Geht ein vorhandenes Körperbewusstsein mit einer hohen intrinsischen Motivation zur Inventionsleistung einher?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

33 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit

2. Theoretischer Rahmen
2.1 Motivation
2.2 Körperbewusstsein
2.3 Invention vs. Innovation
2.4 Literaturüberblick und Herleitung der Propositionen

3. Methodik und Datensatz
3.1 Fallstudienanalyse und Datensatz
3.2 Variablen und Operationalisierung

4. Analyse der empirischen Daten
4.1 Inhaltliche Zusammenfassung der Propositionen
4.2 Proposition 1: Körperbewusstsein und intrinsische Motivation
4.3 Proposition 2: Der Umgang mit dem Körper und der Arbeit
4.4 Proposition 3: Arbeitsmotivation und Herausforderungen

5. Diskussion
5.1 Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse
5.2 Limitationen
5.3 Implikationen für die Forschung
5.4 Implikationen für die Praxis

II. Anhang

III. Literaturverzeichnis

I. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Section 1: Personal Characteristics, Questions about your motivation, Part 1

Tabelle 2: Emotionales Körperbewusstsein

Tabelle 3: Section 1: Personal Characteristics, Questions about need for cognition

Tabelle 4: Mentales Körperbewusstsein

Tabelle 5: Section 1: Personal Characteristics, Questions about your cognitive style

Tabelle 6: Physisches Körperbewusstsein

Tabelle 7: Section 1: Personal Characteristics, Questions about your Motivation, Part 3

Tabelle 8: Section 1: Personal Characteristics, Questions about your motivation, Part 2

Abstract

Forscher und Wissenschaftler zur radikalen Inventionstätigkeit zu motivieren ist oberstes Ziel, wenn es darum geht, dem Wettbewerbsdruck in Form von Globalisierung, wechselnden Um- weltbedingungen und sich ständig ändernden Kundenbedürfnisse gegenüberzutreten. Nur die- jenigen Institutionen, Unternehmen, Branchen, Forschungseinrichtungen, Gesellschaften etc., die dazu in der Lage sind, Inventionen zu erzeugen und zu adaptieren, werden diese Heraus- forderung bestehen. Daher wurde sich mit der Frage beschäftigt, inwiefern die intrinsische Motivation zur Inventionsleistungen von der Variable „Körperbewusstsein“ abhängt. Eine Einzelfallstudie in Form eines telefonischen Interviews, soll Aufschluss darüber geben, ob ein vorhandenes Körperbewusstsein mit einer hohen intrinsischen Motivation einhergeht und dass die intrinsische Motivation mit einer Verbesserung des Körperbewusstseins ebenfalls gestei- gert wird. Dafür wurden von der Untersuchungseinheit Items über die eigene Motivation und dem eigenem Körperbewusstsein in Form eines Rankings von 1-7 eingeschätzt. Diese Werte wurden dem gewünschten Wert gegenübergestellt und ließen erkennen, dass die Untersu- chungseinheit intrinsisch motiviert ist und über ein stark ausgeprägtes Körperbewusstsein verfügt. Forschungsanwendungen, einschließlich der Untersuchungsergebnisse, werden am Ende dieser Arbeit diskutiert.

“Energizing your body begins by making peace with and coming to love and admire the body you’ve been given. Infact, your body is the only thing your are guaranteed to keep for an entire life time” (Millman, 1997, S.6).

1. Einleitung

Es heißt, das Einleitungskapitel einer Arbeit soll das Thema in der Weise präsentieren, dass der Leser1 angeregt bzw. motiviert wird, weiter zu lesen. Aber musste der Leser nicht schon vor dem Lesen des ersten Wortes und beim Aufschlagen dieser Arbeit motiviert gewesen sein, genau das zu tun? Wo beginnt also die Motivation des Lesers? Und hätte der Leser auch mit körperlichen Beschwerden wie Augenschmerzen angefangen zu lesen?

