Bewegung als Medium der sozialen Arbeit in der Entwöhnungsphase Alkohol- und Drogenabhängiger


Hausarbeit, 2012

16 Seiten

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsklärung
2.1. Abhängigkeitssyndrom nach dem ICD-10
2.2. Polytoxikomanie
2.3. Komorbidität

3. Institutionsvisualisierung
3.1. Konzeption
3.2. Arbeitstherapie und Angebote
3.3. Modifizierungsvorschläge

4. Meine Projekte im Praktikum
4.1. Kochprojekt
4.2. Traumreise und progressive Muskelentspannung

5.Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Laut Statista nahm die Zahl der Drogentoten in den Jahren von 2000 bis 2006 stetig ab. Nach einem geringen Anstieg in den Jahren 2007 und 2008 sank die Zahl bis 2011 weiter auf den geringsten Stand seit 2000. Zwischen den Jahren 2010 und 2011 sank die Zahl der Drogentoten um 250 Menschen. (vgl. Statista 2012)

Trotz des Rückgangs spielt nicht nur die Entgiftung bei Menschen mit Drogen- und Alkoholsucht immer noch eine wichtige Rolle, sondern auch die Weiterbehandlung um eine erfolgreiche, langfristige Abstinenz und die Wiedereingliede­rung in die Gesellschaft zu gewährleisten. Denn die kann nur, wer Lebenskompetent ist.

„Lebenskompetent ist nach Definition der WHO (1994) diejenige Person, die sich selbst kennt und mag, emphatisch ist, kritisch und kreativ denkt, kommunizieren und Beziehungen knüpfen und aufrechterhalten kann, durchdachte Entscheidungen trifft, erfolgreich Prob­leme löst und Gefühle und Stress bewältigen kann.“ (Abstein 2011, 22)

All diese Kompetenzen sind bei Alkohol- oder Drogenabhängigen teilweise bis ganz verloren gegangen und müssen erst wieder erlernt werden.

Die Klienten bekommen in der Entwöhnungsphase laut Trost (2009, 256) eine Struktur in ihren Tagesablauf und lernen, soziale Verpflichtungen nach und nach zu über­nehmen, außerdem wird durch sinnvolle Lebensinhalte der Drogenkonsum ersetzt.

Zu den Weiterbehandlungen gehört unter anderem die Bewegungstherapie, wel­che auch in der Entwöhnungsphase nach der Entgiftung eingesetzt wird bzw. wer­den sollte. Ziel dieser Arbeit soll sein, herauszufinden, in wieweit die Bewe­gungstherapie, mit dem Ziel der Abstinenz, in der Entwöhnungsphase eingesetzt wird.

Im Folgenden wird die Praktikumsstelle „Impuls“ hinsichtlich der Konzeption und der Arbeitsangebote mit dem Schwerpunkt auf die Bewegungsangebote er­läutert und weitergehend analysiert. Zudem beschreibe und analysiere ich meine eigenen Projekte die ich während der 3-wöchigen Praktikumszeit geleitet habe, mit Blick auf die Bewegungstherapie.

Zunächst werden die Begrifflichkeiten Abhängigkeitssyndrom nach dem ICD-10, Polytoxikomanie sowie Komorbidität erklärt, die eine große Rolle in der Suchttherapie spielen. Denn man braucht nicht nur Kenntnisse über zum Beispiel unter­schiedliche Drogen, sondern auch in anderen Bereichen, wie dem Bereich der Störungsbilder oder der körperlichen Krankheitsbilder, welche häufig zusammen mit einer Abhängigkeit auftreten.

2. Begriffsklärung

2.1. Abhängigkeitssyndrom nach dem ICD-10

ICD bedeutet übersetzt auf Deutsch "Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" und die Ziffer 10 bezeichnet die 10. Ausgaben der Klassifikation.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es für die ICD-10 zwei wesentliche Ein­satzbereiche:

1.Verschlüsselung von Todesursachen: ICD-10-WHO
2. Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung: ICD-10-GM

Demnach handelt es sich bei dem Abhängigkeitssyndrom um eine Gruppe von Phänomenen, die körperlich oder kognitiv sind oder Verhaltensveränderungen aufweisen, wobei die betroffene Person einer bestimmten Substanz Vorrang vor den alten Verhaltensweisen gibt, welche vor dem Konsum eine höhere Bewertung hatten. Der Wunsch diese Substanz zu konsumieren steht dabei weit im Vorder­grund. (vgl. Dimdi 2012)

2.2. Polytoxikomanie

Der abhängige Abusus (=Missbrauch) von mehreren Substanzen zum selben Zeit­punkt wird als Polytoxikomanie bezeichnet. Die steigende Tendenz von Personen mit solchem Missbrauch ist zu beobachten und die Wirkungen der Substanzen die gleichzeitig eingenommen werden wie z.B. Drogen und gleichzeitiger Alkoholkonsum potenzieren sich, was bedeutet, dass stärkere Entzugserscheinungen und schlimmere Symptomatiken auftreten können.

