Geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Lösung von Finanzkrisen


Seminararbeit, 2016

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise

II. Die Finanzkrise
2.1 Entstehung
2.2 Verlauf und Entwicklung
2.3 Auswirkungen und Folgen

III. Die Europäische Zentralbank
3.1 Die Organisation der Europäischen Zentralbank
3.2 Aufgaben und Ziele der Europäischen Zentralbank
3.3 Geldpolitische Instrumente der Europäischen Zentralbank
3.3.1 Offenmarktgeschäfte
3.3.2 Mindestreserven
3.3.3 Ständige Fazilitäten

IV. Einfluss der geldpolitischen Instrumente auf die Finanzkrise
4.1 Auswahl der Maßnahmen
4.2 Anwendbarkeit der Maßnahmen

V. Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:

Entwicklung des Neugeschäfts mit Subprime-Hypothekenkrediten

Abbildung 2:

Die Talfahrt der Bankaktien

Abbildung 3:

Herbstprognose der Europäischen Kommission

Abbildung 4:

Die Geldpolitik der EZB

I. Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

„Die Finanzkrise hat die Liquiditätssteuerung der EZB vor ganz neue Herausforderungen gestellt.“ (Neyer, 2010)

Dieses Zitat lässt viel Spielraum für Interpretationen, inwieweit die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank, gegen die Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 vorzugehen, von Nutzen sind. Die Ereignisse der vergangenen acht Jahre haben gezeigt, wie schnell die wirtschaftliche Lage in eine Krise umschwenken kann, die nicht nur das eigene, sondern auch viele weitere Länder auf unterschiedlichen Kontinenten betrifft. In Deutschland und weiteren europäischen Ländern ist unter Anderem die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst für die Prävention sowie im Falle des Eintretens für die Bewältigung einer solchen Krise zuständig, da diese als einzige unabhängige Institution über die notwendigen geldpolitischen Instrumente verfügt, um Banken zu unterstützen und das Wirtschaftsgeschehen durch ihre Finanzkraft zu beeinflussen. (Vgl. Neyer, 2010) Hierzu wendet sie unterschiedliche geldpolitische Strategien an, welche die Reaktion der Geldpolitik auf bestimmte volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen darstellen. Auch im Falle der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 kommt der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf die Bewältigung der Krise eine große Bedeutung zu. Die Auswirkungen der Krise sind derart weitreichend, dass drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das weltweite Finanzsystem vor einem Kollaps zu bewahren. (Vgl. Hayo, 2010)

Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Reaktion der Europäischen Zentralbank auf die Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 und deren Folgen zu betrachten und im Hinblick auf deren Nutzen zu beurteilen. Aufgrund welcher Geschehnisse ist die Finanzkrise aber überhaupt entstanden? Hätte die Entstehung von vorne herein verhindert werden können? Welche Folgen hat die Finanzkrise mit sich gebracht? Welche Bedeutung kommt der Europäischen Zentralbank bei der Bewältigung einer Finanzkrise tatsächlich zu? Worin bestehen die Hauptaufgaben und Ziele dieser und mittels welcher Maßnahmen werden sie umgesetzt? Sind die Maßnahmen tatsächlich effektiv? All dies sind weitere Fragen, auf die im Verlauf dieser Seminararbeit eine Antwort gefunden werden soll.

1.2 Vorgehensweise

Die oben genannten Fragestellungen werden innerhalb der Seminararbeit nacheinander behandelt. Zunächst wird in Kapitel zwei dieser Seminararbeit die Finanzkrise als solche betrachtet. Es werden verschiedene Definitionen einer Finanzkrise aufgegriffen, bevor in Abschnitt 2.1 die Geschehnisse erläutert werden, die zur Entstehung der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 geführt haben. Im Abschnitt 2.2 wird die Entwicklung der Finanzkrise beschrieben. Der Abschnitt 2.3 befasst sich letztlich mit den Auswirkungen und Folgen, welche die Finanzkrise mit sich gebracht hat. In Kapitel drei steht die Europäische Zentralbank im Fokus der Betrachtung. Zunächst wird in Abschnitt 3.1 der organisatorische Aufbau der EZB beschrieben, um einen Einblick in die einzelnen Bestimmungsorgane zu erhalten. In Abschnitt 3.2 werden die Aufgaben und Ziele der Europäischen Zentralbank dargelegt und erläutert, woraufhin sich der Abschnitt 3.3 mit den geldpolitischen Instrumenten beschäftigt, die der EZB zur Verfügung stehen. Auf die wichtigsten Instrumente wird in den Unterabschnitten 3.3.1 bis 3.3.3 näher eingegangen. In Kapitel vier wird der Einfluss der geldpolitischen Instrumente auf die Finanzkrise beleuchtet. Hierzu wird in Abschnitt 4.1 die Auswahl der Instrumente erläutert, bevor diese in Abschnitt 4.2 mit Augenmerk auf die Geschehnisse der vergangenen Finanzkrise auf ihre Anwendbarkeit beurteilt werden. Die Ergebnisse werden zu guter Letzt in Kapitel 5 noch einmal in einem kurzen Fazit zusammengetragen.

