Der Zusammenhang zwischen den Big Five und der Nutzung von Online-Dating Portalen


Bachelorarbeit, 2016

59 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theorie
2.1 Online-Dating
2.2 Persönlichkeit
2.2.1 Big Five
2.2.2 Extraversion
2.2.3 Neurotizismus
2.2.4 Gewissenhaftigkeit
2.2.5 Verträglichkeit
2.2.6 Offenheit für neue Erfahrungen
2.3 Hypothesen
2.3.1 Gerichtete Hypothesen
2.3.2 Ungerichtete Hypothesen

3 Methode
3.1 Untersuchungsplanung
3.2 Big Five Inventory-SOEP
3.3 Nutzung von Online-Dating Portalen
3.4 Stichprobenumfangsplanung
3.5 Untersuchungsablauf
3.6 Auswertungsplanung

4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Statistik
4.2 Normalverteilung
4.3 Inferenzstatistik
4.3.1 Gerichtete Hypothesen
4.3.2 Ungerichtete Hypothesen

5 Diskussion
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Kritik
5.3 Ausblick

6 Literaturverzeichnis

Zusammenfassung/Abstract

Hintergrund: Das Internet spielt eine sehr wichtige Rolle in der heutigen Gesellschaft und die Partnersuche hat sich dieser Veränderung angepasst. Eine Möglichkeit stellen Online-Dating Portale dar. Den Hintergrund zu der vorliegenden Untersuchung bildete die Frage nach den Unterschieden zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern in Bezug auf ihre Persönlichkeitsmerkmale, gemessen mithilfe der Big Five. Fragestellung: Es wurden Unterschiedshypothesen in Bezug auf die Nutzung bzw. Nicht-Nutzung für jede einzelne Persönlichkeitsdimension aus den Big Five aufgestellt. Methode: Zur Überprüfung der Hypothesen wurde eine Online-Umfrage mit insgesamt 132 Teilnehmern (66 Nutzer und 66 Nicht-Nutzer von Online-Dating Portalen) durchgeführt. Die Teilnehmer machten Angaben, ob sie Online-Dating Portale nutzen oder nicht und bearbeiteten die Kurzskala von Schupp und Gerlitz zum Thema Big Five. Ergebnisse: Die Analyse der erhobenen Daten und die Testung der Hypothesen ergab, dass sich kein statistischer Unterschied zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern in den folgenden Persönlichkeitsdimensionen nachweisen ließ: Offenheit für neue Erfahrungen, Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Für die Persönlichkeitsdimension Neurotizismus konnte die gerichtete Alternativhypothese, also ein statistischer Unterschied zwischen Nutzern und Nicht- Nutzern, angenommen werden und es ergab sich ein schwacher Effekt.

Background: The internet plays an important role in the everyday life and the search for a partner changed over time. One possibility is the usage of online-dating portals. The background of the present analysis is the difference between user and non-user in matters of personality traits (Big Five). Question: The differential hypothesis was deployed for usage and non-usage for each individual personality trait of the Big Five.

Methods: An online-survey was deployed for testing the hypothesis. 132 people participated (66 user and 66 non-user). The participants answered a question regarding their usage of online-dating portals and questions regarding the Big Five (a short scale from Schupp & Gerlitz was used). Results: The analysis of the compiled data and the testing of the hypothesis indicate that there is no statistical difference between users and non-users related to the following personality traits: Openness to experience, Extraversion, Conscientiousness and Agreeableness. For the personality trait Neuroticism there is a statistical difference between users and non-users with a weak effect.

Tabellenverzeichnis

TABELLE 1. BESCHREIBUNG DER PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN FÜR NUTZER VON ONLINE-DATING PORTALEN

TABELLE 2. BESCHREIBUNG DER PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN FÜR NICHT-NUTZER VON ONLINE- DATING PORTALEN

TABELLE 3. ERGEBNISSE DES KOLMOGOROV-SMIRNOV-TEST FÜR DIE PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN

TABELLE 4. ERGEBNISSE DES EINSEITIGEN T-TEST FÜR DIE PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN OFFENHEIT FÜR NEUE ERFAHRUNGEN UND NEUROTIZISMUS

