Tattoos als Massenphänomen. Motivationen, Kriterien und Einflüsse bei der Wahl eines Tattoo

Die Qual der Wahl. Welches Motiv und an welcher Stelle?


Forschungsarbeit, 2015

81 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Forschungsstand
1.1 Theorien und Begriffe
1.2 Historische Einführung

2 Die Feldarbeit
2.1 Das Forschungsfeld
2.2 Beschreibung des Feldzugangs und der Akteure
2.3 Beschreibung der angewandten Methoden
2.3.1 Leitfadeninterviews
2.3.2 Die Interviews via E-Mail

3 Auswertung
3.1 Tattoo Motive
3.1.1 Ästhetik und Mode
3.1.2 Ausdruck der Lebensgeschichte
3.1.3 Ausdruck der Persönlichkeit
3.1.4 Der Tätowierer
3.1.5 Schwierigkeiten bei der Entscheidung
3.2 Die Stelle
3.2.1 Berufswahl und Arbeitgeber
3.2.2 Freunde und Familie
3.2.3 Kinderwunsch
3.3 Sonstiges

4 Schlussbetrachtung
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.2 Wissenschaftlicher Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang ab

Einleitung

Tattoos sind längst keine Seltenheit mehr. Heutzutage finden sie sich geschlechter-, altersund berufsunabhängig in jeglichen sozialen Schichten. Auch in den Medien werden Sie immer häufiger zum Gegenstand, ebenso wie in der Wissenschaft.

Um diese Wandlung genauer zu betrachten, wurde die Forschungsgruppe „Gezeichnet fürs Leben Tattoos als Massenphänomen“, die über zwei Semester im gleichnamigen Seminar bei Frau Engelfried-Rave stattfand, ins Leben gerufen. Jeder der fast zwanzig Teilnehmer führte Forschungen durch, um so ein möglichst breites Interessensspektrum abdecken zu können.

Der vorliegende Bericht untersucht vor allem, warum Menschen sich mit Körperschmuck versehen. Dafür leitend ist die Frage:

„Die Qual der Wahl Welches Motiv und an welcher Stelle? Motivationen, Kriterien und Einflüsse bei der Wahl eines Tattoo“

Dass mein Forschungsinteresse in diese Richtung geht, ist besonders der Tatsache geschuldet, dass im Zuge meiner Forschungsarbeit immer wieder deutlich wurde, dass bei vielen Menschen der Wunsch nach einem Tattoo besteht, aber sich die meisten auf Grund der endlosen Möglichkeiten nicht entscheiden können, welches Motiv es werden soll.

Nach einer kurzen Einführung in das Thema Tattoo folgen eine Darstellung des heutigen Forschungsstandes und anschließend die Beschreibung der Feldarbeit. Hier werden die eben genannten gesammelten Materialien beschrieben und im nächsten Schritt hinsichtlich der Forschungsfrage ausgewertet.

Als Letztes werden in einer Schlussbetrachtung die Ergebnisse der Forschungsarbeit abschließend zusammengefasst und ein wissenschaftlicher Ausblick verfasst.

Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie, Nach dem Gesetz, dem Grund, Warum und Wie.

(Johann Wolfgang von Goethe)

1 Forschungsstand

Das Thema Tattoos und Tätowierungen, zwei Begriffe, die als Synonyme füreinander verwendet werden können, wird in wissenschaftlichen Publikationen ebenso wie in vielen Zeitschriften, Ratgebern oder sogar Romanen behandelt. Auch die Motive, die für Tattooträger1 eine Rolle spielen, werden Gegenstand der Literatur.

Besonders die Tätowierungen bestimmter Kulturen oder die Untersuchung der beliebtesten Tattoos tauchen immer wieder bei der Literaturrecherche für diese Forschung auf.

Allerdings ist diese Thematik mit dem gegenwärtigen Blick auf die Entwicklung und die Bedeutung der Tätowierungen und die Gesellschaft heutzutage, noch wenig Teil der Wissenschaft. Das Feld ist in vielerlei Hinsicht noch unberührt und bedarf näherer Untersuchungen.

