Kriminologische Regionalanalyse der Stadt Zeitz


Diplomarbeit, 2012

153 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur kommunalen Erwartungshaltung

Vorwort zur polizeilichen Erwartungshaltung

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Kriminologische Regionalanalyse
2.1 Entwicklung der Kriminologischen Regionalanalyse
2.1.1 Kriminalgeographie
2.1.2 Kommunale Kriminalprävention
2.2 Aufbau einer Kriminologischen Regionalanalyse
2.2.1 Aufbau einer KRA im Allgemeinen
2.2.2 Eigener Aufbau der KRA

3 Methodik
3.1 Untersuchungsregion
3.1.1 Regionale Gliederung
3.1.2 Geschichte
3.1.3 Bebauung/Nutzung
3.1.4 Sozio-ökonomische Faktoren
3.1.5 Bevölkerungsdaten
3.1.6 Stadtbauliche Aspekte
3.2 Kriminalität
3.2.1 Registrierte Kriminalität
3.2.2 Dunkelfelduntersuchungen
3.2.3 Der Fragebogen
3.2.4 Repräsentativität der Befragung

4. Ergebnisse der Bürgerbefragung
4.1 Staatsangehörigkeit
4.2 Stadtteile
4.3 Opfer von Straftaten
4.3.1 Opfer einer Körperverletzung
4.3.2 Opfer einer gefährlichen Körperverletzung
4.3.3 Opfer einer Bedrohung
4.3.4 Opfer einer Beleidigung
4.3.5 Opfer eines Betrugs
4.3.6 Opfer eines Kraftfahrzeugdiebstahls
4.3.7 Opfer des Diebstahls eines Fahrrads
4.3.8 Sachbeschädigung des Kraftfahrzeugs
4.3.9 Opfer einer Sachbeschädigung
4.3.10 Aufgefallene Beschädigungen in der Öffentlichkeit
4.3.11 Zwischenfazit und Zusammenfassung der einzelnen Delikte
4.4 Zufriedenheit mit der Polizei in Zeitz
4.4.1 Bewertung der Polizei im Allgemeinen
4.4.2 Bewertung der Polizeiarbeit in Zeitz
4.4.3 Bewertung der Schnelligkeit der Polizei
4.4.4 Bewertung der rechtlichen Mittel der Polizei
4.4.5 Bewertung der Ausrüstung der Polizei
4.4.6 Bewertung der Anzahl des Personals der Polizei in Zeitz
4.4.7 Bewertung der Arbeitsbelastung der Polizei in Zeitz
4.4.8 Zwischenfazit
4.5 Subjektives Sicherheitsempfinden der Bevölkerung
4.5.1 Sicherheitsgefühl bei Dunkelheit im eigenen Stadtteil
4.5.2 Häufigkeit des Unterwegsseins im Dunkeln
4.5.3 Meidung bestimmter Örtlichkeiten
4.5.4 Zwischenfazit
4.6 Kriminalitätsfurcht
4.6.1 Meidung bestimmter Orte
4.6.2 Gründe für Furcht in der eigenen Wohngegend
4.6.3 Häufigkeiten von Polizeistreifen
4.6.4 Zwischenfazit
4.7 Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in Zeitz
4.8 Zwischenfazit

5. Resümee

Literaturverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Danksagung

Vorwort zur kommunalen Erwartungshaltung

Liebe Leserinnen und Leser,

Sicherheit und Ordnung sind für die Bürgerinnen und Bürger und den gesamten Staat ein hohes Gut und für die Kommunen außerdem ein wichtiger Imagefaktor. Dabei kommt es nicht nur auf die objektive Sicherheitslage an, also auf die an Zahlen und Fakten messbare Sicherheit, sondern auch auf die "gefühlte" Sicherheit der Menschen. Denn nur, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger in der Kommune auch sicher fühlen, wird ihre Erwartungshaltung auch erfüllt. Dieses subjektive Sicherheitsgefühl ist allein vom Menschen, hier unserem Einwohner, bewertbar. Dazu wurde eine umfangreiche repräsentative Befragung der Zeitzer Einwohner durchgeführt und ausgewertet.

Die folgende Analyse, die das Revierkommissariat Zeitz gemeinsam mit der Stadt Zeitz unter Federführung von den beiden Polizeikommissaren Tom Clauß und Stefan Maywald erarbeiten konnte, soll zunächst relevante Daten und Fakten sammeln. Dabei wurde sowohl auf objektive Daten als auch auf Ergebnisse der Befragung von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Zeitz zurückgegriffen. Anhand der Resonanz auf die Durchführung dieser Analyse und der regen Beteiligung wurde schnell deutlich, dass ein Bedarf der Menschen besteht, sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen.

Ich erwarte, dass die Analyse das vorhandene Bild über die Sicherheitslage vertieft, das Verhältnis von objektiver und subjektiver Lage wiedergibt und zu prüfende Handlungsschwerpunkte benennt.

Das Ziel der Stadt Zeitz ist es, dass die Polizei und die Ordnungsbehörden in Stadt und Landkreis noch zielgerichteter vorgehen können und ein noch besseres gemeinsames Handeln erreicht wird. Dabei sind wir auf die Mitarbeit und die Aufmerksamkeit unserer Bürgerinnen und Bürgern dringend angewiesen.

Ich bin mir sicher, dass die Analyse allen Einwohnern und allen zuständigen Behörden ein wichtiges Instrument gibt, um unser gemeinsames Ziel der Erhaltung und Verbesserung der Sicherheit und Ordnung noch effektiver zu erreichen.

Ihr Volkmar Kunze

Oberbürgermeister der Stadt Zeitz

Vorwort zur polizeilichen Erwartungshaltung

Was erwartet die Polizei von der KRA in der Stadt Zeitz?

Gespannt erwarten wir die Auswertung der Fragebögen und den damit geführten direkten Dialog mit den Bürgern der Stadt Zeitz. Häufig werden Missstände durch die Einwohner genau wahr genommen, Meinungen oder Feststellungen aber nur im engsten sozialen Raum getätigt, die die Verantwortlichen nicht oder nur bruchstückhaft erreichen. Wichtig sind hierbei die Erkenntnisse aus den einzelnen Stadtteilen, die Auswertung der statistischen Daten und die Entwicklung gezielter Maßnahmen, um Kriminalitätsfurcht abzubauen und die tatsächliche Kriminalitätsbelastung zu senken. Viele Probleme können nur in Zusammenarbeit von kommunalen Einrichtungen, der Polizei und weiteren Verantwortlichen einer Lösung zugeführt werden, die im Rahmen eines Sicherheitsgremiums unter Vorsitz der Stadt Zeitz koordiniert werden sollten. Hierfür bietet die KRA eine gute Datengrundlage.

Durch die zeitgleiche Erstellung von Regionalanalysen in den Städten Weißenfels und Naumburg erhoffen wir uns, dass unter Nutzung der Daten weitere Auswertungen möglich sind, die die regionalen Besonderheiten darstellen, so dass ein Gesamtbild für den Bereich des Burgenlandkreises entsteht. Auch wäre die Fortschreibung der KRA durch weitere Absolventen der FH ASL wünschenswert.

Polizeirätin Anne Linder

Leiterin Revierkommissariat Zeitz

Anmerkung:

Die Gliederungspunkte 1 bis einschließlich 3.2.2 und Gliederungspunkt 5 wurden von Polizeikommissar Stefan Maywald bearbeitet.

