Beraten will gelernt sein. Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie


Masterarbeit, 2015

100 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Abstract

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Fragestellung und Zielsetzung
1.3 Methodik
1.4 Aufbau und Gliederung

2 Theoretischer Rahmen
2.1 Definitorische Begriffserklärung der Beratung
2.2 Theoretische Ansätze der Beratung
2.2.1 Personenzentrierter Ansatz
2.2.2 Kooperativer Ansatz
2.2.3 Lösungsorientierter Ansatz
2.2.4 Systemischer Ansatz
2.2.5 Beratungsansätze als Grundlage für die Beratung
2.3 Berufsspezifische Handlungen
2.3.1 Beratung als ein diätologischer Handlungsschwerpunkt
2.3.2 Professionelles Beraten
2.3.3 Beratungsprozess
2.3.4 Resümee des diätologischen Handelns
2.4 Beratungskompetenzen
2.4.1 Fachlich-methodische Kompetenzen
2.4.2 Sozialkommunikative Kompetenzen und Selbstkompetenzen
2.4.3 Beratungstechniken
2.4.4 Grundhaltungen des therapeutischen Beratens
2.4.5 Fähigkeit zum Aufbau einer Beziehungsebene
2.4.6 Übersicht der diätologischen Beratungskompetenzen

3 Hochschuldidaktische Empfehlungen
3.1 Konstruktivistischer Ansatz und Neurodidaktik
3.2 Zielorientierung in der Hochschuldidaktik
3.3 Orientierung an den Taxonomie-Stufen
3.4 Transfer des Wissens
3.5 Handlungsorientierte Didaktik
3.6 Praxisdimension
3.7 Constructive Alignment
3.8 Überblick der hochschuldidaktischen Empfehlungen

4 Diskussion und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kurzfassung

Im Bachelor-Studiengang Diätologie repräsentieren die Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen das zentrale Bildungsziel. Dies spiegelt sich im Berufsbild der Diätologin und des Diätologen wider. Im berufsspezifischen Bereich werden die diätologischen Interventionen zur Behandlung und Betreuung der Klientel umgesetzt. Die diätologischen Interventionen sind in den diätologischen Prozess eingebettet und beinhalten die Durchführung der Ernährungstherapien, der ernährungsmedizinischen Beratungen und von Schulungen. Ziel dieser Masterarbeit ist es, die Beratungskompetenzen im Rahmen des Bachelor-Studienganges Diätologie zu konkretisieren und zu beschreiben. Unter Berücksichtigung des Berner Modells für professionelle Kommunikation in Gesundheitsberufen existieren derzeit keine didaktischen und methodologisch begründeten Modelle und Konzepte zum Aufbau und zur Entwicklung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie. Diesbezüglich wird das Ziel verfolgt, hochschuldidaktische Empfehlungen für den Aufbau eines Beratungskompetenzmodells zu formulieren. An die literarischen Quellen wurde der Anspruch erhoben, dass diese den derzeitigen Stand der Forschung repräsentieren. Ältere Literaturquellen wurden dann herangezogen, wenn diese eine Allgemeingültigkeit bis zum heutigen Stand vertreten. Hierbei wurden die Recherchemethoden kombiniert. Die Konkretisierung der Beratungskompetenzen gründet sich auf den gesetzlichen und curricularen Rahmen unter Verwendung einschlägiger Fachliteratur. Daraus ableitend bestehen die Beratungskompetenzen aus fachlich-methodischen Kompetenzen, sozialkommunikativen Kompetenzen und Selbstkompetenzen. Das Fachwissen, die Beratungsfähigkeiten und -fertigkeiten sind integrative Bestandteile der Beratungskompetenzen. Die hochschuldidaktischen Empfehlungen zum Aufbau des Beratungskompetenzmodells im Bachelor-Studiengang Diätologie beruhen auf dem konstruktivistischen Ansatz und auf den neurodidaktischen Erkenntnissen, die im Rahmen der vermittlungs- und handlungsorientierten Didaktik und des Konzeptes „Constructive Alignment“ erarbeitet wurden. Die hochschuldidaktischen Empfehlungen können zum Aufbau eines Beratungskompetenzmodells zur Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie herangezogen werden. Um die Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen der Studierenden zu fördern, bedarf es der Integration des Beratungskompetenzmodells in die Bachelor-Studiengänge der Diätologie.

Schlüsselwörter: Beratung, Beratungskompetenzen, Diätologie, hochschuldidaktische Empfehlungen.

Abstract

In the bachelor's degree program Dietetics, the development, expansion and deepening of counseling skills represent the central educational target. This is reflected in the job description of dieticians and nutritionists. In the job-related area, the dietetic interventions for the treatment and care of the clientele are implemented. The dietetic interventions are embedded in the dietetic process and involve the implementation of nutrition therapies, nutritional medicine consultation and training. The aim of this thesis is to specify and describe the counseling skills within the bachelor's degree program Dietetics. Considering the Berner model for professional communication in health professions, there are currently no didactic and methodologically justified models and concepts for building up and developing counseling skills in the bachelor's degree program Dietetics. Regarding this lack of scientific data, the pursued objective is framing recommendations for principles of teaching in a university context. Based on the underlying limitation of topics, research methods were combined. An essential requirement regarding the literary sources was that they are representative of the current state of research. Older sources were only used, if they represented universality to the present state. The concretization of the counseling skills is based on the legal and curricular framework in the relevant literature. Deriving from that, the counseling skills consist of technical and methodological skills, social communication skills and personal skills. Expert knowledge, consulting skills and proficiencies are integral components of counseling competence. The recommendations for setting up a consultation competence model in the bachelor's degree program Dietetics are based on the constructivist approach and neuro didactic findings. These findings were developed in the context of mediating and action-oriented teaching as well as the concept of constructive alignment. The university didactical recommendations can be used to build a consulting competency model for the development, expansion and deepening of counseling skills in the bachelor's degree program Dietetics. In order to promote the development, expansion and deepening of students’ counseling skills, we need to integrate the consultancy competence model in the bachelor's degree program Dietetics.

Keywords: Consultancy, consultation expertise, dietetic, university didactical recommendations.

Danksagung

An der Fachhochschule für Gesundheitsberufe im Studienzweig Hochschuldidaktik habe ich mich an Erfahrungen und an umfangreichem Wissen bereichern dürfen. Diesbezüglich möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die mich während dieser Zeit begleitet und unterstützt haben.

Im Zuge dieser Arbeit möchte ich meiner Familie ein großes Dankeschön aussprechen für die hilfreiche Unterstützung und für die motivierenden Gespräche.

Zudem möchte ich mich bei Freundinnen und Freunden bedanken, die mir viel Kraft gegeben haben während der arbeitsintensiven Studienzeit. Ein besonderer Dank gilt Michael Raible, Michaela und Simon Dettling, die meine Arbeit Korrektur gelesen haben.

Meiner Betreuerin Frau MMag.a Dr.in Olivia Vrabl möchte ich danken, dass Sie sich meines Themas angenommen hat. Hervorheben möchte ich die unkomplizierte und hilfreiche Zusammenarbeit in der Betreuungsphase.

Insbesondere möchte ich der Studiengangsleitung Frau Mag.a Roswitha Mayr für die Unterstützung während der Betreuungsphase herzlich danken.

Ein großes Dankeschön gilt auch all den Studienkolleginnen und Studienkollegen für die unvergessliche Studienzeit.