TABELLE 5. ERGEBNISSE DES EINSEITIGEN MANN-WHITNEY-U-TEST FÜR DIE PERSÖNLICHKEITSDIMENSION EXTRAVERSION

TABELLE 6. ERGEBNISSE DES MANN-WHITNEY-U-TEST FÜR DIE PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN VERTRÄGLICHKEIT UND GEWISSENHAFTIGKEIT

Abbildungsverzeichnis

ABBILDUNG 1. BOXPLOT PERSÖNLICHKEITSDIMENSION EXTRAVERSION

ABBILDUNG 2. BOXPLOT PERSÖNLICHKEITSDIMENSION NEUROTIZISMUS

ABBILDUNG 3. BOXPLOT PERSÖNLICHKEITSDIMENSION GEWISSENHAFTIGKEIT

ABBILDUNG 4. BOXPLOT PERSÖNLICHKEITSDIMENSION VERTRÄGLICHKEIT

ABBILDUNG 5. BOXPLOT PERSÖNLICHKEITSDIMENSION OFFENHEIT FÜR NEUE ERFAHRUNGEN

1 Einleitung

Die Welt ist vernetzt und auch die Liebe hat im Netz ihren Platz gefunden. Eine Online-Umfrage unter Nutzern von Online-Partnerbörsen im Jahr 2013 in Deutschland hat ergeben, dass 48,2% der Befragten mehrmals pro Woche Online-Dating Portale nutzen (BVDW, 2013). Die Partnerwahl hat sich somit im Vergleich zur Vergangenheit verändert. Man überlässt die Partnerwahl nicht mehr dem Zufall, sondern nimmt die Auswahl selbst in die Hand. Schuldt (2013, S. 21) schreibt: „Salontänze oder Tanzabende, bei denen Partnerschaften und Ehen ganz bewusst angebahnt werden konnten, sind lange ausgestorben.“ Somit ist es notwendig, neue Räume für Bekanntschaften zu schaffen und neue Möglichkeiten zu finden, andere Menschen kennenzulernen und somit „den Partnerpool“ (Schuldt, 2013, S. 22) zu vergrößern. Eine Möglichkeit stellen für Schuldt Online-Dating Portale dar. Die Angebote sind umfangreich. Für die vorliegende Untersuchung sollen ausschließlich Online-Dating Portale einbezogen werden, die als Flirtplattformen zum unverbindlichen Kennenlernen genutzt werden können.

Interessant ist, ob es trotz veränderter Partnerwahl, vermehrter Nutzung und dadurch Erhöhung der potentiellen Partneranzahl eine einheitliche oder zumindest ähnliche Nutzergruppe gibt. Nutzen nur Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen Online-Dating Portale oder unterscheiden sich die Nutzer, die im Internet auf Partnersuche sind, hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale von denen, die diese Art der Partnersuche nicht nutzen? Wenn diese Annahme zutrifft, wäre die Auswahl für die Nutzer eingeschränkt, da nur ein bestimmter Persönlichkeitstyp die Angebote von Online-Dating Portalen nutzt. Dies kann positiv sein, wenn die Nutzer einen ähnlichen Persönlichkeitstyp suchen. Sollten die Nutzer aber einen anderen Charaktertypus suchen, wird die Auswahl bei Bestätigung der Hypothese gering sein. Interessant wäre diese Aussage beispielsweise für die Anbieter von Online-Dating Portalen. Eine Spezialisierung auf die entsprechenden Persönlichkeitsmerkmale könnte eine Erhöhung der Mitgliederzahl und eine höhere Attraktivität für Werbetreibende zur Folge haben.

Im Folgenden soll also untersucht werden, ob es einen Unterschied in den Persönlichkeitsmerkmalen zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern von Online-Dating Portalen gibt.