1.1 Problemstellung und Relevanz

Jedes menschliche Verhalten wird von verschiedenen Faktoren, beispielsweise Motive und Bedürfnisse, bestimmt. Will man dieses nicht dem Zufall überlassen, gilt es, diese Faktoren zu beeinflussen. Dafür sind verschiedene Variablen erforderlich. Eine Variable, mit der sich die- se Arbeit beschäftigt, ist die Motivation. Die Motivation ist nicht nur Voraussetzung, um Menschen zum Handeln zu bewegen, sondern auch um Inventionsleistung, als Folge aus dem Handeln, zu erzielen. Ein geeignetes Mittel zu finden, um Forscher bzw. Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen zur Inventionstätigkeit zu bewegen, ist ein großes unternehmeri- sches Problem. Der Motivation von Wissenschaftlern sollte vor allem aus dem Grunde Beach- tung geschenkt werden, um nicht weiter menschliches Potenzial zu verschwenden und um den ständig wechselnden Umweltbedingungen standzuhalten. Nur denjenigen Institutionen, Un- ternehmen, Branchen, Forschungseinrichtungen, Gesellschaften etc., die dazu in der Lage sind, Inventionen zu erzeugen und zu adaptieren, wird die Fähigkeit zugesprochen ihre Wett- bewerbsfähigkeit zu sichern (Sauer, 1999, S. 11).

Der Motivationsprozess ist abhängig von Variablen, wie z.B. Leidenschaft, Kreativität und Eigeninitiative, die sich auf kognitiver und affektiver Ebene unterscheiden. Da sich der Motivationsprozess somit auf physischer, emotionaler und mentaler Ebene vollzieht, wird die Frage nach einem gesunden Körperbewusstsein relevant. Die folgende Seminararbeit wird sich daher mit der Fragestellung auseinander setzen, wie ein gesundes Körperbewusstsein als moderierende Variable auf die Motivation von Wissenschaftlern wirken und die Inventionsleistung optimieren kann (Millman, 1997, S. 6-8).

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Das Ziel dieser Forschung besteht darin, einen wesentlichen Beitrag für die wissenschaftliche Motivationsforschung zu liefern mit einer Variablen, die hauptsächlich in Gesundheitsstudien berücksichtigt wird. In der wissenschaftlichen Grundlagenforschung wurden bis heute ver- schiedene Variablen aufgedeckt, deren Einfluss auf die Motivation durch Studien belegt wur- de. Diese Arbeit soll eine Erweiterung dieser Variablen um eine wichtige Komponente sein, dem Körperbewusstsein. Es soll anhand einer Einzelfallstudie eine Verbindung zwischen Körperbewusstsein und radikaler Invention gefunden werden. Die Untersuchung umfasst ein Interview eines Wissenschaftlers aus Berlin in Deutschland und soll konkrete Anzeichen da- für liefern, dass der Inventionserfolg von der Arbeitsmotivation abhängt, die durch ein gesun- des Körperbewusstsein beeinflusst wird. Dafür werden Indikatoren und Variablen präsentiert, analysiert und interpretiert.

1.3 Aufbau der Arbeit

Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel. In Kapitel 2 werden die theoreti- schen Grundbegriffe erläutert, die im weiteren Verlauf dieser Arbeit Verwendung in der Un- tersuchung finden. Des Weiteren werden verschiedene Sichtweisen bezüglich der Arbeitsmo- tivation gegenübergestellt, verglichen und in Kontext mit der empirischen Untersuchung ge- setzt, aus dem sich drei Propositionen herleiten lassen. In Kapitel 3 wird die Untersuchungs- einheit kurz vorgestellt, bevor auf die Messmethode eingegangen wird und die für die Unter- suchung notwendigen, eingesetzten Variablen, die in Kapitel 4 visualisiert werden sollen, erläutert werden. In Kapitel 4 folgt die Analyse, die auf die zuvor aufgestellten Propositionen Bezug nimmt. Nachdem dann im Kapitel 5 die wesentlichen Erkenntnisse dieser Fallstudie zusammengefasst und die Limitationen dieser Arbeit ausführlich diskutiert wurden, schließt die Seminararbeit mit Implikationen für die Forschung und die Praxis ab.