Aus diesem Grund orientiert sich diese Forschung hauptsächlich an den erhobenen Daten und schließt nur wenig Literatur mit ein.

1.1 Theorien und Begriffe

Für den weiteren Verlauf der Arbeit ist es zunächst einmal wichtig, die folgenden Begriffe und deren Bedeutung genau festzuhalten.

Zunächst eine Definition des Dermatologen Dr. Nicolas Gumpert von Tattoos / Tätowierung aus dem Web:

„Ein Tattoo ist ein Motiv, das mit Tinte oder anderen Farbmitteln in die Haut eingebracht wird. Dazu wird die Farbe in der Regel mit Hilfe einer Tätowiermaschine durch eine oder mehrere Nadeln (je nach gewünschtem Effekt) in die zweite Hautschicht gestochen und dabei ein Bild oder Text gezeichnet“.2

Oliver Bidlo fasst es in seinem Buch Tattoo Die Einschreibung des Anderen folgendermaßen zusammen:

„Das Tätowieren selbst funktioniert auch heute noch im Wesentlichen nach dem gleichen Gegenständen Erde oder Holzkohle in die Haut ‚ablegten‘: In die Haut wird mit feinen und in Farbe getränkten Nadeln bis zu einer gewissen Tiefe hineingestochen.“3

Diese Bilder und Verzierungen, die auf der Haut entstehen, sind die sogenannten Motive.

1.2 Historische Einführung

Wie bei Bidlos Worten schon angeklungen ist, gibt es Tätowierungen bereits seit langer Zeit. Schon die Gletschermumie Ötzi, die etwa 3300 v. Chr. lebte, wies Tattoos am Körper auf.45Doch die Hinweise auf den Körperschmuck finden sich in nahezu allen Kulturen der Geschichte der Menschheit. Besonders im Mittelalter waren sie bei Kreuzfahrern und Pilgern, später auch bei Seeleuten von großer Beliebtheit6.

Von traditionellen Stammestätowierungen über gesundheitliche oder therapeutische, Strafund Glaubenstattoos sowie als Schönheitsideal, die Gründe sind ebenso unterschiedlich wie ihre Träger.7 8

Doch besonders seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind Tattoos immer beliebter und anerkannter geworden, die gesellschaftlichen Schichten spielen immer weniger eine Bedeutung.

Die Bedeutung, die Tattoos heute, insbesondere für den Träger, spielen, wurde in der Forschungsarbeit näher untersucht.

Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.

(Galileo Galilei)

2 Die Feldarbeit

2.1 Das Forschungsfeld

Das Forschungsfeld Tattoos ist eines, das sich durch die sozialen Prozesse in ihm kontinuierlich verändert. Wie schon in Punkt 1 angeklungen ist, sind nicht nur die Motivationen für Tattoos ganz unterschiedlich, sondern auch die gesellschaftlichen Gruppen, die Berufsgruppen, das Alter und weitere Faktoren. Es ist schwer, das Territorium klar einzugrenzen, da als einziger gemeinsamer Nenner das Tattoo genannt werden kann. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob jedes Tattoo gilt, oder ob es beschränkt sein soll auf verwendete Farben und Haltbarkeit oder auf die Gründe.

Auch schließen sich andere Felder an es an, wie Mode oder Musik.

Dennoch muss, um dem Rahmen dieser Forschungsarbeit3 gerecht zu werden, eine Grenze gezogen werden.

Die zum Feld zugezählten Personen sind diese, die ein oder mehrere Tattoos auf ihrem Körper haben, das mit Farben gestochen oder geklopft wurde, die sich ohne Laserbehandlung nicht mehr entfernen lassen, was also abwaschbare Henna-Farben oder ähnliches ausschließt. Ebenfalls wird sich auf Tattoos beschränkt, die freiwillig entstanden sind und die nicht aus Tradition einer Kultur, wie beispielsweise Stammestattoos, bestehen. Allerdings zeigte sich im Laufe der Feldarbeit, dass dieser Kreis erweitert werden musste. Aus Forschungszwecken waren auch solche Menschen von Interesse, die einen konkreten Wunsch nach einem Tattoo haben, auch, wenn sie bis dahin noch keins vorweisen können.

