Die Szenographie der Mammutjäger im Film "10.000 B.C."


Hausarbeit, 2014

37 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Filmhintergrunde zu Dreharbeiten

3. Szenographische Analyse
3.1. Methode
3.2. Sequenzanalyse

4. Recherchearbeiten des Teams uber die Lebensweise der Mammutjager

5. Bereiche aus denen die Bildelemente zur Plausibilisierung der Prahistorie dienen stammen
5.1. Kostume
5.2. Gegenstande
5.3. Architektur

6. Mammuts werden durch CGI-Technik zum Leben erweckt

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsnachweis

Abbildungen

1. Einleitung

„Nur die Zeit kann uns zeigen, was Wahrheit und was Legende ist. Einige Wahrheiten uberdauern die Zeitalter nicht, doch die Legende von dem Kind mit den blauen Augen wird ewig uberliefert und in alle vier Himmelsrichtungen der groBen weiBen Berge geflustert.“ Mit diesen Wortem fuhrt der Sprecher in den Film 10.000 B.C. ein und damit in den von Roland Emmerich verfilmten Urzeit-Epos.

Das Drehbuch verfasste Emmerich zusammen mit Harald Kloser. Der etwa 104-minutige Abenteuerfilm wurde unter anderem von Warner Bros Pictures produziert. Die Kamera fuhrte der Schweizer Kameramann Ulrich Steiger, der schon bei Emmerichs Hollywood- Blockbustem The day after tomorrow und Godzilla mitgearbeitet hatte.

Obwohl sich der Film in der ersten Ausstrahlungswoche im Marz 2008 auf den ersten Platz der amerikanischen Kinocharts platzierte, erhielt er in den USA und hierzulande uberwiegend negative Kritik.[1]Kritisiert wurde allgemein, dass 5 000 bis 7 000 Jahre der Menschheitsgeschichte in einem Film vermischt werden. So gibt es im Film in der Zeit vor 12 000 Jahren neben einer primitiven Jagerkultur auch die Agrarkultur und eine hochentwickelte Hochkultur, die Pyramiden mit Sklaven und gefangenen Mammuts baut. Laut New York Times: „ [...] it's best not to think too hard about anything in this sublimely dunderheaded excursion into human prehistory [...] is decent action-movie fun“.[2]Das Internationale Lexikon ist da weniger kritisch: “Prahistorisches Abenteuer mit prachtvollen Landschaftsaufnahmen, aber allzu unentschlossen zwischen handfestem Kinoabenteuer und marchenhaftem Fantasy-Film schwankend. Trotz uberwaltigender Effekte wird der Film dem epischen Anspruch nicht gerecht.“[3]

Zwar konnten die Produktionskosten von 120 Millionen Dollar wieder eingespielt werden, aber an den Erfolg Emmerichs Katastrophenfilms Independence Day aus dem Jahr 1996, welcher Weltweit 800 Millionen Dollar einspielte, kam 10.000 B.C. nicht heran.[4]10.000 B.C. ist ab 12 Jahren freigegeben und wurde in einem Breitwandformat 2.40:1 erstellt. Auf der veroffentlichter Blue-Ray gibt es neben einem Making off ,,10.000 B.C.“: Ein wilder, aber flauschiger Ritt, auch Futures wie das alternative Ende, die alternativen Szenen, eine Dokumentation: Die Inspiration fur ein Epos und eine Dokumentation: Eine Reise in die Vergangenheit: 10.000 B.C. {The Journey of10,000 BC.).

In der folgenden Untersuchung geht es um die Szenographie der prahistorischen Jager und Sammler. Anhand einer szenographischen Analyse der Anfangssequenz, welche die urzeitliche Jagerkultur einfuhrt, soil untersucht werden, wie die Prahistorie dargestellt wird und mit welchen szenischen Mitteln wird sie umgesetzt. Den Szenographen steht nur ein beschranktes Set an Moglichkeiten mit denen das historische Bild erzeugt werden kann. In 10.000 B.C. wurden die Filmbilder mithilfe zentraler Elemente wie Architektur, Gegenstande und Kostume hergestellt.

