Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

16 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2. Die Entstehung der Rockmusikkultur in der DDR

3.Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR in den siebziger Jahren
3.1 Zwischen Förderung und Reglement
3.2 Exkurs – Die Rockprofiszene in den siebziger Jahren

4. Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR in den achtziger Jahren
4.1. Die Bluesmessen
4.2. Die Punk - Konzerte
4.3. Die anderen Bands
4.4. Die Kassettenproduktionen

5. Schlußwort

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Musik verbindet alles Lebendige auf dieser Erde miteinander. Ohne Musik gäbe es kein Leben. Alle Lebewesen auf dieser Erde haben auf unterschiedliche Weise einen Zugang zur Musik. Wir Menschen können Musik hören, fühlen, riechen, sehen oder einfach leben. Mit dem Leben auf der Erde wurde auch die Musik geboren.

„ Scheinwerferbatterien reißen in vielfarbigen Licht die Band aus dem Dunkel der Bühne, die Halle erzittert unter den tosenden Lärm der Fans, während der Sänger an die Rampe tritt und zum stampfenden Rhythmus des Schlagzeugs die Musik beginnt... Szenenwechsel: Zwischen den flackernden Lichteffekten in einer Diskothek die Schatten frenetisch tanzender Jugendlicher, die Lautstärke ist ohrenbetäubend, nichts stört die Hingabe an die Musik, unerschöpflich scheint die Energie, die die Körper in Bewegung hält... und noch einmal Szenenwechsel: Unter den dröhnenden Kopfhörern einer Stereoanlage ein Vierzehnjähriger, die Augen geschlossen, die ihm umgebenden Wände des Zimmers von oben bis unten mit Postern und Aufklebern tapeziert, auf dem Plattenteller dreht sich eine Schallplatte, nur die selbstvergessene Anteilnahme an dem was über Stecker und Kabel zu ihm dringt...

Rockmusik – wer kennt sie nicht, diese Bilder jugendlicher Fans, die unablösbar mit ihr verbunden sind.“[1]

In der nun folgenden Arbeit möchte ich einen Teil der Entwicklung der Rockgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik darstellen. Die Rockmusik der DDR in den 70´er und 80´er Jahren auf ihrer Gradwanderung zwischen Förderung und Reglement wird dabei aufgezeigt. Die Entwicklung der Rockmusik forcierte das Entstehen der 1989´er Situation oder die politische Situation ebnete der Entwicklung der Rockmusik den Weg. Wie dieser Kreislauf entstehen konnte, ist hierbei zentrales Thema. Zeigten die „anderen Bands“ dadurch das sie sich an vielen Punkten über die Systemgrenzen hinwegsetzten ihren Publikum, daß Reglement nur im Kopf des Einzelnen stattfand?

2. Die Entstehung der Rockmusikkultur in der DDR

Als sich in den 60´er Jahren als Folge des spektakulären Erfolgs der Beatles auch in der DDR zahlreiche Beatgruppen formierten, trafen diese auf einen kulturbürokratischen Apparat, der nicht in der Lage war eine solche Entwicklung zu integrieren. Die DDR – Gesellschaft ist nach dem Organisationsprinzip aufgebaut gewesen, d.h. Organisationen regelten die Beteiligung an der Gesellschaft und fungierten zugleich als soziales und politisches Kontrollinstrument. Jede Art spontan entstehender oder kommerziell vermittelter Kultur – und in der Rockmusik verkörpert sich beides – mußte hier in Konflikt geraten.

Hauptsächlich drei Faktoren kennzeichneten die Kulturverwaltung in der DDR und bestimmten auch den Grundtenor der Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rockmusik:

1. ein ausgeprägtes Sicherheits- und Machtdenken, mit der Folge das kulturelle Einflüsse aus dem Westen auf hysterische Ablehnung stieß
2. die von der Sowjetunion übernommene weltfremde Umerziehungsprogrammatik („ neuer Mensch“ als Voraussetzung und Ergebnis der sozialistischen Gesellschaftsordnung)
3. Kultur war umstandslos auf Kunst reduziert (Kultur gleich Kunst)

In diesem Kontext ist für populäre Musikformen, egal welcher Art, eigentlich kein Platz gewesen. Als 1951 bei der Gründung des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler dieser Konflikt einen weiten Diskussionsraum einnahm, war das Problem innerhalb des SED - Apparates noch kein Thema. Die Aktivitäten des Verbandes mündeten in später sehr bedeutsam gewordenen gesetzlichen Regelungen.[2]:

1. Die „Anordnung über die Befugnis zur Ausübung von Unterhaltungs- und Tanzmusik „ vom 27.März 1953, diese regelte u.a., daß „ Personen, die ständig oder nichtständig in Gaststätten oder bei sonstigen Veranstaltungen aller Art Tanz- oder Unterhaltungsmusik ausführen,... Berufsmusiker sein (müssen)“[3]

Das war die Grundlage des Erlaubniswesens, die zwar am 14.Januar1957 in der entsprechenden Anordnung Nr.2 flexibilisiert wurde[4] und unter bestimmten Bedingungen auch Amateuren die Ausübung von Tanz – und Unterhaltungsmusik gestattete, dies aber von Zulassungskommissionen abhängig machte. Nur wer vor diesen Zulassungskommissionen mit seinen Repertoire bestand, erhielt die Spielerlaubnis. Der Entzug der Spielerlaubnis kam ein Auftrittsverbot gleich.

2. Die „Anordnung über die Programmgestaltung bei der Unterhaltungs-und Tanzmusik“ vom 02.Januar 1958.[5] Diese begrenzte den devisenpflichtigen ausländischen Repertoireanteil auf maximal 40 Prozent.

3. 1963 sorgte das Kommuniqué des Politbüros des Zentralkomitees der SED zur Jugendpolitik unter der Überschrift „der Jugend Vertrauen und Verantwortung“[6] für eine neue Richtung. Mit dem Satz „die SED hat mit all denen, die unserer Jugend mißtrauen, nichts gemein[7] wurde eine Öffnung eingeleitet.

Das Ministerium für Kultur gründete eine „Arbeitsgruppe Tanzmusik“. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Vorbereitung und Durchführung der erstmalig 1962, ab 1965 bis 1989 dann im Zweijahresrhythmus durchgeführten „Leistungsvergleiche der Amateurtanzmusiker“ zu organisieren. Die auf allen Ebenen stattfindenden Leistungsausscheide dienten sowohl der personellen Erfassung und Registrierung der sich mehr oder weniger schnell verändernden Musikerszene, als der indirekten Verbindung ästhetischer Maßstäbe. So waren z.B. Alkohol auf der Bühne, wilde Bühnenschows, buntgefärbte oder lange Haare Feindbilder die nicht geduldet wurden. Bis Mitte der 70ér Jahre mußten Rockmusiker bei Fernsehaufzeichnungen ihre langen Haare kunstvoll unter Haarnetzen verbergen.[8]

[...]


[1] Peter Wi>

[2] Peter Wicke u. Lothar Müller (Hg.): Rockmusik und Politik. Analysen, Interviews und Dokumente. Berlin, 1996.S. 17f..

[3] Anordnung über die Befugnis zur Ausübung von Unterhaltungs- und Tanzmusik vom 27.März 1953, in: Zentralblatt DDR, Ausgabe B. Berlin 11/1953, S. 137.

[4] Anordnung Nr. 2 über die Befugnis zur Ausübung von Unterhaltungs- und Tanzmusik vom 14.Januar 1957, veröffentlicht in: GB 1. DDR, Teil II, Berlin 1957, S. 54.

[5] Anordnung über die Programmgestaltung bei Unterhaltungs-und Tanzmusik vom 02.Januar 1958, veröffentlicht in GB 1. DDR, Teil I, Berlin 1958, S. 38.

[6] „Der Jugend Vertrauen und Verantwortung“ – Kommuniqué des Politbüros des ZK der SED zu Problemen der Jugend in der DDR, in: Der Jugend Vertrauen und Verantwortung beim umfassenden Aufbau des Sozialismus. Berlin 1963 ( Schriftenreihe des Staatsrates der DDR/ 1963.)

[7] Ebd., S.16

[8] Peter Wicke, Lothar Müller (Hg.): Rockmusik und Politik.S.21f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2.3
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V34056
ISBN (eBook)
9783638343794
ISBN (Buch)
9783638772266
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ergänzte Fassung (2008) der Arbeit.
Schlagworte
Entwicklung, Rockmusik, DDR
Arbeit zitieren
Jeannina Lilienthal (Autor:in), 2002, Die Entwicklung der Rockmusik in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34056

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