II. Die Finanzkrise

In der Literatur gibt es unterschiedliche Auffassungen der Definition einer Finanzkrise. Für den Einen ist eine Finanzkrise dadurch gekennzeichnet, dass die Gefahr einer Bankenpanik besteht (Vgl. Schwartz, 1986, S. 11), welche in letzter Instanz den Rückgang der Geldmenge mit sich bringen und sich somit negativ auf die Realwirtschaft auswirken würde (Vgl. Tallmann, 1988, S. 4). Für den Anderen bedeutet der Begriff der Finanzkrise ein stufenweiser Abbau des finanzwirtschaftlichen Handels unterschiedlicher Länder - also der Systemausfall des Finanzwesens eines oder mehrerer Länder, bei welchem das jeweilige Finanzsystem folglich als instabil bezeichnet wird (Vgl. Hubbard, 1991, S. 1).

Im Laufe der Zeit ist es bereits häufig zu einer Finanzkrise gekommen. Im Folgenden wird allerdings leidglich die Finanzkrise der Jahre 2007/2008 näher betrachtet.

2.1 Entstehung

Um Aussagen über die Auswirkungen und Lehren einer Finanzkrise und darauf aufbauende Lösungsmöglichkeiten treffen zu können, ist es notwendig, die Ursachen dieser zu analysieren und aufzubereiten. Eine genaue Ursachenforschung der letzten Finanzkrise ist aufgrund der Vielzahl an Beteiligten und deren unterschiedlichen Interessen sehr schwierig - so sind unter anderem Notenbanken, Ratingagenturen, Regierungen, Aufsichtsbehörden, Wirtschaftsprüfer sowie Konsumenten an der Entstehung der Finanzkrise beteiligt gewesen. (Vgl. Fleischer, 2012, S. 45, 48) Auch noch Jahre nach der Entstehung der Finanzkrise ist man sich nicht ganz einig, ob das Tempo, die Größe, die Komplexität, niedrige Zinsen, falsche Ratings oder unerwartete Entwicklungen der Preise am Häusermarkt die Ursache darstellen oder zumindest, welche Höhe ihr Anteil an der Entstehung ausmacht (Vgl. Peukert, 2011, S. 36) Für die meisten liegt der Ausgangspunkt für die Entstehung der internationalen Finanzkrise allerdings viele Jahre zurück. Bereits in den Jahren 2000 und 2001 kommt es durch das Platzen der „Dotcom-Blase“ und den Terroranschlägen vom 11. September zu Einbrüchen in der wirtschaftlichen Entwicklung. (Vgl. Köhler/ Weber, 2013, S. 14) Die Ursache für das Platzen der Internetblase sind die Investitionen in die durch den Siegeszug des Internets tausendfach gegründeten Technologie- und Internetunternehmungen, wodurch die Börsenkurse im März 2000 ihren Höhepunkt erreichen. Investoren und Kleinanleger erhoffen sich durch die Investition in die noch neuen Unternehmen hohe Renditen, welche allerdings recht schnell in Zweifel umschwenken und die Investoren panikartig wieder zum Verkauf anregen. Die Folge ist ein rascher Kurssturz und das Platzen der „Dotcom-Blase“. (Vgl. Illing, 2013, S. 15) Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve versucht unter ihrem Chef Alan Greenspan, die Wirtschaft vor einer Inflation zu bewahren, indem sie den Leitzins von 6,5 Prozent auf nahezu 1 Prozent senkt, wodurch sich die Wirtschaft seit 2002 zwar wieder erholt, die Zinsen jedoch aufgrund von Unsicherheit weiterhin auf niedrigem Niveau verbleiben. Aufgrund der niedrigen Zinsen erhöht sich automatisch die Liquidität. Banken haben somit die Möglichkeit, sich zu günstigen Konditionen zu refinanzieren und die Kreditvergabe auszuweiten, ohne eine Eigenkapitalschranke einzubauen. Private Haushalte mit geringer Bonität nutzen die Chance, sich kostengünstig Kredite zu nehmen und das geliehene Geld in Immobilien zu investieren, wodurch die Immobilienpreise von Januar 2000 bis September 2006 um 105 Prozent steigen. (Vgl. Köhler/ Weber, 2013, S. 14) Solche Kredite werden häufig auch als „Subprime Mortgages“, also als geringwertige Hypothekenkredite bezeichnet, welche gleichzeitig durch die Immobilienwerte abgesichert sind. Aufgrund der niedrigen Bonität der Kreditnehmer zeichnen sich die geringwertigen Hypothekenkredite durch eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit aus. (Vgl. Illing, 2013, S. 15) In den Jahren 2001 bis 2006 vervielfacht sich das Neugeschäft mit Subprime-Hypothekenkrediten, was in Abbildung 1 verdeutlicht wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Bloss et al. (2009): S. 20

