Stress im Polizeidienst. Stressoren und ihre Auswirkungen


Seminararbeit, 2016

29 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagenwissen Stress
2.1 Definitionen und Begriffserklärungen
2.1.1 Stress
2.1.2 Stressoren
2.2 Merkmale, Ursachen und Symptome allgemein betrachtet
2.2.1 Stressbezogene Warnsignale
2.2.2 Ursachen für Stress
2.2.2.1 Allgemeine Klassifikation von Stressoren
2.2.2.2 Klassifikation von seelischen und sozialen Stressoren

3 Stress und Polizei
3.1 Ist Stress bei der Polizei anders?
3.2 Erkrankt jeder Polizist an den Folgen von Stress?
3.3 Stressoren im Berufsfeld der Polizei
3.3.1 Innere Stressoren und äußere Stressoren bei der Polizei
3.3.2 Administrative und operative Stressoren
3.3.2.1 Administrative und organisatorische Stressoren
3.3.2.1.1 Zeit und Vorgangsdruck
3.3.2.1.2 Schichtdienst
3.3.2.1.3 Fachliche/organisatorische Überforderung
3.3.2.1.4 Konflikte im Kollegenkreis
3.3.2.1.5 Falsches Führungsverhalten
3.3.2.1.6 Frustration
3.3.2.2 Operative, polizeitypische Stressoren
3.3.2.2.1 Agieren in Konflikten
3.3.2.2.2 Konfrontation und Bedrohung durch Gewalt ..
3.3.2.2.3 Konfrontation mit dem Tod
3.3.2.2.4 Erzwungene Selbstbeherrschung

4 Auswirkungen von Stress - ein Risikofaktor im Berufsfeld der Polizei..
4.1.1 Positive Auswirkungen
4.1.2 Negative Auswirkungen
4.1.2.1 Berufliche Auswirkungen
4.1.2.2 Private Auswirkungen
4.1.2.3 Institutionelle Auswirkungen

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes

Da in der deutschen Sprache durch den generischen Maskulin beide Ge- schlechter gleichermaßen miteinbezogen werden, wird in dieser Arbeit auf ein angehängtes „Innen“ und dergleichen verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: stressbezogene Warnsignale (Kapitel 2.2.1)

Tabelle 2: Allgemeine Klassifikation von Stressoren (Kapitel 2.2.2.1)

Tabelle 3: Seelische und soziale Stressoren (Kapitel 2.2.2.2)

Tabelle 4: Klassifikation der Auswirkungen von Stress (Kapitel 4.2.2.)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Stress ist, wenn man schreiend aufwacht und bemerkt, dass man noch gar nicht eingeschlafen war.“

Willy Meurer (*1934)

„Stress ist heute zu einem Modebegriff geworden. Wer sich selbst nicht als ge- stresst bezeichnet, kann nicht wichtig sein. Vom Schulkind bis zum Rentner füh- len sich fast alle Bevölkerungsschichten gestresst.“1 Doch der Mensch braucht psychische Belastungen, sie sind der Antrieb für die menschliche Entwicklung. Wenn dem Organismus Gefahr droht, wird er in Alarmbereitschaft versetzt, um sich der Situation bestmöglich anzupassen und schnell reagieren zu können. Dabei lösen ganz unterschiedliche Stressoren die gleiche Stressreaktion im Körper aus: Der Blutdruck steigt an, die Pupillen weiten sich, die Bronchien erweitern sich und der Blutzuckerspiegel steigt an. Geht man in der Evolutionsgeschichte des Menschen zurück, waren das zumeist Kampf- oder Fluchtreaktionen. Heute sind es vor allem unkontrollierbare, unvorhersehbare oder neue Situationen, die länger andauern und uns auch permanent unter Stress setzen können. Stress ist also in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. „Unter Stress wird in der Umgangssprache alles verstanden, was hetzt, überfordert, aufregt, einengt und krank macht, also alles, was negativ auf den Menschen einwirkt und belastet.“2 In welchem Kontext stehen nun Stress und Polizei? - Denn in der Allgemeinheit wird dieser Beruf als einer der stressigsten Berufsfelder überhaupt angesehen.

