Die Geschichte des Museums - Ursprünge im 19. Jahrhundert


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

17 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Zum Begriff “Museum“

3. Die Kunstkammer als “Mutter aller Sammlungen“

4. Das Louvre als Vorreiter der europäischen Museen

5. Die Zeit der Preussischen Reformen

6. Erste deutsche Museen

7. Zergliederung in Museumstypen im 19. Jahrhundert
7.1 Das kunsthistorische Museum
7.2 Das kulturhistorische Museum
7.3 Das Kunstgewerbemuseum

8. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Fragen wir heute nach entscheidenden Bildungseinrichtungen, so gelangen wir schnell zu den zahlreichen Museen, wie sie in nahezu allen Städten und Gemeinden zu finden sind. Diese bildungs-politische Einrichtung erlebt, insbesondere seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, einen vermeintlichen Besucherzustrom. So stieg z. B. die Gesamtzahl der Museumsbesuche im Jahr 1988 auf 66,38 Mio. Besucher[1].

Mittlerweile unterscheiden wir eine Vielzahl von Museumsarten nach ihren Exponaten, Intentionen und Zielgruppen. Wir benennen Kunstmuseen, Historische Museen und Völkerkundliche Museen und bedienen uns der Begriffe Heimatkundliches Museum und Freilichtmuseum.

Vielleicht wissen wir auch noch, dass sich die Museen mit der Zeit aus verschiedensten Gründen heraus entwickelt haben.

„Im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte und insbesondere seit Beginn des

20. Jahrhunderts, hat sich das Museum von einer privaten, elitären, nur wenigen zugänglichen Einrichtung zu einer gesellschaftlichen allgemein anerkannten Institution gewandelt“[2].

Doch wo liegen die eigentlichen Ursprünge dieser Institution und welche maßgeblichen Entwicklungen haben sie im Laufe ihrer Geschichte vollzogen?

Aus welchem Grund sammelt ein Museum bestimmte Objekte, während ein anderes gänzlich verschiedene Gegenstände präsentiert?

All diese Fragen lassen sich erst anhand der Entwicklungsgeschichte des Museums wirklich verstehen.

Ziel dieser Ausarbeitung ist es daher, eben diese Entwicklungsgeschichte der ersten - insbesondere deutschen Museen - ausgehend vom frühen 19. Jahrhundert aufzuzeigen. Dabei soll auch den Vorgängern der traditionellen Museen, wie sie in den Kunstkammern der einzelnen Fürsten zu finden sind, Rechnung getragen werden. Sicherlich darf die deutsche Museumsentwicklung nicht losgelöst von der europäischen Entwicklung betrachtet werden, sondern muss im weiten europäischen Kontext gesehen werden. Daher wird es immer wieder nötig sein, diese Entwicklungen, insbesondere in Frankreich und England, mit zu erwähnen.

2. Zum Begriff “Museum“

Der Begriff Museum stammt ursprünglich aus dem griechischen Wort “museion“ und bezeichnete in der Antike den Sitz der Musen. So gab es z. B. im antiken Alexandria um 290 v. Chr. ein “musicon“, welches den Musen gewidmet war, in welchem die Gelehrtenelite die verschiedensten Wissensgebiete erforschte.[3]

Diese, von Ptolomäus I. gegründete Einrichtung umfasste neben der eigentlichen Bibliothek und ihrem Lesesaal auch Wohnräume und ein Observatorium für astrologische Studien. Das Museum, eines der ersten in der Geschichte, wurde allerdings ebenso wie ein Großteil Alexandrias, um 270 v. Chr. zerstört.

Im Laufe der Zeit wurde der Begriff “Museum“ schließlich immer weiter ausdifferenziert.