2 Theorie

2.1 Online-Dating

Die erste Heiratsanzeige in Deutschland erschien am 08. Juli 1738 in den Frankfurter „Frag- und Anzeigen-Nachrichten“ und lautete wie folgt: „Ein honettes Frauenzimmer ledigen Standes, guter Gestalt, sucht (. . .) einen guten Doctor oder Advocaten ledigen Standes (. . .), so groß und wohl aussieht (. . .)“ (Kaupp, 1968, zitiert nach Kraemer, 1998, S. 23). Die Nutzung von Kommunikationskanälen für die Suche nach dem passenden Partner ist also nicht neu. Mit der Kommerzialisierung des Internets wurde die Voraussetzung von elektronischer Kommunikation geschaffen. Bereits 2003 nutzten 50% der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren das Internet. 2015 stieg der Anteil bereits auf 77,6% (Initiative 21, 2015).

Eine Definition für Online-Dating in der heutigen Zeit liefert Dombrowski (2011): „Online-Dating bezeichnet das Treffen und Kennenlernen von potentiellen Partnern über extra zu diesem Zweck ausgeschriebene Börsen im Internet. Vorrangiges Thema dieser Börsen sind Liebes- und Beziehungsvorstellungen (. . .)“ (S. 71). Diese Definition soll auch auf die vorliegende Untersuchung angewendet werden. „Extra zu diesem Zweck ausgeschriebene Börsen“

(Dombrowski, 2011, S. 71) beschreiben unterschiedliche Portale für definierte Zwecke. Unterschieden werden können die Portale nach kostenpflichtigen und kostenfreien Angeboten. Laut Schuldt (2013) sind viele Portale „kostenlos, weil sie sich über Werbung finanzieren. Bei anderen müssen meist um die 50 Euro für eine dreimonatige Mitgliedschaft investiert werden (. . .)“ (S. 23). Beispiele für kostenfreie Angebote sind Finya1, Lovoo2 oder Tinder3. Kostenpflichtige Anbieter sind unter anderem Friendscout244 oder Neu.de5. Einige Anbieter haben sich spezialisiert. Schuldt (2013) schreibt von MollyParadies für Übergewichtige, BinGross für Großgewachsene oder Patchworkglück für Alleinerziehende. Ein weiteres Feld sind kostenpflichtige Partnervermittlungen, welche Partnervorschläge auf Basis von psychologischen Tests ermitteln (beispielsweise Parship6 oder ElitePartner7 ). Ein weiterer Bereich ist das Casual-Dating, wobei es ausschließlich um erotische und sexuelle Kontakte geht (Schuldt, 2013, S. 24). In der vorliegenden Untersuchung sollen Partnervermittlungen und das Casual-Dating ausgeschlossen werden. Es findet eine Fokussierung auf Angebote zum unverbindlichen Flirten und Kennenlernen statt. Für die Nutzung dieser Angebote sind eine Internetverbindung und die Registrierung bei dem jeweiligen Portal notwendig. In der Regel wird ein frei wählbarer Aliasname verwendet, und der Nutzer hat die Möglichkeit, sein Profil durch weitere Informationen zu ergänzen. Je nach Vorliebe kann das Profil umfangreich ausgefüllt (Alter, Wohnort, Interessen etc.) und ein oder mehrere Fotos hochgeladen werden.

Das Portal Tinder setzt auf das Bild als Alleinstellungsmerkmal. Die Nutzer beurteilen anhand des Profilbildes, ob Interesse an einem Kommunikationsaustausch besteht oder nicht. Dies geschieht durch eine Wischbewegung des Fotos auf dem Display des Smartphones in die entsprechende Richtung. Erst wenn beide Nutzer die Attraktivität positiv bewertet haben, kann eine Kommunikation miteinander stattfinden (Zimmermann, 2016).

