Die besondere Bedeutung der Unternehmensethik für betriebswirtschaftliche Entscheidungsprozesse


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung
1.1 Begriffsbestimmung von Ethik und Moral im Unternehmen
1.2 Moralität und Ethik aus unternehmerischer Sicht

2. Der Grundgedanke der Unternehmensethik
2.1 Das unternehmensethische Grundproblem
2.2 Das Zwei-Welten-Modell

3. Historische Entwicklung ethisch relevanter Bereiche des Wirtschaftens
3.1 Utilitarismus
3.2 Deontologische Ethik

4. Neue Ansätze der Unternehmensethik
4.1 Korrektive Unternehmensethik
4.2 Integrative Unternehmensethik
4.3 Funktionale Unternehmensethik

5. Verknüpfung von Unternehmensethik und Management
5.1 Verständigungs- und erfolgsorientiertes Handeln
5.1.1 Verständigungsorientiertes Handeln
5.1.2 Erfolgsorientiertes Handeln

6. Gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmensführung
6.1 Das Davoser Manifest
6.2 Rechte und Pflichten von Unternehmen
6.3 Vor- und Nachteile gesellschaftlicher Verantwortung
6.3.1 Sozialer Verantwortungsbereich
6.3.2 Politischer und juristischer Bereich
6.3.3 Volkswirtschaftlicher Bereich

7. Unternehmensethik und Management: Individualethik
7.1 Führung
7.2 Personalentwicklung im ethischen Kontext

8. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Unternehmensethik ist ein zunehmend wichtiger werdender Aspekt bei der Optimierung betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprozesse. Als Krisenreflexion der modernen Industriegesellschaft wie der Umweltverschmutzung, der sozialen Ausgrenzung sowie zahlreicher Politik- und Wirtschaftsskandale erlebt Ethik eine Renaissance.

Sie stellt die Forderung auf nach einem neuen Gemeinsinn als Korrektiv zu einer fortschreitenden Individualisierung. So soll zwischen rational bestimmtem Selbstinteresse einerseits und moralischer Verantwortung andererseits ein Gleichgewicht angestrebt werden. Die Diskussion um eine Einbindung ethischer Maßstäbe in die Planung und Umsetzung unternehmerischer Entscheidungen wird jedoch oft als Kon-flikt zwischen Ethik versus unternehmerischen Erfolg verstanden.

1.1 Begriffsbestimmung von Ethik und Moral im Unternehmen

Um über eine Materie zu diskutieren, sollten vorab deren Begriffe geklärt werden, damit diese von den Diskutierenden anschließend nicht mit unterschiedlichen Inhalten verbunden werden. Aus diesem Grund wendet sich diese Arbeit zunächst einer groben Abgrenzung des Moral- und Ethikbegriffs zu.

Unter „Moral“ versteht man den Inbegriff von Normen und Werten, deren gemeinsame Anerkennung als verbindlich gesetzt worden ist (vgl. Pieper 1991, S. 31). Bei moralischen Urteilen handelt es sich um kulturell geprägte Willensentscheidungen. Diese können also auf globaler Ebene nicht als absolut richtige Urteile angesehen werden, da sie nur über eine regional eingeschränkte Bedeutung verfügen.

„Ethik“ hingegen untersucht als philosophische Disziplin die Begründung der Moral. Sie beschäftigt sich somit mit den Richtlinien, an denen sich menschliches Handeln ausrichten sollte (vgl. Pieper 1991, S. 28). Die philosophische Ethik erhebt daher Forderungen, deren Einhaltung als moralisch richtiges Handeln gedeutet und deren Missachtung als „unmoralisches” Verhalten verurteilt wird.

Moral und Ethik stehen sich somit ähnlich wie „Theorie“ und „Praxis“ gegenüber. Ethisches Denken kennzeichnet das Reflektieren über mögliche Handlungsnormen, während moralisches Handeln das Befolgen dieser Normen umfasst.

