Die gesellschaftspolitische Stellung der Frau in Ost- und Westdeutschland. Der Zugang zu Führungspositionen in Beruf und Politik


Hausarbeit, 2015

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Nachkriegszeit
2.1 Unmittelbare Nachkriegszeit
2.2 Frauen in Männerberufen

3. Gesellschaftspolitische Rolle der Frau
3.1 Sozialistische Frauenpolitik
3.2 Konservative Frauenpolitik
3.3 Frauenleitbild der DDR
3.4 Frauenleitbild der BRD

4. Die Frau in der Politik
4.1 Nützliche gesellschaftliche Arbeit in der DDR
4.2 Die Frau in der Partei
4.3 Weibliche politische Partizipation in der BRD
4.4 West-deutsche Frauenverbände

5. Frauenerwerbsarbeit
5.1 DDR
5.2 BRD

6. Fazit

Quellenangabe

1. Einleitung

In den 50er und 60er Jahren war das klassische Bild der Frau in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) das der Hausfrau und Mutter. Wenn eine Frau doch arbeitete, dann tat sie dies meistens nur, weil sie noch nicht verheiratet war oder weil sie niemanden zum heiraten fand. Das Arbeitsleben einer Frau hatte daher nur kurzlebigen Charakter (Born 1997, S. 47). In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war genau das Gegenteil Realität. Dass eine Frau nicht erwerbstätig war, war eher die Seltenheit und von der Gesellschaft verpönt. Beruf und Familie sollten und mussten sie unter einen Hut bekommen. In beiden Ländern wurden diese Gegebenheiten von Seiten der Politik und der restlichen Gesellschaft bestärkt und voran getrieben. Die jeweils andere deutsche Variante wurde von beiden Seiten stets kritisiert und in Verruf gebracht. So veröffentlichte das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen 1950 eine Sammlung von Artikeln mit der Überschrift „Arbeiten, arbeiten, arbeiten!“. In den Artikeln wurde der „Erwerbszwang“ der ostdeutschen Frauen scharf kritisiert und ihm die paradiesische Lage der von materiell entlohnter Arbeit „freigestellten“ bundesrepublikanischen Frauen entgegen gestellt. Gleichzeitig wurde auf ostdeutscher Seite versucht unter Heranziehung der sozialistischen Klassiker, vor allem Clara Zetkin, der Bevölkerung weis zu machen, dass die relativ hohe Erwerbstätigenquote von Frauen ein Beweis für eine gesamtgesellschaftlich realisierte Gleichberechtigung der Frau sei (Budde 1997, S. 10).

In folgender Arbeit wird vergleichend die Frage untersucht inwiefern sich die Unterschiede in der sozialpolitischen Stellung der Frau in den verschiedenen Systemen der DDR und der BRD auf ihren Zugang zu Führungspositionen in Beruf und Politik auswirkten. Der Fokus liegt hierbei auf den Unterschieden, die die unterschiedlichen System in der Gesellschaft verursachen. Es wird sich nicht im besonderen mit der Frauenbewegung oder Emanzipation der Frau beschäftigt.

Dabei wird zunächst die notwendige Frauenarbeit in der Nachkriegszeit dargestellt. Es wird auf die Frauenpolitik und das gesellschaftliche Leitbild der Frau in beiden deutschen Staaten eingegangen um danach die Funktion von Frauen in Politik und Verbänden zu untersuchen. Zum Ende wird die Erwerbsarbeit von Frauen in beiden deutschen Staaten beleuchtet. Es folgt das Fazit, in welchem alle Erkenntnisse zusammen getragen werden.

2. Nachkriegszeit

Im folgenden wird kurz die Nachkriegszeit mit besonderem Fokus auf die Notwendigkeit der Arbeit der Frauen dargestellt.

