Die Geschichte Englands zur Regierungszeit Alfreds des Großen (871-899)

Von den Wikingereinfällen zu den kulturellen Errungenschaften


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Quellenlage:

3. Die ersten Wikingereinfälle

4. Alfred der Große

5. Die Geschichte Englands zur Regierungszeit Alfreds des Großen

6. Die kulturellen Errungenschaften Alfreds

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Geschichte Englands zur Zeit der Regierung Alfreds des Großen von 871 bis 899. Dieses Thema wird unweigerlich schnell mit der Person Alfred des Großen und dessen Verteidigungskämpfen seines angelsächsischen Reiches gegen die Wikingerinvasionen verbunden. Denn diese späte Periode des Frühmittelalters wurde vor allem durch die Wikingerüberfälle auf die englischen Inseln und das europäische Festland geprägt. Ohne jeden Zweifel ist dabei König Alfred der Große eine herausragende Persönlichkeit, der durch seine vehementen Verteidigungskriege gegen die Wikinger und durch seine militärischen, politischen und kulturellen Reformen als erster gesamtenglischer König die Geschichte der Insel nachhaltig geprägt hat.

Alfred wird nachgesagt, dass seine Herrschaft in vielen Aspekten einen Wendepunkt in der Geschichte der Angelsachsen darstellte: den Wendepunkt in der dänischen Invasion, den Gipfel in dem jahrhundertelangen Trend zu einer politischen Vereinigung und die erste Stufe in der Entwicklung der englischen königlichen Regierung. Einst soll sich Alfred bescheiden als einen Menschen beschrieben haben, der in einem großen Wald arbeitet, um Holz zu sammeln, mit dem andere später bauen können. Dabei soll er auf seine Anstrengungen bezüglich des intellektuellen Auflebens des angelsächsischen Englands angespielt haben. Genauso passt diese Metapher aber auch auf seine militärischen, administrativen und politischen Errungenschaften. Wie es Waren Hollister bezeichnete, sammelte Alfred als ein Architekt der englischen Monarchie das Holz und lieferte auch den Entwurf, mit dem seine Nachkommen arbeiten konnten, um ein andauerndes politisches Bauwerk zu konstruieren.[1]

Im Spätmittelalter ehrte die Nachwelt König Alfred mit dem Beinamen ,,der Große". Die Berechtigung dafür ergibt sich nicht nur aus den militärischen Erfolgen Alfreds, bei denen es ihm unter großen Anstrengungen immer wieder gelang, die skandinavischen Eroberer aus seinem unmittelbaren Herrschaftsgebiet zu vertreiben, sondern auch über diese militärischen Fähigkeiten hinaus wird Alfreds Persönlichkeit eine staatsmännische Dimension zugesprochen, die kaum einer seiner Vorgänger erreicht haben soll. Seine Fähigkeiten zeigten sich nicht nur in den zukunftsweisenden Militär- und verwaltungspolitischen Maßnahmen, sondern vor allem auch im Bestreben Alfreds während seiner Amtszeit als König, das angelsächsische Gemeinschaftsbewusstsein als Voraussetzung für ein gesamtenglisches Staatsbewusstsein zu stärken. Zu dieser kulturellen Reform zählte zum Beispiel die systematische Sammlung, Bearbeitung und Neuherausgabe der überlieferten angelsächsischen Stammesrechte, um die Grundlage für ein solches Bewusstsein zu schaffen. Dazu kamen noch weitere mannigfache Aktivitäten auf kultureller Ebene. Zu nennen sind an dieser Stelle die berühmten Übersetzungen spätantiker und frühangelsächsischer Werke, die an seinem Hofe vorgenommen wurden. König Alfred soll durch die Berufung hochrangiger Gelehrter an seinen Hof sowie durch die Gründung von Schulen und Klöstern und die damit verbundene allgemeine Förderung von Sprache, Bildung und Wissenschaft den Anstoß zu einer neuen kulturellen Blüte in England gegeben haben, die ihn nicht nur als Staatsmann, sondern auch als großen Lehrmeister seines Volkes erscheinen ließ.[2]