Durch die preiswerte Liquidität, den kreditfinanzierten Boom und die verkehrte Risikowahrnehmung der Kreditnehmer kommt es zu der Entstehung der sogenannten „Vermögenspreisblase“ auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Immobilien werden weit oberhalb ihres eigentlichen Wertes angesetzt, während das amerikanische Finanzsystem infolge der zu geringen Eigenkapitalpuffer zu bröckeln beginnt. In den Jahren 2006 und 2007 hebt die amerikanische Notenbank die Leitzinsen wieder von 1 Prozent auf 5,25 Prozent, um einer möglichen Inflation entgegenzuwirken, was zur Folge hat, dass selbst einkommensstarke Schuldner die Zinsbelastung nicht mehr ausgleichen können, da sich die Zinsen der Hypothekenkredite an den Geldmarktzinsen orientieren. Gleichzeitig ist ein Aufschwung der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, was ebenfalls dazu führt, dass viele Kreditnehmer die Kredite nicht mehr zahlen können, wodurch es zu einer hohen Zahl an Zwangsversteigerungen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt kommt. Als Folge davon sinken die Immobilienpreise stark ab, wodurch viele Kredite aufgrund der vorigen Absicherung durch die Immobilienwerte ebenfalls platzen und viele Banken in finanzielle Notlagen geraten. (Vgl. Köhler/ Weber, 2013, S. 15-17)

2.2 Verlauf und Entwicklung

Seit der Jahreswende 2006/2007 greift die Subprime-Krise auf den Finanzsektor über und entwickelt sich zu einer Finanzkrise. Nicht nur Familienhaushalte und Kleinbetriebe geraten in die Zahlungsunfähigkeit, auch Banken können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und geraten in Liquiditätsengpässe. Dadurch steigt das Risikobewusstsein der Verantwortlichen in den Finanzinstituten und sorgt für Spannungen auf den Interbankenmärkten. Auf dem Interbankenmarkt stellen sich Banken gewöhnlich gegenseitig finanzielle Mittel in Form von Krediten zu günstigen Konditionen zur Verfügung. (Vgl. Köhler/ Weber, 2013, S. 18)

Als erste deutsche Bank gerät die Sächsische Landesbank aufgrund der Probleme am US-Hypothekenmarkt in eine instabile finanzielle Lage. Die Landesbank Baden-Württemberg bietet an, die Sächsische Landesbank aufzukaufen, ist allerdings nicht bereit, die Ausfallrisiken zu übernehmen, die in den Bilanzen der Tochtergesellschaften enthalten sind. Die sächsische Staatsregierung bietet an, eine Bürgschaft in Höhe von 2,75 Milliarden Euro für eventuelle Ausfallrisiken zu übernehmen, woraufhin die Landesbank Baden-Württemberg die Sächsische Landesbank am 13. Dezember 2007 übernimmt. Doch nicht nur die Sächsische Landesbank leidet unter der kritischen Finanzlage, auch andere deutsche Banken wie die WestLB, die HSH, die Bayern LB und allen voran die Hypo Real Estate taumeln aufgrund der Finanzmarktinstabilitäten. (Vgl. Illing, 2013, S. 27-29) Die Hypo Real Estate hat in der Zeit ab dem 01.07.2007 einen großen Verlust der Bankaktien zu verzeichnen, wie in der Abbildung 2 zu erkennen ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Michaelis (2012): S. 275

Während die Aktien der Hypo Real Estate zum 01.07.2007 noch bei einem Kurs von über 40 Euro liegen, sinken diese im Laufe der Jahre immer weiter ab, bis sie zum Datum des letzten Handelstages am 12.10.2009 nur einen Wert von knapp über 0 Euro haben.