Die Vermischung der verschiedenen Zeitabschnitte beginnt erst nach der ersten Anfangssequenz, als die Jager auf eine hoher entwickelte Agrarkultur stoBen. Da aber nur die erste Sequenz untersucht wird, werden diese Unstimmigkeiten auBer Sicht gelassen und nicht weiter untersucht und diskutiert.

2. Filmhintergrunde zu Dreharbeiten

Auf die Idee einen Film uber die Urzeit zu drehen kam Emmerich schon lange Zeit vorher, nachdem er ein Bericht der BBC uber eiszeitliche Jager, die Mammuts vor 12.000 Jahren in Nordamerika jagten, gesehen hatte. Aber er habe sich erst spater an die computeranimierten Mammuts gewagt, weil die Szenen mit den Mammuts „total realistisch“ wirken sollten und die Rechenleistung der Computer um das Jahr 2000 noch nicht ausgereicht hatte um die „Haare [der Mammuts] gut [zu] animieren“ zu konnen.[5]In der zweijahrigen Filmproduktion haben viele Mitarbeiter mitgewirkt. Alleine die Ausstattungsabteilung, das Art Department, welches fur die bildnerische Umsetzung der Drehbuchvorgaben zustandig war, umfasste an die 100 Mitarbeiter. Geleitet wurde das Team von dem Szenenbildner Jean-Vincent Puzos.[6]Die GroBe Zahl an Mitarbeitem kommt neben der langer Produktions- und Drehzeit auch dadurch zustande, dass der Film an Originalschauplatzen gedreht wurde. Ein Drittel der prahistorischen Szenen wurde in Neuseeland auf der Waiorau Snow Farm, die 5 000 Meter uber den Meeresspiegel, in der Nahe der Stadt Wanaka liegt, gedreht. Nach Emmerich waren die Dreharbeiten dort besonders schwierig. Zum einen musste das Drehteam mit einem Hubschrauber in die

Berge eingeflogen werden und zum anderen durfte, wegen der fruhen Dunkelheit, nur am Tag gedreht werden.[7]

3. Szenographische Analyse

3.1. Methode

Die seznographische Analyse konzentriert sich auf die erste Sequenz, welche von dem Stamm der Mammutjager handelt. Diese Sequenz wurde in drei Subsequenzen unterteilt. Die erste Subsequenz kann auch als Vorspann, in dem der urzeitliche Stamm vorgestellt wird, angesehen werden. Die zweite Subsequenz handelt von der letzten Mammutjagd und die dritte Subsequenz handelt von dem Ende der Jagerkultur.

Bevor aber die Szenographie naher untersucht werden kann, wird im Folgenden eine genaue Filmanalyse vorgenommen. Neben der Sequenzanagabe und Einstellung, wird auch die Kameraperspektive und Beleuchtung untersucht. Das Augenmerk liegt auf der Darstellung des primitiven Stammes: also ihrem Handeln, ihrer Kleidung, den Gegenstanden, der Siedlung und ihrer Rituale. Denn diese haben nicht nur die Funktion einer Kulisse, sondem charakterisieren auch die Personen.

