Heiratsmigration im Kontext der Theorie der organisierten Ungleichheit. Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz


Hausarbeit, 2011

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Einleitung

1 Theoretische Grundlagen
1.1 Organisation als Strukturkonzept der Gesellschaft
1.1.1 Verschlechterung der individuellen Lebenschancen
1.1.2 Die Verbesserung der individuellen Lebenschancen
1.2 Definition des Begriffs „Heiratsmigration“
1.3 Definition des Begriffs „Integration“

2 Konzeptionelle Zugänge zu Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz
2.1 Projekt „Integration Basel“: eine „von oben“ organisierte staatliche Integrationsmaßnahme
2.2 Mehrebenen-Netzwerkkonzept: „von unten“ gebildete Integrationsstrategie von Heiratsmigrantinnen in der Organisationsgesellschaft
2.2.1 „Coping“ als einfachste Umgangsstrategie mit organisierten Ungleichheiten
2.2.2 Netzwerkstrukturen als Produzenten von Sozialkapital
2.2.3 Non-Profit-Organisationen von Heiratsmigrantinnen als Vermittlungsagenturen der Organisationsgesellschaft

3 Zusammenfassende Bewertung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abstract

Kurzfassung in Deutsch

In der vorliegenden Arbeit werden Überlegungen zur Lebenssituation von Heiratsmigrantinnen ausgehend von der Theorie der „organisierten Ungleichheit“ angestellt. Daneben wird eine Mehrebenen-Hypothese zu Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz aufgestellt.

Entsprechend gliedert sich die Arbeit in zwei Phasen: Zuerst werden zentrale Begriffe der Argumentation definiert und erläutert. Dabei wird die Bedeutung der Dimensionen der organisierten Ungleichheit für den strategischen Umgang der Gesellschaft mit organisierter Ungleichheit dargestellt. Daraufhin erfolgt die Thematisierung von zwei Ansätzen zu Strategien des Umgangs mit der organisierten Ungleichheit: Zunächst wird das Organisationsprinzip „von oben“ am Modell des Projekts „Integration Basel“ in der Stadt Basel beleuchtet. Vor dem Hintergrund der Organisationsform „von oben“ wird im nächsten Schritt ein Mehrebenen-Netzwerkkonzept aufgestellt.

Die Erklärung der Beziehungen zwischen den Phänomenen der Heiratsmigration und der Theorie organisierter Ungleichheit ermöglicht die Aufstellung einer Mehrebenen-Hypothese zu Integrationsperspektiven von Schweizer Heiratsmigrantinnen. Eine zusammenfassende Bewertung und ein Ausblick schließen die Hausarbeit ab.

Schlagwörter: Organisation, Organisationsgesellschaft, Integration, organisierte Ungleichheit, Vereinigungen, Netzwerke, Copinage, Non-Profit-Organisation, Sozialkapital

Kurzfassung in Englisch

This paper focuses on the concepts for prospects of integration of female married immigrants in Switzerland. The report is conducted in the framework of the theory of organized inequality. The theoretical part of this paper aims to review central concepts of research, to provide an overview of knowledge on the topic of female immigration in the aspect of organized inequality and to specify priorities for further research.

To this end, the relationship between the phenomena of migration, marriage and the organized inequality theory is initially explained and a frame of reference is introduced. Further, the state model of integration, the project “Integration Basel” in the city of Basel, and its implementational conditions in integration strategy are specified. A discussion of the core question regarding the construction of a multi-level hypothesis of integration of female married immigrants follows. In this chapter, I question the way in which the inequalities of an organized society may be overcome with the strategy of integration.

The paper ends with a reflection concerning the potentials and possible problems regarding the prospects of integration of female immigrants in Switzerland within the context of the theory of organized inequality.

Keywords: integration, female married immigrants, theory of organized inequality, integration strategy

Einleitung

Heiratsmigrantinnen als soziales Phänomen interessieren mich unter dem Aspekt ihrer Lebensbewältigung in der westlichen Wohlstandgesellschaft. Im Rahmen der Theorie der organisierten Ungleichheit stellen diese Frauen einen interessanten Fall dar, da „das Phänomen der Heiratsmigration einen weiten Bogen um verschiedene Kontexte spannt, die strukturell aneinandergekoppelt sind […] und sich gegenseitig beeinflussen“ (Lauser, 2004, S. 1). Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Verbindungen zwischen der Heiratsmigration und den Strategien der Migrantinnen zur Überwindung der abträglichen Wirkungen der Organisationsgesellschaft. Im Verlauf der Betrachtungen wird themenbezogen auch auf die Theorie der organisierten Ungleichheit eingegangen. Dabei wird besonders das Zusammenspiel der verschiedenen Projekte mit der Organisationsgesellschaft untersucht.