So wurden im späten Mittelalter mit einem Museum vor allem die sog. Naturalien- und Reliquienkammern, welche neben kuriosen Objekten insbesondere christliche Zeugnisse sammelten und aufbewahrten, bezeichnet. Vor allem in Kirchen und Klöstern wurden Manuskripte, Statuen und Heiligenrelikte ausgestellt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente der Begriff “Museum“ als Bezeichnung für eine Lesegesellschaft oder deren Gebäude. Aus diesen Leseclubs entwickelte sich das Museum als Treffpunkt des höheren Bürgertums zur „Zeitungslektüre, Diskussion und als Ort für künstlerische Veranstaltungen“[4].

Überdies führten in dieser Zeit etliche Zeitungen und Zeitschriften den Begriff “Museum“ in ihrem Titel.

Heute verstehen wir unter dem Begriff Museum eine äußerst komplexe Institution, so dass eine wirklich knappe Definition, welche allen Museen gerecht wird nur schwer vorstellbar erscheint. Daher wirkt es nur wenig überraschend, wenn im Laufe der Zeit immer wieder neue Definitionsversuche unternommen wurden.

So hat z. B. der Deutsche Museumsbund 1978 ein Museum als „eine von öffentlichen Einrichtungen oder privater Seite getragene, aus erhaltenswerten kultur- und naturhistorischen Objekten bestehende Sammlung, die zumindest teilweise regelmäßig als Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich ist, gemeinnützigen Zwecken dient und keine kommerzielle Struktur oder Funktion hat“[5] definiert.

Betrachten wir unser heutiges Museum, so herrscht überdies auch Einigkeit über die vier grundlegenden Aufgabenbereiche eines Museums: Sammeln, bewahren, forschen und vermitteln. Doch in der Gründungsphase der Museen gewichtete man diese klassischen Museumsaufgaben eindeutig auf den Bereich der Ausstellung von Objekten.

3. Die Kunstkammer als “Mutter aller Sammlungen“

Die Ursprünge unserer heutigen Museen sind zweifellos in der Renaissance zu sehen. Diese frühe Phase der Museumsgründungen in Deutschland lässt sich als fürstliche Gründungsphase bezeichnen.[6] In den sog. Kunstkammern wurden neben Kunstwerken vor allem völkerkundliche und naturkundliche Gegenstände gesammelt. Diese fürstlichen Museumsprojekte richteten sich, bis auf wenige Ausnahmen, überwiegend an das belesene und bildungsbeflissene Bürgertum, dem der Zugang zu den Museen bis dahin verwehrt blieb. Doch über die Renaissance hinaus sind auch noch frühere Museumsideen urkundlich.

So findet etwa die preußische Kunstkammer bereits 1579 in einem Schreiben des Markgrafen Joachim von Brandenburg Erwähnung.[7]

Schon in ihren Anfängen begann man mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Sammlungen. Es wurde nicht nur allerlei Kurioses gesammelt, sondern auch geforscht und systematisiert.

Ausgestellt und aufgehängt wurde aber alleine nach dem Geschmack des Souveräns. Hierbei verfolgten die Sammlungen insbesondere repräsentative Zwecke. „Als Insignien seiner der Herrschaft, die dem privilegierten Besucher Reichtum und Geschmack des Fürsten vorführten, verdeutlichten sie seinen politischen Machtanspruch“[8].

Doch die Ausstellungen der Fürsten dürften wohl auch der Förderung der jeweils landeseigenen Kunstproduktion gedient haben.

Dennoch taucht auch immer wieder ein ganz anderer Nutzen der Sammlungen auf, der nur wenig mit der „prachtvollen Illustration fürstlicher Vollkommenheit“[9] gemein hat. Denn in Zeiten der Not wurden oftmals Silber- oder Goldobjekte eingeschmolzen oder wertvolle Statuen gegen Soldaten und Waffen eingetauscht. Eine „der ersten Amtshandlungen Friedrich Wilhelms I. bestand im Verflüssigen von dreihundert Goldmünzen, später tauschte er marmorne Statuen gegen zwei Dragoner-Regimenter ein“[10].

Gerade die preußischen Herrscher betrachteten die Sammlungen ihrer Kunstgegenstände bis ins 18. Jahrhundert hinein oftmals als Finanz- oder Tauschmittel, nicht aber ausschließlich als autonome künstlerische Werke.