3.2. Sequenzanalyse

Die erste Subsequenz beginnt mit einer Panoramaaufnahme die groBe, schneebedeckte Berge beim Sonnenuntergang zeigt. Die Aufnahmen wurden von einem Hubschrauber gemacht. Diese EinstellungsgroBe eignes sich sehr gut um die unendliche Weite der Berglandschaft zu vermitteln (Abb. 1: Screenshot 00.01.15). Diese Filmbilder werden mit Trommel und mystischen Frauengesang begleitet. Mit der nachsten Einstellung und immer noch durch eine Luftaufnahme, wird durch heranzoomen die Siedlung des Stammes auf einem Bergplateau gezeigt. Zu sehen ist ein groBes und mehrere kleine Zelte. An mehreren Stellen brennt kleines Feuer, das groBte in dem groBen Zelt (Abb. 2: Screenshot 00.02.03). In einer Halbnahen Kameraeinstellung und leichter Untersicht sehen wir eine altere Frau, die umgeben von Menschen ein Ritual im Inneren des groBen Zeltes abhalt. Von dem Off- Kommentator erfahren wir, dass es sich um die „Alte Mutter“ handelt, die uber mystische Krafte verfugt und als einzige mit den Geistern kommunizieren kann. Im Zelt ist es relativ dunkel, denn es gibt nur zwei Lichtquellen, die den Innenraum erhellen. Ein paar Lichtstrahlen kommen durch die Offnung in der Mitte des Zeltdachs durch und ein wenig Licht kommt von dem kleinen Feuer in der rechten Ecke (Abb. 3: Screenshot 00.02.05). Aufgrund dessen konnen wir nur schwer erkennen wie der Raum ausgestattet ist und um welche Gegenstande, die von den Wanden runterhangen, es sich handelt. Das gedampfte Licht, das Ritual und die Gerausche der „Alten Mutter“ und den anderen Menschen, erzeugen eine mystische Stimmung. In einer GroBaufnahme zeigt die Kamera wie ein kleiner Junge mit dem Namen D'Leh, mit einem spitzen Stein einen Tierknochen bearbeitet (Abb. 4: Screenshot 00.02.17). Spater zeigt uns die Kamera, in einer Halbtotale und Normalsicht, dass er auBerhalb des Zeltes am Feuer sitzt und die Szene beobachtet. Er tragt Lederschuhe, Lederhose und groBen Lederumhang (Abb. 5: Screenshot 00.02.20). In das Zelt wird ein verwaistes kleines Madchen, eine uberlebende eines anderen Stammes, gebracht. In einer GroBaufnahme sehen wir, wie die Schamanin den Kopf des Madchens in ihren Handen halt. An ihren Handen tragt sie groBe Knochenarmbander (Abb. 6: Screenshot 00.03.12). Mit der nachsten EinstellungsgroBe, der Halbtotale, wird gezeigt wie die Schamanin von der Wucht der Bilder, die sie sieht, zuruckgeworfen wird (Abb. 7: Screenshot 00.03.19). Sie ist uberzeugt, dass das kleine Madchen von den Ahnen zu ihnen geschickt wurde, um das Volk zu retten. Sie Prophezeit die letzte Mammutjagd und das Kommen der „vierbeinigen Damonen“. Ebenfalls in GroBaufnahme und Normalsicht sehen wir, wie die Menschen in gebuckter Haltung und gespannt der Mutter zuhoren. (Abb. 8: Screenshot 00.03.24). Von dem Filmerzahler erfahren wir, dass der Stamm von der Mammutjagd lebt, aber dass die Mammuts immer seltener in das Tal kommen und so die Menschen hungern mussen. D'Lehs Vater geht fort um einen besseren Platz zum Leben zu finden. Er lebt zusammen mit einem anderen Jager und seinem Sohn in einer Hohle. Die Kamera zeigt uns in Detailaufnahme und Obersicht ein paar Gegenstande, die der Vater auf seine Reise mitnimmt. Zu sehen ist ein Fellrucksack und eint Teil des „weiBen Speeres“ (Abb. 9: Screenshot 00.04.29). Mit der nachsten Detailaufnahme sehen wir, wie er seinem schlafendem Sohn ein spitzes Werkzeug und ein verziertes groBes Armreif aus der Hand nimmt. Es ist dunkel, nur die Hande und die Gegenstande werden durch das Mondlicht, welches durch die Decke hinein scheint, beleuchtet (Abb. 10: Screenshot 00.04.41). Halbtotale, Normalsicht: DrauBen vor der Hohle ubergibt D'Lehs Vater den „weiBen Speer“ (Abb. 11: Screenshot 00.05.08) und eine Jagerpfeife an „Tic-Tac“, einen anderen Jager (Abb. 12: Screenshot 00.05.12). An der ersten Einstellung (Abb. 11) fallt auf, dass sie vor einem Bluescreen gedreht und dann am Computer zusammengebracht wurde. Totale: An einem sonnigen Tag uben sich die Jungen im Speerwurf (Abb. 13: 00.05.25). Mit der GroBaufnahme wird uns ihr Ubungsziel gezeigt. Es ist aus zwei Mammutknochen zwischen denen eine Lederhaut bespannt wurde gebaut. In ihm steckt mittig ein Speer (Abb. 14: Screenshot 00.05.27). Auch diese Einstellungen wurden anscheinend vor einem Bluescreen gedreht. Mit der nachsten Einstellung in GroBaufnahme sehen wir, wie sich D'Leh und Evolet naher kommen. Als Schmuck tragen beide selbstgemachte Lederarmbander. Zu sehen ist ein selbstgeschnitzter spitzer Gegenstand (Abb. 15: Screenshot 00.06.09). Die erste Subsequenz schlieBt mit einer Panoramaaufnahme von der Siedlung des Stammes ab. Gleichzeitig wird der Filmtitel 10,000 BC eingeblendet und der Off-Erzahler erzahlt uns von der bevorstehenden letzten Mammutjagd. Dem Anschein nach sind alle Zelte aus Tierknochen, die mit Lederhauten bespannt sind, gebaut. Nur auf dem groBem Zelt, wo sich der Stamm zum Ritual versammelt hatte, liegt ein vollstandiges Mammutskelett. Weiterhin zu sehen, ist rechts vorne im Filmbild, eine Art Gerust, auf dem Lederhaute, wahrscheinlich zum trocknen, aufgehangtwurden (Abb. 16: Screenshot00.07.39).