2.1 Unmittelbare Nachkriegszeit

Der 8. Mai 1945 kennzeichnet mit der bedingungslosen Kapitulation das Ende der offiziellen Kampfhandlungen in ganz Deutschland und den Anfang der Nachkriegs- und Besatzungszeit. Für einen Großteil der deutschen Bevölkerung war dies keine Befreiung und Chance auf einen Neuanfang, sondern ein Zusammenbruch. Sie hatten keine Wohnungen mehr, keine berufliche Existenz oder die Möglichkeit sich ausbilden zu lassen oder zu studieren. Soziale und familiäre Beziehungen wurden schwer geschädigt oder zerstört. Und schon kurz nach Übernahme der Regierungsgewalt durch die Alliierten kam es zu den ersten Lebensmittelengpässen gefolgt von einem generellen Mangel an lebensnotwendigen Gütern. Die Leute schliefen in dunklen, feuchten Bunkern, es fehlte an Kleidung und Schuhen, auf Grund des Mangels an Seife und Waschmitteln konnte die Hygiene nicht eingehalten werden, was wiederum zur Verbreitung von Krankheiten und Ungeziefer führte.

Die wenigen vorhanden Güter, welche durch verschiedene Hilfsprogramme der Alliierten ergänzt wurden, wurden mit Hilfe von Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen verteilt.

Am meisten hatten unter dem Mangel und den schwierigen Lebensbedingungen die Frauen zu leiden, die es irgendwie schaffen mussten, ihre Familien zu versorgen. Doch zum Glück waren sie aufgrund ihrer hauswirtschaftlichen Kenntnisse, die im Nationalsozialismus systematisch erweitert und für Kriegszwecke funktionalisiert worden waren, für solch eine Situation gut ausgebildet. Es gab zu der Zeit 7,3 Millionen mehr Frauen als Männer in Deutschland. 3,76 Millionen Männer hatten den Krieg nicht überlebt, 11,7 Millionen waren noch in Gefangenschaft. Die Besatzer waren also auf die Mitarbeit der Frauen angewiesen, um Ordnung in das entstandene Chaos bringen zu können (Schubert 1984, S. 33-35).

Die Hausfrauen hatten damals einen harten Alltag. Sie verbrachten Stunden mit Einkäufen und Anstehen in Geschäften. Was ihnen zugeteilt wurde, war jedoch zu wenig um die Familie ernähren zu können. Deshalb mussten Zusatzquellen herangeschafft werden, wie eigener Gartenanbau, Schwarzmarkt und Tauschhandel.

Weil es schwer genug war, die Familie zu ernähren und den Haushalt zu führen, blieb die Kindererziehung oft auf der Strecke. Die Jugendkriminalität stieg enorm an. Viele Frauen litten an Unterernährung und anderen Krankheiten, weil sie dem psychischen und physischen Druck nicht standhalten konnten. Die Kindersterblichkeit nahm zu, Fehl- und Totgeburten waren keine Seltenheit mehr. Der Überlebenswille war bei Frauen jedoch trotz all dieser Probleme ausgeprägter als bei Männern. Oft suchten diese im Selbstmord den Ausweg aus ihren Schwierigkeiten (Ruhl 1988, S. 25-26).

2.2 Frauen in Männerberufen

Damit die Versorgung des Volkes einigermaßen gewährleistet werden konnte, musste in der westlichen Besatzungszone die deutsche Industrieproduktion so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen werden (Ruhl 1988, S. 39).

Da es im Osten weder Steinkohle- noch Eisenerzvorkommen gab, entschied sich die strategische Führung im Zusammenhang mit der nun immer mehr absehbaren politischen Teilung Deutschlands, eine Schwerindustrie im Osten aufzubauen. Zwangsläufig litten darunter die Leichtindustrien, wie die Textil- und Konsumgüterindustrie, was zu jahrzehntelangem Mangel an alltäglichen Bedarfsmitteln im Osten führen sollte und eine autonome vom Staat unabhängige Selbstversorgung und Reproduktionsarbeit von Frauen notwendig machte (Merkel 1994, S. 362).

