Positionen und Ziele der evangelischen Erwachsenenbildung


Term Paper, 2003

17 Pages, Grade: 2


Excerpt


Gliederung

1. Einleitung

2. Was ist Evangelische Erwachsenenbildung (EEB)?

3. Der Wandel des kirchlichen Aufgabenfeldes – ein historischer Abriss

4. Die Doppelfunktion der Kirche
4.1 Die offene Weiterbildung im Dienst der Gesamtgesellschaft
4.2 Die innerkirchliche Weiterbildung im Dienst der Gemeinde

5. Positionen und Ziele der EEB
5.1 Menschsein in Eigenverantwortung
5.2 EB: Der Weg in die Freiheit
5.3 Konfliktorganisation
5.4 Hilfe zu einem gelingenden Leben Soziale Kompetenzen

6. Zielgruppen

7. Die EEB in der Praxis
7.1 Prämissen
7.2 Themenfindung
7.3 Das Konzept von Rudolf Englert

8. Die Problematik der EEB und Konsequenzen

9. Schluss

1. Einleitung

Diese Hausarbeit steht im Rahmen des Gesamtseminarthemas „Kirchliche Erwachsenenbildung“ (Erwachsenenbildung = EB) unter der Leitung von Martina Wegner und versucht, die Aufgabenfelder der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) zu umreißen. In der ersten Sitzung des Seminars soll auf Strukturen, Positionen und Ziele kirchlicher EB eingegangen werden. Dabei soll mein Referat den Bereich der EEB abdecken. Da die Strukturen und Institutionen kirchlicher EB ein eigenes Referatsthema darstellen, werde ich nur die Positionen und Ziele der EEB näher durchleuchten.

Im Vorfeld möchte ich mich zunächst um eine Klärung des Begriffs EEB bemühen.

2. Was ist Evangelische Erwachsenenbildung (EEB)?

Die EEB „versteht sich als Arbeit mit Menschen in und an unserer Gesellschaft [...] auf der Grundlage eines christlichen Weltbildes“ (Voigts 1996, S. 9) und lädt zu Lernprozessen ein, in denen es um den Menschen in seiner personalen Ganzheit und seinen vielfältigen gesellschaftlichen Bezügen geht.

Somit kann man die EEB als eine Einrichtung der Konföderation evangelischer Kirchen ansehen, die in Zusammenarbeit mit Gemeinden, kirchlichen Werken und Einrichtungen Bildungsveranstaltungen durchführt. Die Veranstaltungen der EEB sind für alle interessierten Erwachsenen zugänglich, bieten Hilfen zur persönlichen Lebensgestaltung und ermutigen zur Mitarbeit in Kirche und Gesellschaft. (vgl. http://www.eeb-stade.de/)

3. Der Wandel des kirchlichen Aufgabenfeldes – ein historischer Abriss

„Christliche Erwachsenenbildung [...] ist so alt wie die Kirche selbst“ (Nipkow 1990 S. 556), da bereits in biblischen Zeiten der Taufhandlung, die an Erwachsenen vollzogen wurde, eine Lehre und damit eine Form der EB vorausging. Diejenigen Männer und Frauen, die die Taufe empfangen wollten, mussten sich einer dreijährigen Vorbereitungszeit (Erwachsenenkatechumenat) unterziehen. (vgl. EKD 1997, S. 29)

Der Klerus im Mittelalter sah seine Aufgabe nicht nur darin, Liturgie und Gelehrsamkeit zu pflegen, sondern auch den Menschen mit lebenspraktischen Hilfestellungen zur Seite zu stehen. Hierbei standen z.B. Fragen der Kindererziehung, der Gesundheitspflege oder der Landwirtschaft im Vordergrund.

Im 16. Jahrhundert galt Martin Luthers Reformation u.a. dem Missstand, „daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre“ (Vorrede zum Kleinen Katechismus). Darum appellierte er an die Kirche, diesem Missstand entgegenzuwirken. Im 17. und 18. Jahrhundert bildeten sich unter pietistischem Einfluss kleine Gruppen (collegiae pietatis), die „mit Ernst Christen sein wollten“ (ebd., S. 30) und damit das Lehren und Leben christlicher Werte zu einer der Hauptaufgaben der Kirche erklärten, denn ihrer Meinung nach reichte der sonntägliche Gottesdienst nicht aus, um den Laienstand aus seiner Unwissenheit zu verhelfen

Im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung, wurde die Volksbildung zu einem zentralen Anliegen der Kirche. Der Christ sollte zum „Selbstdenker“ erzogen werden, und anfangen, kirchliche Dogmen mit dem Werkzeug der Vernunft zu überprüfen. (vgl. ebd., S. 30)

War es im 19 Jahrhundert die ökonomisch-soziale Not, die als neues Arbeitsgebiet kirchlicher Diakonie: ((Diakonie die; -: [berufsmäßiger] Dienst an Armen u. Hilfsbedürftigen (Krankenpflege, Gemeindedienst) in der evangelischen Kirche (Dudenredaktion 2001, S. 220)) auf die Kirche zukam, so ist es seit der zweiten Hälfte des 20.Jahrhundert der Bildungsnotstand, der unüberhörbar nach der Kirche ruft. (vgl. Petsch 1993, S. 1)