Die zweite Subsequenz, welche von der Mammutjagd handelt, wird mit einer GroBaufnahme eroffnet: Es ist fruh am Morgen und relativ dunkel. D'Leh halt Wache und Ausschau nach den Mammuts, die vorbeiziehen werden. Dabei bastelt er an der Kette fur Evolet, an welcher er schon seit seiner Kindheit arbeitet (Abb. 17: Screenshot 00.07.53). Halbtotale mit leichter Obersicht: Nach dem die Mammuts am fruhen Morgen von der Wache gesichtet wurden, brechen die Jager beim Tageslicht zur Mammutjagd auf. Die Sonne scheint und es herrscht eine positive Stimmung, denn sie hoffen auf eine erfolgreiche Jagd. Deijenige, der den Mammut erlegt, bekommt als Trophae den „weiBen Speer“ (Abb. 18: Screenshot 00.10.22). In Naheinstellung sehen wir, wie „Tic-Tac“, der Anfuhrer der Mammutjager, die Manner zur Jagd anfeuert (Abb. 19: Screenshot 00.10.26). Totale: Um den Leitbullen zu finden, schleicht er sich an die Mammuts an (Abb. 20: Screenshot 00.10.41). In Halbnahe und in extremer Untersicht sehen wir, wie er den Leitbullen mit einem Speer angreift um ihn in die Flucht zu treiben (Abb. 21: Screenshot 00.11.15). Danach gibt er mit der Pfeife ein Signal zur Jagd. Die Mammuts bekommen Panik und rennen weg. Die Jager verfolgen die Herde und treiben diese in eine enge Schlucht (Abb. 22: Screenshot 00.12.34) wo sie eine Falle aus einem Netz fur den Mammut vorbereitet haben. Zu sehen sind groBe Steine, die an beiden Seitenwanden der Schlucht mit Seilen umspannt wurden und an welchen das groBe Netz befestigt wurde. Sie sind dabei die Steine mit dem Netz runterzuwerfen (Abb. 23: Screenshot 00.12.36). In Totale sehen wir, wie der Mammut, gefolgt von Jagem, in das Netz geht (Abb. 24: Screenshot 00.13.02). In Halbnahe und leichter Untersicht sehen wir, wie die Jager den Mammut von alien Seiten angreifen (Abb. 25: Screenshot 00.13.12). Insgesamt besteht die Mammutjagdszene aus 140 Einstellungen, die sich innerhalb von sechs Minuten abspielen. In der nachsten Einstellung, der Totale, sehen wir, wie die Menschen nach der erfolgreichen Jagd den Mammut zerlegen und die Fleischsstucke, welche sie auf einen Stock aufgehangt haben, in ihre Siedlung tragen (Abb. 26: Screenshot 00.16.21). Um die Besorgnis der „Alten Mutter“, die sie um ihr Volk vor dem Bevorstehenden hat deutlich zu machen, wird sie in einer Naheinstellung gezeigt. Sie steht vor ihrem Zelt und beobachtet die Menschen beim Mammutzerlegen. Hier konnen wir sehen, wie das Zelt mit Mammutknochen gebaut wurde. Die Mutter selbst tragt Unmengen an Knochenschmuck. In ihrer linken Hand halt sie eine Art Schamanenzepter, ebenfalls aus Tierknochen (Abb. 27: Screenshot 00.16.28). In Halbtotale sehen wir, wie sich die Gemeinschaft am Abend vor einem Lagerfeuer versammelt hat und feiert. Einer spielt ein Instrument, die anderen tanzen und singen (Abb. 28: Screenshot 00.16.48).