In den folgenden Kapiteln soll genau auf diese prägnanten Aspekte, die die Geschichte Englands unter der Herrschaft Alfreds ausmachten, eingegangen werden. Zur Verständnisklärung werden dabei auch die Anfänge und der Verlauf der Wikingerüberfälle auf die englische Inseln Erwähnung finden, die schließlich bis in die Regierungszeit Alfreds hineinreichten und diese maßgeblich beeinflussten. Der Hauptteil der Hausarbeit beschäftigt sich, wie bereits erwähnt, mit der Geschichte Englands während der alfredschen Regierungszeit und wird dabei näher auf König Alfreds Reformen, Widerstandskämpfe und kulturellen Errungenschaften eingehen, die die heutige Wahrnehmung seiner Epoche prägen und seine historische Persönlichkeit ausmachen.

2. Quellenlage:

Die populärsten Quellen, die Aufschluss über die Geschichte Englands während der Regierungszeit Alfreds des Großen geben, sind die Angelsächsische Chronik und die Biographie Alfreds, die von dem walisischen Mönch Asser verfasst wurde.

Asser, ein walisischer Mönch und enger Vertrauter Alfreds soll im neunten Jahrhundert die im lateinischen Originaltitel lautende Vita Ælfredi regis Angul Saxonum, zu Deutsch Das Leben von Alfred, König der Angelsachsen“, verfasst haben. [3] König Alfred und Asser sollen 885 erstmals in Dean, Sussex aufeinander getroffen sein. Danach soll Asser eingewilligt haben, jährlich sechs Monate bei König Alfred in Wessex zu verbringen. Asser erhielt im Jahre 886 von Alfred die beiden Klöster in Congresbury und Banwell in Somerset (jetzt Avon). Ein paar Jahre später soll er ihm auch die Verantwortung für Exeter und Cornwall übertragen haben. Seinen eigenen Angaben zu Folge war er sehr stark in die Lernprozesse des Lateinstudiums Alfreds involviert und soll zudem intensiv an Alfreds Plan mitgewirkt haben, die Wissenschaften in England wiederzubeleben. Des Weiteren soll Asser dem König dabei geholfen haben die Regula Pastoralis, Studien zu Text, kirchenpolitischer Bedeutung und Rezeption in der Karolingerzeit, von Papst Gregor des Großen ins Englische zu übersetzen. [4] William von Malmesbury soll außerdem berichtet haben, dass er auch dabei geholfen habe, Boethius’ Consolatio Philosophiae zu übersetzen. [5] Zwischen 892 und 900 wurde Asser zum Bischof von Sherborne geweiht. Er soll 908 oder 909 verstorben sein. Assers Biographie über König Alfred hat er höchstwahrscheinlich im Jahr 893 verfasst. Der erzählende Teil des Werkes basiert auf der Anglo-Saxon Chronicle, der Angelsächsischen Chronik, zu welcher Asser große Teile seines eigenen Wissens über den Aufstieg des Königs, dessen Persönlichkeit, Familie und über seiner Herrschaft hinzufügte.[6]

Assers Biographie wurde in Latein verfasst. Die Authentizität der Biographie soll oft in Frage gestellt worden sein. In seinen Erzählungen soll Asser stark übertrieben haben. Trotzdem sei es Asser gelungen, den Geist König Alfreds und den des neunten Jahrhunderts in jedem Aspekt eingefangen und wieder gegeben zu haben. Das einzige Manuskript von der Biographie, das in die moderne Zeit überlebt haben soll, wurde 1000 nach Christus an einem unbekannten Ort – wahrscheinlich in Südengland – verfasst. Im späteren Besitz von Sir Robert Cotton wurde das Manuskript mit der Signatur „Otho A. xii“ dann im Bibliotheksbrand von 1731 zerstört. Der Text konnte von zwei Schriftstücken des Cotton Manuskripts aus dem sechszehnten Jahrhundert und von einer Edition von Matthew Parker (1574) und Francis Wise (1722) rekonstruiert werden. Dass das Manuskript vor der Eroberung weitläufig nicht sehr bekannt war, soll an der relativ langsam verlaufenen Entwicklung des Kults König Alfreds liegen. Es könnte aber auch daher rühren, dass die Biographie zunächst nicht für Vervielfältigungen vorgesehen war.[7]

