Zirkulär gestalthafte Kommunikationsmodelle und Metakommunikation im Zusammenhang mit systemischer Mediation


Hausarbeit, 2016

30 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Grundlagen und Überblick zu Modellen zirkulär gestalthafter Kommunikation und Metakommunikation
2.1.1 Im Beratungs- und Mediationskontext beachtete Modelle zur komplexen Beschreibung von Kommunikation und Kommunikationshindernissen
2.1.2 Metakommunikation
2.2 Systemische Ansätze in der Beratungspraxis
2.2.1 Ausgewählte Grundlagen systemischer Arbeit (Systemtheorie)
2.2.2 Systemische Metaperspektive im Beratungskontext
2.3 Mediation
2.3.1 Grundlagen professioneller, psychologisch fundierter Mediation
2.3.2 Mediation als Prozess

3 Beispiel eines Leitfadens für eine wirkungsvolle Kommunikation und Metakommunikation im Prozess systemischer Mediation

4 Diskussion

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

7 Abbildungsverzeichnis

8 Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

Allseits bekannte und anerkannte Zitate oder Redewendungen, wie „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Watzlawick, 1969) oder „Kommunikation ist alles“ fließen immer wieder in reflektierende Gespräche ein. Vielen Menschen ist also durchaus bewusst, dass die Qualität und Reichweite ihrer Kommunikation die Qualität ihrer Begegnungen und Beziehungen (also ihrer sozialen Lebensqualität) bestimmt und in Prozesse des Lernens, Verhandelns, des materiellen wie immateriellen Austausches sowie der Konfliktlösung einfließt. Das nach Deci & Ryan (1985) angeborene Streben nach Selbstdetermination integriert das Ideal des lebenslang lernenden, sich entwickelnden und sich mit seiner Umwelt im steten Austausch befindlichen Menschen. Es impliziert, dass die Ergebnisse des Seins nützlich für die Person selbst und ihre (systemische) Umwelt sein sollen, um Erhalt wie Sinn zu generieren. Eine erfolgreiche Lebensführung des im sozialen System lebenden Menschen, auch im Sinne einer Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Zugehörigkeit (Ryan & Deci, 2002; Seligman, 2012), erfordert eine Kommunikationskompetenz, die sich permanent und flexibel bewährt und weiterentwickelt. Dabei auf eine Weise kommunizieren zu können, die Selbstreflexion und Selbsterkenntnis fördert, Entwicklung und Wohl aller Beteiligten statt des eigenen Vorteils fokussiert sowie wertschätzend-problemlösend statt angreifend-egozentrisch verläuft, gleicht einer hohen Kunst. Jene scheint jedoch nicht von einer Mehrheit beherrscht zu werden, wie die medialen Schaufenster in globales, politisches, volkswirtschaftliches, unternehmerisches oder zwischenmenschliches Geschehen in Dyaden und Gruppen deutlich offenbaren.

Insbesondere in Konflikt- bzw. Krisensituationen gerät Kommunikation sehr häufig an Grenzen oder in Sackgassen. Nicht selten bedarf es dann eines Mediators, Counselors oder Therapeuten, wenn Differenzen bereits entgleisen bzw. jene Stufen der Konflikteskalation erreichen, in denen eine Win-Win-Lösung ohne äußere Hilfe nicht mehr möglich ist (Glasl, 1999). Um die dabei praktizierte Konflikthandhabung im gemeinsamen Ergebnisraum (Thomas, 2007) zu identifizieren, zu kommunizieren und zu mediieren, hat sich systemisches Wahrnehmen und Denken vielfach bewährt, wenn es um nachhaltige und transformierende Lösungen geht (Pühl, 2015; Simon, 2013). Kommunikations- und Konfliktlösekunst ab der frühen Kindheit situiert zu lernen und lebenslang zu trainieren, wäre ein noch zu realisierendes Ideal von individuellem bis gesellschaftlichem Nutzen.