Die Gliederungspunkte 3.2.3 bis einschließlich 4.8 wurden von Polizeikommissar Tom Clauß bearbeitet.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Flächenaufteilung

Abbildung 2: Altersstruktur Tatverdächtige

Abbildung 3: Übersicht der im Fragebogen angesprochenen Delikte

Abbildung 4: Bevölkerungsverteilung Zeitz

Abbildung 5: Bevölkerungsverteilung Bürgerbefragung

Abbildung 6: Verteilung auf die Stadtteile - Balkendiagramm

Abbildung 7: Opfer einer KV verteilt auf die Stadtteile

Abbildung 8: KV in Bezug auf Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Alter

Abbildung 9: Tatmittel der gefährlichen Körperverletzung

Abbildung 10: Gef. KV in Bezug auf Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Alter

Abbildung 11: Beleidigung verteilt auf die Stadtteile

Abbildung 12: Beleidigung verteilt auf die Altersgruppen

Abbildung 13: Betrug verteilt auf die Stadtteile

Abbildung 14: Verteilung der Fahrraddiebstähle auf die Stadtteile

Abbildung 15: Verteilung der KFZ-Beschädigungen auf die Stadtteile

Abbildung 16: Verteilung der KFZ-Beschädigungen auf die Altersgruppen

Abbildung 17: Verteilung der Sachbeschädigungen (privat) auf die Stadtteile

Abbildung 18: Verteilung der Beschädigungen auf die Stadtteile

Abbildung 19: Verteilung der Delikte und das zugehörige Anzeigeverhalten

Abbildung 20: Verteilung der Straftaten auf die Stadtteile

Abbildung 21: Bewertung der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Polizisten

Abbildung 22: Bewertung der Arbeitsleistung der Polizei in Zeitz

Abbildung 23: Bewertung der Schnelligkeit der Polizei

Abbildung 24: Bewertung der rechtlichen Mittel der Polizei

Abbildung 25: Bewertung der Ausrüstung der Polizei

Abbildung 26: Bewertung des Personalbestands der Polizei in Zeitz

Abbildung 27: Bewertung der Arbeitsbelastung der Polizei in Zeitz

Abbildung 28: Angaben zum Unterwegssein im Dunkeln im eigenen Stadtteil

Abbildung 29: Geschlechtsspezifische Aufteilung des Unterwegsseins im Dunkeln

Abbildung 30: Unterwegssein im Dunkeln bezogen auf den Rücklauf der Stadtteile

Abbildung 31: Häufigkeit des Unterwegsseins im Dunkeln

Abbildung 32: Häufigkeit des Unterwegsseins im Dunkeln nach Geschlecht

Abbildung 33: Häufigkeit des Unterwegsseins im Dunkeln nach Altersgruppen

Abbildung 34: Meidung von Örtlichkeiten nach Einbruch der Dunkelheit

Abbildung 35: Meidung von Örtlichkeiten nach Einbruch der Dunkelheit in Bezug auf das Geschlecht

Abbildung 36: Meidung von Örtlichkeiten nach Einbruch der Dunkelheit in Bezug auf den Rücklauf der Stadtteile

Abbildung 37: Gemiedene Orte in Zeitz

Abbildung 38: Meidung von Stadtteilen nach Altersgruppen

Abbildung 39: Gründe für Furcht nach erstellten Gruppen

Abbildung 40: Häufigkeit einer Polizeistreife in der Wohngegend des Befragten

Abbildung 41: Streifen bezogen auf die Stadtteile

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Altersklassifizierung der Arbeitslosen

Tabelle 2: Altersverteilung

Tabelle 3: Überregionaler Kriminalitätsvergleich

Tabelle 4: Übersicht Deliktgruppen

Tabelle 5: Zeitlicher Ablauf der Bürgerbefragung

Tabelle 6: Staatsangehörigkeit und deren Häufigkeit

Tabelle 7: Verteilung der anderen Staatsangehörigkeiten

Tabelle 8: Verteilung auf die Stadtteile

1 Einleitung

Die Polizei schützt andere und sichert sich selbst.

Dieser Grundsatz ist in Polizeidienstvorschriften verankert und bezieht sich auf die für die Polizeipraxis wichtigen, taktischen Maßnahmen der Eigensicherung und der Schutz- und Präventionsmaßnahmen.

Aus kriminologisch-wissenschaftlicher Sicht stellt sich jedoch die Frage, wie der Schutz der anderen, namentlich der Bevölkerung, gewährleistet werden kann. Originär ist dabei der Punkt der vorbeugenden Verbrechensverhütung betroffen. Im Laufe der Geschichte gab es viele Theorien, Modelle und Erklärungsansätze, die aus kriminologischer Sicht Maßnahmen und Methoden der präventiven Kriminalitätsverhütung zur Aufrechterhaltung der Sicherheit der Bevölkerung vorstellten.

Dabei erschien unter anderem das Konzept einer Kriminologischen Regionalanalyse (KRA) als geeignetes Mittel zur Erforschung der Kriminalitätsbelastung einer Kommune. Ziel dieser soll die Ableitung von Präventionsmaßnahmen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung sein. Im Kern einer KRA steht die Betrachtung des Hell- und des Dunkelfeldes von kriminellem Verhalten, wodurch die nicht-registrierte Kriminalität des Dunkelfeldes aufgedeckt werden soll.[1]

Die Verfasser dieser Arbeit absolvierten im Rahmen ihres Studiums zum Polizeidienst der Laufbahngruppe II, erstes Einstiegsamt, zwei Praktika im Revierkommissariat (RK) in Zeitz. Nach Gesprächen mit der Dienststellenleiterin wurde bekannt, dass für die Stadt Zeitz noch keine derartige Analyse durchgeführt wurde. Für die Erhebung notwendiger Daten und die Entwicklung erforderlicher Maßnahmen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung ist eine solche IST-Analyse von Bedeutung. Somit sollte im Rahmen dieser Diplomarbeit eine KRA, unter Betreuung der Dienststellenleiterin des RK Zeitz und eines Dozenten der Fachhochschule der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt, erstellt werden. Auf Grund des enormen Aufwandes und einer zielgerichteten Ressourcenkalkulation, den die Erstellung einer KRA in sich birgt, soll sich diese Arbeit auf die Ersterhebung erforderlicher Daten der Untersuchungsregion und des Sicherheitsempfindens der Bevölkerung beziehen. Als konkrete Zielstellung unter Berücksichtigung der Erwartungen des Oberbürgermeisters der Stadt Zeitz und der Leiterin des RK Zeitz wurde somit die primäre Erhebung der registrierten Kriminalitätsdaten der Stadt Zeitz sowie des Kriminalitätsempfindens der Bevölkerung in Betracht gezogen. Für die Basis von Maßnahmen zur präventiven Bekämpfung von Straftaten seitens der Polizei und der Kommune sollen unter anderem die Ergebnisse dieser Untersuchung herangezogen werden.

Das Resultat der Analyse wird sich voraussichtlich zwischen zwei sinnbildlichen Polen eingliedern lassen. Einer dieser Pole wird die durch die Bevölkerung subjektiv wahrgenommene Kriminalität in einem starken Missverhältnis zu der registrierten objektiven Kriminalität seitens der Strafverfolgungsbehörden darstellen. Das starke Missverhältnis bezeichnet dabei die höhere Fallzahl der subjektiven Kriminalität im Gegensatz zur registrierten. Der andere Pol wird die Fallzahlen der subjektiven Kriminalität im gleichen Verhältnis zur objektiven darstellen. Wird ein gleiches Verhältnis festgestellt, so sollten abgeleitete Präventionsmaßnahmen auf die Verhinderung eines Anstiegs der Fallzahlen ausgerichtet werden. Zeigt sich allerdings die Tendenz eines starken Missverhältnisses, so müssen Maßnahmen getroffen werden, um die nicht erfassten Straftaten bekannt zu machen. Der Ansatz direkt am Täter und die damit verbundene Verbrechensverhütung ist sehr schwierig. Gibt die Bevölkerung allerdings Hinweise zu Plätzen, an denen zum Beispiel oft Straftaten, die erheblichen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung haben, verübt werden, so können Veränderungskonzepte dort ansetzen. Es stellt sich also die Frage, wie sicher sich die Einwohner der Stadt Zeitz fühlen, an welchen Orten sie sich besonders unsicher oder gefährdet fühlen und wie sich das Verhältnis zwischen der angezeigten und nichtangezeigten Kriminalität darstellt. Innerhalb dieser Diplomarbeit soll versucht werden, mögliche Antworten dafür aufzudecken.

