Selbstkontrolle und Selbstregulation bei Bedrohung und Belastung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlegung
2.1 Selbststeuerung
2.2 Selbstregulation
2.3 Selbstkontrolle

3 Belastungs- und bedrohungsabhängige Hemmungen der Selbststeuerung
3.1 Verlust der Selbstkontrolle unter Belastung (Willenshemmung)
3.2 Verlust der Selbstregulation unter Bedrohung (Selbsthemmung)

4 Überwindung von Hemmungen
4.1 Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI-Theorie)
4.2 Das Modell der Selbstentwicklung durch Krisen
4.3 Das Modell der Immunität gegen Veränderung

5 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Selbstregulation und Selbstkontrolle als Teilbereiche der Selbststeuerung

Abb. 2: Komponenten der Selbstregulation

Abb. 3: Unterfunktionen der Selbstkontrolle

Abb. 4: Ausgesuchte Komponenten des Verlusts der zielorientierten Selbstkontrolle

Abb. 5: Ausgesuchte Komponenten des Verlusts der zielorientierten Selbstkontrolle

Abb. 6: Bedrohung/Selbstregulation und Belastung/Selbstkontrolle im Zusammenhang

Abb. 7: Immunität gegen Veränderung: Wirkungszusammenhäng

Abb. 8: Komponentenabgleich Selbsthemmung/Willenshemmung mit

1 Einleitung

Kurz vor Abgabetermin einer Abschlussarbeit erreichte den Betreuer eines Fernstudenten diese Nachricht: „(…) leider komme ich nicht umhin, Ihnen mitzuteilen, dass ich meine Studienarbeit erst nächstes Jahr einreichen kann. Ich werde somit den Abschluss erst in einem Jahr angehen können. Ich habe es mir auch anders vorgestellt und wäre gerne dieses Jahr fertig geworden. (…) Letztendlich kann ich niemandem einen Vorwurf machen, außer mir selbst. (…) Mit freundlichen Grüßen, S.“ S.[1] ist dreißig Jahre alt und steht mitten im Leben. Er ist eine aufstrebende Vertriebsfachkraft mit Führungsperspektive und hat eine Frau und zwei Kinder. Er entscheidet sich, berufsbegleitend zu studieren. Sein Fernstudium wird im Rahmen der Personalentwicklung von seinem Arbeitgeber gefördert. Kurz vor seinem Abschluss tritt er zurück, auch wenn dies mit erheblichen finanziellen und zeitlichen Nachteilen verbunden ist. Als Grund gibt er an, mit der Qualität seiner Studienarbeit nicht zufrieden zu sein. Er möchte nicht nur „irgendwie durchkommen“, sondern einen möglichst guten Abschluss ablegen. Wegen Überlastung bei der Arbeit und unerwarteter privater Umstände war ihm dies jedoch nicht möglich. Sein „Akku ist einfach zu leer“ und daher lehnt er alle Angebote zur Unterstützung und Beratung rigoros ab. Die weitere Recherche zeigt, dass er von Anfang an Schwierigkeiten hatte, die Abgabetermine bei den Studienbriefen und Hausarbeiten einzuhalten.

Der Fall S. ist keine Ausnahme. Die Erfahrung zeigt, dass Belastungszustände aus dem beruflichen und privaten Bereich, Zeitdruck und Misserfolgsängste bei berufstätigen Fernstudenten eher die Regel sind. Um durch Coaching, Beratung oder Prävention helfen zu können, müssen wir die Hintergründe von diesen Fällen verstehen.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird daher zunächst die Selbststeuerung mit ihren Unterfunktionen, Selbstkontrolle und Selbstregulation, dargestellt. Hemmenden Einfluss auf diese Unterfunktionen haben die beiden Phänomene Belastung und Bedrohung, die in der Folge behandelt werden. Als Gegenmaßnahmen werden anschließend drei theoretische Modelle präsentiert: Die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen, das Modell der Selbstentwicklung durch Krisen und das Modell der Immunität gegen Veränderung.

2 Grundlegung

2.1 Selbststeuerung

Selbststeuerung wird als die „Fähigkeit definiert, Entscheidungen zu treffen, eigene Ziele zu bilden und sie gegen innere und äußere Widerstände umzusetzen“ (Fröhlich/Kuhl 2003, S.222)“. Dieser psychologische Begriff grenzt sich ab zur technischen Bedeutung der Selbststeuerung, welche auf eine Vorrichtung abhebt, die einen eingeleiteten technischen Vorgang ohne weiteres menschliches Zutun steuert und regelt (Duden 2016). In der Alltagssprache wird Selbststeuerung mit dem bewussten Handeln aus eigener Verantwortung und Veranlassung gleichgesetzt.

Der hier verwendete psychologische Begriff der Selbststeuerung basiert nicht auf einer statischen, sondern auf einer dynamischen bzw. prozesshaften Fähigkeit. Es handelt sich um eine aus Unterfunktionen bestehende Kompetenz, die bei verschiedenen Personen unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Daher können je nach Person und Situation unterschiedlich zusammengesetzte Faktorenstrukturen vorliegen (Fröhlich/Kuhl 2003, S. 222).

Die Selbststeuerung besteht aus den beiden Komponenten Selbstregulation und Selbstkontrolle (siehe Abbildung 1). Dies ergibt sich aus der Forderung, dass formulierte Ziele, mit denen man sich identifizieren kann, bewusst - trotz vorhandener Schwierigkeiten oder vorliegenden Hindernissen - umgesetzt werden (ebenda).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Selbstregulation und Selbstkontrolle als Teilbereiche der Selbststeuerung

Selbstregulation bezeichnet das Bilden und Aufrechterhalten selbstkongruenter Ziele. Selbstkontrolle ist der Prozess der Zielverfolgung aufgrund expliziter Absichten. Sie ist eine bewusste, anstrengende Steuerungsform (Baumann/Kuhl 2013, S. 265).

2.2 Selbstregulation

Da es bei der Selbstregulation darum geht, selbstkongruente (d.h. zum Individuum passende) Ziele zu bilden und umsichtig umzusetzen, kann auch vom Vorliegen einer „inneren Demokratie“ gesprochen werden: Viele Stimmen zu eigenen und fremden Bedürfnissen, Gefühlen und Werten werden bei Entscheidungen gleichzeitig berücksichtigt und integriert. Widerstrebende Stimmen aus dem Selbst werden überzeugt statt unterdrückt, damit Ziele flexibel und kreativ umgesetzt werden. Selbstregulation fördert somit die Selbstbestimmung, d.h. die Fähigkeit, in Übereinstimmung mit eigenen Bedürfnissen und Überzeugungen zu handeln. Zielinhalt („Was?“) und der Beweggrund für die Zielverfolgung („Warum?“) beeinflussen die Selbstbestimmung (Baumann/Kuhl 2013, S. 265). Bei den Zielinhalten ist zwischen intrinsischen und extrinsischen Faktoren zu unterscheiden. Selbstakzeptanz, Gemeinschaft oder Gesundheit (als intrinsische Ziele) befriedigen z.B. grundlegende organismische Bedürfnisse und fördern psychologisches Wachstum. Ein selbstbestimmterer Handlungsrahmen liegt vor, wenn die Tätigkeit von Interesse ist (intrinsische Gründe) oder als wichtig erlebt wird (integrierte bzw. identifizierte Gründe). Extrinsische Zielinhalte (z.B. Ruhm, äußere Schönheit, Reichtum) stellen das Gegenteil dar. Ein fremdbestimmter Handlungsrahmen liegt vor, wenn introjizierte Gründe (wie z.B. Schuld- oder Pflichtgefühle) oder eben extrinsische Gründe (wie z.B. Belohnungen oder äußerer Druck) die Tätigkeit bestimmen (ebenda, S. 266).

Der Selbststeuerungsbegriff muss in verschiedene messbare Unterfunktionen zerlegt werden, da im Rahmen der Selbstregulation unbewusste Prozesse auch die höchsten Formen der menschlichen Intelligenz (wie z.B. Motivation, Stimmung, Aufmerksamkeit) mit einschliessen. Wenn jedes zu berücksichtigende Element in Echtzeit aktiv beachtet werden müsste, wäre das Bewusstsein überfordert, sofern es sich um eine komplexe Entscheidung handelt (Fröhlich/Kuhl 2003, S. 223). Innerhalb des Selbststeuerungsinventars (SSI, siehe Abschnitt 3 der vorliegenden Arbeit) steht für jede Unterfunktion mindestens eine Skala zur Verfügung.

Abbildung 2 gibt einen Überblick über die wichtigsten Komponenten der Selbstregulation.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Komponenten der Selbstregulation (Fröhlich/Kuhl 2003, S. 224; Baumann/Kuhl 2013, S. 266).

2.3 Selbstkontrolle

Im Gegensatz zur „inneren Demokratie“ bei der Selbstregulation gleicht die Selbstkontrolle einer „inneren Diktatur“: Unterdrückt werden vorübergehend alle Stimmen, die nicht unmittelbar hilfreich für die Zielverfolgung sind. Dies liegt darin begründet, dass es sich bei der Selbstkontrolle um eine Form willentlicher Steuerung handelt, bei der eine Absicht (kognitive Präferenz) gegen konkurrierende Impulse, Bedürfnisse und Wünsche abgeschirmt wird. Die Verarbeitungsprozesse bei der Selbstkontrolle finden bewusst, sprachnah und sequentiell-analytisch statt (Baumann/Kuhl 2013, S. 264). Im Vordergrund steht die Zielverfolgung, welche einer guten Planungsfähigkeit bedarf, um Ziele in konkretes Verhalten umsetzen zu können. Erleichtert wird die Zielumsetzung durch die Bildung konkreter Vornahmen, welche die Kontrolle dann an Merkmale der Situation weitergeben, die das Verhalten automatisch steuern. Dennoch wird eine eher bewusste Zielvergegenwärtigung genutzt, da Menschen sonst befürchten, das Beabsichtigte zu vergessen (ebenda).

Ein Gütemaßstab, d.h. ein an einer eigenen Bezugsnorm orientiertes Leistungsmotiv, begünstigt die Erreichung höherer Zielsetzungen. Dennoch ist die Fähigkeit zur Misserfolgsbewältigung wichtig, da die Zielverfolgung trotzdem scheitern kann. Andersartige Ziele können Konflikte auslösen. Sofern eines dieser Ziele zwanghaft verfolgt wird, kann der Selbstkontrollmodus den Konflikt nicht kreativ lösen. Ängstliche Selbstmotivierung liegt vor, wenn sich Menschen die negativen Konsequenzen der Handlungsunterlassung vor Augen halten, um motiviert zu bleiben (ebenda).

Bei der Selbstkontrolle kommt es zu einer (zeitweiligen) Unterdrückung vieler selbstrelevanter Bedürfnisse, Gefühle und Interessen, um ein konkretes Ziel auch gegen mögliche attraktivere Alternativziele durchsetzen zu können. Dabei wird der Begriff der Selbstkontrolle ebenfalls in verschiedene Unterfunktionen zerlegt, die jeweils den beiden Bereichen Kognitive Selbstkontrolle und Affektive Selbstkontrolle zugeordnet werden. Die kognitiven Prozesse sorgen für die Zielfokussierung und die affektiven Prozesse für die Zielabschirmung (Fröhlich/Kuhl 2003, S. 225). Abbildung 3 zeigt die Bereiche der Selbstkontrolle mit ihren jeweiligen Unterfunktionen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Unterfunktionen der Selbstkontrolle (in Anlehnung an Fröhlich/Kuhl 2003, S. 225).

Selbstkontrolle stellt eine starke Ressource zur konsequenten Zielverfolgung dar. Es besteht die Gefahr, dass andere wichtige Ziele und Bedürfnisse vernachlässigt werden, wenn sie in einem übertriebenen Umfang eingesetzt wird (Baumann/Kuhl 2013, S. 265).

3 Belastungs- und bedrohungsabhängige Hemmungen der Selbststeuerung

Die im vorherigen Abschnitt dieser Arbeit präsentierten Komponenten der Selbststeuerungskompetenz sind nur dann hinreichend, wenn sie unter Belastung effizient eingesetzt werden können. Selbststeuerung findet statt, wenn zwischen situations- und selbstkontrollierenden Maßnahmen situations- und zielangemessen gewechselt wird. Ansonsten kommt es, wenn vorhandene Kompetenzen unter Belastung nicht eingesetzt werden können, zu einem Absinken der Leistung. Es liegt dann eine volitionale „Effizienz“ vor (Fröhlich/Kuhl 2003, S. 226). Durch die Effizienz wird die Frage nach der Höhe oder der Vertretbarkeit nach der Höhe des Aufwands, der zur Erreichung von Veränderungen in der Zielgröße erforderlich ist, gestellt (Greif 2016).

Die Selbststeuerung ist von weiteren Funktionskomponenten abhängig, die sich in den beiden folgenden Fragen äußern:

1. Wie stark bleiben die regulativen Funktionen unter Bedrohung erhalten (Selbstzugang vs. Selbsthemmung)?
2. Wie stark bleibt die Selbstkontrolle unter Belastung intakt (Willensanbahnung vs. Willenshemmung)?

Belastung und Bedrohung hemmen die Willensfunktionen, wenn man immer dann, wenn man die Selbststeuerungskompetenzen am meisten braucht, nicht auf sie zugreifen kann (ebenda).

Belastung beschreibt situative und personenseitige Umstände, welche die positiven Affekte schwächen. Diese Umstände können z.B. Frustration, Verlust, unrealistische Ziele oder unlösbare Aufgaben sein. Bedrohung ist der Gesamtstress der momentanen Lebenssituation und das Ausmaß, in dem die gegenwärtigen Lebensumstände den negativen Gefühlszustand erhöhen. Die Lebenssituation kann dabei Veränderungen unterliegen und möglichen Risiken ausgesetzt sein (ebenda). Beispiele für den negativen Gemütszustand erhöhende Faktoren sind Zeitdruck und Ich-Beteiligung als Grad des „(…) Engagements einer Person an einem Objekt (ego involvement 2016)“.

3.1 Verlust der Selbstkontrolle unter Belastung (Willenshemmung)

Der Einsatz hoher volitionaler Kompetenzen ist unter Stress nicht immer effizient. Lebensereignisse, die effizienzmindernd beim Einsatz von Selbstkontrolle wirken (s.o.), reduzieren den positiven Affekt und gelten als belastend. Der Verlust der Selbstkontrolle unter Belastung wird Willenshemmung genannt, welche das nicht mehr effiziente Umsetzen von Zielen verursacht (Baumann/Kuhl 2013, S. 267). Bei der Willensbahnung wird die gebildete Absicht in eine Handlung umgesetzt, wobei positiver Affekt unterstützend wirkt (Quirin/Kuhl/Lindemann 2016). Liegt positiver Affekt nur geringfügig vor, kann dies zur Willenshemmung führen. Lustlosigkeit, Initiativmangel, Nichtumsetzung von Absichten, Konzentrationsschwäche und Intrusionen sind Hinweise auf eine derartige Hemmung des Willens (Baumann/Kuhl 2013, S. 267). Intrusionen beschreiben dabei das Auftreten von Inhalten beim freien Reproduzieren, die nicht im ursprünglichen Lernstoff enthalten sind (Zimmer 2016).

Willenshemmung steht im Zusammenhang mit dem Konstrukt der prospektiven (d.h. belastungsbezogenen) Lageorientierung, welche als Persönlichkeitsdisposition im Gegensatz zur Handlungsorientierung steht (Baumann/Kuhl 2013, S. 267). Hohe Motivation und hinreichend hohe Fähigkeiten garantieren noch keine Zielerreichung: Lageorientierung beschreibt die Unfähigkeit eines Individuums, einen Entscheidungsprozess abzuschließen (Lageorientierung 2016). „Lageorientierte können sich in Belastungssituationen schlecht selbst motivieren und verharren in ihrer gegenwärtigen Lage (Baumann/Kuhl 2013, S. 267)“. Dennoch sind Lageorientierte nicht vollständig gehemmt, sofern sie durch z.B. Termindruck oder externe Aufforderung fremdbestimmt energetisiert werden (ebenda).

Positiven Affekt selbst generieren können hingegen Personen mit einer Neigung zur prospektiven Handlungsorientierung: Diese bezieht sich auf die Fähigkeit, rasch Entscheidungen zu treffen und die entsprechenden Absichten in konkrete Handlungen umzusetzen. Es kommt zur Gegenregulierung der Senkung des positiven Affekts und zur Unterstützung der handlungsorientierten Prozesse. Beispielsweise wird der positive Affekt mit einer gewählten Alternative verbunden, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass die Entscheidung wieder revidiert wird, und um die Zielverfolgung zu bekräftigen. Nach der Absichtsbildung sind prospektiv Handelnde in der Lage, ihre Absicht aufrechtzuerhalten (ohne sie sich ständig bewusst machen zu müssen), um sie im geeigneten Moment zu erinnern und umzusetzen. Dies schont kognitive Ressourcen und erhöht die Ausführungswahrscheinlichkeit (Quirin/Kuhl/Lindemann 2016). Willenshemmung ist nicht als generell negatives Phänomen einzustufen: Zögerliches Abwarten ist u.U. sicherer als vorschnelles Handeln, insbesondere bei nur schwer zu kontrollierenden Umweltbedingungen. Ferner kann eine Reduzierung des ausschließlichen Bezugs des Individuums auf die eigenen Zielverwirklichungen dazu führen, dass Teamfähigkeit, prosoziales Verhalten und ein offener Umgang mit neuen Herausforderungen langfristig gefördert werden (Baumann/Kuhl 2013, S. 267).

Abbildung 4 veranschaulicht die wichtigsten Komponenten des Verlusts der zielorientierten Selbstkontrolle unter Belastung, welche zu Willenshemmung führen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Ausgesuchte Komponenten des Verlusts der zielorientierten Selbstkontrolle (entnommen aus Fröhlich/Kuhl 2003, S. 228).

3.2 Verlust der Selbstregulation unter Bedrohung (Selbsthemmung)

Unter Selbsthemmung wird der Verlust der Selbstregulation unter Bedrohung verstanden (Baumann/Kuhl 2013, S. 267). Stressfaktoren, die als Bedrohung zusammengefasst werden und mit negativen Gefühlen (z.B. Zeitdruck, hohe Ich-Beteiligung, schmerzhafte Erlebnisse, Unvorhersagbarkeit) einhergehen, wirken effizienzmindernd. In einer Selbsthemmungssituation sind eigene Wünsche und Bedürfnisse schlecht zugänglich und fließen weder in die Zielbildung noch in die Handlungssteuerung ausreichend ein. Unflexibles Verhalten weicht von den ursprünglichen Wünschen ab. Eine Folge davon ist, dass man in seiner ursprünglichen Lage mit entsprechendem Tunnelblick verhaftet bleibt (Quirin/Kuhl/Lindemann 2016). Somit kommt es zur misserfolgsbezogenen Lageorientierung, bei der das Individuum in Grübeleien über Misserfolge und negative Erlebnisse verharrt. Misserfolgsbezogen handlungsorientierte Personen hingegen lösen sich von Misserfolgserlebnissen und bleiben flexibel, da sie in der Lage sind, den negativen Affekt herab zu regulieren (Baumann/Kuhl 2013, S. 267).

Abbildung 5 veranschaulicht die Determinanten der misserfolgsbezogenen Lageorientierung, welche zum Verlust der Selbstregulation unter Bedrohung führen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Ausgesuchte Komponenten des Verlusts der zielorientierten Selbstkontrolle (entnommen aus Fröhlich/Kuhl 2003, S. 227 f.).

Selbsthemmung ist nicht als generell negatives Phänomen einzustufen: Das Ausblenden von Erfahrungswissen kann in wenig vorhersehbaren Situationen von Vorteil sein, da man somit sensibel für Neues, potenziell Gefährliches und Unerwartetes bleibt. Die eigene Gruppenfähigkeit kann unterstützt werden, indem eigene Bedürfnisse zugunsten von fremden Zielen (z.B. Gruppeninteressen) zurückgestellt werden (Baumann/Kuhl 2013, S. 268 f.).

[...]


[1] Name und Hintergründe wurden aus Datenschutzgründen verändert und sind dem Autor im Original bekannt.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Selbstkontrolle und Selbstregulation bei Bedrohung und Belastung
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Bildung und Kultur)
Veranstaltung
Selbst- und Organisationsentwicklung, Beratung und Coaching
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
24
Katalognummer
V341581
ISBN (eBook)
9783668313132
ISBN (Buch)
9783668313149
Dateigröße
1817 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstkontrolle, Selbstregulation, Selbststeuerung, Bedrohung, Belastung, Willenshemmung, Selbsthemmung, PSI, Persönlichkeits-System-Interaktionen, Selbstentwicklung durch Krisen, Immunität gegen Veränderung, Immunity-to-Change, Käthe Schneider, Kegan, Fröhlich, Kuhl
Arbeit zitieren
Oliver Ellermann (Autor:in), 2016, Selbstkontrolle und Selbstregulation bei Bedrohung und Belastung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341581

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