2 Theoretische Grundlagen

Paradigmatische Einbettung: Wo Menschen einander begegnen und miteinander interagieren, wird kommuniziert. Zumindest latent existiert auch ein Konfliktpotential. Kommunikationskompetenz und Umgang mit Konflikten ist als lebenslange Lernaufgabe zu verstehen (assimilative und akkommodative Prozesse), die mit erlebtem Erfolg, Sinn und Wohlbefinden korrelieren dürften. Die Psychologie berücksichtigt im organismischen Paradigma die individuelle Eigenaktivität und im transaktionistischen Paradigma - auch kulturbedingte - Umweltfaktoren (Ahnert, 2014). Menschliche Existenz und Entwicklung ist an eine soziale Umwelt geknüpft - unter dem Einfluss interagierender Systemebenen (Bronfenbrenner, 1993), basierend auf Bindungs-, Sozialisations- und Lernerfahrungen und in Bezug zu Persönlichkeitsmerkmalen (Ahnert, 2014). Der Soziale Konstruktivismus beschreibt die Bedeutung psychischer Konstruktionen, die im sozialen Diskurs entstehen, diesen bestimmen, dabei Werte, Rollen und Normen einer Kultur inkludieren und auf das Individuum zurückwirken (Asendorpf, 2011). Das (neo)humanistische Paradigma soll hier besonders hervorgehoben werden. Inhalte der subjektiven unmittelbaren Erfahrung (Ph ä nomenologisches Erfahrungsfeld nach Rogers ), des persönlichen Wachstums (Aktualisierungstendenz nach Rogers , Bed ü rfnis nach Selbstverwirklichung nach Maslow ) und des Lebenssinnes wirken auf die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, Selbstverständnis und Identität eines Menschen. Dies ist von Effekten auf Erleben und Verhalten bezüglich Kommunikation und Konfliktbewältigung begleitet (Seligman, 2012).

Theoretische Einbettung: Im Folgenden sollen ausgewählte Modelle und Konzepte zu Schwerpunkten dieser Arbeit in konzentrierter Form vorgestellt werden.

2.1 Grundlagen und Überblick zu ausgewählten Modellen zirkulär gestalthafter Kommunikation und Metakommunikation

Im Allgemeinen wird unter Kommunikation ein prozesshafter, mindestens zweizügiger bzw. zweisequentieller Informationsaustausch zwischen mindestens zwei Kommunikatoren (Schützeichel, 2004) mit verbalen (Sprache), para- (Klang, Intonation) und nonverbalen (Gestik, Mimik) Mitteln verstanden. Die Information (Botschaft) stellt hierbei eine "in einem medialen Substrat mitgeteilte und vom Rezipienten verstandene Wissenseinheit" dar. Im soziologischen Verst ä ndnis werden die im sozialen System stattfindenden Selektionen 'Mitteilung von Informationen als kommunikative, soziale Handlung' mit einem 'Verstehen oder Erleben derselben als kommunikativer Akt' (kleinste abgeschlossene Einheit) und die erwidernde Mitteilung (‚Anschlusshandlung‘) gekoppelt, wobei von einem Sinnzusammenhang ausgegangen wird (Schützeichel, 2004).

Im psychologischen Verst ä ndnis erweitert sich die Betrachtung um das individuelle Erleben und Verhalten mindestens zweier beteiligter Akteure in einem spezifischen Kontext (Röhner & Schütz, 2012) und im Sinne systemtheoretischer Betrachtung um Aspekte der Kohärenz und Resonanz im geteilten sozialen Raum (Luhmann, 1995; Petzold, 2011).