An dieser Stelle ist es für die Forschungsarbeit relevant festzuhalten, dass geschlechterund altersunabhängig geforscht wurde. Besonders bei der Auswertung der Fragebögen wurde keinen Wert auf die Angabe des Geschlechts oder des Alters gegeben. Auch die berufliche oder soziale Stellung wurde außer Acht gelassen. Es wurde sich ausschließlich auf die Überlegungen und Kriterien für oder gegen ein Motiv konzentriert, unabhängig davon, wer diese geäußert hat. Würden diese Aspekte eine Rolle spielen, so würde der Rahmen dieser Arbeit gesprengt.

So breit gefächert, wie sich der Kreis der Personen zeigt, so ist auch der der Orte oder Institutionen. In besonderer Weise gehören allerdings Tattoo Studios sowie Tattoo Conventions in das Forschungsfeld.

2.2 Beschreibung des Feldzugangs und der Akteure

Der Zugang zum Feld stellte sich als unkompliziert heraus.

Inhaber und Mitarbeiter in Studios waren schon nach der ersten Kontaktaufnahme durch Telefonie oder E-Mails bereit, für Führungen und Interviews zur Verfügung zu stehen. Dies bot gleichzeitig die Chance, Menschen mit Tätowierungen kennen zu lernen und Kontaktdaten zu tauschen.

Ebenso fand sich im sozialen Umfeld der Forscher eine große Anzahl an Personen, die für das Forschungsinteresse für Bedeutung waren.

Den Zugang zum Feld wurde also allein durch Telefonate, E-Mails und persönliche Kontakte, teilweise durch soziale Netzwerke, geschaffen. Leider waren im Nachhinein nicht alle bereit, auf Fragen zu antworten oder reagierten nicht auf Kontaktaufnahme.

2.3 Beschreibung der angewandten Methoden

Um angemessen forschen zu können, mussten zunächst Überlegungen über die Methoden gemacht werden.

Es wurde ausschließlich qualitativ geforscht. Auf eine quantitative Auswertung wurde verzichtet, da es für das Forschungsinteresse als irrelevant betrachtet wurde.

Alle Erhebungen wurden im Zeitraum des Wintersemesters 2014/2015 bis zum Abgabetag der vorliegenden Arbeit durchgeführt.

Unbedingt notwendig für die Forschung in diesem Feld waren face-to-face Interaktionen. Diese fanden in teilnehmenden strukturierten Beobachtungen teil, sowie durch Interviews mit verschiedenen Personen.

Beobachtet wurde die Tattoo Convention Frankfurt9, die auch zum Kontakte knüpfen genutzt werden konnte. Ebenfalls bot sich die Möglichkeit ein Tattoo-Studio zu besichtigen.

Durch diesen Zugang ins Feld, aber auch im sozialen Umfeld der Forscher, fanden sich viele Personen, die zu einem Interview bereit waren. Es wurden Leitfadeninterviews geführt, aufgezeichnet und anschließend transkribiert mit einer Studioinhaberin, einer tätowierten Person sowie einer Tattoointeressierten. Ebenso fanden Befragungen via EMail statt, die sich an Tätowierte, Tattoointeressierte, Tattoostudios und an eine Besucherin der Convention, die sich auf dieser stechen ließ, statt.

Die erhobenen Daten sind je nach Verfügbarkeit und Kontaktaufnahmen der Personen entstanden, die Reihenfolge hat keine besondere Bedeutung.

2.3.1 Leitfadeninterviews

Bei dieser Form der teilstrukturierten Befragung handelt es sich um „Gespräche, die aufgrund vorbereiteter oder vorformulierter Fragen stattfinden, wobei die Abfolge der Fragen offen ist.“10

Diese Form der Interviewtechnik wurde bei drei Personen angewandt, bei der auf Grund der Fülle an Fragen oder auf Grund einer vorausgegangenen persönlichen Beziehung gewählt, da sie die besten Ergebnisse versprach.

Zunächst fand ein Interview Termin im Tattoo & Piercing Studio Mitschell in Wipperfürth statt.