Die vorliegende Arbeit orientiert sich an dem theoriegeleiteten Aufbau einer KRA. Beginnend mit dem theoretischen Teil, welcher die geschichtliche Entwicklung der Kriminalitätsbekämpfungsansätze bis hin zur KRA und deren Aufbau darstellen soll, wird im methodischen Teil die KRA an sich behandelt. In diesem Abschnitt werden die Untersuchungsregion, die Analyse der Daten der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und die Durchführung der Befragung thematisiert. Die Auswertung der Fragebögen wird im Kapitel Ergebnisse erfolgen. Daran schließen sich eine Zusammenfassung und ein kurzer Ausblick an.[2]

2 Kriminologische Regionalanalyse

2.1 Entwicklung der Kriminologischen Regionalanalyse

Zu Beginn wird die historische Entwicklung des Präventionsinstruments KRA, unter Berücksichtigung der Themenfelder Kriminalgeographie und kommunale Kriminalprävention, dargestellt. Erst nach langwierigen Entwicklungen und der Zusammenführung von Erkenntnissen in dem Bereich der Kriminalwissenschaften, konnte das Planungsinstrument einer KRA entstehen.

2.1.1 Kriminalgeographie

Als Begründer der Kriminalgeographie oder des kriminalgeographischen Forschungsansatzes gelten der Franzose André Michel Guerry (1802 – 1866) und der Belgier Adolphe Quetelet (1796 – 1874). Guerry soll 1833 erstmalig eine Art Kriminalitätsatlas von ausgewählten Gebieten Frankreichs erstellt haben. Dieser Kriminalitätsatlas bestand aus einem Kartenmaterial, auf welchem strafbare Handlungen dargestellt wurden. Als Datenquelle dienten Guerry dabei Statistiken, welche die verübten Delikte in Frankreich zwischen 1825 und 1830 beinhalteten.

Der Grundgedanke dieses Atlasses war es, den „moralischen Zustand“ der Bevölkerung nach deren Wohnsitzaufteilung zu erforschen. Von diesen Forschungen Guerrys angeregt, befasste sich auch Quetelet mit dem Thema. Im weiteren Verlauf beschäftigten sich beide Kriminalstatistiker mit der Abhängigkeit der Kriminalitätshäufigkeit vom Raum und deren Darstellung.[3]

Auf Grundlage dieser Studien bildeten Guerry und Quetelet den Ursprung für die Kriminalgeographie, welche als Teilwissenschaftsgebiet der Kriminologie gilt. In Bezug auf die genaue Definition von Kriminalgeographie wird allerdings in die kriminalistische und die kriminologische Kriminalgeographie unterschieden. Der kriminalistische Begriff bezeichnet Untersuchungen der Beziehungen zwischen einem Raum, dessen Struktur und dem darin anfallenden kriminellen Verhalten[4]. Der kriminologische Begriff setzt sich im Gegensatz dazu mit der Entstehung von kriminellem Verhalten, in Abhängigkeit von bestimmten Faktoren der Struktur des Raumes und der Zeit, die ein Individuum umgeben, auseinander. Hans-Dieter Schwind versteht unter Kriminalgeographie die Kombination von kriminalistischer und kriminologischer Forschung. Kriminelles Verhalten wird gemessen und anhand „raumzeitliche(r)“ Einflussfaktoren, mit dem Ziel der Verbrechensbekämpfung, versucht zu erklären.[5]

Weltweite Anerkennung erhielt in dem Bereich der Kriminalgeographie der „ökologische Ansatz der Chicago-Schule“, welcher auf der „Zonentheorie“ von Burgess (1926) aufbaut.

Die US-amerikanischen Wissenschaftler Shaw und McKay erweiterten Anfang der 40er Jahre die Untersuchungen, die Burgess in der Großstadt Chicago anstellte, auf verschiedene Großstädte der USA. Angefangen von Untersuchungen über Aufenthaltsorte von als kriminell eingestuften Jugendlichen, im Alter von 16 bis 18 Jahren, ermittelten Shaw und McKay die sogenannten „delinquency areas“. Damit waren die Orte gemeint, in denen der Großteil der Delinquenten wohnte und sich aufhielt. Die „delinquency areas“ bildeten den Ausgangspunkt weiterer Forschungen. Es stellte sich die Frage nach dem Grund der Konzentration von kriminellem, also sozialabweichendem Verhalten, an bestimmten Orten. Im Unterschied zu anderen Stadtteilen wurde deutlich, dass sich nicht nur die Anzahl von Delinquenten fokussierte, sondern auch die Raten von Sterblichkeit, Geburten, Übervölkerung, staatlich unterstützten Familien und Mangel an Freizeitmöglichkeiten.[6] Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in dem Untersuchungsraum war, wie sich zeigte, nicht von Bedeutung. Schlussfolgernd stellte sich die Frage, „[…] ob der Raum selbst Kriminalität hervorbring[t] […]“[7] und die „[…] Jugendlichen immer wieder kriminell infizieren […]“[8] würde oder „[…] dass der Raum Kriminelle anzuziehen vermag […]“[9]. Beobachtungen ergaben, dass in dem Areal mit der höchsten Belastung an Kriminalität, bezeichnet als sogenannte Armutsviertel einer Stadt, die Bevölkerungsgruppen mit dem geringsten Einkommen lebten und es an sozialer Kontrolle fehlte.

Im Vergleich der untersuchten Großstädte zeigte sich fortwährend die äquivalente soziale Struktur, weshalb diese ringartigen Gebiete in Zonen eingeteilt wurden. Der Stadtkern, in dem überwiegend Industrie und Gewerbe angesiedelt war, bildete Zone 1. Anschließend fügte sich das Übergangsgebiet zu den Wohnvierteln an, welches als Slumgebiet (Zone 2) bezeichnet wurde. Hier waren überwiegend Wohnblöcke zu finden, in denen die oben beschriebenen Bevölkerungsgruppen lebten. Zone 3 bildeten die Wohnviertel der Arbeiter. Die Wohngebiete des Bürgertums und der Pendler erstreckten sich abschließend auf die Zonen 4 und 5. Resultat der Studien war somit: je größer die Entfernung vom Stadtkern, desto geringer die Kriminalitätsbelastung und die Wahrscheinlichkeit der Wiederholung von strafbaren Handlungen. Zudem wurde deutlich, dass ohne die notwendige soziale Kontrolle die Kriminalität nicht sinken wird.[10]

Der „ökologische Ansatz der Chicago-Schule“ bildete die Grundlage für die „broken-window“-Theorie (nach Wilson und Kelling, 1982), woraus sich später die Null-Toleranz-Strategie[11] und die Idee der kommunalen Kriminalprävention mit kommunalen Regionalanalysen ableiteten.[12]

Unter der „broken-window“-Theorie ist zu verstehen, dass ein Haus einen Stadtteil versinnbildlicht. Wird eine kaputte Scheibe vernachlässigt und nicht gleich erneuert, so werden auch andere bauliche Mängel vernachlässigt, so dass der Vorgang des Verfalls des Hauses unaufhaltsam wird. In Bezug auf einen Stadtteil ist unter der Theorie zu verstehen, dass bei fehlender Sozialkontrolle die Ausbreitung von Kriminalität (Vandalismus, Prostitution, Obdachlosen, Drogenabhängigen) und letztlich der Verfall des Stadtteils unaufhaltsam werden. Der Ur-sprung der Ausbreitung kriminellen Verhaltens lag sozusagen in der Vernachlässigung der Aufgaben der Stadtverwaltung, der Sozialämter und der Polizei. Die Polizeibehörden in den USA verfolgten ab den 90er Jahren unterschiedliche Strategien zur Bekämpfung der wachsenden Kriminalitätsrate und dieser „delinquency areas“. Als populärste Strategien sind die Null-Toleranz-Strategie und das „community policing“ zu nennen. Dabei wurde Letzteres auch von zahlreichen Städten Europas übernommen.