Um den Aufbau der Industrie zu bewerkstelligen, mussten zunächst die Trümmer geräumt sowie die Infrastruktur und Anlagen der Grundstoffindustrie instand gebracht werden. Die freiwillige Bereitschaft sich für die öffentlichen Aufräumarbeiten zu melden, war eher gering. Die Leute hatten genug mit ihrem Privaten zu tun. In der westlichen Besatzungszone - in der sowjetischen bereits etwas früher - wurde die arbeitsfähige Bevölkerung deshalb ab Sommer 1945 zur Pflichtarbeit herangezogen. So sollten Männer zwischen 14 und 65 Jahren und Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sich bei den zuständigen Arbeitsämtern melden. Die Behörden versuchten allerdings Frauen zu schonen und nur ledige oder sich freiwillig meldende zur Pflichtarbeit heranzuziehen (Ruhl 1988, S.39).

Trappe beschreibt das Ende der 40er Jahre als die einzige Zeit in der Geschichte und Vorgeschichte der DDR, in der Frauen von Männern als direkte Konkurrentinnen im Beruf erfahren werden konnten. So wurden Betriebe aufgefordert, Frauen an für Frauen geeignete Arbeitsplätze zu setzen und gegebenenfalls Männer dafür umzusetzen (Trappe 1995, S.50).

Aufgrund des Männermangels war es nicht allen Frauen möglich in typischen Frauenberufen, wie im Dienstleistungsgewerbe oder der Textilbranche, Arbeit zu finden. Eine Vielzahl von ihnen wurde in Männerberufe gedrängt, ohne jedoch für die gleiche Arbeitsleistung die gleiche Entlohnung zu bekommen, obwohl ihnen dies vorher zugesichert worden war. Sie arbeiteten in der Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie und auch im Bergbau. Beispielsweise als Koksfahrerinnen in Hochofenbetrieben, als Rollgangsmaschinistinnen und Löscherinnen in Walzwerken, als Bleigitterputzerinnen in Akkumulatorenfabriken, als LKW-Fahrerinnen oder Straßenbahnschaffnerinnen (Ruhl 1988, S. 40-41).

Im Jahre 1946 wurde von den Besatzungsmächten ein Gesetz zur Heranziehung der Frauen zu Bau- und Wiederaufbauarbeiten geschaffen. Nachdem das Gesetz durch Durchführungsverordnungen ergänzt worden war, sollten Frauen nicht mehr nur Schutt beseitigen und als Bauarbeiterinnen fungieren, sondern auch Baumaterialien wieder aufbereiten und herstellen, in dem sie Steine klopften und in der Zementsteinindustrie tätig waren. Diese Steine klopfenden „Trümmerfrauen“ gehörten zum Alltagsbild in der gesamtdeutschen Nachkriegszeit. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass ein großer Teil dieser Wiederaufbauarbeiten auch freiwillig geleistet wurde (Schubert 1984, S. 78). Die Arbeitsbehörden machten von Beginn an klar, dass Frauen im Baugewerbe nur auf Widerruf angestellt werden können. Darum wurden sie auch nur als Hilfsarbeiterinnen, mit entsprechend niedrigeren Löhnen eingestuft. Außerdem wurde ihnen die Ausbildung zur Facharbeiterin verwehrt. Aufgrund von mangelnder Gewerbeaufsicht wurden die Frauen von vielen Arbeitgebern in dieser Zeit ausgenutzt. Doch wehrten sich die Frauen nicht, da sie Angst um ihre Lohnvergütung hatten (Ruhl 1988, S. 41). Der Großteil der Frauen arbeitete jedoch in „typischen“ Frauenberufen, in denen sie auch vor dem Krieg schon gearbeitet hatten. So zum Beispiel in der Textilindustrie, im Warenhandel und in Verwaltungen (Ruhl 1994, S. 50-51).