Zunächst wird im Rahmen dieser Arbeit ein kurzer Allgemeinüberblick zum Thema Stress gegeben, zu seinen Grundbegriffen, Ursachen, Merkmalen und Symptomen. Im Folgenden wird auf berufstypische Belastungen, sowie deren Auswirkungen im Polizeivollzugsdienst eingegangen.

Die in dieser Arbeit zitierten Werke und Publikationen zeigen nur einen Ausschnitt, da durch die Fülle an empirischen Daten keine abschließende Aufarbeitung, Darstellung, Auflistung, sowie Vergleiche möglich sind.

2 Grundlagenwissen Stress

2.1 Definitionen und Begriffserklärungen

Der Fachbegriff „Stress“ wurde von Hans Selye (österreichisch-kanadischer Stressforscher), dem „Vater der Stressforschung“, in die Psychologie einge- führt. Er entwickelte in den 30er Jahren die Grundlagen der Lehre vom Stress, um die Reaktion von Tieren und Menschen auf Belastung zu beschrei- ben.3

2.1.1 Stress

Stress definiert sich als eine angeborene und erworbene Reaktion, die es dem Menschen ermöglichen soll, sich schnell auf wechselnde Lebensum- stände einzustellen. Kurz, eine unspezifische Reaktion des Körpers, auf jede an ihn gestellte Anforderung. „Diese Reaktion äußert sich körper- lich, im Erleben und im Verhalten. Stress ist ein Zustand, der durch hohe Aktivierungs- und Belastungsniveaus gekennzeichnet ist und oft mit dem Gefühl verbunden ist ,man könne die Situation nicht bewältigen‘ “4

Dabei ist zu unterscheiden zwischen positivem, angenehmen Stress, dem sogenannten "Eustress", und negativem, unangenehmen Stress, der "Disstress". „Schon Selye unterscheidet zwischen Disstress und Eustress: Die eine Art von Belastung wird als negativ, die andere als positiv erlebt und bewertet. Oftmals wird auch eine geringe oder mäßige Belastung beziehungsweise Anforderung durch die Umwelt als angenehm, eine starke oder übermäßige als unangenehm erlebt.“5

2.1.2 Stressoren

Anfänglich hat die Stressforschung sich hauptsächlich auf Stressoren aus der physischen und sozialen Umwelt konzentriert, also äußeren Stressoren. Nach heutigem Wissenstand kennen wir eine weitere Art von Stressoren, welche nicht aus unserer Umwelt stammt, sondern von innen heraus wirken, den sogenannten inneren Stressoren.6

Was sind nun Stressoren? Als Stressoren werden alle inneren und äuße- ren Anforderungen bzw. Belastungen bezeichnet, also Reize, welche von innen und außen auf den Organismus einwirken. Hierzu zählen nicht nur negative, sondern auch positive Reize. Reize, welche vom Körper als an- genehm, befriedigend und nützlich empfunden werden, werden als posi- tiv bewertet. Im Gegenzug wird alles, was als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd empfunden wird, als negativ bewertet.7 Demzufolge werden Belastungen, die beim Menschen Stress auslösen, als Stressoren bezeichnet.

2.2 Merkmale, Ursachen und Symptome allgemein betrachtet

Nach der Definition von Selye ist Stress als Reaktion auf Anforderungen de- finiert. Jedoch sind nicht alle diese Reaktionen auf Anforderungen mit hie- raus resultierenden, kürzer- oder längerfristigen, Schäden zu bewerten. Der Mensch benötigt für sein psychisches und physisches Wohlbefinden einen Wechsel aus Anspannung und Entspannung. Was allerdings zu berücksichti- gen ist, dass Anforderungen, welche als angenehm erlebt, gesucht werden und die, die als unangenehm eingestuft, vermieden werden. „Daraus ergibt sich, dass die krank machenden und schädigenden Wirkungen häufiger vom Disstress als vom Eustress ausgehen.“8 Dies bedeutet jedoch nicht das Eust- ress nicht zu erheblichen Schädigungen führen kann. Hinsichtlich krank ma- chenden Stresses ist, ungleich ob positiv oder negativ, die Häufigkeit und Dauer der Belastungen bedeutsam. „Bei extrem starker und langer Belastung ist fast immer von der Gefahr einer psychischen und körperlichen Schädigung auszugehen.“9