Die Null-Toleranz-Strategie erwies sich, vor allem in New York, als wirksam. Die Polizei veränderte ihr Vorgehen gegenüber Delinquenten dahingehend, dass selbst Bagatelldelikte mit äußerster Hartnäckigkeit verfolgt und bestraft wurden. In den als gefährlich eingestuften Stadtgebieten mit hoher Kriminalitätsbelastung wurde die Präsenz der Polizei verstärkt. Innerhalb von zwei Jahren sanken die registrierten Straftaten um die Hälfte. Der Erfolg wurde in den Medien verbreitet und das Konzept der Null-Toleranz-Strategie drang bis nach Europa. Einige Maßnahmen übernahm die deutsche Polizei. Sie sind heutzutage noch immer in der Praxis verankert, wie zum Beispiel die Verstärkung der polizeilichen Präsens auf Straßen, der Einsatz von besserer Ausrüstung, die niedrige Einschreitschwelle bei Störungen und weitere, die Strafverfolgung verstärkende, Maßnahmen. Der Nachteil dieser Strategie zeigte sich allerdings bereits im Jahr 1997. Auf Grund von unverhältnismäßigen Maßnahmen musste die New Yorker Polizei Schadensersatzzahlungen leisten[13].

2.1.2 Kommunale Kriminalprävention

Im Gegensatz zu der Null-Toleranz-Strategie, welche die „broken-window“-Theorie im repressiven Stil vertrat, bildete sich als präventiver Ansatz das „community-policing“ heraus. An Stelle zur strengen Verfolgung jeglicher Verstöße gegen Rechtsnormen, orientierte sich hierbei die polizeiliche Strategie des „community-policing“ am Bürger. Unter enger Zusammenarbeit der Polizei mit der Bevölkerung und den Behörden sollte die Sicherheit wiederhergestellt und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestärkt werden. Anstatt des Mottos: „Festnehmen statt zuhören.“[14], galt es Konflikte kommunikativ zu lösen. In Deutschland bestand die Sorge, dass sich die sozialen Verhältnisse, parallel zu den Entwicklungen in den USA, in Armutsvierteln um die Innenstadtbereiche abzeichneten. Dem sollte entgegengewirkt werden. Der Ansatz Deutschlands bezog sich auf Präventionsarbeit auf kommunaler Ebene. In diesem Zusammenhang entstand die Strategie der kommunalen Kriminalprävention (KKP). Definiert wird die KKP als ein Ansatz, bei dem „[…] es sich um Bemühungen der Gemeinde- oder Stadtbewohner sowie kommunaler Einrichtungen und Polizei [handelt], auf lokaler Ebene Kriminalität und Kriminalitätsfurcht zu senken […]“[15]. Es wurde erkannt, dass mit steigender Angst vor Kriminalität innerhalb der Bevölkerung die Anzahl von Straftaten in einer Kommune stieg. Mit steigender Kriminalitätsrate verloren die Bürger das Vertrauen in die Polizei, woraufhin die Anzeigebereitschaft von Straftaten abnahm und wodurch sich wiederum das Dunkelfeld der Kriminalität erhöhte. Ein Konzept der KKP nach dem Vorbild des amerikanischen „community-policing“ sollte ebenfalls, unter Einbeziehung der Bevölkerung, das Sicherheitsgefühl erhöhen und der Entstehung von Verbrechen vorbeugen. Schwerpunktmäßig wurde die Stärkung der Zivilcourage betrachtet. Um den Ansatz der KKP realisieren zu können, musste die enge Zusammenarbeit von Institutionen, deren Aufgabengebiete die Präventionsarbeit tangieren, wiederhergestellt werden. Gemeint sind dabei die Ministerien für Inneres, Justiz, Kultus und Soziales auf Länderebene sowie Institutionen wie Polizei, Ordnungsamt, Justiz, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Schulen, Kirche, Sozialamt oder Suchtberatung, Sportvereine und viele weitere auf kommunaler Ebene tätig werdende Vereine. Die Herausbildung von Räten für Verbrechensverhütung und Präventionsvereinen war dabei eine wichtige Grundlage. Geschichtlicher Ursprung in Deutschland bildete die Gründung des interministeriellen Arbeitskreises „Präventive Kriminalpolitik“ 1978 in Niedersachsen. Nach ersten Integrationsschwierigkeiten gründeten sich Anfang der 90er Jahre vergleichbare Arbeitskreise in den alten Bundesländern. Als Grundlage für die Bildung von kriminalpräventiven Räten existierten jedoch keine vorgeschriebenen Rahmenbedingungen. Da sich die Problemfelder bezüglich des Kriminalitätsvorkommens von Kommune zu Kommune unterschieden, war die Lagebilderstellung der Kriminalität von besonderer Bedeutung. Schwind benutzte auch die Bezeichnung „Marktanalyse im Bereich Sicherheit“. Das Kriminalitäts-Lagebild entwickelte sich später zur KRA. Neben Erhebungen zu Anzahl und Ort von Straftaten, wurden zusätzlich die Erhebung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bevölkerung und Planungen für Präventionsmaßnahmen untersucht.[16]

Zusammenfassend zeigte sich, dass sowohl soziale Struktur als auch Sozialkontrolle eines Gebietes wichtige Parameter zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Unterbindung von kriminellem Verhalten sind. Die KRA überzeugte dabei als ein wichtiges Planungselement im Bereich der Prävention. Mit Hilfe einer solchen Analyse sollen Maßnahmen unter Einbindung der Öffentlichkeit zur Verbesserung der Sicherheit und Stärkung des subjektiven Sicherheitsempfindens abgeleitet werden.

2.2 Aufbau einer Kriminologischen Regionalanalyse

2.2.1 Aufbau einer KRA im Allgemeinen

„Eine [17] KRA ist eine von stabsähnlichen Einrichtungen zu erstellende, fortzuschreibende kriminalistisch-kriminologische Dokumentation mit zeitlich und räumlich eingegrenzter Aussagekraft über den Einsatzort, die Kriminalität, ihren Entstehungszusammenhang, ihre Bekämpfung (Verbrechensverhütung und Strafverfolgung) und ihre Prognose. Sie ist ein Produkt aus der Zusammenführung von Kriminalgeographie, Regionalwissenschaft und angewandter Kriminologie mit Raumbezug“[18].

Seit Beginn der 90er Jahre sind Kriminologische Regionalanalysen als Basis wirksamer Kriminalprävention anerkannt. Die gewünschte Vergleichbarkeit machte einheitliche Standards bei der Datenaufbereitung unverzichtbar. Im Zuge dieses Prozesses entwickelte sich das Drei Säulen Modell als Schema für den Aufbau. Säule I bezeichnet die Darstellung der Untersuchungsregion, Säule II die Erhebung der Daten der Kriminalität, das heißt objektive und subjektive Kriminalität und Säule III beschreibt die Kriminalitätskontrolle. Im weiteren Verlauf soll die Gliederung des Drei-Säulen-Modells näher erläutert werden. Die Untersuchungsregion wird zur besseren Verständlichkeit als Stadt bezeichnet.

Bei der Darstellung der Untersuchungsregion sollte zu Beginn der zu untersuchende Raum genau festgelegt werden. Dabei bestimmt diese Auswahl den Umfang der aufzuwendenden Ressourcen der Analyse. Es erfolgt eine Datenerhebung über die regionale Gliederung und Struktur. Hierbei sollte eine erste charakteristische Einschätzung der Stadt im Hinblick auf mögliche kriminalitätsfördernde Brennpunkte geschehen. Von besonderer Bedeutung sind Informationen über die baulichen Merkmale der Stadt. Dabei soll Bezug auf die Verkehrsanbindung (also Straßen-, Bahn- und Luftverkehr) mit Entfernung zu Ballungsräumen und die Funktion der Stadtgebiete (z.B. Wohngebiet oder Industriegebiet) genommen werden. Objekte, die von besonderer Relevanz für Kriminalität oder Sicherheit sind, sollten einbezogen werden. Dazu zählen unter anderem Treffpunkte von Jugendlichen mit unterschiedlicher politischer Einstellung sowie „Szenekneipen“, die als Ziel von Überfällen ein Risiko darstellen können.[19] Ebenso kann das einzige Kaufhaus im Stadtgebiet als Kriminalitätsbezug für Ladendiebstahlsdelikte hervorgehoben werden. Im Bereich der Sicherheitsrelevanz sollten zum einen Einrichtungen, die mit der Aufrechterhaltung von Sicherheit betraut sind, wie Polizei oder Ordnungsamt und zum anderen Objekte, die ein Sicherheitsrisiko bilden, dargestellt werden. Dazu zählt z.B. die Kreuzung, an der sich immer wieder Verkehrsunfälle ereignen. Als weitere charakteristische Faktoren einer Stadt gelten die Anzahl von Sozial- und Bildungseinrichtungen sowie die Wirtschaftslage. Zu den Merkmalen der Wirtschaftslage werden dabei Art, Anzahl und Lage von Industriestandorten sowie die Höhe der Arbeitslosigkeit gezählt. Darüber hinaus sind Einwohnerzahlen, Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung von besonderer Bedeutung. Letztlich gilt auch Anzahl und Zustand von Wohnanlagen und Freizeiteinrichtungen als kriminalitätsbeeinflussend. Als Quellen können bei der Erhebung der beschriebenen Daten statistische Ämter sowie das Stadtarchiv und die Kommunalbehörden dienen.