Mit der letzten Einstellung, der Totale, wird die dritte und letzte Subsequenz der ersten Sequenz beendet. Es ist am Morgen nach dem Uberfall durch die „vierbeinigen Damonen“, welche viele der Stammesmitglieder getotet und verschleppt haben. Die ubriggebliebenen Menschen bestatten ihre Nachsten. Sie geben den Toten auch Gegenstande (Abb. 29: Screenshot 00.22.56).

4. Recherchearbeiten des Teams uber die Lebensweise der Mammutjager

Mit dem Film verfolgte Emmerich keine archaologische Exaktheit. Im Vordergrund stand die Unterhaltung. Auf die Frage wie er fur seinen Film uber die Urzeit recherchiert habe antwortete er, dass es noch viele „Steinzeitmenschen in unserer heutigen Welt“ gabe und sie diese „besuch[t]en und von ihrer Lebensweise lernen“ konnten.[8]Lediglich die Tiere im Film wurden „exakt recherchiert“.[9]An einer anderen Stelle berichtet Emmerich: “all the animals and all the costumes and settings are all incredibly well researched, but, naturally, the story has a sort of fantastic or fantasy element to it”.[10]

Ahnlich wie die Ausstatter bemuhten sich auch die Kostumbildnerinnen Odile Dicks- Mireaux und Renee April um einfache Kleidung, die ihren Tragern gerecht wird. Sie recherchierten im Londoner British Museum sowie in Sammlungen in Kapstadt. Am Ende aber lieBen sie sich vom Drehbuch inspirieren, da die Recherche im Museum nicht zufriedenstellend war.

Wie schon erwahnt wurde, wurde Emmerich durch einen Bericht der BBC uber die Mammutjager motiviert. Aber in den Extras zum Film 10.000 B.C. findet sich ein anderer Bericht des History Chanels mit dem Titel Journey of10,000 BC.

Es geht um die Besiedlung Nordamerikas durch den modernen Menschen, aus dem sich die Clovis-Kultur, zu Ende der letzten Eiszeit, auch Jungpalaolithikum genannt, entwickelte. Dort wird das Leben der Menschen, auch Palaoindianer genannt, die vor 12.000 Jahren in Nordamerika lebten, als Jager von GroBwild, vor allem der Mammuts, anhand archaologischer Funde rekonstruiert. Der Bericht vertritt die These, dass die 1,55 cm groBe Palaoindianer die ersten waren, die Nordamerika bevolkerten. Aber woher sie kamen wird nicht erwahnt.[11]

Neben ihrem handwerklichen Geschick - sie bearbeiten Feuersteine zu ausgereiften Pfeilerspitzen, den so genannten Clovis-Spitzen, welche sie fur ihre Speere benutzen - und der strategischen Jagd in Gruppe auf die Mammuts, wird auch ihr soziales Leben betont. Sie versammeln sich am Abend am Feuer und erzahlen sich Geschichten.