2. Theoretischer Rahmen

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen gegenübergestellt und die wichtigsten Begriffe wie Motivation, Körperbewusstsein und Invention definiert. Da Inventionen den In- novationen vorausgehen, soll auch der Begriff der Innovation kurz erläutert werden. Aus dem Grunde, dass es in der vorherrschenden Literatur keine allgemein gültige Definition dafür gibt, welche Variablen die Motivation beeinflussen, werden auszugsweise einige der vorherr- schenden Sichtweisen aufgeführt, die in Bezug zum Körperbewusstsein in späteren Kapiteln eine Rolle spielen.

2.1 Motivation

Nach Ryan (2014, S. 358) existieren zwei unterschiedliche Arten von Arbeitsmotivationen, die extrinsische und die intrinsische. Beide Arten haben folgende unterschiedliche Merkmale: Die extrinsische Motivation ist der Antrieb von äußeren Einflüssen wie Druck, Angst vor Bestrafung, Belohnung und sozialer Stellung. Hier wird in zwei Arten unterschieden: Die instrumentelle Motivation ergibt sich aus der Beziehung zwischen arbeitsplatzbezogenen Ak- tivitäten und der Erreichung greifbarer Ergebnisse und Belohnungen von außen wie Löhne, Boni und Promotion. Beim äußeren Selbstverständnis wird die Motivation durch die Suche nach Bestätigung von außen ausgelöst. Die soziale Rolle und die Erwartungen von anderen am Arbeitsplatz werden Bezugsrahmen für akzeptables oder bevorzugtes Verhalten. Bei der intrinsischen Motivation hingegen handelt es sich um eine Art Antrieb von innen heraus, der unabhängig von äußeren Einflüssen ist. Drei Arten intrinsischer Motivation wer- den unterschieden: Interne Prozessmotivation liegt vor, wenn die Tätigkeit am Arbeitsplatz Begeisterung auslöst. Es ist die Arbeit selbst, der Prozess, über den die Individuen motiviert werden und die das Gefühl der Freude und der intrinsischen Belohnung bietet. Beim internen Selbstverständnis werden Individuen durch die inneren Überzeugungen, Grundsätze, Maßstä- be, Kompetenzen und Werte motiviert. Die Internalisierung von Zielen ist die Übereinstim- mung von persönlichen Werten und Ziele des Mitarbeiters mit den Werten und Zielen der Organisation.

2.2 Körperbewusstsein

Der Mensch strebt danach, in jeder seiner Handlung ein Wohlgefühl zu erfahren. Ein bewuss- ter Umgang mit dem eigenen Körper hilft Bedürfnisse zu erkennen und sich dementsprechend zu verhalten. Bewusst ausgeführte körperliche Tätigkeiten verbrauchen weniger Energie und erhöhen die Aufmerksamkeit, zugleich tragen sie zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Körperbewusstsein ist die individuelle Betrachtung der Vorgänge im physischen Körper, das Erkennen des Ist-Zustandes und schließt auch die Betrachtung des emotionalen und men- talen Körpers ein. Menschen mit einem gut entwickelten Körperbewusstsein erkennen ihr eigenes Potenzial und ihr Handlungsspielraum wird dadurch größer. Ein positives Körperbe- wusstsein umfasst Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Kraft, Geduld, Ruhe, Gleichgewicht, Fühlen, Denken und körperliches Funktionieren (Mehling et al., 2009, o. S.). Der physische Körper braucht Energie, um zu funktionieren. Wird er dauerhaft beansprucht, wird er krank oder die Leistungsfähigkeit lässt nach. Regenerationsphasen und Energie befä- higen den Körper sich selbst zu heilen. Befindet sich der Körper in einem Ungleichgewicht, signalisiert er dies durch die Körpersprache. Diese Erscheinungen fordern zu Regenerations- phasen auf (Millman, 1997, S. 6-9). Der emotionale Körper wird sichtbar durch das emotio- nale Äußern von Gefühlen. Er reagiert, wenn auch meist unbewusst, auf die Eindrücke des Erlebten oder nach einem bestimmten Muster und gesellschaftlichen Normen. Befindet sich der emotionale Körper in einem Ungleichgewicht, wie z. B. Depression, meldet auch er sich durch die Körpersprache (Millman, 1997, S. 14-16). Der mentale Körper ist die intellektuelle Ebene des Körpers. Seine Aufgabe ist es zu lernen, das Leben zu regeln und zu strukturieren. Befindet sich der mentale Körper in einem Ungleichgewicht, wird es sichtbar durch z. B. destruktive Gedanken (Millman, 1997, S. 11-13).

