Visualisierung des Gedichts "Imago" von Hendrik Rost. Bildgestützte Interpretation eines Gedichts


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. „Imago“ von Hendrik Rost

2. Skizzen und Bild

3. Arbeitsprozess
3.1 Augenmerke - im Vorfeld der Visualisierung
3.2 „Punctum“- Fragmentarisierung

4. Inszenierung

5. Kommentar

6. Literaturverzeichnis

7. Anhangsverzeichnis

1. „ Imago “ von Hendrik Rost

Dies hat mit der Schönheit zu tun, für ein paar Tage allein im Haus zu bleiben: Der Sommer nähert sich seinen Stichtagen, und ich betrachte einen gewöhnlichen Vogel, der sich wie ein Kolibri bei den Lilien hält. Es ist später Nachmittag, feuchte Luft liegtüber dieser zerbrechlichen Nachbarschaft, und ich bin selbst für die Schatten zuständig, die ich werfe. Im Licht glitzert der einzelne Flügel einer Libelle - ihr vorheriger Körper klammert sich noch an den Stengelüberm Wasser. Dies ist das Haus der früheren Gedichte, das Haus der gefährdeten neuen.

(Lyrik vom JETZT, hrsg. von Björn Kuhligk und Jan Wagner. Köln 2003 DuMont, S. 18)

2. Skizze n und Bild:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb1:1.Skizze/Entwurf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: 2. Skizze/Entwurf

Veränderungen zur 1. Skizze/Entwurf:

- Das „Wasser“ (Rost, Z.12) wurde großflächiger interpretiert - nicht beschränkt auf einen kleinen See.
- Die Libelle und ihre Metamorphose wurden als zentrale Elemente bewusst in den Mittelpunkt des Bildes gerückt.
- Die Sichtperspektive des lyrischen Ichs wurde deutlicher dargestellt
- Die „zerbrechliche[\\] Nachbarschaft“ (Rost, Z.7) wurde durch zerstörte Elemente ergänzt.

Kritik:

- Der Vogel/Kolibri wird zu groß dargestellt - er ist nicht das zentrale Element im Gedicht, sondern nur der erste Blick des lyrischen Ichs.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Visualisierung des Gedichts „ Imago “ von Hendrik Rost, auf einer Leinwand mit den Maßen 40x40 cm.

Anmerkung:

Weitere Detailfotos des Werkes befinden sich im Anhangsverzeichnis (vgl. Anhang I-III).

3. Arbeitsprozess

3.1 Augenmerke - im Vorfeld der Visualisierung

Schon die Überschrift des Gedichts „Imago“ von Hendrik Rost veranlasst zu spontaner Aufmerksamkeit. Diese fällt besonders ins Auge, weil sie nur aus ei- nem Wort besteht, welches aus der lateinischen Sprache stammt. „Imago“, übersetzt: „Bild“, verrät nichts genaueres über den Inhalt des Gedichts. Normalerweise differenziert der Rezipient/die Rezipientin1 anhand der Über- schrift, ob der Inhalt des Gedichts interessant für ihn erscheint oder nicht. Die Überschrift entscheidet so über die Entscheidung, ob das Gedicht gelesen wird oder nicht. In dem vorliegendem Gedicht erfährt der Rezipient nichts über den Inhalt, dies motiviert ihn zum aktiven Nachdenken über das Gedicht. Welche Art von Bild wird im Gedicht beschrieben? Geht es um ein Gemälde? Diese und weitere offen gelassenen Fragen motivieren den Rezipienten zum Lesen.

Des Weiteren veranlasst auch die Gesamtlänge des Gedichts zur spontanen Aufmerksamkeit. Das Gedicht umfasst 14 Verse. Gerade im 21. Jahrhundert, in- dem die Lesegewohnheiten durch die neuen Medien stark verändert sind, grei - fen Rezipienten eher zu kürzeren Texten oder Gedichten. So fällt dieses Ge- dicht im Gegensatz zu anderen längeren Gedichten sofort ins Auge . Sofort fällt auf, dass das Gedicht blockartig angeordnet ist. An einer Stelle je- doch ist diese blockartige Anordnung unterbrochen. Nach dem Wort „Libelle“ (Rost, Z.10) folgt ein Gedankenstrich, der Rest der Zeile bleibt frei. Auch dieser Einschnitt veranlasst den Rezipienten zum Nachdenken über den bisherigen Inhalt des Gedichts.

Bevor der Lese- und Interpretationsvorgang beginnen kann, bedarf es aufgrund der simplen Wortwahl nur der näheren Definition eines Wortes. Dieses Wort ist das lateinische Wort „Imago“, welches sich in der Überschrift befindet. Die wortgetreue Übersetzung des Wortes „Imago“ ist Bild oder auch Vorstellung. Jedoch verfügt dieses Wort über mehrere Bedeutungen.