Ein wichtiger Schritt zur Institutionalisierung der EEB war die Verabschiedung der Schrift „Überlegungen zur Erwachsenenbildung“, die am 30. Mai 1967 von der Mitgliederversammlung der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) verabschiedet wurde. (vgl. ebd., S. 2f)

Zur richtigen Organisation auf dem Weiterbildungsmarkt wurde die EEB aber erst ab 1970. Zwar gab es bereits vorher eine Vielzahl von Angeboten in der kirchlichen EB, jedoch waren diese nicht in eine übergeordnete Struktur eingebunden. Mit der Verabschiedung des „Strukturplanes für das Bildungswesen“ durch den Deutschen Bildungsrat und den daraus resultierenden Ländergesetzen in den Jahren 1969-1975 fand schließlich eine Gliederung, sowie ein Zusammenschluss statt. (vgl. Voigts 1996, S. 6)

4 Die Doppelfunktion der Kirche und ihre Problematik

Die kirchliche Erwachsenenbildungsarbeit nimmt insofern eine Doppelfunktion ein, da sie einerseits gemeinsam mit anderen Bildungsträgern pädagogische und andragogische Verantwortung im öffentlichen Bildungssystem übernimmt, und andererseits die alleinige Verantwortung bei der Erschließung von Glaubensüberlieferung im Generationenzusammenhang übernimmt. (vgl. Nipkow 1990, S. 59) Somit trägt die EEB eine Bürde sowohl in gesellschaftlichen, als auch in kirchlichen Bereichen unseres Staates.(vgl. Voigts 1996, S. 11)

4.1 Übernahme öffentlicher Bildungsverantwortung

Das wachsende Interesse der Kirche an der EB ist eine Reaktion auf veränderte Bedürfnisse in der Gesellschaft. Zur Befriedigung dieser neuen Bedürfnisse versucht der Staat, „freie Träger“ für das Aufgabenfeld der EB zu finden, da es ihm nicht möglich ist den ungeheuren Bedarf auf dem Erwachsenenbildungsmarkt aus eigener Kraft abzudecken. Somit stehen die Kirchen vor einer neuen Aufgabe und neuen gesellschaftlichen Wirkungsmöglichkeiten. (vgl. Lange 1980, S.117f)

Diese öffentliche Aufgabe in evangelischer Trägerschaft unterliegt nun aber auch staatlichen Vorgaben und Bedingungen, wenn sie Fördermittel geltend machen will. Dies führt zwangsläufig zu einer Abweichung der traditionellen Aufgaben der Kirche. „Nur in angemessener Beachtung der Gesichtspunkte der öffentlichen Mitfinanzierung dürfen die Träger ihre eigenen Interessen verfolgen“. (Nipkow 1990, S. 559) Aus diesem Grund unterscheidet sich eine Vielzahl von Angeboten der EEB kaum von denen anderer Erwachsenenbildungsanbietern, wie z.B. der Volkshochschule oder dem Kolping-Bildungswerk. Die Folge war, dass die EEB ihre Position sowohl innerkirchlich, als auch gegenüber der Öffentlichkeit immer wieder rechtfertigen muss.(vgl. Voigts 1996, S. 7f), was für sie häufig nicht einfach ist, denn aus den normativen Quellen der Kirche, allen voran der Bibel, geht nicht unmittelbar hervor, wie die Kirche auf aktuelle Herausforderungen reagieren soll, da ihnen die neuzeitliche Lebenswelt gänzlich unbekannt ist. Dennoch gehen aus ihnen klar die Richtlinien hervor in die die Kirche steuern soll, „wenn sie als Kirche Jesu Christi unter wechselnden historischen und soziokulturellen Bedingungen erkennbar bleiben soll.“ (EKD 1997, S. 35).

Die Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland für Bildung und Erziehung hat ihre Motive plausibel dargelegt. Will die Kirche Orientierung in einer zunehmend orientierungslosen Zeit vermitteln, muss sie sowohl ein Ort der Moderne, als auch ein Ort in der Moderne sein. Die evangelische Kirche kann auf EB nicht verzichten, weil EB die Moderne mehr denn je repräsentiert. Institutionell tut sie das in allen Lebensbereichen. „Evangelische Kindergärten, schulischer Religionsunterricht, evangelische Fachhochschulen [...] sind Beispiele für kirchliche Bildungsmitverantwortung im Primar-, Sekundar- und Tertiärbereich“ (ebd., S. 56) . Im quartären Bereich ist der Kirche mit der EB eine vergleichbare Aufgabe zugewachsen.(vgl. ebd., S.56)

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Details

Title
Positionen und Ziele der evangelischen Erwachsenenbildung
College
University of Bamberg
Course
Kirchliche Erwachsenenbildung
Grade
2
Author
Year
2003
Pages
17
Catalog Number
V34282
ISBN (eBook)
9783638345545
ISBN (Book)
9783640257140
File size
432 KB
Language
German
Notes
Inkl. 2 Folien.
Keywords
Positionen, Ziele, Erwachsenenbildung, Kirchliche, Erwachsenenbildung
Quote paper
Peter Lissner (Author), 2003, Positionen und Ziele der evangelischen Erwachsenenbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34282

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