Im Vorfeld wurde dafür telefonisch ein Termin vereinbart und im Anschluss daran ein Leitfaden11 erstellt. Da zu diesem frühen Zeitpunkt der Forschungsarbeit noch kein Forschungsinteresse leitend war, wurde versucht, möglichst viele Punkte in dem Interview einbinden zu können.

Der Erhebungsort war das Studio selber, das vorher kurz besichtigt werden konnte. Bei dieser Gelegenheit fand bereits eine Small-Talk Phase statt, so entstand eine angenehme Atmosphäre und erleichterte beiden Akteuren die Arbeit. Aufgenommen wurde das Interview mit einem Smartphone.

An den Leitfaden konnte sich nur zum Teil gehalten werden. Es konnten alle Fragen gestellt werden, jedoch musste die zuvor überlegte Reihenfolge geändert werden. Der Interviewpartner stellte sich als sehr offen und kontaktfreudig raus und war gerne bereit, auf alle Fragen zu antworten. Nach etwa dreißig Minuten Redezeit wurde das Interview beendet. Auffällig war, dass nach Abschalten der Aufnahme die Stimmung gelöster wurde. Eine längere Führung, auch in die privaten Bereiche des Studios, folgte darauf. Insgesamt nahm der Termin etwa anderthalb Stunden in Anspruch.

Dieses Interview, wie auch die folgenden zwei, wurde mit einem Smartphone aufgezeichnet und anschließend bei Microsoft Word wortgetreu transkribiert. Die erstellte Transkription befindet sich im Anhang unter Dokument 2.

Als nächstes folgte ein Interviewtermin mit einer jungen Frau, Sarah. Die Kontaktaufnahme fand im Internet über das soziale Netzwerk Facebook statt. Sie zeigte sich offen und bereit, war jedoch verunsichert durch die Tatsache, dass ihre Stimme aufgezeichnet wurde.

Da zu diesem Zeitpunkt das Forschungsinteresse bereits feststand, wurde ein gezielterer Leitfaden erstellt. Als Erhebungsort wurde die Wohnung der Interviewpartnerin gewählt, damit sie sich wohl fühlen konnte. Bevor das Interview beginnen und die Aufnahme mit dem Smartphone starten konnte, hatte Sarah einige Fragen. Sie zeigte sich nun eher verunsichert und wünschte sich, die Fragen vorher zu kennen.

Das Interview wurde sehr kurz, da die Interviewpartnerin nur sehr knapp antwortete. Nach Absprache mussten einige Fragen aus dem Leitfaden entnommen werden12.

Die Transkription des Interviews befindet sich im Anhang unter Dokument 4.

Das dritte Interview wurde mit Annika geführt, einer jungen Frau, die sich für ein Tattoo entschieden hat. Ich kenne die Interviewpartnerin schon viele Jahre und auch ihre Überlegungen zu Tattoos, darum erschien sie mir als geeignete Person für die Datenerhebung des Forschungsberichtes. Durch die langjährige Freundschaft konnte ich auf Offenheit, leichte Zugänglichkeit und ehrliche Antworten hoffen, und dadurch gelungene Ergebnisse erwarten. Sie stimmte einem Interview zu, das mit einem kurz vorher erstellten Leitfaden13entstand.

Erhebungsort war ein Café, die Aufnahme fand erneut mit einem Smartphone statt. Nach etwa zehn Minuten Redezeit war das Interview beendet. Es konnten alle Fragen in der Reihenfolge gestellt werden, die der Leitfaden vorgab. Die Interviewpartnerin war sehr offen und bereit, auf alle Fragen einzugehen.

Das transkribierte Interview befindet sich im Anhang unter Dokument 6.

2.3.2 Die Interviews via E-Mail

Neben den zuvor genannten Leitfadeninterviews, fanden weitere Befragungen durch EMails statt. Diese Art der schriftlichen Befragung meint den Versand eines Fragebogens, der ausgefüllt zurückgeschickt werden soll. Das Ausfüllen findet ohne Aufsicht statt.14

Auf diese Weise konnten viele Menschen erreicht werden und gleichzeitig bietet diese Form das leichtere Vergleichen der gegebenen Antworten.