1 Einleitung

Professionelles Beraten will gelernt sein. In den Bachelor-Studiengängen der Diätologie werden die angehenden Absolventinnen und Absolventen auf das entsprechende Berufsbild und auf die fachspezifischen Berufsanforderungen hin ausgebildet. Diese ist gekennzeichnet durch die Entwicklung, Erweiterung und Förderung der sozialkommunikativen Kompetenzen, der Sozialkompetenzen, der fachlich- methodischen Kompetenzen und der wissenschaftlichen Kompetenzen (vgl. § 2 Abs. FH-MTD-AV). Die Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der angeführten Kompetenzfelder werden im Rahmen der 6-semestrigen Ausbildung in den Bachelor-Studiengängen Diätologie gewährleistet. Dies bildet die Grundlage für das Erlangen der Berufsberechtigung, Klientinnen und Klienten ernährungsmedizinisch zu betreuen, zu beraten wie auch zu behandeln (vgl. HOFBAUER u.a. 2011, S. 19). Im künftigen Berufsalltag müssen sich die Absolventinnen und Absolventen mit komplexen Situationen auseinandersetzen, die hohe Anforderungen an das berufliche Handeln stellen (vgl. HEYSE/GIGER 2015, S. 454). Dabei spiegelt sich die Notwendigkeit der Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im beruflichen Schwerpunkt in der Diätologie wider. Dies zeigt sich in den veröffentlichten Inhalten der FACHHOCHSCHULE FÜR GESUNDHEITSBERUFE OBERÖSTERREICHS GMBH (FH Gesundheitsberufe OÖ GmbH) (vgl. 2015a, Diätologie/Berufsbild) über das Berufsbild der Diätologin und des Diätologen.

Ein wesentlicher Handlungsschwerpunkt der Diätologin bzw. des Diätologen sind das Planen und Durchführen der ernährungsmedizinischen Beratungen. Daraus resultiert ein besonderer Stellenwert im Kontext des Aufbaus und der Festigung der Beratungskompetenzen. Die Aneignung der Beratungskompetenzen zu fördern, zu unterstützen wie auch zu sichern stellt eine besondere Herausforderung dar (vgl. DIVIANI u.a. 2012, S. 5). Methodologische und didaktische Konzeptionen können Umsetzungsmöglichkeiten in der Hochschullehre bieten. Aufgrund dessen wurde eine intensive Literaturrecherche nach methodologischen und didaktischen Konzepten, Modellen und Theorien im Kontext des Erwerbs der Beratungskompetenzen im fachspezifischen Bereich der Diätologie vorgenommen. Diese Literaturrecherche ergab, dass einschlägige Fachliterurbezüge und Dissertationen in der Fachdisziplin Diätologie nur rar zu finden sind.

Im Zuge dessen konnte ein preisgekröntes Modell zur Erweiterung und Vertiefung der kommunikativen Kompetenzen herangezogen werden. Das didaktisch und methodologisch aufgebaute Kommunikationsmodell wurde von der Berner Fachhochschule im Fachbereich Gesundheit erarbeitet. Das sogenannte Berner Modell für professionelle Kommunikation in Gesundheitsberufen wurde zur Umsetzung in der Lehre und Weiterbildung im Fachbereich Gesundheit konzipiert. Die Autorenschaft hat sich in der interdisziplinären Zusammenarbeit der besonderen Herausforderung gestellt, ein Modell zur Erweiterung und Vertiefung der kommunikativen Kompetenzen zu erarbeiten. Neben den Gesundheitsberufen Hebamme, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege wurde dieses spezifische Modell auch für die Fachdisziplin Diätetik und Ernährung entwickelt (vgl. DIVIANI u.a. 2012, S. 1 ff.).

Allerdings erfordert eine bewusste Förderung der Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung methodische und didaktische Überlegungen (vgl. DIVIANI u.a. 2012, S. 5). Diese zielen auf eine handlungsorientierte Didaktik ab. PFÄFFLI (vgl. 2005, S. 59) beschreibt das Anstreben einer handlungs- und praxisorientierten Lehre im unmittelbaren Bezug zur beruflichen Praxis als erforderlich. In Berufspraktika und in der praxisorientierten Lehre wird die Verzahnung des bereits erworbenen Wissens in die Praxis transferiert. Zur intensiven Verknüpfung des theoretischen Wissens mit der Praxis werden realitätsnahe Situationen benötigt (vgl. HEYSE/GIGER 2015, S. 441). Das übergeordnete Ziel des Bachelor- Studiengangs Diätologie ist es, den Studierenden eine Ausbildung zu bieten, die sich auf wissenschaftlich basierte Kenntnisse gründet und die Verknüpfung mit der Praxis ermöglicht. Die FH GESUNDHEITSBERUFE OÖ GMBH (2015c, Diätologie/Studiengang) wirbt mit einem adäquaten Verhältnis zwischen Wissenschaftlichkeit, Praxisbezug und Theorie. Eine modulare Übersicht stellt die einzelnen Semester und die beruflichen Handlungskompetenzen des Bachelor-Studienganges exemplarisch dar.

1.1 Problemstellung und Relevanz

Der Bachelor-Studiengang Diätologie ist gekennzeichnet durch den Erwerb sozialkommunikativer Kompetenzen, von Sozialkompetenzen, fachlich-methodischer sowie wissenschaftlicher Kompetenzen. Dies umfasst die beruflichen Handlungskompetenzen (vgl. § 2 FH-MTD-AV). In Anlehnung an den angeführten Kompetenzerwerb, welcher im Curriculum des Bachelor-Studienganges Diätologie beschrieben wird, bilden die Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen einen wesentlichen Schwerpunkt (vgl. FH GESUNDHEITSBERUFE OÖ GMBH 2015b, Diätologie/Modulplan/Curriculum/LVA). Eine genaue Differenzierung zwischen den beruflichen Handlungskompetenzen und den Beratungskompetenzen im beruflichen Bereich der Diätologie wurde bis heute Stand nicht wissenschaftlich geprüft. Einschlägige Fachliteraturbezüge über Beratungskompetenzen, die im Bezug zu Fachtermini der Diätologie stehen, sind nicht ausreichend genug gegeben, um die Beratungskompetenzen eindeutig zu unterscheiden. Daraus folgt die Notwendigkeit, die Beratungskompetenzen aus den Handlungskompetenzen zu erfassen. In der Beschreibung des Berufsbildes der Diätologin bzw. des Diätologen wird deutlich, dass das Durchführen der diätologischen Interventionen einen beruflichen Schwerpunkt darstellt. Klientinnen und Klienten ernährungstherapeutisch zu beraten und betreuen setzt die Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen voraus (vgl. FH GESUNDHEITSBERUFE OÖ GMBH 2015a, Diätologie/Berufsbild).

In Österreich existiert kein didaktisch und methodologisch aufgebautes Modell zur Erweiterung, Vertiefung und Entwicklung der Beratungskompetenzen. Daraus entspringt die Folgerung, dass Empfehlungen zum Aufbau des Beratungskompetenzmodells durch theoriegeleitete wie auch evidenzbasierte Bezüge formuliert werden. Der curriculare Rahmen bestimmt die Grundstrukturen im Aufbau des Bachelor-Studienganges der Diätologie. Die Lehrveranstaltungen zu den Modulen Kommunikation und Beratungstechnik werden an der FH JOANNEUM GMBH (vgl. 2015, Diätologie/Studienplan) gehalten. Im Vergleich dazu werden an der FH GESUNDHEITSBERUFE OÖ GMBH (vgl. 2015b, Diätologie/Modulplan/Curriculum/LVA) die Beratungskompetenzen im Rahmen der Module Kommunikation, Kooperation, Ernährungskommunikation und angewandte Ernährungsberatung vermittelt. Die aufgezeigten Inhalte dieser Module beschreiben nicht den methodischen Zugang und die didaktische Umsetzung der modularen Inhalte hinsichtlich der Entwicklung, der Erweiterung und der Vertiefung der Beratungskompetenzen. Die FH CAMPUS WIEN (vgl. 2015, Diätologie) benennt die Lehr- und Lernmethoden im Rahmen des Moduls Beratungstechnik, die im Bachelor- Studiengang Diätologie zum Erwerb der Beratungskompetenzen umgesetzt werden. Daraus kann die Folgerung gezogen werden, dass die jeweiligen Ausbildungsstätten selbst das methodologisch-didaktische Vorgehen individuell zu entwickeln und zu entscheiden haben.

1.2 Fragestellung und Zielsetzung

Auf Grundlage der Problemstellung und des Forschungsstandes werden folgende Forschungsfragen und Zielsetzungen formuliert.

- Welche Beratungskompetenzen werden im Rahmen des Bachelor-Studienganges Diätologie erweitert, entwickelt und vertieft?

- Welche hochschuldidaktischen Empfehlungen sind beim Aufbau eines Beratungskompetenzmodells im Bachelor-Studiengang Diätologie zu berücksichtigen?

Ziel dieser Arbeit ist es, die Beratungskompetenzen einer Diätologin bzw. eines Diätologen zu erfassen und zu konkretisieren. Dies führt zur intensiven Auseinandersetzung mit den beruflichen Beratungskompetenzen in Bezug auf den Bachelor-Studiengang Diätologie. Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, hochschuldidaktische Empfehlungen für die Konstruktion eines Beratungskompetenzmodells zu formulieren. Die hochschuldidaktischen Empfehlungen richten sich auf die Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen. In die Formulierung und Zusammenstellung der hochschuldidaktischen Empfehlungen fließen aktuelle und wissenschaftlich begründete didaktische Ansätze und methodische Zugänge ein. Die hochschuldidaktischen Empfehlungen stellen eine Grundlage dar für den Aufbau eines Beratungskompetenzmodells der Bachelor-Studiengänge im fachspezifischen Bereich der Diätologie.

1.3 Methodik

Die Literaturrecherche erfolgte in nationalen wie auch internationalen Online-Datenbanken und nationalen Bibliotheken. Die Online-Datenbanken „Google Scholar“ und „PubMed“ wurden dabei herangezogen. Die Handsuche fand in den Bibliotheken der Johannes Kepler Universität statt, in der Hauptbibliothek wie auch in den Fachbibliotheken. Des Weiteren wurde die Literaturrecherche in der Landesbibliothek Linz wie auch in der Bibliothek des Master-Lehrganges Hochschuldidaktik für Gesundheitsberufe an der Fachhochschule Gesundheitsberufe OÖ der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz durchgeführt. Die elektronischen Zeitschriften der Bibliothek der Fachhochschule für Gesundheitsberufe Oberösterreich wurden zur Erarbeitung der wissenschaftlichen Arbeit herangezogen. Zudem unterstützt die Fachhochschule Bern die Literaturrecherche durch die Freigabe der aktuell betriebenen Forschung und durch weiterführende Informationen. An die literarischen Quellen wurde der Anspruch erhoben, dass diese den derzeitigen Stand der Forschung repräsentieren. Ältere Literaturquellen wurden dann herangezogen, wenn diese eine Allgemeingültigkeit bis zum heutigen Stand vertreten.

Die Recherchemethoden wurden kombiniert aus der systematischen Literaturrecherche, der Schneeballsystematik wie auch der vorwärts gerichteten Literatursuche. Zur Literaturrecherche wurden die Schlüsselwörter Beratung, Beratungskompetenzen, Kompetenzen, Diätologie, Methodik, Didaktik und Hochschuldidaktik verwendet. Für die Konzeption des theoretischen Rahmens wurde Bezug genommen auf die FH-MTD- AUSBILDUNGSVERORDNUNG (vgl. § 2 Abs. FH-MTD-AV), das Curriculum des BACHELOR- STUDIENGANGES DIÄTOLOGIE (vgl. 2015b, Diätologie/Modulplan/Curriculum/LVA) sowie auf das Bundesgesetz über die Regelung der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD-GESETZ 2015 § 2 Abs. 4). Durch die Themeneingrenzung wurde nach Literaturbezügen gesucht, die die Beratungsansätze, Beratungsprozesse und das professionelle Beraten im diätologischen Kontext repräsentieren. Hierbei wurde einschlägige Fachliteratur herangezogen, die eine Verknüpfung mit dem fachspezifischen Bereich der Diätologie aufweist. Aus den literarischen Schriftwerken, Dissertationen und Publikationen wurden die hochschuldidaktischen Empfehlungen für die Konzeption des Beratungskompetenzmodells herausgearbeitet.

1.4 Aufbau und Gliederung

Der Fokus dieser Arbeit richtet sich auf zwei grundlegende Thematiken. Einerseits befasst sich diese Arbeit mit der Konkretisierung der Beratungskompetenzen, die im berufsspezifischen Bereich der Diätologie benötigt werden. Andererseits werden hochschuldidaktische Empfehlungen erarbeitet, die sich auf die Konzeption eines Beratungskompetenzmodells beziehen. Der Aufbau und die Gliederung der Arbeit werden im Zuge dessen vorgestellt.

Das zweite Kapitel beinhaltet den theoretischen Rahmen, beginnend mit der definitorischen Begriffserklärung der therapeutischen und pädagogischen Beratung. Die Operationalisierung der Beratung im therapeutischen und pädagogischen Sinn lässt eine direkte Verbindung zur Beratung im diätologischen Feld zu. Anhand der verschiedenen Erörterungen und Beschreibungen der therapeutischen und pädagogischen Beratung wurde eine Auflistung von Charakteristika konzipiert. Mit diesen Charakteristika wird Bezug genommen auf das professionelle Beraten im fachspezifischen Bereich der Diätologie.

Anschließend werden theoretische Ansätze der Beratung angeführt. Eine Verbindung wird zwischen den theoretischen Beratungsansätzen und der therapeutischen Beratung der Gesundheitsberufe hergestellt. Von den theoretischen Beratungsansätzen werden der personenzentrierte, der kooperative, der lösungsorientierte wie auch der systematische Ansatz beschrieben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Übertragungen aus den theoretischen Beratungsansätzen fließen in den klientenzentrierten Beratungsansatz mit ein. In dieser Arbeit wird besonderes Augenmerk auf den klientenzentrierten Beratungsansatz gelegt, da dies die Klientenzentriertheit in der Umsetzung der diätologischen Interventionen repräsentiert.

Im darauffolgenden Kapitel liegt der Fokus auf dem Handlungsschwerpunkt der diätologischen Interventionen. Zu Beginn wird das Berufsbild der Diätologinnen und der Diätologen beschrieben. Eine detailliertere Beschreibung des diätologischen Handelns wird anhand der Abläufe des diätologischen Prozesses erörtert und aufgezeigt. Die Beschreibungen und Darbietungen der diätologischen Handlungen verdeutlichen den Handlungsschwerpunkt in der Tätigkeit von Diätologinnen und Diätologen. Zusammenfassend stellen die diätologischen Interventionen, die Ernährungsberatung, die Ernährungstherapie wie auch die Schulungen den diätologischen Handlungsschwerpunkt dar. Hierfür wurde eine Abgrenzung der Ernährungsberatung von der ernährungsmedizinischen Beratung und der Ernährungstherapie vorgenommen. Dezidiert wurden die Ernährungsberatung, die ernährungsmedizinische Beratung wie auch die Ernährungstherapie konkretisiert. Im Rahmen dieses Kapitels wird das professionelle

Beraten aufgegriffen. Dieses beinhaltet die Charakteristika der definierten und erörterten Beratungen. Anschließend wird auf den Beratungsprozess Bezug genommen. Das therapeutische Beraten offeriert eine Varianz an möglichen Beratungsprozessen. Da das Durchführen einer Beratung von Ablaufstufen gekennzeichnet ist, wurde ein Beratungsprozess gewählt, der eine geeignete Übereinstimmung mit den inhaltlichen Abläufen einer Ernährungsberatung bzw. einer ernährungsmedizinischen Beratung aufweist.

Das folgende Kapitel stellt einen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit dar. Die Beratungskompetenzen einer Diätologin bzw. eines Diätologen werden durch eine literarische Erarbeitung erfasst. Auf Grundlage ausgewählter Literaturbezüge wird zunächst der Begriff Kompetenz erörtert und beschrieben. Die übergeordnete Position der Beratungskompetenzen wird aus dem Zusammenschluss von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten erarbeitet. Auf Grundlage dieser Vorarbeit werden im Hinblick auf die Beratungskompetenzen das dafür notwendige fachliche Wissen, die Beratungsfähigkeiten und -fertigkeiten dargelegt. Anhand der FH-MTD-Ausbildungsverordnung, des Curriculums des Bachelor-Studienganges Diätologie sowie auf Grundlage von einschlägigen Publikationen und Literaturbezügen werden die Beratungskompetenzen herausgegriffen und beschrieben. Die schriftliche Erarbeitung der Beratungskompetenzen wird unter den Kompetenzfeldern strukturiert dargestellt. Zusammengefasst werden die Kompetenzfelder der Beratungskompetenzen belegt. Die Beratungstechniken und -fertigkeiten, die Grundhaltungen des therapeutischen Beratens wie auch die Fähigkeit zum Aufbau einer Beziehungsebene vervollständigen das umfassende Bild der Beratungskompetenzen im fachspezifischen Bereich der Diätologie. Im Anschluss bieten Abbildungen und Tabellen eine objektive Zusammenfassung der Beratungskompetenzen.

Das dritte Hauptkapitel beinhaltet die Erarbeitung der hochschuldidaktischen Empfehlungen zum Aufbau eines Beratungskompetenzmodells. Die theoretische Grundlage bilden der konstruktivistische Ansatz und die Neurodidaktik in der Erarbeitung der hochschuldidaktischen Empfehlungen. Zu Beginn wird die Zielorientierung in der Hochschullehre im Bezug zu den Kompetenzzielen beschrieben und erarbeitet. Zum Aufbau und zur Entwicklung der fachlich-methodischen Kompetenzen werden die Taxonomie-Stufen herangezogen. Überleitend werden Bedingungen beschrieben, die den Theorie-Praxis-Transfer im Rahmen des Bachelor-Studienganges Diätologie fördern können. Zur Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen werden die Lehr-Lern-Formen sowohl der vermittlungsorientierten als auch der handlungsorientierten Didaktik beschrieben, die den Praxisbezug herstellen können. Im Anschluss werden die Praxisdimensionen der konstruierten, simulierten und echten Praxis beschrieben und exemplarisch werden Lehr-Lern-Formen der vermittlungs- und handlungsorientierten der Praxisdimensionen zugeordnet. Das Konzept „Constructive Alignment“ und die involvierten Elemente werden dezidiert beschrieben. Im Zuge dessen wird das Konzept „Constructive Alignment“ im Rahmen der Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie übertragen. Abschließend werden die hochschuldidaktischen Empfehlungen zusammengefasst, die im dritten Kapitel erarbeitet und begründet wurden. Eine Diskussion und ein Ausblick runden diese Masterarbeit ab.

2 Theoretischer Rahmen

Der theoretische Rahmen umfasst die grundlegenden Begriffsdefinitionen der Beratung, die Beratungsansätze sowie die Themen der berufsspezifischen Handlungen in der Diätologie. Überleitend werden die Beratungskompetenzen angeführt und beschrieben.

2.1 Definitorische Begriffserklärung der Beratung

Die Beratung verfügt in der Pädagogik und in der Psychologie über eine lange Tradition. Beratung wird von KRÜGER und HELSPER (vgl. 2010, S. 132) als personenbezogene Dienstleistung bezeichnet, die durch die Vermittlung fachlichen Wissens gekennzeichnet ist. Abgeleitet davon ist die Durchführung der ernährungsmedizinischen Beratung eine Dienstleistung, da das Durchführen einer ernährungsmedizinischen Beratung mit der Vermittlung fachlichen Wissens einhergeht. Diesbezüglich werden die definitorischen Begriffserklärungen angeführt, die im Zusammenhang mit der ernährungsmedizinischen Beratung gesehen werden können. Definitorische Beschreibungen des Begriffes Beratung lassen sich in einer Vielzahl an Literaturbezügen finden. Die Begriffsdefinition von DIETRICH (vgl. 1983) wird von vielen Schriftwerken übernommen und weist zum derzeitigen Stand im pädagogischen wie auch therapeutischen Bereich Allgemeingültigkeit auf. Dabei zählt die Definition der Beratung von DIETRICH (vgl. 1983) zu den ältesten Konkretisierungen im pädagogischen Feld:

„Beratung ist in ihrem Kern jene Form einer interventiven und präventiven helfenden Beziehung, in der ein Berater mittels sprachlicher Kommunikation und auf der Grundlage anregender und stützender Methoden innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums versucht, bei einem desorientierten, inadäquat belasteten oder entlasteten Klienten einen kognitiv-emotionale Einsicht fundierten aktiven Lernprozess in Gang zu bringen, in dessen Verlauf eine Selbsthilfebereitschaft, seine Selbststeuerungsfähigkeit und seine Handlungskompetenz verbessert werden kann“ (DIETRICH 1983, S. 2).

DIETRICH (vgl. 1983) umschreibt die Beratung als eine Intervention, die durch den Einsatz sozialkommunikativer Methoden und Techniken geleitet ist. Durch die Verwendung der sozialkommunikativen Methoden und Techniken wird die Handlungs- und Problembewältigungsfähigkeit der Klientinnen und Klienten gefördert und unterstützt. Die beschriebenen kommunikativen Methoden und Techniken in der Begriffsdefinition der ernährungsmedizinischen Beratung von PUDEL und WESTENHÖFER (vgl. 2003) fehlen. Zum konkreteren Verständnis wird deshalb auf pädagogisch ausgerichtete Begriffsdefinitionen geschlossen, die wesentliche Charakteristika des therapeutischen Beratens im berufsspezifischen Feld der Diätologie aufweisen. Die Beschreibungen des Begriffes ernährungsmedizinische Beratung werden im Kapitel 2.3.1 vorgenommen. SCHWARZER und POSSE (vgl. 1986. Beratung. Zit. n.: WEIDENMANN 1993) definieren die Beratung hinsichtlich der pädagogischen und psychologischen Ansätze. Dabei fließen weitere Charakteristika, die in die Definition von DIETRICH (vgl. 1983) nicht integriert sind, mit ein:

„Beratung ist eine freiwillige, kurzfristige, oft nur situative, soziale Interaktion zwischen Ratsuchenden (Klienten) und Berater mit dem Ziel, im Beratungsprozeß eine Entscheidungshilfe zur Bewältigung eines vom Klienten vorgegebenen aktuellen Problems durch Vermittlung von Informationen und/oder Einüben von Fertigkeiten gemeinsam zu erarbeiten“ (SCHWARZER/POSSE 1986. Beratung. Zit. n.: WEIDENMANN 1993, S. 634).

Hierbei wird die Beratung als Prozess ausgelegt. Die Beratung verfolgt das Ziel, die Klientinnen und Klienten durch Vermittlung des Fachwissens zur Problembewältigung wie auch zur Handlungsorientierung zu führen. Der Beratungsprozess ist eine begrenzte Interaktion zwischen Beraterin bzw. Berater und Klientin bzw. Klient. Da SCHNEBEL (vgl. 2012) die Lösungsorientierung und Problembewältigung direkter einbezieht, wird die Begriffserklärung der Beratung mitangeführt:

„Die Funktion von Beratungsprozessen besteht in diesem Zielverständnis darin, dem Ratsuchenden zu helfen, sein Problem und die möglichen Ursachen besser zu verstehen und durch eine Veränderung oder Erweiterung seiner Perspektive zu adäquaten Lösungsmöglichkeiten zu kommen“ (SCHNEBEL 2012, S. 17).

Im Wesentlichen zielt die Beratung auf die Förderung und Erweiterung der Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten der Klientinnen und Klienten ab (vgl. SCHNEBEL 2012, S. 15). Dabei sollen die Klientinnen und Klienten in die Lage gebracht werden, die Probleme selbst zu lösen, Aufgaben eigenständig umzusetzen sowie die dafür benötigten Ressourcen zu aktivieren (vgl. SCHNEBEL 2012, S. 17). Diese Annahme wird von KRAUSE u.a. (vgl. 2003) unterstützt: „Die Beratung kann immer nur Hilfe zur Selbsthilfe sein und hat das Ziel, sich selbst überflüssig zu machen“ (KRAUSE u.a. 2003, S. 24). Somit werden Klientinnen und Klienten durch die ernährungsmedizinische Beratung befähigt, problemlösungsorientiert und eigenverantwortlich zu handeln und zu agieren. Schlussfolgernd ist die Beratung ein kommunikatives Handeln (vgl. KRÜGER/HELSPER 2010, S. 132), die Hilfe zur Selbsthilfe anbietet.

Beraten ist zu einem umfassenden Begriff geworden, der die Interventionen, das Aufklären und das Informieren miteinschließt (vgl. SCHAEFFER 2008, S. 6). Das Informieren dient der Bereitstellung und Weitergabe von Fakten, Daten und Kenntnissen. Das Wissen wird aktualisiert und das Repertoire an Informationen erweitert. Damit das Informieren für Klientinnen und Klienten wirksam bleibt, sollten diese an den bereits vorhandenen Wissensstand anknüpfen. Informationen, die nicht an das Wissensrepertoire anknüpfen, werden als irrelevant eingeschätzt. Die Informationsweitergabe und die Bereitstellung von Wissen sind somit in ihrer Wirksamkeit begrenzt (vgl. SCHAEFFER 2008, S. 7). „Aufklärung gehört zu den traditionellen kommunikativen Interventionsstrategien vor allem im Gesundheitswesen“ (SCHAEFFER 2008, S. 7). Das Aufklären ist eine Methodik, die einen Perspektivenwechsel des Problemverständnisses sowie eine Verhaltens- und Haltungsveränderung erwirken will. Um dies zu ermöglichen, weist das Aufklären einen starken Bezug zu personenzentrierten Ansätzen auf (vgl. SCHAEFFER 2008, S. 7). Im Anschluss wird die Begriffserklärung angeführt:

„Aufklärung ist eine Interventionsstrategie, die nicht nur auf die Wissens-, sondern auch auf die Handlungs- bzw. Verhaltensebene einzuwirken beansprucht, dazu auf Wissensvermittlung setzt und sich gezielt didaktischer und zielgruppenorientierter Strategien der Wissensaufbereitung bedient“ (SCHAEFFER 2008, S. 7).

Diätologinnen bzw. Diätologen führen darüber hinaus Aufklärungs- und Informationsgespräche, welche zum diätologischen Handeln dazu gehören (vgl. § 2 Abs. 4 FH-MTD-AV). Gemäß dem gesetzlichen Rahmen zählen das Beraten, das Aufklären und das Informieren zum kommunikativen Handeln im fachspezifischen Gebiet der Diätologie. Diesbezüglich wurden die Begriffe Beraten, Aufklären und Informieren beschrieben und definiert. Zusammenfassend wurden von DIETRICH (vgl. 1983), SCHNEBEL (vgl. 2012) wie auch von SCHWARZER und POSSE (vgl. 1986) insgesamt drei unterschiedliche definitorische Erläuterungen des Begriffes Beratung angeführt. In der näheren Betrachtung der definitorischen Erläuterungen werden die wesentlichen Charakteristika im Sinne der ernährungsmedizinischen Beratung dargestellt. Anhand dessen können die aufgelisteten Charakteristika in Bezug auf die ernährungsmedizinische Beratung wie auch die Ernährungsberatung aufgezählt werden:

- Die Beratung beruht auf Freiwilligkeit.
- Die Beratung erfolgt prozessgeleitet und ist zeitlich begrenzt.
- Die Beratung verfolgt das Ziel, die Handlungsfähigkeit, die Selbstständigkeit und die Entscheidungsfähigkeit der Klientinnen und Klienten zu fördern.
- In der Beratung werden kommunikative Methoden und Techniken eingesetzt.
- Die kommunikative Interaktion in der Beratung veranlasst kognitive Lernprozesse und geht mit einer Wissensvermittlung einher.
- Die Beratung verfolgt das Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
- Die Beratung führt zur Lösungsorientierung und Problembewältigung.

Diese Aufzählung an Beratungscharakteristika spiegelt sich in der

ernährungsmedizinischen Beratung wider und repräsentiert Aspekte der professionellen Beratung von CULLEY (vgl. 2013). Der Beratungsprozess wie auch die definitorische Begriffserklärung der ernährungsmedizinischen Beratung werden im Kapitel 2.3 genauer dargelegt.

2.2 Theoretische Ansätze der Beratung

Beraten wird als theoriegeleitetes Handeln verstanden. Klientinnen und Klienten wie auch Beraterinnen und Berater tragen in der Beratung gleichermaßen zur zwischenmenschlichen Interaktion und zum Beratungsinhalt bei. Neben dem personenzentrierten Ansatz nennen DIVIANI u.a. (vgl. 2012, S. 13) auch den systemischen Ansatz. Dies wird als eines der wichtigsten Beratungskonzepte in Gesundheitsberufen dargestellt. Hinsichtlich dessen zeigen die Erläuterungen des personenzentrierten Beratungsansatzes ein detaillierteres Verständnis in der klientenzentrierten Beratung. Der lösungsorientierte Ansatz wie auch die Ressourcenaktivierung in Beratungssituationen fließen in den systemischen Ansatz mit ein und werden diesbezüglich mitunter angeführt. Da DIVIANI u.a. (vgl. 2012) die folgenden Beratungsansätze im Rahmen des Berner Modells für professionelle Kommunikation in Gesundheitsberufen in einer didaktischen Konzeption ausgearbeitet haben, werden diese in den Kontext der Diätologie mit eingebunden.

2.2.1 Personenzentrierter Ansatz

Der personenzentrierte Ansatz kann in einem Bezug zu den humanistisch-psychologischen Beratungsansätzen gesehen werden (vgl. KRAUSE u.a. 2003, S. 104). Dieser Ansatz wurde in den 50er Jahren von ROGER (vgl. 2012) in den USA entwickelt. Durch Psychologen und Psychologinnen verbreitete sich der personenzentrierte Ansatz in Deutschland und gewann dadurch an Bekanntheit (vgl. WEINBERGER/LINDNER 2011, S. 11). Im Wesentlichen geht die Theorie davon aus, dass sich jeder Mensch aus eigener Kraft entfalten und erhalten kann. Dabei konzentriert sich dieser Ansatz auf das individuelle Potenzial, sich entwickeln zu können (vgl. WEINBERGER/LINDNER 2011, S. 14 f.). KRAUSE u.a. (vgl. 2003) beschreiben im Kontext der humanistisch orientierten Beratung die entscheidenden Erfolgskriterien:

„Vielmehr geht es um die Erhöhung der Bewusstheit der Klientin, der Kreativität und Nutzung ihrer Potenziale und Ressourcen sowie um das Erkennen von Handlungsalternativen für Problemsituationen“ (KRAUSE u.a. 2003, S. 116).

Grundlegende Elemente werden dem personenzentrierten Beratungsansatz zugeschrieben. Darunter sind die Kongruenz, die unbedingte Wertschätzung wie auch das empathische Verstehen zusammenzufassen (vgl. WEINBERGER/LINDNER 2011, S. 50). Die Kongruenz, die auch als Authentizität erläutert wird, wurde von ROGER (vgl. 2012, S. 213) als die Übereinstimmung mit sich selbst umschrieben. Die Therapeutin bzw. der Therapeut ist dann authentisch, wenn die Eindrücke, Gefühle und Wahrnehmungen, die in der persönlichen Begegnung mit der Klientin bzw. dem Klienten entstehen, bewusst wahrgenommen werden und auch angemessen kommuniziert werden können. ROGER (vgl. 2012, S. 213) erklärt die Authentizität mit folgender Umschreibung:

„Andererseits kennt jeder von uns Menschen, denen wir irgendwie vertrauen, weil wir spüren, daß sie stets gerade so sind, wie sie sind, und wir daher mit der Person selbst und nicht mit einer höflichen oder beruflichen Fassade zu tun haben“ (ROGER 2012, S. 213).

Daraus ableitend beschreibt Authentizität das bewusste Wahrnehmen der Gefühle und der Erfahrungen wie auch das angemessene Kommunizieren des Erlebten im Kontakt mit Menschen. Die Klientinnen und Klienten zu akzeptieren und anzuerkennen wird von WEINBERGER und LINDNER (vgl. 2011, S. 50) und ROGER (vgl. 2012, S. 218) gleichermaßen als unbedingte Wertschätzung ausgelegt. Die Wertschätzung zielt auf eine Offenheit im Umgang mit den Eindrücken und Gefühlen, die im Gespräch entstehen können. Das empathische Verstehen wird in literarischen Werken auch als einfühlendes Verstehen erörtert. Auch ROGER (vgl. 2012, S. 216) versteht Empathie in diesem Sinne. Therapeutinnen und Therapeuten konstruieren ein einfühlendes Verstehen der persönlichen Situation der Klientinnen und Klienten durch das Mitteilen des Verstandenen.

2.2.2 Kooperativer Ansatz

Der kooperative Beratungsansatz besteht aus den grundlegenden Merkmalen der personenzentrierten Gesprächsführung und den kooperativen Beratungsschritten zur Problemlösungsfindung (vgl. MUTZECK 2008, S. 81). Für den kooperativen Beratungsansatz formuliert MUTZECK (vgl. 2008, S. 66) grundlegende Aspekte hinsichtlich der Konzeption: Die Symmetrie, die Akzeptanz, die Selbstexploration, das dialogische Verstehen und das gegenseitige Vertrauen sind Aspekte der kooperativen Beratung. Ein symmetrisches Verhältnis zwischen Beraterin bzw. Berater und Klientin bzw. Klient im Sinne einer gegenseitigen Wertschätzung und Achtung sollte angestrebt werden. „Der Patient ist Klient und im Beratungsgespräch dem Berater gleichwertig“ (LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 54). Diese Aussage beweist die gegebene Symmetrie zwischen der Diätologin bzw. dem Diätologen und der Klientin bzw. dem Klienten im Beratungsgespräch. Ein weiterer Aspekt wird als Selbstexploration bezeichnet, womit die Verbalisationsfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit gemeint sind (vgl. MUTZECK 2008, S. 66). Der kooperative Ansatz vervollständigt den personenzentrierten Ansatz, der als klientenzentrierte Beratung im diätologischen Handeln beschrieben wird.

2.2.3 Lösungsorientierter Ansatz

Der lösungsorientierte Ansatz bezieht sich stark auf die Lösungsfindung, die Zielorientierung wie auch auf die Ressourcenaktivierung. KRAUSE u.a. (vgl. 2003, S. 135) erklären diesbezüglich, dass dieser Beratungsansatz sich aus den humanistischen, systemischen und den konstruktivistischen Grundtheorien entwickelt habe. Im Vergleich zur Auslegung von BERKLING (vgl. 2010, S. 16) wird die Entstehung des lösungsorientierten Ansatzes auf das psychotherapeutische Umfeld bezogen. Im Umgang mit Krisensituationen

und Problemstellungen kann die lösungsorientierte Beratung nützlich sein, wenn rasches Handeln erforderlich ist (vgl. DIVIANI u.a. 2012, S. 21):

„Diese Art der Beratung ist wirkungsorientiert, denn eine Problemlösung wird am schnellsten erreicht, wenn man sich von Anfang an auf mögliche Lösungen und nicht auf die Probleme konzentriert“ (DIVIANI u.a. 2012, S. 21).

Der lösungsorientierte Ansatz repräsentiert einen Teilaspekt der systemischen Beratung. Jedoch fokussiert sich die systemisch orientierte Beratung nicht direkt auf die Lösungsfindung, sondern beschäftigt sich mit dem System, in dem sich die Klientinnen und Klienten bewegen.

2.2.4 Systemischer Ansatz

Die systemische Beratung beruht auf dem Konstruktivismus, der Wirklichkeitstheorie. BORNEMANN (vgl. 2014, S. 44) beschreibt das System als ein Konstrukt aus verschiedenen Teilchen, die in Verbindung miteinander wie auch in gegenseitigem Einfluss stehen. Das System grenzt sich dabei von der gegebenen Umwelt ab. Das folgende Zitat von KRAUSE u.a. (vgl. 2003) wird zur Beschreibung des systemischen Arbeitens herangezogen:

„Systemisch arbeitende Therapeuten und Therapeutinnen wollen herausfinden, wie Menschen gemeinsam die Wirklichkeit erzeugen, welche Regeln bzw. Prämissen (Überzeugungen) ihrem Verhalten und Erleben zugrunde liegen und welche Möglichkeiten zur Veränderung vorhanden sind“ (KRAUSE u.a. 2003, S. 127).

Die Merkmale eines systemorientierten Beratungsgesprächs sind die Erweiterung der Umsetzungsmöglichkeiten, die Zirkularität, das Bilden von Hypothesen, die Lösungsorientierung, die Ressourcenaktivierung wie auch die Klientenzentrierung (vgl. BORNEMANN 2014, S. 45 ff.).

2.2.5 Beratungsansätze als Grundlage für die Beratung

Die beschriebenen Beratungsansätze werden in verschiedenen Publikationen und Dissertationen verwendet, um die Verbindung der pädagogischen und psychotherapeutischen Beratungsansätze im Sinne der therapeutischen Beratung in Gesundheitsberufen herzustellen. Das wird deutlich in der curricularen Beschreibung: „Die Absolventin/der Absolvent kann pädagogische Erkenntnisse in der Praxis der ernährungsmedizinischen Beratung anwenden“ (FH GESUNDHEITSBERUFE OÖ GMBH 2015b, Diätologie/Modulplan/Curriculum/LVA). Der personenzentrierte Ansatz, der kooperative Ansatz, der lösungsorientierte Ansatz und der systemische Ansatz sind Beratungsansätze, die in ernährungsmedizinischen Beratungen eingesetzt werden. In der Beschreibung des Berner Modells für professionelle Kommunikation in Gesundheitsberufen wurde darüber hinaus auch der kognitiv-behavioristische Ansatz berücksichtigt (vgl. DIVIANI u.a. 2012, S. 15). Im Vergleich dazu haben MISSONI (vgl. 2013), LÜCKERATH und MÜLLER (vgl. 2014) den kognitiv-behavioristischen Ansatz in Bezug auf die Verhaltenstherapie nicht angeführt. Die Zusammenstellung der Beratungsansätze im berufsspezifischen Bereich der Diätologie wird demnach divergent berücksichtigt. Deshalb wurden in dieser Arbeit ausschließlich Beratungsansätze beschrieben, die in den einschlägigen Literaturbezügen mehrmals zu finden sind und den Bezug zum therapeutischen Arbeiten belegen können. DIVIANI u.a. (vgl. 2012) und BORNEMANN (vgl. 2014) ziehen die Erkenntnisse aus der Psychologieforschung für das Beratungsverständnis und die Beratungstätigkeit heran, da dasselbe Interventionsziel vorliegt. Im Wesentlichen geht es darum, den Klientinnen und Klienten Unterstützung zur Verhaltensänderung zu bieten. Hervorzuheben sind die erörterten Grundelemente Kongruenz, unbedingte Wertschätzung und empathisches Verstehen. Diese werden hinsichtlich des personenzentrierten Ansatzes ROGER (vgl. 2012), WEINBERGER und LINDER (vgl. 2011) zugeschrieben. Diese Bedingungen und Voraussetzungen werden in der Masterarbeit Klinisches Reasoning1 im Kontext und als Bestandteil der ernährungsmedizinischen Beratung als integrativer Aspekt des diätologischen Prozesses von MISSONI (vgl. 2013) mitberücksichtigt, da diese wichtigen Grundvoraussetzungen auch in die ernährungsmedizinische Beratung integriert sind. Des Weiteren erklärt KUGLER (vgl. 2012, S. 171) die Beziehung zwischen Beraterin bzw. Berater und Klientin bzw. Klient als Grundvoraussetzung für eine Einstellungs- und Verhaltensmodifikation im Beratungsgespräch. Die Methoden und Techniken werden in der Beratung angewendet, um das übergeordnete Interventionsziel zu erreichen. Hierbei handelt es sich um den sinnvollen und zielführenden Einsatz der Methoden und Techniken, die insbesondere im den Tätigkeitsbereich der verschiedenen Gesundheitsberufe im Rahmen der Beratung Anwendung finden. Davon abgeleitet wird im nächsten Kapitel über die berufsspezifischen Handlungen des Gesundheitsberufes der Diätologin bzw. des Diätologen gesprochen, was den zentralen Kern die Beratung miteinschließt.

2.3 Berufsspezifische Handlungen

Diätologinnen und Diätologen haben die gesetzliche Befugnis, kranke, krankheitsverdächtige Personen wie auch gesunde Personen ernährungstherapeutisch zu betreuen und zu behandeln. Dies wird im Gesetz der gehobenen medizinisch-technischen Dienste in Bezug auf das Berufsbild der Diätologin und des Diätologen bestätigt. Im Bundesgesetz über die Regelung der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD- GESETZ § 2 Abs. 4) ist das Berufsbild der Diätologinnen und Diätologen wie folgt verankert:

„Der Diätdienst und ernährungsmedizinische Beratungsdienst umfasst die eigenverantwortliche Auswahl, Zusammenstellung und Berechnung sowie die Anleitung und Überwachung der Zubereitung besonderer Kostformen zur Ernährung Kranker und krankheitsverdächtiger Personen nach ärztlicher Anordnung einschließlich Beratung der Kranken oder ihrer Angehörigen über die praktische Durchführung ärztlicher Diätverordnungen innerhalb und außerhalb einer Krankenanstalt, ohne ärztliche Anordnung die Auswahl, Zusammenstellung und Berechnung der Kost für gesunde Personen und Personengruppen oder Personen und Personengruppen unter besonderen Belastungen (z.B. Schwangerschaft, Sport) einschließlich der Beratung dieser Personenkreise über Ernährung“ (MTD-GESETZ § 2 Abs. 4).

Das fachliche und methodische Handeln von Diätologinnen und Diätologen wird durch den diätologischen Prozess festgelegt (vgl. VERBAND DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess). Das schließt die eigenverantwortliche Planung und Durchführung der ernährungsmedizinischen Beratungs- und Therapieprozesse mit ein. In den Publikationen von HIGGS (vgl. 2008) wird dies als „Clinical Reasoning“ im englischsprachigen Raum bezeichnet. Als „Klinisches Reasoning“ werden kontextgebundene Denk-, Entscheidungsprozesse verstanden, die im therapeutischen Arbeiten zur praktischen Handlung führen (vgl. HIGGS 2008, S. 4). In der folgenden Abbildung werden die Schritte des diätologischen Prozesses dargestellt, die das diätologische Handeln widerspiegeln:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Der diätologische Prozess (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an den VERBAND DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess).

Die Ernährungstherapie, die ernährungsmedizinische Beratung und die Schulungen sind im diätologischen Prozess als diätologische Interventionen dargestellt. Die Vorbereitungsschritte wie auch die Nachbereitungsschritte beziehen sich auf diese diätologischen Interventionen, weil diese den Handlungsschwerpunkt einer Diätologin bzw. eines Diätologen bilden. Dies wird von der FACHHOCHSCHULE ST. PÖLTEN UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES (vgl. 2015a, Diätologie/Studieninhalte) im Rahmen des Bachelor- Studienganges Diätologie als Tätigkeitsabfolge der ernährungsmedizinischen Therapie im diätologischen Prozess präsentiert. Die Abbildung 1 zum diätologischen Prozess wurde auf Grundlage der Publikation von HOFBAUER u.a. (vgl. 2011, S. 18) und die veröffentlichten Inhalte über den diätologischen Prozess wurden gemäß dem VERBAND DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS (vgl. 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess) zusammengestellt, weil die zugänglichen Abbildungen zum diätologischen Prozess nicht adäquat beschriftet waren. Vor allem wurden in der öffentlich zugänglichen Darbietung des diätologischen Prozesses des VERBANDES DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS (vgl. 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess) die diätologische Intervention Diätberatung erwähnt, obwohl in der Beschreibung des diätologischen Prozesses von ernährungsmedizinischer Beratung die Rede ist. Des Weiteren spiegelt sich die Abfolge des diätologischen Prozesses in der konzipierten Darstellung mit den Erörterungen des diätologischen Prozesses des VERBANDES DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS (vgl. 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess) und der Publikation von HOFBAUER u.a. (vgl. 2011) wider. In weiterer Folge werden die einzelnen Ablaufschritte des diätologischen Prozesses genauer beschrieben, um das diätologische Handeln aufzuzeigen. Dadurch können die Vorbereitungs- und Nachbereitungsschritte der diätologischen Interventionen, die Ernährungstherapie, die ernährungsmedizinische Beratung und Schulung aufgezeigt werden.

Die Anordnungsverantwortung obliegt der Ärztin bzw. dem Arzt. Die Diätologinnen und Diätologen erfassen zunächst das gesundheitliche Problem der Klientinnen und Klienten anhand bereits vorhandener Indikationen und Befunde. Auf Grundlage dessen werden die ernährungsmedizinisch relevanten Informationen erkannt und die fehlenden relevanten Fakten durch Rücksprache mit der Ärztin bzw. dem Arzt eingeholt (vgl. HOFBAUER u.a. 2011, S. 19). Im Anschluss werden in der allgemeinen Anamnese die anthropometrischen Messungen2 unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse und Laborbefunde erhoben. Die Ernährungsanamnese erfasst Daten zu Ess- und Trinkgewohnheiten, Verzehrmengen, Vorlieben, Abneigungen sowie Probleme bei der Nahrungsaufnahme. Die Ermittlung des Ernährungszustandes kann anhand Ernährungsscreenings und verschiedener Ernährungserhebungsmethoden durchgeführt werden (vgl. LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 66 f.). Die diätologische Befundung und Beurteilung resultieren aus der Berücksichtigung der medizinischen und ernährungsphysiologischen Kenntnisse und zeigen den derzeitigen Ernährungszustand der Klientin bzw. des Klienten auf. Die Konzeption der ernährungsmedizinischen Therapie beinhaltet die Berechnung der Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr auf Grundlage der ausgewerteten Ernährungserhebungsmethoden. Hierbei werden Adaptionsmaßnahmen abgeleitet, um den Soll-Zustand zu erreichen. Die festgelegten Interventionen richten sich auf das Behandlungsziel und die Behandlungsmaßnahmen (vgl. HOFBAUER u.a. 2011, S. 19). Die Therapieziele sollten mit den Klientinnen und Klienten gemeinsam gestaltet werden, damit die Motivation gefördert und die Kooperation gesteigert werden kann. Laborbefunde, anthropometrische Daten, das subjektive Empfinden der Klientinnen und Klienten, die Lebensqualität wie auch die Umsetzung der Ernährungsinterventionen können für das Therapieziel miteinbezogen werden (vgl. LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 71).

Die ernährungsmedizinische Beratung und Therapie umfassen die Erstellung, die Planung und die Umsetzung individueller Ernährungspläne unter Berücksichtigung der sozioökonomischen, familiären und beruflichen Bedingungen der Klientinnen und Klienten. Die Bewältigung der interdisziplinären komplexen Aufgabenstellung setzt eine Vertrauensbasis mit den Klientinnen und Klienten voraus. Jede längerfristige Führung und Betreuung der Klientinnen und Klienten im Rahmen eines ernährungsmedizinischen Beratungs- und Therapiekonzeptes erfordert ein Abschlussgespräch. Hierbei werden die angestrebten Therapieziele mit den erreichten Ergebnissen verglichen. Auch weiterführende Ziele können für die künftigen Behandlungsschritte im Rahmen des Abschlussgespräches definiert werden. Um die Motivation der Klientinnen und Klienten zu stärken, werden rückblickend die Erfolge und Misserfolge diskutiert und besprochen. Das Abschlussgespräch ermöglicht es, offene Fragen zu klären, Ressourcen zu mobilisieren und die weiterführende Betreuung sicherzustellen (vgl. HOFBAUER u.a. 2011, S. 18 f.).

Die Dokumentation, Evaluation sowie Reflexion sind wesentliche Grundpfeiler in der Qualitätssicherung. Die Therapieschritte, die Inhalte und die Ziele der ernährungsmedizinischen Therapie können in der Dokumentation festgehalten werden. Dies dient auch der schriftlichen Erfassung des diätologischen Handelns. Die Evaluation zeigt sich durch diätologische Überlegungen, welche Therapiemaßnahme hinsichtlich der Laborbefunde, der Lebensqualität und der anthropometrischen Daten Wirkung zeigt. Durch die Evaluierung können die Ausgangslage und der Endzustand verglichen werden. Unter Reflexion werden die Eigenreflexion und die Reflexion der interdisziplinären Zusammenarbeit zusammengefasst. Die fachlich-methodischen Kompetenzen, die Selbstkompetenzen, die sozialkommunikativen Kompetenzen und die wissenschaftlichen Kompetenzen können aufgrund der Eigenreflexion und Evaluation weiterentwickelt und vertieft werden. Die beschriebene Qualitätssicherung lässt sich durch das bewusste Analysieren und Auswerten der ernährungstherapeutischen Handlungen gewährleisten. Das breitgefächerte Wissen in der Ernährungsmedizin und der Diätetik sollte am Puls der Zeit orientiert bleiben, indem regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teilgenommen wird (vgl. VERBAND DER DIAETOLOGEN ÖSTERREICHS 2015, Diaetologie/Diaetologischer Prozess).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Die Studieninhalte der Diätologie (FACHHOCHSCHULE ST. PÖLTEN UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES 2015a, Diätologie/Studieninhalte).

Die beruflichen Handlungskompetenzen, die die Absolventinnen und Absolventen im Rahmen des Bachelor-Studienganges Diätologie zu erwerben haben, zeigt sich im Berufsbild. Die Abbildung 2 verdeutlicht diesbezüglich die Studieninhalte des Bachelor- Studienganges Diätologie (vgl. FACHHOCHSCHULE ST. PÖLTEN UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES 2015a, Diätologie/Studieninhalte), die mit dem gesetzlichen Kompetenzerwerb der FH-MTD-Ausbildungsverordnung (vgl. § 2 Abs. FH-MTD-AV) übereinstimmen. Dazu zählen die fachlich-methodischen Kompetenzen, die sozialkommunikative Kompetenzen, die Selbstkompetenzen wie auch die wissenschaftliche Kompetenz (vgl. § 2 Abs. FH-MTD- AV). Die Module Diätetik - Fachmethodik in der Ernährungstherapie und Kommunikation und Beratung decken mit dem Berufspraktikum die grundlegenden Kompetenzbereiche ab (vgl. FACHHOCHSCHULE ST. PÖLTEN UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES 2015a, Diätologie/Studieninhalte). Die Ernährungstherapie repräsentiert die Kerntätigkeit im Beruf der Diätologin bzw. des Diätologen. Dadurch sind die Erweiterung, Entwicklung und Vertiefung der Beratungskompetenzen fundamental für das berufliche Handeln.

2.3.1 Beratung als ein diätologischer Handlungsschwerpunkt

Die Ernährungsberatung wie auch die ernährungsmedizinische Beratung sind der Handlungsschwerpunkt in der Diätologie. Dementsprechend steht das Thema der Beratung der Klientinnen und Klienten im Zentrum des Bachelor-Studienganges Diätologie (vgl. LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 52). Dies wird von DIVIANI u.a. (vgl. 2012) durch folgende Aussage bestätigt: „In der Profession Ernährung und Diätetik ist die Beratung das zentrale Element“ (DIVIANI u.a. 2012, S. 10). Hierbei beziehen sich DIVIANI u.a. (vgl. 2012, S. 10) auf den in der Schweiz etablierten Gesundheitsberuf der Ernährungsberaterin bzw. des Ernährungsberaters. Im Gegenzug repräsentiert der Gesundheitsberuf der Diätologin und des Diätologen die Fachtermini der Ernährung und Diätetik in Österreich. Daraus resultierend ergibt sich die Beratung als die Kerntätigkeit in der Profession der Ernährung und Diätetik. Die Bedeutung und Erläuterung des Begriffes Diätetik gelten nach VALENTINI u.a. (vgl. 2013, S. 99 f.) als ein Zusammenschluss der Ernährungsanamnese, Ernährungsberatung mit oder ohne eine Ernährungsintervention zur Modifikation der Ernährungsweise. Die Diätetik verfolgt das Ziel einer individualisierten Diätberatung und/oder einer Ernährungsintervention. Somit ist die Diätetik ein übergreifender Begriff in der Diätologie, welcher die Ernährungsberatung, die Diätberatung bzw. die Ernährungsinterventionen integriert. In der Abbildung 3 werden die Aspekte der Diät- und Ernährungsberatung aufgezeigt. Im Kontext der Individualberatung wird in gesunde und kranke Personen unterschieden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die Individualberatung (LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 57).

Anschließend wird die Abgrenzung zwischen Ernährungsberatung und Diätberatung vorgenommen.

„Ernährungsberatung kann insbesondere als prophylaktische Maßnahme gesehen werden, während mit Diätberatung in der Regel eine therapeutische Maßnahme gemeint ist“ (LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 56).

Des Weiteren erklären LÜCKERATH und MÜLLER (vgl. 2014, S. 56), dass das primäre Ziel der Ernährungsberatung in der Erhaltung der Gesundheit und in der Vorbeugung ernährungsbedingter Krankheiten liegt. Allerdings ist der Begriff Ernährungsberatung gesetzlich nicht geschützt. In Anlehnung an die gesetzlichen Bestimmungen (MTD-GESETZ § 2 Abs. 4) dürfen ausschließlich Diätologinnen und Diätologen ernährungsmedizinische Beratung und Ernährungstherapien durchführen. Aufgrund der Patientensicherheit wurde dies gesetzlich so bestimmt. LÜCKERATH und MÜLLER (vgl. 2014) formulieren diesbezüglich die Zielsetzungen der Diätberatung: „Die Ziele der Diätberatung liegen in der Begrenzung, Besserung und Heilung von bereits bestehenden ernährungsabhängigen Erkrankungen“ (LÜCKERATH/MÜLLER 2014, S. 56).

[...]


1 Klinisches Reasoning beinhaltet die Denk-, die Handlungs- und die Entscheidungsprozesse der Therapeutinnen und Therapeuten während der Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten.

2 Die anthropometrischen Methoden dienen dazu, die Körpergröße, das Körpergewicht, die Gewichts-Größen-Indizes und die Körperzusammensetzung zu erfassen (vgl. HAHN/STRÖHLE/ WOLTERS 2006, S. 265).

Ende der Leseprobe aus 100 Seiten

Details

Titel
Beraten will gelernt sein. Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie
Hochschule
Fachhochschule OberÖsterreich Standort Linz  (FH Gesundheitsberufe OÖ)
Veranstaltung
Hochschuldidaktik für Gesundheitsberufe
Note
2
Autor
Jahr
2015
Seiten
100
Katalognummer
V338116
ISBN (eBook)
9783668287808
ISBN (Buch)
9783668287815
Dateigröße
865 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beratung, Beratungskompetenzen, Diätologie, hochschuldidaktische Empfehlungen
Arbeit zitieren
Petra Hömens (Autor:in), 2015, Beraten will gelernt sein. Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung der Beratungskompetenzen im Bachelor-Studiengang Diätologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338116

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