2.3 Invention vs. Innovation

Während Schumpeter im letzten Jahrhundert (1934, S. 87-89) Neuerungen nach ihrer Erfin- dung (Invention), Markteinführung (Innovation) und Verbreitung (Diffusion) unterschied und diese drei Stufen als Innovationsprozess definierte, gibt die Literatur mittlerweile eine Fülle von Definitionen jeder dieser einzelnen Stufen her. Inventionen sind die Basis von Innovatio- nen, mit denen ein bestehendes Problem zu lösen versucht wird. Sie entstehen entweder spon- tan oder werden systematisch entwickelt. In beiden Fällen ist eine hohe Kreativität erforder- lich. Innovationen resultieren erst dann aus Inventionen, wenn diese in neue Produkte, Dienst- leistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche Anwendung finden und auch den Markt durchdringen (Roberts, 2007, S. 36-41). Nur wenige Studien definieren den Unterschied zwischen inkrementellen und radikalen Inventionen und geben kaum Hin- weise darüber wie sie identifiziert werden können Schoenmakers und Duysters, 2010, S. 1052-1053). Dahlin und Behrens definieren radikale Invention nach drei Gesichtspunkten basierend auf dem technischen Inhalt. Zuallererst ist der Inhalt einer radikalen Erfindung im Vergleich zum Inhalt älterer Erfindungen nicht identisch. Zweitens ist eine klare Differenzie- rung zu vorhandenen Erfindungen erforderlich und drittens ist es für eine technisch erfolg- reich radikale Erfindung erforderlich, dass sie den Inhalt künftiger Erfindungen beeinflusst. Sind diese drei Bestandteile nicht vollkommen erfüllt, so ist die Invention als inkrementell zu bezeichnen. Mit Patentdaten sind diese drei Kriterien problemlos zu messen und potenzielle radikale Erfindungen zu identifizieren (2005, S. 732-734).

Innovation ist die Markteinführung und Marktdurchsetzung von Erfindungen in Form von Produkten und Verfahren (Brozen, 1953, S. 289). Nach Rosenberg ist die Vorstellung, eine Innovation sei bereits abgeschlossen, wenn sie auf den Markt gebracht wird, nicht einwand- frei (1972, S. 9). Vielmehr wird sie nach der Markteinführung in vielen kleinen Schritten wei- ter verbessert und nach ihrem Grad an „Neuheit“ unterschieden. Ebenso wie Inventionen kön- nen auch Innovationen inkrementell oder radikal sein. Inkrementelle Innovationen stellen kon- tinuierliche Verbesserungen existierender technologischer Systeme oder Produkte dar. Sie halten die Marktposition eines Produktes und verlängern dessen Lebensdauer. Radikale Inno- vationen stellen diskontinuierliche Prozesse dar und führen zu grundlegend Neuem und zu nachhaltigen revolutionären Veränderungen und Entwicklungen (Ettlie, 1983, S. 28-29).

