Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern - Ansätze zur Unterrichtsgestaltung


Hausarbeit, 2003

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in das Themengebiet
- Instrumentale Erwachsenenbildung – ein Kind der Andragogik und Musikpädagogik
- Gründe für den Vergleich zu Kindern und Jugendlichen

2. Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern – Kernfragen
2.1 Wer ist der erwachsene Instrumentalschüler?
- Über 21 Jahre
- Ist seit geraumer Zeit der Schülerrolle entwachsen
- Häufig auftretende Verhaltensmuster
- Bewusste Entscheidung für den Unterricht
- Verschiedene Kategorien erwachsener Schüler
2.2 Macht es noch Sinn, im Erwachsenenalter ein Instrument zu erlernen?
- Es ist nie zu spät, ein Instrument zu erlernen
- Instrumentalrelevante Organfunktionen bleiben bis ins Alter stabil
- Realistische Ziele stecken
- Sinnfrage des Musizierens
- Die Frage nach dem geeigneten Instrument
2.3 Wie lernt der erwachsene Schüler?
- Erwachsene lernen konzeptionell und rational
- Transfer von Lerntechniken
- Gefahr des Über-Übens beachten
2.4 Was ist beim Unterrichten von Erwachsenen zu beachten?
- Das Aufnahmegespräch
- Der Schüler als Persönlichkeit
- Das Lehrer-Schüler-Verhältnis
- Die Notwendigkeit der Erfolgserlebnisse
- Das richtige Maß der Anforderungen
- Das Lehrervorspiel
- Die Reaktivierung der körperlichen Komponente
- Die Schlüssigkeit des Lehrkonzept
- Das Üben üben
- Die Auswahl des Unterrichtsmaterials

3. Erwachsene erobern die Musikschulen
- Indikatoren für den Trend
- Musikschule Bochum als Beispiel
- Persönliche Stellungnahme

4. Literatur

1. Einführung in das Themengebiet

Ein Themenpunkt des Seminars „Außerschulische Musikpädagogik im Überblick“ unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Hörmann ist der Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern. Diese Arbeit wird einführend auf den Bereich der musikalischen Erwachsenenbildung eingehen und Ansätze zur Unterrichtsgestaltung aufzeigen. Instrumentalunterricht für Erwachsene ist ein Teilgebiet der musikalischen Erwachsenenbildung, welche zwischen der Musikpädagogik und der Erwachsenenbildung angesiedelt ist (vgl. Holtmeyer 1993, S.479).

Dem Leser soll anhand folgender vier Kernfragen eine Hilfestellung zur eigenständigen Erarbeitung des Themengebiets an die Hand gegeben werden:

- Wer ist der erwachsene Instrumentalschüler?
- Macht es noch Sinn, im Erwachsenenalter ein Instrument zu erlernen?
- Wie lernt der erwachsene Instrumentalschüler?
- Was ist beim Unterrichten von Erwachsenen zu beachten?

Wenn in vorliegender Arbeit von Schüler oder Erwachsenem die Rede ist, so ist damit gleichermaßen die Schülerin oder die Erwachsene angesprochen. Der Einfachheit und dem besseren Verständnis halber wird jedoch das maskuline Genus verwendet.

Wie häufig bei Texten andragogischen Inhalts (Andragogik: die Wissenschaft vom lebenslangen und lebensbreiten Lernen Erwachsener) soll auch diese Ausarbeitung keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit haben, sondern eher als „Facilitator“ = Lernerleichterer verstanden werden.

Um Instrumentalunterricht mit Erwachsenen anschaulich darstellen zu können, ist es oft nötig, Kinder und Jugendliche zum Vergleich heranzuziehen. Dies hat zwei Gründe:

1. Es liegen viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über diesen Forschungsbereich vor.
2. Instrumentallehrer haben in aller Regel größere Praxiserfahrung im Unterrichten von Kindern und Jugendlichen. Einige elementare Grundlagen können für die Arbeit mit Erwachsenen übernommen werden, andere jedoch nicht. In jedem Fall ist es sinnvoll, einige grundlegende Charaktereigenschaften eines erwachsenen Instrumentalschülers kennen zu lernen.

2. Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern - Kernfragen

2.1 Wer ist der erwachsene Instrumentalschüler?

Erwachsen sind zunächst Schüler, die das 21. Lebensjahr erreicht haben. „Zweifellos gibt es einige Eigenheiten beim Lernverhalten in dieser Gruppe, die in erster Linie mit dem Alter zusammenhängen.“ (De Vree 1990, S.182) Wichtiger als das Alter ist jedoch der Aspekt, „daß diese Schüler es nicht mehr gewohnt sind, eine Schülerrolle zu spielen, also sozusagen der Schulbank entwachsen sind.“ (De Vree 1990, S.182) So hat zum Beispiel ein 24jähriger Student in aller Regel ein ganz anderes Lern- und Akzeptanzverhalten als ein Berufstätiger von 24 Jahren, der vielleicht schon seit acht Jahren im Arbeitsleben steht. Als häufig auftretende Verhaltensmuster wurden beobachtet:

Große Unsicherheit, Unbeholfenheit, Versagensängste, und daraus resultierende Verkrampfungen und häufiges Entschuldigen vor Spielbeginn (vgl. De Vree 1990, S.182). Des Weiteren ist ihr unsicheres Auftreten und der Hang zu übermäßig vielem Reden auffallend, um die effektive Spielzeit möglichst gering zu halten. Ganz nach dem Motto: „Solange ich rede, muß ich wenigstens nicht spielen.“ (De Vree 1990, S.184)

Dennoch ist es eine bewusste Entscheidung des Erwachsenen, Unterricht zu nehmen und ein geraumes Zeitmaß in das Studium eines Instruments zu investieren. An diesen Entschluss ist meist auch eine gewisse Vorstellung an die Unternehmung geknüpft, an der er lange und konsequent festhält. Kinder kommen dagegen oft unfreiwillig, nämlich mehr auf den Beschluss der Eltern hin, zur Stunde. Ebenso muss man bedenken, dass der Großteil der erwachsenen Schüler das Instrument neben der täglichen Berufs- und Hausarbeit erlernt und daher wenig Zeit zum Üben bleibt. Dafür geht die Übearbeit in vielen Fällen konzentrierter und rationeller vonstatten (vgl. Klöckner 1989, S.111). In manchen Fällen kann aber auch die Fähigkeit, Zeit nützlich und effektiv einzusetzen, verloren gegangen sein (vgl. De Vree 1990, S.182). Das hängt ganz stark von den individuellen Lebensumständen ab. Diese zusätzliche Anstrengung, nach einem harten Arbeitstag noch am Instrument zu üben, verdient große Anerkennung und sollte vom Lehrer gelobt werden.

Im Bereich der musikinstrumentalen Erwachsenenbildung gibt es verschiedene Kategorien von Schülern. An erster Stelle sind die „Anfänger“ oder „Neuanfänger“ zu nennen, die Gruppe, die den ersten Kontakt mit einem Instrument überhaupt herstellt oder sich um die Wiederaufnahme eines früher nur rudimentär erlernten Instruments bemüht. Ihre Motivation ist, für sich grundsätzlich die Möglichkeit zu schaffen, ein Instrument zu spielen, und für sich selbst oder mit anderen Musik zu machen, wobei das Niveau des Zusammenspiels eine untergeordnete Rolle einnimmt und der Spaß im Vordergrund steht.

Die nächste Gruppe sind die „Fortsetzer“. Sie sind daran interessiert, ihre Fertigkeiten auf einem früher nicht ausreichend erlernten Instrument zu vervollkommnen, um die gewünschte Literatur überhaupt, besser oder richtiger spielen und/oder mit anderen gemeinsam auf höherem Niveau musizieren zu können.

Der „Umsteiger“ erlernt ein neues Instrument, wobei er auf die Spielerfahrung an einem anderen Musikinstrument zurückgreifen kann. Seine Beweggründe, jetzt noch umzusteigen, sind, neue Klangerfahrungen, Spiel neuer Literatur oder bessere Improvisationsmöglichkeiten kennen zu lernen. Außerdem können andere Wege des gemeinsamen Musizierens gegangen werden (vgl. Klöckner 1989, S.109).

Allen gemeinsam ist der Wunsch nach Freude am Spiel. Außerdem muss bedacht werden, dass die Gründe für das Erlernen eines Instruments bei erwachsenen Einsteigern sehr unterschiedlicher Natur sein können. Am motiviertesten sind die Schüler, die wirklich musizieren lernen wollen, also die Musik besser verstehen und eine gute Instrumentalfähigkeit erlernen wollen.

Im Gegensatz dazu stehen jene, die sich einfach nur eine sinnvolle Beschäftigung für ihre Freizeit suchen und eher zufällig zur Musik gekommen sind. Diese Gruppe von Schülern hat sich meist zum Ziel gesetzt, das Instrument zu nutzen, um geistig und körperlich fit zu bleiben.

Schließlich gibt es noch Leute, denen es vornehmlich um Kontakt, Aufmerksamkeit und Beschäftigung geht, oder die einfach zwischenmenschliche Defizite ausgleichen möchten und daher Musikunterricht nehmen. Es bleibt dem Lehrer selbst überlassen, wie er mit dieser Art von „Kunden“ umgeht, und ob er der Aufgabe des „spezialisierten Sozialarbeiters“ gerecht werden kann und will (vgl. De Vree 1990, S.183).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern - Ansätze zur Unterrichtsgestaltung
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
Außerschulische Musikpädagogik im Überblick
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V34284
ISBN (eBook)
9783638345569
ISBN (Buch)
9783640257157
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inkl. 2 Seiten Handout und 2 Folien
Schlagworte
Instrumentalunterricht, Schülern, Ansätze, Unterrichtsgestaltung, Außerschulische, Musikpädagogik
Arbeit zitieren
Peter Lissner (Autor:in), 2003, Instrumentalunterricht mit erwachsenen Schülern - Ansätze zur Unterrichtsgestaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34284

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