Multimodales Stressmanagement. Konzeption von Maßnahmen am Beispiel eines Krankenhauses


Hausarbeit, 2016

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Das zu betrachtende Unternehmen
1.1 Rahmenbedingungen
1.2 Belastungsfaktoren

2 Befragung zur Stressbelastung

3 Maßnahmen im Rahmen des Multimodalen Stressmanagements
3.1 Strategien des Multimodales Stressmanagement
3.2 Multimodales Stressmanagement für Krankenschwestern

4 Überprüfung der Wirksamkeit
4.1 Der Untersuchungsplan
4.2 Evaluation und Qualitätssicherung

5 Abbildungsverzeichnis

6 Tabellenverzeichnis

7 Literaturverzeichnis

1 Das zu betrachtende Unternehmen

Im Folgenden werden zunächst die Rahmenbedingungen der heutigen Arbeitswelt bezüglich Stress und dem Stresserleben erläutert. In dem gegebenen Rahmen wird im Anschlussdas zu betrachtende Unternehmen vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein fiktives Krankenhaus. In einem nächsten Schritt werden Belastungsfaktoren bzw. Stressoren identifiziert und fünf Belastungsbereiche festgelegt. Zudem werden die Einflussfaktoren auf die verschiedenen Belastungsbereiche betrachtet.

1.1 Rahmenbedingungen

Die heutige Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten Wandel. Technisierung und Digitalisierung führen zu einer Arbeitsverdichtung und ständiger Erreichbarkeit. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels sind bereits in vielen Unternehmen spürbar (IFOK, 2010). Gleichzeitig lässt sich eine wachsende Stressbelastung bei den Arbeitnehmern erkennen. Dem Fehlzeitenreport 2013 ist zu entnehmen, dass die Krankheitstage, die auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind, seit 2001 eine Steigerung um 67% erlebt haben(Badura & Abeler, 2013). Viele dieser Erkrankungen lassen sich mit Stress am Arbeitsplatz in Verbindung bringen. Daher gewinnt dieses Thema immer mehr an Bedeutung und ist oft in Verbindung mit Depressionen und Burnout in aller Munde.

Die obige Ausführung hat die Funktion, die Wichtigkeit dieses Themas zu unterstreichen. In diesen groben Rahmen, der durch den Wandel beeinflussten Arbeitsverhältnisse, soll nun das fiktive Unternehmen eingebettet werden.

Bei dem zu betrachtenden Unternehmen handelt es sich um ein Krankenhaus der Regelversorgung in Schleswig-Holstein. Das Krankenhaus ist mit550 Planbetten ausgestattet. Es verfügt über die Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe. In dem Krankenhaus arbeiten 2.750 Personen in den Bereichen Medizin, Pflege, Hauswirtschaft, Verwaltung und Technik. Vor allem im Bereich der Pflege ist sowohl der Fachkräftemangel als auch der demographische Wandel deutlich zu spüren. Der Arbeitsalltag ist geprägt von Personalknappheit und dem Kostendruck des Gesundheitswesens. Aufgrund dessen und den Strukturen im Krankenhaus gibt es zahlreiche Belastungen, denen das Personal ausgesetzt ist. Diese sollen im Folgenden genauer betrachtet werden.

1.2 Belastungsfaktoren

Die Belastungsfaktoren, sind die Anforderungen und Bedingungen, die Stress auslösen, sie werden auch Stressoren genannt (Kaluza, 2015, S. 7). An dieser Stelle soll kurz auf den Begriff Stress eingegangen werden. Denn im eigentlichen Sinne setzt sich Stress aus drei Faktoren zusammen. Zum einen aus den Stressoren, die Bedingungen, Anforderungen oder Situationen, die von außen auf das Individuum einwirken. Zum anderen aus den eigenen stressverstärkenden Gedanken und zu guter Letzt aus der Stressreaktion. Die Stressreaktion bezeichnet die Aktivierung des Körpers z.B. erhöhter Blutdruck und verminderte Verdauungsaktivität. Evolutionär betrachtet stellt sich der Körper auf Flucht oder Kampf ein. So ist die Stressreaktion in diesem Sinne gar lebensrettend. Eine andauernde Stressbelastung, wie sie häufig in unserem Alltag auftritt, ohne einen Verbrauch der bereitgestellten Energie und anschließender Entspannung, führt auf Dauer zur Krankheit. Da der Mensch den größten Teil des Tages arbeitet, ist es gerade in diesem Umfeld wichtig Stressoren zu identifizieren, zu mindern oder auch zu beseitigen. Folgend geht es um die Identifizierung solcher Stressoren im Setting Krankenhaus.