Aktuelle Forschungen, die sich mit den Persönlichkeitsmerkmalen und dem Online-Dating beschäftigen, sind schwer zu finden. Zwar nutzen bestimmte Anbieter von Online-Dating Portalen eine Analyse der jeweiligen Profile (Parship8 oder Singlebörsen-Vergleich9 ), um daraus den durchschnittlichen Nutzer mit seinen Interessen und Vorlieben zu beschreiben. Hier entsteht allerdings ein Interessenkonflikt, da diese Portale auch wirtschaftliche Unternehmen mit einer Gewinnabsicht sind und somit eine geringere Aussagekraft für wissenschaftliche Studien mitbringen. Döring (2000) hat sich beispielsweise mit romantischen Beziehungen im Internet beschäftigt, dabei aber ihren Schwerpunkt auf die Frage gerichtet, wie eine intime Beziehung aus einer überwiegend computergesteuerten Kommunikation entstehen kann. Daneback (2009) hat sich zum Beispiel mit Liebe und Sexualität im Internet auseinandergesetzt und als ein Ergebnis formuliert, dass jüngere Nutzer insgesamt mehr Zeit im Internet verbringen und in diese Zeit auch Liebe und Sexualität integrieren. Ältere Nutzer gehen gezielt ins Internet, um nach Liebe und Partnerschaften zu suchen. Bei beiden Untersuchungen steht allerdings das Geschehen im Internet selbst im Vordergrund. Ein möglicher Grund, warum es wenige Forschungsprojekte zu der Verbindung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und der Nutzung von Online-Dating Portalen gibt, könnte die ausführliche Auseinandersetzung der Anbieter mit den Persönlichkeiten ihrer Nutzer sein. Es scheint also so, als lägen dadurch bereits eine Menge Daten vor und der Forschungsbedarf sei gedeckt. Die oben angesprochenen Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Abhängigkeit bleiben allerdings weiterhin bestehen.

2.2 Persönlichkeit

2.2.1 Big Five.

Die Persönlichkeitspsychologie hat in der Vergangenheit versucht, einen Ansatz zu finden, der die menschliche Persönlichkeit umfassend beschreibt. Der lexikalische Ansatz versucht hierbei „durch die Analyse der in der natürlichen Sprache vorkommenden Beschreibungsbegriffe zu einer Taxonomie der Persönlichkeit zu gelangen.“ (Amelang, 2006, S. 276). Bereits 1936 erstellten Allport und Odbert eine Liste von Adjektiven aus Webster’s New International Dictionary, die Ausprägungen von Persönlichkeit beschrieben (Simon, 2006). Cattell konnte 1949 mithilfe von statistischen Verfahren und aufwendigen Berechnungen diese Liste auf 16 Persönlichkeitsfaktoren kürzen (Krohne und Hock, 2007). Erst 1987 gelang es McCrae und Costa diese Persönlichkeitsfaktoren auf fünf Dimensionen zu kürzen. Um diese Dimensionen messen zu können, entwickelten McCrae und Costa den NEO- Personality Inventory (McCrae und John, 1992). Für den deutschsprachigen Raum übernahmen Angleitner und Ostendorf die Entwicklung (Amelang, 2006).

Zu den Big Five liegen bereits umfangreiche Forschungsergebnisse inklusive einer Reihe von kritischen Stimmen vor. Kritik an den Big Five übt beispielsweise Gurven. Durch Beobachtungen und Befragungen von Bewohnern eines abgelegenen bolivischen Dorfes konnte Gurven den Nachweis erbringen, dass „die Wahrnehmung der Persönlichkeit in isoliert lebenden indigenen Kulturen von der in modernen Gesellschaften abweichen kann“ (Tenzer, 2013, o. S.). Dennoch gilt der Einsatz der Big Five als „state of the art“ (Fehr, 2006, zitiert nach Ihtiyar, 2016, S. 69).

Die Persönlichkeitsdimensionen der Big Five sind unter folgenden Schlagworten bekannt: Extraversion, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen. Jeder der fünf Persönlichkeitsdimensionen sind Inhalte zugeordnet, die je nach Ausprägungsgrad zutreffen oder in das Gegenteil übergehen. Dabei gibt es kein richtig oder falsch, es geht lediglich um Nachweis einer Eigenschaft oder nicht. Wenn also beispielsweise ein hoher Wert für die Persönlichkeitsdimension Extraversion festgestellt wurde, sind mit diesem Wert bestimmte Merkmale verknüpft. Genauso verhält es sich bei einem geringen Wert. Mithilfe des Skalenwerts kann beispielsweise für die Persönlichkeitsdimension Extraversion festgelegt werden, ob die Testperson eher zu Extrovertiertheit oder Introvertiertheit neigt. Es sind also feine Abstufungen möglich. Im Folgenden sollen die einzelnen Persönlichkeitsdimensionen ausführlicher dargestellt werden.