Diese Darstellung entspricht genau der, wie sie im Emmerichs Film vorkommt. Da es sich aber um eine populare Wissenschaftssendung handelt, die nicht uber die Mittel verfugt, uber die eine Hollywood Produktion verfugt, wirken die Computeranimationen nicht so spektakular wie in 10.000 B.C. Auch sind viele Details, wie die Siedlung, die Gegenstande und die Kleidung, nicht deutlich zu erkennen. Vielmehr wird groBer Wert auf die Inszenierung der Mammutjagd gelegt, die der Darstellung in 10.000 B.C. sehr nahe kommt. Emmerichs Szenenbildner und Kostumbildner konnten sich daher nicht so sehr, bei der Wahl der Kostume und Architektur, auf diesen Bericht stutzen.

5. Bereiche aus denen die Bildelemente zur Plausibilisierung der Prahistorie dienen stammen

5.1. Kostume

Im diesem Unterkapitel geht es, wie der Titel schon sagt, um das Kostumbild der Eiszeitmenschen. Es soil vor allem untersucht werden welche Vorbilder sich fur das Kostumbild finden lassen und ob es Analogien oder Unterschiede in der Verarbeitung zu anderen Darstellungen gibt. Es sollte auch die Frage beantwortet werden, ob der gewahlte Kleidungsstil mit unseren Vorstellungen ubereinstimmt.

Was wissen wir uber die Lebensweise der Menschen, die vor 12 000 Jahren zu Ende der letzten Eiszeit lebten? Abgesehen von einigen Stein- und Knochengegenstanden gibt es keine Funde die uber die Lebensweise der Eiszeitlichen Jager Auskunft geben konnten. Dank Hohlenmalereien gibt es zwar gewisse Anhaltspunkte, aber meistens handelt es sich um Tierdarstellungen. Daher orientieren sich die Wissenschaftler bei der Rekonstruktion der Kleidung und Architektur an Naturvolkem wie die Inuit, die heute noch unter ahnlichen klimatischen Bedingungen leben, wie die Menschen damals in der Eiszeit.[12]Viele Museen, die sich auf die Ur- und Fruhgeschichte spezialisiert haben, oder bei denen sie ein Teil ihres Programms bildet, bieten dem Besucher anschauliche Darstellungen von dem moglichen Leben unserer Vorfahren. Das Prager Nationalmuseum zum Beispiel, zeigte im Jahr 2007 eine Ausstellung uber die Mammutjager. So konnten die Besucher dank sogenannten Dioramen am Leben der Steinzeitmenschen, die vor 20 000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Tschechien lebten, teilhaben (Abb. 30 und 31). Der Jager tragt eine Lendenschurze aus Leder und am Oberkorper einen kurzen Umhang aus Tierfell. Es ist davon auszugehen, dass die Kleidung der Steinzeitmenschen aus Materialien gefertigt wurde, die sie in ihrer Natur vorfanden und welche den Verhaltnissen angepasst wurde. Auch die Kostumbildner von 10.000 B.C. fertigten die Kleidung nur aus Naturmaterialien an und gestalteten diese entsprechende ihrer Funktion. Im Alltag, oder wenn es kalter wird, tragen die Menschen eine komplette Bekleidung mit Umhang, Hosen und Schuhen (Abb. 5, 11, 17, 26 und 29). Die Schuhe, eine Art Eskimostiefel (Abb. 29), erinnern stark an die der Neandertaler (Abb. 32). Bei der Jagd aber, tragen die Jager nur Hose und Schuhe. Das erscheint auch plausibel, denn bei einer Jagd kommen die Manner ins Schwitzen und eine komplette Bekleidung wurde sie in ihrer Beweglichkeit einschranken. Auch beim Lagerfeuer ist es warmer und die Menschen benotigten weniger Kleidung. Weiterhin konnen wir feststellen, dass ihre Kleidung nicht nur aus Fellen, sondern zum groBten Teil aus Leder besteht. In Abbildung 5 und 22 sehen wir, dass die Kleidung des Jungen aus dunnem Leder angefertigt wurde. Wie genau das Leder hergestellt wurde, wird im Film nicht gezeigt. Auf jeden Fall aber wurde das Leder bearbeitet. Dass heiBt, dass sie sowohl das Fett und das Muskelfleisch entfernten und dann auch die Haare selbst. Einen Hinweis auf das Bearbeiten von Tierhaut finden wir in Abbildung 16. Nach dem Abschaben und einfetten, haben die Menschen die Tierhaute auf einem Gerust zum trocknen aufgehangt. Belegt ist, dass die Menschen noch vor 8000 Jahren auf diese Weise die Felle haltbar und geschmeidig gemacht haben.[13]Richtiges Fell benutzten die Kostumbildner als warmende Unterlagen und als Zudecke im Zelt (Abb. 10).