Aufgrund der zahlreichen Arbeitsfelder und unterschiedlichen Tätigkeitsprofile gibt es in einem Krankenhaus mannigfache Belastungen. Da die Arbeit der Krankenpfleger sowohl psychisch und auch körperlich sehr anspruchsvoll ist, soll diese Berufsgruppe im Fokus dieser Arbeit stehen. Die ohnehin sehr fordernde Arbeit wird durch zusätzliche Belastungen, die der Berufsalltag im Krankenhaus mit sich bringt, noch erschwert.

Diese Belastungen werden im Folgenden definiert. Wobei keine klare Abgrenzung der Faktoren möglich ist. Das Krankenhaus ist viel mehr als ein großes System von Zahnrädern zu verstehen, die alle in einander greifen und sich gegenseitig beeinflussen.

Zeitdruck

Dieserwird hier an erster Stelle genannt, da die folgenden Stressoren im Endeffekt wieder zu einem Zeitdruck führen. Die Anzahl der Patienten, die eine Pflegekraft betreuen muss, steigt stetig. Grund dafür ist nicht nur der Fachkräftemangel sondern auch der Kostendruck im Krankenhaus und die steigende Anzahl der (älteren) Patienten. Dadurch hat die Pflegekraftweniger Zeit für jeden einzelnen Patienten und kann den Anforderungenund Bedürfnissendieser gar nicht gerecht werden. Die Schwierigkeit ist, dass viele der Pflegekräfte, Tag für Tag, dennoch versuchen diese Anforderungen und Bedürfnisse zu erfüllen. Hinzukommt, dass die Patienten zum Teil sehr fordernd sind und die Pflegekräfte ihre Unzufriedenheit auch spüren lassen. Das Gefühl sich vierteilen zu müssen ist bei vielen Pflegekräften vorherrschend.

Beispiel: Krankenschwester X hat für die morgendliche Versorgung der vier Patienten in einem Zimmer mit vier Betten sechs Minuten Zeit.Das sind nicht mal zwei Minuten pro Patient. Das Wissen, dass die Zeit nicht ausreicht um den Patienten optimal zu versorgen ist bereits eine Belastung. Die Patienten haben aber zusätzlich noch Fragen, Beschwerden oder sonstige Anliegen, sodass der knappe Zeitplan durcheinander kommt. Diese Verzögerung zieht sich über die gesamte Station weiter. Die Belastung durch den Zeitdruck wird somit noch größer.

Die Einflussfaktoren auf diesen Belastungsfaktor sind zugleich auch die nächsten Belastungsfaktoren: Schnittstellen, Information/ Dokumentation und Kommunikation und der Fachkräftemangel.