2.4 Literaturüberblick und Herleitung der Propositionen

Die Anzahl von Studien zum Thema „Motivation“ ist unüberschaubar groß. Um in diesem Kapitel den Stand der Forschung aufzeigen zu können, werden bei der Darstellung und kriti- schen Analyse des Forschungsstandes nur die in internationalen Fachzeitschriften veröffent- lichten Studien für den Literaturüberblick berücksichtigt, die explizit den Zusammenhang zwischen intrinsischer Motivation und Inventionsleistung mithilfe großzahliger Empirie un- tersuchen. Dieser Vorgehensweise liegt der Gedanke zugrunde, dass der Begutachtungspro- zess solcher wissenschaftlicher Fachzeitschriften, der die Entscheidung über die Relevanz der Fragestellung beinhaltet, die methodische Qualität der Untersuchung und damit die Verläss- lichkeit der Erkenntnisse sicherstellt. Einen wichtigen Ansatz zur Beschreibung und Erklä- rung von Arbeitsmotivation entwickelten Leonard et al. (1999, S. 988-991) mit ihrer Metathe- orie der Arbeitsmotivation. Die Grundannahme dieser Theorie ist, dass Menschen stets an ihrem Arbeitsplatz motiviert sind, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise. Ausgangs- punkt ist das Streben des Individuums nach einem zufriedenstellenden Selbstkonzept. Ryan (2011, S. 749-751) nimmt die Metatheorie von Leonard et al. für seine Forschung auf und beschreibt fünf unterschiedliche Varianten der Arbeitsmotivation. Es ist nicht mehr nur der Spaß, zu denken, oder die Suche nach der Wirklichkeit, die das Bedürfnis nach Kognition beschreibt (Murphy, 1947, S. 405-407). Personen, die ein Bedürfnis nach Kognition verspü- ren, strukturieren für sich selbst relevante Situationen auf sinnvolle Weise und sehen es als notwendig, ihre Erfahrungswelt zu verstehen. Laut Cohen et al. führen Spannungsgefühle bzw. Verspannungen dazu, dass das Strukturieren und das Verstehen der Umwelt anstrengend wird und zu Frustration führen kann (1955, S. 291). Das Bedürfnis nach Kognition ist indivi- duell unterschiedlich. Schon 1982 deuteten Cacioppo und Petty darauf hin, dass über diese individuellen Unterschiede kaum Literatur zu finden und dass die Identifizierung dieser Di- mension für jede Studie über kognitive Verarbeitung von hohem Nutzen sei. Personen mit dem Bedürfnis nach Erkenntnis werden dazu angehalten bzw. motiviert, über Themen, mit denen sie konfrontiert werden, nachzudenken (1982, S. 130). Mittlerweile kann das Bedürfnis nach Kognition verlässlich bestimmt und Belege für die Existenz stabiler individueller Unter- schiede geliefert werden. Personen mit einem geringen Bedarf an Kognition besitzen laut Ca- cioppo et al. eine geringe intrinsische Motivation. Personen mit einem hohen Bedarf an Kog- nition besitzen eine hohe intrinsische Motivation, ihre geistigen Fähigkeiten einzusetzen. Die Literatur über die intrinsische Motivation kann ein nützlicher Ausgangspunkt für das Ver- ständnis über den Bedarf nach Kognition sein. Ebenso könnte die Forschung über mögliche genetische Einflüsse informativ sein und sollte zusätzlich herangezogen werden, um intellek- tuelle Fähigkeiten zu erklären und mit wissenschaftlichen Leistungen zu verknüpfen (1996, S. 247). Chen et al. (2009, S. 199) definierten entrepreneurial passion als “an entrepreneur's in- tense affective state accompanied by cognitive and behavioral manifestations of high personal value”. Leidenschaft bzw. Emotion sind ebenso wie Kognition seit langem zentral anerkannte Bestandteile der unternehmerischen Motivation und des unternehmerischen Erfolgs. Trotz der nahezu unangefochtenen Ansicht, dass Leidenschaft wichtig ist für Unternehmensgründung und Wachstum, bestehen überraschend wenig theoretische oder empirische Arbeiten zum Be- griff der Leidenschaft und ihres Einflusses auf unternehmerische Aktivitäten. Zusammen mit anderen affektiven und emotionalen Dimensionen ist Leidenschaft im Herzen der unterneh- merische Erfahrung und führt laut Cardon et al. zu unternehmerischer Effizienz (2013, S. 390). Auch Kreativität führt zu Innovation. Allerdings benötigen kreative Menschen zur Er- reichung von Innovationsleistung die moderierende Variable „Initiative“ bei der Förderung ihrer Ideen. Initiative ist eine notwendige Voraussetzung für Kreativität, die die Innovation beeinflusst. Kreative Menschen können nur dann innovativ sein, wenn die Unternehmenskul- tur, in der sie tätig sind, es zulässt. Wird mehr Wert auf die Einhaltung von Vorschriften und Normen gelegt, dann schaffen es kreative Menschen nicht, ihre Ideen umsetzen und innovati- ve Produkte zu produzieren. Ist das Arbeitsumfeld jedoch unterstützend, werden sie motiviert, ihre Ressourcen auf den kreativen Aspekt ihrer Aufgabe zu lenken (Miron et al., 2004, S. 193- 194).