Bei der Annahme, dass das Denken nicht nur linear-kausal, sondern in zirkulären Ordnungen erfolgt und in dieser Weise Emotion, Motivation, Volition und Handlung beeinflusst, lässt sich ableiten, dass Kommunikation das Ergebnis bewusster und unbewusster, spannungsreicher, gestalthafter, individueller Wandlungsprozesse ist und zirkulär auf das Denken zurück wirkt (Schulz von Thun, 1981, 1998). In diesem Sinne werden a) durch Rückkopplungsstrukturen Ordnungsmuster deutlich, die ganzheitliche, gestalthafte Zusammenhänge erkennbar machen, welche b) auf Wahrnehmung und Informationsverarbeitung als auch auf mentale Modelle einwirken, c) bewusstes von unbewusstem Kommunikationsverhalten separieren können, d) die aktuell stattfindende Kommunikation aktiv gestaltbar werden lassen und Kommunikationsfähigkeiten durch Lern- Erfahrungen entwickeln helfen (Röhner & Schütz, 2012; Thomas, 1991).

Hinsichtlich innovativer Beratungskonzepte (Mohe, 2015) und insbesondere systemischer Beratung (Simon, 2014) sowie im Rahmen professioneller, psychologisch fundierter Mediation (Montada & Kals, 2013; Pühl, 2015) wird sowohl die Zugrundelegung als auch die konsequente Berücksichtigung komplexer Kommunikationsmodelle als erforderlich angesehen. Ebenso erweisen sich Metaberatung und Metakommunikation nur bei bewusster Betrachtung systemischer Ebenen und deren verbindendem Element - eine komplexe, mehrdimensionale Kommunikation - als vollständig und effizient (Mohe, 2015).

Im Fazit zum Kurs Kommunikation (Schüchter & Görres, 2011) wird betont, dass die noch ausstehende Integration komplexer kommunikationstheoretischer Konzepte und psychologischer Theorien mindestens drei Perspektiven umfassen sollte:

1. Kommunikationsmodell nach Watzlawick: Beachtung der ‚Gesamtstruktur Gespräch‘ im speziellen Kontext und Beziehungsgefüge als offenes, rückkoppelndes System
2. 4-Ebenen-Modell (Schulz von Thun): Mikrostruktur des dynamischen Wechselspieles
3. Morphologische Psychologie (Salber): Dramaturgie einer Gesprächsgestalt inclusive Spannungen, Polaritäten, Wendungen, gestalthaften Übergängen und Parodoxien.

Diese Aufzählung umschließt bereits eine sozial-systemische Perspektive und kann um wissenschaftlich fundierte z.B. allgemein-, sozial-, entwicklungs- und kognitions- psychologische Aspekte und ein humanistisch-psychologisches Menschenbild erweitert werden. So werden einerseits intraindividuelle Besonderheiten berücksichtigt und andererseits von Umwelt und System losgelöste, partialisierte Betrachtungswinkel auf Individuen vermieden.

Ein integratives Modell wird nur eine modellhafte Annäherung sein können, da (1.) Kommunikation in ihrer Gesamtheit, Komplexität und Eingebundenheit in Situation und Zeitperspektiven nicht absolut und in jedem Detail darstellbar, erklärbar, prognostizierbar oder generalisierbar sein kann sowie (2.) die hohe Komplexität dieses Modells an die Grenzen quantitativer Forschungsmethoden (Operationalisierbarkeit, Gütekriterein, Replizierbarkeit) stoßen dürfte (Röhner & Schütz, 2012).

2.1.1 Im Beratungs- und Mediationskontext beachtete Modelle zur komplexen Beschreibung von Kommunikation und Kommunikationshindernissen

Das kognitionspsychologische Filtermodell der Kommunikation (Nerdinger, 2011) betont die Existenz, Verfügbarkeit und Bedeutung von Schemata bei Sender und Empfänger insbesondere im Zusammenhang mit informeller Kommunikation. Die beim Empfänger aktivierten Schemata entsprechen abstrahierten Repräsentationen, wirken wie ein Filter auf Wahrnehmung und Interpretation von Ereignissen/Botschaften und ermöglichen Schlussfolgerungen über einen Einzelfall anhand von der im Schema enthaltenen Informationen. Es wird angenommen, dass die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Fehlinterpretationen mit höherer Ähnlichkeit der Schemata der Kommunikationspartner abnimmt. Verständnis und Missverständnis zwischen Sender und Empfänger stellen sich somit in allgemeiner Form als Funktion der Ähnlichkeit der aktivierten Schemata dar. Auch aus konstruktivistischer und sozialpsychologischer Sicht (Kategorisierung, Stereotypisierung) ist die Schematheorie für die Betrachtung von Kommunikationsprozessen und -hindernissen interessant (Pürer, 2015), wobei die reduzierte Betrachtung von Daten und deren kognitiver Verarbeitung kritisiert wird. In Beziehung dazu soll das Frame-Konzept ergänzt werden (Kahnemann & Tversky, 1984, zit. nach Eichhorn, 2015). In diesem wird davon ausgegangen, dass wahrgenommene Informationen mit komplexen schematischen Informationsmustern verknüpft werden, die sozialer Natur sind. Dies soll eine Brücke zwischen individueller Informationsverarbeitung und sozialer Einbettung schlagen können (Eichhorn, 2015).

Das Modell der Kommunikation als Transaktion nach Berne (1972) und Harris (1975) als Basis der Transaktionsanalyse berücksichtigt auf Basis der Instanzentheorie von Freud drei Ich-Zustände (Eltern-, Erwachsenen- & Kindheits-Ich), die in der Kindheit entstehen. Die Beschreibung und Erklärung des Kommunikationsverhaltens und -erlebens als Person x Umwelt - Interaktion definiert. Als soziales, interaktives & sich entwickelndes Wesen dient Kommunikation dem Menschen der Erklärung einer komplexen Welt, ihrer Gestaltung und seiner sozialen Teilhabe. Interpersonale Begegnungen werden durch habituelle Merkmale, aktuelle Wahrnehmung und (z.B. affektiv und motivational gefärbte) intrapsychische Zustände beeinflusst. Denkmuster, Automatismen, Wissen und Erfahrungen der Person wirken sich neben Merkmalen der entsprechenden Umwelt/Situation spezifisch aus. In Abhängigkeit davon wird bei beiden Personen einer der Ich-Zustände bevorzugt aktiviert. Das kann wiederum die Situation selbst und ihre weitere Gestaltung also auch Art, Verlauf und Ausgang der Kommunikation - ferner auch, ob Kommunikation überhaupt möglich ist oder direkt bzw. später abgebrochen wird - bestimmen. Die praktische Bedeutung zeigt sich in der Transaktionsanalyse (vgl. Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie), die der Beschreibung und Erklärung von Persönlichkeit und interpersonalen Beziehungen sowie der Ableitung von Interventionen dient. Die Transaktionstypen dienen geschulten Analytikern zur Erkenntnis und Steuerung des Verhaltens ihrer Klienten in aktueller Situation. Das Erkennen eigener Muster ist für gute Kommunikation wesentlich, was ohne Hilfe (z.B. eines Kommunikationstrainers/Mediators) für viele Menschen schwierig ist.

Die Grundvorstellung seelischen Geschehens geht im Konstruktivismus von zirkulären Ordnungen aus. Über Rückkopplungsstrukturen werden hier regelkreisartige, gestalthaft- ganzheitliche Zusammenhänge erschaffen. Kommunikation ist demnach eine subjektiv konstruierte Realität zwischen den Partnern, die sich auf Wissen, Erfahrungen, mentale Modelle, Einstellungen u.a. stützt - eine objektive Realität existiert nicht (Schützeichel, 2004). Systemische Ans ä tze betonen die Bedeutung permanenter Interaktionen zwischen offenen Systemen, wobei Kommunikation gleichermaßen Bedingung und Wirkung sozialer Systeme ist (Luhmann, 1984, 1995).