Zunächst wurde ein Dokument15 mit einigen Fragen, offene wie geschlossene, erstellt, die sich an die Tattoostudios richteten, die auf der Frankfurter Tattoo Convention einen Stand hatten. An jede dieser Studios wurde eine E-Mail versandt, in der das Projekt kurz vorgestellt und um Ausfüllen des angehängten Dokumentes gebeten wurde.16 Die Fragen, die dazu eingereicht wurden, dienten der allgemeinen Wissensneugier, und hatten noch kein klares Forschungsziel, da es zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand. So wurde nach dem Studio, der Arbeit als Tätowierer, Wartezeiten, Stilen und Vorbildern, Motive, Gesellschaft und Tattoos, eigene Tattoos sowie Preise gefragt. Versand wurden elf E-Mails, Antworten kamen jedoch nur zwei, eine Ablehnung und eine freigeschriebene Antwort.

Desweiteren wurde eine E-Mail an eine Frau geschickt, die sich auf der Convention stechen ließ. Ich kam mit ihr in ein kurzes Gespräch, und sie zeigte sich sehr interessiert über das Projekt und war gerne bereit, einige Fragen zu beantworten. Wir einigten uns auf ein E-Mail Interview, da die Gegebenheiten für ein sofortiges Interview ungünstig waren.17 Wenige Tage nach Versand der Fragen ging die Antwort ein.

Nachdem die zuvor verschickten E-Mail Befragungen wenige Antworten lieferten, wurden weitere Personen befragt, die entweder bereits Tattoos haben oder sich eins wünschen. Dafür wurden neue Leitfäden erstellt18 und weitergeleitet. Antworten kamen von zwei Nichttätowierten und drei Tätowierten. Diese befinden sich in den Anhängen 14 17.

Besonders diese Fragebögen waren für die Forschungsfrage von Interesse, da sie zu einem Zeitpunkt erstellt wurden, an der das Forschungsinteresse bereits klar formuliert war. Die Fragen, die sowohl geschlossener als auch offener Art waren, wurden bereits zielführend formuliert und boten eine gute Möglichkeit, die Antworten zu kategorisieren. Näheres Dazu unter Punkt 4.1 Die Motive

Anmerkung: Bei den Antwortmails wurde lediglich das Format geändert. An den Antworten selber wurde nichts geändert, auch keine Rechtschreibung oder Kommata, um nicht Gefahr zu laufen, den Sinn des Geschriebenen zu ändern. Auf Grund dessen wurden ebenfalls im Text eingebaute Emoticons nicht berichtigt oder entfernt.

Man sollte entweder ein Kunstwerk sein, oder eines tragen.

(Oscar Wilde)

3 Auswertung

Die Daten, die während der Forschungsarbeit im Feld erhoben werden konnten und unter Punkt 1.3 bereits vorgestellt wurden, werden nun ausgewertet.

Um dem Forschungsinteresse und der Frage „„Die Qual der Wahl Welches Motiv und an welcher Stelle? Motivationen, Kriterien und Einflüsse bei der Wahl eines Tattoo“ hierbei gerecht zu werden, gliedert sich die Auswertung in zwei Teile: Einerseits die Motive und andererseits die Stelle. Eine kurze zusammenfassende Betrachtung schließt sich unter Punkt 3.3 an.

3.1 Tattoo Motive

Wie die Forschung gezeigt hat, gibt es unterschiedliche Gründe für oder gegen ein Motiv.

Die Fragen in den Interviews zielten bereits darauf ab, diese Gründe herauszufinden:

Bei den Interviews per Mail wurde zunächst nach Bedeutung des Motivs gefragt. Die Antworten konnten gegliedert werden in die Punkte Ästhetik und Mode, Ausdruck der Persönlichkeit sowie Ausdruck der Lebensgeschichte. Weitere Gründe, die während der gesamten Forschungsarbeit gefunden werden konnte, finden sich unter Sonstiges.

Die Bedeutung eines Tattoostudios oder der Verfügbarkeit eines Tätowierers wurde ebenfalls hinterfragt, um herauszufinden, ob dies allein bereits die Motivation für ein Tattoo bedeuten kann.

