Troja als Reiseziel antiker Touristen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Reiseziel Troja

3. Die Sinnhaftigkeit Trojas

4. Prominente Besucher

5. Fazit

6. Quellenangaben

7. Literaturangaben

1. Einleitung

Der Mythos um die Stadt Troja ist nicht nur Gegenstand der Altertumsforschung. Die Aktualität der ehemaligen Metropole in Kleinasien wird in vielen Zusammenhängen bis in die Moderne mitgetragen. Ob es die Verfilmung von Wolfgang Petersen ist oder aber die Anwendung eines technischen Begriffes, wie das des „trojanischen Pferdes“ in der Computersprache. Der Mythos um das homerische Troja reicht über Epochen hinweg. Auch nach dem Untergang der Stadt bleibt die Faszination, gerade in der Antike bestehen. Die griechischen Völker sahen sich in der Bronzezeit nur als, zum Beispiel, Spartaner oder Athener, dennoch galt der Mythos um Troja im Allgemeinen als die „Geschichte aller Griechen“. Auch die Römer besannen sich, durch die Ilias geprägt, auf die griechischen Wurzeln, die Vergil beschrieben hatte und führten ihre Wurzel auf einen der Prinzen Trojas zurück. Eine Reise in der Antike zu dieser kulturhistorischen Stätte war sehr beliebt. Nicht nur für Römer sondern auch für die Griechen selbst, war Troja eine identitätsstiftende Stadt. Auch wenn das Reisen nicht mit dem gegenwärtigen Tourismus zu vergleichen ist, wenn es um Einfachheit und Komfort geht, waren die Motive doch ähnlich. Im Folgenden soll der antike Tourismus kurz näher gebracht und anschließend die Sinnhaftigkeit Trojas ergründet werden. Dazu wird die Stadt selbst und ihre Bedeutung für Griechen und Römer dargestellt. <denn es stellt sich im Anschluss natürlich die Frage, warum viele Zeitgenossen die Strapazen des Reisens auf sich nahmen um die Stadt, die zwischenzeitig nicht mehr als ein Dorf war, zu besuchen. Dazu werden prominente Besucher als Beispiel angebracht. Dies soll auch dazu dienen, die Kulisse für politische Inszenierungen oder aber die Verehrung homerischer Helden zu fokussieren.

2. Reiseziel Troja

In der antiken Welt wurde aus ähnlichen Gründen gereist wie heute, wobei dies aber auch immer eine Geldfrage war. Die Motive, welche die vorrangig adligen und wohlständigen Römer hatten, waren sehr unterschiedlich. Neben Bildungs- und Studienreisen, welche jungen Männern wohlhabender Familien vorbehalten waren, um Rhetorik und Philosophie zu studieren, die zum Beispiel Cicero in seinen Werken beschreibt,[1] wurde auch zum Vergnügen und zu Besichtigungszwecken gereist. So beschreibt auch Tacitus, dass „ Germanicus nach Ägypten [reiste], um die dortigen Altertümer kennenzulernen.[2] Zu den Vergnügungsreisen zählte auch der Festspieltourismus. Dieses besondere Motiv zog die Menschen nicht nur in griechische Spielstätten, wie Delphoi, Olympia oder Korinthos, sondern auch in die Hauptstadt des römischen Imperiums. So konnten hauptsächlich vor und nach den Spielen große Reisewellen verzeichnet werden.[3] Das Reisen war aber auch zum Zweck der Diplomatie notwendig. Anfangs waren es ehrenamtliche Diplomaten, die für ihre Reisen lediglich eine Aufwandsentschädigung bekamen. Später wurden sie durch Beamte ersetzt, die auf dem cursuspublicum, dem Postweg, reisten. Das Reisen wurde bedeutend einfacher als 312 v. Chr. der Bau der Via Appia von Appius Claudius Caecus begann. Die Römer nutzten diesen Hauptweg für ihre Reisen, der eigentlich zu militärischen Versorgungszwecken gedacht war. Die Reisegeschwindigkeit war ganz anders als heute und abhängig von den Mittel mit denen gereist wurde. Mit dem Schiff konnten bis zu einhundert Seemeilen an einen Tag zurückgelegt werden. Auf den Straßen war die Geschwindigkeit geringer, da auch der Weg beschwerlicher war. So konnten mit Pferd und Wagen bis zu sechzig, zu Fuß aber nur zwanzig Kilometer zurückgelegt werden. Aber es gab auch durchaus Gefahren, die viele Reiselustigen abschreckte. Auf See drohten Seestürme und Piratenüberfälle.

Es wurde davon abgeraten eine Seereise im Winter zu unternehmen, da das Wetter sehr unbeständig war. Aber die Überfälle drohten nicht nur auf dem Meer:

Ismenodor,welcher in der Nähe des Cithäron, auf einer Reise – wenn ich nicht irre – nach Eleusis von Straßenräubern ermordet worden war, ächzte und stöhnte, und hielt seine Wunde mit den Händen zu: dabei rief er seinen kleinen Kindern, die er zurückließ, mit Namen, und schalt auf sich selbst, dass er verwegen genug gewesen wäre, auf eine Reise über den Cithäron und durch die im letzten Krieg verödeten Gegenden von Eleutherä, nur zwei Sklaven mit sich zu nehmen, da er doch fünf goldene Schalen und vier goldene Becher bei sich gehabt hätte.“[4]

Vom Mitführen von zu vielen Wertgegenständen auf einer Reise wurde auch von vielen zeitgenössischen Historikern abgeraten. Denn Überfälle waren nicht selten. Aber selbst die Gefahren hielten die antiken Touristen nicht davon ab, die bekannte Welt besichtigen zu wollen. Beliebt waren neben dem griechischen Festland (z.B. Athen) sowie einigen Inseln der Ägäis, wie Delos oder Rhodos und Kleinasien mit den hellenistischen Metropolen Pergamon, Ephesos aber auch die mythenumwobene Stadt Troja.[5] Sie lag in der Landschaft des Traos in der heutigen Türkei. Der bekannte Name „Troja“ wurde der Stadt aufgrund seiner Lage in diesem Gebiet gegeben. In der zeitgenössischen Literatur wird sich eher auf „Ilion“, Ilios“ oder „Ilium“ berufen. Die Stadt bot gerade der männlichen Elite Roms eine große Zahl prächtiger kulturhistorischer Sehenswürdigkeiten. Der Besuch fand daher oft im Rahmen einer Bildungsreise statt. Neben dem Studium der Rhetorik konnte hier ein Stück der eigenen Identitätsgeschichte erlebt werden, die auf den Gründungsmythos Roms und dessen Verbindung mit Troja zurückgeht.

3. Die Sinnhaftigkeit Trojas

„Ilion[Troja] stellt […] einen einzigartigen Fall in der antiken Geschichte dar: Um keine antike Stadt hatte sich ein derart umfangreicher und vielseitiger Sagen-/Epenschatz und ein so vielschichtiges und grundsätzliche politische, religiöse und menschliche Probleme verarbeitendes Epos wie die Ilias herausgebildet. In keiner anderen antiken Stadt waren Sagen/Epos in solcher Weise wie hier immer wieder mit Denkmälern verknüpft worden und hatten sich die hellenistische Epoche und die Kaiserzeit durch jeweils besondere Gestaltung des Stadtbildes der Überreste aus alter Zeit bedient.[6]

Begonnen hat dieser Mythos, den Hertel hier schildert, sicherlich mit der Ilias, die der griechische Dichter Homer im 8. Jahrhundert vor Christus verfasste. Bei Homer geht es um den Trojanischen Krieg und die Stadt Ilios, wobei die Frage nach der Existenz der beschriebenen Stadt und den Krieg bis heute ungeklärt bleibt. Aber die Bedeutung als kulturelles Reiseziel, die diese Region hatte, zeigt sich anhand der Beliebtheit, die Ilios im griechisch-römischen Kulturraum hatte. Denn für die antiken Touristen stand ihre heldenhafte Vergangenheit fest. Schließlich waren die Überreste der damaligen Metropole, die meterhohen Ruinen und Stadtmauern, die von kriegerischen Angriffen gezeichnet waren, noch erhalten. Demnach schien die Kulisse, die Homer in seinem Werk gewählt hatte nicht fiktiv. Viele antike Historiker erkennen die Historizität des Trojanischen Krieges an. Thukydides (455-400 v.Chr.) zum Beispiel setzte sich äußerst kritisch mit mythischen Erzählungen auseinander, wobei er Homers Darstellung der Stadt selbst und des Krieges aber nicht anzweifelt.[7] Die Römer identifizierten sich mit der Stadt von der auch sie abstammen sollten. Denn Aeneas verließ mit Sohn und Vater auf Geheiß der Götter das brennende Troja. Nach einer Irrfahrt gründete er demnach die Stadt Rom und war damit ihr Stammesvater[8].

Durch die Lage an einem der Hauptverkehrsknotenpunkte der Antike, dem Hellespont, wo sich die Wege nach Europa und Kleinasien in das Mittelmeer und das Schwarze Meer kreuzten, war die sagenumwobene Stätte für Reisende gut erreichbar[9]. Diese Verbindung zwischen literarischer Authentizität und geographisch vorteilhafter Lage ermöglichte es Troja zum Kulturerbe bis heute zu werden. Wichtig dabei ist aber, dass davon ausgegangen werden kann, dass die Historizität des Trojanischen Krieges in der Antike allgemein akzeptiert wurde. Aus diesem Grund wurde die zerstörte Stadt von großen Herrschern und Eroberern wie Alexander dem Großen oder Caesar, der sich mehr als andere vor ihm mit den Stammvätern Trojas identifizierte unterstützt und gefördert.

[...]


[1] Cicero: De oficiis 1,1; De legibus 2,4.

[2] Tacitus 2,59.

[3] Cicero TusculanaeDisputationes 5,3.

[4] Lukian 27,2.

[5] Zwingmann, Nicola: Antiker Tourismus in Kleinasien und auf den vorgelagerten Inseln. Bonn 2012, S. 15.

[6] Hertel, Dieter: Die Mauern von Troia. Mythos und Geschichte im antiken Ilion.2003, S. 16.

[7] Thukydides 1,10.

[8] Siebler, Michael: Troia. Mythos und Wirklichkeit. Stuttgart 2010, S. 28.

[9] Zwingmann 2012, S. 74.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Troja als Reiseziel antiker Touristen
Hochschule
Universität Rostock  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
12
Katalognummer
V340591
ISBN (eBook)
9783668300804
ISBN (Buch)
9783668300811
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Troja, Antike, Tourismus, Mythos, Identität
Arbeit zitieren
Nadine Langer (Autor:in), 2016, Troja als Reiseziel antiker Touristen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340591

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