Inhalt der zweiten Säule soll die Analyse der Kriminalitätsdaten bilden. Hierbei wird auf die objektive und die subjektive Kriminalität eingegangen. Objektive Kriminalität ist die anhand von Statistiken messbare Kriminalität, wie zum Beispiel die PKS. Es wird eine Aufschlüsselung in Art und Anzahl von Straftaten, Alter, Geschlecht, Herkunft der Tatverdächtigen (TV) und Opfer sowie der räumlichen und zeitlichen Verteilung der gemessenen Kriminalität vorgenommen. Neben diesen in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Daten, ist das Sicherheitsgefühl der Bürger innerhalb der Untersuchungsregion von besonderem Interesse. Diese subjektive Komponente bestimmt in erheblichem Maße über die empfundene Lebensqualität in einer Region. Ebenso wichtig ist allerdings die Bereitschaft, bzw. Nichtbereitschaft, zur Anzeigenerstattung. Aufgrund der unterlassenen Anzeigenerstattung der Bevölkerung werden strafbare Handlungen den Sicherheitsbehörden nicht bekannt. Als methodisches Vorgehen in diesem Bereich haben sich Befragungen der Bevölkerung, zum Beispiel mittels standardisierter Fragebögen oder Interviews, als effizienteste Mittel durchgesetzt.

Säule III soll die Kriminalitätskontrolle thematisieren. Dabei wird auf formelle und informelle Instanzen zur Kontrolle eingegangen und deren Zusammenarbeit analysiert. Es soll ein Überblick über den Aufbau und die Organisation der vorhandenen Polizeidienststellen und deren Einsatz gegeben werden. Letzteres wird durch Auswertung von Notrufen und Funkstreifenwageneinsätzen erhoben. Neben der Polizei und der Organisation der Justiz sind des Weiteren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), wie Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Ordnungsamt, soziale Dienste und Medien von Bedeutung. An dem Sicherheitsempfinden der Bevölkerung sind vor allem die Medien mit beteiligt. Nicht selten trägt die Arbeit der Medien zur Meinungsbildung in der Öffentlichkeit in erheblichem Maße bei. Dazu zählen unter anderem Meldungen in Tageszeitungen, Rundfunk sowie Fernsehen und Internet. In Art und Anzahl der Berichterstattung über Kriminalität ist der Medieneinfluss dabei messbar. Letztlich sind die konkreten Ziele der Kriminalitätsbekämpfung der Untersuchungsregion relevant. Hierbei sollte ebenfalls Art, Anzahl und messbarer Wirkungsgrad der bisherigen Maßnahmen dargestellt werden.

Mit der Entwicklung des Modells der KRA wurde diese im Gebiet der Bundesrepublik zunehmend populärer. Zahlreiche größere Städte begannen mit der Erhebung der für die KRA erforderlichen Daten. Jedoch wurde der Umfang der Daten wesentlich unterschätzt, weshalb die meisten Analysen aus Mangel an Zeit, fehlendem Personal oder eingeschränkten finanziellen Mitteln abgebrochen werden mussten. In anderen Fällen wurde der Inhalt der zu analysierenden Daten, orientiert am Drei-Säulen-Modell, abgeändert und gekürzt. Als Folge der immer lauter werdenden Kritik entfernten sich einzelne Untersuchungen von dem Begriff „KRA“ und erstellten Abwandlungen wie z.B. „regionale Kriminalitätsanalysen“. Des Weiteren hat eine KRA Prozesscharakter, wodurch es wichtig ist, diese fortzuschreiben und innerhalb festgelegter Zeiträume zu erneuern und abgeleitete Maßnahmen zu evaluieren. Für die Sicherstellung der Wirksamkeit von Präventionsansätzen, welche auf den Ergebnissen einer KRA basieren, ist eine einmalige Erhebung nicht zweckgemäß. Schon allein die Wirkung der getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit, welche aus der ursprünglichen KRA eines Raumes abgeleitet wurden, kann ohne eine weitere nicht konkret festgestellt werden.

2.2.2 Eigener Aufbau der KRA

Die Autoren befassten sich im Rahmen dieser Diplomarbeit mit der Ersterhebung der notwendigen Daten für die Erstellung einer KRA der Stadt Zeitz. Dabei wurde als Untersuchungsregion der Raum des Stadtgebietes von Zeitz gewählt. Auf die Berücksichtigung der eingemeindeten Ortsteile wurde verzichtet, da dies den Umfang der Bürgerbefragung innerhalb der Diplomarbeit überschreiten würde. Im Bereich der Datenerhebung konnten die Bevölkerungszahlen von Zeitz lediglich mit den Ortsteilen nach dem Stand des 01.01.2010 erhoben werden.[20] Als Quelle diente dabei das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt. Gleiches gilt für die Zahlen der Agentur für Arbeit. Bei der Recherche nach der Flächenstruktur waren die Quellen jedoch älter als 2010, so dass hier das Stadtgebiet ohne Ortsteile betrachtet wurde. Im Aufbau der Gliederung wurde sich an dem oben beschriebenen Drei-Säulen-Modell orientiert.

Das Hauptaugenmerk legten die Autoren auf die Darstellung der Untersuchungsregion und der Erhebung des subjektiven Kriminalitätsempfindens seitens der Bevölkerung mittels standardisiertem Fragebogen. Es ergaben sich somit Abweichungen im Aufbau.

Im Gliederungspunkt der Untersuchungsregion wurde wie unter 2.2.1 aufgeführt, auf Daten der Bebauung und Nutzung, der Bevölkerung und auf sozio-ökonomische Faktoren eingegangen. Diese Informationen umfassen Art und Anzahl der Einrichtungen für Bildung, Soziales und Freizeit. Weiterhin enthalten die Bereiche der sozio-ökonomischen Faktoren und Bebauung/Nutzung Angaben über die Wirtschaft, Industrie, über Verkehrsanbindungen und geografische Lage. Darüber hinaus wird die Stadt Zeitz in einem kurzen Portrait vorgestellt und auf die Geschichte eingegangen.

Der Gliederungspunkt der Kriminalität wurde in zwei Abschnitte getrennt. Im ersten Abschnitt wird die registrierte Kriminalität, welche auch als Hellfeld bezeichnet wird, dargestellt. Hierbei beschränken sich die Daten auf die Eingangsstatistik der Polizei, die PKS. Es erfolgt weiterhin eine Betrachtung der registrierten TV. Bei der registrierten Kriminalität wird auf Grund der Menge der Daten auf einige selbstgewählte Delikte sowie die in dem Fragebogen aufgeführten Delikte eingegangen. Im zweiten Abschnitt soll die subjektive Kriminalität, bezeichnet als Dunkelfeld, vorgestellt werden . Hier wird, außer auf die Begriffsbestimmung und Erläuterung des Dunkelfeldes, Bezug zum Aufbau des standardisierten Fragebogens und dem Prozess der Durchführung der Befragung genommen.