Um zu erfahren, ob die Meinung anderer eine Rolle bei der Entscheidung spielt, wurde nach Freunden und Familie gefragt. Auch Berufswunsch und Arbeitgeber werden angesprochen, was besonders bei der Wahl der Körperstelle (Punkt 3.2) eine Rolle spielen wird.

Da auch Personen befragt wurden, die bisher nur den Wunsch nach einem Tattoo haben, wurden die Schwierigkeiten bei der Entscheidung als weiterer Unterpunkt hinzugefügt.

3.1.1 Ästhetik und Mode

Eins der wichtigsten Aspekte, die für ein Tattoo spricht, ist die Ästhetik. Auch, wenn der Hauptgrund für das Motiv ein anderer ist, dass das Bild ansprechend gestaltet und attraktiv wirkt, ist für die meisten Tattooträger ausschlaggebend. Hier sollen nur zwei

Beispiele genannt werden:

So waren die Ästhetik und die Verwendung der Farben im sogenannten „WatercolorStil“19für die Interviewpartnerin Annika ausschlaggebend:

„(…) das hat mich einfach direkt total umgehauen, ich find das so schön, mit diesen Farben, weil die Farben so viel mehr rauskommen, die sind so richtig kräftig und so strahlend, irgendwie, und weil das halt nicht diese klaren Linien sind, sondern so... wie so Aquarell, das sieht einfach so viel leichter aus und das passt sich so viel mehr an, so an die Haut, also, es sieht so.. harmonischer aus, find ich. Als wenn da einfach so mit schwarzen Linien drum herum einfach so n Bild auf die Haut geklatscht ist“20.

Ebenso antwortete ein Teilnehmer bei der E-Mail Befragung bei der Frage nach der Bedeutung

„(…) Dass es dieses Symbol mit diesen Schnörkeln geworden ist war aber dann weil es mir einfach gut gefallen hat und zu meinem Körper gepasst hat.“21

Während es für diese Personen ein Aspekt gewesen ist, der in die Entscheidung mit einfloss, kann die Ästhetik und Mode aber auch allein der Grund für ein Tattoo sein. Während der Durchsicht der erhobenen Daten stachen besonders zwei Personen heraus, die sich aufgrund dessen tätowieren ließen. So sagte zum Beispiel Sarah, eine Tätowierte, über ihr Tattoo aus:

„Man sagt ja immer sich selber dann so: Ja, das hat ne Bedeutung. Aber eigentlich ist es eher… eher nur Schmuck.“22

Und auf die Frage, weshalb sie sich tätowieren ließ

„(…) einfach, weil ich ein Tattoo haben wollte (…)“23

Dieses Argument lässt sich in erster Linie auf die Mode beziehen, da Sarah als sehr modebewusst und eitel wirkte. Außerdem bestätigte sie im weiteren Verlauf des Interviews, dass es sich um ein Modeaccessoire handele.

Ebenfalls nur aufgrund der Ästhetik und der Kunst ließ sich eine Besucherin der Tattoo Convention stechen. Sie schrieb bei der Frage, ob sie sich das Motiv bereits länger wünschte oder spontan dazu entschlossen habe:

„Der Künstler hat bei mir freie Hand. Ich gebe ihm kein Motiv vor, sondern der Artist hat die Idee und ich sage ob ich das gut finde. Er kennt nur meinen Grundgedanken was ich mag/nicht mag und evtl. in welche Richtung es gehen soll. So hat man ein Unikat und der Künstler auch Freude.“24

3.1.2 Ausdruck der Lebensgeschichte

Der zweite Aspekt, der bei den erhobenen Daten auffiel, war die Darstellung der Lebensgeschichte in dem Motiv. Drei der befragten Tattooträger gaben an, dass das Motiv für einen Abschnitt in ihrem Leben steht.

Die Bedeutung wird entweder hinter Symbolen versteckt oder als Schriftzug auf die Haut gestochen.