1.2 Moralität und Ethik aus unternehmerischer Sicht

Die Definitionen von Ethik und Moral sind noch teilweise offen gehalten worden, da eine Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Inhalten ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist, dem hier nicht vorgegriffen werden soll. Denn bei der Verknüpfung von ethischen Normen mit unternehmerischen Entscheidungen stellt sich die Frage nach den Grenzen der Umsetzung von Ethik in der Wirtschaftspraxis. Demnach müsste der betriebswirtschaftliche Sinn einer integrierten Unternehmensethik ermittelt werden.

Um das Spannungsfeld zwischen ökonomischen und ethischen Theorien zu untersuchen, muss zunächst die grundsätzliche Frage nach dem Verantwortungsbereich eines Unternehmens innerhalb der Gesellschaft gestellt werden. Hier gilt es, ein „klassisches“ und ein „modernes“ Unternehmensmodell zu unterscheiden.

Das „klassische“ Modell versteht ein Unternehmen als „private Erwerbseinheit eines oder mehrer Eigentümer-Unternehmer, die diese als privatwirtschaftliches Instrument zur Verfolgung individueller Ziele nutzen“ (vgl. Jan-Pelgrom de Haas 1989, S.14). Dieses Modell orientiert sich am Konzept des klassischen Liberalismus, dass für eine sozialpolitische Verantwortung grundsätzlich keinen Platz hat. Mit der Annahme von zwei Anspruchsbereichen – individuelle Gewinnerzielung gegen soziale Verantwortung – wird der Konkurrenzcharakter der beiderseitigen Beziehungen deutlich.

Demgegenüber versteht sich das „moderne“ Unternehmenskonzept als „sozialwissenschaftliches Grundmodell“, das die „Unternehmung aus ihrem Verhältnis zur gesamten gesellschaftlichen Umwelt und nicht aus ihren Eigentumsverhältnissen heraus“ versteht (vgl. Jan-Pelgrom de Haas 1989, S.15). Dieses Modell versucht somit eine Brücke zwischen Rationalität und Moralität zu schlagen. Das Unternehmen wird als multi-funktionales System betrachtet.

Es ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit, die Beziehungen zwischen Rationalität und Moralität bei Unternehmensentscheidungen aus der Perspektive des Managements zu untersuchen.

2. Der Grundgedanke der Unternehmensethik

Die Theorie der Unternehmensethik versucht einen Konsens aus gewinnorientierten und ethischen Handlungen herbeizuführen. Bei der Umsetzung dieses Gedankens ist die Unternehmensethik jedoch bislang an ihre Grenzen gestoßen. Die Problematik dieser scheinbaren Unvereinbarkeit von gewinnorientierten und ethischen Zielsetzungen wird in der Literatur als unternehmensethisches Grundproblem definiert.

2.1 Das unternehmensethische Grundproblem

Der Ansatz des unternehmensethischen Grundproblems geht auf Ulrich zurück. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie sich die Erfordernisse der „unternehmerischen Erfolgs-erzielung und -sicherung“ mit den „ethischen Anforderungen“ in Einklang bringen lassen (vgl. Ulrich 1993, S.12).

Einen ethikfreien Raum gibt es nach Ulrich nicht. Es existieren vielmehr Wertevorstellungen unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung (vgl. Ulrich 1993, S. 10). In den ver-schiedenen unternehmerischen Entscheidungsproblemen sind also immer verschiedene ethische Aspekte enthalten. Ethik ist somit kein Objekt der Entscheidung sondern muss vielmehr in einer ethisch geprägten Entscheidungspolitik eines Unternehmens gesehen werden.

Eine Unternehmenstheorie der „reinen“ ökonomischen Rationalität, die ethische Maß-stäbe in seiner Betrachtungsweise ignoriert, ist also ungenügend. Sie stellt eine Verengung der Wirklichkeit dar. Nach Höffe kann die Ökonomie nicht wertfrei und nur bedingt objektiv sein (vgl. Höffe 1992, S. 307). Jede Handlung beruht so letztlich auf den Gefühlen und den Vorurteilen des Handelnden. Die Aufgabe einer modernen Unternehmenstheorie sollte also darin bestehen, das ethisch-praktisch Wertvolle und das Wirtschaftliche zu einem allgemein geltenden Grundsatz zusammenzuführen, um so eine ausgewogene Balance von ethischen und ökonomischen Maßstäben zu schaffen.