2.3. Komorbidität

Wenn bei einem stofflichen Abusus (=Missbrauch) auch eine psychiatrische Stö­rung bzw. psychische Begleiterscheinung auftritt, wird dies im Bereich der Sucht Komorbidität genannt.

3. Institutionsvisualisierung

3.1. Konzeption

Das Haus „Impuls“, in dem ich mein Praktikum absolviert habe, liegt zentral in Alsdorf und ist eine sozialtherapeutische Trainingseinrichtung der Caritas, in der volljährige Männer und Frauen leben, die Suchtgefährdet sind, aus der Haft ent­lassen wurden oder Wohnungslos sind. Die Bewohner sind teilweise freiwillig da aber teils auch aufgrund der Tatsache, „dass Straftaten aufgrund einer Abhängig­keit begangen“ wurden „und somit der Behandlung der Suchterkrankung Vorrang vor der Strafvollstreckung gewährt wird“ (Abstein 2011, 16). Die Einrichtung läuft gemäß §§ 67-69 SGB XII welcher „Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten“ bedeutet, d.h. Personen in dieser Einrichtung bekommen bei­spielsweise Betreuung und Beratung, Hilfen zur Beschaffung von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen sowie Maßnahmen zur Erhaltung oder Beschaffung einer Wohnung, weil sie dies durch soziale Schwierigkeiten und erschwerte Lebensbe­dingungen nicht für sich selbst erbringen können. (vgl. Bundesministerium der Justiz 2003)

Die Klienten können dort bis zu 18 Monaten leben und bekommen Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Rechtsansprüchen und Entschuldung. Es kommt aber auch vor, dass Klienten länger als 18 Monate dort leben, dies ist aber nur möglich, da Impuls zur Wohnungslosenhilfe gehört.

Impuls verfügt über zehn Plätze in denen die Klienten untergebracht sind. Es gibt vier Einzelzimmer und drei Doppelzimmer, eine Terrasse mit großem Garten und einen Balkon. Die Bewohner haben eine Gemeinschaftsküche sowie ein gemein­sames Wohnzimmer in dem ein Fernseher und Spiele stehen. Es verfügt außerdem über einen Werkraum, einen Kellerraum mit Schlagzeug und einen Kellerraum mit Hantelbank. Im Speiseraum wird gemeinsam zu geregelten Zeiten gegessen.

Für die Bewohner gibt es Gruppen- sowie Einzelgespräche und Sport- und Kreativangebote die nach einem festen Wochenplan laufen, welcher verpflichtend ist.

3.2. Arbeitstherapie und Angebote

Das Thema Bewegung spielt in der Suchttherapie eine wichtige Rolle, denn durch z.B. Drogen oder Alkohol, wie in meiner Praktikumsstelle, wird ein Mensch un­beweglich und eignet sich starre Gedankenkonstrukte an. Man erkennt kranke oder erstarrte Bewegungen, nicht nur physisch sondern auch psychisch, welche durch Bewegungstherapien wieder ins Gleichgewicht bzw. in gesunde Bewegun­gen gebracht werden können.

In der Arbeitstherapie in meiner Praktikumsstelle, durchlaufen die Bewohner im­mer für 2 Monate die Bereiche Küche, Werkstatt, Garten oder Waschküche. Sie sollen hier ihr „Know-how“ verbessern und ihr Selbstwertgefühl soll gesteigert werden, zudem kann die Arbeitstherapie für die Bewohner ein Anhaltspunkt sein um herauszufinden, woran sie Spaß haben und ein Ansporn sein, um beispiels­weise eine Ausbildung zu beginnen. Außerdem setzen sie sich mit der Arbeitsmarktsituation und der Arbeitslosigkeit auseinander, denn diese Themen sind wichtig für die Bewohner selbst, um eine reale Vorstellung haben zu können und für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Nicht nur das Kennenlernen der unterschiedlichen Bereiche gehört bei Impuls zum festen Ablauf, sondern auch die verschiedenen Angebote, zu denen das Kre­ativ-, Sport- und das Spielangebot zählen.

