Literarisches Lernen mit Filmen


Hausarbeit, 2015

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Literarisches Lernen im Literaturunterricht
2.1 Begriffsdefinition „Literarisches Lernen“
2.2 Literarisches Lernen nach Kaspar Spinner

3. Medien im Literaturunterricht
3.1 Das Medium Film
3.2 Filmdidaktik

4. Medien und literarisches Lernen in den Bildungsstandards

5. Unterrichtsbeispiele zum literarischen Lernen mit Filmen

6. Fazit

1. Einleitung

„Niemand wird bestreiten, dass Lesen eine zentrale Rolle im Bildungsprozess der Grundschule einnehmen muss, aber so wenig, wie wir Lesen nur mit literarischen Texten fördern sollten, so wenig sollten wir literarische Bildung nur aus dem Umgang mit Büchern oder anderen Printmedien folgern“ (Müller & Schilcher 2010, vgl. Abraham 2008, S. 13- 26).

Dieses Zitat von Müller und Schilcher, zusammengefasst aus einem Beitrag von Ulf Abraham, macht deutlich, wie wichtig eine Vielfalt verschiedener Medien im Deutschunterricht ist und dass eine Gleichwertigkeit dieser angestrebt werden sollte. Am Medium „Film“, welches in dieser Hausarbeit in den Fokus rückt, wird deutlich, dass ein Anknüpfen an die Vorerfahrungen der Schüler1 gut möglich ist, da diese bereits vor Schuleintritt mit verschiedenen Medien in Kontakt gekommen sind. Die Schule kann sich dies zunutze mache und die Schüler an dieser Stelle „abholen“, um ihre Fähig- und Fertigkeiten auszubauen, weiterzuentwickeln und dass in Bezug auf jedes literarische Genre (vgl. Müller & Schilcher 2010, S. 1,3).

Gerade der Film hat noch immer nicht so recht Einzug in den Deutschunterricht erhalten. Deshalb sollte auf die veränderte Situation der Kinder eingegangen werden, weil Literatur heutzutage vor allem über andere Medien kennengelernt wird (vgl. Sahr 2004, S. 2). Es stellt sich nun im Kontext dieser Hausarbeit die Frage, ob auch andere Medien neben dem Buch zum literarischen Lernen beitragen können und wie sich eine Umsetzung gestaltet. Da es eine Vielzahl von Medien gibt, soll hier der Fokus auf das Medium Film gelegt werden, um aufzuzeigen, was dieses Medium zum Literaturunterricht beitragen kann.

Zunächst wird im Kapitel zum Literaturunterricht der Begriff des literarischen Lernens definiert, um darauf aufbauend einen Medienbezug vorzunehmen. Dafür ist es einerseits erforderlich das Medium Film näher zu präzisieren sowie im Bereich der Filmdidaktik einzubetten. Im darauffolgenden Kapitel soll ein Einblick in die Bildungsstandards für das Fach Deutsch der Primarstufe in Hessen gegeben werden, um zu beleuchten, inwieweit Medien und das literarische Lernen dort verankert sind. Anhand exemplarischer Unterrichtsbeispiele wird abschließend das Medium Film mit den Aspekten des literarischen Lernens verknüpft.

2. Literarisches Lernen im Literaturunterricht

Nach Leubner, Saupe und Richter hat das Lesen literarischer Texte einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Auch im Unterricht nimmt die Beschäftigung mit Literatur einen großen Teil der Unterrichtszeit in Anspruch (2010, S. 27). Die Leseförderung und das literarische Lernen sind die zwei wesentlichen Bereiche des Literaturunterrichts (Waldt 2003, S. 105). In den folgenden Kapiteln wird das literarische Lernen als Bestandteil des Literaturunterrichts näher definiert sowie ein Zusammenhang zu den elf Aspekten des literarischen Lernens nach Kaspar Spinner hergestellt.

2.1 Begriffsdefinition „Literarisches Lernen“

Literarische Texte unterscheiden sich von anderen Texten insbesondere durch ihren kunstvollen Sprachgebrauch, sodass das literarische Lernen demnach eine Auseinandersetzung mit der literarischen Sprache und ihren Besonderheiten meint. Im Vordergrund bei der Auseinandersetzung stehen die literarischen Formen. Waldt formuliert des Weiteren, dass gerade durch ästhetisch anspruchsvolle Texte die Schüler in Bezug auf das literarische Lernen gefördert werden, insbesondere dann, wenn die Texte herausfordernd sind (2003, S. 101).

Ebenso in Anbetracht der vorangegangen Argumentation nach Waldt ist es zudem grundlegend, dass die Schüler eine gewisse Lesemotivation und -fertigkeit haben, damit das literarische Lernen optimal entfaltet werden kann. Bereits vor Schuleintritt haben die Schüler Vorerfahrungen mit literarischen Texten gemacht. Im Sinne des literarischen Lernens gilt es daran anzuknüpfen und die Kenntnisse und Fähigkeiten der Schüler auszubauen und zu vertiefen. Eine Verbindung von Leseförderung und literar-ästhetischer Bildung ist daher anzustreben (Waldt 2003, S. 105- 106). Im nächsten Kapitel wird nochmals aus der Sicht von Spinner deutlich, wie der Begriff des literarischen Lernens zu verstehen ist und welche Aspekte das literarische Lernen unterstützen.

2.2 Literarisches Lernen nach Kaspar Spinner

In Folge der PISA-Debatte und dem besonderen Stellenwert von Literatur sowie den damit verbundenen Lernprozessen, ist es Rahmen dieser Hausarbeit von Bedeutung das literarische Lernen nach Kaspar Spinner in den Fokus zu rücken. Des Weiteren soll im späteren Verlauf dieser Hausarbeit ein Bezug zur Unterrichtspraxis anhand dieses theoretischen Hintergrunds erfolgen.