2.2.1 Stressbezogene Warnsignale

Belastungen egal welcher Art schlagen sich in unzähligen körperlichen Reaktionen nieder, dabei sind nicht alle Reaktionen bedenklich, jedoch gibt der menschliche Körper Warnsignale. Häufen sich diese Warnsigna- le und bleiben diese unberücksichtigt, kann dies eine Überlastung oder sogar einen krankhaften Status zur Folge haben. Die Warnsignale lassen sich in körperliche, kognitive, emotionale und soziale Erscheinungen gliedern. Im Folgenden wird ein kleiner Ausschnitt dieser Warnsignale gezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 10

Tabelle 1: stressbezogene Warnsignale (Kapitel 2.2.1)

2.2.2 Ursachen für Stress

Eine Ursache für Stress am Arbeitsplatz stellt der beschleunigte Wandel der heutigen Arbeitswelt dar, welcher für Mitarbeiter und Beschäftigte häufig schwer einzuschätzen ist und somit Verunsicherung mit sich bringt. Als häufigste Stressfaktoren werden von Arbeitnehmern Zeit- und Leistungsdruck, zu viel Arbeit, Doppelbelastung durch Beruf und Haus- halt und die Angst vor Arbeitsplatzverlust genannt, hinzukommen Prob- leme mit Vorgesetzten und Kollegen oder die unzureichende Vorberei- tung auf die Einführung neuer Arbeitsmethoden.11 Stressreaktionen wer- den durch Stressoren ausgelöst, welche sich wie folgt auf unterschiedli- che Weise klassifizieren lassen.

2.2.2.1 Allgemeine Klassifikation von Stressoren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Allgemeine Klassifikation von Stressoren (Kapitel 2.2.2.1)

2.2.2.2 Klassifikation von seelischen und sozialen Stressoren

Aus Sicht der Psychologie sind vor allem seelische und soziale Stressoren interessant, wie sie etwa im Arbeitsleben auftreten kön- nen:12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Seelische und soziale Stressoren (Kapitel 2.2.2.2)

3 Stress und Polizei

Wie aus den vorangegangenen Ausführungen hervorgeht, betreffen Stressoren und ihre Auswirkungen alle Bevölkerungsschichten und Berufsfelder. Im Folgen- den soll der Frage nachgegangen werden, ob sich der Stress im Berufsfeld der Po- lizei von anderen unterscheidet und welche Stressoren auf Polizeivollzugsbeamte einwirken.

3.1 Ist Stress bei der Polizei anders?

Im Allgemeinen wird der Polizeiberuf als der stressigste Beruf neben den Be- rufsfeldern der Medizin bzw. Ärzten, Feuerwehr und militärischen Streitkräf- ten dargestellt. Fraglich ist nun, ob dies der Wirklichkeit entspricht und wel- che Faktoren zu dieser Empfindung beitragen. Faktisch ist, dass „die Vielfalt der polizeilichen Aufgaben, extreme und häufige unfreundliche Ereignisse, sowie Konfrontationen mit Gewalt oder deren Auswirkungen besonders be- lastet.“13 Aber sind im Vergleich andere Berufsgruppen nicht ebenfalls sol- chen Situationen ausgesetzt, wenn man bspw. an Lehrer, Piloten, Erzieher, Sozialarbeiter, wie auch bereits oben Genannte denkt? Klar ist, dass diese Be- rufsgruppen ebenfalls häufig enormen und auch negativen Stresssituationen ausgesetzt sind. Die Begründung muss also an anderer Stelle zu finden sein.