2.2 Das Zwei-Welten-Modell

Dieser Paradigmen-Streit zwischen der „reinen“ ökonomischen Rationalität und der „reinen“ außerökonomischen Moralität wird von Ulrich in dem Zwei-Welten-Modell (Abb. 1) veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Zwei-Welten-Konzeption von Wirtschaftstheorie und Praxis (Ulrich 1993, S. 3)

Die „reine“ Ökonomik verfolgt eine objektive Sachlichkeit, während die „reine“ Subjektivität die Menschlichkeit als Zentrum begreift (vgl. Ulrich 1990, S. 11). Das Zwei-Welten-Modell basiert auf der Auffassung, dass Ethik als eine Bereicherung für die ökonomische Rationalität zu verstehen ist. Die Probleme des „rationalen“ Wirt-schaftens werden somit von „außen“ unter ethischen Gesichtspunkten wahrgenommen und kritisiert. Doch nach Ulrich liegt in diesem Umstand das Grundproblem der Kontroverse. So wäre ein Korrektiv der ökonomischen Rationalität von oben herab nicht erfolgsversprechend (vgl. Ulrich 1990, S. 10). Vielmehr sollte die ökonomische Rationalität vor den „eigenen Karren“ der Wirtschaftsethik gespannt werden, um so „durch die ökonomische Rationalität hindurch effektiv zur Wirkung“ zu gelangen (vgl. Ulrich 1990, S.10).

Homann und Blome-Drees greifen diese Theorie auf und entwickeln den Denkansatz zu einem konsensorientierten Leitgedanken. Nach dieser Theorie kann Moral nicht gegen die Wirtschaft sondern nur in ihr und durch sie geltend gemacht werden (vgl. Homann/Blome-Drees 1992, S.19). Das ökonomische System wird so aus philosophisch/soziologischer Sicht nicht mehr als „latenter Feind“ sondern als eng verwandte Erkenntnislehre gesehen, während die Ökonomie ihrerseits die Ethik als kostensenkenden Faktor und damit als Grundlage effizienten Wirtschaftens entdeckt (vgl. Ulrich 1990, S. 14).

Um die Relevanz dieser Entwicklung auf die heutige unternehmerische Praxis zu untersuchen, bedarf es zunächst einer Skizzierung wichtiger historischer Theorien in den ethisch gewichteten Bereichen des Wirtschaftens.

3. Historische Entwicklung ethisch relevanter

Bereiche des Wirtschaftens

Die historischen Anfänge der Lehre einer Wirtschafts- bzw. Unternehmensethik lassen sich bis in das späte 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals schuf Jeremy Bentham (1748 – 1838), Philosoph und Jurist, in England die erste grundlegende Theorie zu der Einbringung ethischer Werte in die Wirtschaftswelt – den Utilitarismus.

3.1 Utilitarismus

Bentham argumentiert in seinem Hauptwerk «A Treatise of Human Nature» gegen rational gefällte Entscheidungen von Menschen. Stattdessen fordert er die Ausrichtung des menschlichen Handelns an einer „kollektiven Vernunft“. Eine Entscheidung ist somit nur von ihren Folgen her zu beurteilen. Nach diesem „Folgenprinzip“ wird das als ethisch gut beurteilt, was dem Maximum an erreichbarem Glück der meisten Menschen förderlich oder nützlich ist. Motive oder individuelle Ziele bleiben in dieser Überlegung unberücksichtigt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die besondere Bedeutung der Unternehmensethik für betriebswirtschaftliche Entscheidungsprozesse
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Unternehmensethik
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V33898
ISBN (eBook)
9783638342568
ISBN (Buch)
9783638723978
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Prof. war begeistert. ,)
Schlagworte
Bedeutung, Unternehmensethik, Entscheidungsprozesse, Unternehmensethik
Arbeit zitieren
Jan Hutterer (Autor:in), 2004, Die besondere Bedeutung der Unternehmensethik für betriebswirtschaftliche Entscheidungsprozesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33898

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