Schnittstellen

In einem Krankenhaus ist es notwendig, dass alle Bereiche Hand in Hand zusammen arbeiten, hierzu zählt das Pflegepersonal und die Ärzte aber u.a. auch diese, die im Labor oder in der Radiologie arbeiten. Wie gut ein jeder seinen Job macht, ist ausschlaggebend dafür, wie gut der andere seinen Job machen kann. Diese Abhängigkeit kann, wenn sie nicht funktioniert, als Stressor betrachtet werden. Ein Stressauslöser wäre beispielsweise das Warten auf Ergebnisse aus dem Labor. Bei einem CT muss Kontrastmittel verabreicht werden, dieses wird über die Nieren ausgeschieden. Bevor dem Patienten das Kontrastmittel gegeben werden kann, muss der Kreatinin-Wert bekannt sein. Kommt es zu Verzögerungen im Labor, führt dieses zu Verzögerungen im gesamten Behandlungspfad. Es wird "krampfhaft" versucht diesen Zeitverlust aufzuholen. Hinzu kommt in diesem Fall die Unzufriedenheit von wartenden Patienten, die ihren Frust gegenüber den Pflegekräften kundtun. Dieses wiederum, verstärkt das Gefühl der Mitarbeiter, den Patienten nicht gerecht werden zu können und wird zu einem weiteren potentiellen Stressauslöser.

Ein wichtiger Einflussfaktor ist das Betriebsklima, die Unternehmenskultur, die Beziehungen der Arbeitsbereiche und Abteilungen untereinander aber auch der im Folgenden erläuterte Belastungsfaktor:

Information, Kommunikation und Dokumentation

Da auf die Kommunikations- und Informationsstruktur vom Individuum nur schwer Einfluss genommen werden kann, werden Probleme in diesem Bereich als sehr belastend empfunden. Ein konkretes Beispiel ist in diesem Fall der Übergang zur papierlosen Dokumentation. Der Anspruch ist, alle Patientendaten und –akten digital zu erfassen. Die finanziellen Mittel reichen nicht aus, um eine direkte digitale Dokumentation am Bett des Patienten zu ermöglichen. Bspw. durch portable PC´s oder mit Hilfe von Tabletcomputern. Diese Tatsache führt dazu, dass eine doppelte Dokumentation erfolgt. Zunächst schriftlich auf Papier, diese Aufzeichnungen müssen dann in das Computersystem übertragen werden. Das ist zeitaufwändig und diese Zeit fehlt dann beim Patienten. Aufgrund der Schichtarbeit ist eine lückenlose Kommunikation äußerst wichtig. Beim Schichtwechsel müssen alle, für die nächste Schicht relevanten, Informationen weitergegeben werden. Meistens erfolgt der Schichtwechsel unter Zeitdruck, sodass es im Schichtverlauf zu Fragen oder Schwierigkeiten aufgrund unzureichender Information kommt. Das Beheben der Unklarheiten oder die doppelte Verrichtung von Aufgaben führt wieder zu einem Mangel an Zeit und einer erhöhten Belastung.

Einflussfaktoren sind die Kommunikations-und Informationsstruktur an sich aber auch das Verhältnis der Kollegen untereinander.

Fachkräftemangel

Im Krankenhaus herrscht in vielen Bereichen ein Fachkräftemangel. In diesem Beispiel wird lediglich auf den Fachkräftemangel in der Pflege eingegangen. Dieser ist, unter anderem, der Grund dafür, dass der Verteilungsschlüssel, Patienten pro Pfleger, sich verändert hat.Im Schnitt betreut eine Pflegekraft 11 Patienten (Heine, 2015).

Hinzukommen etliche Überstunden die abgeleistet werden müssen, um den Fachkräftemangel aufzufangen. Der Arbeitsanfall ist hoch, die Arbeitszeit lang. Auch dieses führt zu einer hohen Belastung die Stress auslösen kann. Zu nennen istan dieser Stelle auch, dass es fast unmöglich ist ungestört Pause zu machen. Die Bedürfnisse von Menschen haben keine Pausen. So kommt es während den Pausen stets zu Unterbrechungen, durch Kollegen die Hilfe benötigen oder direkt durch den Patienten. Viele Pflegekräfte lassen ihre Pausen grundsätzlich ausfallen.Es kommt zu einen Ungleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung.

Überforderung

Ein weiterer Belastungsbereich ist die Überforderung, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt, von denen auch schon einige genannt wurden.