Zum Einen ist aus psychologischer Sicht immer dann die Rede von „Imago“, wenn ein im Unterbewusstsein vorhandenes Idealbild vorhanden ist. Dieses Idealbild kann sich dabei entweder auf eine Person und/oder die soziale Um- welt beziehen.

Betrachtet man das Wort „Imago“ aus dem biologischen Bereich der Zoologie, so ergibt sich eine vollkommen andere Bedeutung. Hier bezeichnet das Wort ein „fertig ausgebildetes, geschlechtsreifes Insekt nach der letzten Häutung“ (Duden, Bibliographisches Institut GmbH). Im historischen Zusammenhang dient das Wort „Imago“ der Bezeichnung einer wächsernen Totenmaske, welche im römischen Reich von Vorfahren angefertigt wurde. Diese Maske wurde dann im Artium altrömischer Häuser aufgestellt, um die Verstorbenen zu ehren ( vgl. Duden, Bibliographisches Institut GmbH).

Jedoch ist schon an dieser Stelle anzumerken, dass diese dritte Bedeutung des Wortes nur bedingt für die Interpretation des Gedichts genutzt werden kann.

Der nächste Schritt des Arbeitsprozesses geht der Frage nach, ob das Gedicht ein „word of the text“ beinhaltet? Um diese Frage sachgemäß beantworten zu können, muss diese Redewendung „word of the text“ eingehend definiert wer - den.

Übersetzt man diese Redewendung ins Deutsche, würde dieses so viel bedeu - ten wie „`das´ Wort des Textes“. Dieser Übersetzungsversuch kann nun quantitativ und qualitativ interpretiert werden. Entscheidet man sich für die quantitative Deutung dieser Redewendung, so würde die Frage auf Worte/Wortgruppen ab - zielen, die wiederholt im Gedicht genannt werden und so an Bedeutung gewin - nen. Im Gedicht „Imago“ von Hendrik Rost sind im diesem qualitativen Sinne kein/e „word[s] oft the text“ vorzufinden.

Betrachtet man die Frage jedoch aus der qualitativen Perspektive, würde „´das` Wort des Textes“ ein Wort/Worte darstellen, dass/die für den Text von prägen- der Bedeutung sind. Dieses Wort, evtl. diese Worte, bilden Signalworte für das Gedicht.

In diesem Zusammenhang ist unabdinglich das Wort „Imago“ der Überschrift zu nennen. Auch weil dieses das einzige Wort des Gedichts in anderer Sprache darstellt. Viel bedeutender ist jedoch, dass „Imago“ in doppelter Form im Gedicht umgesetzt wird. Zum einen wird von dem psychologischen Idealbild der sozialen Umwelt berichtet, welches in Form einer Naturschilderung dargestellt wird. Zum Anderen wird „Imago“ als Libelle dargestellt, die sich nun vollständig entwickelt hat.

Weiterführend könnte man auch die dritte Bedeutungsebene des Wortes „Imago“ mit einbeziehen. Die Natur wird wie eine Art Totenmaske, die verehrt wird dargestellt. Sie ist aus vergangener Zeit und dient nun dem Ideal, welches nicht der Gegenwart entspricht. Da dieses Gedankenkonstrukt jedoch sehr vage ist, ist anzumerken, dass die ersten beiden Deutungen plausibler im Bezug auf den Text und das entstehende endogene Bild erscheinen.

Anhand dieser Erläuterung lässt sich erkennen, dass das Wort „Imago“ im qualitativen Sinne als „word of the text“ bezeichnet werden kann. Das „word of the text“ wird im Kontext des Gedichts mit dem Begriff der „Schönheit“ (Rost, Z.1) gleichgestellt. Daher ist davon auszugehen, dass man bei dem Gedicht von Hendrik Rost von „word[s] of the text“ reden kann.

3.2. „ Punctum “ - Fragmentarisierung

Die Fragmentarisierung eines Textes dient dazu, einzelne Elemente, Motive, Sujets oder Aussagen zu realisieren, zu verdeutlichen und nach Priorität zu se- lektieren.

Hendrik Rost thematisiert in seinem Gedicht verschiedene Sujets. Der erste Ge- genstand des Gedichts ist die Schilderung des Idealzustands der Natur. Im Ge- gensatz zu diesem Idealzustand steht die Realität, welche ebenfalls als Thema des Gedichts fungiert. Des Weiteren wird die Verwandlung der Libelle themati- siert. Als letzter Inhalt des Gedichts steht die Eigenverantwortlichkeit des Men- schen, der „selbst für die Schatten zuständig [ist], die [er] w[i]rf[t]“ (Rost,Z.8).