Der Name der Anglo-Saxon Chronicle, der Angelsächsischen Chronik, ist ein von modernen Gelehrten in Übereinstimmung gefundener Begriff, der eine größere Sammlung von Annalen bezeichnet, welche die Grundlage des größeren Teils unseres Wissens über die angelsächsische Geschichte beinhalten. Die originale Zusammensetzung soll wahrscheinlich im späten neunten Jahrhundert am Hofe König Alfreds entstanden sein. Es wird vermutet, dass es das Ziel der Chronisten war, ein gemeinsames Geschichtsbild zu schaffen, das eventuell helfen möge, Völker im Widerstand gegen die Wikingerinvasionen in den frühen 890ern zusammen zu bringen. Selbstverständlich waren die Chronisten in ihren Berichten weder objektiv noch verlässlich. Sie beschrieben die Gegebenheiten stets aus ihrer persönlichen Sicht gegenüber den Geschehnissen.[8]

Die Tatsache, dass wir größtenteils nur den angelsächsischen Blick auf die Wikingerkriege und die Geschichte Englands während der Regierungszeit Alfreds haben, ist nicht ganz unproblematisch. Auch wenn nicht ganz sicher ist, ob die Angelsächsische Chronik unter Alfreds Förderung verfasst wurde, so soll sie uns dennoch mehr als jede andere Quelle einen detaillierteren Blick auf ihn als König und seine Regierungszeit geben können. Alfred soll des Weiteren auch der erste englische König gewesen sein, dessen Testament noch erhalten ist. Sein Gesetzestext soll der erste sein, der in der Originalfassung überlebte. Dieser reflektiert nicht nur seine administrativen Maßnahmen, sondern auch seine legislativen Ideale. Des Weiteren liegen noch jene Werke vor, die an Alfreds Hof verfasst bzw. übersetzt worden sein sollen.[9]

3. Die ersten Wikingereinfälle

Auch wenn diese stark davon geprägt war, so begannen die ersten Wikingerüberfälle nicht erst zur Zeit von Alfreds Regentschaft. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, war das Ende des Frühmittelalters insgesamt sehr stark von den Einfällen und Besiedlungen der Völker aus dem Norden geprägt. Die skandinavischen Auswirkungen auf die britischen Inseln begannen nicht erst mit den ersten Wikingereinfällen im achten Jahrhundert und sollen auch nicht mit dem Tod des letzten dänischen Königs im Jahre 1042 geendet haben. Bereits im fünften und sechsten Jahrhundert sollen Eindringlinge und Siedler von Dänemark und Norwegen die britischen Inseln und das europäische Festland bedroht haben. Bis 1085 soll die Bedrohung dänischer Invasionen präsent gewesen sein. Insgesamt soll über zehn Generationen lang die Geschichte Englands durch die Wikingerinvasionen beeinflusst worden sein. Die allerdings für die hier betrachtete Zeitspanne relevanten Raubzüge der norwegischen und dänischen Normannen begannen kurz vor 800.[10]

Bei den Wikingerzügen handelte es sich nicht nur um eine auf die britischen Inseln beschränkte, sondern um eine gesamteuropäische Erscheinung, von der alle Küstenvölker vom Nord- und Ostsee-, über den Atlantik-, bis in den Mittelmeerraum betroffen gewesen sein sollen. Unter dem Begriff der einfallenden „Normannen“ wurden allgemein die „Männer aus dem Norden“ verstanden. Die Bezeichnung „Wikinger“ findet in der Forschung ganz unterschiedliche Deutungsversuche und es scheint auch noch nicht abzusehen sein, dass sich in naher Zukunft auf eine gemeinsame Definition geeinigt werden kann. Die Bedeutungsinterpretation reicht von dem Begriff „Wikinger“ als norwegische „Leute aus Viken“, bis hin zu der Erklärung, dass der Begriff in Anlehnung an altnordische Sprachformen schlicht „Kämpfer“ (von vig = Kampf, Kämpfer) entstanden sei.

Größerer Konsens soll über die Herkunft der Normannen herrschen. Sie werden den drei skandinavischen Ländern Norwegen, Dänemark und Schweden zugeordnet. Die britische Inselwelt wurde ausschließlich von Norwegern und Dänen heimgesucht, während die schwedischen Wikinger ihre Aktivitäten auf Osteuropa konzentrierten und dort bekanntlich den Grundstein für die Ausbildung des Russischen Reiches gelegt haben sollen.