Dabei besteht das Kreativangebot aus dem kreativ- künstlerischen Schaffen und den erlebnispädagogischen Projekten. Im kreativ-künstlerischen Schaffen geht es darum, dass die Bewohner eine Möglichkeit haben, sich nonverbal Auszudrücken, unterschiedliche Materialien sowie Möglichkeiten und das Arbeiten mit diesen kennenzulernen und die Freude am eigenen Tun zu erfahren oder zu erleben. Die Bewohner bekommen zum Beispiel auch die Aufgabe, eine eigene Lebenscollage zu gestalten, wobei sie sich mit ihrer Vergangenheit, der eigenen Biografie und Familie auseinandersetzen müssen. So findet man oft heraus, dass schon Suchterkrankungen in der Familie vorkamen und der Bewohner nicht allein ist. Diese Erkenntnis nimmt oftmals schon großen Druck vom Bewohner.

Im Gegensatz dazu bestehen die erlebnispädagogischen Projekte darin, den Be­wohnern Kulturaktivitäten näher zu legen, um nicht nur für die Zeit bei Impuls, sondern auch danach, die eigene Freizeit sinnvoll gestalten zu können damit sie nicht wieder wie vorher in der Suchtphase, vielleicht zuhause zu sitzen und nicht wissen, was man mit der Zeit anfangen soll. Somit kann also z.B. ein Museumsbesuch ein positiver Ersatz für die damalige Droge sein.

Genauso kann auch eine Sportart ein positiver Ersatz sein. Die Bewohner haben einmal in der Woche das Sportangebot, indem sie sich aussuchen können, was sie gerne machen würde. Da überwiegend männliche Bewohner bei Impuls sind, wird sehr viel Fußball gespielt, dafür steht eine Sporthalle oder ein Fußballplatz zur Verfügung. Oft wird auch mit Menschen aus verzweigten Häusern wie beispiels­weise dem Don-Bosco-Haus zusammen gespielt. Je nach Krankheitsbild, d.h. ob eine Komorbidität oder auch eine körperliche Erkrankung zu der Suchterkrankung gehört oder unabhängig davon ist, können die Bewohner auch in ihrer Freizeit Sportangebote wahrnehmen und zum Beispiel in der nahe liegenden Badmintonhalle Badminton spielen gehen. Zu dem Sportangebot gibt es zusätzlich jeden Morgen vor dem Frühstück einen Spaziergang der ca. 15 Minuten dauert und an dem alle Bewohner verpflichtend teilnehmen. Ziel dieses Angebotes in der Ein­richtung ist es, den Zusammenhalt zu stärken und Teamfähigkeit aufzubauen, denn viele der Bewohner haben dies in der Zeit, während die Drogenbeschaffung mit im Vordergrund stand, verlernt.

Dies soll auch im Spielangebot, was einmal in der Woche verpflichtend stattfin­det, gelernt werden. Die Bewohner dürfen sich aussuchen welches Spiel sie mit wem spielen möchten und müssen den „normalen“ Umgang damit wieder erler­nen, denn in ihrer Vergangenheit wurden Spiele oftmals mit Geld- oder Drogen­handel oder Beschaffung (Lebensmitteln, Geld, Drogen, etc.) verbunden, vor al­lem bei den Bewohnern, die in Haft saßen. Es soll eine Stärkung der Konfliktfä­higkeit sowie der Frustrationstoleranz stattfinden, d.h. wenn nicht fair gespielt wurde, vernünftig darüber zu reden oder man verloren hat, dies dann einfach zu akzeptiere.

Rückblickend kann ich aus den gesammelten Erfahrungen im Praktikum sagen, dass die Ansätze für eine Bewegungstherapie vorhanden waren, jedoch nicht ge­nau auf die Thematik eingegangen wurde.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Bewegung als Medium der sozialen Arbeit in der Entwöhnungsphase Alkohol- und Drogenabhängiger
Hochschule
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen  (Sozialwesen)
Veranstaltung
Bewegung als Medium in der Sozialen Arbeit in den Bereichen Sucht/Essstörung und Trauma
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V338059
ISBN (eBook)
9783668275034
ISBN (Buch)
9783668275041
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bewegung, medium, arbeit, entwöhnungsphase, alkohol-, drogenabhängiger
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Bewegung als Medium der sozialen Arbeit in der Entwöhnungsphase Alkohol- und Drogenabhängiger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338059

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