Fundiert werden diese Themengebiete durch multiple Motive, die im Gedicht eingebunden wurden. Das Sujet des Idealzustands wird untermauert durch die Motive des Vogels, der einem Kolibri gleicht (vgl. Rost, Z.4f.) und der „Lilien“ (Rost, Z.5). Auch das Motiv des „Sommer[s]“(Rost, Z.3) und des „Wasser[s]“ (Rost, Z.12)beschreibt den Idealzustand der Natur.

Die „Libelle“ (Rost, Z.10) und ihre Puppe die von einem Halm über dem Wasser gehalten wird (vgl. Rost, Z. 11ff.), stehen für den Vorgang der Metamorphose. In diesem Zusammenhang wird auch das Motiv des „Licht[s]“ (Rost, Z.9) genannt, welches auf den Flügel der Libelle scheint.

Die reale Welt wird untermauert durch die Motive der „zerbrechlichen Nachbarschaft“ (Rost, Z.7), des „späte[n] Nachmittag[s]“ (Rost, Z.6) und der „feuchte[n] Luft“ (Rost, Z.6).

Des Weiteren wird das Motiv des „Schatten[s]“ (Rost, Z.8) genannt. Dieser Schatten steht für den Gegenstand der Eigenverantwortlichkeit. Auffällig erscheint es, dass die Motive, welche für die Themengebiete Realität und Eigenverantwortlichkeit stehen eher negativ konnotiert sind. Die Motive hingegen, welche den Idealzustand und die Metamorphose der Libelle beschreiben, sind deutlich positiv markiert.

Liest man das Gedicht, fallen besonders drei Aussagen des lyrischen Ichs auf, die von entscheidender Bedeutung sind. Dabei handelt es sich um subjektive Wahrnehmungen des lyrischen Ichs. „Dies hat mit der Schönheit zu tun, für ein paar Tage allein im Haus zu blieben“ (Rost, Z.2). In diesem Zitat wird deutlich, wie sehr das lyrische Ich die Ruhe und das Ungestört-Sein genießt. Es lässt sich daraus schließen, dass dieser Ruhezustand nicht alltäglich ist. Weiterhin stellt das lyrische Ich fest: „ich bin selbst für die Schatten zuständig, die ich werfe“(Rost, Z.8 f.). Er als Mensch selbst, ist für die Realität verantwortlich, die einen Gegensatz zur idyllischen Natur darstellt. Dieser Satz untermauert ebenfalls den Themengegenstand der Eigenverantwortlichkeit. Drittens fällt der Abschlusssatz besonders ins Auge: „[d]ies ist das Haus der früheren Gedichte, das Haus der gefährdeten neuen“ (Rost, Z.13f). Durch diese Aussage wird verdeutlicht, dass das lyrische Ich eine sehr negative Einstellung gegenüber der Gegenwart hat und sich nach der Vergangenheit sehnt, in der frühere Gedichte entstehen konnten.

Im Anschluss an diese ausführliche Fragmentarisierung ist zu differenzieren, welche Detailinformationen für das Gedicht von entscheidender Bedeutung sind. Zunächst ist für den Rezipienten wichtig, aus welcher Perspektive das lyri- sche Ich die Naturidylle wahrnimmt. Dabei bieten besonders der erste Vers und die letzten Verse einen Rahmen, welcher auf die Sicht-Perspektive des lyri- schen Ichs verweist. Es lässt sich erschließen, dass sich das lyrische Ich in ei - nem Haus befindet und aus einem Fenster schaut.

[...]


1 Im Folgenden wird aus formalen Gründen nur die maskuline Form „der Rezipient“ verwendet. Diese Form soll jedoch sowohl für die maskuline Form als auch für die feminine Form des Begriffs stehen. Des Weiteren wird aus dem Gedicht nicht deutlich, ob es sich bei dem lyrischen Ich um ein maskulines oder feminines lyrisches Ich handelt. Es kann ausschließlich vermutet werden, dass es sich bei dem lyrischen Ich um den Autor selbst handelt.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Visualisierung des Gedichts "Imago" von Hendrik Rost. Bildgestützte Interpretation eines Gedichts
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V343341
ISBN (eBook)
9783668342668
ISBN (Buch)
9783668342675
Dateigröße
5720 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interpretation, Bildgedicht, Visualisierung, Hendrik Rost, Journal
Arbeit zitieren
Janine Tyzak (Autor:in), 2014, Visualisierung des Gedichts "Imago" von Hendrik Rost. Bildgestützte Interpretation eines Gedichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343341

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