Die Auswertung der Fragebögen wird im Gliederungspunkt Ergebnisse der Bürgerbefragung vorgenommen. Eine Vergabe eines einzelnen Gliederungspunktes für die Auswertung erschien anhand der Zielsetzung der Arbeit für zweckmäßig. Abweichend vom Drei-Säulen-Modell wurde der Gliederungspunkt der Kriminalitätskontrolle umgeformt. Auf die Punkte des Medieneinflusses, der Struktur der Justiz und den sonstigen Behörden mit Sicherheitsaufgaben wurde verzichtet. Ursächlich dafür war die Unzweckmäßigkeit gemessen an der Größe der Stadt Zeitz.

3 Methodik

3.1 Untersuchungsregion

In diesem Abschnitt soll die Darstellung der Untersuchungsregion, namentlich der Stadt Zeitz, erfolgen. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird das jeweilige Thema eines Abschnittes mittels einer kurzen Überschrift angekündigt. Auf die Vergabe von Gliederungsziffern für jeden Absatz wurde verzichtet.

3.1.1 Regionale Gliederung

Zeitz ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Seit 2009 gehören auch die Orte Pirkau, Geußnitz, Kayna, Luckenau, Nonnewitz, Theißen und Würchwitz als Ortsteile zu der Stadt Zeitz. Die Stadt bietet Wohn- und Lebensraum für 31.556 Einwohner, wobei ca. 27.000 Einwohner zum Stadtgebiet ohne die Ortsteile gezählt werden. Die Gesamtfläche von Zeitz umfasst 87,16 km² und das Gebiet ohne die Ortsteile 24,64 km².[21]

3.1.2 Geschichte

Die Geschichte[22] der Stadt Zeitz beginnt nachweislich mit der ersten urkundlichen Erwähnung anno 967. Zu dieser Zeit entwickelte sich aus slawischen Ansiedlungen die Stadt „Cici“, welche erst später in Zeitz umbenannt wurde. Der Name Cici soll sich auf eine heidnische Fruchtbarkeitsgöttin berufen. Anfang des 10. Jahrhunderts eroberte König Heinrich I. das Gebiet der heutigen Stadt. Grund dafür war die günstige Lage an einer bedeutenden Handelswegkreuzung. Auf dem Platz der heutigen Moritzburg soll er erstmals einen Burgward errichten lassen haben. Zeitz galt bis zum Zeitalter der Reformation als Stadt der Bischöfe. Mit der Verbreitung der Reformationsidee um 1517, durch Martin Luther als Hauptvertreter im damaligen Deutschland, fand diese großes Ansehen in der Stadt Zeitz. Um 1542 ergab es sich, dass Nikolaus von Amsdorf von Martin Luther als erster evangelischer Bischof weltweit für das Bistum Naumburg-Zeitz eingesetzt wurde. Nach dem Tod von Julius von Pflug (Katholischer Bischof der Diözese Naumburg, ab 1522 auch Dompropst von Zeitz) 1564 wurde Zeitz unter kursächsischer Verwaltung geführt. Somit entstand 1657 das Herzogtum Sachsen-Zeitz. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wurde die französische Armee geführt von Kaiser Napoleon von Preußen besiegt. Sachsen schloss sich zu dieser Zeit dem Kaiserreich Frankreich an, wodurch einige Gebiete an das Königreich Preußen abgegeben werden mussten. Unter preußischer Herrschaft wurde die Einteilung der Landkreise neu vorgenommen. Zeitz wurde nun zur Kreisstadt. Im Laufe der industriellen Revolution, welche sich ab dem 19. Jahrhundert in Europa auszubreiten begann, wurde Zeitz zu einer der bedeutendsten Industriestädte Deutschlands. Als größte und bekannteste Wirtschaftszweige sind dabei die Braunkohleförderung seit 1718, die Kinderwagenproduktion seit 1846, die Zuckerproduktion seit 1858 und die Verarbeitung der Braunkohle zu Kraftstoff im Hydrierwerk seit 1937/38 zu nennen. Einen erneuten Aufschwung erfuhr Zeitz mit der Anbindung an die Bahnlinie Weißenfels – Zeitz – Gera 1859. Später schloss sich die Verbindung nach Leipzig und Altenburg an. Der Weg zu neuen Handels- und Produktionsmöglichkeiten eröffnete sich dadurch. Weitere bedeutende Industriebereiche, welche ihren Standort in Zeitz hatten, waren unter anderem die Süßwarenindustrie Zetti, die Maschinenbau GmbH Zeitz (ZEMAG) sowie die Brikettfabrik „Herrmannschacht“. Letztere galt als wichtiger Energielieferant für die Zuckerfabrik und ist noch heute eine bedeutende Sehenswürdigkeit. Mit der Aufteilung Deutschlands in die Besatzungszonen nach dem zweiten Weltkrieg fiel Zeitz an die Sowjetunion. In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde Zeitz zur Kreisstadt des Bezirks Halle und war von besonderer Bedeutung für die Bergbauregionen Halle und Leipzig.

Ebenso spielte Zeitz eine wichtige Rolle im Leben und Wirken von namhaften Persönlichkeiten. So wurde Herzog Moritz (1619 – 1681) um 1657 mit der Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz beauftragt, woraufhin er die Moritzburg im Stil des Barock errichten ließ. Der Enkel Martin Luthers, Johann Ernst Luther, gilt als Stammvater der Lutherfamilie in Zeitz. Es wirkten zwei Nachfahren des Johann Ernst Luthers als Bürgermeister der Stadt Zeitz. Der Wissenschaftler Georgius Agricola (1494 – 1555) wurde in Zeitz, im Dom St. Peter und Paul, nach seinem Tod beigesetzt. Otto Baensch (1825 – 1898) wurde in Zeitz geboren und gilt als Erbauer des Nord-Ostsee-Kanals. Außerdem ist Zeitz die Geburtsstadt von Ernst Albert Naether, der Zeitz mit der Kinderwagenproduktion europaweit bekannt machte.[23]

3.1.3 Bebauung/Nutzung

Geographische Lage

Die Stadt Zeitz ist die am südlichsten gelegene Stadt Sachsen-Anhalts. Zeitz liegt im Tal der Weißen Elster und ist neben Naumburg und Weißenfels eine der drei größten Städte des Burgenlandkreises. Zur geographischen Einordnung lässt sich sagen, dass Zeitz mit einer Höhe von 160 Metern über Normal Null (NN)[24] angegeben wird und unter den Koordinaten 51 Grad und 3 Bogenminuten nördlicher Breite und 12 Grad und 8 Bogenminuten östlicher Länge[25] eingestuft wird. In Anlage 1 befindet sich eine Landkarte des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Diese Karte soll der räumlichen Zuordnung des Untersuchungsgebietes dienen. Wie anfangs bereits beschrieben, befindet sich Zeitz am südlichsten Punkt von Sachsen-Anhalt.

Verkehrsstruktur

Im Bereich der Verkehrsstruktur ist die zentrale Lage von Zeitz besonders hervorzuheben. Die Grenzen zu den Bundesländern Thüringen und Sachsen verlaufen in unmittelbarer Nähe. Die Großstädte Halle, Leipzig und Gera sind durch die günstige Verkehrsanbindung, innerhalb von 30 Minuten mit dem Personenkraftwagen (PKW), zu erreichen. Die Stadtzentren von Weißenfels und Naumburg liegen nur etwa 15 PKW – Minuten entfernt. Mit der Freigabe der Ortsumgehung[26] Zeitz, am 21.10.2009, wurde nicht nur eine schnellere Direktverbindung der Bundesstraße (B) 2 mit der B 91 geschaffen, sondern auch der Großteil des gewerblichen Verkehrs aus dem Stadtkern abgeleitet. Wie bereits erwähnt, führt die B 2, welche Zeitz mit Gera im Süden und Leipzig im Norden verbindet, als Ortsumfahrung direkt an der Stadt vorbei. Die B 180 verbindet Zeitz weiterhin mit Naumburg im Westen und Altenburg im Osten. Mittels der B 91 ist Weißenfels rasch zu erreichen. Außerdem bilden die B 180 und B 91 Anschluss an die Bundesautobahn (A) 9, welche sich westlich von Zeitz befindet. Die A 9 (Verbindung zwischen Nürnberg und Berlin) bildet wiederum Anschluss an die A 38 (Verbindung zwischen Göttingen und Leipzig) und die A 14 (Verbindung zwischen Dresden und Magdeburg). Eine Anschlussstelle der A 4 (Verbindung zwischen Erfurt und Dresden) befindet sich etwas südlich von Zeitz, auch zu erreichen über die B 2. Als Anschluss für den Flugverkehr ist hier der Flughafen Leipzig/Halle zu nennen, der mittels PKW in etwa 30 Minuten zu erreichen ist. Zeitz besitzt einen Bahnhof im Stadtgebiet, der die Bahn- und Güterverkehrsanbindung zu den Städten Leipzig, Gera, Naumburg und Weißenfels mittels Regionalzugverbindung sicherstellt. Des Weiteren wird der öffentliche Personennahverkehr im Stadtbereich sowie zu den umliegenden Dörfern gewährleistet. Zeitz ist dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund angeschlossen. Die Voraussetzungen der Mobilität der Einwohner von Zeitz sind also gegeben (Vgl. Anlage 2).

