Der Situationsansatz. Entstehungsgeschichte, Kurzbeschreibung, konzeptionelle Grundsätze und Planungskreislauf


Hausarbeit, 2015

16 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Auftragsklärung

2 Hauptteil
2.1 Geschichtliche Entwicklung des Situationsansatzes
2.2 Kurzbeschreibung des Situationsansatzes
2.3 Das Bild vom Kind
2.4 Das Bild vom Lernen
2.5 Schlüsselsituationen
2.6 Konzeptionelle Grundsätze des Situationsansatzes
2.7 Der Planungskreislauf in vier Schritten

3 Schlussteil
3.1 Bezug zu den reformpädagogischen Elementen unserer Einrichtung
3.2 Fazit

4 Quellenverzeichnis:

1 Einleitung

1.1 Auftragsklärung

Die vorliegende Hausarbeit beleuchtet das Thema „Der Situationsansatz“.

Im Hauptteil beschreibt die Hausarbeit zuerst die Entstehungsgeschichte, gefolgt von der Kurzbeschreibung des Situationsansatzes, dem Bild vom Kind, das Bild vom Lernen und den Schlüsselsituationen. Desweiterem befasst sie sich mit den 16 konzeptionellen Grundsätzen und dem Planungskreislauf.

Im Schlussteil wird der Bezug zu den jeweiligen Konzepten der verschiedenen Einrichtungen erläutert und ein Fazit gezogen.

2 Hauptteil

2.1 Geschichtliche Entwicklung des Situationsansatzes

Der Begründer des Situationsansatzes, Jürgen Zimmer, leitete in den 70er-Jahren ein Modellprojekt des Deutschen Jugendinstitutes und sollte ein Curriculum zum Thema "Soziales Lernen" entwickeln. Dieser Lehrplan sollte sich an den Fähigkeiten der Kinder aber auch an ihrer Lebenssituation und an ihren Interessen orientieren. Der Deutsche Bildungsrat bescheinigte nach gegensätzlich geführten Debatten, dass der Kindergarten eine Bildungseinrichtung ist. Pädagogen und Psychologen waren sich einig, dass eine frühkindliche Bildung für eine gelingende persönliche Entwicklung eines Menschen von größter Bedeutung sei. Es begann ein mehrjähriges Erprobungsprogramm des Curriculums, welches sich gegen vorgezogene schulähnliche Lernprozesse wandte. Es wurde von der Bund-Länder-Kommission unter differenzierten Rahmenbedingungen in vielen Kindergärten getestet und geprüft. Drei Jahre arbeiteten 210 Kindergärten, circa 1700 Erzieherinnen und 60 Wissenschaftler an dieser Reform. Dabei geriet das Konzept situationsbezogener Arbeit ins Zentrum dieser Erprobung. Die Kommunikation untereinander, der Erfahrungsaustausch unter den Erziehrinnen stand im Mittelpunkt dieses Projektes. Erfahrungen wurden nicht nachgeahmt, sondern individuell weiterentwickelt. Kinder bildeten sich eigenaktiv und mitwirkend weiter. Es entstand ein ganz neues Verständnis von Kindern und Familien, es rückten die Lebenssituationen von Kindern und die Beteiligung von Eltern in den Vordergrund. Die Entwicklung war ein Ergebnis eines komplexen Systems von sozialen, historischen und kulturellen Einflüssen. Dieser Prozess bekam einen Namen: Curriculumentwicklung. Dies war gleichzeitig der Beginn der Verbreitung des Situationsansatzes in Kindertageseinrichtungen.

Der Situationsansatz ist auf folgende pädagogische Wurzeln zurückzuführen:

Der Brasilianer Paulo Freire (1921-19997) nahm die Probleme und Interessen der weniger privilegierten Menschen als Ausgangspunkt seiner Arbeit. Es war ihm wichtig, schulische Grundlagen, wie das Erlernen von Lesen und Schreiben mit der Auseinandersetzung der persönlichen und existenten gesellschaftlichen Situation zu vereinigen. Mithilfe seiner Methode des gegenseitigen Austausches, wurden neue Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden gezeigt.

Der Bildungswissenschaftler Saul B. Robinson (1916-1972) bewirkte, dass die Lerninhalte sämtlicher Bildungsstufen in Verbindung mit der momentanen gesellschaftlichen Realität gebracht wurden. In seine Überlegungen schloss er die Aneignung der bedeutsamen Qualifikationen mit ein, da es für ihn ausschlaggebend war, die verschiedenen Arbeits- und Lebensbereiche bewältigen zu können. Demzufolge wurden die Lebenssituationen zum Ursprung des Lernens.