2.2.2 Extraversion.

Eysenck bildet für die Persönlichkeitsdimension Extraversion ein Gegensatzpaar. Demnach sind Menschen mit einem hohen Wert für Extraversion sehr gesellig, haben viele Freunde, lieben es, Veranstaltungen zu besuchen, sind ungern allein und benötigen den Austausch mit anderen Menschen. Extravertierte Menschen sind spontan, agil, optimistisch und fröhlich. Im Gegensatz dazu gelten introvertierte Menschen als ruhig, zurückhaltend, distanziert und ernsthaft. Sie lieben beispielsweise Bücher mehr als Menschen und haben weniger Freunde (Landwehr, keine Jahresangabe). Eine hohe Ausprägung der Persönlichkeitsdimension Extraversion ist somit positiv belegt. Diesen Zusammenhang wiesen Rusting und Larsen nach: „positive mood induction was positively correlated with E[xtraversion]“ (1997, zitiert nach Pickering und Corr und Gray, 1999).

2.2.3 Neurotizismus.

Die „neurotische Kaskade“ (Suls und Martin, 2005) beschreibt Menschen, denen ein hoher Wert in Bezug auf Neurotizismus zugesprochen wird. Weiterhin gelten sie als belasteter mit alltäglichen Problemen oder reagieren mit einer stärkeren emotionalen Reaktion auf Probleme. Diese Menschen zeigen allgemein erhöhte Stressreaktionen und erfahren emotionale Beeinträchtigung durch zurückliegenden, negative Ereignisse. Die hohe Ausprägung der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus ist, im Gegensatz zur Extraversion, negativ belegt. Auch diesen Zusammenhang formulierten Rusting und Larsen: „negative mood induction was positively correlated with N[euroticism]“ (1997, zitiert nach Pickering und Corr und Gray, 1999).

2.2.4 Gewissenhaftigkeit.

Gewissenhafte Menschen gelten als sorgfältig und genau. Sie sind gut organisiert und planen vorausschauend. Sie haben kein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen (Sarges, 2013). Der Gegensatz sind Menschen, die eher unbekümmert in den Tag gehen, spontan sind und unsorgfältig arbeiten. Sie haben den Ruf, eher in den Tag hineinzuleben.

2.2.5 Verträglichkeit.

„Verträglichkeit bezeichnet ein Verhalten, das dazu neigt, anderen entgegenzukommen, Konfrontation zu vermeiden, sich anzupassen und um Konformität zu bemühen“ (Simon, 2006, S. 120). Menschen mit einem hohen Verträglichkeitswert sind demnach mitfühlend, hilfsbereit und kooperativ. Sie haben die Erwartung, dass ihre Mitmenschen Gutes tun und sind meistens nachgiebig in Konflikten. Der Gegensatz sind Menschen, die egozentrisch und misstrauisch sind. Sie lieben den Wettbewerb und kämpfen für ihre Meinung und ihr Denken.

2.2.6 Offenheit für neue Erfahrungen.

Menschen mit stark ausgeprägter Offenheit sind neugierig, wissbegierig und machen gerne neue Erfahrungen. Sie lieben die Abwechslung und sind Experimenten gegenüber aufgeschlossen. Weniger offene Menschen sind vorsichtig, eher konservativ und mögen Struktur. Sie fühlen sich in ihrer bekannten Umgebung und Abläufen wohler (Simon, 2006).

2.3 Hypothesen

Um den Unterschied zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern im Hinblick auf ihre Persönlichkeitsmerkmale zu untersuchen, müssen zu überprüfende Hypothesen aufgestellt werden. Die Hypothesen können gerichtet oder ungerichtet formuliert werden. Dies ist abhängig von Hinweisen auf Ausprägungen, die sich aus vorherigen Forschungsergebnissen ableiten lassen.

2.3.1 Gerichtete Hypothesen.

Für die Persönlichkeitsdimensionen Offenheit für neue Erfahrungen, Extraversion und Neurotizismus wurden aufgrund von Ergebnissen aus Forschungsergebnissen aus der Vergangenheit gerichtete Hypothesen formuliert.