In Bezug auf die Mobilität von TV krimineller Handlungen kann die dargestellte Verkehrsstruktur allerdings einen Nachteil für die Strafverfolgungsorgane darstellen. Sofern die Mobilität der TV zum Beispiel mittels eines PKWs sichergestellt ist, haben diese die Möglichkeit, das Stadtgebiet und den Ereignisort zeitnah zu verlassen. Andererseits bieten die ausgebauten Straßen wiederum die Möglichkeit zur Nacheile.[27]

3.1.4 Sozio-ökonomische Faktoren

Bildungseinrichtungen

Im Bereich der Bildungseinrichtungen verfügt die Stadt Zeitz über:

- 1 Gymnasium
- 2 Sekundarschulen
- 2 Förderschulen
- 8 Grundschulen
- 18 Kindertageseinrichtungen
- 1 Berufsbildende Schule mit allgemeinen und technischen Richtungen
- 1 Volkshochschule
- 3 Musikschulen
- 1 Medizinische Berufsakademie

Die Universitäten Jena und Leipzig sowie die Hochschule Merseburg sind mittels PKW in etwa 40 Minuten erreichbar.

Soziale Einrichtungen

Folgende Einrichtungen im Gesundheitswesen sind in Zeitz verzeichnet:

- 1 Klinikum (Georgius-Agricola Klinikum)
- 30 Zahnärzte
- 16 Allgemeinmediziner
- 11 Apotheken
- 45 Fachärzte
- 5 Alten- und Pflegeheime
- 3 Sozialstationen

Das Gebiet der sozialen Einrichtungen umfasst zahlreiche Vereine und Organisationen, unter anderem:

- Kinder- und Jugendwohnen, eingetragener Verein (e. V.)
- Jugendberatung Stadt Zeitz
- Hilfsverein für psychisch Kranke
- Frauen- und Kinderschutzverein e. V. (FuKs)
- Obdachlosenhaus Zeitz
- Drogen- und Suchtberatungsstelle
- Betreuungsverein ANIMA

Als Anlaufstelle für Opfer von strafbaren Handlungen und Gewalttaten kommt in erster Linie das Revierkommissariat Zeitz in Betracht. Weiterhin gibt es in Zeitz und Weißenfels Frauenhäuser und ambulante Beratungsstellen, welche von Opfern häuslicher Gewalt kontaktiert werden können. In dem Rechtsgebiet der häuslichen Gewalt ist ebenfalls die Interventionsstelle Halle und die Beratungsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt in Halle zu nennen. Als Kontaktstellen weiterer Sozialdienste kommen die Suchtberatung und Begegnungsstätte Zeitz sowie die Erziehungs- und Schwangerschaftsberatungsstelle Zeitz in Frage[28].

Wirtschaftliche Aspekte

Im Punkt Wirtschaft und Industrie verfügt Zeitz über ein großes Reservoir. Die Mitteldeutsche Braunkohle Aktiengesellschaft (MIBRAG) zur Förderung von Rohbraunkohle, Erzeugung von Druckfernwärme und Elektroenergie, stellt dabei mit rund 2.000 Beschäftigten den Betrieb mit der höchsten Zahl an Beschäftigten im Umfeld von Zeitz dar. Der Hauptverwaltungssitz der MIBRAG befindet sich in Zeitz[29]. Als populärster Industriezweig gilt die Raffinerie für die Herstellung von Kristallzucker aus Rüben. Diese Raffinerie der Südzucker AG beschäftigt etwa 160 Mitarbeiter. In der Hauptproduktionszeit, von September bis Dezember, variiert die Zahl der Beschäftigten allerdings. Zum Standort der Südzucker Raffinerie gehören außerdem die Südzucker Bioethanol GmbH, welche Bioethanol als Zusatz für Kraftstoffe produziert und die Kohlensäurefabrik der Biocarbonic GmbH, welche zur Tyczka Energie GmbH gehört.[30] Zu den bekannten Zeitzer Spezialitäten aus dem Bereich der Süßwaren zählen die Knusperflocken von Zetti. Heute gehört Zetti zur Goldeck Süßwaren GmbH und zählt in Zeitz noch ca. 100 Angestellte. Als flächengrößtes Industriegebiet in Zeitz ist der Chemie- und Industriepark zu nennen, dessen Standort in Tröglitz (Nachbarort der Stadt Zeitz) liegt, jedoch trotzdem zur Stadt Zeitz gezählt wird. Von 1936 bis 1939 ließ die Braunkohlen Benzin AG (BRABAG) auf der Fläche des heutigen Chemie- und Industrieparks ein Hydrierwerk errichten. In diesem wurde die einheimische Braunkohle zu Treib- und Schmierstoffen verarbeitet. Nach der Erweiterung des Hydrierwerks um eine Erdölraffinerie in den 70er Jahren, bildete sich Anfang der 90er Jahre die Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH. Es begann eine Neusanierung des Hydrierwerkes, woraufhin der Chemie- und Industriepark gegründet wurde. Es wird hierbei Fläche für die Ansiedlung von Betrieben im Bereich der Verarbeitung landwirtschaftlicher Grundstoffe bereitgestellt. Bis heute haben sich 48 Firmen mit insgesamt mehr als 1.000 Mitarbeitern niedergelassen.[31]

Arbeitslosigkeit[32]

Als Datenquelle zur Erhebung der Arbeitslosigkeit wurde der Arbeitsmarktreport der Agentur für Arbeit aus dem Jahr 2010 verwendet. Die Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Zeitz ist der Hauptagentur Merseburg angegliedert. Die Hauptagentur Merseburg umfasst weiterhin die Geschäftsstellen Naumburg, Querfurt und Weißenfels. Im Folgenden werden die wesentlichen Fakten der Arbeitslosigkeit in Zeitz, anhand der Statistik des Monats September 2010 mit der des Vorjahresmonats, also September 2009, verglichen und in Bezug zu dem Agenturbereich Merseburg gesetzt. Es wurden im gesamten Bezirk der Hauptagentur Merseburg 21.205 Arbeitslose für den Monat September 2010 registriert. Damit wurden 2.169 Arbeitslose bzw. 9,3 Prozent (%) weniger gezählt, als im Vorjahresmonat September 2009. Die Geschäftsstelle Zeitz registrierte im September 2010 3.853 Arbeitslose und somit 640 oder 14,2 % weniger als im Vorjahresmonat. Der Arbeitslosenanteil der Stadt Zeitz betrug 18,0 % des Gesamtbezirks Merseburg.

Im September 2010 belief sich die Arbeitslosenquote im Raum Zeitz auf 13,8 %. Gemessen wird die Arbeitslosenquote in Bezug auf alle zivilen Erwerbspersonen ab dem 16. Lebensjahr. Im Vergleich zum September 2009 sank die Arbeitslosenquote um 1,9 %. 787 Personen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, was einem Minus von 136 Personen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dagegen beendeten 1.051 Personen ihre Arbeitslosigkeit. Dies entspricht einem Plus von 63 Personen im Vergleich zum Jahr 2009.