Um hierfür eine Erklärung zu finden ist das Berufsbild der Polizei näher zu betrachten. Polizeivollzugsbeamte werden in der Ausübung ihres Berufes mit verschiedenen Aufgaben und Anforderungen konfrontiert, hierzu zählen u.a. Gefahrenabwehr, Verbrechensbekämpfung und die unterstützende Funktion für andere Behörden. „Polizeiliche Maßnahmen, wenn sie nicht ausschließ- lich als Hilfeleistung angesehen werden können, führen in der Regel bei dem Bürger zu Frustration und unter Umständen auch zu Aggressivität. [...] Die dem Polizeivollzugsbeamten übertragene Macht setzt die Bereitschaft zur Übernahme einer hohen Verantwortung für Personen voraus. Der ständige Interaktionsprozess zwischen ihm und dem Bürger verlangt soziale und kommunikative Kompetenzen.

[...]


1Hermanutz M., Ludwig C., Schmalzl H. P.(2001): Moderne Polizeipsychologie in Schlüssel- begriffen, 2. Auflage Boorberg, S. 215

2 Steinbauer, Martina; Jagsch, Reinhold; Kryspin-Exner, Ilse (2002): Stress im Polizeiberuf. Verarbeitung belastender Ereignisse im Dienst. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwiss- schaft (Polizei & Wissenschaft), Frankfurt am Main. S. 15

3 vgl. Litzcke, Sven Max /Schuh, Horst (2007): Stress, Mobbing und Burn-out am Arbeitsplatz. Ausgabe 4, Springer: o.O.

4 Vereinigung der Metall-Berufsgenossenschaften (Hrsg.)(2003): Stress am Arbeitsplatz. Heft BGI609, Carl Heymanns Verlag KG, Köln, S. 10

5 Scheler, Uwe; Haselow, Reinhard (2004): Repetitorium Psychologie. Fragen und Antworten für Ausbildung und Praxis. 3. Aufl. Hilden/Rhld.: VDP Verl. Dt. Polizeiliteratur (Repetitorien), S. 261

6 vgl. Scheler/Haselow 2004, S. 262

7 vgl. Techniker Krankenkasse (Hrsg.) (2015): Stress. 24. Auflage, Hamburg, S. 9

8 Scheler/Haselow 2004, S. 272

9 ebd.

10 vgl. Mengel, Rüdiger (2010): Belastungen im Polizeialltag. Wie viel ist zu verkraften? IN: Deutsche Polizei. Fachzeitschrift und Organ der Gewerkschaft der Polizei. Nr. 1 - 59. Jg. - Hilden 2010, S. 10

11 vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2001): Stress im Betrieb? - Handlungshilfen für die Praxis.. Heft 20, Dortmund-Dresden-Berlin

12 vgl. Werner Stangel (2008): Stress und wie er wirkt. Online im Internet/URL: http://arbeitsblaetter. stangl-Taller.at/ STRESS/#Definitionen%20 Klassifikationen [HTM- Datei]. Last updatet: k.A., Zugriffsdatum: 20.12.2010

13 Lorei C., Hallenberger F. (Hrsg.): Grundwissen Stress. 1. Auflage, Verlag für Polizeiwissen- schaft: o.O 2012, S. 213

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Stress im Polizeidienst. Stressoren und ihre Auswirkungen
Hochschule
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen; Köln
Veranstaltung
Psychologie
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
29
Katalognummer
V343317
ISBN (eBook)
9783668334076
ISBN (Buch)
9783668334083
Dateigröße
729 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Polizei, Stress, Stressoren, administrative Stressoren, operative Stressoren;, organisatorische Stressoren;, seelische Stressoren, soziale Stressoren, Schichtdienst, Konflikte;, Gewalt, Tod
Arbeit zitieren
Stefanie Handwerg (Autor:in), 2016, Stress im Polizeidienst. Stressoren und ihre Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343317

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