Die Online-Inhaltsanalyse. Besonderheiten, Herausforderungen und Auswirkungen auf die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität


Hausarbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Besonderheiten der Online-Inhaltsanalyse und die daraus folgenden Herausforderungen und Schwierigkeiten
2.1 Flüchtigkeit, Dynamik und Transitorik
2.2 Medialität, Multimedialität, Multimodalität
2.3 Nonlinearität/ Hypertextualität
2.4. Reaktivität und Personalisierung
2.5 Digitalisierung, Machinenlesbarkeit

3. Auswirkungen auf die Gütekriterien
3.1 Objektivität
3.2 Reliabilität (Zuverlässigkeit)
3.3 Validität (Gültigkeit)

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1.Einleitung

Die Inhaltsanalyse erhält in dem Bereich der Kommunikations- und Medienwissenschaft die größte Aufmerksamkeit (vgl. Früh: 13f). Sie dient der „[…] systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen, meist mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte“ (Früh 2011:27).

Inferenz ist jedoch „ […] kein fester Bestandteil der Inhaltsanalyse, sondern beschreibt nur die Interpretation der inhaltsanalytischen Befunde[…]“ (Früh 2011: 133).

Durch die technologischen Entwicklungen des World Wide Web entstand eine neue Quelle, deren Inhalte mit Hilfe der Inhaltsanalyse untersucht werden können. Die zunächst nur textlastigen Websites wurden mit der Einführung des Breitbandinternetanschluss schon schnell durch grafische Elemente wie zum Beispiel Bild, Audio und Video erweitert (vgl. Welker/Wünsch/Böcking/Bock/Friedemann/Herbers/Isermann/Knieper/Meier/Pentzold/Schweitzer2010: 13 [im Folgenden: Welker/Wünsch/Böcking et al.], Rössler/Wirth 2001: 280).

„Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Internets im Alltag von Mediennutzern und damit auch der Bedeutung der Internetinhalten ausgehenden Wirkungen wird die Frage, ob und wie diese Inhalte methodisch sauber analysiert werden können, in den letzten Jahren verstärkt diskutiert“ (Rüf/Böcking/Kummer 2010: 313).

Die Analyse von Online-Angeboten setzt also voraus, dass man sich über die Problematik, die bei der Analyse von Online-Inhalten auftritt bewusst wird. Diese Thematik habe ich mir zum Anlass genommen, um meine Hausarbeit in dem Modul „Methodologie“ zu verfassen.

In der folgenden Ausführung erläutere ich die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die das Analysieren von Online-Inhalten mit sich bringt.

In diesem ersten Teil gehe ich auf die Flüchtigkeit/Dynamik/Transitorik, die Medialität/Multimedialität/Multimodalität, die Nonlinearität/Hypertextualität, die Reaktivität/Personalisierung und die Digitalisierung/Maschinenlesbarkeit ein.

Im Anschluss werden die Qualitätsanforderungen an eine Online-Inhaltsanalyse betrachtet, indem ich einige Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Gütekriterien aufzeige. Zum Schluss behandele ich in einem Fazit die Chancen der Online-Inhaltsanalyse und gebe einen Ausblick, welche Bedeutung die Online-Inhaltsanalyse in Zukunft haben kann.

2. Besonderheiten der Online-Inhaltsanalyse und die daraus folgenden Herausforderungen und Schwierigkeiten

Während der Vorgehensweise bei der Analyse von Online-Inhalten ergeben sich einige neue Problematiken, die bei der Untersuchung von Inhalten in Büchern und Zeitschriften nicht auftreten.(vgl. Früh 2011: 286).

„ […] Die Inhalte des World Wide Web erweisen sich für die Inhaltsanalyse als interessante, aber gleichzeitig schwierig zu fassende Untersuchungsobjekte“ (Rössler 2010: 68).

Wie diese Besonderheiten zunächst hemmend sind bei der Analyse der Online-Inhalte und welche Merkmale durch die Digitalisierung der In halte neu sind erläutere ich im Folgenden.

2.1 Flüchtigkeit, Dynamik und Transitorik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anhand dieser Grafik, die von dem Jahr 2000 bis zu dem Jahr 2014 die Anzahl der Websites im Internet zeigt, lässt sich der dynamische Wachstum des World Wide Web erkennen. Im Jahre 2000 lag die Anzahl der Websites bei rund 17 Millionen, während diese bis zum Jahr 2014 auf etwa 969 Millionen anstieg (Anstieg auf das 57- fache) (siehe Statistik). Daraus folgt, dass „Online-Inhalte […] kontinuierlich neu erstellt, verändert oder gelöscht [werden]“ (Welker/Wünsch/Böcking et al. 2010: 11). Daraus ergibt sich die Frage nach der Definition einer neuen Website: Bei welcher Veränderung handelt es sich um einen neuen Inhalt ? (vgl. Meier/Wünsch/Pentzold/Welker 2010: 109).