Auf diese Weise werden in der Arbeit die folgenden Fragen bearbeitet: Sind die Mechanismen der Überwindung schon in den Facetten der organisierten Ungleichheit enthalten? Welche Strategien im Umgang mit organisatorischen Ungleichstellungen sollten Heiratsmigrantinnen entwickeln? Welche Handlungsmuster erweisen sich als effiziente Integrationsansätze im Rahmen der organisierten Ungleichheit?

Daraus ergibt sich das Ziel dieser Arbeit: die Integrationsstrategien von Schweizer Heiratsmigrantinnen aus der Sicht der Theorie der organisierten Ungleichheit herauszufinden.

Das Kapitel „Theoretische Grundlagen“ nähert sich über Definitionsversuche der Problematik der Heiratsmigration im Kontext der Theorie der organisierten Ungleichheit an. Im Zusammenhang mit den zentralen Begriffen wie „Organisation“, „Organisationsgesellschaft“, „Integration“ und „organisierte Ungleichheit“ lehne ich mich an die etablierten Begrifflichkeiten an, die in den Werken von Anhut, Heitmeyer, Lengsfeld, Münch, Schimank und Türk definiert wurden.

Der weitere Gang der Arbeit entwickelt sich in einem Bereich mit gegensätzlichen Tendenzen, die aufeinander einwirken: die Dimension der organisierten Ungleichheit und der strategische Umgang der Gesellschaft mit ihr. Kapitel 2 stellt zwei mögliche Strategien des Umgangs mit der organisierten Ungleichheit vor: zum einen staatliche Maßnahmen, konkret betrachtet anhand des Projekts „Integration Basel“ der Stadt Basel; zum anderen das Mehrebenen-Netzwerkkonzept, das im Rahmen der Hypothese Copinage − Vereinigungsnetzwerk − Non-Profit-Organisation vorgestellt wird. Die oben genannten Integrationsförderungsmaßnahmen sind der Theorie der organisierten Ungleichheit zuzuordnen. Die vorliegende Arbeit thematisiert und fokussiert ihre Wirkungen speziell auf Heiratsmigrantinnen.

Die Untersuchung verwendet das Projekt „Integration Basel“ der Stadt Basel als Referenz, um die Möglichkeiten und Konfliktbereiche „von oben“ organisierter staatlicher Maßnahmen zu Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz zu untersuchen. Die strukturellen Ansätze der Theorie der organisierten Ungleichheit ermöglichen die Aufstellung eines Mehrebenen-Netzwerkkonzepts. Vor diesem Hintergrund greift Abschnitt 2.2 die „von unten“ gebildeten Netzwerke der Migrantinnen als eine gesellschaftliche Aktion zur Überwindung der organisierten Ungleichheit auf.

Es folgt die Reflexion der Strategien für die Überwindung von Ungleichheit bei den Heiratsmigrantinnen. Abschließend werden Konsequenzen im Hinblick auf anfänglich gestellte Fragen gezogen.

1 Theoretische Grundlagen

1.1 Organisation als Strukturkonzept der Gesellschaft

Dieser Abschnitt untersucht die Problematik der Integration von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz aus der Perspektive der Theorie der organisierten Ungleichheit. Zu diesem Zweck werden die Theorien der Organisationsgesellschaft und der organisierten Ungleichheit sowie deren Zusammenhänge aufgegriffen. Entsprechend der Fragestellung der Hausarbeit werden nachfolgend zunächst die zentralen Merkmale von Organisationen unter dem Aspekt ihrer Wirkung auf die Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen betrachtet.

Das Leben in modernen Gesellschaften ist durch Organisationen geprägt: „Fast alle gesellschaftlichen Teilsysteme sind in hohem Maße von formalen Organisationen durchdrungen“ (Schimank, 2001, S. 19). Die Definition geht vom Begriff der Organisationen als „facettenreiche soziale Gebilde“ (Lengfeld, 2010, S. 44) aus, „die dauerhaft ein Ziel verfolgen und eine formale Struktur aufweisen, mit deren Hilfe Aktivitäten der Mitglieder auf das verfolgte Ziel ausgerichtet werden sollen“ (Kieser & Walgenbach 2003, S. 6).

Als „facettenreiche soziale Gebilde“ (Lengfeld, 2010, S. 44) beeinflussen Organisationen die Lebenschancen von Individuen in entgegengesetzter Hinsicht: „Die Organisationen können zu einer Verbesserung oder aber zu einer Verschlechterung der Lebenschancen von Individuen beitragen“ (Preisendörfer, 2008, S. 156). Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit werden die Dimensionen der Organisationsgesellschaft dargelegt.