Der demographische Wandel führt u.a. dazu, dass die Pflegekräfte sich um zunehmend ältere und multimorbide Patienten kümmern müssen. Dieses erfordert mehr Zeit, dadiese oft dement sind und eine aufwändigere Betreuung benötigen. Die Krankenpfleger müssen in diesem Fall zugleich auch Altenpfleger sein. Es muss sich bewusst gemacht werden, dass dieses verschiedene Ausbildungsberufe, mit unterschiedlichen Schwerpunkten sind. Zu dem zeitlichen Mehraufwand kommt noch eine fachliche Überforderung hinzu – und das unter extremen Zeitdruck.

Der hohe Arbeitsanfall, die vielen Überstunden, das Fehlen von Pausen und Regenerationszeiten sowie die Grenzen der Planbarkeit durch Notfälle, Arbeitsunterbrechungen und kurzfristige ärztliche Anordnungen führt zu einem Gefühl der Überforderung.

Auch die Nachtdienste werden häufig als belastend empfunden. Im Nachtdienst trägteine Pflegekraft oft die alleinige Verantwortung auf der Station. Bei Notfällen oder kritischen Situationen ist diese auf sich gestellt und muss wichtige Entscheidungen alleine treffen.

Um das Ausmaß der tatsächlichen Stressbelastung der Krankenpfleger messen zu können, soll eine Befragung zur Stressbelastung durchgeführt werden.

2 Befragung zur Stressbelastung

Im Folgenden wird ein Verfahren zur Messung der Stressbelastung des Pflegepersonals gewählt und vorgestellt.

Dass es in dem gewählten Unternehmen eine Vielzahl an Stressoren gibt, ist deutlich geworden. Daher soll in der Befragung nicht das Vorhandensein von Stressoren abgefragt werden, sondern die subjektiv empfundene Stressbelastung. Als Grundlage dient das Stressmodel von Lazarus(1966). Nach diesem Ansatz wird davon ausgegangen, dass erst die kognitive-emotionale Bewertung des Stressors eine Stressreaktion auslöst.

So kann es durchaus sein, dass für eine Krankenschwester der große Arbeitsanfall als Herausforderung und motivierenden Ansporn wahrgenommen wird (Eu-Stress), für eine Andere aber diese Situation enormen Stress und ein Gefühl von Überforderung hervorruft (Dis-Stress). Ob die genannten Stressoren eine Stressreaktion beim Pflegepersonal auslösen, soll daher mit dem Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS) überprüft werden. Da die Problematik des Fachkräftemangels, des Zeitdrucks und auch der Schnittstellen andauernd ist, bietet sich dieses Instrument an, da der Fokus auf einer chronischen, andauernden Stressbelastung liegt. Es wird nicht nur die Arbeitsbelastung sondern bspw. auch die soziale Überlastung abgefragt. Gerade in sozialen Berufen wird hier eine stärkere Belastung erwartet als bei der Norm.

Es handelt sich um das einzige deutschsprachige Instrument zur Erfassung von chronischem Stress (Wiedebusch, 2006).

Im Folgenden soll das TICS steckbriefartig vorgestellt werden:

Tabelle 1: Steckbrief des Trierer Inventars zum chronischen Stress

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (BAuA, 2015)(Testzentrale)

Es wird zunächst ausschließlich das Pflegepersonal befragt. Das genaue Vorgehen der Untersuchung wird in Kapitel 4 anhand des Untersuchungsplans detailliert erklärt werden. Auf Grundlage der Ergebnisse werden Maßnahmen im Rahmen des multimodalen Stressmanagements abgeleitet und entwickelt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Multimodales Stressmanagement. Konzeption von Maßnahmen am Beispiel eines Krankenhauses
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
21
Katalognummer
V337893
ISBN (eBook)
9783668272996
ISBN (Buch)
9783668273009
Dateigröße
633 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stressmanagement, Gesundheitsmanagement, BGM, Betriebliches Gesundheitsmanagement;, Krankenhaus;, Krankenpfelge
Arbeit zitieren
Janine Bannick (Autor:in), 2016, Multimodales Stressmanagement. Konzeption von Maßnahmen am Beispiel eines Krankenhauses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337893

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