Da damals noch die 48 Stunden Arbeitswoche herrschte und der Arbeitsweg im Normalfall ein bis zwei Stunden dauerte, hatte eine Frau bereits ohne Hausarbeit einen elf bis zwölf-stündigen Arbeitstag. Plus die notwendige, nicht aufschiebbare Hausarbeit wie Einkaufen, Kochen, Heizen und Waschen ergaben sich ca. 16 Stunden Arbeit (Schubert 1984, S. 295). Um die Frauen zu entlasten, wurde am 27. Juli 1948 vom nordrhein-westfälischen Landtag das „Gesetz über Freizeitgewährung für Frauen mit eigenem Hausstand“ verabschiedet. Es gab Erwerbstätigen unter bestimmten Bedingungen einen arbeitsfreien, bezahlten Wochentag im Monat, den Hausarbeitstag. Die anderen Landesparlamente verabschiedeten kurze Zeit später ähnliche Gesetze. Die Arbeitgeber beschwerten sich über die hohen Kosten und viele Frauen nahmen den Hausarbeitstag nicht wahr, aus Angst entlassen zu werden. Der Hausarbeitstag war ein lange umstrittenes Thema. Erst nach Einführung der 5-Tage-Woche und der daraus folgenden Abschaffung des Hausarbeitstages legte sich der Streit (Ruhl 1988, S. 42).

3. Gesellschaftspolitische Rolle der Frau

Das gesellschaftspolitische Bild der Frau in Ost- und Westdeutschland kann anhand der Punkte Frauenpolitik und dem gesellschaftlichen Frauenleitbild skizziert werden.

3.1 Sozialistische Frauenpolitik

Der Kerngedanke der sozialistischen Familienideologie besagt, dass mit dem Aufbau des Sozialismus auf der Grundlage der Beseitigung des Privateigentums und der Beseitigung der ungleichen Stellung der Frau in der Gesellschaft und in der Familie, „alle objektiven Bedingungen für die Schaffung und Sicherung, glücklicher Familienbeziehungen gegeben sind“ (Busch 1980, S. 73). Schon in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später in der DDR gehörte die Gleichstellung von Frauen und Männern zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen Zielen. So stand der Abbau geschlechtstypischer Ungleichheiten im Mittelpunkt vieler entsprechender politischer Maßnahmen. Frauen stellten ein dringend benötigtes Arbeitskräftepotential dar (Schneider 1994, S. 69).

Im Oktober 1949 trat die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik in Kraft und mit ihr auch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als Verfassungsprinzip. Die Gesetze, die bis dahin diesem Grundsatz noch entgegenstanden, wurden abgeschafft. Das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit sowie auf besonderen Schutz der Frauen im Arbeitsverhältnis und während der Mutterschaft wurden ebenfalls in der Verfassung verankert. Außerdem wurde die Forderung nach Errichtung von Behörden, „die es gewährleisten, dass die Frau ihre Aufgabe als Bürgerin und Schaffende mit ihren Pflichten als Frau und Mutter vereinbaren kann“ erfüllt (Trappe 1995, S. 54).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die gesellschaftspolitische Stellung der Frau in Ost- und Westdeutschland. Der Zugang zu Führungspositionen in Beruf und Politik
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: 26 Jahre nach dem Mauerfall - Sind wir ein Volk?
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
19
Katalognummer
V338975
ISBN (eBook)
9783668286221
ISBN (Buch)
9783668286238
Dateigröße
637 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
DDR, Frau, Gesellschaftliche Stellung Frau, BRD DDR Vergleich
Arbeit zitieren
Nina Eudenbach (Autor:in), 2015, Die gesellschaftspolitische Stellung der Frau in Ost- und Westdeutschland. Der Zugang zu Führungspositionen in Beruf und Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338975

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die gesellschaftspolitische Stellung der Frau in Ost- und Westdeutschland. Der Zugang zu Führungspositionen in Beruf und Politik



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden