Beschäftigung und Geldwert: Zur Enwicklung der Phillipskurvendebatte und ihrer wirtschaftspolitischen Bedeutung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Phillipskurve damals und heute – Ein historischer Überblick über die Phillipskurvendebatte
2.1 Die Ursprünge der Phillipskurve
2.2 Die modifizierte Phillipskurve
2.3 Die langfristige Phillipskurve
2.3.1 Das Konzept adaptiver Erwartungen
2.3.2 Das Konzept rationaler Erwartungen
2.4 Positiv geneigte Phillipskurven
2.5 Neueste Entwicklungen – Die NAIRU

3. Die Phillipskurve als Instrument für die Wirtschaftspolitik
3.1 Die Phillipskurve als „Speisekarte“ – Das Modell der aggregierten Nachfrage
3.2 Adaptive Erwartungen und „Speisekartenpolitik“ – Ein scheinbar unüberwindbarer Widerspruch
3.3 Theorie und Praxis treffen aufeinander – Das große Scheitern der „Speisekartenpolitik“
3.3.1 Der Sieg des Monetarismus
3.3.2 Die Ölpreisschocks der siebziger Jahre
3.4 Die Kosten einer „Desinflationspolitik“

4. Inflation und Arbeitslosigkeit in der Zukunft – Ein Ausblick

5. Anhang
5.1 Grafik: „Die originäre Phillipskurve“
5.2 Grafik: „Originäre und modifizierte Phillipskurve im Zusammenhang“
5.3 Grafik: „Die langfristige Phillipskurve“

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Inflation und Arbeitslosigkeit, zwei Phänomene, die in jeder Volkswirtschaft zwangsläufig eine große Rolle spielen und sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch vom politischen Standpunkt aus betrachtet, sehr relevante Themen darstellen.

Stets versuchen Politiker, sowohl die eine, als auch die andere Größe, unter Kontrolle zu halten. Doch wie ist dies möglich? Lässt sich jede der genannten Variablen unabhängig von der jeweils anderen beeinflussen? Können Politiker beispielsweise die Arbeitslosigkeit bekämpfen, ohne dabei eine stabile Inflationsrate zu gefährden? Oder gibt es einen Zusammenhang, vielleicht sogar in Form einer strikten Korrelation, zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, welcher eine getrennte Betrachtung beider Größen nahezu unmöglich macht? All das sind Fragen, die verschiedenste Forscher in der Vergangenheit zu klären versuchten und auch heute sucht man noch nach „Patentrezepten“, um Inflation und Arbeitslosigkeit in ihre Schranken zu weisen.

Die heutzutage unter dem Namen „Phillipskurve“ bekannte Grafik stellt den Versuch der amerikanischen Wissenschaftler Samuelson und Solow dar, beide Phänomene, auch im Hinblick auf ihre Steuerbarkeit im Rahmen wirtschaftlicher und politischer Prozesse, in ihrem Zusammenhang und ihren Wechselwirkungen aufeinander zu untersuchen. Sie ist allerdings eine modifizierte Darstellung. Die grundlegenden Arbeiten durch den britischen Nationalökonomen und Namensgeber der Phillipskurve Alban W. Phillips fanden bereits einige Jahre früher statt.

Im Folgenden soll es zunächst darum gehen, die so genannte Phillipskurvendebatte[1] aus historischer Sicht zu beleuchten. Es sollen Entwicklungen aufgezeigt werden, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben, angefangen bei ersten Ausarbeitungen von Phillips bis hin zu neuesten Entwicklungen Ende der neunziger Jahre.

Weiterführend soll die wirtschaftspolitische Bedeutung der Phillipskurvendebatte betrachtet werden, genauer, welche Rolle die Phillipskurve in der Vergangenheit für die politische Praxis spielte und inwiefern sich diese Rolle mit neuen Theorien zur Phillipskurve vereinbaren ließ beziehungsweise veränderte.

Eine kurze Betrachtung der derzeitigen Politik verbunden mit einem Ausblick auf mögliche zukünftige Entfaltungen soll schließlich die Arbeit abrunden.

2. Die Phillipskurve damals und heute – Ein historischer Überblick über die Phillipskurvendebatte

2.1 Die Ursprünge der Phillipskurve

Der unter Ökonomen und Politikern längst gebräuchliche Begriff der Phillipskurve findet seinen Ursprung im Jahre 1958, als der britische Nationalökonom Alban W. Phillips den Aufsatz mit dem Titel „The Relation between Unemployment and the Rate of Change of Money Wage Rates in the United Kingdom, 1861 – 1957“[2] veröffentlichte. In diesem Artikel wies er, für die genannte Zeitspanne, einen negativen Zusammenhang zwischen der Wachstumsrate der Nominallöhne auf der einen und Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite nach.

Basis seiner Untersuchungen war statistisches Datenmaterial über die Wirtschaft Großbritanniens im Zeitraum von 1861 – 1957, der in die drei Teilperioden 1861 – 1913, 1913 – 1948 und 1948 – 1957 unterteilt wurde. Phillips versuchte daraufhin, den Zusammenhang zwischen der Wachstumsrate der Nominallöhne und der Arbeitslosigkeit für bestimmte Konjunkturzyklen und Jahre zu erklären. Obwohl er sich in seiner Arbeit überwiegend empirischen Studien widmete, stellte Phillips diesen Analysen theoretische Hypothesen voran, die die Änderungsrate des gesamtwirtschaftlichen Nominallohnsatzes erklären sollte. In der ersten Hypothese ging es um den Grad der Arbeitslosigkeit. Dabei ging er von der Annahme aus, dass in Zeiten eines Angebotsüberschusses aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Situation der Unternehmen die Nachfrage nach Arbeit nur sehr bedingt gegeben ist und Firmen folglich nicht bereit sind, Arbeitnehmer zu einem hohen Lohnsatz zu beschäftigen. Im Gegenzug führte in Zeiten eines Nachfrageüberschusses, und demzufolge auch in Zeiten einer geringen Arbeitslosigkeit, die Konkurrenz um geeignete Arbeitskräfte zu einem Anstieg des Lohnniveaus[3].

Einen zweiten möglichen Grund für die Änderungsrate der Nominallöhne sah Phillips in der Änderungsrate der Arbeitslosigkeit: „Diese Variable zeigt (bei gegebener Arbeitslosigkeit) eine Veränderung der Nachfrage nach Arbeit an und repräsentiert, da die Nachfrage nach Arbeit abgeleitete Nachfrage ist, konjunkturelle Einflüsse.“[4] Wenn die Arbeitsnachfrage zunähme, wäre dementsprechend die Änderungsrate negativ und die Änderung des Nominallohns größer, als wenn die Arbeitslosenquote konstant bliebe. Im Umkehrschluss führte eine positive Änderungsrate der Arbeitslosigkeit dazu, dass die Nominallohnänderung kleiner, als bei einer konstanten Arbeitslosenquote wäre.

Die dritte und letzte denkbare Komponente als Ursache für die Änderung des Nominallohnsatzes sah Phillips in der Änderungsrate des Indexes der Lebenshaltungskosten. Dabei vertrat er die Ansicht, dass, wenn ein Auseinanderdriften von Real- und Nominallöhnen vermieden werden sollte, eine entsprechende Anpassung der Nominallöhne an die Änderung des Indexes der Lebenshaltungskosten erfolgen müsse.

Ohne die Ergebnisse der empirischen Studien im Detail zu erläutern, lässt sich festhalten, dass Phillips die Änderung der Nominallohnsätze hauptsächlich auf die Höhe der Arbeitslosenquote und die Änderungsrate der Arbeitslosenquote zurückführte. Bei einer Arbeitslosenquote von rund sechs Prozent stellte er stabile Nominallöhne fest, d. h., die Änderungsrate lag in diesem Fall bei null, während er bei steigender Arbeitslosigkeit sinkende Lohnänderungsraten, bei fallender Arbeitslosenquote hingegen ansteigende Änderungsraten der Nominallöhne beobachtete. Graphisch wurden seine Ergebnisse in der Form von Grafik 5.1 dargestellt und damit war die so genannte originäre Phillipskurve geboren.

Nur zwei Jahre nach Veröffentlichung von Phillips Aufzeichnungen erschien eine Arbeit von R.G. Lipsey, in der er Phillips’ Ansätze analytisch verfeinerte. Während es Phillips in seinen Untersuchungen hauptsächlich um die quantitative Analyse des Zusammenhangs zwischen Arbeitslosigkeit und der Änderung der Nominallöhne ging, basierten Lipseys Analysen im Wesentlichen auf theoretischen Aspekten, indem er die Lohnsatzänderungen mit Angebots- und Nachfrageüberschüssen auf dem Arbeitsmarkt in Verbindung brachte. Das zentrale Ergebnis seiner Untersuchungen war schließlich die Existenz eines langfristigen Zusammenhangs von Lohnänderungen und Arbeitslosenquote. Obwohl Lipsey also die Aussagen von Phillips noch etwas verfeinerte und präzisierte, wurden Phillips Untersuchungen doch im Wesentlichen durch ihn untermauert.

2.2 Die modifizierte Phillipskurve

Nach den Ausarbeitungen von Phillips und Lipsey folgte noch eine Vielzahl weiterer Veröffentlichungen, die sich um dieses Thema bemühten, doch die Autoren konnten der bereits geleisteten Arbeit keine neuen grundlegenden Erkenntnisse hinzufügen.

Erst der 1960 veröffentlichte Aufsatz mit dem Titel „Analytics of Anti-Inflation Policy[5] “ von Paul Samuelson und Robert Solow führte zu einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Debatte um die Phillipskurve. Die wesentliche Neuerung bestand darin, dass die Autoren in der ursprünglichen von Phillips aufgestellten Theorie die abhängige Variable ,Nominallohnänderung’ durch die Inflationsrate ersetzten, da diese beiden Größen eine sehr hohe statistische Korrelation aufwiesen. Außerdem bezogen sich ihre Studien im Gegensatz zu Phillips’ auf die USA.

Diese neue Version der ursprünglichen Phillipskurve wird modifizierte Phillipskurve genannt. In der Grafik 5.26 wird der Zusammenhang zwischen originärer und modifizierter Phillipskurve deutlich. Samuelson und Solow nahmen einen 2,5%igen Produktivitätsanstieg in den USA an und gingen davon aus, dass bei einer Arbeitslosenquote von ca. 5,5% die Preise stabil wären. Der Übergang zu dieser modifizierten Phillipskurve liegt nun darin begründet, dass ein Prozentpunkt Nominallohnsteigerung, der über die o. g. 2,5% hinausgeht, von den Firmen über die Preise weiter an die Verbraucher gegeben wird. Der Arbeitsmarkt nimmt somit unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung des Preises.

Wie der Titel des Aufsatzes bereits miteilt, bestand die eigentliche Ausrichtung dieser Arbeit darin, eine Faustformel über Inflation bzw. Arbeitslosigkeit für die Wirtschaftspolitik bereitzustellen. Obwohl ihnen dies mit der modifizierten Phillipskurve zunächst gelang, gab es schon bald eine abgewandelte Interpretation der Phillipskurve, die eine völlig neue Diskussion mit sich brachte.

[...]


[1] Vorgang der Veränderungen der originären Phillipskurve und ihrer Theorie über die Jahre hinweg beschreibt.

[2] Economica (N. S.), Bd. 25 (1958), S. 283 - 299

[3] Vgl. Maneval, H. (1973), S. 20

[4] Maneval, H. (1973), S. 20

[5] Vgl. Makiw, N. G. (2001), S. 805

6 Patzig, W. (1990), S. 212

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Beschäftigung und Geldwert: Zur Enwicklung der Phillipskurvendebatte und ihrer wirtschaftspolitischen Bedeutung
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V34120
ISBN (eBook)
9783638344302
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inhaltlich lag die Benotung im Einserbereich, es gab jedoch sehr erheblichen Abschlag in der Gesamtnote, weil zu wenig Zitate in die Arbeit eingearbeitet wurden und im Literaturverzeichnis Bücher genannt wurden, die zwar benutzt, aber nicht zitiert wurden. Das ist aber bei jedem Professor unterschiedlich. Vergewissert euch besser vorher, welche "Vorlieben" der jeweilige Professor hegt.
Schlagworte
Beschäftigung, Geldwert, Enwicklung, Phillipskurvendebatte, Bedeutung
Arbeit zitieren
Verena Werner (Autor:in), 2005, Beschäftigung und Geldwert: Zur Enwicklung der Phillipskurvendebatte und ihrer wirtschaftspolitischen Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34120

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