Watzlawicks Kommunikationsmodell und die fünf Axiome beschreiben in diesem Sinne Kommunikation als offenes System auf Beziehungs- und Sachebene. Aus den vielfach akzeptierten und in die Beratungstätigkeit eingeflossenen Axiomen erschließen sich die Grundlagen direkter, indirekter und der Metakommunikation:

1. Axiom:

Man kann nicht nicht kommunizieren. Kommunikation beginnt mit gegenseitiger Wahrnehmung und ist Verhalten, welches keinem Nicht-Verhalten gegenüber steht. Verhalten hat also immer (unabhängig vom Bewusstseinsgrad) Mitteilungs- und oft auch Aufforderungscharakter.

2. Axiom:

Kommunikation hat immer einen Inhalts- und Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten beeinflusst und Überschneidungen für die Kommunikatoren oft schwierig zu erkennen sind.

3. Axiom:

Die Natur einer Beziehung ist durch Interpunktion der Kommunikationsabl ä ufe seitens der Partner bedingt. Durch die Gliederung des Kommunikationsprozesses auf beiden Seiten interpretieren die Beteiligten ihr eigenes Verhalten oft nur als Reaktion auf das des anderen.

4. Axiom:

Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalit ä ten. Digitale Kommunikation ist ihrer Syntax komplex, logisch und inhaltsvermittelnd. Auf semantischer Ebene kann Raum für Missverständnisse auf der Beziehungsebene entstehen. Analoge Kommunikation zeigt umgekehrte Verhältnisse, vermittelt v.a. die Beziehungs- statt die sachlichen Inhaltsaspekte.

5. Axiom:

Zwischenmenschliche Kommunikationsabl ä ufe sind symmetrisch oder komplement ä r - in Abhängigkeit davon, inwieweit die Beziehung zwischen den Kommunikatoren auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.

Paradoxien in der Kommunikation entstehen, wenn eine Nachricht zwei oder mehrere Teile enthält, die widersprüchlich, gegensätzlich, unvereinbar sind oder mit der Beziehungsebene konfligieren.

Im anwendungsbetonten, eher heuristischen Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun (1981, 1998a) leiten sich aus den vier Ebenen Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell vier Funktionen und "vier Ohren" der Kommunikation in der Interaktion zwischen Sender und Empfänger ab, wobei auch Rollen bzw. Rollensets einfließen. Entscheidend für eine gelingende Kommunikation ist die Entsprechung der Intention des Senders mit der Entschlüsselung durch den Empfänger, wobei dies durch "Empfangsgewohnheiten" mediiert werden kann. Diese lösen Reaktionen aus, welche der Intention des Senders widersprechen können. Das wiederum hebt die Bedeutung von Rückkopplungsstrukturen im Allgemeinen und Metakommunikation im Speziellen für die Vermeidung von Kommunikationsstörungen hervor.

Die Regeln der klientenzentrierten Gesprächsführung, die Rogers (1997, 2007) primär für den Kontext professioneller Beratung postulierte, begründen sich auf Humanistischer Psychologie und umfassen drei wesentliche Basismerkmale des Beraters: Empathie, Kongruenz (Echtheit) und unbedingte positive Wertschätzung. Diese wirken sich unmittelbar auf die Beziehungsgestaltung und Vertrauensbildung im Dialog aus. Als besonders wesentlich im Zusammenhang mit Empathie und erfolgreicher Kommunikation betont Rogers die Perspektivübernahmefähigkeit.