Real verwenden die Kostumbildner fur die Lederkostume abgeschabten Springbock-Fell und fur die Felle Antilopenfell, welche das Mammutfell ersetze.[14]

Unsere Vorstellung von dem Aussehen des Urzeitmenschen wurde neben musealen Ausstellungen auch durch Buchillustrationen und zuletzt auch durch Darstellungen in Filmen gepragt. So erfahren Kinder in Lehrbuchem, dass schon Neandertaler, die vor 35 000 Jahren ausgestorben sind, ihre Kleidung aus bearbeitetem Tierfell hergestellt haben (Abb. 32). In der Mitte links sehen wir wie ein Mensch auf einem ausgebreiteten und mit kleinen Holzpflocken gespanntem Tierfell kniet und die Innenseite abschabt. Nach dem Trocknen wurde daraus entsprechende Kleidung genaht.[15]

Wenn wir uns den Kleidungsstil der Urzeitmenschen in fruheren Filmen anschauen, stellen wir fest, dass auch ihre Kleidung aus dunnem Leder angefertigt wurde. Als Beispiel kann hier der Film One Million B.C., aus dem Jahr 1965 vom Produzenten Hal Roach und mit Unterstutzung von D.W. Griffith. Die Fotografie, die wahrscheinlich zu Werbezwecken fur den Film angefertigt wurde zeigt uns, dass der Kleidungsstil eher eine asthetische als eine praktische Funktion hat (Abb. 33). Auch die Kleidung einer Steinzeitfrau im Film One Million Years B.C. von Don Chaffey aus dem Jahr 1966 wurde nach anderen MaBstaben gewahlt, als nach der Funktionalitat (Abb. 34). Es handelt sich vielmehr um schmale Fellstreifen, die nur notdurftig die intimen Stellen des Korpers bedecken, als um eine wirkliche Kleidung. Dagegen erscheint die Kleidung von Evolet, der zweiten Hauptfigur in 10.000B.C., ziemlich fromm (Abb. 35).

[...]


[1] Vgl. US Kinocharts (07.-09.03.2008): Roland Emmerichs 10.000 BC. an der Spitze. In: Germanblocks, 11.3.2008 Unter: http://germanblogs.de/us-kinocharts-07-09032008-roland-emmerichs-10000-bc-an-der- spitze/. (konsultiert am 01.08.14).

[2] Human Civilization: The Prequel. In: New York Times, 15.03.2008. Unter: http://web.archive.Org/web/20080315170836/http://movies.nytimes.com/2008/03/07/movies/07ten.html. (konsultiert am 01.08.14).

[3]10.000 B.C. In: Brune, Klaus u. Koll, Horst Peter (Hrsg.): Lexikon des intemationalen Films : das komplette Angebot in Kino, Femsehen und aufDVD. 2008. Filmjahr 2008, Reinbek bei Hamburg 2009.