2.3.1.1 Offenheit für neue Erfahrungen.

Die Persönlichkeitsdimension Offenheit für neue Erfahrungen beschreibt Menschen, die sich gerne mit neuen Dingen beschäftigen und Spaß daran haben, neue Erlebnisse und Eindrücke zu sammeln. Der Soziologe Jean-Claude Kaufmann bezeichnet Nutzer von Online-Dating Portalen als „urbane junge Akademiker mit vielen sozialen Kontakten und einer Menge von Freizeitaktivitäten“ (Schuldt, 2013, S. 12). Dies könnte ein Hinweis auf eine Verbindung zwischen der Persönlichkeitsdimension Offenheit für neue Erfahrungen und der Nutzung von Online-Dating Portalen sein. Die Studie „Love Online: A Report on Digital Dating in Canada“ (Brym und Lenton, 2011) hat mithilfe einer Telefonumfrage und einer Onlinebefragung das Potential des Online-Datings in Kanada untersucht. Hier werden die Online-Dater als „joiners“ bezeichnet. Weiterhin werden ihnen gute soziale Kontakte mit Familie und Freunden und Selbstbewusstsein zugesprochen. Natürlich ist eine Schlussfolgerung von der kanadischen auf die deutsche Bevölkerung nicht ohne weiteres möglich, aber ein Vergleich der kulturellen Besonderheiten zeigt, dass die Kulturen nicht gegensätzlich zu werten sind (Hofstede, 2010). Besonders der Wert des „Individualism“ ist bei beiden Kulturen als hoch einzustufen und dieser Wert bezeichnet beispielsweise den Umgang mit anderen Menschen. Schlussfolgernd daraus lautet das Hypothesenpaar:

Nullhypothese (H0): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen kleineren oder gleichen Wert für die Persönlichkeitsdimension Offenheit für neue Erfahrungen auf als Nichtnutzer.

Alternativhypothese (H1): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen höheren Wert für die Persönlichkeitsdimension Offenheit für neue Erfahrungen auf als Nichtnutzer.

2.3.1.2 Extraversion.

Die Persönlichkeitsdimension Extraversion beschreibt die Aktivität und Geselligkeit von Menschen. Ein hoher Extraversionswert deutet auf einen geselligen, aktiven und gesprächigen Menschen hin. Das Gegenteil ist ein introvertierter Mensch, der gerne allein und zurückhaltend ist. Die Studie „Shyness, Internet Use, and Personality“ (Ebeling-Witte und Frank und Lester, 2007) fand heraus, dass Schüchternheit mit der Wahl, das Internet für Konversation zu nutzen, verknüpft ist. Diese Erkenntnis war auch gleichzusetzen mit Introversion. Somit kann die Schlussfolgerung sein, dass schüchterne und introvertierte Menschen das Internet für ihre sozialen Kontakte und Interaktionen nutzen. Da soziale Kontakte nicht nur auf freundschaftlicher Basis bestehen können, sondern auch aus Liebesbeziehungen, kann die Annahme getroffen werden, dass Menschen mit einem niedrigen Extraversionswert häufiger das Internet oder auch Online-Dating Portale zur Partnersuche nutzen. Daraus ergibt sich das folgende Hypothesenpaar:

Nullhypothese (H0): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen größeren oder gleichen Wert für die Persönlichkeitsdimension Extraversion auf als Nichtnutzer.

Alternativhypothese (H1): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen niedrigeren Wert für die Persönlichkeitsdimension Extraversion auf als Nichtnutzer.

2.3.1.3 Neurotizismus.

Die Persönlichkeitsdimension Neurotizismus beschreibt das Erleben von negativen Emotionen. Menschen mit einem hohen Wert in Bezug auf Neurotizismus erleben häufiger Ängstlichkeit, Nervosität und Anspannung. Menschen mit einem niedrigen Wert hingegen werden als ruhig, zufrieden, stabil, entspannt und sicher beschrieben. Die Studie „On the Internet No One Knows I’m an Introvert“ (Amichai-Hamburger und Wainapel und Fox, 2002) fand heraus, dass neurotische und introvertierte Menschen ihr wahres Ich im Internet ansiedeln. Im Gegensatz dazu finden sich extrovertierte und nicht-neurotische Menschen in realen Interaktionen wieder. Das legt den Schluss nahe, dass neurotische und introvertierte Menschen häufiger das Internet nutzen, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wie bereits oben erläutert kann die Internetnutzung auch hier auf die Suche von Partnern über das Internet und Online-Dating Portale bezogen werden. Damit lässt sich das folgende Hypothesenpaar aufstellen:

Nullhypothese (H0): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen kleineren oder gleichen Wert für die Persönlichkeitsdimension Neurotizismus auf als Nichtnutzer.