Die Anzahl, der sich arbeitslos gemeldeten Personen, betrug im Zeitraum von Januar bis September 2010 7.347. Im Vergleich zum Zeitraum des vorhergegangenen Jahres sind dies 440 Personen weniger. Dem gegenüber steht eine Zahl von 8.019 Abgängern aus der Arbeitslosigkeit, wobei dies 435 weniger sind als 2009. Die Agentur für Arbeit hatte im Raum Zeitz 167 freie Arbeitsstellen im Bestand (47 mehr als im Vorjahr). Zudem wurden 117 neue Arbeitsstellen durch Arbeitgeber gemeldet. Der Gesamtbestand verzeichnete im Zeitraum Januar bis September 2010 700 Arbeitsstellen im Raum Zeitz.

Bei der Teilung der Arbeitslosen in Alter und Geschlecht fällt auf, dass Frauen mit einer Anzahl von 2.014 den größeren Anteil (52,3 %) an der Gesamtzahl der Arbeitslosen in Zeitz bilden. Der Anteil der Männer bildete somit 1.839 Arbeitslose, bzw. 47,7 %. Diese Gewichtung findet sich mit nur geringen Abweichungen ebenfalls im gesamten Bezirk wieder, in dem der Anteil der Männer 49,1 % und der Anteil der Frauen 50,9 % beträgt. Im Bestand der Arbeitslosen wurden, wie bereits aufgeführt, 3.853 für September 2010 registriert. Die Einteilung des Alters erfolgte in den Gruppen der 15- bis unter 25 Jährigen (432 Arbeitslose und damit 11,2 % der Gesamtzahl für Zeitz), der 25- bis unter 50 Jährigen (2.106, 54,7 %) und der 50- bis unter 65 Jährigen (1.315, 34,1 %).

Weiterhin machten die Gruppen der Langzeitarbeitslosen mit 1.688 (43,8 %), der Schwerbehinderten[33] mit 134 (3,5 %) und die Gruppe der Ausländer[34] mit 73 (1,9 %) an der Gesamtzahl der Arbeitslosen in Zeitz aus. Innerhalb dieser Gruppen waren die Vergleiche zu den Vorjahresmonaten gleichzusetzen mit den prozentualen Entwicklungen der Gesamtzahl der Arbeitslosen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass etwa jede achte zivile Erwerbsperson in Zeitz ohne Arbeitsstelle ist. Dabei ist der Hauptteil in der Altersgruppe der 25- bis unter 50 Jährigen zu finden. Andererseits steigt der Bestand der gemeldeten Arbeitsstellen stetig. Dies heißt jedoch nicht, dass mittlerweile annähernd jeder Arbeitslose einen Arbeitsplatz gefunden hat (Vgl. Anlage 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Altersklassifizierung der Arbeitslosen

Aus kriminologischer Sicht trägt die Arbeitslosigkeit einen bedeutenden Teil zur Entstehung von Kriminalität bei. Gründe dafür können zum Beispiel die schon aufgeführten Entwicklungen im Gliederungspunkt der Kriminalgeographie sein. Weiterhin führt der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Aussichtslosigkeit als lebensälterer Arbeitssuchender keine Einstellung zu finden, eventuell zu Frustration und kriminellem Verhalten. Außerdem können im Bereich der 15- bis unter 25 Jährigen Langeweile, ein negatives Gruppenverhalten und falsche Freizeitinteressen in die Kriminalität führen. Die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und die Schaffung von Möglichkeiten zur Aktivität würde Kriminalität verhindern und zur Stärkung der Sicherheit beitragen.

3.1.5 Bevölkerungsdaten

Wie bereits unter Gliederungspunkt 2.2.2 erläutert, liegen die Zahlen der Bevölkerungsstruktur der Stadt Zeitz von 2010 lediglich unter Einbeziehung der Ortsteile vor[35]. Die Ortsteile wurden bereits unter Gliederungspunkt 3.1.1 aufgeführt. Mit dem Stichtag des 31. Dezembers 2010 registrierte Zeitz 31.556 Einwohner. Davon waren 14.998 männlich und 16.558 weiblich. Das entspricht einem Anteil von 47,5 % an Männern und 52,5 % an Frauen in Zeitz. Die Verteilung der Einwohner nach Altersgruppen und Geschlecht in Zeitz soll die folgende Tabelle veranschaulichen.

[...]


[1] Vgl. Becker-Oehm, S. (2010) S. 4

[2] Vgl. Becker-Oehm, S. (2010) S. 36

[3] Vgl. Schwind, H.-D. (2011) S. 100

[4] Vgl. Herold, H. (1977) S. 290

[5] Vgl. Schwind, H.-D. (1981) S. 249

[6] Vgl. Schwind, H.-D. (2011) S. 143

[7] Schwind, H.-D. (2011) S. 145

[8] Jonassen, C.T. (1971) S. 145

[9] Schwind, H.-D. (2011) S. 145

[10] Vgl. Schwind, H.-D. (2011) S. 145

[11] Nach Bratton (Polizeipräsident des New York Police Departments)

[12] Vgl. Schwind, H.-D. (2011) S. 331

[13] Vgl. Schwind, H.-D. (2011) S. 338

[14] Legge, I. (1977) S. 109

[15] Schwind, H.-D. (2011) S. 379

[16] Vgl. Becker-Oehm, S. (2010) S. 35

[17] Vgl. Becker-Oehm, S. (2010) S. 36

[18] Koch, K.-F. (1992) S. 33

[19] Gemeint sind hierbei Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Jugendgruppen.

[20] Nach Information des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt liegen keine Bevölkerungszahlen mit Geschlechts- und Altersaufschlüsselung für das Stadtgebiet Zeitz ohne die Ortsteile vor.

[21] Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt und Einwohnermeldeamt Zeitz, Stadt Zeitz: Daten & Fakten (Stand 10.02.2012)

[22] Vgl. Stadt Zeitz vertreten durch den Oberbürgermeister Dr. Volkmar Kunze, Stadt Zeitz: Geschichte (Stand 10.02.2012)

[23] Vgl. Stadt Zeitz vertreten durch den Oberbürgermeister Dr. Volkmar Kunze, Stadt Zeitz: Geschichte (Stand 16.01.2012)

[24] Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt und Einwohnermeldeamt Zeitz, Stadt Zeitz: Daten & Fakten (Stand 10.02.2012)

[25] Vgl. Google Maps, Zeitz (Stand 16.01.2012)

[26] Das entsprechende Stück der Ortsumgehung bezeichnet die B2n (Bundesstraße 2 neu)

[27] Vgl. Stadt Zeitz vertreten durch den Oberbürgermeister Dr. Volkmar Kunze, Stadt Zeitz: Wirtschaft & Arbeit (Stand 19.01.2012)

[28] Vgl. Ministerium für Gesundheit und Soziales, Sozialbericht des Landes Sachsen-Anhalt 2005 – 2009 (Stand 19.01.2012)

[29] Vgl. Mitteldeutsche Braunkohle Aktiengesellschaft, Zahlen und Fakten (13.03.2012)

[30] Vgl. Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt ZA Öffentlichkeitsarbeit, Südzucker: Werk Zeitz (Stand 25.01.2012)

[31] Vgl. Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH, Standortbroschüre Industriepark Zeitz (Stand 05.02.2012)

[32] Vgl. Bundesagentur für Arbeit, (2010) S.26ff.

[33] Schwerbehinderte sind Personen mit einem Grad der Behinderung von wenigstens 50 %, gem. § 1 Schwerbehindertengesetz

[34] Als Ausländer gelten nichtdeutsche Arbeitnehmer, Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit, die eine Arbeitnehmertätigkeit im Bundesgebiet ausüben dürfen

[35] Vgl. Heyl, S.; Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2012)

Ende der Leseprobe aus 153 Seiten

Details

Titel
Kriminologische Regionalanalyse der Stadt Zeitz
Hochschule
Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt Aschersleben
Note
2
Autoren
Jahr
2012
Seiten
153
Katalognummer
V339272
ISBN (eBook)
9783668292857
ISBN (Buch)
9783668292864
Dateigröße
3151 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kriminologische, regionalanalyse, stadt, zeitz
Arbeit zitieren
Tom Clauß (Autor:in)Stefan Maywald (Autor:in), 2012, Kriminologische Regionalanalyse der Stadt Zeitz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339272

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