichte – Empfang zu Hause gab es zu dieser Zeit aber so gut wie noch nicht. Man ging damals in so genannte Fernsehstuben (gab es nur in Berlin und Hamburg), wo Unterhaltungssendungen, Wochenschauen und Filme liefen[5]. Vor allem Hermann Göring und Paul Joseph Goebbels waren an einer Weiterentwicklung des Fernsehens interessiert, jedoch hauptsächlich aus gesamtpolitischen, militärischen und propagandistischen Motiven (das zeigte z. B. die Übertragung der Olympischen Spiele 1936). Um diese Propaganda in möglichst eindrucksvollem Maßstab an der Masse durchführen zu können, mussten die Empfänger für den Privathaushalt erschwinglich und die Qualität der Bilder gut sein. Das schien Ende 1939 der Fall und erst zu diesem Zeitpunkt erhielt die Industrie die Freigabe zur Produktion (die allerdings schon nach 4 Jahren wegen kriegsbedingter Ressourcenknappheit wieder eingestellt werden musste)[6].

Nach dem Ausbruch des Krieges gab es kaum Veränderungen. Die Zahl der Fernsehstuben wurde z. B. in Berlin auf 12 erhöht (insgesamt ca. 17 000 Besucher pro Monat) und es liefen nun in erster Linie direkt propagandistische Sendungen. Als die Nazis in Paris einmarschierten, fanden sie die von den Franzosen bereits zerstörten Sendeanlagen vor. Diese bauten sie wieder auf und strahlten ein Okkupationsprogramm in deutscher und französischer Sprache aus. Empfangen wurden die Sendungen in Lazaretten und Soldatenstützpunkten an ca. 200 Geräten und in privaten Haushalten in und um Paris an ca. 800 – 1000 Empfängern. Diese geringen Rezeptionszahlen (man vergleiche mit 13 Millionen Rundfunkteilnehmern und ca. 70 Millionen Kinobesuchern) in Deutschland und in Frankreich machen klar, dass das Fernsehpublikum während der gesamten Naziherrschaft nie ein Massenpublikum und somit Fernsehen auch kein Massenmedium war. Wie sollte es auch anders sein, bei nur zwei Fernsehsendern - dem „Paul Nipkow“ in Deutschland mit täglich 6 Stunden und den Studios in Paris mit täglich 8 Stunden Sendezeit – und kaum Fernsehgeräten in den Haushalten[7].

Während der Nachkriegszeit wurde zwischen 1945 und 1952 kein öffentliches Fernsehen ausgestrahlt. Jedoch begannen die Alliierten schon 1945 den Rundfunkbetrieb in unterschiedlicher Weise aufzubauen und zu bestimmen. Die sowjetisch besetzte Zone baute einen zentralistischen Staatsrundfunk unter Parteiaufsicht auf, während die westlichen Alliierten einen von staatlichen Einflüssen freien Rundfunk betrieben: die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Diese wurden geografisch den Besatzungszonen zugeordnet (SWF: Frankreich, SDR: USA, NWDR: Großbritannien). So sollte eine „planvolle Umerziehung der Deutschen zur Demokratie“[8] stattfinden, die Sender hatten einen eindeutigen Bildungs- und Kulturauftrag. Diesem wollte als erster der NWDR auch mit der Ausstrahlung von Fernsehprogrammen wieder nachkommen. Die anderen Sender zogen schnell nach und so gab es ab dem Jahreswechsel 1952/53 einen täglichen Sendebetrieb von 3 Stunden. Die einzelnen Sender arbeiteten dann ab 1954 unter dem Namen das „Deutsche Fernsehen“ (ARD) zusammen. Offiziell wurden zu diesem Zeitpunkt in Deutschland rund 4 800 Geräte verkauft. In Frankreich hatte der Sendebetrieb schon früher angefangen und es waren mittlerweile über 5 Mal so viele Geräte in den Haushalten. Etwas anders lief auch der Aufbau in Frankreich ab. Dort wurde 1944 das „Radio Diffusion française“ gegründet, das einer Kontrolle durch die Regierung unterstand bis es 1974 zur Auflösung dieser staatlich gelenkten Organisationsstruktur kam[9].

2.2. Fernsehen als Massenmedium: 1954 – 2004

Zum richtigen Massenmedium – diesen Begriff werde ich später noch analysieren - entwickelte sich das Fernsehen unter anderem durch die Live-Übertragungen der Krönung Elisabeths der II (1953) und der Fußball WM in Bern (1954). Anders als die eher unattraktiven ersten Tagesschauen im Fernsehen, interessierten und vereinten diese wichtigen Ereignisse damals schon die breite Masse (heute: 11. September 2001 oder 11. März 2004). Durch die immer günstiger werdenden Fernsehgeräte, konnte nun fast ganz Deutschland direkt am Bildschirm mitfiebern. Der Einsatz der MAZ-Technologie ab 1957 machte eine Vorproduktion und Wiederholungen von Sendungen möglich. Dadurch wurde das Programm vielfältiger und das Interesse der Zuschauer stieg weiterhin stetig an: Ende 1957 waren in Deutschland schon über 1 Million Fernsehgeräte gemeldet[10], ab 1959 kamen täglich ca. 5 000 Anmeldungen hinzu[11].

1961 wurde zuerst durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts das von der Bundesregierung geplante „Adenauer-Fernsehen“ für rechtswidrig erklärt. Kurz danach wurde durch den Staatsvertrag der Bundesländer das „Zweite Deutsche Fernsehen“ (ZDF) gegründet, das zwei Jahre später auf Sendung ging. Und genau in diesem Jahr, 1963, gab es auch weitere technische Neuerungen: das Farbfernsehen wurde in Frankreich mit dem Secam-System, in Deutschland mit dem Pal-System verwirklicht, das sich dann weltweit durchsetzte[12].

Im Jahr 1984 wurde in Deutschland und 1987 in Frankreich das duale System eingeführt, mit Neugründungen (in Frankreich eher einer Umorganisierung) von Sendern: das Privatfernsehen, hauptsächlich finanziert durch Werbung, wurde erlaubt. Bereits seit den 50er Jahren immer wieder gefordert, wurde es 1981 im Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts zugelassen. RTL plus und SAT 1 gingen als erste auf Sendung, fanden allerdings mit ihrem Programm kaum Anklang und auch die Verkabelung und Ausstattung mit Satellitenschüsseln ging nur langsam vorwärts. Doch Ende der 80er Jahre kam der Erfolg und die Privaten bekamen die ersten terrestrischen Frequenzen zugeteilt, waren nun mit normaler Antenne zu empfangen. Entgegen der öffentlich-rechtlichen Sender setzten sie komplett auf Werbung und Unterhaltung und kamen damit beim Publikum an[13]. Dabei muss das Privatfernsehen natürlich, wie die öffentlich-rechtlichen Sender, „die Vielfalt der Meinungsrichtungen unverkürzt zum Ausdruck“[14] bringen. Heute existieren in Deutschland 12 öffentlich-rechtliche Sender und, je nach Region, durchschnittlich weitere 21 private Anbieter nebeneinander. In Frankreich sind noch 4 Sender - France 2, France 3, Arte, La Cinquième zusammengefasst zu France Télévision - im Besitz des Staates, es gibt den privatisierten Sender TRF1 und einige weitere werbefinanzierte Sender wie M6. Einen großen Unterschied zur deutschen Organisation der Fernsehlandschaft gibt es seit 1989. Der Conseil Supérieur de L’audiovisuel (CSA) kontrolliert und reguliert sowohl Fernsehen als auch Rundfunk. Werden bestimmte Richtlinien in Bereichen wie dem Jugend- und Verbraucherschutz oder der Pflege der französischen Sprache missachtet, verhängt er Strafen[15].

[...]


[1] Vgl. Hickethier, Knut: Phasenbildung in der Fernsehgeschichte. Ein Diskussionsvorschlag. In: Kreuzer, Helmut/ Schanze, Helmut (Hgg.): Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland: Perioden – Zäsuren – Epochen. In: Kreuzer, Helmut: Reihe Siegen. Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft. Band 104. Eine Schriftenreihe der Universität – Gesamthochschule – Siegen. Heidelberg 1991. S. 11-35.

[2] Vgl. Behrens, Tobias: Die Entstehung der Massenmedien in Deutschland. Ein Vergleich von Film, Hörfunk und Fernsehen und ein Ausblick auf die Neuen Medien. In: Europäische Hochschulschriften. Reihe XL. Kommunikationswissenschaft und Publizistik. Band 6. Frankfurt am Main 1986. S. 217/218.

[3] Vgl. Keller, Wilhelm: Hundert Jahre Fernsehen: 1883-1983. Berlin 1983. S. 47.

[4] Vgl. Behrens. S. 233/234.

[5] Vgl. Karstens, Eric/ Schütte, Jörg: Firma Fernsehen. Wie TV-Sender arbeiten. Alles über Politik, Recht, Organisation, Markt, Werbung, Programm und Produktion. Reinbek bei Hamburg 1999. S. 15/16.

[6] Vgl. Behrens. S: 253-255.

[7] Vgl. Behrens. S. 253-262.

[8] Karstens/ Schütte. S. 17.

[9] Vgl. Landbeck, Hanne:. Medienkultur im nationalen Vergleich. Inszenierungsstrategien von Fernsehnachrichten am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs. In: Baake, Dieter u. A. (Hgg): Medien in Forschung und Unterricht. Serie A. Band 33. Tübingen 1991. S. 11-13.

[10] Vgl. Karstens/ Schütte. S. 18/19.

[11] Vgl. Keller. S. 90.

[12] Vgl. Feldmann, Erich: Theorie der Massenmedien. Eine Einführung in die Medien- und Kommunikationswissenschaft. München 1972. S. 16.

[13] Vgl. Karstens/ Schütte. S. 25-27.

[14] Platho, Rolf: Fernsehen und Hörfunk transparent. Recht. Wirtschaft. Programm. Technik. München 2000. S. 16.

[15] Vgl. http://www.csa.fr/multi/introduction/intro.php?l=de (21.03.04)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Fernsehen als Massenmedium in Deutschland und Frankreich
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V34398
ISBN (eBook)
9783638346245
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fernsehen, Massenmedium, Deutschland, Frankreich
Arbeit zitieren
B.A. Yvonne Hoock (Autor:in), 2004, Fernsehen als Massenmedium in Deutschland und Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34398

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