Nach Spinner ist der Begriff des literarischen Lernens von der Lesekompetenz, welcher stark pragmatisch geprägt ist und sich unterschiedslos sowohl auf literarische und nicht-literarische Texte bezieht, abzugrenzen. Das literarische Lernen erfordert einen anderen Umgang mit literarischen Texten und demnach andere Lese- und Verstehensanforderungen (vgl. Spinner 2006, S. 6). Die nachfolgend aufgeführten elf Aspekte literarischen Lernens nach Spinner verdeutlichen, welche Kompetenzen der Schüler angesprochen werden und welches Lernpotential sich bietet:

„Beim Lesen und Hören Vorstellungen entwickeln“ (Spinner 2006, S. 8)

Bei diesem Aspekt wird die literar-ästhetische Bildung angesprochen. Es geht um das sinnliche Wahrnehmen und das Entwickeln von Imaginationen. Deutlich wird dies beispielsweise anhand von Beschreibungen zur Natur oder einer Figur (vgl. Spinner 2006, S. 8).

„Subjektive Involviertheit und genaue Wahrnehmung miteinander ins Spiel bringen“ (Spinner 2006, S. 8)

Die subjektive Involviertheit verdeutlicht, dass sich die Schüler beim literarischen Lernen persönlich angesprochen fühlen. Ebenso wichtig in diesem Zusammenhang ist die Aufmerksamkeit für den Text. Diese beiden Elemente bedingen sich in einem Wechselspiel, sodass Prozesse der Verfremdung un des Wiedererkennens eine wichtige Rolle spielen (vgl. Spinner 2006, S. 8-9).

„Sprachliche Gestaltung aufmerksam wahrnehmen“ (Spinner 2006, S. 9)

Dieser Aspekt ist insbesondere hinsichtlich der ästhetischen Wirkung und der Bewusstmachung wichtig. Es können dahingehend Texte auf Wortwiederholungen untersucht und darauf auf die Bedeutung und Sinnhaftigkeit geschlossen werden. Die Entdeckerfreude der Schüler kann hiermit angeregt werden, in dem sie durch Beobachtungen zur sprachlichen Gestaltung sensibilisiert werden (vgl. Spinner 2006, S. 9).

„Perspektiven literarischer Figuren nachvollziehen“ (Spinner 2006, S. 9)

Texte regen oft dazu an sich die Figuren bildlich vorzustellen. Bei der Perspektivübernahme geht es um die Identifikation oder Abgrenzung in Bezug auf die Figuren. Zentral geht es darum, Verständnis für die Gedanken und Gefühle der betreffenden Figuren zu zeigen (vgl. Spinner 2006, S. 9).

„Narrative und dramaturgische Handlungslogik verstehen“ (Spinner 2006, S. 10)

Bei diesem Aspekt geht es darum, dass die Schüler den Textzusammenhang verstehen und dass das Herstellen der Zusammenhänge ihnen zu überlassen ist. Die Schüler müssen sich Textstellen erschließen und in Verbindung miteinander setzen. Es gilt zu hinterfragen, welche Bedeutung bestimmte Textstellen haben und wieso sie genau so aufgebaut sind (vgl. Spinner 2006, S. 10).

„Mit Fiktionalität bewusst umgehen“ (Spinner 2006, S. 10)

Die Fiktionalität erschafft sich ein eigenes Bezugssystem und ist daher von der außertextlichen Wirklichkeit abzugrenzen. Schüler müssen den Unterschied zwischen Fiktionalität und direkten Wirklichkeitsaussagen verstehen (z.B. vermenschlichte Tiere in literarischen Texten) (vgl. Spinner 2006, S. 10-11).

„Metaphorische und symbolische Ausdrucksweise verstehen“ (Spinner 2006, S. 11)

Ebenso wie bei der Handlungslogik, geht es bei diesem Aspekt darum nach Bezügen innerhalb des Textes zu suchen. Die Schüler sollen metaphorische und symbolische Zusammenhänge verstehen (z.B. bei Rotkäppchen der Wald als „gefährlicher Ort“) (vgl. Spinner 2006, S. 11).

„Sich auf die Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses einlassen“ (Spinner 2006, S. 12)

Dieser Aspekt zielt darauf ab, dass Schüler sich bewusst darauf einlassen mit der Offenheit von literarischen Texten umzugehen und sich auf Verstehensprozesse einlassen, ohne „feste Ergebnisse“ zu erhalten. Dadurch wird die Mehrdeutigkeit literarischer Texte ersichtlich (vgl. Spinner 2006, S. 12).

„Mit dem literarischen Gespräch vertraut werden“ (Spinner 2006, S. 12)

In einem offenen Gespräch, dem literarischen Gespräch, können sich die Schüler über ihre Texterfahrungen austauschen. Die Schüler sollen die Vorschläge anderer nachvollziehen und eigene Sinndeutungen in das Gespräch mit einbringen (vgl. Spinner 2006, S. 12).

[...]


1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird nachfolgend die männliche Schreibweise verwendet, diese impliziert sowohl die männliche als auch die weibliche Personenbezeichnung.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Literarisches Lernen mit Filmen
Hochschule
Universität Kassel
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V337983
ISBN (eBook)
9783668274853
ISBN (Buch)
9783668274860
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Literarisches Lernen, Literaturunterricht, Filme, Literaturdidaktik
Arbeit zitieren
Sarah Engelbrecht (Autor:in), 2015, Literarisches Lernen mit Filmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337983

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