Auch die Banken anderer Länder sind von der Krise stark betroffen. Am 15. September 2008 beantragt die US-Investmentbank Lehman Brothers Gläubigerschutz, was zu einem totalen Vertrauensverlust auf dem Interbankenmarkt führt. Die US-Bank Lehman Brothers galt bis zu diesem Datum als „too big to fail“, wodurch die Symbolik der Tragweite noch weiter zum Vorschein kommt. Der amerikanische Staat hatte zuvor bereits anderen Instituten geholfen, die Krise zu überwinden und lässt im Fall Lehman Brothers nun die größte Unternehmensinsolvenz in der Geschichte zu, indem der US-Investmentbank keine staatliche Hilfe zugesprochen wird. Während die Banken sich zuvor noch gegenseitig monetäre Mittel in Form von Krediten zu Verfügung gestellt hatten, sind sie nun nicht mehr bereit, sich gegenseitig kurzfristige, ungesicherte Kredite zur Verfügung zu stellen. Das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems ist gebrochen – es herrscht Misstrauen und Unsicherheit bezüglich der eigenen und der Risikohaftigkeit fremder Bilanzpositionen. (Vgl. Köhler/ Weber, 2013, S. 18) Als Folge kommt es zu einem totalen Vertrauensverlust auf dem Interbankenmarkt und der Austrocknung der Märkte, sodass weder eine weitere Geldanlage noch eine Geldaufnahme durch die Banken möglich ist (Vgl. Ruckriegel, 2011, S. 109).

2.3 Auswirkungen und Folgen

Das Interbankengeschäft hat sich bis heute noch nicht vollständig erholt und die Fehlentscheidungen am US-amerikanischen Hypothekenmarkt haben bis zum heutigen Tag ihre Spuren hinterlassen. Vor allem bei den Banken bleiben hohe Ergebnis- und Eigenkapitalbelastungen sowie Imageschäden und Vertrauensverluste der Kunden das Ergebnis der Finanzkrise. Doch nicht nur die Banken, sondern auch ganze Staaten sind von den Folgen der Finanzkrise betroffen und müssen mit externer Hilfe vor dem Bankrott gerettet werden. In den USA wird im September 2008 ein Konjunkturpaket in Höhe von 700 Mrd. US-Dollar zur Verfügung gestellt. Dennoch sind die Auswirkungen in den USA enorm. Im Jahre 2010 leidet die USA unter einer realistischen Arbeitslosenquote von 20 Prozent. Im Oktober 2010 droht Hunderttausenden die Zwangsräumung und rund 50 Millionen Amerikaner haben nicht genug zu essen. (Vgl. Peukert, 2011, S. 47)

Die Bundesregierung stellt dem deutschen Finanzsystem im Oktober 2008 rund 470 Mrd. Euro bereit, welche nicht ohne Folgen bleiben werden. Die Gewinne der Institute, welche durch die Finanzspritze gerettet werden, werden privatisiert, während die Verluste durch die Gemeinschaft getragen werden. (Vgl. Fleischer, 2012, S. 47-48) Auch gravierende Kurseinbrüche an den Börsen, eine geringere Investitionsbereitschaft, schwindender Konsum und dadurch Rückgänge in der Produktion sind die Folge. Die direkten realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Volkswirtschaft halten sich zwar im Vergleich zu anderen Staaten noch in Grenzen, allerdings ist auch die deutsche Wirtschaft indirekt stark von den Folgen der Finanzkrise betroffen. Viele wichtige Handelspartner der deutschen Bundesregierung haben durch die rezessive Entwicklung starke Einbußen hinnehmen müssen und leiden zunehmend an einer Staatsverschuldung. (Vgl. Illing, 2013, S. 55-56)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Michaelis (2012): S. 202

Während für Deutschland im Jahre 2013 mit einer Verschuldung von 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen ist hat Griechenland im Jahre 2013 voraussichtlich mit einer Staatsverschuldung in Höhe von 199 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu kämpfen, wobei der Schuldenschnitt und das neue Reformprogramm für Griechenland dabei noch nicht berücksichtigt sind. Auch die Länder Großbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal, Irland und Italien sind von einer erhöhten Staatsverschuldung betroffen, was für den deutschen Staat ein Rückgang der für die deutsche Volkswirtschaft wichtigen Auslandsnachfrage führt.