Einhergehend mit diesen Eigenschaften treten Problematiken auf, wie zum Beispiel die Erfassung der Grundgesamtheit. Daraus folgt, dass dieGrundgesamtheit immer nur über einen kurzen Zeitraum vorhanden ist (vgl. Meier/Wünsch/Pentzold/Welker 2010: 109).

„ Es werden daher häufig Suchmaschinen zu der […] [Ermittlung der Grundgesamtheit] herangezogen, da diese vermeintlich das gesamte Internet nach Inhalten durchforsten und zudem die Mehrheit der normalen Internetnutzer diesen Weg ebenfalls für ihre Angebotssuche wählt“ (Rössler 2010: 68).

Zu beachten ist, dass Suchmaschinen auf unbekannte Algorithmen zurückgreifen und die Kriterien der Suchergebnisse somit nicht transparent sind (vgl. Rössler 2010: 68). Kriterium für ein höheres Ranking bei den Suchergebnissen können zum Beispiel Verlinkungen sein (vgl. Rössler 2010: 68). Somit besteht die Gefahr, „ […] dass die Ergebnisse eher auf populäreSeiten verweisen und weniger bekannte, doch für das Analysenziel eventuell genau so wichtige Angebote ausklammern“ (Rössler 2010: 69).

Die Flüchtigkeit, Transitorik und Dynamik führt auch zu Problemen bei der Archivierung von Online-Inhalten. Ein Problem ist, dass „[…] oft nicht nachprüfbar [ist], wie lange ein Angebot bereits in der aktuellen Form besteht, d.h. wann genau es erstellt bzw. überarbeitet wurde“ (Rössler 2010: 69). Zudem ist es nicht ersichtlich wo die Inhalte ihren Ursprung haben (Rössler 2010: 69). Zur Lösung der Archivierung tragen sogernannte „Spider“ oder auch „Crawler“ bei, „ […] die ein Abbild der Internetseite auf der Festplatte ablegen“ (Rössler 2010: 70). Ein Nachteil dieser Form der Archivierung ist, dass zum Beispiel Bilder, die auf einer Website als „Flash-Datei“ eingebunden sind oft nur als Verlinkung hinterlegt werden, da „die tatsächlichen Bilddateien meist in Datenbanken abgespeichert und anschließend nur verlinkt werden“ (Bock/Isermann/Knieper 2010: 227). Zusätzlich benötigen diese Verfahren der Archivierung eine hohe „Speicherkapazität“ (vgl. Rössler 2010: 70). Zusätzlich ist die Möglichkeit der Archivierung von Online-Inhalten rechtlich betrachtet eingeschränkt, da es durch das Speichern der Inhalte zu „Copyright-Verletzungen“ kommt (vgl. Bock/Isermann/Knieper 2010: 227f).

2.2 Medialität, Multimedialität, Multimodalität

Durch die Erweiterung visueller und auditiver Inhalte bei Online-Angeboten sind neue Untersuchungsobjekte entstanden (vgl.Welker/Wünsch/Böcking et al. 2010: 13). Solche visuellen und auditiven Inhalte können zum Beispiel „ […] Navigationselemente, Grafiken, Musik, Geräusche und Filme […]“ sein (Rössler 2010: 90).

„Diese Multimedialität des World Wide Web stellt die Inhaltsanalyse vor besondere Herausforderungen: zum einen, weil der komplexe Prozess der Rezeption und Wirkung von visuellen Inhalten die Analyse erschwert, und zum anderen, wenn verschiedenste Effekte des Zusammenwirkens der unterschiedlichen Medien und die weiteren Charakteristika des WWW in die Inhaltsanalyse einfließen müssen […]“ (Welker/Wünsch/Böcking et al. 2010: 13).

Dazu ist es zunächst sehr wichtig die „Analyseeinheiten“ zu bestimmen (Bock/Isermann/Knieper 2010: 228). Die neuen Merkmale der Online-Inhalte führen bei der Analyse zu der Frage nach der Bedeutung der einzelnen Elemente für die Gesamtheit des Angebots. Das bedeutet zu untersuchen, welche Gewichtung visuelle und auditive Inhalten im Vergleich zu den Textanteilen haben. (vgl. Rössler/Wirth 2001: 282) Die spezifische Gewichtung der einzelnen „Untersuchungsobjekten“ hängt u.a. von der „Forschungsfrage“ ab (vgl. Rössler (2010) Seite 91).

Da der Aufbau der verschiedenen Websites sich stark unterscheidet, sollte zuerst eine „Strukturanalyse“ durchgeführt werden (vgl. Rössler 2010: 90). In dieser „[…] wird jedes einzelne Objekt anhand bestimmter Kriterien definiert“ (Rössler 2010: 91).

Der „ […] Umgang mit den unzähligen Darstellungsmöglichkeiten […]“ muss somit für jede Inhaltsanalyse neu angepasst sein (vgl. Rössler 2010: 90). Es ist wichtig, dass „Codebücher […] sehr sorgfältig die einzelnen Darstellungsformen und -modalitäten unterscheiden“ (Rössler/Wirth 2001:282). Fehlende Genauigkeit kann hier zur Folge haben, dass wichtige Inhalte bei der Analyse verloren gehen (Rössler/Wirth 2001: 282).

Gerade das Analysieren von Bildmaterial ist sehr aufwändig. Betrachtet werden muss nicht nur die Anordnung des Bildes auf der Website, sondern auch Faktoren wie zum Beispiel die Kameraeinstellungen („Brennweite“, „Perspektive“, „Lichtquelle“, „Einstellungsgröße“, „Format“, „Bildaufteilung“, „Bildausschnitt“). Nur dann ist es möglich zu einem möglichst genauen Analysenergebnis zu gelangen (vgl. Bock/Isermann/Knieper 2010: 230).

„Die genannten formalen Parameter von Fotos sind im Rahmen einer Inhaltsanalyse insbesondere relevant bei der Ableitung von Kategorien für die anschließende Codierung“ (Bock/Isermann/Knieper 2010: 230).

Zusätzlich bei der Codierung dieser Aspekte muss eine „Bedeutungszuweisung“ ergänzt werden. Zum Beispiel symbolisiert eine Person, die „ […] Nah in leichter Untersicht“ aufgenommen wurde nach der „Bildwissenschaft […] Stärke und Einfluss“ (Bock/Isermann/Knieper 2010: 230). Dieser Teil der Analyse benötigt gut ausgebildete Codierer, um „ […]intersubjetiv vergleichbare Ergebnisse zu erhalten“ (Bock/Isermann/Knieper 2010: 231). Insgesamt lässt sich sagen, dass oft „ […] abhängig vom jeweiligen kulturellen Hintergrund rezipiert und decodiert [wird]“ (Bock/Isermann/Knieper 2010: 233). Die Lösung zu diesem Problem ist ein detailreiches genaues „Codebuch“ (vgl. Bock/Isermann/Knieper 2010: 234).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Online-Inhaltsanalyse. Besonderheiten, Herausforderungen und Auswirkungen auf die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität
Hochschule
Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft
Veranstaltung
Methodologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V338643
ISBN (eBook)
9783668327238
ISBN (Buch)
9783668327245
Dateigröße
647 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
An der Hochschule für Medien Kommunikation und Wirtschaft besuchte ich die Veranstaltung "Methodologie" bei dem geschätzten Prof. Dr. habil. Martin W. Er selber hat das Thema der Online-Inhaltsanalyse umfassend betrachtet. Im Zuge dessen ist er Herausgeber von dem Buch "Die Online-Inhaltsanalyse", dieses von der DGOF (Deutsche Gesellschaft für Online Forschung) veröffentlicht wurde. Ich habe mich mit dieser und verwandter Literatur beschäftigt, um meine Hausarbeit zu verfassen. Die Thematik gewinnt aufgrund der Digitalisierung immer höhere Bedeutung und ist unumgänglich für die Forschung.
Schlagworte
Online-Inhaltsanalyse, Methodologie, Maschinenlesbarkeit, Flüchtigkeit Dynamik Transitorik, Personalisierung Reaktiviert, Gütekriterien bei Online Inhalten, Analysieren von Online Inhalten, Computer unterstützte Inhaltsanalyse, Multimedialität Multimodalität, Hypertextualität, Digitalisierung, Inhaltsanalyse, Reliabilität Validität Objektivität bei der Inhaltsanalyse, Analysieren digitaler Daten
Arbeit zitieren
Lisa-Marie Gormanns (Autor:in), 2016, Die Online-Inhaltsanalyse. Besonderheiten, Herausforderungen und Auswirkungen auf die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338643

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