Betrachtet man diese Arbeiten, so lässt sich feststellen, dass sie eine gemeinsame Grundidee verfolgen. Sie suchen nach moderierenden Variablen, die es ermöglichen, die Beziehung zwi- schen Motivation und Inventionsleistung präziser zu definieren. Die Einflussrichtung der ein- zelnen Faktoren wurde bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen. Welche der Variablen den größeren Einfluss hat, soll nicht weiter betrachtet werden. Es soll die Einflussrichtung der moderierenden Variablen Körperbewusstsein untersucht werden. Es wird die moderierende Variable Körperbewusstsein hinzugefügt, um die oben genannten Variablen in ihrer Einfluss- richtung detaillierter beschreiben zu können. Dies erscheint sinnvoll, da der Ort der Entste- hung, hier der menschliche Körper, für die Stärke der Ausprägung verantwortlich sein kann (Mehling et al., 2009, o. S.). Dieser Ansatz wird im folgenden Kapitel ausführlicher erläutert Weiterhin wird angenommen, dass sich das Körperbewusstsein als eine ebenbürtige moderie- rende Variable herausstellt. Es sollen demnach drei Propositionen untersucht werden: „Wis- senschaftler, die ein positives Körperbewusstsein verspüren, weisen eine höhere intrinsische Motivation auf, als welche, die ein negatives Körperbewusstsein haben“, da „ein bewusster Umgang mit dem Körper zu einem bewussten Umgang mit der Arbeit führt“. Dies hat zur Folge und stellt die abschließende Proposition dar: „Wenn Wissenschaftler körperbewusst sind, dann stellen sie sich höheren Herausforderungen“ mit der Konsequenz, dass Inventionen radikaler werden und der Inventionserfolg effizient steigt. Im Rahmen der Analyse soll überprüft werden, inwieweit die aufgestellten Propositionen mit den vorangestellten Studien verknüpft werden können und ein gesundes Körperbewusstsein zu einer Steigerung der intrinsischen Arbeitsmotivation und der Inventionsleistung führen kann.

3. Methodik und Datensatz

Ziel dieser Arbeit ist eine qualitative Bestandsaufnahme von Einflussfaktoren auf die Ar- beitsmotivation, die zu einer Steigerung der Inventionsleistung von Wissenschaftlern führen bzw. führen können. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind Teil des Projektes „Wirtschaftliche Bedeutung des Grundlagenwissens in Deutschland“, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und werden dem Institut für Innovationsfor- schung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel dargelegt. Die Untersuchung der Inventi- onsprozesse in öffentlichen Forschungseinrichtungen wird bis ca. 2017 andauern. Anhand der Ergebnisse können zukünftig Handlungsempfehlungen für Forschungseinrichtungen ausge- sprochen werden. Aus diesem Grund werden Interviews mit Erfindern und Erfinderinnen öf- fentlicher Forschungseinrichtungen in Deutschland mit einer zwischen 2007-2014 angemelde- ten Patentschrift beim Europäischen Patentamt geführt.

Um möglichst repräsentative Ergebnisse sicherzustellen, wurde eine telefonische Datenerhe- bung mithilfe eines Fragebogens mit standardisierten Items gewählt. Da die Analyse des Ein- flusses von Erfindereigenschaften auf den Wert von technologischen Erfindungen im Mittel- punkt der Untersuchung stand, wurde die Untersuchungseinheit nach diesen Kriterien ausge- wählt und befragt. Der Befragung wurde im Voraus freiwillig zugestimmt und sollte zu einem vereinbarten Termin durchgeführt werden. Aus der Zielsetzung der Arbeit leitet sich der Gang der Untersuchung ab.