Insgesamt ist die Staatsverschuldung für Deutschland zwischen den Jahren 2011 und 2013 zwar leicht rückläufig, dennoch hat auch Deutschland durch die Staatsverschuldung der übrigen Handelspartner fallende Aktienkurse, eine geringere Exportnachfrage, steigende Rohstoffkurse und eine erhöhte Inflationsrate zu verzeichnen. Zuletzt zeichnen sich in Deutschland auch heute noch ein niedriges Zinsniveau und ein erhöhtes Inflationsrisiko ab, was schließlich auch Auswirkungen auf das Vertrauen in die kapitalmarktabhängige Alterssicherung mit sich bringt. (Vgl. Illing, 2013, S. 56)

III. Die Europäische Zentralbank

Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt bildet gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union das europäische Zentralbanksystem, welches auch als Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) bezeichnet wird. Die nationalen Zentralbanken, deren Staaten sich an der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) beteiligen, können gemeinsam mit der EZB die Geldpolitik steuern. Dabei trägt die EZB allerdings die Gesamtverantwortung dafür, dass die Aufgaben durch die nationalen Zentralbanken oder durch ihre eigene Tätigkeit erfüllt werden und bildet somit das wesentliche Zentrum des Zentralbanksystems. (Vgl. Wagener, 2001, S. 63-64)

3.1 Die Organisation der Europäischen Zentralbank

Die innere Struktur der Leitungsbefugnis der Europäischen Zentralbank ist auf drei Beschlussorgane aufgeteilt: der EZB-Rat, das Direktorium und der Erweiterte Rat. Den Vorsitz im EZB-Rat und im Direktorium übernimmt der Präsident; im Falle seiner Verhinderung springt der Vizepräsident für ihn ein. Der EZB-Rat stellt das oberste Organ der Europäischen Zentralbank dar und ist dafür zuständig, die Geldpolitik der Gemeinschaft festzulegen. Er besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken und tritt mindestens 10 Mal im Jahr zusammen, wobei sich der EZB-Rat aktuell etwa alle zwei Jahre an dem Hauptsitz der EZB versammelt. (Vgl. Europäische Zentralbank, 2004, S. 8, 10, 12) Die Leitlinien und Verordnungen, die einen einwandfreien Ablauf der Zentralbankarbeit gewährleisten, werden durch den EZB-Rat erlassen. Außerdem trifft dieser die richtungsweisenden Entscheidungen, formuliert die geldpolitischen Zwischenziele, setzt die Höhe der Leitzinssätze fest, genehmigt die Ausgabe von Euro-Banknoten und beschließt die Geschäftsordnung, die die interne Organisation der EZB regelt. (Vgl. Wagener, 2001, S. 65)

Das Direktorium setzt sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern zusammen, welche allesamt von im Kreis der Währungs- und Bankfragen anerkannten Persönlichkeiten der Regierungen der Mitgliedsstaaten ausgewählt werden. Die Mitglieder erfüllen ihre Pflichten hauptamtlich und dürfen weder entgeltlich noch unentgeltlich anderen Beschäftigungen nachgehen, sofern der EZB-Rat hierfür nicht ausnahmsweise seine Erlaubnis erteilt. Das Direktorium ist dafür zuständig, die laufenden Geschäfte der EZB zu leiten und führt die Geldpolitik gemäß den Entscheidungen des EZB-Rates aus, indem es den nationalen Zentralbanken die erforderlichen Weisungen erteilt, wie beispielsweise den Erlass der Zentralbankordnungen. (Vgl. Europäische Zentralbank, 2004, S. 10-11)

Der Erweiterte Rat setzt sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und den NZB-Gouverneuren aller EU-Mitglieder zusammen und somit auch aller nicht an der EWWU partizipierenden Staaten. Er widmet sich allem voran den Aufgaben, die die EZB vom Europäischen Währungsinstitut übernommen hat und überwacht somit die Wechselkurse der Währungen betreffenden Bestrebungen der Staaten, welche nicht an der EWWU teilnehmen. Dies geschieht, indem er bei den Vorarbeiten für die Festlegung der Wechselkurse der Währungen derjenigen Mitgliedsstaaten berät, die den Euro noch nicht eingeführt haben. Dabei besitzt er allerdings keine geldpolitischen Befugnisse, da diese Staaten ihre Geldpolitik dennoch weiterhin selbst bestimmen. Er ist also in erster Instanz für die Koordination der Geldpolitiken in der Gemeinschaft verantwortlich. Zusätzlich spielt der Erweiterte Rat eine Rolle bei den beratenden Funktionen des Zentralbanksystems und bei der Erhebung von statistischen Daten. (Vgl. Wagener, 2001, S. 66-67)

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Lösung von Finanzkrisen
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
27
Katalognummer
V342175
ISBN (eBook)
9783668319721
ISBN (Buch)
9783668319738
Dateigröße
930 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geldpolitische, maßnahmen, europäischen, zentralbank, lösung, finanzkrisen
Arbeit zitieren
Bianca Bahlmann (Autor:in), 2016, Geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Lösung von Finanzkrisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342175

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