[4] Vgl. US Kinocharts (07.-09.03.2008): Roland Emmerichs 10.000 BC. an der Spitze. In: Germanblocks, 11.3.2008 Unter: http://germanblogs.de/us-kinocharts-07-09032008-roland-emmerichs-10000-bc-an-der- spitze/. (konsultiert am 01.08.14).

[5] Rodek, Hanns-Georg: Emmerich wollte keine wulstigen Oberlippen. In: Die Welt, 03.03.08. Unter: http://www. welt.de/kultur/articlel751816/Emmerich-wollte-keine-wulstigen-Oberlippen.html. (konsultiert am 01.08.14).

[6] Vgl. Unter: http://www.imdb.com/title/tt0443649/. In der Intemet-Film-Datenbank werden neben Daten zum Film, auch Personen die am Film mitgewirkt haben genannt. (konsultiert am 29.08.14).

[7] Vgl. Rodek, Hanns-Georg: Emmerich wollte keine wulstigen Oberlippen. In: Die Welt, 03.03.08. Unter: http://www. welt.de/kultur/articlel751816/Emmerich-wollte-keine-wulstigen-Oberlippen.html. (konsultiert am 01.08.14).

[8]Keuschnig, Markus: Roland Emmerich: ,,Meine Ideen sind immer grofi!“. In: Die Presse.com, 02.03.2008. Unter: http://diepresse.com/home/kultur/film/366875/Roland-Emmerich_Meine-Ideen-sind-immer-gross. (konsultiert am 01.08.14).

[9]Ebd.

[10] “Roland Emmerich Interview - 10,000 BC”. In: Collider.com, 03.03.2008. Unter: http://eollider.eom/movie/article.asp/aid/7164/teid/l (konsultiert am 20.07.14).

[11] Tatsachlich existieren mehrere Hypothesen wann die ersten Menschen nach Nordamerika kamen und woher sie kamen. Daruber wird seit der Mitte des 19. Jahrhundert zwischen den Wissenschaftlem heftig diskutiert. Die einen vertreten die First-Clovis Theorie, das heiflt, dass die Clovis-Menschen vor 12.000 Jahren als die ersten nach Nordamerika uber die Beringstrafle kamen. Eine weitere Theorie besagt, dass schon Menschen lange vorher, also noch wahrend der letzten Eiszeit nach Amerika kamen, entweder aus Sibirien oder Europa. Dazu mehr in: Fagan, Brian M.: Die ersten Indianer. Das Abenteuer der Besiedlung Amerikas. Munchen 1990.

[12] Vgl. Merimann, Nick u. Wilhelmi, Margot: Die ersten Menschen. Die faszinierende Vor- und Fruhgeschichte derMenschheit — von den ersten Hohlenbewohner bis zurEisenzeit, Hildesheim 1993. S. 20.

[13] Vgl. Stober, Alexandra: Leder. In: Planet Wissen, 27.08.2010. Unter: http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/werkstoffe/leder/. (konsultiert am 31.08.14).

[14] Vgl. 10,000 B.C. movie production notes, pg 3CROSSING CONTINENTS, Creating the World of "10,000 BC". Unter: http://emol.org/film/archives/10000BC/production3.html. (konsultiert am 02.09.14, 21:00).

[15]Vgl. Merimann, Wilhelmi, 1993. S. 18.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Die Szenographie der Mammutjäger im Film "10.000 B.C."
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Kunst und Bildgeschichte)
Veranstaltung
Phantastische Antike. Szengraphie des Wunderbaren im Antikenmonumentalfilm.
Note
1,7
Jahr
2014
Seiten
37
Katalognummer
V342899
ISBN (eBook)
9783668328716
ISBN (Buch)
9783668328723
Dateigröße
2722 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
szenographie, mammutjäger, film, eine, analyse
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Die Szenographie der Mammutjäger im Film "10.000 B.C.", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342899

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