3.1 Fallstudienanalyse und Datensatz

Die Daten konnten, da visuelles Material nicht erforderlich war, durch eine Befragung am Telefon mit einer Dauer von ca. 30 Minuten erhoben werden. Die Person hatte ca. 1 Woche zuvor den Fragebogen erhalten und konnte sich schon im Voraus mit den Items auseinander- setzen. Die einzelnen Items wurden auf einer Rankingskala von 1 bis 7 bewertet, wobei 1 mit „not at all like you“ und 7 mit „very much like you“ gleichbedeutend war. Das gesamte Inter- view soll in dieser Arbeit nicht analysiert werden. Hier wird sich auf einen Teil der Items be- schränkt. Analysiert wurden 18 Items über die eigene Motivation, 10 Items über das Bedürf- nis nach Kognition und 10 Items über den eigenen kognitiven Stil der befragten Person. Hinzu kamen 12 Items, je 4 für einen Körper (physisch, mental, emotional), über das Körperbewusstsein des Befragten. Diese Items dienten dazu, die Variablen, die im Folgenden erläutert werden, zu messen (Shields et al., 1989, S. 805). Die Untersuchungseinheit, ihr Arbeitsplatz und ihr Patent sollen im folgenden Absatz kurz vorgestellt werden. Die Untersuchungseinheit wurde von der Universität zu Kiel vorgeschlagen.

Felix Broecker ist 2012 dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, welches 1992 gegründet wurde, beigetreten. Vertreten sind Abteilungen wie z. B. Biomaterialien, Biomolekulare Systeme und Kolloidchemie (mpikg, 2015, o. S.). Die Patentbezeichnung lautet: “Oligosaccharides and oligosaccharide-protein conjugates derived from clostridium difficile polysaccharide ps-i, methods of synthesis and uses thereof, in particular as vaccines and diagnostic tools”. Clostridium difficile ist ein Bakterium, welches im Darm vorkommt. Wird durch eine Antibiotikaeinnahme die Darmflora zerstört, dann können sich Clorstridien im Darm stark vermehren. Eine Infektion mit Clostridien führt zu schweren schleimig grünen Durchfällen. Herrn Broecker ist die Synthese eines Oligosaccharid der Zelloberfläche gelungen. Das Oligosaccharid-Protein-Konjugat ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Clostridium difficile (Broecker, 2015, o. S.).

3.2 Variablen und Operationalisierung

Die Merkmalsausprägungen „Vorhandensein von Körperbewusstsein“ oder „Nicht- Vorhandensein von Körperbewusstsein“ waren in dieser Untersuchung möglich und von Inte- resse. Da die Befragung telefonisch war, konnte die Variable nicht direkt beobachtet werden. Ebenso wenig konnte die Variable direkt gemessen werden in Form eines Items wie z.B. „Ich bin körperbewusst“. Daher wurden die Variablen mit Hilfe von Indikatoren erfasst wie z. B. „Ich achte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung“. Die Indikatoren gaben einen Hin- weis auf nicht sichtbare, nachprüfbare Variablen (Shields et al., 1989, S. 804). Das Messen der Daten erfolgte nach dem Vorhandensein/Nicht-Vorhandensein und dem Grad der Merk- malsausprägungen. Die Klassifikation erfolgte nach einer Ordinalskala. Die Zustimmung bzw. Nicht-Zustimmung auf der Skala von 1 bis 7 war als qualitatives Datenmaterial ausrei- chend und eine Rangfolge der Antworten ersichtlich. Um die Ausprägung zu messen, diente als Messinstrument der vorgegebene Fragebogen und zusätzliche Items zum Thema Körper- bewusstsein (Shields et al., 1989, S. 805). Die Aufbereitung der Informationen für die eigent- liche Analyse erfolgt in einer Gegenüberstellung der Werte der einzelnen Untersuchungsein- heit mit dem gewünschten Wert.

[...]


1 Zur Vereinfachung wird in dieser Arbeit die männliche Form genannt, allerdings soll dadurch nicht die weibliche Form ausgeschlossen werden.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Geht ein vorhandenes Körperbewusstsein mit einer hohen intrinsischen Motivation zur Inventionsleistung einher?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Universität)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
2
Autor
Jahr
2015
Seiten
33
Katalognummer
V340139
ISBN (eBook)
9783668311138
ISBN (Buch)
9783668311145
Dateigröße
3169 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erhöhung, inventionsleistung, abhängigkeit, motivation, wissenschaftler, wirkung, variablen, körperbewusstsein
Arbeit zitieren
Cennet Aktas (Autor:in), 2015, Geht ein vorhandenes Körperbewusstsein mit einer hohen intrinsischen Motivation zur Inventionsleistung einher?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340139

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