Die Leitlinien der Pädagogik vom US-Amerikaner John Dewey (1859-1952) legten Wert auf Lebensnähe und dass die Bedürfnisse jedes Individuums, sowie der Gesellschaft, erfüllt würden. Er löste den traditionellen Unterricht ab und führte die Projektmethode in pädagogischen Einrichtungen ein. Der Engländer Henry Morris (1889-1961) gilt als Begründer der “communityeducation“. Er wollte, dass Kindertageseinrichtungen mit dem Gemeinwesen kooperieren, miteinander agieren und voneinander lernen.1 2

2.2 Kurzbeschreibung des Situationsansatzes

„Der Situationsansatz ist eine Einladung, sich auf das Leben einzulassen“(Jürgen Zimmer).3 Er ist ein pädagogisches Konzept für vorschulische Bildungseinrichtungen, wobei das Kind mit seinem Verhalten und Erleben im Mittelpunkt steht. Seine Grundannahme orientiert sich von Anfang an an den Rechten der Kinder und ihrer autonomen Entwicklung. Kinder erweitern und festigen die notwendigen Kompetenzen durch Eigenaktivität. Die Pädagogen die nach diesem Konzept arbeiten, verantworten sich anregungsreiche Lebenssituationen für die Kinder zu gestalten, sie in ihrem Bild vom Kind wahrzunehmen, auf sie einzugehen und sie stets in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Der Situationsansatz wird kontinuierlich weiterentwickelt und orientiert sich an den demokratischen Grundwerten und gesellschaftlichen Entwicklungen (SGB 8/KJHG).

Die Hauptziele des Situationsansatzes liegen in der Autonomie, Solidarität und Kompetenz. Autonomie heißt Selbstbestimmung und Mitbestimmung und fördert die Eigentätigkeit des Kindes. Jede Handlung des Kindes hat Einfluss auf andere und kann deshalb nicht isoliert von der Umwelt betrachtet werden. Im Hauptziel Solidarität sollen Kinder und Erwachsene auf ein gemeinsames Zusammenleben gelenkt werden. Im Ziel der Kompetenzförderung geht es um den Erwerb von Fähigkeiten zum souveränen Umgang mit Lebenssituationen und Sachlagen in realen sozialen Beziehungen.

Der Situationsansatz erschließt die Lernsituation und formuliert den Anspruch, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam ihre Lebenswelt gestalten und auf gesellschaftliche Prozesse Einfluss nehmen.

Seine 5 Dimensionen stehen für Qualität in der Kindertageseinrichtung:

Lebensweltorientierung: Sie beinhaltet das Lernen in Realsituationen und die Berücksichtigung der heterogenen, sozialen, kulturellen und individuellen Lebenssituationen als Basis für die professionelle Arbeit.

Bildung: Hierbei geht es um die Bildungsauffassung, Sach- und Methodenkompetenz in sozialen Sinnzusammenhängen zu erwerben und zu fördern. Alle an diesem Entwicklungsprozess Mitwirkenden werden ermutigt, ihre augenblicklichen und zukünftigen Lebenssituationen aufgeklärt, kompetent, selbstbestimmt und solidarisch zu führen.

Partizipation: Das bedeutet für die Pädagogen, die Beteiligung, Mitwirkung und Mitbestimmung der Kinder und Eltern als Grundrecht anzusehen. Das mitunter ungleiche Verhältnis zwischen Rechten und Ressourceninhabern und denen, die Rechte- und Ressourcen für sich beanspruchen, muss stetig unter dem Gesichtspunkt der Mitbestimmung bedacht werden.

Gleichheit und Differenz: Es gelten gleiche Rechte für alle Menschen und Akzeptanz ihrer Unterschiedlichkeit. Jeder Art von Diskriminierung und Benachteiligung oder Ausgrenzung ist entgegenzuwirken.

Einheit von Inhalt und Form: Lehrpläne pädagogischer Einrichtungen sind kritisch zu reflektieren, offenzuhalten und weiterzuentwickeln, um produktives Leben, Lernen und Arbeiten zu ermöglichen.4

2.3 Das Bild vom Kind

„ Kinder verfügen über die Möglichkeit, ihre Entwicklung selbst zu steuern, den aktiven Part im alltäglichen Tun zu übernehmen, soziale Akteure zu sein“.5

Pädagogen bieten den Kindern abwechslungsreiche Lebenssituationen, Anreize zur Selbstentfaltung und altersgemäße Entscheidungsfreiheit. Sie leiten die Kinder an, damit sie eigene Wege und Lösungsstrategien entwickeln und finden können.6

2.4 Das Bild vom Lernen

Kinder sollen Sinnesverknüpfungen erlernen, die sie auch nachvollziehen können und Bildungsinhalte sollen sich in ihrer Lebenssituation widerspiegeln. Die Altersmischung spielt im Situationsansatz eine wichtige Rolle.