Eine Person hat gleich zwei Motive mit einer symbolischen Bedeutung der Lebensgeschichte:

„das yin und yang habe ich mir mit 3 Freuden stechen lassen , da wir eine krasse Zeit zusammen durchlebt haben.

der Chaosstern steht für das allgemeine Chaos un das alle sehene Auge für den durchblick denn ich trotz des Chaos noch habe“25

Wobei die Bedeutung des Chaossterns auch zu Punkt 1.4.1.3 Ausdruck der Persönlichkeit gezählt werden kann, je nachdem, ob der Träger dem „allgemeinen Chaos“ eine allgegenwärtige oder eine vergangene Dimension zuspricht.

Über einer anderen Lebensgeschichte als symbolisches Motiv berichtet diese Person:

„(…) das Triskel steht u.A. für das Zusammenspiel von Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft. Es soll symbolisch für die Trauer um verstorbene Familienmitglieder stehen. Den Namen oder Geburtsdaten oder so etwas wollte ich nicht stechen lassen, ich wollte ein Symbol dafür, da das Symbol eben auch ausdrückt, dass die Vergangenheit immernoch eine Rolle spielt, auch in der Gegenwart und auch in der Zukunft.(…)“26

Ohne symbolische Bedeutung, dafür mit einem Schriftzug, arbeitete eine andere Person. Zunächst sagte er über das Motiv aus „Einen Schriftzug auf Englisch“27, und dann über dessen Bedeutung:

„Ja, es hat eine persönliche Bedeutung für mich. Ich habe mir etwas zum Ziel gesetzt und am Ende alle diese Ziele erreicht. Das Tattoo steht dafür!“28

3.1.3 Ausdruck der Persönlichkeit

Im Laufe der Forschung und beim Auswerten der Daten wurde deutlich, dass es ebenfalls relevant ist, dass das Tattoo etwas Persönliches über den Träger aussagt.

„Und weils halt irgendwas sein soll, was so die Persönlichkeit irgendwie ausdrückt, oder ne Bedeutung hat.. genau.“29

Dieser Ausdruck der Persönlichkeit erfolgt einerseits durch charakterliche Eigenschafte, die das Tattoo verdeutlichen soll, andererseits aber auch durch Personen oder Hobbies. .

Diese werden entweder durch Farben, Schriftzüge oder Symbole dargestellt. Hier gibt es viele kreative Beispiele, besonders herausgestochen sind hierbei die Überlegungen von Annika, die ihr Tattoo bereits genau durchdacht hat.

„Es gab so ein paar Sachen, ich hab so überlegt dann, was mich vielleicht ausmachen könnte, was man als Motiv nehmen könnte, irgendwie. Dann hab ich überlegt einmal hab ich, also, was mich ausmacht, also, was halt ein Teil von meinem Leben ist, ist Ben30. Aber ich will halt nicht den Namen von meinem Freund tätowieren, deswegen hab ich halt gedacht wäre mit dem Fliegen quasi, also, so reingemischt. Weil wir uns auch durchs Fliegen kennen gelernt haben und so. Dann dachte ich, ähm, so, hab ich überlegt, so, so ein Motto für mich, oder für mein Leben oder so, oder was irgendwie wichtig ist, in meiner Persönlichkeit oder so, ähm, hab ich überlegt, irgendwas zu machen, was so… das ausdrückt, dass man seine Wünsche verfolgen soll und dass man immer so Hoffnung haben soll und dass es gut ausgehen soll und dass man seine Wünsche erfüllen kann und so, und da dachte ich mir: das ist halt ein gutes Symbol, weil der Heißluftballon ist ja das erste Fluggerät, das erfunden wurde quasi, ne? So der Mensch, der Jahrtausende lang diesen Wunsch vom Fliegen und mit dem Heißluftballon wurde es verwirklicht. Und so weißte, okay, das ist, ok, du kannst deine Wünsche erreichen, und irgendwie.. fühlt sich das gut an. Und, ähm, halt, dass man sich irgendwie dieses kindliche, verspielte behält und nicht irgendwie so ein spießiger Erwachsener wird, und deswegen halt auch mit den Farben passt das so gut, dass das so ne Rolle spielt. Und irgendwie weil Heißluftballons auch so schön sind, ich find, das ist halt was.. egal, ob man Kind ist oder Erwachsen, wenn man nen Heißluftballon sieht, „ooh, guck, Heißluftballon!“, ich weiß nicht, das hat irgendwie was Schönes, Verträumtes Irgendwie noch so“31

3.1.4 Der Tätowierer

Zwei der Befragten Personen gaben neben den bisher genannten Aspekten den Tattooartist beziehungsweise die Verfügbarkeit des Studios an.