König Friedrich I. (reg.1688 - 1713) begleitete seine Großmachtambitionen mit einem gezielten Ausbau seiner Sammlung. Zudem trieb er den Ausbau der Kunstkammer durch eine Neuorganisation der Verwaltung voran. Auch die nachfolgenden preußischen Könige bauten die Sammlung der Kunstkammer immer weiter aus.

Vor allem in ihrer Sammlungsstrategie sollten die Berliner Museen auf lange Sicht konkurrenzfähig sein. Daher erfolgten in den kommenden Jahren zahlreiche bedeutende Anschaffungen.

Unter Friedrich Wilhelm I. (reg.1713 - 1740) gelangten die oranischen Gemälde, unter Friedrich dem Großen (reg.1740 - 1786) die Polignacsche Sammlung und unter Friedrich Wilhelm II. (reg.1786 - 1797) eine fränkische Münzsammlung in die Kunstkammer.[11]

Aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden durch die Fürsten sog. Musentempel errichtet, die neben den staatlichen Repräsentationsbedürfnissen auch die Bildung der Nation zum Zwecke hatten. In der Epoche der Aufklärung und im Zuge einer zunehmenden Verwissenschaftlichung und Spezialisierung aller Lebensbereiche entstanden im Umfeld des Bürgertums eigene, private Sammlungen.

In der Etablierungsphase der Museen um 1850 wurde bereits großer Wert auf eine umfassende und möglichst komplette Sammlung gelegt.

Es entstand der Begriff der “Universalsammlung“.

Dieser wiederum wurde in der Folgezeit nochmals unterteilt. Man „ging zu einer Trennung von Schausammlung und Studiensammlung über, um dem Publikum sowie den Forschern und Wissenschaften gerecht zu werden“[12].

Doch auch die Universalsammlungen blieben der breiten Masse der Öffentlichkeit zumeist noch verschlossen, wenngleich einige wenige schon im 18. Jahrhundert der Öffentlichkeit zugänglich waren, wie z. B. das 1759 in London eröffnete Britische Museum. Die Sammlungen der adligen Potentanten standen lediglich dem Standesumfeld offen – abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, wie etwa Goethe.[13]

Erst im Zuge der 1848er Bewegungen entstanden schließlich erste, wirkliche bürgerliche Museumsbauten durch private Vereine „zur Pflege von Kunst und Wissenschaft“[14], die breiten Besucherschichten zugänglich waren.

In diese Phase fallen auch die, auf die damaligen Volksbildungsbestrebungen zurückzuführenden, Gründungen von heimatkundlichen Sammlungen, Schulmuseen und sog. Pädagogischen Museen.[15]

[...]


[1] Vgl. Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 201

[2] Zitiert nach: Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 23

[3] Vgl. Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 23

[4] Zitiert nach: Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 181

[5] Zitiert nach: Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 25

[6] Vgl. Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 181

[7] Vgl. Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 16

[8] Zitiert nach: Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 16

[9] Zitiert nach: Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 17

[10] Zitiert nach: Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 17

[11] Vgl. Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 17

[12] Zitiert nach: Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 24

[13] Vgl. Hochreiter, W.: Vom Musentempel zum Lernort. Darmstadt 1994, S. 9

[14] Zitiert nach: Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 24

[15] Vgl. Jensen, G.: Idee, Konzeption und Nutzung von Schulmuseen. Regensburg 1990, S. 24

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte des Museums - Ursprünge im 19. Jahrhundert
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Fachbereich Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Lernen im Museum
Note
gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V33794
ISBN (eBook)
9783638341844
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hier erfahren Sie alles, was Sie schon immer über die Ursprünge unserer heutigen Museen erfahren wollten.
Schlagworte
Geschichte, Museums, Ursprünge, Jahrhundert, Lernen, Museum
Arbeit zitieren
Timo Mauelshagen (Autor:in), 2004, Die Geschichte des Museums - Ursprünge im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33794

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