Alternativhypothese (H1): Nutzer von Online-Dating Portalen weisen einen höheren Wert für die Persönlichkeitsdimension Neurotizismus auf als Nichtnutzer.

2.3.2 Ungerichtete Hypothesen.

Für die Persönlichkeitsdimensionen Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit konnten keine Bezüge in vorherigen Forschungsergebnissen gefunden werden und somit wurden die Hypothesen ungerichtet formuliert.

2.3.2.1 Gewissenhaftigkeit.

Die Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit beschreibt die Fähigkeit der Selbstkontrolle und die Zielstrebigkeit von Menschen. Menschen mit einem hohen Wert sind organisiert und zielstrebig. Ein niedriger Wert hingegen beschreibt eher ungenaue und spontane Menschen. Für diese Persönlichkeitsdimension konnte für die vorliegende Arbeit in der Forschung kein Bezug gefunden werden. Es könnte die Behauptung, dass ein gewisses Maß an Ehrgeiz einem Nutzer von Online-Dating Portalen bei der Partnerwahl hilft, aufgestellt werden. Wer also seine Zeit auf diesen Portalen verbringt, möchte auch ein Gewinn daraus ziehen. Dies wirkt aus Sicht der Autorin sehr weit hergeholt. Sicherlich sind die Eigenschaften Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit von Vorteil, aber ein direkter Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit und der Nutzung von Online-Dating Portalen lässt sich nicht ableiten. Somit wird das folgende Hypothesenpaar ungerichtet formuliert:

Nullhypothese (H0): Es existiert kein Unterschied zwischen Nutzern und NichtNutzern von Online-Dating Portalen bezüglich der Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit.

Alternativhypothese (H1): Es existiert ein Unterschied zwischen Nutzern und NichtNutzern von Online-Dating Portalen bezüglich der Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit.

2.3.2.2 Verträglichkeit.

Menschen mit einem hohen Wert an sozialer Verträglichkeit zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Verständnis, Wohlwollen und Mitgefühl auszudrücken. Hier gilt ebenso wie für die Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit, dass kein Bezug in der Forschung gefunden werden konnte. Somit wird auch dieses Hypothesenpaar ungerichtet formuliert:

Nullhypothese (H0): Es existiert kein Unterschied zwischen Nutzern und NichtNutzern von Online-Dating Portalen bezüglich der Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit.

Alternativhypothese (H1): Es existiert ein Unterschied zwischen Nutzern und NichtNutzern von Online-Dating Portalen bezüglich der Persönlichkeitsdimension Verträglichkeit.

[...]


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2 Download als App für Android und iPhone unter diesem Namen

3 Download als App für Android und iPhone unter diesem Namen

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5 Abrufbar unter: www.neu.de

6 Abrufbar unter: www.parship.de

7 Abrufbar unter: www.elitepartner.de

8 Abrufbar unter www.parship.de/editorial/tour/parship-prinzip/parship-studien

9 Abrufbar unter www.singleboersen-vergleich.de

Ende der Leseprobe aus 59 Seiten

Details

Titel
Der Zusammenhang zwischen den Big Five und der Nutzung von Online-Dating Portalen
Hochschule
( Europäische Fernhochschule Hamburg )
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
59
Katalognummer
V342991
ISBN (eBook)
9783668330566
ISBN (Buch)
9783668330573
Dateigröße
1115 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Online-Portale, Online-Dating, Dating, Persönlichkeitsmerkmale, Partnerbörsen, Partnerwahl
Arbeit zitieren
Heike Melahn (Autor:in), 2016, Der Zusammenhang zwischen den Big Five und der Nutzung von Online-Dating Portalen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342991

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