Die erste Person, die sich auf der Convention stechen ließ, sagt dazu:

„Mir gefällt seine Stilrichtung und alle seine anderen Kunstwerke die er anderen schon auf die Haut gezaubert hat. Facebook ist für sowas eine super Suchmaschine.

Das er sich auch noch als super netter Kerl herrausstellte, wußte ich ja bei meinem 1. Termin noch nicht, Glück gehabt. Aber eigentlich sind die alle wahnsinnig nett.“32

Sowie

„Der Künstler hat bei mir freie Hand. Ich gebe ihm kein Motiv vor, sondern der Artist hat die Idee und ich sage ob ich das gut finde. Er kennt nur meinen Grundgedanken was ich mag/nicht mag und evtl. in welche Richtung es gehen soll. So hat man ein Unikat und der Künstler auch Freude.

Ich steh nicht auf Vorlagen, die x Leute auch schon haben und nichts über mich aussagen.“33 Die zweite Person, die sich dahingehend äußerte, schrieb in dem Fragebogen bei der Frage, wie er das Tattoo Studio ausgewählt habe:

[...]


1Wird in dem folgenden Bericht nur die männliche Form genannt, so sind dennoch beide Geschlechter gemeint. Die Beschränkung auf die männliche Schreibweise dient lediglich der Lesbarkeit.

2http://www.dr-gumpert.de/html/tattoo.html

3Bidlo 2010, S. 14

4Kretschmar 2009, S. 8

5Bildo 2010, S. 17

6Kretschmar 2009, S. 9

7Ebd.

8Bidlo 2010

3Im Anhang unter Dok. 19 findet sich die Chronologie der Forschungsarbeit

9Der Beobachtungsbericht findet sich im Anhang unter Dok. 18

10Atteslander 2006, S. 124

11Vgl. Dok. 1

12Vgl. Dok. 3

13Vgl. Dok. 5

14Atteslander 2006, S. 147

15Vgl. Dok. 7

16Vgl. Dok. 8

17Vgl. Dok. 9 und 10

18Vgl. Dok. 11 und 12

19Watercolor, auch: Aquarell. Ein Tattoostil ohne klare Umrisse, mit hellen Farben und Farbklecksen. Imitiert ein Bild aus Wasserfarben

20Vgl. Dok. 6, Interview Annika, Seite 4

21Vgl. Dok. 14, Interview per Mail Person 1

22Vgl. Dok. 4, Interview Sarah, Seite 1

23Ebd.

24Vgl. Dok. 11, Antwort Besucherin Tattoo Convention

25Vgl. Dok. 15, Antwort per Mail Person 2

26Vgl. Dok. 14, Antwort per Mail Person 1

27Vgl. Dok. 16, Antwort per Mail Person 3

28Ebd.

29Vgl. Dok. 6, Interview Annika, Seite 1

30Ben ist ihr Verlobter, der Pilot ist

31Vgl. Dok. 6, Interview Annika, Seite 6

32Vgl. Dok. 11, Antwort Besucherin Tattoo Convention

33Ebd.

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Tattoos als Massenphänomen. Motivationen, Kriterien und Einflüsse bei der Wahl eines Tattoo
Untertitel
Die Qual der Wahl. Welches Motiv und an welcher Stelle?
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Soziologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
81
Katalognummer
V339386
ISBN (eBook)
9783668308954
ISBN (Buch)
9783668308961
Dateigröße
8354 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Tattoos, Tattoo, Soziologie, Forschungsarbeit, Koblenz, Universität, Leitfadeninterviews
Arbeit zitieren
Daniela Bel (Autor:in), 2015, Tattoos als Massenphänomen. Motivationen, Kriterien und Einflüsse bei der Wahl eines Tattoo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339386

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