In altersgemischten Kindergruppen die Konkurrenzsituation nicht sonderlich groß ist, wie beispielsweise in altershomogenen Gruppen. Ein elementarer Vorteil hierbei ist, dass die Jüngeren vielschichtig von den Älteren lernen. Gleichzeitig gibt es wiederum den Älteren innerhalb der Gruppe die Möglichkeit, ihr Wissen und Können bei den Jüngeren zu erproben.Ein weiterer Schwerpunkt im Situationsansatz ist die Öffnung nach außen. Für den Kitaalltag gelten Eltern als Erziehungspartner. Auch Freunde, Verwandte oder Nachbarn können über Projekte miteinbezogen werden. Zudem bieten auch Institutionen wie Sportvereine, Bibliotheken und ähnliches, vielerlei Möglichkeiten für die Kinder, sich zu entfalten und sich auszuprobieren. Die Kinder sollen an den, sie selbst betreffenden Entscheidungen altersentsprechend beteiligt werden. Sie brauchen Raum, damit sie ihre Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entwickeln können. Mit dem Raumkonzept in einer Kita werden Bedürfnisse der Kinder bedacht. Es gibt verschiedene Bereiche für Sport, Spiel und Kreativität.7

2.5 Schlüsselsituationen

"Schlüsselsituationen sind Lebenssituationen, die für das Leben von Kindern über den Augenblick hinaus von Bedeutung sind, die in Beziehung zu den Erlebnissen und Erfahrungen der Kinder stehen und bei deren Bearbeitung sie sich notwendige Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen können.“8

Ebenfalls sind sie der Ausgangspunkt der pädagogischen Arbeit innerhalb der Einrichtung. Unter dem pädagogischen Blickwinkel erwerben Kinder zudem in der Auseinandersetzung mit solchen Schlüsselsituationen Ich-, Sozial- und Sachkompetenzen.

Jeden Tag erleben wir verschiedene Situationen in unserer Arbeit mit Kindern. Ob sich daraus eine „sogenannte“ Schlüsselsituation ableiten lässt, hängt sowohl von der Beobachtung als auch von eindeutigen Kriterien ab, an welchen sich jeder einzelne Pädagoge orientieren muss.9

Dies können unter anderem folgende Kriterien sein:

1. Brauchen Kinder weitere Anregungen, um mit der beobachteten Situation kompetent umgehen zu können?
2. Wie ist der Bezug der Situation zur Lebenswirklichkeit der Kinder? Welche Bedeutung hat die Situation für die Entwicklung der Kinder?
3. Für wie viele Kinder ist die Situation von Bedeutung?
4. Welche Bedürfnisse, Interessen und Probleme von Kindern sind (vermutlich) in der Situation enthalten?
5. Welche Bildungsinhalte können daraus abgeleitet werden?10

Aus der Überlegung des Pädagogen heraus, dass dies eine Schlüsselsituation sein könnte, setzt er sich im Diskurs mit anderen (seinem Team, den Eltern und Kindern) zusammen, um eine konkrete Situationsanalyse vorzunehmen. Daraus ergibt sich, ob ein Projekt entwickelt wird oder nicht. Hierbei ist es in der Arbeit mit Kindern von großer Bedeutung, darauf zu achten, dass sie das Projekt stets begeistert, sie interessiert, ihnen ein Mitspracherecht eingeräumt wird und sie ernst genommen werden. Kinder können ihre Kompetenzen und Fähigkeiten nicht vollständig entwickeln, wenn dies nicht beachtet wird.11

[...]


1 Vgl. Zimmer, Jürgen: Das kleine Handbuch zum Situationsansatz, Berlin 1998, S.82 ff

2 Vgl.Böhm, Regina und Dietmar: Der Situationsansatz, Kiga heute Spezial, Arbeitsmaterial von Fr. Magdowski – Tf 8,S. 51 f

3 http://www.ina-fu.org, Zimmer, Jürgen: Institut für den Situationsansatz (ISTA), in: Internationale Akademie Berlin für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (INA), vom 29.10.2015

4 Vgl. http://www.ina-fu.org, a.a.O., vom 29.10.3015

5 Zimmer, a.a.O., S.18

6 Vgl. Böhm, Regina und Dietmar, a.a.O., S. 52

7 Vgl. Böhm, Regina und Dietmar, a.a.O., S. 53 f

8 http://www.situationsansatz.de, Haberkorn, Rita: Institut für den Situationsansatz (ISTA), in: Das Leben draußen wird zum Lernen drinnen,2003, vom 31.10.2015

9 Vgl. Böhm, Regina und Dietmar, a.a.O., S. 52 ff

10 Böhm, Regina und Dietmar, a.a.O., S. 55

11 Vgl. Böhm, Regina und Dietmar, a.a.O., S. 52 ff

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Situationsansatz. Entstehungsgeschichte, Kurzbeschreibung, konzeptionelle Grundsätze und Planungskreislauf
Note
1
Jahr
2015
Seiten
16
Katalognummer
V342613
ISBN (eBook)
9783668318311
ISBN (Buch)
9783668318328
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
situationsansatz, entstehungsgeschichte, kurzbeschreibung, grundsätze, planungskreislauf
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Der Situationsansatz. Entstehungsgeschichte, Kurzbeschreibung, konzeptionelle Grundsätze und Planungskreislauf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342613

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