1.1.1 Verschlechterung der individuellen Lebenschancen

„Die negativen Effekte (der Organisationsgesellschaft) im Sinne eines Beitrags zur gesellschaftlichen Desintegration“ (Lengfeld, 2010, S. 252) sind mit der „ungleichen Verteilung von Lebenschancen“ (ebd.) verbunden: „Organisationen moderieren die Verteilung von Lebenschancen, indem sie die durch primäre Determinanten sozialer Ungleichheit (soziale Herkunft, Klassenlage, Geschlecht) erfolgten Verteilungen aufgreifen und durch Variationen ihrer Strukturelemente verändern“ (ebd.). In Anbetracht des Themas der Arbeit widerspricht diese Organisationscharakteristik den Zielen von Integration, welche die „Teilhabe an den materiellen und kulturellen Gütern einer Gesellschaft“ anstrebt (Anhut & Heitmeyer, 2008, S. 139).

Die Ungleichheit der Lebensverhältnisse in der modernen Gesellschaft ruft „Kämpfe um Lebenschancen“ (Schimank, 2004) hervor. Aus der Güterverteilung zwischen den „horizontal variierenden Organisationsstrukturen zu den quer vertikal angelegten Klassenlagen der Beschäftigten“ (Lengfeld, 2008, S. 27) ergibt sich eine Diskrepanz im Zusammenspiel von drei Faktoren der Lebenschancen, nämlich den „individuell erarbeiteten Ressourcen, staatlich verbürgten individuellen Anrechten auf wohlfahrtsstaatliche Leistungen sowie den gegenüberstehenden Angeboten“ (Schimank, 2004, S. 44). Diese Asymmetrie besteht auf der Ebene „der Gewährung von Anrechten, die erst den Betreffenden ermöglichen, von vielen gesellschaftlich bereitstehenden Angeboten Gebrauch machen zu können“ (ebd., S. 48), sowie auf der Ebene des Zugangs zu Angeboten.

Lengfeld (2010, S. 255) überführt die Fragestellung nach dem Nutzen der organisierten Ungleichheit zur Verbesserung der Lebenschancen auf zwei Niveaus. Das erste Niveau bezieht sich auf die Veränderung „jener Strukturelemente von Organisationen, die als negativ erachtete sozialstrukturelle Effekte hervorrufen“. Das zweite Niveau hängt mit „durchsetzungsfähigen gesellschaftlichen Akteuren zur Änderung dieser Strukturelemente“ zusammen.

Nach dem Verfolgen der Ungleichheitskette bei der Verteilung der Lebenschancen wendet sich der nächste Abschnitt den Möglichkeiten der Organisationsgesellschaft zu, um daraufhin verschiedene Strategie-Ansätze von Heiratsmigrantinnen im Umgang mit der organisierten Ungleichheit vorzu­stellen.

1.1.2 Die Verbesserung der individuellen Lebenschancen

Die Erkenntnis, dass Organisationen mit der „Initiierung weiterer gesellschaftlicher Strukturen“ (Türk, Lemke, & Bruch, 2002, S. 40) zur gesellschaftlichen Integration beitragen können, eröffnet neue Aspekte in der Themenentwicklung bei der Betrachtung von Integrationsperspektiven im Rahmen der Theorie der organisierten Ungleichheit: „Die Organisationsgesellschaft stellt eine wichtige sozialintegrative Voraussetzung für eine funktional differenzierte Gesellschaft dar“ (Schimank, 2001, S. 28).

Die dargestellten Ausführungen deuten auf eine mögliche Strukturierung von Integrationsperspektiven vor dem Hintergrund der organisierten Ungleichheit hin. Die Voraussetzungen für die Hypothese zum inte­grativen Konzept der Heiratsmigrantinnen liegen in der Diskrepanz zwischen den individuellen Ressourcen der Heiratsmigrantinnen sowie den „staatlich verbürgten individuellen Anrechten auf wohlfahrtsstaatliche Leistungen“ (Schimank, 2004, S. 44) einerseits und den mangelnden Angeboten im System der organisierten Ungleichheit, die diesen Ressourcen und Anrechten gegenüberstehen, andererseits.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Heiratsmigration im Kontext der Theorie der organisierten Ungleichheit. Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
27
Katalognummer
V343503
ISBN (eBook)
9783668337558
ISBN (Buch)
9783668337565
Dateigröße
591 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Organisation, Organisationsgesellschaft, Integration, organisierte Ungleich-heit, Vereinigungen, Netzwerke, Copinage, Non-Profit-Organisation, Sozial-kapital
Arbeit zitieren
Julia Maier (Autor:in), 2011, Heiratsmigration im Kontext der Theorie der organisierten Ungleichheit. Integrationsperspektiven von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343503

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