Die Morphologische Psychologie (Salber, 1989) fokussiert gestalthafte Wirkungseinheiten, denn „In Wirkungen wird die Wirklichkeit behandelt“, weil sich alles im Fluss befindet und nichts ewig gleich bleibt oder ewig existiert. Wirkungen zu analysieren, um das spezifische Sehen der Welt zu erkennen und auch zu ändern - ohne die Existenz der Seele zu negieren, denn „Seelische Ganzheiten sind real wie Planzen oder Lebewesen oder Werke“, bezieht sich auch auf Kommunikation. Die Gestaltbildung ist kein isoliertes Geschehen und morphologisch nicht von Verwandlungsprozessen zu trennen, weshalb spannungsreiche, prozessuale Wirkungs- und Entwicklungsqualitäten betrachtet werden. Die Erkenntnis einer inneren Dramaturgie, des Wechselspiels von Drehungen, Wendungen, gestalthaften Übergängen, Paradoxien und des spezifischen Spannungsfeldes im Dialog zwischen Eröffnungs- und Abschlussphase ist aufschlussreich für die nachträgliche Beschreibung des Erlebens und Verhaltens. Im bewussten Resümee kommunikativer Abläufe wird im Idealfall auch das Unausgesprochene erkennbar.

Das Systemisches Resonanzmodell nach Petzold soll hier aufgrund seines geringeren Bekanntheitsgrades etwas ausführlicher beschrieben werden. Es entstand mit der Absicht, salutogenetisches und ganzheitlich-systemisches Denken für die Beratungspraxis und Therapie zu integrieren (Petzold, 2011). Kommunikation wird als Resonanz verstanden - als ein systemisch initiiertes oder antwortendes Mitschwingen in der Eigenschwingungsfähigkeit. Individuen befinden sich in permanenter Resonanz zu ihren bzw. sie berührenden oder einschließenden Systemen, weshalb sie unablässig Schwingungen empfangen und entsenden. Aus diesem Grund kann Kommunikation nicht als ein von den Systemen und ihren Umwelten isolierter, einzelner und strikt begrenzter Akt zwischen Sender(n) und Empfänger(n) verstanden, bewertet oder gesteuert werden.

Die Koh ä renz von Systemen basiert auf den Beziehungen seiner Teilsysteme. Das Ganze ist auch hier mehr als die Summe seiner Teile. Es ist spezifisch und unterscheidbar von der Umwelt und anderen Systemen. Es ist Information und es ist dynamisch (Wechselwirkungen, Interaktionen, Bewegungen). Teilsysteme stehen in kommunikativer Resonanz mit dem Ganzen und sind durch Kohärenz und deren Informationshintergrund beeinflusst.

Die ‚Frequenzen' aller anderen Systeme aller Systemebenen (Bronfenbrenner, 1993), laufen also im Hintergrund einer Kommunikation mit. Darum weist nach Petzold (2011) jedes reduzierte Kommunikationsmodell eine dürftige Erklärungstiefe auf. Dies wird auch durch das 4-Ohren-Modell nach Schulz von Thun nur begrenzt ausgeglichen.

Hinter einer Mitteilung einer Person stehen somit beispielsweise 1. Motivation, 2. Ressourcen, 3. biografische und systemische Identität und Dynamik, 4. Kontext, 5. Beziehungen, 6. Eigenschaften, Fähigkeiten sowie 7. Absichten der Person und ‚ihrer‘ beteiligten Systeme. Dies umfassend und vollständig zu erfassen, ist nach Petzold mit Übung und Erfahrung durchaus möglich. Die wechselseitige Resonanz zwischen Klient und Berater sollte in jedem Fall metaperspektivisch mit beachtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Zirkulär gestalthafte Kommunikationsmodelle und Metakommunikation im Zusammenhang mit systemischer Mediation
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Institut für Organisationspsychologie)
Veranstaltung
Modul Kommunikation
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
30
Katalognummer
V342039
ISBN (eBook)
9783668317734
ISBN (Buch)
9783668317741
Dateigröße
699 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikationsmodelle, zirkuläre Kommunikation, systemische Beratung, psychologische Mediation, Mediationsprozess, Konfliktlösung
Arbeit zitieren
Elke Baldy (Autor:in), 2016, Zirkulär gestalthafte Kommunikationsmodelle und Metakommunikation im Zusammenhang mit systemischer Mediation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342039

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