In der Forschung herrschen unterschiedlichste Erklärungsmuster für den Beginn der Völkerwanderung der Wikinger. Aus moderner Sicht scheidet das Motiv der wirtschaftlichen Not und Landknappheit aus, da neuere archäologische Untersuchungen ergeben haben sollen, dass im 9. und 10. Jahrhundert, zur Zeit des Höhepunkts der Wikingerzüge, in Skandinavien erschließbares Land grundsätzlich in reichlichem Umfang zur Verfügung stand.[11] Auch die Vermutung, die Warren Hollister in seinem Buch vertritt, die Normanneneinfälle seien eine Reaktion auf die Sachsenkriege Karls des Großen, werden mittlerweile abgelehnt, da bewiesen ist, dass die ersten Züge von Norwegern und nicht von eigentlich betroffenen Dänen durchgeführt wurden. Insgesamt müssen wohl mehrere Erklärungsversuche im gemeinsamen Gesamtkontext betrachtet werden, die zu den Wikingerzügen führten. Abenteuerlust und Beutestreben soll die Männer in ihren Motiven dabei wohl am stärksten verbunden haben.[12]

Es soll kein Zufall sein, dass der Höhepunkt der Wikingerzüge auf das neunte und zehnte Jahrhundert fiel. Denn diesen weitreisenden Handelsmännern schien die relative Schwäche Europas in jener Zeit, die sich in England im Kampf der einzelnen Teilreiche gegeneinander und auf dem Kontinent in den Auflösungserscheinungen des Karolingerreiches äußerte, nicht verborgen geblieben zu sein.[13]

[...]


[1] C. W. Hollister, The Making of England - 55 B.C. to 1399, (University of California, Santa Barbara 1983), S. 57.

[2] K.-F. Krieger, Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, (München, 2002)III, 65-66.

[3] Alfred the Great: Asser's "Life of King Alfred " and other contemporary sources, ed. S. Keynes, M. Lapidge, -transl. with an introd. and notes by S. Keynes, M. Lapidge (Harmondsworth, 1983)

[4] Die regula pastoralis Gregors des Großen: Studien zu Text, kirchenpolitischer Bedeutung und Rezeption in der Karolingerzeit, S. Floryszczak (Tübingen 2005)

[5] Boethius Anicius Manlius Severinus: Boethius ' consolation of philosophy, ed. E. B. Bax, transl. by G. Colville (London, 1907)

[6] "An Anglo-Saxon Chronicle from British Museum, Cotton MS. Tiberius B iv.", eds. E. Classen,. F.E. Harmer (Manchester, 1926)

[7] S. Keynes, The Blackwell Encyclopaedia, eds. M. Lapidge, J. Blair, S. Keynes, D. Scragg (Oxford, 1999), S. 48.

[8] S. Keynes, The Blackwell Encyclopaedia, eds. M. Lapidge, J. Blair, S. Keynes, D. Scragg (Oxford, 1999), S. 35-36.

[9] J. Campbell, E. John, P. Wormald, The Anglo-Saxons, ed. James Campbell (1982) S. 134.

[10] P. E. Szarmach, M. T. Tavormina, J. T. Rosenthal, Medieval England - An Encyclopedia (New York & London 1998) S. 761.

[11] Krieger, Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, S. 57.

[12] Hollister, The Making of England - 55 B.C. to 1399, S. 48.

[13] Krieger, Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, S. 58.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte Englands zur Regierungszeit Alfreds des Großen (871-899)
Untertitel
Von den Wikingereinfällen zu den kulturellen Errungenschaften
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Anglistik und Amerikanistik)
Veranstaltung
Proseminar: Sprache, Literatur und Kultur in altenglischer Zeit (Mediävistik)
Note
1,7
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V339521
ISBN (eBook)
9783668291157
ISBN (Buch)
9783668291164
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschichte, englands, regierungszeit, alfreds, großen, wikingereinfällen, errungenschaften
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Die Geschichte Englands zur Regierungszeit Alfreds des Großen (871-899), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339521

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